Auf den Spuren der Normannen. Was nach Wiederherstellung des Friedens die Touristen unwidersteh lich nach Palermo, der Perle Sizi liens hinziehen wird, ist neben einer paradiesischen Natur, jene herrliche Kunst, welche die Herrschaft der Nor mannen in friedlichen Zeiten dieser Di- des KapuziiicrNostcrs reichen und doch so armen Insel ge schenkt hat. Die Dome von Palermo. Monreal« und Gefalu. die Kirche der Martorana, von San Cataldo und die Cappella Palatino finden kaum ihresgleichen unter all dem, was in jenen Zeiten im christlichen Abend land geschaffen ist. Arabisch - sara zenisch war der Boden, auf dem Pa lermos Kunst, geschmackvoll und mit feinem ästhetischen Gefühl, sich ent wickelte. Normannengeist brachte jene neuen Elemente, durch deren Vereini gung jene eigenartige Kunstbetäti gung entstanden ist, deren Hinterlas senschaft uns heute fast wie ein ver steinertes Traumbild vergangener, ro- mantischer Zeit erscheint. Die Kastelle der Kuba und Zisa sind Zeugen da von, welche Kunst die Normannen nach Besiegunz der Araber und der sich bald unter dem Gepräge, welches die neue Kunst der nordischen An-' lömmlinge ihnen ausdrückte. Kühn und unternehmend, wie die' Normannen bei ihren abenteuerlichen, Fahrten waren, suchten sie völlig neue Pfade auf wie das Volk der Phöni zier und so ist auch ihre Kunst ei genartig, machtvoll und trutzig. Ihre ernste Natur erfreute sich vor allem an dem schönsten Schmuck der Gottes häuser, an den mit Marmor umzoge nen, feierlich glänzenden Goldmosai ten. Gerade diese, für ewige Zeiten be rechneten Denkmäler sagten so recht ihrem Sinne zu, und wenn ihre Kunst es auch nie zu klassischer höhe gebracht hat, so haben sie doch Großes, Unver gängliches geleistet, sie haben bald mit eigenen Kräften ihre byzantinischen Lehrmeister und Vorbilder an Zeich nung und Farbenharmonie, Technik scher Tatkrc.st in Palermo ist die Ka- prächtigen Vorplatz, der 1753 seine Marmoreinfassung und seinen reichen und Zinnenkranz tragen am Ost- und Westende zahlreiche Türme, welche dem Ganzen eine ernste, sestungsartige verdorben wird. Schon in uralter Zeit hatte hier eine Basilika gestanden, welche von den Sarazenen in eine arabischer Inschrift, die Grabschrift des letzteren lautet: „Wenn großer Sinn, Gefühl, Anmut der Jugend, Anrich Ideen. August 1810 einen Bericht, der sich send angepriesen wird. Unter den Einsendern befinde»- sich übrigens Grafen. Barone, Edel.eute, Bankiers, Militärpersonen verschiede ner Art, selbst invalide Soldaten, Kaufleute, Bäcker, Riemer, Glaser, Stellmacher, Studenten usw., ja selbst eine Mademesell, wie sie sich habe ich einen Plan zu einer die ge samte Menschheit beglückenden Jmmo biliar-Lotterie, einen zweiten zur ein anderer, und will die Militär macht des Staates durch Einschmel- zung der entbehrlichsten Glocken auf den höchsten Gipfel heben. Und (sährt er fort) welch ein Nebengewinn: das mir unangenehme Läuten wird ab kommen. Nur durch Papiergeld ist dem Staate zu helfen, schreien viere zu gleicher Zeit. Der erste verlangt dssen Fert-qung allein zum Chaussee bau; der zweite „zum Ersatz an Ab- Archangelsk « Kathedrale (Moskau), gang des Viehkorporibus"; der dritte 40 bis 200 Prozent Zinsen gegeben bakblätter, „damit man nicht mehr brillante Etiketten und schlechten Ta bak erhalte." ner Gesellschaft das Monopol der Mitteln zu erteilen. Die mehrsten der erleuchteten Aerzte wollen mit neuen Steuern retten. Der ein glaubt nur das streng Gerechte zu verlan gen, wenn er den Bauern das Dop pelte ihrer bisherigen Grundsteuern aufbürden will: denn sie besäßen mehr Land als im Kataster in Zah len ausgedrückt stehe, und alle müß dadurch beglücken, daß künftig nur Ochsen statt der Pferde gehalten wer den dürfen. Um dies Ziel zu errei chen, werden 1. sogleich alle Hengste kastriert; 2. von drei Kälbern darf einem Ochsen. Ein anderer Vor schlag geht dahin, die Wollpeise jähr lich und zwar geringer zu fixieren, als sie in den