Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, November 17, 1840, Image 1

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    Zz oadi N A, Venn. Gedruckt und berauöqeqebctt von Artl e l d Pllwe l! e, l>i der Cren Strasse, Ecke der Cberw Aliens e h in' 6 Wuchst u6's?c.f siegenli^r'
Jahrgang 2.
n.-Der Alber.lle Moll.icltter erscheint jeden Dienst.ig auf einem grossen M!i flwnen vettern gedruckt. Der Subseriptioiis-Preis ist Ei n T h le r des Jahrs, wrlcber in halbjähriger Vorausbe-
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Der slulge K^ker.
Ein schKn gefleckter Ziperkatcr,
Den Kaum sein Aller mündig sprach,
Ward stlon ein Jäger, wie sein Vater,
lind stellte frisch den Mäusen nach.
Er folgte der gemeinen Weise
Des Räubere' Lohn wird gern ein Dieb;
Das Wö.'fchen fühlt des Wolfes Trieb;
Ein junger Kaier wärget Mäuse.
Schon that der junge Herr so keck,
Eo trotzig wie einst Gkanderbeg.
Sein Hirn war voller Maus' und Ratten,
Die seine Klauen noch nicht hatten.
Wer ihn die Zähne wetzen sah.
Der hatie sicherlich geschworen,
Der Ratten Untergang ist da,
Und alle Mäuse sind verloren !
Schon überwog die Nacht da? Land,
Der Thau wusch die bestäubten Fluren,
Als unser Held noch keine Spuren
Des längst gesuchten Wildbräts fand.
DaS Feuer, welches ihn erhitzte,
Ging durch dies Warten merklich aus;
Er rot) und hörte keine Maus,
So sel,r er Nas und Ohren spitzte.
Noch saß und putzt' er sich das Kinn,
Da schlich ein Wiesel bei ihm hin.
Was suchst du ? sprach der Kater leise.
Ich suche, war die Antwort, Mäuse. —
O weh, theil' ich die Jagd hier noch
Mit diesem schlauen Rattenfänger,
So nährt sie mich für wahr nicht länger!
Eo seus;t er bei sich selbst und kr oh,
Mißmüthig schon vor langer Weile,
Bis unter das bemosre Dach.
Dort sich und lauschte lunfer Eule.
Lchay, fragt er, bist du auch noch wach?
Ja, heult die lirupp ge Sibylle,
Hier wart ich »och in aller Stille,
Auf einen kleinen Abendschmaus.
Worauf denn, Kind ? —Aufeinx Maus.
Verwünschtes Unthier! brummt der Kater,
'Und springt hinunter auf den Mist.
Ein Igel sitzet hier und frißt.
Glück zur Mahlzeit l Alter Vater,
Was schmeckt dir noch ror Nacht so gut?
! Ein Mäuschen, sprach er, ist mein Essen.
.Ha, daß tu nn'cht'st Kohlen fressen !
Denkt Murner und verliert den Muth.
In diesem Hof ist nichts zu naschen ;
Hinaus ins Feld Vielleicht ist dort
Noch eine Feldmaus zu erhaschen.
In dieser Hoffnung trabt er fort
Und steht den Fuchs hier aus der Haide
Mit Fluchen durch das Brachfeld gehn.
Aus Neugier bleibt der Kater stehn
Und fragt: was that man dir zu Leide?—
toller Streich begegnet mir,
Versetzt der Fuchs,; ich finde hier
Tin ganzes Nest, roll fetter Mäuse,
Das spar ich bis icb hungrig bin;
Toch da ich nach dem Holze reise,
So fliegt der Schelm, der Sperber, hin
liav stiehlt mirö.—Ohne mehr zu hören
Fängt Murner stracks an umzukehren.
Slch, sprach er, wenn so Viele sind,
Die nach dem Mäusefleische streben,
Was hoff ich noch, ich armes Kind,
Von diesem Handwert auch zu leben!
Zndcm er dieses bei sich dachte,
Erhascht er eine Maus im Gehn ;
Zill Gluck, das zum Entschluß ihm brachte
Lon dieser Jagd nicht abzustehn.
5r that in Kurzen» Heldenthaten
llnd ward dabei bald nmd und fett.
Zs ging ihm, unter uns gered't,
Wie einst in Rom den Advokaten.
Artikel»
Nützliche Winke an juuge Lai.swirchc
Betrachte deinen Stand als den erha»
bensten und wichtigsten: aber erhebe dich
nie darüber, und schäme dich nicht vor den
Schurz und dem ArbeitSkleid.
