MutterMaria Roman von E. von Anderten. Immer an der Scholle kleben, «in ganzes Leben hindurch, das ging doch nicht an. Söhne, die schickt man fort, die müssen sich ihr Leben aus bauen nach eigenem Geschmack, aus «igener Kraft. Bei einem Mädchen ist das was anderes; ihre Stätte ist das Haus, hier muß sie sich betäti gen in nutzbringender Arbeit für die Familie, deren Schutz sie als Entgelt dafür empfängt. Anderswo dachte man gewiß schon längst viel freier; in Marias Umge bung lebten fast noch die Ansichten, und zweitens die Vertreterin ihrer loten Mutter. Aber in ihrer nächsten Umgebung stand nun ein Wechsel bevor, der sie über sich selber und ihre Zukunft nachdenken ließ. Das hatte sie bislang nicht getan. Da hieß es: «,Der Vater" und immer wieder: Vater" und dann die Wirtschaft mit aller die die jeweilige körperlich eine leichte Lähmung Hin- Geist schwächend gewirkt. Es war unmöglich, sie wurde nicht mehr mit ollem fertig, trotz bester Hilfe Vrands tats, des Kämmerers, es mußte doch, führen. Es war schon alles eingelei ttt: Bruder Arwed würde den Ab schied nehmen. Allzu passionierter giment. Nämlich seiner Frau wegen, die er ganz aus Liebe, aber nicht so ganz aus seinem Stande gewählt hat te. Aber der sonst nicht allzu Energi sche hatte in diesem Fall hartnäckig «uf seinem Willen bestanden. Mag da. die schöne Tochter eines kleineren Beamten, die von einer Mutter mit nicht ganz klarem Rufe erzogen wor den war, hatte es ihm so völlig an getan, daß ihn nichts von seinem Entschluß, sie zu seinem Weibe zu machen, abzubringen vermochte. Was war denn auch gegen dies schöne, blonde Mädchen einzuwen den? Im Grunde gar nichts Stich haltiges. So wurde sie Frau von Bergen, aber ihre Stellung in der Gesellschaft wurde keine sehr leichte. Sie setzte sich darüber hinweg, ließ sich ihre Heiterkeit nicht einmal da durch trüben. Desto mehr der allzu feinfühlige Arwed. Trotzdem war er weit entfernt, zu bereuen, der Stim me seines Herzens gefolgt zu sein. Und als ihm nach Jahr und Tag seine junge Frau einen Jungen ge schenkt hatte, zählte er sich zu den Glücklichsten unter der Sonne. Als sein Vater nun nach ihm rief, schwankte er nicht lange. Eine Ueber siedlung nach Berlauken erschien ihm als günstigste Fügung, würde das, was in seinem ehelichen Leben nicht ganz in Richtigkeit war, gewiß in An dieses bevorstehende Eintreffen der Geschwister knüpfte nun Maria ihrerseits ihre Pläne. Die Schwäge- Bedienung die Brandskaten, die alte, treue Wirtschafterin. Also Maria würde nun entbehrlich Der Wind wehte frisch vom Wal- Weite. Sie sah den Pferden zu, Mut- Aber es fror sie nicht, aus den" Telegraphenstangen längs l des Fahrweges. Ja, es wurde Herbst. Bald würde auch das Storchnest des hin? Stück Erde. Noch keine Nacht ihres ina: verbracht. Kein Tag, an dem nicht ibre Füße diese Garienwege da hingeeilt waren, wo sie nicht zwischen ten war. Und wieviel mehr noch war ihr ganzes Dasein mit dem Hofe verwachsen, diesem weiten gepflaster ten Raum, der von Garten und Haus durch hohe Buchenhecken ge trennt war. Täglich lenkte sie ihr« Schritte dem Hof zu nach recht» hin, um das Gedeihen der Kälber zu überwachen und nach dem Federvieh zu sehen, links, um dann und wann einen