benachbarten Staaten stehen. Von diesem vorgeschriebenen Preise erhält aber der Produzent Mste" Rezept" Gold zu machen, und bittet zu gleicher Zeit daß ihm die Exe kution ivegen Schulden abgenommen richt." '' '' Schwips ü» kaufen. Fatale Bestätigung. Er: „Weise Leute zögern mit ihrer che sicher!" Sie: „Weißt Du das ganz ge nau!" Er: «Ganz genau!" Mm Gcheiimiillc. Von W. W. Sophar. Schwer hingen die Wolken vom dunklen Himmel herab. Im fernen Westen rollte der Donner schon. Ein Gewitter am frühen Vormittage ein Gewitter im Beginn des Jahres. in den Herzen der Menschen aus. Schwere Angst hat sich der Gemüter bemächtigt. Aus welcher Wolke wird der zündende Strahl herniederzucken? Wird er Unschuldige mit dem Schul digen treffen? Sie hatten Weihnachten geheiratet. Das Gewitter stand über ihnen. Gustav, Archivar im Herzoglichen Ministerium, Abteilung für geistliche etc. Angelegenheiten, war dreiundvier zig Jahre alt geworden, ehe er, bis dahin natürlich ein begeisterter Ver fechter des Junggesellentums, sich die „Rosenketten" des Ehejoches hatte an legen lassen. Das „Anlegenlassen" war richtig; denn die Initiative war von der Schwiegermutter ausgegan gen. Frau verwitwete Geheime Ex pedierende Kanzleisekretär Schultze, die schon bei Lebzeiten des „Geheimen Expedierenden" in Haus und Hof re gierte, hatte ihre Herrschaft auf ihre Zimmerherren mit gleicher Willens kraft und Klugheit ausgedehnt und schließlich den Erfolg errungen, ihre Jüngste, die schon seit einigen Jah ren noch immer nicht dreißig werden wollte, zur Frau Archivar zu machen. Das war um so günstiger, als sie da durch eigentlich ihren Zimmerherrn gar nicht verlor, sondern nur durch das Durchbrechen einer Wand die Verminderung der eigenen Wohnräu me bewirkte und „ihre Kinder" unter ihrer Obhut behielt. Das bauliche Ereignis in dem kleinen, vor dem Tore gelegenen Hause bildete übri gens zur großen Freude der Bau- Herrin eine Woche das Tagesgespräch der herzoglichen Residenz eine wür dige Vorfeier der kurz darauf fol genden Hochzeit des „jungen Paares". Marie Krüger, geborene Schultze, war zwar keine Schönheit, doch besaß sie ein anmutiges Wesen, einen klaren Verstand und künstliche Zähne. Letztere bildeten die einzige Schatten seite ihres Lebens. Sie hatte sich den Zahnersatz in Berlin machen lassen, wo sie im Hause ihrer dort verheira teten Schwester nach einer schweren Krankheit in diesen für sie äußerst sauren Apfel in des Wortes eigenster Bedeutung hatte beißen müssen. Ihre ältere und einzige Schwester, die Mut ter elf gesunder Kinder, war mit ei nem vermögenden Kaufmanne verhei ratet. Trotz des geordneten Hauswe sens sah man von Zeit zu Zeit „Tan te Marie" als Vertreterin gern an Stelle von Frau Hedwig schalten und walten, besonders, wenn diese durch den Besuch des Storches ihre um fassende Tätigkeit im Arbeitszimmer der Kinder und in der Küche aus- Nacht während. Was sollte die Arme also anders beginnen? Den herzog lichen Hof - Zahnarzt in Tätigkeit setzen? Nimmermehr! Er war wohl Marktplatz, und wenn man es auch für ganz natürlich hielt, daß Mit glieder der Hofgesellschaft den Herrn gierde schon gelungen, das Zahnleiden von Fräulein Marie zu ergründen. Und so geschah eZ, daß Frau Archi var Krüger vor ihrer Mutter, vor ihrem Gatten und der ganzen großen und kleinen Welt um sich her etwas Die Flitterwochen waren zu Ende. An dem dunklen Februarmorgen, an dem der Himmel die düsteren Gewit terwolken selbst der herzoglichen Re sidenz nicht vorenthielt, hatten sich Herr und Frau Archivar zum ersten male gründlich gezankt. Natürlich, die Schwiegermutter! Der ernste Cha rakter der hier verzeichneten Begeben heiten läßt es gar nicht zu, daß von so fröhlichen Dingen, wie es ein Zwist mit oder über die Schwiegermutter ist, eingehender berichtet wird. In der tosenden Hast, mit der Gu stav Krüger den Kaffeetisch verließ, um sich ins Amt zu begeben, hatte er zum erstenmale seit seiner Verheira tung die beiden