Mache es dir »ur festen Regel, ein Ge
lchäft niemals auf Morgen zu verfchie
wenn du eS heute thun kannst.
daS Frühjahr einbricht, und
auS de» Boden ist. so finde dich
Ausbesserung deiner Fensen.
Und Berks, Montgomcry und Echuyltill C umtics allgcmcincr An^cigcr^^
Säe nicht mehr Land aus, als du gul
dünnen und gut bauen kannst.
Miethe niemals einen Mann, um et
was zu machen, wenn du es selbst machen
kannst.
Halte nicht mehr Vieh, als du in gu
tem Stande erhalten kannst, und siehe zu
daß du die beste Art hast.
Mache niemals eine Schuld, wenn du
keine gute Aussicht hast, dieselbe zur be
stimmten Zeit wieder zu bezahlen.
Trage nie deine Noten bei dir im Ta
schenbuch.
Halte einen Draht (Feil) um deineNo
ten, Quittungen, BillS, Briefe ?c. darin
aufzubewahren-
Halte ein kleines ErinnerungSbuch mit
deinem Stohrhalter, in welches du ihm
jedesmal den Kauf oder Werkauf selbst
eintragen läßt.
Halte deine Werkzeuge an ihrem rech
ten Orte, und immer in gutem Stande.
Anstatt einenßegentag im Brantweins-
Hause zuzubringen, bessere solche Dinge!
auS, weläze es nothwendig haben, oder
bringe deine NechnungSbücher inOibnung.
Verbrauche keine Zeit zum Fischen und
Jagen, wenn du nothwendigere Geschäfte
zu thun hast.
Wenn du Kinder hast, so sehe täglich
nach, welche Fortschritte sie täglich in der
Schule machen, muntere sie zum Lernen
auf, und unterrichte-sie selbst auch, wenn
du kannst.
Schicke deine Kinder nie zu einen schlech
ten Schullehrer, wenn er seine armseligen
Dienste auch um geringen Lohn anbietet.
Treibe du die Arbeit, und laß nicht die
Arbeit dich treiben.
SniX'lldau.
Der schrankenlose und wilde Spelula
tioi'Sgeist, welcher in dieser noch jungen
Republik bei öfteren Gelegenheiten sein
fatales Unwesen getrieben, und zur Ver- z
zerrung unserer innern Angelegenheiten
den sichern Weg gebahnt hat, hat auch
dem Seidenbau aufS Haupt
Bei näherer Untersuchung findet man je
doch, daß es der durch den Mißbrauch von
Individuen in der blosseil Maulbeerbaum-1
Speculation erweckte Vorurtheil der öf-!
fentlichen Gesinnnng ist, welcher dem Sei-!
denbau daS Haupt niederschlägt. ES ist
der menschlichen Natur eigenthümlich, und
scheint dem Amerikaner vorstechend charac-!
teristisch zu werden, von einer Extreme in
die entgegengesetzte geworfen zu werden.
Die Ursache hiervon liegt an Mangel von
(Lharacterfestigkeit des allgemeinen Volks,
das zwar nach äusserer Form frei und u»
abhängig ist, aber ebendeswegen, und weil
es sich nicht frei und selbst zu denken er
laubt, um so leichter ein blosses Werkzeug
grundsatzloser Demagogen ist, die sich in
beiden Extremen befinden; und der Kampf
besteht immer zwischen diesen getheilten
und entgegengesetzten Demagogen, wer daS
Volk zum größten Narren machen, und zu
wem seinen Interessen man es als Werk
zeug gebrauchen kann. So verhält eS sich
wenigstens in der politischen Welt; und
mit ihr war die vor einiger Zeit geborste
ne Maulbeerbaum-Speculation sinnver
wandt. Da die Aussichten versprachen,
daß der Seidenbau ein Stapel amerikani
scher Erzeugnisse werden dürfte, er an sich
selbst aber nie einem überlegenden Gemü
the eine Speculation versprach, so stürm
te eine Horde Speculanten in daS Inte
resse des Seidenbaues, wie sie vorgaben,
aber in Wirklichkeit wenig um sein Schick
sal gaben. Nicht der Seidenbau, sondern
eine Speculation tn Maulbeerbäumen, u.
das Volk zum Narren zu machen, ihm ei
nen Thaler für jedes Morus MulticauliS
Bäumchen abzunehmen, war ihr Zweck;
sie erreichten ihren Zweck > und die Wir
kung die es auf den Seidenbau hat, ist be
kannt—nemlich daß diejenigen, wo nicht
durch bas Maulbeer-Maniain seiner Ers
t zu NMren geworden sind, sind es
"LVilliz; zu und olnie Furckt zu tadeln."
