Sksi-rouge. - „Alles ist eitel!" seuszte Armand Lebaudy. Er sich in dem bequemen Klubsessel vor seinem Schreibtisch und besah sich die Nägel an seiner linken HnNd. „Es ist alle» ejt-l!" wiederholte er. Früher waren sie sein ganzer Stolz gewesen. „DaS einzige, was ich noch auf der Welt habe." Psl-gte er zu sagen. Darum tonnte man es ihm «icht verhenken, wenn er auf die Pflege seiner Fingernägel ein klei nes Vermögen verwendete. Nun war auch das vorbei! - Er fühlte sich tief niedergeschlagen. Armand Lebaudy war der Sohn eines reichen Vaters. Der alte Herr war lein Spielverderber gewesen. Er wußte Wein, Weib und Importen zu schätzen und hinterließ seinem ein zigen Sohn außer seinem väterlichen Segen auch die Mittel zu einer stan desgemäßen Lebenssührung. So lam es, daß Armand Lebaudy schon mit fünfundzwanzig Jahren die Bälle und die Routs satt lriegte, und da» Reitpferd, Kraftwagen und Segel jachten keinen Reiz mehr für ihn hatten. Nach dem Tode seines Va ters machte er eine Reise um die Welt, Als er wieder zu Hause war, sah er immer 'Noch so gelangweilt Freund Lucinn von Brielles über Calcutta fragte, oder wie es am Nordlap aussähe, dann unterdrückte «r ein Gähnen und meinte: „Nett, Lucian, recht nett!" Selbst seine Kusine Eveline konnte ihm kein Lächeln mehr abgewinnen... Also Armand Lebaudy sah in seinein Klubsessel und starrte trüb selig den dicken Bronzegötzen an, den er irgendwo in Indien gekauft hotte, und der nun vor ihm auf dem Schreibtisch stand, die grünen Beryllaugen aufriß und seelenver gnügt grinste. „0... a... ah!" machte er und «ckte sich. „Ob ich in den stlub gehe?" Dann stierte er wieder dem Götzen ins Gesicht. „Oder zu Frau von Ginncourt? Oder zu den V - saques? oder —?" „Ach!" unterbrach er sich. „Es ist entsetzlich. Ich werde vor Langeweile sterben. Nein! Ich wollte, ich wäre schon tot! Wahrhnftig, das wollte ich." Er snh immer noch den dicken Götzen an. - „ES ist doch alles eitel. Davy Tarleton " Er dnchte an den ungeheuer rei chen, spleenigen Engländer, der sich P seinen scheußlichen Augen. Das ir ritierte ihn zuletzt; er griff nach dem „Figaro". „Chat-rouge" las er fett gedruckt. „Der Bursche wird immer frecher!" der am Veiidonieplatz eiz neuer Mord verübt. Alles deutet daraus hin. daß wieder der be- hat." „Ein Teufelslerl!" murmelte Ar mand Lebaudy. gewesen sein wie vom Blitz ge ircffen. Der Stich hatte jedesmal mit unfehlbarer Sicherheit das Herz Tag und Nacht suchte die Polizei Armand Lebaudy überlegte. „Teu fel!" sagte er endlich und strich mii schöner Pose die Enden seines me- Paris wird voll davon sein." Er war ausgestanden und ging mit bastigen Schritten durch das Zim mer. „Wahrhaftig! Ganz Paris wird Dann setzte er sich wieder an den Schreibtisch, nahm einen Bogen La nuipapier, ergriff einen goldenen Füllfederhalter und schrieb: „Mein Herr! Soeben lese ich in der Zeitung die letzte Affäre, durch die Sie die W-lt in Schreck und Staunen ver setzt haben. Ich wünsche Ihnen Glück zu der unglaublichen Emi- gle. mit der Sie Ihre Mitmen schen aller Erdennot entrücken, und wie virtuosen Geschicklichkeit, die so trefflich über die letzten Minu ten hinweghilft. Das bestimmt mich, Sie mit einer Angelegenheit zu bemühen, für die ich bereit bin, ein Honorar von M.vvt) Franls zu zahlen. Sollten Sie geneigt sein, sich init in meiner Wohnung, Boulevard Madeleine 47, erwarten. Das Wort eines Kavaliers wird Ihnen Ihre