Nm ein Wort! Origmalroman »on^ J,s«»»»ne Scha»« , <4. Fortsetzunz.) du auch jeden Abend um neun oder zehn Uhr in die Falle Lehst", scherzte > h grüß. „Gute Nacht, Eva, schlaf' gut die Wandte?" „Gewiß", nickte Eva. Auch ihr schien das selbstverständlich. zur Stelle, als Onkel Franz die aber Mamsell Marie schloß dieselben. Thüringer Kissen lag. Dann schlief S. Kapitel. Als Eva am anderen Morgen er- Borstellung. Ihr war, als sei sie da- lag das Landhaus des Onkels wie wacht. So selten hatte Eva Gele genheit gehabt, Berge zu sehen. Als das Fenster geöffnet hatte, war das Geräusch da draußen viel stärker ge worden, und nun merkte sie, daß dasselbe von der seitwärts gelegenen Fabrik herkam. Die hohen Schorn- rauchten, aber der Rauch ver liche Stimme heraus: „Guten Mor ien, Fräulein Eva. Ausgeschlafen?" Es war Mar«, dir Mamsell, die ren das Futter hin. Da strahlten Evas Augen. Wie schön das alles hier war! So fremd Eilig kleidete sie sich an. Alle ihre Die Erinnerung an Sibylle und an die Schuld, die sie aus sich geladen, waren in weite Ferne gedrängt. Die schwere Last, die sie zu Hause ge fühlte sich wieder zu allen l/stigen Streichen ausgelegt wie einstmals. Nur wenn sie an die Tante dachte, empfand sie ein leises Unbehagen, das sie aber tapfer niederkämpfte. War um sollte die Tante nicht nett zu ihr sein, so, wie der Onlel es war! So tröstete sie sich selbst, und doch klopfte ihr Herz schneller, als st», wieder in ihrem schlichten, schwarzen Kleid, in dem sie die Reise zuriickzßx stimme, die sie aus dem Schlaf ge weckt hatte. „Also Hammelbraten und für die ken Gestalt, ehe sie sich entschloß, ein leift, daß und drinnen im Speisezimmer setzte sie dann die Musterung fort. Kum mervoll schüttelte sie den Kopf. »Das hatte Onkel Franz mir auch hast. Ich weiß nicht, ob Alice das kümmert, daß Eva, anstatt beleidigt zu sein, sich versucht fühlte, hellauf zu lachen. Also Alice war es, die das Haus beherrschte, deren Meinung ausschlag gem Tone erwiderte sie: „Ich kann wirtlich nichts dafür, datz ich rotes Haar habe, Tante Franziska. Meine Mutter sagte immer, der liebe Gott habe es Sibylle und mir so gegeben Sibylle hat nämlich auch rotes Haar und darüber dürfe man Ein verlegenes Hüsteln der alten Dame war die Antwort. Eva hatte als fromm und sah streng daraus, daß diese Ansicht aufrechterhalten wurde. Darum konnte sie auch ge gen Evas Worte eigentlich nichts sa gen, denn dieselbe hatte ja recht. „Ich meinte ja auch bloß so, lie bes Kind. Mir bist du natürlich recht so, wie du bist. Aber nun „Aber wo ist denn die Kusine?" fragte Eva interessiert. Ueber Frau Franziskas hageres, längliches Gesicht ergoß sich ein ver klärender Schein, wie immer, wenn sie von ihrer Tochter sprach, zu gleich klang ein gewisses herablas sendes Mitleid durch ihre Worte. „Alice schläft natürlich noch. Sie ist ja so zart, so sensibel. Nun, du wirst sie ja kennen lernen. Aber du mußt dich stets in acht nehmen, sie nicht aufzuregen. Jeder Aerger schadet ihr und hemmt ihre Fähig keiten." Evas Augen wurden groß und rund vor Staunen. „Alices Fähigkeiten? Was tut sie denn, ich denke, sie ist verheira tet?" Wieder huschte das mitleidige Lä cheln über der Tante Gesicht. „Man kann verheiratet sein und Kind," erwiderte sie würdevoll, wäh rend sie Eva eine Tasse Kaffee aus der blitzenden Nickelkanne eingoß. Dann hielt sie ihr die Schale mit dem frischen Gebäck hin. Ungeniert griff Eva zu und biß mit den weißen Zähnen kräftig in das frische Weißbrot. Ihre