Bad Neuenahr im Ahrtal. Von Dr. Lenne. Heute, da die Fortschritte der Zivi lisation auch der Eisel zugute gekom men sind, da gute Straßen und zahl reiche Schienenwege uns die Eisel von ollen Seiten bis ins innerste Herz er schließen. heute ist es jedermann leicht, sich davon zu überzeugen, daß die Ei f«l eine Fundgrube für den Geologen »nd Mineralogen, Botaniker, Ento mologen und Landschaftler, ein Wun lxrland für jeden Wanderer ist, der Augen zum Sehen und Herz und Ge müt zum Empfinden besitzt. Und in diesem von der Natur so verschwen derisch ausgestatteten Erdenwinkel liegt das Ahrtal. «ine, wenn nicht" die schönste, Perle in dem Kranze'land- sche Tiefebene bildend, und in einem der lieblichsten Landschaftsbilder liegt Bad Neuenahr. Vor nunmehr beinahe sechzig Jah dieses Erdschatzes besessen? Opfer men gekannt, darüber schweigt Ge schichte und Sage. Wir werden daher bis auf weiteres dabei bleiben, die Zeit gebracht hat. Man muß es wis sen. daß da. wo jetzt die herrlichsten Larlanlaaen und grünende, blühende Gärten unser Auge fesseln, wo stolze Bauten sich erheben, ehemals nichts anderes als das wilde, mit Geröll und Kies bedeckte zerrissene Bett der Ahr sich befand. Dieser mußten zu nächst enge Schranken gezogen, ihr Bett und Ufer festgelegt werden, und dann erst konnte man an die Urbar machung dieser Wildnis schreiten, die Herrichtung von Park und Wiesen, die Herstellung der Bauten unternehmen, um Neuenahr seinen Zwecken dienst bar zu machen. Trinkhalle, Bade häussr, Kurhotel entstanden und sa hen der Ankunft der hilfesuchenden Menschen entgegen. Und sie kamen, die Leidenden der verschiedensten Art, anfangs nur spärlich, aber von Jahr zu Jahr wuchs ihre Zahl, und wenn auch die Kinderkrankheiten dem jun gen Bade zeitweise schwer zusetzten, im Jahre 1898 waren Trinkhalle, Ba dehäuser, Kurhotel zu enge geworden. Es mußte zu Neubauten geschritten werden, und so entstanden eine neue Monumentalbauten das im Barock stiel aufgeführte Kurhaus mit Lese-, Spiel-, Musik-, Theater- und daß haglichen und einladenden Restaura tionsräumen. Im Jahre ISVS wurde ein zweiter Sprudel in 1230 Fuß Tiefe erbohrt, und so besitzt Neuenahr zurzeit zwei mächtige Sprudel, den Wasser liefert, und den „Willibro dus - Sprudel", der uns etwa 2W Kubikmeter Wasser Tag für Tag zur Verfügung stellt. Außerdem sind noch drei kleinere Quellen vorhanden. Die Quellen Neuenahrs zählen zu den alkalischen Heilwässern, bei wel- Stoffe ausmachen. Außer diesem ent hält das Wasser in der Hauptsache noch Lithium, Magnesia, Kalk, Eisen. Mangan, Arsen als kohlensaure Sal- Chloride, ferner Jod und Kieselsäure, welch letzterer in neuester Zeit eine höchst energische Einwirkung auf die Lebensprozesse zahlreicher Zellen zu gesprochen wird. Neuenahrs Quellen besitzen, wie man zu sagen Pflegt, eine sehr glück liche Mischung, daher auch die stau nenswerten Erfolge, trotzdem die Salzlösung eine schwache ist. „Blut aufbessernd und umstimmend, säure- tilgend und lösend, belebend und kräf tigend", das ist in kurzen Worten die Charakteristik der Wirkung der Neu enahrer Quellen. Einen gewissen An teil an der anerkannten Bekömmlich keit und energischen Wirkung wird man übrigens der erhöhten Tempera tur, mit welcher die Sprudel -utaqe treten, zusprechen dürfen. Nach «cm Gesagten ist da! Neuenahrer Wasser in erster Reihe bei allen »atarrhali schen Erkrankungen, ferner bei allen Leiden, welche auf falscher Blutmi schung beruhen, und endlich bei Stoff wechselkrankheiten angezeigt. Das Paradies soll ein Garten gewe- 1371 zerstörten Burg Neuenahr. sen sein, .wunderbar zu schauen und fruchtbar ohnegleichen". Auch das untere Ahrtal könnte man als ein tleines Eden bezeichnen: Ausfallend fruchtbar ist sein Boden, seiner Früch te Reichtum und Wohlgeschmack, seiner Blüten und Blumen prächtiges Far benspiel und würzige Lust beweisen es, lassen es uns kosten, und seine landschaftliche Schönheit ist so man nigfaltig und berückend, daß das Auge sich