Sprung aus den Kornspeicher zu tun, geradeaus, um in dem klei nen Wohnraume neben der Haupt scheuer, mit Brandskat ein paar Worte zu wechseln. So war es nun schon seit Jahr und Tag gewesen, seit sie den Kinderschuhen noch tc im entwachsen war. Run war sie acht zehn Jahre, das Leben begann ja erst eigentlich für sie, aber hier er schien es ihr nun wie eine abgeschlos sene Episode. Das ging ihr alles durch den Sinn, als sie jetzt, den Blick über den Roßgarten gerichtet, in den gel ben Sonnenball hineinsah, der hin >er dem Waldrand langsam versin ken wollte. Da lenkte sie ihre Auf merksamkeit der Eisenbahn zu, die, von der Stadt kommend, mit Hellem Geläute ihr Nahen verkündete. Wie gern sah sie den vorübertilenden Zü gen nach, die Bewegung in die Pille legend brachten und ihre Gedanken mit in die Ferne entführten. Von einem ganz anderen Leben sprachen sie ihr, das sich weit jenseits hinter Feld und Wald abspielte, das ge heimnisvoll den Träumenden lockte. Noch hatten ihre Pläne zwar keine feste Form? doch ihre Zuwandten in Berlin, bei denen sie zunächst eine Heimstätte zu finden erhoffte, sollten ihr beim Schmieden dieser Pläne be hilflich sein. Noch hatte sie dem Va ter nichts von ihrem Vorhaben ge sagt. Es würde sich das gelegentlich schon mal tun lassen, und die Sache in die Bahnen zu leiten, war nach Ankunft der Geschwister auch noch früh genug. Maria sah nach der Uhr. Es ging schon auf sechs, um fünf Uhr war die Stunde zum Spaziergang mit dem Bater. Sie durften auch heute nicht zu lange gehen, denn der Do mänenpächter Stange aus Karlswal de hatte sein Kommen angesagt, um mit ihr die Wirtschaftsbücher durch zusehen. Es war morgen der erste September. Eine Unmutsfalte trat auf ihre Stirn. Sie hätte ihm dank bar fein sollen, nahm er doch einen nicht geringen Teil ihrer Mühen auf seine Schultern. Er übersah rasch, wo es etwa fehlte, und gab ihr Direk tiven; seine praktische und völlig zielgemäße Auffassung der Land wirtschaft wußte er auch auf ihre Gedanken und Entschlüsse zu über tragen. Trotzdem er ihr stets eine sehr starke Striae gewesen war, sah sie seinem Kommen doch mit einem Gefühl des Unbehagens entgegen. Das hatte sich in letzter Zeit im sel ben Maße gesteigert, wie seine Besu che zunahmen. Stange war Witwer. Agnes, seine älteste Tochter, hatte geheiratet, die zweite wuchs heran und würde woyl dem Beispiel der älteren Schwester bald nachfolgen. Der reiche Vater brauchte mit der Mitgift nicht zu sparen. Es war in Maria kein Zweifel mehr, daß er sie mit FreierSpugen ansah. Aber auch über sich war sie sich völlig im kla ren: Heiraten konnte sie ihn nicht, und ihm auszuweichen, war durch die Stellung, die er auf Berlauken einnahm, nicht möglich. Also, wollte sie es nicht zur Aussprache kommen lassen, so mußte sie rasch und ganz aus seinem Gesichtskreis verschwin den. Heute würde sie ihn mit ihrer Absicht bekannt machen,-und zwar in jener festen, entschiedenen Weise, die ihr in geschäftlichen Dingen eigen war und die keinen Einwand auf kommen ließ. Maria horchte auf den Unkenruf, der vom Teiche herkam, dessen Spie gel man des hohen Schilfes wegen jedoch nicht sehen konnte. Unk unk unk dazwischen lockte in der nahen Buchenlaube ein Vogel mit so