Der Geiadriek. Zfin Erlebnis d-z Mr. Joe JenkinS. Bon Paul Rosenhahn. «Ich habe Sie bitten lassen, Mr. Ar« Jenkins, weil ich in einer mir unerklärlichen Angelegenheit Ihren Rat haben möchte." Mr. Jenkins. der Detektiv, sah sich aufmerksam in dem eleganten Privalkontor des Ban kiers um. Er konstatierte mit Be friedigung, daß das Zimmer mit vornehmer Einfachheit ausgestattet war und in jeder Einzelheit den rei chen und geschmackvollen Besitzer ver riet. „Sie sind bestohlen worden, Herr Dufayel?" „Ja. Und zwar auf eine völlig rätselhafte Weise. Ein Geldbries mit 63,000 Frank i/t geöffnet und seines Inhalts beraubt worden. Die Sie gel sind unverletzt, und doch ist daS Geld fort." .Wer hat den Brief gesiegelt?" „Ich selbst. Ich habe ihn auch persönlich zur Post gebracht. Als der Brief zwei Tage später In London zu? Abüeserung gelangt« und in Ge genwirt des Postbeamte» geöffnet wurde, lag statt des Geldes «ine Zei tung in dem Brief." „Ich muß Sie bitten, Herr Du fayel, mir über einige Punkte Aus kunft zu geben." „Ich stehe zu Ihrer Verfügung. Vber wollen Sie nicht Platz neh- De: Detektiv ließ sich in dem Ses sel nieder, der in der Nähe des Ka mins stand, und legte gemächlich die Beine übereinander. „Rauchen Sie!" „Danke, ja." Mr. JenkinS nahm aus der dargebotenen Jmportenkiste eine Henry Clay und fragte, indem er die Banderole löst« und die Spitze abschnitt: „Besitzen Sie das Kuvert des Geld brieses?" „Ja. Hier ist es." Der Banlier entnahm seiner Brieftasche einen gel ben Umschlag und überreichte ihn dem Deteltiv, der prüfend die Aufschrift betrachtete. „Wer hat dies Kuvert geschrieben?" „Ich selbst!" „Wann haben Sie den Geldbrief abgesandt?" „Am 21. Januar." „Wissen Sie die Tageszeit?" „Ja. Es war um 7 Uhr abends." „Sie selbst haben das Geld hin eingelegt, den Brief gesiegelt und ihn dann zur Post gebracht?" „Ja. Mein Chauffeur erwartet mich unten im Auto, um mich in die s?ver zu fahren. Unterwegs ließ ich vor dem kleinen PostaM der Rue de Sentier halten und gab den Geldbries auf" „Ist Ihnen", fragte der Deteltiv zögernd, „irgend etwas aufgefallen, Während Sie den Geldbries postfertig »nachtei«?" „AIZ ich den Brief sie geln wollte, fehlte der Siegellack. Ich selbst hatte am Tage zuvor eine Stan ze neben mich auf meinen Schreib tisch gelegt. Sie war fort." -- „Hat sich diese Stange Siegellack später wieder angefunden?" „Nein." «Was taten Sie, um den Brief sie geln zu können? Verließen Sie das Privatlontor?" „Ich trot einen Augenblick in das Hauptkontor, blieb aber in der Tür sieben. Hier ließ ich mir von dein Lehrling ein anderes Stück Siegellack geben und kehrte dann sofort in das Privatburea» zurück, wo ich den Brief siegelte." „Wäre es möglich, Herr Dufayel, daß während dieser kurzen Unterbrechung leinand ihr Zimmer be treten hat?" „Nein. ES ist aus geschlossen", sagte der Bankier. „Der Brief ist ohne Zweifel umge tauscht worden. Dieser Umtausch hat mit ziemlicher Sicherheit stattgesunden in dem Augenblick, >n dem Sie das kenn« ich natürlich meine Handschrist." Der Detektiv erhob sich und trat anS Fenster, dessen Stores und Bor ten.» ist Ihr« persönliche Ar beitszeit, Herr Dufayel." „Ich pflege von zehn bis zwei und von sechs bis halb acht Uhr hier zu sein." „Ich danke Ihne». Dieses Zim mer hat, wie ich sehe, einen separate» Zugang vom