Itsbineßs.N. Roman vo» O»I-r T. Schweriner. (6. Fortsetzung.) Sir Alfred hatte das in der Tat gesehen, und war eifrig mit dem Ge danken beschäftigt, wem von ihnen beiden der Blick eigentlich gegolten hatte. Er hätte sich gefreut, wenn e, damit gemeint gewesen wär«; aus ver schiedenen Gründen. Erstens war ix,s Mädchen wirklich bildschön, und die übrige Gesellschaft auf dem Schifft besonders langweilig, zum minde sten wollte es ihm so scheinen und zweitens hätte er schon deshalb gern ihre Bekanntschaft gemacht, weil sie mit Könnecke vertraut zu sein schien. Wem also hatte der Blick gegolten" „Ich dachte, sie sei mit diesem Deutschen befreundet; bis jetzt hat man sie ja recht selten allein auf dem Deck gesehen." Pitrous Züge verfinsterten sich. „Sie haben mir einen hohen Ge nuß verdorben," meinte er mürrisch. '„ln diesem Moment hätten Sie mich nicht an den Deutschen erinnern sol len. Im übrigen habe ich ihn heute noch gar nicht gesehen. Hoffentlich ist er krank." „Ein sehr christlicher Wunsch," lachte Sir Alfred; der Francs- fing «en. „Vielleicht ein kleiner Liebesstreit; vielleicht auch —" er warf sich in die Brust „gefalle ich ihr so viel besser, daß sie mit dem andern gebrochen hat." Sir Alfred blickte auf die kleine Gestalt herab und verglich sie im Geiste mit dem athletischen Könnecke. „Hm! Vielleicht!" „Wollen wir ihr nachgehen?" fragte Pitrou. Als die Klänge der Schiffsglocke May Bostock. In ihrem cremefarbenen" einfachen Flanellkleid, das so schön zu ihren Haaren paßte, ohne Kopfbedek- Laubennische erreicht. Er setzte sich ne ben May. „Was gibt's Neues?" lassen?" „Vollkommen." „Gut. Und mit Könnecke?" „An den Menschen ist nicht heran folgt," flüsterte Sir Alfred May zu. Eine halbe Minute später folgte Pitrou den Spuren Herthas; er schien triert. „iZr steigt nach," lachte May leise. sie aus der deutschen Sprache gelernt i hatte. „Jawohl," bestätigte Sir Alfred, ! „er steigt nach! Und das gefällt mir > gar nicht!" Sie sah ihn ein wenig überrasch! „Eifersüchtig?" „Ach was! Sie wissen, daß es sich bei mir immer nur um die Sache der ich Ihnen gesprochen habe." „Werden Sie deutlicher." „Ich bin schon dabei. Ich glaube be stimmt, daß Pitrou in derselben An gelegenheit fährt wie ich." May pfiff leise durch die Zähne. «Bestimmt?" „Ich glaube bestimmt!" Es entstand eine kleine Pause. „Sie müssen sich also an ihn her anmachen." „Wird mir kaum schwer fallen." „Sagen Sie das nicht; Sie haben dort eine mächtige Konkurrenz bekoin „Die Deutsche?" .Ja." „Ich dachte, die ist so sehr mit Könnecke befreundet, daß man bireits von einer Verlobung —" „Dachte ich auch, wie "jedermann. Scheint aber einen Streit mit ihm ge habt zu haben; jedenfalls ist, wie Sie sehen, Pitrou hinter ihr her. Das ist mir um so fataler, als ich gern selbst -" „Also doch?" Sir Alfred zuckte ungeduldig mit den Achseln. „Herrgott, nein! Verstehen Sie nicht? Wenn ich etwas durch dieses Mädchen über Könnecke erfahren könn te, dann kann ich Ihnen vielleicht die Arbeit abnehmen, und Sie können sich ganz dem Franzosen und dem Mar conimenschen widmen." May antwortete nicht. Sie