süßem Rus, als wollte er das schön ste Erdenlos heranrufen. noch dazu in einem Kreise von fast lauter ihr bekannten Personen? War es die Gegenwart des Fremden ge wesen, der plötzlich neben ihr gestän den hatte? Ein großer, stattlicher Mann Anfang der Dreißiger in vedeckt war. Er Halle die Blicke halb bewunderndem, halb amüsier tem Ausdruck auf sie gerichtet, die Lippen waren von verhaltener Lach lust umzuckt. Es lag etwas durchaus Weltmännisches in der Erscheinung, e-n Sattsein, daL jedoch mit Blasiert heit nichts zu tun Das Gefühl von etwas Fremdem, start Ueberlege nem drängte sich ihr auf und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Wie er Baron von Kalhain wie er so natürlich mit ihr redete, sich gleich- sam über alle langweiligen Bekannt schaftsanfänge hinwegsetzte, verstand sie «s nicht, wi« sie sich hatte durch ihn verschüchtern lassen können. Wi« vf- mußte sie an jenen Abend den ken! hin, dem Walde zu. Aber sie sah nichts als Bäume, Riesen und Zwer ge in allen Arten von Grün, in das der Herbst mit starkem Pinsel seine ersten bunten Töne gesetzt hatte. Wenn die Blätter gefallen waren, dann tonnte mau das grauschwarze Dach und den roten seitlichen Haus giebel von Godschillen sehen. Man hörte auch wohl von dort die Hunde bellen; das war aber auch alles. Zwischen den beiden Nachbargütern wurde kein Berkehr gepflogen. Oh ne eigentlichen Streitgrund, nur we gen unzähliger Reibereien war viel mehr eine Art von Feindschaft zwi schen den beiden Besitzern entstanden. Der alte Baron war nicht verheiratet gewesen. Jagd hatte sein Leben fast völlig ausgefüllt. Um die Bewirt schaftung feines großen Waldgutes hatte er sich wenig bekümmert, un getreue Beamte hatten nach Belieben schalten und walten können; so war der Besitz in ständigem Rückschritt begriffen. Der gichtische Alte hatte zu feinem einsamen Leben immer noch mehr als genug. Wie der Neffe und Erbe sich einmal mit dem Majo rat abfinden würde, war dessen Sa che. Dieser Neffe hatte sich selten in der Gegend blicken lassen, und außer an jenem Stangeschen Polterabend war Maria ihm nicht begegnet. Wie auf Abwegen ertappt, schreck te sie jetzt auf. Ob der Vater sie noch nicht vermißt hatte? Da sah sie ihn auch schon neben den hohen Buchen hecken daherkommen, die hagere Ge stalt leicht nach vorn gebeugt, im Gang leise schwankend, auf dem weißhaarigen Kopfe den großen Bast hut. Er hatte sich, wie fast täglich, an den Hecken mit der Schere zu tun gemacht. Diese Hecken waren sein Stolz, von ihm gepflanzt, von ihm gepflegt, bildeten sie draußen jetzt fast sein ausschließliches Interesse Er konnte täglich Stunden damit zubringen, jedes vorlaute Blatt zu stutzen. „Sie werden noch so hoch werden wie die Laubengänge im Charlottenburger Schloßgarten", pflegte er zu sagen. Besser gehalten Jetzt erblickte er die Tochter. „Ma ria, wo du nur heute steckst! Ich war te schon so lange/ Seine Stimme klang müde, vorwurfsvoll. Sie fühl te sich in seiner Schuld und sprach ihm beruhigend zu, und dann schrit ten sie über den Hof. Ein Weilchen hielt sich Herr von Bergen noch bei den Katzen auf, die, sechs Stück an der Zahl, sich streckend, schnurrend und blinzelnd vor dem Küchenein gang des Hauses lagen und von