Augen hatten dabei den Ausdruck staunen der Bewunderung noch nicht verlo ren. Kusine Alice mußte ja etwas ganz Besonderes sein! Forschend streifte Evas Blick jetzt wieder die hagere Erscheinung der Tante, die, in schwarze Seide ge kleidet, aufrecht und würdevoll auf ihrem Stuhle saß. Tante Fran ziska hatte grobe, aber gutgepflegte Hände, die halb von den schwarzen Aermelspitzen verdeckt waren. In ihrem ganzen Wesen aber war^Ne fme. Unbewußt traf sie das Richtige, um sich die Zuneigung der im Grun- „Erzähle mir doch etwas von Alice, Tantchen," bat sie. Wieder ging es wie Sonnenschein über Frau Franziskas spitzes Gesicht. Dennoch sagte sie geziert: „Gott, wa» ist da viel zu erzählen! Alice ist Nch." Sie schreibt nam floh Evas Munde. „Sie schreibt? Eine Schriftstellerin ist sie also! Oh, sen." schätzig. ab. Ihre Ziele sind höher; sie schreibt Zeit, wo sie verheiratet ist? Sibylle ben, nun, wo sie heiratete." „Wie kannst du das in Vergleich ziehen! Für Sibylle mag das recht ten, zu kochen und vielleicht gar Strümpfe zu stopfen! Nein, Alice muß dichten. Ihr das zu verbieten, hieße einem Schmetterling die Flii- Der verächtliche Ton, in dem Tan te Franziska von Sibylle gesprochen hatte, ärgerte Eva. Sie fühlte ihren niger unabsichtlich als das Vorher gehende warf sie hin: „Ja, ist denn aber damit Alices Mann einver standen? Und das Kindchen hat sie doch einmal, da muß sie sich doch Achftln. wirst auch du dich vor ihrem Geiste Eva dachte das Gegenteil. Sie neigte immer stark zur Opposition, gerte sie. Ihre Mutter hatte Sibylle sie nicht blind getvefen gegen die Fehler ihrer Kinder. Ob der Onkel wohl ebenso verliebt in seine Toch ter war? Und Ernst Widmann war der wohl damit zufrieden, daß Alice ihr geistiges Schaffen so hoch über alles andere stellte? Ihre Gedanken auszusprechen, fand Eva nicht mehr Zeit, denn draußen ließ sich ein leises Rauschen klärtem Gesicht. „Da kommt Ali- Gefühl der Hochachtung. Auch fie Blicke starr auf die Tür geheftet. Sie erwartete etwas ganz Besonde- Alice hatte sich von der Mutter heben. Mit der blassen, etwas kno chigen Hand hielt sie lässig hie Schleppe ihres Kleides und ging mit ruhigen, gleichmäßigen Schrit ten auf den Tisch zu. „Hast du gut geschlafen, mein Kind?" fragte die Mutter besorgt. „Ich danke, es ging. Wenn nur das entsetzliche Geräusch von der Fabrik nicht wäre! Das läßt mich nicht zur Ruhe kommen. daS peitscht Hände gegen die Schläfen. Nun erst richtete sie den Blick voll Ob sie wohl in Ohnmacht fallen wird? dachte Eva trotzig. Sie hielt den prüfenden Blicken Alices ru hig stand, aber zu ihrem Erstaunen nen freundlicheren Ausdruck an. „Sieh' da, die kleine Eva! Wie hübsch und apart sie aussieht! Das tut dem Auge wohl." Und sie zog Eva an sich und hauchte flüchtig ei wnndte sie sich wieder an ihr« Mut „Meinen Tee, Mama, bitte." sagte Frau Franziska Weiler: „Ich hatte schon Angst, Kind, daß dir Eva mißfallen würde, und wo Pa „Warum mißfallen?" Frau Alice zog fragend die Au genbrauen hoch. Sie war offenbar keine Freundin von vielen Worten. Vielleicht sollte ihre Schweigsamkeit auch nur geistige Ueberlegenheit mar kieren. Sie hatte sich lässig in den Sessel zurückgelehnt, und jede ihrer Bewegungen drückte eine gewisse ge wollte Miidigleit .aus. Regungslos sah sie zu, wie die Mutter den Tee und die frisch gerösteten Zwiebäcke, die Mamsell Marie auf einer sil- Rucksicht und Pflege bedürfe. Nun Ein tadelnder Blick aus Alices triumphierend zu fragen schienen: „Siehst du