Dienstag den 17. November
in der Nachwirkung geworden, indem sie
den schuldlosen Seidenbau so gehässig an
sehen wie die Gespenster einer Vereinig
ten Staaten Bank und unabhängigen
Schatzkammer. Drß der Seidenbau in
diesem Lande getrieben werden kann, daß
wir so gute Seide machen können wie ir
gend in einem andern La'i'oe gemacht wird,
daß wir sür unsere eigene Konsumtion hin
länglich genug bauen können, sind Wahr-
Heiken, die trotzdem Ungestüm, den eine
verkappte Manlbeerensucht gegen den
denbau erweckt hat, noch unwiderlegt und
fest da stehen. Nicht biS diese mit ver
nünftigen Gründen widerlegt werden kön
nen, sollten diejenigen, welche im Seiden
bau angefangen haben,von ihrem loblichen
Unnrnehmen nicht abstehen- (EereS.
Zur Uiileihaluuig und
Die Negerin.
Johanna war die Frucht der Liebe der >
schönen Lern, einer schwarzen Sklavin, und!
des edlen Äruythoess, eines angesehenen
Pflanzers auf Surinam. 'Aber Eery ge-
Horte nicht ihren, Liebhiber, sondern dem
gefühllosen Besitzer der Plantage Faueon
berg. Herr Krunthoef bot jenein tausend
Pfund Sterling für die Freiheit seines
MädchenS ; der Unmensch hatte aber kein
Ohr dazu. Der Schmerz, diese fortdau
ernd in Fesseln zu seheu, brachte den red
liehen Liebhaber um seinen Verstand und
gleich darauf um sein Leben. Die Gerech
tigkeit deS Himmels aber schwieg indes
sen hierzu nicht. Die Tyrannei deü Herrn
der Eery hatte alle seine Sklaven empört;
sie entliefen. Der Bösewicht ward zu
Grunde gerichtet; All-.S siel seinen Gläu
bigern zu; seine gute Frau nahm sich der
unglücklichen Johanna an, behandelte sie
edel und gab ihr eine gute Erziehung.
Hier war eS, wo der Englander Sted- i
man sie sah. Die Natur hatte an der
schönen ansehnlichen Gestalt dieses fünf
zehnjährigen Mädchens verschwendet, und
sie durch Sittsamkeit und Bescheidenheit
erhöhet. Jeder Blick, der sich auf sie hef
tete, färbte ihre, obgleich bräunliche Wan
ge. Das Feuer des grossen sch earzen
kluges ward durch höchste Sanstmuth ge
mildert; daS dunkle lockige Haar wallte
um den schönste» Kopf; den etwas zu sehr
hervorragenden Mund verschönerten zwei
Reihen perlengleicher Zahne. Dennoch
war dies bei weitem der geringere Werth
der von Stedman geliebten. In dem
treulichen Körper wohnte die gesühlvollste
und edelste Seele, StedmauS männliche
schöne Gestalt nal>m das Mädchen ein, er
war so glücklich, sich von ihr auf das hef
tigste geliebt zu sehen. Mehr als einmal
wagte sie ihr Leben für ihn. Ansteckende,
faulende Krankheiten rafften täglich in dem
HoSpitale viele Menschen hinweg. Jo
hanna blieb in dieser äussersten Gefahr
Tag und Nacht die Wärterin ihres Ge
liebten. Indessen schien ihre ängstliche
Sorge umsonst zu sein. Schon legte man
ihn auf daS Stroh, man nahm bereits das
Maß zu seiner Todtenlade; nur die treue
Jahanna verließ die vermeinte Leiche nicht,
sie ahnete noch einige Spuren des Lebens.
Stundenlang rieb sie die Schläfe mit schar
fem Essig, umwickelte die erstorbenen Glie
der mit darein getauchten Tüchern, und es
gelang ihr endlich, einige Tropfen warmen
Wein in den Mund zu bringen. Das Le
ben kehrte zurück. Der erste Athemzug,
welch ein Moment! Und der erste Blick!
dem Tode entrissen, und in den Armen der
Geliebten! Ein ohnmächtiger Händedruck
und eine die Wange hinabrollende Thräne
waren mehr als Beredsamkeit. Fast aber
hätte dieS edle Mädchen ihre Treue mit ih--
rem eigenen Leben gebüßt. Die Anstek.
kung ergriff sie selbst, und nur nach schwe
rem Leiden entging sie dem Tode. Den
noch wies sie Alles zurück, wodurch ihr Ge
liebter seine Dankbarkeit beweisen und sie
aufheitern wollte. Er schenkte ihr für 20
Pfund Sterling Putz und Geschmeide.