Sicherheit bieten. Ich bin usw." Er schloß den Brief und adressierte schaft zum Pöre Martin, Rue des tr>,is coinS. Dann brachte er ihn selbst zur Post. » « « Am anderen Nachmittag saß Ar mand Lebaudy wieder in seinem Klub sessel. Er sah noch melancholischer aus als sonst. Die Stutzuhr auf dem Seitentischchen schlug. Da hüstelte es dicht neben ihm. Ar mand Lebaudy blieb die Zahl Sechs in der Kehle stecken. Mitten im Zimmer stand jemand. Sesn Mann! Der Kuckuck mochte wissen, wie der dahin gekommen war. er höflich und wies auf einen Stuhl. .Danke!" sagte das geheimnisvolle Individuum. „Ich stehe lieber." Tann fuhr es mit der Hand über ein riesengroßes, schmutziges Pflaster, das die Hälfte seines Schädels und das eine Auge bedeckte. Armand Lebaudy hatte sich den großen Apnchenhäuptling anders dor ten?" Äelt ist eine Kaltwasserheilanstalt," subr er pathetisch fort. „Wir sind lch habe keinen Vater, kei ne Mutter mehr, weder Bruder noch Schwester. Niemand weint mir eine Träne nach. Höchstens meine Kusine Eveline. Aber sie wird sich ihre schönen Augen auch nicht ausweinen, denke ich. Fünfziglausend Franks für einen coup du Chat-rouge! Wollen Sie das Geschäft machen, mein Herr?" „Machen wir," antwortete der Fremde. „Ich gebe Ihnen eine Anweisung auf meinen Bankier." „Oder ich deponiere das Geld bei meiner Kusine Frau von Cha tillon. Sie ist Witwe und wohnt in der Rue de Lille." „Es wird nichts anderes übrig bleiben," fuhr jener fort, „als daß Sie mir den Betrag selbst auszah len, ehe ich Sie ins Jenseits spe diere. Zug um Zug, mein Herr!" Dabei holte er aus seinem Stiefel schaft ein langes, schmales Dolchmes ser hervor genau so ein Messer, wie es in allen Pariser Blättern zu sehen gewesen war. Er machte eine gräßlich Bewegung damit. Dann steckte er es wieder in den Stiefel. .Also morgen, um dieselbe Stun de!" Dann war er hinter der Portiere verschwunden... Armand Lebaudy saß eine ganze Äeile und starrte auf die Stelle, wo sein Besuch gestanden hatte. Es Uitzte ihm vor den Augen, als winn er noch das Messer sähe. Im Magen hatte er so ein komisches Gefühl. „Mathieu!" Er packte die Bir ne der elektrischen Klingel. „Mathieu!" herrschte er den Die ner an. „Burgunder! Vom schwersten! Und ein Beefsteak! Frau Pourbvire soll mir ein Beef steak machen aber sofort! Nicht ganz durchgebraten und «inen Berg vcn Zwiebeln drauf! Mensch, zucken Sie mich doch nicht so an! Fort —!" Er griff nach der Papierschere, um damit zu werfen. Noch nie hatte es Herrn ?tbaudy so gut geschmeckt. Der Wein i-'ar geradezu köstlich, und erst das Beefsteak! Lächerlich! Ich schäme mich fast, es zu erzählen. Das Beefsteak schmeckte besser als alle I'üffelpasteten, die er in seinem Le- gegessen hatte. Mathieu beschloß sl-fort, zu kündigen. Denn er hielt lien. Als die leer war, steckte er den Weg. „Famos!" sagte er. „Ein herrli „Morgen hat alle Not ein Ende," n>al amüsieren." Und er amüsierte sich königlich Am andern Morgen sahen die Lin sonderes los wäre. Blitz aus dem Bett. Es war eine '/.ahre Pracht, wie die Malven im b.'ll sÄ.!"