nun. wer Alice ist?" Daß in dieser Rede für sie selbst eine Jü lich zu und gab ihr die Hand. „Gut geschlafen. Kleine? Das ist recht. Paß nur auf, hier wirst du bald sicherte sie. Jetzt sah der Vater sie scharf an. Alice zuckte die Achseln. „Bei dem Lärm, den die Maschi nen!" „Ja, du könntest wirklich die Ar beit eine Stunde später beginnen gesehen von dem Schaden, den wir dadurch erleiden," sagte ihr Man« ruhig und doch bestimmt. te. ter. „Laß doch, Mama, es ist ja nicht der Mühe wert. Wir wissen es ja, was für Papa die idealen Gü dere Art erhalten. Trinke Milch nun Alices Mann däs Wort. gegangen/ fhb " losigkeit zu ihrer Mutler sagte: „Ich frieden. Wenn ich Hunger verspüre, werde ich klingeln. Ein Glas Ma deira, ein paar Eier, das genügt, sen. Die Mamsell, die brät es. chelte sie und legte ihm die besten Bissen auf den Teller. Der aber war nicht so leicht zu von heute früh über die roten Haare. Ehe sie aber rechte Worte fand, klin gelte es von der andern Seite des Ganges und hastig machte sie sich los. „Das ist Alice. Ich mutz doch se hen, was sie will." 6. Kapitel. In dem neuen, hellen Zimmer setzte Eva sich sogleich hin, um an zu schreiben, sich noch einmal Fritz Nessel hieß, und sie tröstete sich ken würde, zumal er sie ja auch nicht wiedersah, wenn er jetzt zu Besuch in Der Brief an Sibylle war fertig und Eva schickte sich eben an, die Schränke und Schiebladen einzuräu men, da hörte sie Schritte draußen. Das Trippeln zierlicher Kinderfüße wurde laut und dazu ein feines, hel plapperte. Das mußte die kleine Inge sein. Eva riß die Tür ihres Zimmers auf und stand atemlos vor Entzücken ei nem niedlichen, blondlockigen kleinen Mädchen von kaum drei Jahren ge genüber. Die Kleine trug ein war mes, weißes Mäntelchen und ein' ebensolches Mützchen, welches ein zar tes, von der Luft rosig angehauchtes Gesichtchen umrahmte. Ein Paar merlwürdig ernste, blaue Augen ruh ten mit fragendem Ausdruck auf der Kinde stand die Wärterin, eine schon ältere, robust« Person, an die Inge sich jetzt mit scheuer Gebärde an »Die Kleine ist sehr scheu, sie an Sie gewöhnen", sagte die Wär terin. Diese gefiel Eva nicht sonderlich, Mädchen nun von all seinem Reich tum! Aber das sollte anders wer den! Sie sah eine schöne, lohnende Aufgabe vor sich: hinfort wollte sie sich um das Kind kümmern, sein klei heiter und fröhlich machen. Bis jetzt hatte noch kein Lächeln das süße Kindergesichtchen belebt. Die Wärterin saßte die Kleine nun ohne bei der und zog konnte, fühlte diese den Blick der selt- Leise ging Eva in ihr Zimmer zurück. Aber schon beim Mittag essen erbat sie sich die Erlaubnis, am nickte. „Warum solltest du nicht?" „Ich glaube. Inges Wärterin hat etwas sie war recht un- Sogleich wurde die Tante ängstlich. „Ja, dann mit Therese wirst du dich gut stellen müssen. Alice hält große Stücke auf sie. ..." > „Unsinn!" fuhr der Onkel auf. Er hatte bisher mit seinem Schwieger söhne halblaut gesprochen, trotzdem war ihm kein Wort entgangen. „Selbstverständlich kai?n Eva mit der damit es nicht immer Person allein überlassen ist. Inge ist mir viel zu still und ernst für ihre Jahre". Wieder schlug Evas Herz dem On kel voller Dankbarkeit entgegen. Wie hatte sie ihn früher nur so verken nen können! (Fortsetzung folgt.) Läßt tief blicken. Feld soldat: Warum halt du denn deine Verwundung verheimlicht? Kamerad: Ich halte Angst, sie könnten mich sonst womöglich nach Hause zu Heiner Alten schicken.
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