Wie erstaunte er, diese Summe gleich dar
auf auf feinem 2 lsche zu finden. DaS
redliche Madchen war mit de» Geschenken
zu den Kaufleuten zurückgegangen, hatte
sie eurch Bitren und Zulege» vv» dem Ih
rige» vermocht, die Waare gegen baarAeld
wiederzunehmen. "Nein, Stedman! sagte
sie, Sie sind nicht reich; ich bin durch Ihre
sucbe reichlich belohnt; für Sie bedarf ich
keines weitern Schmucks, für Andere aber
durchaus nicht."
Schon früher war der Engländer dar
auf bedacht, seiner Geliebten die Freiheit
zu erkaufen ; man denke sich nun. wie die
ses großmüthige Benehme» seine Sorgfalt
dafür erhohete. Sie hatte ihn durch ei
nen schönen Knaben zum Vater gemacht;
er sann jetzt innig daraus, siealS die Sei
nige mit nach Europa zurückzuführen.
Johanna fühlte den ganzen Werth dieses
Glückes, aber sie fühlte auch schon den bit
kern Neid, mit welchem die Europäerinnen
sowohl als die Eingebornen der Kolonie
auf sie hinsahen. Nach tausend Hinder
nissen und Kränkungen ward endlich Jo
Hanna nebst ihrem Sohne frei. Allein
keine Ueberredung vermochte sie, ihrem Ge
liebten nach Europa zu folgen. "Nach
Europa folge ich Ihnen nicht, St.dman !
dort wäre ich Ihnen zur Last. Ihre Fa
milie würde Ihnen viele Vorwürfe machen;
sie würde sich durch mich beschimpft hal
ten, und dies verdiene ich nicht. Obgleich
nur als Sklavin geboren, schlägt doch in
meiner Brust sicher ein so edles Herz, als
in der Brust irgend einer Europäerin.
Lassen Sie mich hier bei denen, die mich
schätzen, weil sie mich kennen ; ewig dau
ert meine Liebe und Dankbarkeit für Sie."
llnd hiernach blieb sie unbeweglich.
Der erschütternde Augenblick der Tren
nung warf sie indessen ohnmächtig zu Bo
den, und nachmals in Schwermuth. Sie
blieb ihren zu großmüthigen Aufopferun
gen treu ; aber sie überlebte die Trennung
nicht lange. Sei eS Kummer oder Gift,
das ihr die Scheelsucht gab; diese helden
mütige Frau starb bald nachher im neun
zehnten Jahre. Jeder, der sie kannte, be
weinte sie. Der Sohn kam hierauf nach
Europa, ward in England für die Marine
erzogen, und blieb, nachdem er sich im spa
mschenKriege rühmlichst ausgezeichnet hat'
te, als SceOfsizier auf der Höhe von Ja
maika.
Verstand ig er Rat h.
Ein Ehepaar, daS drei Kinder erzeugt
hatte, wollte sich scheiden lassen, und es
entstand ein schwer zu schlichtender Streit
über die Theilung der Kinder unter Mann
und Frau. Die Uneinigen legten endlich
einer alten Tante ihren Zwist zur Ent
scheidung vor.
Die alte Matrone hörte sie an, schüttel
te den Kops, und sagte dann nach einigem
Nachsinnen: "Der Sache ist leicht abzu
helfen. Es ist ja nur ein Bedenken dabei,
daß sich drei Kinder nicht gleich theilen las
sen. Dem könnt Ihr leicht abhelfen ; geht
nach Hause erziehlt daS vierte, dann ist
die Theilung leicht."
Ueber diesen Einfall mußte daS Ehe
paar lachen, und söhnte sich wieder aus.
Das Korallenriff.
