Wem nie durch Liebe Neid gesrhnlz! »omon i-on «. Sr,sfer,.«lin,e». Fortsetzung.) Sie reckte sich ein wenig hoch und zog seinen Kopf zu sich heran. „Du unser aller guter Engel," sagte er flüsternd und ihr schimmerndes reiches Haar streichelnd, „selbst das verhärtete Herz meines cholerischen alten Herrn hast du dir erobert. Alle lieben dich, und ich habe beständig kämpfen, denn ich gönne es den an dern nicht, daß du freundlich mit ihnen bist." „O du Tyrann," schalt Edith mit «mein glücklichen Lächeln, „wenn sie mich alle nicht leiden könnten, wär's auch nicht recht. Was willst du ei gentlich?" „Meine Frau für mich allein ha ben," raunte er ihr mit heißer Stim me zu, „ich kann dich nicht länger entbehren, mag Papa sich von Tante Klothilde Pflegen lassen." Und er küßte Edith, wie er sie nie zuvor ge küßt. 14. Kapitel. „Gertrud!" Die junge Frau war so verlieft, öaß sie sich nicht rührte, trotzdem ihr Name in sehnsüchtigem Tone von weichen Lippen kam. Vor ihr stand der Kinderwagen. Auf weißen Kissen ruhte das Blond köpfchen ihres Töchterchens, der klei nen EM. Sie war nun schon über ein Jahr und konnte auf den winzig kleinen Füßen so flink laufen wie ein Wiesel. Sie war das Ebenbild ihrer blon den, lieblichen Mutter. Gertrud konnte dieses Wunder im mer noch nicht fassen, daß dieses jüße kleine Geschöpf so ganz ihr eigen, von ihrem Fleisch und Blut war. Das Kind erwachte. Es öffnete die strahlenden Aeuglein, ein glückliches Lachen verklärt- das rosige Gesicht chen, die kleinen Arme streckten sich «us, der Mutter entgegen. Jauchzend bettete Gertrud ihren Liebling auf ihren Schoß. Das hatte sie nicht geahnt, daß es höheres Glück geben könne als die Liebe des Wei bes zum Manne, als das Bewußt sein, wiedergtliebt zu werden. Seitdem sie Mutter war, bargen des Lebens Tiefen keine Rätsel mehr für sie. Die Mutterliebe birgt das höchste Glück, welches die Erde zu vergeben hat. Wenn alles um eine Mutter in Trümmer geht und sie be hält ihr Kind, so erscheint sie sich be- Der Platz, auf dem Mutter und Kind so behaglich saßen, befand sich unter weitästigen Buchen, die eine hübsche Villa umschatteten. Hier, mitten im Walde, hatte Bren ken mit Weib und Kind Sommer wohnung genommen. Sie waren reichlich zwei Jahre verheiratet, und bis zu diesem Tage hatte Gertrud v. Brenken es nicht be reut, Kamillos Werbung damals an genommen zu haben. Das erste Jahr seiner Ehe ver bcteten jungen Frau auf einer Kon zertreise. Der große Pianist wurde oller Orten mit besonderen Ehrungen «r spielte, so übertraf er sich selbst. Man fand, daß seine Kunst sich noch vertieft und veredelt habe. Alle Welt jauchzte ihm zu. Er erntete reiche Lorbeeren, doch auch Gold in Fülle. Gertrud führte das Leben einer Fürstin. die im Zenit über dem Leben des großen Künstlers stand, trafen mit blendendem Glänze auch feine Gattin. fertichen, das so leicht solchen Frauen anhaftet, welche nur kurze Zeit ver heiratet waren. Aber sie hatte auch Angst vor den indiskret forschenden Blicken, taktlosen Fragen der über, welche wie ein Schatten auf ih rem Wesen lag. Ihr Stolz aber reg» der ihre Liebe verschmäht hatte. Sie sagte Kamillo offen, daß sie ihm gut, ihr Herz aber zu tief ver wundet sei, um anderes als qualvol les Weh zu empfinden. Er gelobte, sich in allem zu be scheiden, und war selig, als sie sich endlich entschloß, seine Gattin zu wer den. Gertrud berauschte sich an dem ab wechslungsreichen Leben, unter der liebevollen Nachsicht ihres Gatten er holte sie sich langsam, blühte förm