Korridor. Wer hat, außer Ihnen, einen Schlüssel dazu?" „Nur meine Frau." Der Detektiv sah einen Augenblick zu Boden und fragte dann langsam: „Wo war Ihre Frau an dem betref fenden Abend?" „Sie «rwartet« mich °n der Oper." „Ich möchte Ihr Personal kennen lernen. Aus wieviel Personen be - steht es?" „Ich hab« sechs Buchhalter, zwei Korrespondenten, drei Schreibmaschi ncndamen und einen Lehrling. Außer dem meinen Prokuristen, Herrn Ba lois. Aber dieser kommt nicht In Frage." „Warum nicht?" „Er war an dem betreffenden Tage geschäftlich verreist, nach Rouen, und ha« erst gestern abend seine Reise auf meinen Wunsch unterbrach«»." „Wie lange ist er In Ihrem Hause?" „Seit sechs Jahren." „Ist er tüchtig?" „Außerordentlich. Uebrlgens muß «r sofort kommen, um mir die Briefe zur Unterschrift zu bringen. Ich „Jst die Post fertig?" .Sofort, Herr Dufayel." Fast unmittelbar hinter dem zurückgekehr ten Chef trat ein Herr in der Mitte der Dreißig ein. Mit einer leichten Verbeugung legte er einen Stoß Briefe rend/.Jch wollte Sie nicht stören." Er wollte sich wieder zurückziehen, als der Banlier vorstellte: «Dies ist Mr. Joe Jenlins, der berühmte De tektiv. Er ist gekommen, um Licht in unsere dunkle Geldbriefangelegen heil zu bringen," Der Prolurist ging auf Mr. Joe Jenkins zu, schüttelte ihm die Hand und sagte mit offenem Lächeln: „Er freut, Sie zu sehen, Mr. Jenkins. Die Geschichte ist sehr fatal. Es ist schade, daß ich an jenem Tage nicht in Paris war, sonst wäre das alles vielleicht nicht passiert." „Wie ich höre, Herr Valois, waren Sie verreist?" .Ja. Ich war in „Ah, in Rouen. Ich kenne es. Es Hotel du Lion d'Or. Es ist wohl hat?" „Sie Irren sich, Mr. JenkinS," er kann es Ihnen sehr empfehlen." „Sehr freundlich, Herr Valois. Ich werde es mir merken. Herr Dufayel, Ihr Chef, hat mir viel Lobendes von Ihnen erzählt. Es ist in der Tat bedauerlich, daß Sie an jenem Tage abwesend waxn. Sie besorgen das Reisegeschäfl?" »Ja," sagte der Prokurist mit ei nem gewissen Stolz, „Herr Dufayel hat mir den Besuch unserer auswär ts muß für Ihre Frau Gemah lin nicht angenehm fein, Herr Valois, ihr-» Gatten so häufig entbehren zu müssen!" Die beiden Herren lächelten. „Herr Valois ist Junggeselle," erläuterte Herr Dufayel. „Ab, das ist etwas anderes!" sagte Mr. Jenkins, gleichfalls lächelnd, „ich bitte um Entschuldigung. Sie sehe», auch ein Detektiv kann sich irren!" Er erhob sich. „Sie gestatten wohl, daß ich dieses Kuvert an mich neh me? Und noch eins. Ich möchte einen Blick aus jenem Fenster tun." Er schritt auf das Fenster zu, zog die Vorhänge und die Gardinen auf und sah auf die ziemlich stille Straße hinab. Dann öfsneie er das Fenster einen Augenblick, sah sich um und machte es sofort wieder zu. „Von der Straße ist der Täter nicht ge kommen," erklärte er, halb zu sich selbst, „die Mauer ist vollständig glatt, und die Etage liegt verhältnis mäßig hoch. Es bleibt also nur übrig anzunehmen .... hallo was ist das?" Er zog eine Taschen laternc und ließ den Strahl aus das schwärz marmorne Fensterbrett fallen, auf das er sich niedergebeugt hatte. Die beiden Herren traten eiligst hin zu und erkannten auf den ersten Blick den Abdruck von zwei Füßen. Je mand hatte auf dem Fensterbrett ge standen. Herr Dufayel starrte einen Augenblick wortlos auf die Fußspu ren und sagte dann