nicht satt schauen will, mag der Wanderer aus der Landeskrone Gipfel stehend auf die Gefilde von Neuenahr, Ahrweiler, Walporzheim hinunter und hinüber schauen, mag er auf der Heerstraße dahinziehen, sei ne Blicke aufwärts wenden zu den schroffen Felsen der „Bunten Kuk" oder den jäh aufsteigenden, burgge krönten Bergen bei Altenahr, jeder neue Kessel, den das Tal bildet, bringt neue Bilder, jede erstiegene Höhe einen neuen, freudige Ueberrafchung gewäh- renden Ausblick. Nur ein Bild, lie ber Leser, dürfte dir einen tieferen will ich nicht sagen aber gewalti geren Eindruck hinterlassen: Wenn du an einem Sommernachmittage bei sanft bewölktem Himmel an Bord ei nes der stolzen Rheindampfer von Re magen (Abzweigung der Ahrtalbahn vom linksrheinischen Schienenwege) den mächtigen Strom hinuntergleitest und nun die Inseln Grafenwerth und Nonnenwerth vor dir auftauchen und die sieben Berge mit ihren bürg- und waldgeschmückten Gipfeln, mit ihren Schlössern und Villen, zu deiner Lin ken die düstere Bergwand mit dem Rolandsbogen Bilder und Sagen längst entschwundener Tage WS Ge dächtnis dir zurückrufen, wenn du so da stehst, schauend und sinnend, und du schaust und sinnst, und in beides versunlen, hast du dich und deine Um gebung vergessen, du bist ganz allein mit dir: da ertönt der Schiffs glocke Heller Klang, du bist am Ziel, der Dampfer legt an die Schiffs brücke von Königswinter an und du gehst ans Land, um als braver Kur gast mit einer der nächsten Fahrgele genheiten mittels Dampfer oder Bahn den Heimweg nach Neuenahr anzu treten, um zeitig zum Abendbrot zu kommen. Bei der herrlichen Gegend, dem günstigen Klima, den heilkräftigen Quellen, den vortrefflichen Badeein richtungen, der vorzüglichen Verpfle gung. der heiteren, lebenslustigen und liebenswürdigen Bevölkerung erscheint es im Grund« genommen natürlich, daß Neuenahr immer mehr Freunde, immer mebr Gäste erworben bat. KultmjlMN »IS dem alte« Aegypten. Wenn wir als Kinder in der Bibel zum erstenmal mit d«n alten Aegyp tannt werden, stellen wir uns ein ge mütsrohes, verstocktes Volk vor, das desten sehr eigenartigen und sittlich hochstehenden Kulturvolkes. Aber auch die griechisch - römische Auffassung leidet bei näherem und di rektem Studium der Schriftlichen Volke gegenüber, das feine Religion und Schrift, sein öffentliches und pri vates Leben mit dem sarbenprächti- Geheimnisses verhüllte. Wider bestanden diese semitischen Eigenbrödler aus Generationen von sinnigen, aber tiefreligiösen Bauern volk. Heute schwankt dieses Volles Charakterbild nicht mehr in der Ge schichte, sondern steht in so strengen Linien vor uns, wie seine Granitfi guren. Wie bei allen semitischen Ras sen dominiert in seinem Geistesleben mehr ein mechanisches als produktiv geniales Element. Innerhalb eng ge steckter Grenzen, dafür aber um so ste tiger, bewegen sich Intellekt, Kunstgeist und Seelenleben. Fast dieselben nai ven Kunstversuche, die wir kürzlich in den Höhlen des Diluvialmenschen entdeckten, begleiten Aegyptens Kunst geschichte durch mehr als drei Jahr- entwickelt sich lediglich die technische Behandlung des Materials. Hier liegt nicht etwa der konservative Ausdruck zu ewigem Kreislauf verurteilte Wie derholungstrieb eines sterilen Instink tes vor. Der Tätigkeitsdrang ging heit, sondern artete aus in mathema- Kolossen. Monumental wie die Baudenkmä- Die Ehrfurcht vor den Göttern überträgt sich auch auf den Sohn dis den Geheimschriften zuweilen von Verschwörungen gegen den Tyrannen, trotzdem war das Prinzip des Kö nigtums etwas UeberirdischeS. Hero dot, der griechische Republikaner, be merkt einmal spöttisch, daß dieses Volk trotz vieler schlechter Erfahrun gen nie ohne König sein konnte. Die Was die Bewohner des Niltals in hat, ist ihr Totenkultus. Derselbe ist der Ausdruck höchster Pietät und Re ligiosität. Da sich der Ausenthalt im Himmel nach der Konservierungs dauer deS Körpers richtet, wird die Einbalsamierung auf den Gipfel der Vollendung