ih rem Brotherrn irgendeine Aufmerk samkeit zu erwarten schienen. Sie wurden dann auch gestreichelt und geneckt. „Die Weiße würde einen Schönheitspreis verdienen", meinte der Greis. Dieser abendliche Spaziergang forderte von Marias Geduld starke Proben. Da wäre statt dessen so viel anderes, Wichtiges zu tun gewesen. Auch wirkte das langsame Gehen je desmal stark ermüdend auf sie. Aber wenn sie nun fort war, würde dann die Schwägerin diese kleinen Pflich ten wohl auch willig übernehmen? Zum erstenmal stiegen ihr ernster. Bedenken auf. Sie traute der Schwä gerin nicht viel Selbstlosigkeit zu. „Vater, ich we:de nun hier über flüssig sein. Du hast ja dann aber Magda, die du doch gern magst, und Hanne Brandskat bleibt dir ja im mer." Ehe sie selber es wußte, war es gesagt. Er hielt im Gehen inne. Sie stan den bei dem Jnsthause, dessen langes Strohdach von drei mächtigen Sil berpappeln überr..gt war. „Fort willst du?" fragte er. „Ja, etwas lernen, ich muß doch später mal auf eigenen Füßen stehen. Hast du etwas dagegen Väterchen?" „Du solltest doch heiraten, das wä re besser." Sie war nun doch erstaunt, daß er die Sache so leicht zu nehmen schien. „Es will mich aber keiner," lachte sie. „Natürlich will dich wer, wenn du nur willst zum Beispiel unser Amtsrat!" Er sah ihre halb fragend, halb er schreckt auf ihn gerichteten Blicke. „Nein, gesagt hat er mir nichts, aber das muß wohl einer merken. Du kannst von Glück sagen, Mädchen." Maria ging schweigend weiter. Wenn der Vater es merkte, da muß te es doch schon jehr auffallend fein, also war es doppelt Pflicht, der Sa che so schnell wie möglich ein Ende zu machen. Sie hörten jetzt ein Rä derrollen, den Hussschlag von guttra benden Pferden. Sollte das schon Stange sein? Da bog er auch schon selbst kutschierend aus dem Walde heraus in die Dorfstraße ein und hi°lt neben den Spaziergängern an. Er freu- sich lebhaft, daß sie ihm nicht entwischt seien, zwar müsse er -nun Maria bitten, mit ihm uinzu iehren, in Anbetracht der bevorste henden Veränderungen in Berlauken dauere heute die Konferenz vielleicht länger. Aber sie wollten sich möglichst sputen dabei, dann werde er nach dem Abendbrot, zu welchem er sich selber zu Gast lade, auch noch ei» pazr Partiechen Pikett mit dem und ein Schmunzeln ging über sei ne kernigen Züge. »Wissen Sie was, wir lassen heute die Sache liegen, den Rest besprecheich nochmals mit Ihnen im Beisein Ih res Herrn Bruders." Seine starke, untersetzte Gestalt kam ihr immer näher. Obgleich er den Fünfzigern nicht mehr fern sein konnte, erschien ihr sein ganzes We sen so von Jugendmut und Jugend- Wünschen durchdrungen zu sein, daß es ihr geraten schien, der Situation ein Ende zu machen. „Es ist fraglich, ob Sie mich bei Ihrem nächsten Kommen noch tref fen werden, Herr Amtsrat. Ich reise nun bald, ich will nämlich"... Sie kam nicht weiter. Seine Hand griff nach der ihren. „Was wollen Sie was? Tor heit! Hierbleiben sollen Sie. Ich hal te Sie fest, Sie sollen ja meine Frau werden." Mit Schrecken vernahm sie seinen Antrag und lehnte ihn fast stotternd ab. Dann suhr er sort ohne Abend brot, und Herr von Bergen wartete vergebens auf seinen Partner zur Pikettpartie. neigte sich dem Ende zu. Maria