lich auf. Niemand hätte wohl jetzt in ihr die scheue, blasse Frau wiedererkannt, welche am liebsten die Einsamkeit suchte, um sich zu verbergen. Sie verstand es, sich zu kleiden. Ihre Erscheinung fiel auf. Si« neigte ein wenig zur Ueppigkeit, ihre Wangen hatten sich gerötet, ihre Au gen strahlten einen sanften Glanz aus. Was ihr die Herzen gewann, war ihre -Aufrichtigkeit, die Wärme, mit Und doch umwehte sie ein Etwas, das sie auch seiisationsbedürftigey Leuten interessant machte, eine leise Trauer, die untrennbar von ihrem Wesen zu sein schien. Wenn sie mit andere» fröhlich war, so pflegten sich ihre Lippen plötzlich zusammenzupressen wie in heimlichem Weh und ein eigentümliches Zucken der Mundwinkel verriet, daß mit al ler Anstrengung des Willens «in Leid unterdrückt wurde, das sich in hei ßen Tränen Luft machen wollte. Aber wenn man es aussprach, daß die schöne junge Frau des gefeierten Künstlers trotz all des Glanzes, der weil sie oft so verstört aussehe so lochten diejenigen, welche die Berhält nisse näher zu kennen glaubten. Seltsamerweise achtete kein Mensch auf das, was in Kamillo vorging. Je der sah nur den großen, gefeierten Künstler in ihm. Niemand ahnte, wie er darbte, vergeblich sich nach dem schrankenlosen Herzensglück sehnte, von welchem er einst geträumt. Brenken stand aus der Veranda, ei nen geöffneten Brief in der Hand. Ein paarmal hatte er das Schreiben bereits durchgelesen, nun schaute er gedankenvoll zu seiner jungen Frau hinüber, welche ganz in das Spiel mit ihrem kleinen Liebling vertieft Es war die Versuchung über ihn gekommen, den Brief ablehnend zu beantworten und gar nicht zu zeigen. Doch ein so kleinlicher Gedanke konnte nur flüchtig in ihm auftau chen, er wies ihn sofort weit von sich. Er eilte hinaus, nahm das Hjnd auf den Arm und zog dann den Brief aus der Tasche seines Hausrockes hervor. „Herbert v. Bornstädt wird uns besuchen, Gertrud, lies selbst, er scheint so recht bedrückt und trostbe dürftig zu sein. Er hat Schweres durchlebt. Wir müssen ihn wieder ausrichten, dafür sorgen, daß er sei- „Herbert v. Bornstädt", wie ein Hauch aus einem Grabe wehte es die junge Frau an. Lange hatte sie nicht an ihn gedacht. Doch nun wurde die Bergangenhcit wieder lebendig. All das schreckliche Weh. welches ihr da mals das Herz zusammengepreßt, ihr Schwanken, ehe sie Kamillo die Hand ewigen Bunde gereicht, die heim lichen Kämpfe in ihrer neuen Ehe, in welchen sie langsam die sündige Liebe zu dem anderen Manne über wand, das alles stand plötzlich pein voll deutlich vor ihrer Seele. Sie bemerkte gar nicht, daß ihr Mann wieder gegangen war. Aus Herbert v. Bornstädt! Sie hohe, stattliche Gestalt vor sich zu se hen. Es hatte eine Zeit gegeben, wo dieser Name alles Glück und Weh ih res Lebens umschloß. Aber seine Lie be war nicht start genug gewesen, ein Vorurteil zu überwinden, sich über das, was das Schicksal ihr in der er sten Ehe auferlegt, hinwegzusetzen. Er hatte gewußt, daß sie ihn lieb te, und war doch gegangen, sie ihrem Gram, dein demütigenden Gefühl, verschmäht zu sein, überlassend. Oh. wie grausam hatte sie damals gelitten, tage-, ja wochenlang auf Herberts Wiederkehr gehofft. Statt starken, selbstlosen Liebe errettet, ihr er resignierte. Gertrud wußte sehr wohl, daß sie ihren Mann durch ihre Gleichgültig keit enttäuschte, und oft fühlte sie ihre Schuld wie einen Siein auf ihrem Gewissen. Erst jetzt stieg es wieder heiß und mahnend in ihr empor. Viel, unend lich viel war sie ihrem Manne schul dig