mochte an die da aufgeführten Gründe nicht so unbedingt glauben. Möglich waren sie schon; sogar wahrscheinlich. Aber daß jedes menschliche Motiv so gänz lich dabei ausscheiden sollte? Denn sie war sehr schön; diese Deutsche. „Also Sie wissen jetzt Bescheid!" „Gut. Dann will ich gehen. Wie lange bleiben Sie noch an Deck?" „Eine Stunde." „Versuchen Sie, diese Zeit gut aus zunutzen." " ' hl sich Und als Pitrou wieder an der Tür des Rauchsalons vorbeikam, stieß plötzlich sein englischer Freund zu ihm. „Sie hä ten mit hineinkommen müssen, mein Lieber. Ter Whisky hier drin ist ausgezeichnet/ Und er schloß sich dem Franzosen an. ten Äugen nach der Decke und rauchte eine Zigarre. Von Zeit zu Zeit legte er sein Ohr gegen die Kabinenwand und lauschte Bergmann gewartet hatte. Mit einem Ruck saß er aufrecht im Bett; er wagte kaum zu atmen. Nebenan flog der Riegel von einer Tür zurück. Die Tür wurde geöffnet zugemacht. Zweimal schnappte ein Schloß ein. Jetzt war die Tür zuge schossen. B Mit-tineM-Satz warmer Als Könnecke das Promenadendeck betrat, war Hertha mit ihrem Zögling die erste Person, die ihm entgegenkam. zen Moment stand Könnecke unent schlossen; es hatte den Anschein, als würde er nachfolgen. Dann sein Marineglas und versenkte sich in den Anblick der „Olympic". An Sir Alfred und Pitrou war rechN—lch hatte recht!" „Aber —" wollte Sir Alfred ein ' zu Ende. ' sch ' ! vehen. Sah noch, wie P,trou mit er- »igen hastigen Schritten die sunge Dame erreichte; wie er sie höflich be grüßte und dann, nach seinen Hand, bewegungen zu urteilen, irgend etwas über den Fortschritt der „Olympic" sagte. Dann schritten sie gemeinsam weiter; Pitrou links, das Kind rechts, und Hertha in der Mitte. Sir Alfred stieß einen leisen Fluch aus. Was da geschehen war, paßte ihm durchaus nicht in seine Pläne. Sich von dem kleinen affigen Fran zosen auch derart überrumpeln zu lassen! Der Engländer war ärgerlich. Er schritt weiter: begegnete May, die ihn ganz erstaunt ansah. Er mach te ihr ein geheimes Zeichen; bei der Biegung des Decks trafen sie sich wie zufällig. „Schaffen Sie mir den Kerl vom Halse." .Wie?" weiter; mit einem eigen tümlichen Lächeln auf den Lippen blickte ihm May nach. „Eifersucht er kann sagen, was er will," murmelte sie vor sich hin. Und dann begann sie darüber nachzu denken, wie sie ihrem Auftraggeber den „Kerl" vom Halse schaffen könnte. Der Franzose schwamm in Wonne. Das schönste Mädchen aus dem ganzen Schiffe hatte sich in ihn. Monsieur Eugen Pitrou aus Paris, verliebt. Und er ließ alle seine Redekünste springen. „Gnädigste sprechen >a wunderbar französisch aber wunderbar." sagte er eben. . „Noch lange nicht so gut, wie ich möchte. Mir fehlt eben die Uebung." „Ich versichere Gnädigste, sind zu bescheiden. Wirklich -- wie man Sie nach Ihrer Erscheinung auf den ersten Blick unbedingt für eine Pari serin halten würde, so würde man Sie auch Ihrer Aussprache nach dafür halten. Ganz, als feien Sie in Paris geboren. Wenn Sie aber dennoch glauben, daß es Ihnen an Uebung fehlt; nun machen Sie einen armen Kerl wie mich, glücklich. Sprechen Sie jeden Tag