hat te ihre eigenen Interessen ganz hin tenan wie konntest auch an und hatte seinen kleinen, einjährigen Knaben mitgebracht. Diese zwei männlichen Sprossen des Hauses ihm das alte Wort, daß aller An- Da mußte ihm denn Maria täglich und stündlich, sc gut sie es selber vermochte, mit der Tat und mit ih rer Erfahrung aushelfen. Und brauch te der Brder sie nicht, so brauchte sie der Kleine. Vor dem Eulengesicht der alten Vrandskat Hanne fürchtete er sich, und seinem jungen Kindermäd chen durfte man ihn nicht zu viel überlassen. So fiel es natürlich Ma ria zu, Mutterstelle an ihm zu ver treten. Sie freute sich auch des Kin- Jnteresse ihres Bruders von Tag zu Tag mehr herbei. Arwed liebte seine schöne Frau alles. Die Tren schlug. te. Die kurze Büchsflinte fehlte. Ma ins Freie. Durch das geöffnete Fenster, die Frau drinnen im Zimmer, der Mann draußen stehend, hielten Wirtschafte- rin und Kämmerer ein eifriges Ge spräch. Auf dem Fensterbrett lag auf gezähltes Geld und mit Zahlen be schriebenes Papier. Es war Sonn», bend. Die Wirtschafterin empfing, was sie für die Woche gebrauchte, und lieferte ihren Betrag für Eier und Butter der Hauptkasse ab. Sie waren eigentlich Eheleute, aber nach heißer Liebe und einem darauffolgenden langen Zwist hatte ein trauriges Ereignis zu völligem Bruch geführt. Ihr Junge, ihr Fried rich hatte sie eines Tages verlassen. Es sollte derzeit viel fahrendes Volk in der Gegend zu sehen gewesen sein. Ob böse Geister ihn zum Haus hin ausgetrieben sie mußten es am besten wissen... Aber sie blieben auf Berlauken, mit dem sie im Laufe der Jahre ver schastshaus, und sie schwor, nie einen Fuß über die Schwelle ihres Man nes zu setzen, ehe nicht ihr Sohn zu rückgekehrt sei. Die grauen über dem Fen daß sie Marias Daherkommen gar nicht bemerkten. „Altchen", sagte die se zu Hanne, „ich gehe schnell mal etwas hatte Arwed bald nach Mittag zu ihr selber gesagt. Dabei harte er ihr den Knaben auf den Schoß ge setzt. Kopf am suchte er scheinbar eine Fährte. Links lag Godschillen, nun die Bäume fast laublos waren, immer schlug. Der Unkenteich sollte auch heute ihr Ziel sein. Und was wollte sie selber kaum. Von Wald zu Wald sollte hier der beste Wildwechsel sein. bis zum Schilf und dann zurück. Da weckte sie Cäsar von dort her schon mit kurzem, erregtem Gebell aus ihrem Ueberlegen. Atemlos stürz te sie vorwärts da fand sie Ar wed am Boden liegend mit lee ren glanzlosen Augen neben ihm lag die Flinte. Maria ries seinen Namen, aber er antwortete nicht. Sie griff nach seiner Hand. Die war kalt und schlaff. Da packte das Mäd chen ein furchtbares Grauen. Sie hatte noch nie einen Toten gesehen sie fühlte, hier war ein Toter; und mehr noch; einer, der selber dem Leben ein Ende gemacht hatte. Durch ihre starte Gestal: ging ein Beben, sie sank auf die Knie neben den Bru der, ihr Antlitz, das sich im ersten Erschrecken hochrot gefärbt hatte, ver lor alle Farbe, die Augen starrten wisse, „Ach, Arwed, warum"... Als suche sie nach einem Grunde der Tat, tasteten ihre Hände an sei ner Gestalt entlang. Da fühlte sie etwas in seiner Brusttasche knistern Er war von Magda, seiner Frau. Die sagte dem Gatten, daß sie nicht mehr zu ihm komme, denn sie habe „Und darum, Arwed?" Ueber Ma- gemischt. „Und um solch einer wil len... Ach, Arwed... mußte das sein? Konntest du denn das nicht glückt, gestolpert, die Flinte hatte sich entladen.... Das passiert so oft. Mochte man anderes tuscheln sie Jungen willen. „Du bleibst, Cäsar!" Damit ging te sie die Strecke nun zurück. Im Hof durch das Fenster mit den Pe !argonien'!