mit merkwürdig zitternder Stimme: „Fast lönnte man glauben, es wäre der Fuß eines Kin des. so klein ist er." «Nein", sagte Mr. Jenkins langsam, während er einen Block aus der Tasche zog und die Spur darauf abdrückte, „es ist kein Kinderfuß. Es ist vir Fuß einer Frau." Er faltete das Blatt mit der Zeichnung sorgfältig zusam men. „Ich möchte noch um verschie dene Einzelheiten bitten, die indessen verhältnismäßig unwichtig sind. Ich möchte daher Sie, Herr Dusayel. nicht damit behelligen. Vielleicht würde Ihr Prokurist, Herr Valois, die Güte haben, mir außerhalb der Geschäfts zeit eine Stunde zur Verfügung zu stehen?" .Mit Vergnügen," erwiderte der Angeredete verbindlich. „Ich werde gern alles tun, was irgendwie dazu dienen kann, Licht in diese Sache zu bringen, die immer unerklärlicher „Vielleicht hat Herr Valois die Liebenswürdigkeit, mich am Don nerstag abend um halb sieben in mei ner Wohnung zu besuchen? Ich wohne Avenue Wagram, 31." „Ich werde nicht versehlen." „Und dann werde ich wieder daS Vergnügen haben, Sie bei mir zu sehen?" fragte Herr Dufayel. Der Detektiv dachte einen Moment nach. „Wir haben heute Dienstag. Erwarten Sie mich übermorgen, Donnerstag abend um halb acht." Mr. Joe Jenkins machte eine Ver beugung und wollte auf dem Wege durch das Hauptkontor das Banige. schüft verlassen. „Sie können es be quemer haben," sagle Herr Dufayel lächelnd und schloß die Separattür auf, die direkt auf den Korridor führte. Der Bankier geleitete seinen Gast höslich an die Haustür. Mr. Jenlins, ich möchte Sie bitten, nem Besch habe.' »Sehr wohl. Glauben Sie Aus sichten zu haben, den Täler zu ermit teln?" Korridortür geöffnet, und aus der Schwelle stand eine distinguiert aus sehende junge Dame. Die Züge des Banliers erhielten einen strahlenden Ausdruck. „Meine Frau," sagle er. „Dies ist Mr. Joe Jenlins. Er ist im Begriff, den Dieb des Geldbriefes ausfindig zu machen." teltiv bemerkte, sehr schön war, warf einen etwas spöttischen Blick auf Mr. Jenlins und sagte: „Ich fürchte, mein Herr, Sie werden sich vergeblich be mühen Nach allem, was ich von dem Fall gehört habe, ist der Brief nicht hier in Paris, sondern unter wegs seines Inhalts beraubt wor den." „Sie irren, meine Gnädigste", er widerte der Angeredete in ruhigem Tone. „Der Diebstahl ist hier ge schehen, im Privatlontor Ihres Gat ten." „Aber lein Fremder hat einen Schlüssel zu diesem Zimmer." „Und doch ist der Brief von jeman dem genommen und durch einen ganz gleichen ersetzt worden, der einen Schlüssel zu diesem Zimmer hatte." „Soviel ich weiß, besitze außer mei nem Mann nur ich einen Schlüssel zu diesem Privatlontor. Schließlich da« Geld gestohlen!" „Ich wünsche Ihnen viel Glück da hatten Sie ihn fest." „Es ist kein Täter," sagte Mr. Detektiv schritt langsam die Treppe an: „Nach dem Orl6ans-Bahnhof!" Privatkonkor faß. Bon Mr. Jenkins gehört. Würde er sein Versprechen halten? Würde er ihm heute abend den Täter bringen? Der Bankier sühls nicht erwehren, als er sich diese Frage vorlegte. Immer wieder mußte er an die Unterhaltung denken, die Mr. Jenkins in der Haustür mit .seiner Frau gehabt hatte. Während er, den Kopf in die Hand gestützt, da saß, hörte er die Entreetür gehen. Einen Augenblick später klopfte es an seinem Privatkontor, und auf sein Herein traten Mr. Jenkins und Herr Valois