^'" „Ein Brief!" meldete Mathieu. „Der Diener wartet." Es war ein taubengraues Brief >l>en, das nach Ulang-Ulang roch. „Dringend!" stand darauf. Armand lannte die zierliche, steile Handschrift. Frau von Chatillon bat ihn um seinen Besuch. Armand ließ bestel len, er werde kommen, schrieb an seinen Bankier wegen der fünfzig taufend Franks und befahl den Wa gen. „Nach den ChampS-ElyföeS!" pel. baudy machte eine gute Figur im Wagen. Er wußte das. Dazu der elegante, englische Groom in Braun Als es zwei Uhr schlug, hielt der Es konnte nichts Behaglicheres ge ben, als das kleine Boudoir. Mi' lauter Zierlichkeiten angefüllt; alle? Grelle und Aufdringliche verbannt. die edeln Linien der Deckentäfelung, jedes Möbel ein kleines Kunstwerk, ein paar zartgetönte Tiffanykelche stable: alles zusammen gab einen weichen, sympathischen Farben- und Formenakkord, der nie verfehlte, auf ch:n. . „Eveline!" sagte er und küßte ihr die Hand. „Da bin ich." Ein leichies Rot stieg in ihr Ge sicht und machte es »och schöner. „Ich ich wollte dir meinen Tschin zeigen." hauchte sie. „Deinen Tschin?" fragte Armand lch bin zu gluck „Das freut mich wirtlich," sagte, der höfliche Armand. „Aber wo ist er denn?" „Schau!" erwiderte sie.. Dabei krabbelte sie in dem bauschigen Aer mel ihres Morgenrocks herum: „Er tut schon wie zu Hause." „Ah!" machte Armand, dem jetzt ein Licht aufging. „Da ist er ja." Aus den Volants tauchte eine flachgedrückte Regennase, ein Paar vergißmeinnichtblaue Augen, ein dik- w Pk' / d Armand Lebaudy galt für einen gro ßen Kenner dieser neuesten Mode- Hunderasse. „Also Tschw heißt er? Ich wette: doch ein Juwel! Nicht wahr? Du !" Sie schlug die Arme um gen zu: Sie vergrub ihre Wange in Tschins seidenes Fellchen, schlug ihre großen, grauen Augen weit auf und Zuletzt streifte sie die Rubinkette ab, ist er Mandarin erster „Ich habe gar nicht gewußt, daß du so lachen kannst," sagte Ar mand. „Das klingt wie das Gurren Aber was hast du denn?" Eveline lachte nicht mehr; ja mit einemmal hatte sie Tränen im Auge... dicke Tränen. Armand wußte sich gar nicht zu helfen. Drum schlang er seinen Arm leise um ihre Taille. „Eveline!" bat er. „Sag' mir doch nur " „Ach!" stöhnte sie. „Ich lache und und du " Sie stöhnte wieder herzbewegend. „Was ist es denn, Liebling? Sag' doch!" Er drückte sie zärtlich an sich. „Ach! ach! Ich habe so schrecklich geträumt." „Gottlob!" dachte Armand Le baudy erleichtert. „Mir träumte." fuhr sie fort, „dich träfe ein Unglück ein gräß liches Unglück! Chat-rouge ——" „Chat-rouge!" Er fuhr zusam men. Den hatte er ganz vergessen. Aber Eveline schluchzte immer stärker. Die blanken Tränen rollten ihr über die Wangen. Sie rang die Hände. Ein wahres Bild des Jammers. „Ach, Armi, glaub' mir! Ich stürbe; ja, ich —" Sie sah ihn mit den großen, schwimmenden Augen an. Aber Ar mand Lebaudy war ganz außer sich geraten. Er kriegte sie beim Kopf, und dann preße er seine Liftpen aus ihren kleinen, weichen Mund. „O du du !" Zehn Minuten später debattierte Herr Lebaudy mit seiner Braut dar über, ob man in sechs Wochen Hoch zeit machen könne. Da klopfte es an die Tür. „Georgette?" fragte Frau von Chatillon. es," sagte eine Stimme, die Armand bekannt vorkam. Er sah sich um. Chat-rouge! Wie er> leibte und lebte. Armand lief es kalt über den Buckel; dann aber faßte ihn die Wut. „Herr!" schrie er. „Können Sie nicht die Zeit abwarben?" Der zog gemächlich-feinL Uhr aus der Tasche: „Sie haben noch drei Stunden, sieben Minuten, zwölf Se kunden." „Herr!" schnob Armand Lebaudy. „Denken Sie, ich werde mich von Ihnen schlachten lassen? Doch den Bettel sollen Sie haben." schenkt. Nach unserem Vertrag —" Er tat einen Schritt vorwärts; aber Armand Lebaudy war auf sei ner Hut. Er hatte den Sessel ge packt, der neben dem Sofa