geblieben. Und nun galt es, sich, von neuem gegen eine Macht zu wappnen, die schon jetzt durch verschiedene Merk- Jhr Herz pochte so angstvoll und zwei feurig- blaue Augen schwebten ihr vor, sie träumte von einen, rosen durchdusteten Sommertage, wo sie an Herberts Seite dahinschritt und in süßer Beklommenheit dem Wort ent gegenzitterte, das ihrem armen, schwergeprüften- Herzen Glück und Frieden geben sollte. Sie war so mutig in ihrer Beichte gewesen, aber das Wort, welches sie heiß und brünstig ersehnte, wurde nicht gesprochen. Klein « Elli griff mit den dicken Fäustchen nach d»m Briefblatt und focht durch die Luft damit, daß es nur so knisterte. Was sollte es denn heißen, daß sie diesen Reminiszenzen nachhing? Seit jenem Liebestraum waren Jahre ver gangen. Sie war nicht mehr die ge schiedene Frau eines Falschspielers, sondern die Gattin des berühmten Pianisten, die Mutter eines heranblü- Jn ihrem Kinde besaß sie eine er probte Waffe gegen die Regungen ih res rebellischen Herzens. Warum pochte es nur so ungestüm? Fürchtete sie Herberts Besuch? Nein, gewiß nicht. Er sollte nur kommen. Kühl und ruhig wollte sie ihm ins Auge sehen. Sie küßte ihr Kind und steckt« den zerlnitterten Brief in die Tasche. Die Wärterin kam und nahm ihr die Kleine ab. Gertrud stand auf. Sie wollte ins Haus, an das Herz ihres Gatten fluchten. Sie ging ein paar Schritte der stehen. Hätte sie nur gewußt, daß sie von Kamills beobachtet wurde, oder wäre ihr herausgekommen, um sie, wie so oft früher, mit sanfter Gewalt in seine Arme zu ziehen. leeren, abwesenden Blick. „Sie kann ja nicht dafür, daß sie mir so bitter weh tut", dachte er, „Liebe läßt sich 'nicht erzwingen." Er schlich hinweg, um sein Leid in Tönen ausklingen zu lassen. Querwaldein schritt Gertrud, sie wollte ihren Gedanten entfliehen und gab ihnen in der Einsamkeit erst recht Audienz. unbewußt ihrer bestrik tann. ch 3 Und schrak dann fast schmerzhaft zusammen. Tauchte zwischen den ho berts schlanke Gestalt aus? täuschte sich doch wohl. Alles, was sie sah, brachte sie mit ihm in Ver bindung. Hut. Es war VornsMdt. Er hatte sie erkannt. Gertrud blieb stehen, eine Ohn machi wandelte sie an. Sie hatte ihre dem die Sonnenlichter ken spielten, über ihr weiches Gesicht Bornstädt", sagte sie mit schlichter Herzlichkeit, „mein Mann freut sich noch ganz besonders auf dieses Wie dersehen. Wir konnten Sie aber heute noch nicht erwarten, sonst würde „Jch danke Ihnen für Ihr herz liches Willkommen, Frau Gertrud. Die geschäftliche Angelegenheit, welche mich in Ihre Nähe führte, erledigte sich schneller, als ich vermutete, und da wurde die Sehnsucht übergroß in lch tonnte nicht widerstehen. „Und zwar noch ganz der alte, ein wenig branner das Gesicht und brei ter die Schultern. In jeder Verklei dung würde ich Si« wiedererkannt ha ben, Herr v. Bornstädt." Er strich mit der Rechten über seine hohe, faltenlose Stirn. „Oh, daß diese Jahre ein Traum wären und l alles, was ich darin erlebt, nur in der Phantasie bestände." ren?" „Ja, gnädige Frau? suchte." schütten. Wenn Sie also noch ein wenig Interesse an meinem Geschick nahmen, gnädige Frau, so erwähnen Nun war er doch ein anderer ge worden, sie erkannte es recht wohl, ein Unglücklicher, Heimatloser. Selt sam, daß sie sich darüber fast freute! Aber sie konnte nicht anders, diese eine Genugtuung für alles, was sie um ihn gelitten, mochte sie sich nicht versagen. Sie wollte vor ihm glück lich, beneidenswert glücklich scheinen. Oh, er sollte nicht ahnen, wie bittere Tränen sie ihm nachgeweint. Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her, die grünumrankte, mit Blumen geschmückte Veranda tauchte schon zwischen den Baumstäm men aus. Gertrud blieb stehen. „Sie wer den es entschuldigen, Herr v. Born städt, wenn ich mich hier von Ihnen verabschiede, nicht wahr? Sie finden Kamillo daheim. Ich will nur" sie winkte eifrig der Wärterin, welche ihnen mit dem Kinde entgegenkam „mit meinem kleinen Liebling noch einen Spaziergang machen, Ihnen vorher aber unsere kleine Elli vor stellen. Kamillo teil!« es Ihnen doch mit, daß wir ein Töckterchen haben?" Gertrud sah, daß Bornstädt er bleichte. „Nein, ich wußte nichts davon", erklärte er unsicher, „möglich, daß Sie. konnte sich der grausamen Freude, vor ihm mit ihrem Mutter glück zu prunken, nicht enthalten. Sie schäkerte mit dem süßen, klei nen Liebling, spielte Versteck und Ku chenbacken, und das Töchterchen jauchzte in Heller Lust. Herbert v. Bornstädt stand dabei und sah mit seltsam starrem Blick auf die liebliche Gruppe. Etwas Ehernes war in feinem Gesicht, keine Miene zuckte darin. Ja, so hatte auch er sich das Glück ausgemalt, das still verschwiegene Glück an der Seite ei ner heißgeliebten Frau. Gertrud nickte ihm zu. „Ist es nicht ein süßes, kluges Baby?" La chend schritt sie mit dem Kinde auf Nach einer Weile blieb Gertrud ste- Wie gut. daß dieses Wiedersehen Sie hatte das Haar und den Hals ausschnitt ihres Kleides dem Gast zu Ehren mit frischen Rosen geschmückt daß sie im tiefsten Herzen ange hörte, nicht« mehr sie an Bornstädt kettele. Der saß dabei und preßte die Lip pen so fest zusammen, daß sie fast verschwanden in dem gequälten Ge sicht. Er bereute fast, hierhergekom men zu sein, und erwog bereits die Abreise. Aber da begann Gertrud zu plau dern wie in früheren Tagen, sie fragte Herbert nach allen möglichen, wollte wissen, wie es ihm in Freud' und Leid ergangen. Da wurde dem Heimatlosen das Herz weit. Er sprach von seiner kurzen Ehe, der schweren Krankheit seiner Frau, und wie der Tod ihr dann endlich Erlösung gebracht. Bon seinen Reisen erzählte er und den rei chen Erfahrungen, welche er in frem den LSndern gesammelt. Durch all seine Reden klang ein Unterton dü steren Kummers. Kamillo v. Brenken lauschte schwei gend. „Es ist alles im Leben uii volllommen." dacht« er, ohne es aus zusprechen, „wenn Herbert diesem Scheinglück aus den Grund ginge, wie wenig beneidenswert würde er es fin den. Und doch möchte ich nicht ent behren, was ich besitze, sie sind beide mein, die geliebte Frau und mein Kind, an ihrer Seite leben z« dür fen. ist schon süß und traut. Die Vereinsamung ist das größte Unglück. Um keinen Preis möchte ich mit Her bert tauschen." Die wilde Verzweiflung von vor hin erschien ihm jetzt übertrieben. Zn welch einer weltschmerzlichen Stim mung mußte er sich befunden haben, um alles so schwarz zu sehen. Das lebhafte Gespräch war ver stummt. Selbstvergessen sah Herbert einem Eichhörnchen zu, welches mit flinken Bewegungen den Stamm ei ner Buche hinaushuschte. „Wenn ich an deiner Stelle wäre," sagte Brenken »ach einer Pause, „so würde ich dieses Wanderleben aufge ben und irgendwo in der Heimat meinen festen Wohnsitz nehmen. Fin dest du so viel Gefallen an dem ewi gen Herumreisen?" selben herzlich satt. Aber wo sollte ich mich dauernd niederlassen? Ihr seit meine einzigen Freunde, und auch ihr führt ein Nomadenleben." „Aber nur noch kurze Zeit, Her bert. Und das geschah auch nur meiner Frau zu Gefallen, für welche diese