ein. „Treten Sie näher, meine Her ren." Mr. Jenkins trat auf den Schreibtisch zu, an dem Herr Dufayel saß. während Herr Balois bescheiden in der Nähe der Tür blieb. „Nun. Mr. Jenkins", begann Herr Dufayel, „haben Sie den Dieb ent deckt?" „Ja." Der Bankier lächelte. „Sie schei nen sich nicht mehr Ihres Versprechens zu entsinnen, Mr. Jenkins. Sie wollten mir heute abend den Dieb bringen." „Ich habe ihn gebracht." Der Bankier sah sich erstaunt im Zimmer um. „Wo ist der Täter?" „In diesem Zimmer!" Mit einem Ruck sprang der Ban kier auf die Füße und starrte feinen Prokuristen an, der blitzschnell die Hand auf den Türgriff legte. „Geben Sie sich keine Mühe, Herr Valois", sagte Mr. Jenkins ruhig. „Das Haus ist umstellt! sowie Sie unten erscheinen, werden Sie verhaf tet. Ihre Helfershelferin, Mademoi selle Fleury vom Variets Diana, sitzt mit zweien meiner Agenten unten im Automobil." Mr. Jenkins öffnete das Fenster, was ein verabredetes Zeichen z» sein schien, denn gleich daraus erschienen zwei seiner Assistenten, denen er den Auftrag gab, Herrn Valois in den Wagen zu bringen. Der Prokurist leistet? keinen Widerstand. „Fassen Sie sich, Herr Dufayel," sagte Mr. Jenkins zu dem Bankier, die beiden allein waren, „diese „Sie haben recht", murmelte der Bankier und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Aber sagen Sie mir das eine: Wie haben Sie daS herausgebracht?" „Ich hatte im, Ansang zwei Spu ren," erwiderte der Detektiv, indem er sich behaglich in den Sessel lehnte, „die eine führte zu Herrn Valois, die men Sie zuerst auf den Verdacht, Herr Valois sei der Täter?" „Durch das Fehlen des Siegellacks. Offenbar war er nur darum fortge nommen worden, damit Sie gezwun gen waren, Ihr Privatlontor «inen Augenblick zu verlassen, um Ersatz zu beschaffen. In dem Moment, in dem Sie hinausgingen, ist der Täter dann hinzugesprungen und hat den Geldbrief, der auf Ihrem Schreib tisch lag, blitzschnell mit «inem genau „Danach müßte aber die Täterin während der ganzen Zeit hier in, Zimmer gewesen sein." „Aller dings. Di; Diebin hat zwei Stun den auf dem Fensterbrett hinter den Gardinen gestanden." Uhr ins Bureau zu kommen pflegt«,. Das war natürlich Ihrem Prokuri sten bekannt, und seine Freundin ist daher kurz vor sechs Uhr einge drungen. Mit einem Nachschlüssel hat Fräulein Fleury die Tür aus geschlossen und sich dann aus ihren Beobachtungsposten begeben. .Aber die Handschrift ist doch meine eigene?" .Sie irren. Herrn Valois war be kannt. daß Sie am 21. Januar den Betrag von Sä.IXX) Frank nach Lon gen täuschend nachgebildete Hand schrift trug. Dies hat Fräulein Fleury bereitgehalten und dann den Umtausch vorgenommen." „Warum hat die Diebin nicht ein fach das Kuvert mit dem Gelde an sich genommen?" „Hätten Sie bei Ihrer Rückkehr Geldbries verschwunden sei, so hätten Sie unverzüglich daS Kontor durch suchen lassen, und man hätte ohne Zweifel die Täterin hinter der Gar dine entdeckt." „Allerdings. Und Herr Valois? Ich glaubte ihn in Rouen!" „Er war auch in Rouen, und zwar nicht allein." «Nicht allein?" „Ich bin vorgestern abend um 8 Uhr 14 nach Ronen gefahren, bin im habe festgestellt, daß Herr Valois dort mit seiner Frau gewohnt hat." „Mit seiner Frau?" .Nun. . was man so nennt. Mit seiner Freundin, Madame Fleury, wie ich später herausgebracht