stundenlang mit mir. Dann ist uns beiden geholfen; Sie haben Ihre Uebung und ich —" „Und Sie?' Sie sah ihn so kokett an, daß dem Franzosen der Atem zu stocken drohte. „Ich bin der glücklichste der Men- Pitrou und Fräulein von Gilsdorfs promenierten noch ein Weilchen; dann fand Hertha, daß sie müde sei. Eilfertig sah sich Pitrou nach Auslegestühlen um, und bald hatten sie ein schattiges, geschütztes Plätzchen gesunden, wo sie ihre Liege stühle ausschlagen konnten den be wußten Platz unter der Kommando brücke. Hier saßen sie recht ungestört. Einmal kam Könnecke vorüber; er schien die beiden nicht zu bemerken. „Da geht übrigens Herr Herr wie heißt er doch nur?" „Könnecke." „Ich kann diese veutschen Namen niemals gut behalten. Sie kennen ihn näher?" .Durchaus nicht." „Ich meine nur weil Sie ei gentlich doch recht häusig mit ihm plauderten." „Ist Ihnen das aufgefallen?" „Sie müssen mich nicht mißverste hen, es mir nicht übelnehmen. Nicht er, sondern Sie —" mit einer galan ten Verbeugang „waren mir auf gefallen. Und als dann immer gerade dieser Mann des Glückes teilhaftig wurde, an Ihrer Seite zu spazieren u. mit Ihnen zu plaudern, das muß te natürlich auch mir auffallen. Ich habe ihn zu sehr beneidet." „Getan nein. Er wurde mir zu sagen wir, zu stürmisch." Sie lachte vor sich hin. Pitrou „Warum?" „Weil er ein Deutscher ist; ein kal ter berechnender und sentimentaler Deutscher." „Ich bin ja auch eine Deutsche." G ss S ch „Da haben Sie recht. Meine Groß licherseits. Wo stammt also Ihre Großmutter mütterlicherseits her?" Hertha von Gilsdorfs faßte den ...Ach was!" l täuscht. „Und wenn ich jetzt Gouvernante t bei der Gräsin geworden bin, so ge- Reise zu verbilligen. Ich werde ein Weilchen mit ihr in New Uork blei ben; dann fahre ich hinunter nach San Jose." „San Jose? Liegt das in Costari ca?" „Geographie schwach," lachte Her tha. Das Lachen klang ein wenig ge zwungen. War dieser Pitrou ein gro ßer Schauspieler? War er geriebener als sie geglaubt hatte, oder durch blickte er ihr eigenes Spiel, ahnte er, daß sie im Einverständnis mit Kön necke handle? „San Jose ist die Hauptstadt, mein Herr. Waren Sie schon mal dort?" „Ich? Wie sollt- ich? Aber Sie wohl?" „Ja. Als achtjähriges Mädchen. Da besuchte ich meine Großeltern. Und der Eindruck, den mein jugendli »ur noch einen Wunsch kannte: sobald wie möglich wieder einmal dorthin zu kommen. Inzwischen sind ja leider meine Großeltern gestorben; ich habe aber viele Freunde und Bekannte in Costarica. Deren Einladung leiste ich jetzt Folge.." „Ist denn das Land so herr lich?" „Es ist über jede Beschreibung schon. Denken Sie sich eine wilde Costaricas." „Das muß herrlich sein! Das möchte ich auch einmal sehen!" „Nun kommen Sie doch mit." „Würden Sie sich freuen?" „Riesig." „Wirklich?" „Auf mein Wort." ihn gewähren. „Wie gern möchte ich mit! Immer an Ihrer Seite durch ganz Costa „Meine Geschäfte." „Wie soll ich das verstehen?" An New Jork und Paris. Es ist „Geschäftsreisender?" „Ich zögere fast, es einzugestehen; ja." „Weshalb denn? Jede ehrliche Tä „Ja Sie —" sar/'t 112 sich 'd'B st „So so!" gesummten Wein