Konzerttournees einen eigenen Reiz hatten. Neuerdings hat man mir wieder die Leitung eines bedeu tenden Musilinstituts angetragen, und ich bin entschlossen, diesem Ruf zu folgen. Wir werden dann in Ger truds Heimatsstadt wohnen, und viel leicht ziehst du gleichfalls dorthin. Es geht nichts über den Verkehr in der eigenen Familie. Mein Schwiegerva ter würde dich mit großer Freude begrüßen und auch mit dem alten Wernicke würdest du dich gut verste hen. Es sind aber auch jüngere Leute dvrt, welchen du dich anschließen „Der Lorschlag ist schr lockend, was sagen Sie dazu, gnädige Frau?" „Ich bin ganz der Ansicht meines Mannes, soweit es sich um Ihren Anschluß handelt, Herr von Born städt. Ich selbst habe mich so an das Reiseleben gewöhnt, daß ich es nie wieder entbehren möchte." „Wir sind es schon unserm Kinde schuldig, daß wir einen festen Haus stand gründen und ein Philisterleben beginnen, du kleine Wanderratte," scherzt« Brenken und sah seine junge Frau mit verliebten Blicken an. Herbert erhob sich rasch. »Ach, wie froh bin ich, daß ich dich wieder habe, mein Kamills, und um meine Freude vollkommen zu machen, fehlt nur noch eins: Spiele mir etwas vor. Ich habe in schweren Stunden eine fast krankhafte Sehnsucht nach deinem Spiel gehabt." „Gern, mein Freund. Was könnte mir lieber sein als eine solche Zuhö rerschaft mein liebes Weib und mein einziger Freund ?!" Dann spielte Kamills, wie nur er spielen konnte, und die Töne, von Meisterhand dem edlen Instrument entlockt, tönten auf die Veranda Hin- Herbert lehnte in der geöffneten Tür und lauschte ergriffen dem be strickenden Spiel. Wie stolz war er darauf, daß er diesen ausgezeichneten Künstler seinen Freund nennen durf te. „Nie will ich dein Vertrauen täuschen, du lieber, einziger Mensch," gelobte er sich in der Stille, „eher würd« ich den Tod suchen, als an dir zum V-rräter werden." Der Lichtschein aus dem Musik zimmer fiel voll auf seine hohe, kräf tige Gestalt. Gertrud, welche im Schatter. saß, studierte jede Linie sei nes cdelgeschnittenen Gesichts. Immer herrlicher, b«rauschender er> klang Brenkens Spiel, es würd« ein jauchzender Willkommengruß für den heimgekehrten Freund. Die Blick« der beiden Lauschenixn begegneten sich, ihre Herzen schlugen höher, die Musik hatte sie völlig ge fangen genommen. Gertruds Blicke hingen wie gebannt an Herberts be geisterten Zügen. „Es ist wie einst," sagte si« flüsternd vor sich hin. Viel- wußte sie selbst nicht, was sie Als der letzte Ton verklungen war, <rhob sich Kamills und trat zu dem Freunde Hinaul. »Nicht wahr, du Hast mich verstanden, Herbert? Sei I nochmals herzlich willkommen!" Wortlos drückten sie sich die Hiin» de, ein schönes, reines Feuer giühi« in beider Augen. Auch Gertrud hatte sich erhoben. Die Musik hatt« einen dumpfen Druck von ihr genommen. Sie lehnt« sich an ihren Gatten, ihre Hand stahl sich in die seinige. Dies war heute die zweite Liebkosung, welche sie ihm zuteil werden ließ. „Liebling," sagte er, unbetüininert um Herberts Anwesenheit, und küßte zärtlich ihr blondes Haar. Dann geleitete er Herbert in des sen Zimmer, das man inzwischen jür ihn hergerichtet hatte. zurück und zog seine junge Frau init hinaus in den feierlich stillen Abend. Hand in Hand schritten sie vurch den dunklen Wald die ihnen ber«ils be kannten Wege. Sie sprachen kaum ein Wort. Seltsam weh und beklom men war ihnen zumute, wie am Vor abend besonderer Ereignisse. IS. Kapitel. Einige Tage später erhielt Brenken die Einladung, in einem hervorra genden