habe. Ich habe weiter festgestellt, daß Fräulein Fleury am 21. Januar mittags 12 Uhr 26 nach Paris gefahren und noch in der gleichen Nacht zurückge kebrt ist. Man hat in der !sa<ht eine erregte Unterhaltung zwischen den bei den Eheleuten gehört." „Streit um die Beute!" sagte Herr Dufayel. „Wahrscheinlich. Fräulein Fleury scheint überhaupt eine artige .Dame zu sein. Herr Valois hat sich ihret wegen ruiniert." „Und woher wis sen Sie das alles, Mr. Joe Jen kins?" Der Detektiv lächelte und fuhr fort: bin dann sofort nach mei ner Rückkehr in die Wohnung des Herrn Valois gefahren. Sobald ich von Rouen zurück war, suchte ich, als Schuster verkleidet, die Wohnung des Herrn Valois auf. Ich hatte ein Paar Damenstiefelchen mitgenommen und behauptete, Herr Valois habe diese für seine Frau bestellt. ES gelang mir schließlich, von der miß trauischen Haushälterin zu erfahren, daß Herr Valois eine Freundin habe, der er in der Avenue de la Grande ei»e Wohnung gemietet habe. Für diese seien 'wahrscheinlich die Stiefel bestimmt. Ich eilte also in die Avenue de la Grande und fand eine Wohnung vor, die an Miete allein ungefähr so viel kostet, wie Herr Valois bei Ihnen jährlich verdienen dürfte. Mademoiselle Fleurn war abwesend, in der Probe, was mir sehr angenehm war. Ich ließ mir von dem Kammermädchen ein Paar Stiefelchen von Madame geben. Als ich sie mit dem Abdruck der Fußspur verglich, war jeder Zwei fel ausgeschlossen." Es klingelte. Der Bankier erhob sich. „Es ist meine Frau," erklärte nete Mr/Jenkins, „haben Güte, mich Madame Dufayel zu empfehlen. Sie lassen mich wohl durch den anderen Ausgang hinaus." «in «ut«r »»s«l>sch«fter. In Siebenbürgen erzählt man sich daS folgende drollige Geschichtchen von einem schweigsamen Bauernsohn: Spätherbsttag, nachdem die Roggen- Sohn übers Feld. Bater und Sohn hängen ihren Gedanken nach, bis der gen" unterbricht. Der Sohn hört's, schweigt und schreitet mit dein Vater Über die Flur. Im nächsten Früh- Labil gegen Sften. Berichterstatter. Wie In allem, muß man in diesen Tagen auch in puncto Reisen umler nen. Das Kursbuch ist eine ehrwür dige Reliquie aus FriedenStagen ge- Wagnis unternimmt, in diesen krie gerischen Wochen die heimischen Pe naten zu verlassen, muß zuvor wie in den Zeiten der Postkutsche sich nach Ort und Stund« sein«S Zuges erkundigen gehen, da zuweilen von ei nem Tag zum andern der karg« Fahr plan sich verändert. „Nur bis Schneidemühl werden Karten verkauft", lautet die Aus kunft am Zoologischen Garten, „bis dahin geht ein D-Zug. Ob und wie Sie dann weiter kommen, kann ich nicht sagen". Soweit reicht das Au ßerordentliche dann ist man wieder unter den Flügeln preußischer Ord nung. Der Bahnsteig ist voller, als man vermutet, der Zug kommt pünktlich auf di« Minute, wird pünll lich mit der gewohnten Eile besetzt und fährt Pünktlich wieder ab. Er hält wie gewöhnlich; nur auf dem Schlesischen Bahnhof scheint er sich nicht recht von Berlin trennen zu wol len: erst nach «wer Viertelstunde ver läßt er die hohe Halle und gleitet in die Region der Vorortc hinaus. Und da merkt man nun zum er stenmal, wie sehr Berlin in diesen ersten Kriegswochen die Hauptstadt des westlichen Deutschland geworden ist. Wir haben mit begreiflicher Freude fast imm«r nur gen Westen geblickt, auf Sieg und Erfolg: für diese Menschen, die