Wenn die bei der Ebbe zurücktretende
See daS Korallenriff- (Korallenfelsen)
trocken liegen laßt, so erscheint dasselbe
als ein äusserst harter und rauher Fels;
aber sobald die Fluth wieder steigt und die
Wogen eS bespülen, so begeben sich Milli
onen Korallenwürmer, die zuvor unsicht
bar waren, auS ihren Löchern nach der O
berstäche des Wassers. Die Thiere sind
von sehr verschiedener Form und Grösse,
und so wunderbar zahlreich, daß in Kur
zem der ganze Fels lebendig und in Be
wegung zu sein scheint. Der gewöhnlich
ste Wurm bei den Lustschu-Inseln,derdie
Form eines Sternes hatte, war mit vier
bis sechs Zoll langen Arme» versehen, die
er mit unglaublicherGeschwindigkeit,wahr
scheinlich Futter suchend, nach allen Sei
ten bewegte; andere konnte man dagegen
ihrer Schwerfälligkeit halber für einen
Ro. 11,
Tbeil des Felsens halten; letztere waren
insgeirein von schwarzer Farbe, und Mas
sen -t biS 5 Zoll in der Länge, und 2 bis 3
Zoll in der Dicke. Brach man ein Stück
vom Felsen an einer Stelle, den bloß daS
Hochwasser erreichte, so war dasselbe har
ter Stein, brach man es von einer täglich
d.-r Fluch ausgesetzten Stelle, so fandman
es voll Würmer von verschiedener Farbe
(meist hellgelb, zuweilen blau) und Grös
se, wovon einige so dünn wie ein Faden,
und mehrere Fuji lang, andere nicht über
zwei Zoll lang waren, und den Schnecken,
Krebsen oder Krabben glichen- Das Ko«
rallenriff erhebt sich in der Form eines rie»
senhaften Blumenkohls; es hört auf, in
die Höhe zu wachsen, so wie es nicht mehr
von der Fluth bespült wird ; dann wächst
es aber in die Breite, indem die Würmer
immer wieder von Neuem daneben ihren
senkrechten Bau aus der Tiefe aufzufüh«
ren beginnen Dadurch wird die Schiff«
farth in diesen Gewässern so unsicher;
einmal verändert sich der MeereSgrund
unaufhörlich, und dann sind die Wände
der Nisse so schroff, daß das Schiff an«
stö'st, ehe das Senkblei ein Abnehmen der
! Tiefe wahrnimmt.
Sonderbares Leg ra b»i l?.
In Farlaycarth in der Nähe von Bath
in England sieht man die flüssigen Mu
mien von dem letzten Grafen von Hun
tingdon und seiner Familie-
Die Sarkophage, welche sie enthalten,
bestehen aus sehr schöne» weissen, die Dek«
kel aus schwarzem Marmor; aufeinemist
der Graf, liegend, mit gefallenen Hän
den, auf einem andern die Gräfin auSge»
hauen ; ausser diesen stehen noch fünf an
dere Sarg?, worunter zwei sehr kleine für
Kinder, in derselben Gruft. Die Flüssig
keit, in welche diese Körper verwandelt
sind, ist in einer bleiernen Kufe, die oben
ein Loch hat, damitman den braunen Saft
sehen kann. Die Art und Weise, wie die»
se Leichen in Flüssigkeit aufgelöst wor
den, ist nicht bekannt, denn der Gedanke
wurde schon vor mehr als zweihundert
lahren ausgeführt. Merkwürdig ist, daß
Einige, welche diese Begräbnisse in Augen
schein genommen, sich haben überwinden
können, den Finger in diese Kufe zu tau«
chen, und dieses abscheuliche Gebreu zu ko
sten, um dadurch auf die Spur zu kom
men, wie es hervorgebracht worden; aber
auch diese Neugier ist ohne Erfolg geblie
ben.
Wandernde Berge.
Auf den Küsten von Flandern, von der
Normandie, Bretagne, Guienne, Gascog
ne, und überall, wo es Sanddünen giebt,
bemerkt man eine sonderbare Näturerschei«
nung, nämlich wandernde Berge oder
Sandhügel. Es erheben sich Hügel von
feinem Sande, wohl an 50 Fuß hoch, be«
wegen sich regelmässig weiter, und schrei
ten jährlich zehn bis zwölf Fuß vorwärts.
Bei dem Dorfe Oponterengiebt es solcher
Sandhügel mehrere. Man hat ihren
Gang erst seit VOJahren bemerkt. Wäh
rend dieser Zeit haben sie in der Richtung
Süden nach Norden zwanzig Acker
Landes zurückgelegt. Nichts vermag die«
se wandernden Hügel aufzuhalten und die
Eigenthümer der Ländereien sind diesen
Reisenden ziemlich abhold, weil sie ihnen
die Aecker verderben. Alle Versuche, sie
aufzuhalten, sind fruchtlos abgelaufen.
Der Wind ist die Ursache dieser sonderba
ren Erscheinung. Die Benediktiner im
Landesdepartement mußten, dieser Hügel
wegen, ihr Kloster verlassen, denn die
Dünen waren über den Bach geschritten,
der vor ihrem Kloster vorbeifloß, waren
dann über die Mauern des Kirchhofs ge
stiegen, und häuften sich nun gegen die
Kirche so an, daß dieselbe beinahe verdeckt
ward, und es wohl völlig sein wird.
Unweit der Stadt St. Paul de Le»a
im Departement der Nordküsten, h»be„