stand, und schwang ihn wie eine Feder. Denn er war nicht der Mann dazu, sich aus reiner Rechthaberei ab murksen zu lassen. Da stutzte er Klang das nicht wie das Gurren einer Wild taube? Wahrhaftig! Sie lachte, und beim Jupiter! auch der blut dürstige Apachenhäuptling stand da und lachte vergnügt. Armand Lebaudy versteinerte... Die. beiden anderen lachten noch eine Weile fort. Dann aber kam die ganze Geschichte an den Tag. Natürlich war es gar nicht Chat rouge. Die Post hatte Armands Brief vorschriftsmäßig an die Kri minalpolizei abgeliefert. Die be auftragte einen Detektiv mit der Ermittelung. Der falsch« Chat-rouge aber hatte ein gutes Herz, ging zn Frau von Chatillon und erzählte ihr alles. Denn er dachte, daß sie Ar mand Lebaudy am besten von seinem Lebensüberdruß kurieren könne. Und wie es weiter kam, das wis sen wir ja. Und die Fortsetzung können wir uns denken. Im Gerichtssaal. richtS - Präsident: „Sie sind als» zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt. Haben Sie noch etwas „„Ich möcht' mal fragen, ob denn nicht etwas für die Untersuchungshaft abgeht."" Der kniet lies LreuMs. ken und sah sinnend vor sich hin. O, diese entsetzlich langen Abende! Gemütlich war es ja im Zimmer; dunkel. Aber die Stille, das unheimliche Schweigen ringsum! legte sich wie ein Alp auf ihre Brust. Wenn sie wenigstens das Mädchen in der Küche hören könnte; aber die aus. In dem feuchtglänzenden Asphalt spiegelten sich die Lichter der Läden und Straßenlaternen, Men schen mit aufgespanntem Schirm und hochgeschlagenen Rockkragen huschten eilig vorüber, und dicht geschlossene Autos sausten hin und her. Eine Haustür öffnete sich drüben, und ein Herr, mit dem Schirm seinen blitz blanken Zylinder schützend, trat her aus. Er sah straßauf und straßab und winkte plötzlich lebhaft mit ver Hand. Gleich darauf stand ein Auto knat ternd und fauchend an der Bord schwelle. Der Herr ging zur Haus tür zurück und geleitete eine elegante Dame, die ängstlich ihr Kleid schürzte, zum Wagen. Er rief dem Chauffeur ein paar Worte zu, dann klappte die Tür, und mit langgezogenem tu—ut sauste der Wagen die Straße hin unter. Mit angespanntem Interesse hatte Frau Anna den Borgang verfolgt. Jetzt seufzte sie tief auf. „Die Glück lichen!" kam es halblaut von ihren Lippen. Wie oft war sie früher so mit ihrem Kurt davongefahren, und wie froh hatten sie beide genossen, was die Großstadt an Vergnügungen bie ten konnte. Jetzt wenn sie einmal ins Thea ter wollte, ging sie mit ihrer Freun din. Mit ihrem Manne besuchte sie nur die Bälle und Gesellschaften, die sie unbedingt mitmachen mußten. eines Wortes bedürfen, ><nd er würde mit ihr gehen, wohin sie wollte. Aber sie konnte nicht! Nein, er hatte sie Menschen geraubt, er hatte sie in ihren heiligsten Gefühlen verletzt! v, sie hatte ihn geliebt, voll Achtung halte sie zu ihm ausgesehen; und er er hatte ihr gezeigt, daß er nicht besser war, als die anderen, die niederschlagen können, die ihr zuerst voll Wichtigkeit ihre Beobachtungen mitgeteilt hatte. Sie hatte gelacht darauf von anderer Seite zugetragen wurden, bis bis sie selbst sich überzeugt hatte, bis sie den zerrissenen Wohl hatte sie gewußt, daß bald Sie sah, wie er litt. Aber konnte sie ihm helfen? War es nicht fast schon zu viel, daß sie überhaupt bei ihm blieb? Der schrille Ton 'der elektrischen Klingel unterbrach sie in ihren Ge tet?"/e di^Aufschcht!