gen Osten fah ren, steht das Geschick ihrer Heimat, das Schicksal Ost- und Westpreußens im Vordergrund. Die Meldungen von dort sind kargeri die Sorge sitzt noch dicht lieben der Freud« an den bisherigen Erfolgen. Ein alter H«rr, der sein« Familie ins Reich in Sicherheit gebracht hat, fährt jetzt wieder zurück, um nach dem Schicksal seines Hab und Guts in einer kleinen Stadt dicht an der Grenze zu sehen. Er ist voller Trauer und Ingrimm, daß man di« Russen nach Ostpreußen hineingelassen hat: „Uns gibt man immer preis", sagt «r grollend, «schon Friedrich der Gro ße hat's so gemacht und dabei haben die Kerle b«i uns auf dem Lande zum erstenmal gelernt, was sich satt essen heißt. All das Vi«h, das ihnen in die Hände gefallen ist, und di« Ernte und die gute Butter jetzt hallen sie ja aus bis an die Weichsel". „Wenn sie so weit kommen", wirst lachend ein Unteroffizier in Zivil ein, der nach Küstrin zur Stellung fährt. «So schnell schießen nicht mal die Preußen". In Küstrin wird es leerer und von neu«m voll. Der Unteroffizier steigt aus; eine junge Frau, die nach Marienburg will, kommt hinzu. Ihr Mann, Offizier, steht dort? da will sie ihn noch «inmal besuchen, und ist selig, daß sie Fahrtgenossen findet. W«iter rollt der Zug. Landsberg zieht vorüber! über der Warthe liegt schon abendlich gedämpftes Licht. Es wird kühler, die Gespräche stiller; nur die junge Frau erzählt, wie sie ganz plötzlich ihre Wohnung in Pil gern wissen möchte, wie es dort aus sieht. Sie plaudert mit Behagen, der alte Herr hört ihr mit freundli alten Arzt aus seiner Heiniat ken „Wissen Sie, daß sich der alte Kerl als Fr«iwillig«r gestillt hat?" fragt er. «Aber nein!" kommt und ihm sagt: Mensch, blei ben Sie, ich garantiere Ihnen, daß der Skat bleibt, schüttelt «r bloß den Kopf: Jetzt is zu spät ich hab' mich zu sehr geärgert." still. Der Alte sieht in den sinkenden Umgebung schließt sie zusammen und das kalte Dunkel des Abends noch mehr. Wir sind dem Kriege lin. Die erste Frage Ist: Wann geht ein Zug nach dem Osten weiter? Am Schalter heißt's: Gegen neun fährt ein Militärlokalzug mit schenzeit Kaffee zu trinken. Wir su chen den Wartesaal und nun rückt der Krieg wieder etwas näher. Auf dem Bahnsteig Tragbahren für Verwundete, Frauen mit großen Bet tenballen, alte Männer. Polen und Deutsche, auf Bündeln und Kist«n sitzend, wartend. Drinnen im War bei' kühl und dunkel geworden. Endlich fährt unser Zug ein. Ein G«misch alles möglichen, Güter-, Pe» frau und ich. Unser Abteil ist halb Lage zu holen. Pfiff, wir fahren ab. Die Licht« von Schneidemühl versinle», durch niemand steigt ein, niemand steigt aus, nur ein paar Worte klingen durch das Dunkel: man denkt M die Worte Ibsens von der kleinen Sta tion oben im hohen Norden. Das fetzen, flattern Gerüchte herüber so fahren wir in die Nacht hinein, dem Kriege entgeg«n. Und noch einmal kommt er uns nahe näher als je zuvor. Wir halten in lief« Dunlelheit, in nur selten durchbrochenem Schweigen. Da kommt ein Rollen von ferne heran, langsam lauter werdend und drü ben auf der andern Seite gleite! schattenhaft ein Zug herein, ebenso seltsam zusammengewürfelt, ebenso fahl und gespenstisch beleuchtet, wie der unsrige. Unter dem blasse» Lampenlicht aber stehen und sitzen, liegen und hocken Menschen, Frauen alle Männer, Kinder Fluchtende