gebracht. Noch andere Vorstellungen beeinflußten den Toten kultus. Man stellte sich das Leben als Dreieinigkeit von Körper, Seele Das Pyrainidcnfcld von Abukir (Rekonstruktion) zur Zeit der Dynastie. und Geist vor. Blieb der Körper er halten, konnten Seele und Geist auf ihrer Wanderschaft jederzeit zurmk zu neuem Leben. Osiris war außer Anubis der Herrscher im Totenreich und König der Seelen, die ein reiches Wanderleben führten. Damit den Körper beim Warten auf die Rück kehr seiner Seele nicht Langeweile und Appetit überkam, legte man ihm seine Bücher, seine Lieblingssachen und seine Leibspeisen ins Grab und türmte zum Schutz gegen äußere Ein griffe Steine darüber. Dieser liebe vollen Fürsorge verdanken wir die Das Kind nahm seine Puppen mit ins Jenseits, der Schüler seine Schreibhefte samt den Korrekturen des Lehrers, der Bauer sein Werk- Sammlung obszöner Bilder in den Grabstätten, die der Weitherzigkeit der Aegypter ein eigenartiges Zeugnis ausstellen. Diese Beigaben sind kul teressieren wird, ist die Tracht der ägyptischen Ladies. Die Kleider, meist aus Leinen, saßen eng auf den schlan ken Körpern. Poiret verdankt seine Haare wurde nach Art der Pa genköpfe getragen. Selbst Baby bzw. Pierrotkragen finden sich. Schö ne Exemplare solcher S<XXI Jahre al ten Spitzenkragen sind im Berliner Museum zu sehen, desgleichen eine uralte Lockenperücke aus Schafwolle. Darstellungen beweisen, mit dem Pin sel vorgenommen. Die ägyptischen Kavaliere rasierten sich vollständig und stutzten ihr Haar. Ein schlechter Haarschnitt galt ihnen lächerlich, wie der Turiner obszöne Papyrus beweist. Für spärlichen Haarwuchs wurden schon damals zahlreiche Mittel ange priesen? ob sie besser wirkten als un sere, verraten die Hieroglyphen nicht. Für aromatische Mundpillen besitzen Kleopatra. Gezeichnet nach Münzenbild- Sie bestanden meist aus Honig und Parfüm. Eine große Rolle spielen die Haarsalben. Viele Bilder zeigen men. Bon allen Völkern waren die Aegypter wohl die größten Tierfreun de, die auf ihren Abbildungen stän- besonders geschätzt wurden, lehren die vielen Lieder und Darstellungen, die von Lebenslust überschäumen. So steht unter der Abbildung einer bac- Trm^szene:^^ Obwohl die leicht ode» gar nicht geschürzte Tänzerin selten im Ze cherkreise fehlt, war der Aegypter an scheinend dennoch ein guter Finnilien- > Vater, der wie der Grieche nur eine legitime Frau besaß. Trotzdem der ägyptische Sittenko» dex auch Nebenfrauen gestattete, wird meist nur die offizielle Frau aller Ehren teilhaftig. Sie ist ständiger Kops von Ramses 11. Kamerad bei der Arbeit und bei« Vergnügen, hat aber nichts dagegen» daß eine illegitime Favoritin den Gatten erheitern hilft. Selbst die ge meinschaftliche Darstellung mit der Nebenbuhlerin nimmt sie hin, voraus gesetzt, daß die andere unansehnlicher und weniger gut gekleidet ist. Ein schöner Epilog eines Witwers ist in konnte die Braut wieder nach Hause geschickt werden. Besondere Freihei ten in seinem Liebesleben genoß Pha rao. Eine Toteninschrist besagt: .Auch im Jenseits wird Pharao die Frauen ihren Gatten nach Beliebe« fortnehmen". de Herrscherin", „Erst« der Favoritin nen". und als Kehrseite der Medaille: »Kleine Katze", „Nilpf-rdtochter"» „Alte Kaulquappe". Die Manieren erfreuten sich beson derer Pflege. Aus der fünften Dyna stie unter dem König Esse stammt «ine Art Knigge, welcher endet: .Sieh in dem fremden Hause nicht zuviel nach und zanke nicht viel. Zeige stets ein vergnügtes Gesicht und Respekt vor den Aelteren, daß ditfe von dir sa lin Altertum, durch das Sklaventum, aufs einfachste gelöst. Interessant, sind Verse über das Los der Leib eigenen: Wie einen Esel un>> duckt es Das Notwendigste wird ihnen oft verweigert. Es kommen daher auch oft Streiks vor, wie z. B. bei den Nekropolenarbeiten im 2S. Jahre- Ramses Die Akten erzählen kropole und sagten, wir arbeiten nicht mehr, denn wir hungern seit IS Ta gen".
Significant historical Pennsylvania newspapers