^^' das war Hansens Schrift! Baye rische Marken und der Poststempel „München" ließen leine Zweifel mehr übrig. Ob sie ihn öffnete? Hans war Kutrs Freund so gut wie der ihre. nannt! Das war lange her. Aber Freund bleibt Freund. Kurt würde ja sowieso nichts sagen, wenn bedantt« sich Kurts s. w. Sie überflog die Zeilen. Aber was war das? Da stand ihr Name. Ihre Augen weiteten sich, und das Papier erzitterte leicht in ihrer Hand, als sie weiter las: . das ist ein schwerer, ernster Schritt, den Du vorhast. Aber ich sehe, Du hast ehrlich und lange ge kämpft, ein ganzes Jahr lang. Und ich lese aus Deinen Worten die ganze Dual heraus, die innere Zerrissenheit und die Unzufriedenheit, die Dir am Lebensmark zehrt. Du bist ein viel zu ehrlicher Mensch, um dieses Scheindasein, diese Ehelüg« länger ertragen zu können. Und darum habe ich die feste Zuversicht, daß Dir die Lösung, die Du anstrebst, Dir Deine innere Ruhe, Deinen Seelen frieden geben wird- Furchtbar wird der Schmerz fein, unüberwindlich vielleicht wird er Dir erscheinen, denn ich weiß, und ich er sehe es aus Deinen Zeilen wieder, wie Du sie liebst. Aber die Wunde wird verheilen, und der Gewinn wird schätze, daß sie mir einst mehr war als eine Freundin. Aber jetzt sehe ich, daß auch sie nur ein Weib ist wie viele andere auch. Denk, sage selbst, ist das wahre Liebe, wenn man ruhig zusehen kann, suchungen sind ja so viel? für «in armes Menschenherz! Wahre Liebe wendet sich nicht ab, sondern versucht, selbst wenn er zweifelnd widerstrebt! brüderlich die Hand und führt ihn so, mit liebender Gewalt, dem gemein samen Ziele zu. Nur völlige VerständniSlosigkeit kann das zerstören, das eigentlich un zerstörbar ist. Und solche Verständ niSlosigkeit ist bei wahrer Liebe un denkbar. Wehre Liebe versteht alles, verzeiht alles, sucht immer wieder bei dem andern r°ach dem Guten, nach dem Besten, was sie einst in seligen Augenblicken bei ihm entdeckt hat. Und wer sucht, der findet. Wahre Liebe aber sucht immer! Wo verur teilt wird, ohne nach einem Enischul digungsgrund, nach einem Punkt, der alles verständlich macht, zu suchen, da ist keine Liebe mehr! Darum gehen Glaube, Liebe und Hoffnung Hand in Hand. Der Glaube an einen Menschen erhält die Liebe zu ihm, und wo Glaube und Liebe sind, da sehlt «S auch an der Hoffnung nicht? daß nach dunkeln, trüben Tagen die Sonne wi«der schei nen wird; daß aus allen Irrungen und Wirkungen heraus der Mensch sich wieder zu dem Menschen findet, an den allein er glaubt, den allein er liebt, auf den er alle Hoffnungen ge setzt hat. Die Bibel sagt: die Liebe höret wenn die Lieb« wahr und echt ist —" Frau Anna ließ d«n Brief fallen und starrte minutenlang inS Leere. ficht, warf aufs Sofa und blieb regungslos dort liegtn. So fand sie ihr Mann, als «r «inc halbe Stunde später das Zimmer be trat. „Um Gotleswillen. Anna, was ist Dir?" fragte er ängstlich, sie leis« an der Schulter berührend. schaute sie ihn fragend an. Allmäh lich kam wieder Leben in ihr Gesicht. „Ich weiß nicht, Kurt," sagte sie, „ich bin wie im Fieber. Es wird wohl das beste sein, ich lege mich zu Bett!' Als er ihr „Gute Nacht" und „Gute Besserung" wünscht, hielt si« s«in« Hand fest und zog sie an ihre Lippen. Hastig wollte er sich losreißen, aber sie umklammerte seine Finger und sah ihm offen und ernst ins Gesicht. sagte sie leise, .lannst Du mir verzeihen?" „Ich Dir —?" „Ja, Kurt, Du hast mir mehr zu verzeihen als ich Dir! WaS für