modernen Badeorte mehrer« Konzerte zu geben. Nur ungern sag te er zu. Er wußte im voraus, daß man ihn dort in die geselligen Kreise hineinziehen, ihn feiern, in jeder er denklichen Weise auszeichnen, zum Mittelpunkt machen würde. Dieses Angehimmeltwerden war dem Künstler überaus lästig. Zudem lieb te er die Einsamkeit. Hier fühlte er sich wohl, seine Nerven erholten sich von den Strapazen, welche er ihnen notgedrungen zumuten mußt«. Aber Gertrud bestand darauf, daß er die Einladung annahm; sie lieh keine Gegengrllnde gelten. Im stillen war sie dein Zufall für diese Einladung dankbar. Den gan zen Tag war sie jetzt wieder mit Her bert v. Bornstädt zusammen, er be gleitete sie auf ihren Spaziergängen, wenn Kamillo mit seinen Musikstu dien beschäftigt war. Stündlich fand Herbert Gelegenheit, d«r Gattin sei nes Freundes Aufmerksamkeiten zu erweisen. Gertrud nahm dieselben wi« etwas Selbstverständliches ent gegen. in aller Heimlichkeit aber suchte sie sich denselben zu entziehen, so gut Aber auch die beiden Freunde sah man viel beisammen. Sie unternahmen Aindenweit« Spaziergänge, spielte» interessanten Unterhallungsstoff^ver d nützen und sich gegenseitig Liebes zu erweisen, lebten sie förmlich auf; sie vermißten hier nichts und ihretwegen >in dem klei- Aber Gertrud war in der letzten Zeit von einer seltsamen Unruhe be fallen, sie schien der Einsamleit über drüssig zu sein. In dem nahegelegenen Kurort war sie einem Tennisverein beigetreten und fuhr nun täglich dorthin, um stundenlang dem Sport zu huloigea. Wenn sie dann am Abend heim kehrte. schützte sie gewöhnlich Müdig keit vor, ließ den Herren das Abend essen auftragen und zog sich, ohne Herbert begrüßt zu haben, zurück. Ost kniete si« dann noch lange am Bettch«n ihres Kindes, dessen runde Bäckchen bereits im gefunden Schlum mer glühten. Konnte sie ungesehen ins Fr«ie gelangen, so huschte sie in den nachtdunklen Wald hinaus, wo sie bis zur Erschöpfung umherirrte. Sie hielt sich natürlich in der Nähe des Hauses, wo alle Stege und Wege ihr genau bekannt waren. Ost stand sie aber auch unt«r den weitausladen den Zweigen einer alten Buche und starrte unverwandt nach der Veran da hinüber, wo Herbert v. Bornstäd's Charakterkopf, vom hellen Lichier schein der Ampel umflossen, sich wie von goldigem Grunde abhob. Gertrud schien jede Linie seines Gesichtes zu studieren, und sie starrte so lange, bis die Augen ihr weh taren und die Konturen des Bildes in eins verschwamnien. ' Wenn sie sich dann mit geschlojse neu Augen gegen den rauhen Stamm des alten Waldriesen lehnte, vernabm sie erst das gewaltige, herz- und sinnerschütternde Spiel ihres Man nes. Verklungen und verweht waren di bbelnden Töne jenes Abends, an welchem man das Wiedersehen mit dem Freunde gefeiert, sie waren der Ausfluß eines überglücklichen, freud«. trunknen Herzens gewesen. Jetzt klang dumpfe Anilage, wilde Verzweiflung oder auch schmerzliche Resignation aus dem Spiel, das gan ze Elend ejnes ringenden, auf de» Tod verwundeten Menschen. Wie eine eindringliche Mahnung pochten die Töne an das Herz der jungen Frau. In aller Stille und H«imlichkeit kämpfte auch sie wie «ine Heldin, tapfer, doch aussichtslos. Wie sollte dies enden? Sie dachte an ihr Kind, und die Mutterliebe ak. lein bewahr!« sie vor völligem seeli schen Zusammenbruch. (Fortsetzung folgt.) -- Die Liebesgabe?" Alter (Strümpfe strickend): Das freut mich, daß unsereins auch ei», mal etwas für Männer tun kann!
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