Semmeln vergessen, die ihm von der liebenden Gattin all morgentlich recht appetitlich belegt und eingepackt wurden, oder richtiger, sie hatte geglaubt, er würde lieber selbst auf dem Amte für das Frühstück, mit dem er, beiläufig bemerkt, seine Tätig keit zu beginnen pflegte, sorgen. An gesichts des Dienstgebäudes, das in der Nähe des Schlosses lag, besann sich der Archivar wieder auf sich selbst, und teils um Marie, die er herzlich lieb gewonnen, noch vor dem Mit tagsmahl wieder auszusöhnen, teils um nicht bis dahin hungern zu müs sen, entschloß er sich, die fast halb stündige Entfernung noch einmal zu rückzulegen. Ganz in Gedanken ver sunken. ist es ihm entgangen, daß schwere Gewittertropfen niederprasseln und sich mit seinen Schweißtropfen vermengen. Die Besorgnis, zu spät in den allerhöchsten Dienst zu kom men, beflügelt seine Schritte. So stürmt er heimwärts. Der innere Le derrand seines neuen weichen Filz hutes, ein Stück von seiner Ausstat tung für die Ehe, hat sich ihm fest an den Kopf gelegt, und als er ,iun den Hut vor Marie lüftet, steht er kahlköpfig vor ihr. Beim Abräumen des Kafseetisch-s hatte Marie bemerkt, daß Gustav i.hne Frühstück von dannen gegangen war, und nur das drohende Unwette: hielt sie davon ab, ihrem Gatten die Sem meln hinzubringen. In der Hoffnung, daß sich das Gewitter bald verziehen würde, bereitete sie jedoch das kleine Schritte ihres Gatten auf dem Bor platz hört, zugleich zur schnelleren Herbeiführung der von ihr sehnlichst mit seinem Haarschmuck getäuscht hat te. Hätte Marie Schultz« überhaupt einen Kahlkopf geheiratet? Marie hatte nicht vergeblich so häu fig an der Spree geweilt. Etwas von der Geistesgegenwart hatte sie sich zu dtt Reichshauptstadt den alltäglichen Gedanke: Hier ist die richtige Gele genheit, die eigene Sünde zu beichten. Und während Gustav noch tinmer nach Fassung ringt, sagt sie schüchtern und leise: „Aber lieber Mann, erkälte Dich doch nicht. Das ist ja nicht so schlimm, ich habe —" Gustav ist entzückt über ihre ver- söhnliche Stimmung. Sie hat es ihm nicht einmal übel genommen, daß er kahlköpfig ist, und denkt in erster Li nie an ihn, an seine eigene Gesundheit. „Aber, lieber Maiin, erkälte Dich Er unterbricht sie rasch und merkt deshalb auch nicht, daß sie nicht als Richterin, sondern selbst als Schul dige vor ihm steht. „Ich danke Dir, liebe Marie, von vorhin ist alles vergessen. Gib mir die Hand, gib mir einen Kuß". Er zieht sie an sich. Noch in seiner Umarmung beginnt sie aufs neue: „Ich habe —" „Auch falsche Haare?" fragt er mit einem Versuch, die Sache ins scherz hafte zu ziehen. „Nein", lispelt sie, „künstliche Zäh ne!" Er starrt sie an, als habe er falsch gehört. Im nächsten Augenblick ge denkt er aber seiner eigenen Missetat heute: Er kommt um eine volle Stunde zu spät aufs Amt. Aber das Stirnrunzeln seines Vorgesetzten, jeden Schrecken für ihn verloren. Der Himmel hatte sich inzwischen aufgeklärt, das Gewitter war vollstän dig verzogen, und in seinem Herzen nisse. Ter bescheidene D.uscagni. In Italien wirft man Mascagm oft einen gewissen Mangel an Be scheidenheit vor, aber einmal war er sogar allzu bescheiden. Damals frei lich, so erzählt die Patria delgi Jta- und wollte Amilcare Ponchielli ein kleines Erstlingswerk zur Prüfung übergeben. Da sagte er schüchtern: „Es handelt sich um ein unbedeuten des kleines Werkchen, wirklich eine unwichtige kleine Sache." Und Pon chielli rief ärgerlich: „Ihr wollt wohl den Bescheidenen spielen, wie? War um kommt Ihr denn, wenn Ihr es für unwichtig haltet? Ich hasse die falsche Bescheidenheit." Und als er Ihr Werk ist noch bescheidener, als Sie selbst. Der junge Komponist ent fernte sich mit vielen Verbeugungen tiefer Achtung und Bewunderung. Das war freilich viele Jahre später, aber die Tatsache, daß sich ein Kom ponist eines seiner Werke selbst wid met, steht in der Kunstgeschichte ver einzelt da.
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