ein Kind war ich, und wie kleinlich war mein Denken! Glaube mir, mein ganzes Vorleben war an meiner Blindheit schuld; ich wußte ja nichts vom Leben; ich hielt mich fest an das, was man mir eingepflanzt hatte. Die Liebe, m ihrer ganzen herrlichen Größe zu erfassen und zu verstehen, war ich gar nicht fähig. Erst heute ja, sieh mal, Kurt, heute kam ein Brief von Hans —" »Und den hast Du —" '.Ja, den habe ich geöffnet. Und' ich danke dem Himmel, daß ich so eigenmächtig war. Denn er, unser guter Freund Hans, hat mir die Augen geöffnet. Er hat mich gede mütigt, daß ich hätte versinken mögen vor Scham. Aber er hat etwas wachgerufen in mir, daS halb unbe wußt in meiner Seele schlummerte, etwas, das durch meine Erziehung und durch die ererbten Anschauungen gewaltsam niedergehalten wurde: di« wahre, verzeihende und hoffende Liebe, die durch den Glauben an den andern genährt und erhalten wird. Kurt, ich habe Dich lieb ver zeihst Du mir?" Ein Zucken ging durch de« ManneS Körper, und seine Hände suchten krampfhaft nach einem Halt. Ein paar Sekunden blieb er regungslos stehen, dann beugle er sich Ein kluges Mädchen. Das Boot trieb ruhig den Fluß ent lang. Drin faß ein junges Mädchen und ihr gegenüber, am anderen Ende des Bootes, ein junger Mann. Er hatte di« Ruder eingezogen und schwieg. Dann ober begann er Plötz» lich zu sprechen. Immer eindringli cher, Immer wärmer wurden seine Worte, und schließlich machte er der jungen Dame einen Heiratsantrag. Dies« hörte ihn ruhig an und als er geendet, sagte sie: „Wir befinden uns hier in einem kleinen, schwanken Boote auf einem mehr als sieben Fuß tiefen Wasser. Wenn ich nun Ihren Antrag annehme und Sie dann so handeln würden, wie si« han deln könnten, so würden wir beide umkippen und die Folgen wären nicht abzusehen. Deshalb lehne ich Ihren Antrag ab. Aber rudern Sie, Georg, so schnell Sie können, jetzt ans Land und dann . . . dann fragen Sie mich noch einmal'." Auf dem Kostiiniblill. „Ich möchte nur wissen, was die alte Professorin mit ihrer endlosen Schleppe vorstellen will." „Wahrscheinlich eine „Schraube —Zu viel. Ein Postillon der guten alten Zeit halte einen Boten ritt zu tun und hatte sich gegen die gerade herrschende Winterkälte etwas „gestärkt". Folge der reichlichen Stärkung war, daß ihm nicht gelang, sich in den Sattel zu schwingen. Nach dem zweiten vergeblichen Versuche ruft er der Reihe nach die Heiligen an: „Heiliger CamilluS, heiliger Cyriakus, heiliger Mamertus, Heists mir auf den Gaul 'nauf!" Mit «i- NtM Male ist der Postillon im Sat tel, fällt aber wegen zu reichlich be messenen Schwunges aus der ande ren Seite wieder herunter. Da sagt «r: „Ja, wenn ihr alle auf einmal anpackt, dann ist's freilich gefehlt." Ent oder weder. „Aber Spund, was machst Du denn für'n Gesicht!?" „Ja. ich weiß nicht, entweder habe ich mir den Magen verdorben, oder ich liebe unglücklich!" Noble Todesarte. „Ja, unfereener hat ooch seinen Stolz! Ick wollte mir schon längst ums Leben bringen, aber es langt immer noch nich zu eemm Flugap parat!" Zwei Extreme. A.: „Der Arzt will mich durchaus in eine Kur anstalt schicken, behauptet, ich hätte mich überarbeitet." Dicker Rentier: „Mich auch! Be hauptet, ich hätte mich überfaulenzt!" ".'aiv. Gnädige (zum neuen Diener): Jean, ich werde dich mit du anreden! Jean: Werden sich die Leute da bei nichts denlen. gnädige Frau?
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