aus dem Osten. Sie sind kaum er kennbar in dem ungewissen Dämmer, wie schweigende Schatten gleite» sie an uns vorüber, stumm ergeben, hei matlos geworden. Dumpf klingt aus den letzten Wagen das klagende Rufen einer Kuh sonst hört man kaum einen Laut von dem Gefpen fterzug. » Als der Morgen graut, sind wir vor Dirfchau. Fröstelnd zieht man sich zusammen und freut sich, am Ziel zu sein. Aber zu früh. Dicht vor dem Bahnhof bleibt der Zug liegen, eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden lang. Er hat keine Ein fahrt denn wieder gleiten an uns in endlos langer Reihe die Züge der Flüchttnden vorüber. An den Wän den der Wagen stehen noch, halb ver wischt, die heiteren Verse der Mobil maclumgstage; auf den Trittbrettern aber «est man die Namen der Orte, die diese Armen verlassen haben. ES sind meist Grenzdörfer, die die ersten Zusammenstöße aushalten mußten. Und endlich Dirschau. Der Bahn hof wirkt wie ein Feldlager. Alles läuft durcheinander. Frauen, Kinder, Gepräckträger, Hunde dazwischen stehen ruhig, aufrecht ein paar Leicht verwundete. Und als wir einige Stunden später nach Danzig weiter können (nach Elbing und Königsberg gehen heute wegen anderweitiger Be legung der Strecke keine Züge), da sind <S diese Verwundeten, die uns zum letztenmal auf dieser Fahrt de» Krieg nahe bringen, diesmal aber in anderer Gestalt. In unserem Abteil fährt mit einem Kameraden von der Reserve zusammen ein bei Gumbin nen verwundeter junger Leutnant nach Danzig ins Lazarett. Er er zählt Erlebnisse aus dem Felde, Er fahrungen aus bisherigen Gefechten und Schlachten und was er er zählt und wie er es erzählt, diese prachtvolle heitere Zuversicht und Be herrschtet, läßt all das Lastende, ken und unerschütterlich wieder die Gewißheit aufsteigen: Führer von dieser Art und Truppen wie die, von denen er erzählt, sie müssen zuletzt den Sieg davon tragen. Es ist wun derlich: das Wort Krieg bekommt seine Ehre wieder, das ganze Bild Tie Lnst. »rank fühlt- ich mich, da» stmd fest. Wo'S fehlt, der Arzt nicht merken laß«, Mich loszuwerden, hat zuletzt Er facht mich .an die gesetzt. Auf einen „Lust"-Äurort in Eil«. Dort mußt' ich, ich gesteh'» mit Btl>»n, MS Gegensatz sag' ich nun bier: Der Ort bleibt Luft für künftig mir. Im Dusel. „Schau schau Alte, dös is recht, heut' bist doch a mal lie — Treu w!« Gold. Stelle suchender (sich anpreisend): „Ich sa ge Ihnen, treu bin ich, da ist Gold nichts dagegen." —lm Restaurant. „Ach, Fräulein, das Leben ist doch nur ein Traum!" . .Vielleicht! „Aber selbst im Traum schmecken mir Austern und Sekt besser, als belegte Brötchen und HelleS!" Ein Frechdachs. Eulalia (erstaunt zu «wem BeÜler): „Noch so jung und schon betteln Sie?" Bettler: «Wer weiß, ob ich liebes Fräulein!" Anregung. „Wieviel ko stet Dein neues Kleid, liebe Alma?" „Nicht viel, einen OhninachtSan fall und zwei Küsse." ,DaS ist freilich sehr bescheiden, da muß ich mir auch ein solches anschaf fen." ader sehr! Er: Es zieht, aha, da ist jeden falls wieder ein Hutladen in der Nähe! Moderne Erziehung. Mutter: .Klara, hast Du Dein» Tochter: „Ja, Mama!" Mutter: „Und Beethovens Neunte Tochter: „Ja, Mama!" Mutter: .Und den Beweis für den pythngvra che» Lehrsatz ausgearbei Tochter: „Ja, Mama!" Mutter: „Dann lannst Du in die
Significant historical Pennsylvania newspapers