äcken noch Maria schnitt ihr d.'? Wort ob, indem sie sich an Brandskat wandte. »Es «süssen Männer zum Unkenteich gleich rechts neben dem Frischge pslügten. Es ist ein Unglück gesche hen!" Die Zwei schrieen auf wie aut einem Munde'. Da ging Maria zu dem Vater hin seiner Anfälle zu bekommen, und ver langte nach Brom. Dann half ihm Hanne, sich niederzulegen. Kunz war der jungen Magd auf den Armen eingeschlafen. Maria nahm ihn hin und legte ihn in die Wieget in der schon sie selber und frühere Generationen ihren ersten Schlaf ge tan hatten, und zum erstenmal löste sich ihr starres Entsetzen in Tränen auf. „Ich bleibe nun bei dir..." Inzwischen hatte man den Toten ins Haus gebracht. Maria lieh 'hn in seinem Zimmer auf den Diwaa betten, schloß Fenster und Läden, steckte Lichter an und hielt die Toten wacht. Ueber ein Jahr war seitdem ver gangen. Mit Macht war nun der späte nördliche Frühling ins Land gezogen. Die Gerüchte, die sich über den Tod des armen Verunglückten verbrei tet hatten, falsche und wahre, ver stummten allmählich, und Grllnei wuchs über sein Grab. Sein Kind war auch ein Stückchen in die Länge Gelock fiel ihm in die gewölbte Stirn, und sein frohes Stimmchen schwieg nur, wenn der Schlaf ihn umfangen hielt. Mit braunen Augen sah der kleine Kunz lustig ins Leben. Was hätte seinen Morgen trüben sollen liches. In Karlswalde läutete die Abend glocke, als sie über den Feldweg dem Gottesacker zuschritten. Marias Blick glitt über die Felder hin, an denen sie vorbeigingen. Das Winterkorn stand schlecht, dem hatte der trockene Frost geschadet. Der Weizen war üppig auf geschossen. Aber wer wußte denn, was hin, die Mißernte des letzten Jahres hatte ihren Mut klein gemacht. Hanne mochte ihre Gedanken erra ten haben. „In diesem Jahre wird's besser werden," sagte sie. „Brandskat tut, was er kann. Es Pflügt keins so tief wie er. Freilich gehört noch vieles mehr dazu." Unk ob's dem Herrn Arwed besser gelungen wäre? Ja, so ein Kopf, wie dem Stange seiner, der wird heutzu sein Geldbeutel dazu. Das Kind stolperte. „Gib dei Pat sche, Kunzche, tu." Aber Kunz drängte sich an die Tante heran. Er sprach noch wenig. „Mamaria," schmeichelte er zu dem, jungen Mädchen hinauf. Sie hatten das buschige Viereck mitten im Felde erreicht, einen jener baumumsäumten Würfel Erde, auf dem die Litauer ihre Toten bestatten. Es waren viel verfallene Grabstellen, verwitterte Kreuze, eingesunkene Stei ne, an denen sie vorübergingen. Gras der»Mitte teilte. Man sah kaum Spu völlig der Erde gleich, nur der Ar weds lag neu und gepflegt da. Dane ben das Grab der Mutler war vom Ueber ihnen blaute der Frühlings himmel, an dem leichte Wolken zogen. (Fortsesetzung folgt.) Zarter Winl. Reiseonkel (nachdem er seiner Mitreisenden an- Anhaltestelle. wohl Anhalt? Dame: Nein, aber das Standes amt»
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