für Costarica durch Ihre Hände gehen zu lassen?" „Das besorgt unser Generalvertre ter in New Jork. Das sind Detailsa in ihr Gesicht. Es war May Bostock. „Wie lieb von Ihnen! Mein Knö chel muß verrenkt sein." „Soll ich den' Arzt holen?" angenehm zu empfinden; sie erhob sich plötzlich. . „Meine Pflicht ruft mich jetzt nach unlen. Ich danke für daS an- ,Auf Wiedersehen, nicht wahr?' „Selbstverständlich." schwunden. „Wollen Sie nicht Platz nehmen, mein liebenswürdiger Herr Retter?" lud Mary ein. „Heute habe ich aber Glück", schmunzelte der Franzose, der Einla „öieles! Aber ich glaube kein Wort Achtes Kapitel. . Schiff. Ein starler Nordost hatte mit großer Heftigkeit ganz plötzlich einge setzt. Dieses plötzlich galt allerdings i.ur für die Paffagiere; der Kapitän Himmel längst bemerkt, hatte beobach tet, wie eS sich schneller und schneller vergrößerte hatte genau gewußt, was ihm bevorstand. Die Passagiere und breit kein Mensch zu erblicken. Mühsam hielten sich der Kapitän und der Erste Offizier auf der Kom süllt, so hätte sich das Schiff schon Massen. Von dem blauen Wasser des Ozeans gar nichts mehr zu sehen; alles Gischt. Und dazwischen das ' b h d Kunden wäre es würde unZ zum Beispiel sehr schwer fallen, ihn auf der Treppe ausrecht zutheilten, und Das heißt —" » „So", sagte er, „nun kann's nicht schlimm werden. Lassen wir ihn, ws er ist." Katastrophe. . der verstand. Sir Alfred biß die Lippen zusammen, wartete einen gün stigen Moment ab u. erreichte die Tür des Rauchsalons. In diesem Moment arbeitete sich ein Matrose an der Tür vorüber. Der Engländer rief ihn an; er mußte seine ganze Lungenkraft aufbieten, und dann klang ihm sei ne eigene Stimme wie weit, weit ent fernt. Mehr durch Zeichen als durch Worte gab er dem Mann zu verstehen, daß er sich draußen an dem Tau an binden lassen möchte, um das Schau spiel ganz genießen zu können. Der Mann schüttelte den Kopf; er traute sich nicht. „Auf meine Verantwortung und fünf Mark Trinkgeld," brüllte Str Alfred. Fünfzehn Minuten später hatte er seinen Wunsch erfüllt und sak in einem Liegestuhl, durch dicke Taue fest angebunden, und der Stuhl selbst war noch an der eisernen Handstange befestigt, die sich an der weißen Deck wand des Schiffes entlang zieht. Selbst für de« Fall, daß der Stuhl in Brüche gehen sollte, war auch der Körper noch mit Stricken direkt an der eisernen Stange befestigt. Hier war der Mann einigermaßen geschützt; aber doch nicht so, daß ihm nicht oft genug die Luft ausgegangen wäre. Schlug dann eine Welle mit aller Wucht gegen Gesicht und Brust und beraubte ihn Sekunde lang des Atems, so schüttelte er sich wohl wie ein Pudel, lächelte aber mit bleichem Gesicht, und genoß das schönste Schauspiel seines Lebens. In seiner Kabme lag Bergmann. „Ich darf nicht nachgeben! Jetzt Wand sein Bett stand Er war vollständig angekleidet; selbst die Schuhe hatte er an den Fü ßen. So tappte er sich zur Kabinm- K d - „Ob er paßt?" Er paßte. Das oberste Schubfach, das, wel ches die Papiere enthielt, lag aufge schloß es. (Fortsetzung folgt.)
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