Orplid, mein Land. Roman von Erika Riedberg. (2. Fortsetzung). Ueber Frau oon Beelen kam gleich nach ihrer Uebersiedlung ein völliges Nachlassen aller Energie. Die Reaktion trat so plötzlich ein, hielt so lange, fast wie ein schleichen des Fieber an, daß eine Verwirkli chung ihres Arbeitsplanes, Stunden» geben und Uebersetzen, ausgeschlossen war. Malve stand vor der Notwendig keit, jede Beschäftigung, die sich ihr bot, zu nehmen. Vorläufig wußte sie noch nicht, woher und von wem eine bekoni- Sie ging durch die Museen. Und während sich ihre Augen an der Herrlichkeit der Meisterwerke erquick ten, lebte nur der eine Gedanke in ihr: „Hätte ich wenigstens eine Kunst schule besuchen können! Aber Kunst studien losten Geld!" Mutlos stieg sie die breite, schöne Treppe des Ausstellungsgebäudes wieder hinunter langsam, wie in schwerem Traum. Vor ihr der freie Platz lag hell im blau, und alle Menschen hatten fröh liche Gesichter. Elektrische klingelten vorüber, übervoll nach den. Vororten hinaus besetzt. Än den Haltestellen Ge dränge, Lachen, heiteres Schwatzen. Malve sah die Fröhlichkeit, spürte, wie sie die Menschen zusammenführte, sie einander freundlich zunicken ließ: Willst du auch hinaus aus der engen Stadt? Und plötzlich packte sie eine heiße Sehnsucht, einmal aus Straßenstaub und Felder zu sehen, Bäume rauschen zu hören Ach, Veekendors! Beekendorf! Ehe sie'S klar gedacht, war sie aus N« Platsorm einer Straßenbahn ge sprungen. Drinnen kein Platz mehr, sie mußte bleiben, wo sie war, einge keilt zwischen Herren, die den Rauch ihrer Zigarren in die reine, schöne Luft bliesen. So weit wie möglich trat sie an die Balustrade. Und nun, wo sie mitten drin war in dieser Fröhlichkeit, die vor Minu ten sie noch unwiderstehlich gelockt hatte, nun fühlte sie sich von dem Schwatzen und Lachen abgestoßen, kam sich unsäglich vereinsamt vor. Ohne zu wissen, wie hochmütig ihre Haltung und ihr Ausdruck wa nn, chah sie starr geradeaus. Ein paar junge Leute, die ver sucht, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wandten sich bald von ihr ab. An der nächsten Haltestelle sprang sie, bevor das Ziel aller, das Vergnü gungslokal draußen im Walde, er» reicht war, eilig und voll Unruhe ab. Auf Seitenwegen, die der Schwann der Ausflügler nicht be trat. strebte sie dem freien Felde zu. Und nun spürte sie ihn, den, alt- Erd« und Wald. Bor ihr dehnten sich Felder, und fern, ganz in der Weite, lag die Und vor dieser goldenen Weit versank die enge Nähe um sie. Was sie noch eben gelockt, beglückt im Hei matgedenken, das war nicht mehr. sägliches Verlangen. Ein Sonnen land tauchte vor ihr auf endlo» wcit sie starrte hinaus unter zit- Tränen legten einen Schleier über ihre Augen hinab hinab, du süßer, du holder Traum! Da» Land, daS ferne ihr geleuchtet, ver sank. Langsam verslulet die Woge hei ße: Liebessehnsucht, ihre Wicke, sich aus den Boden. Ihr armes Herz, schwer von immer erneuten Entsagungskämps«n, ward matt, Sie setzte sich am Wegrain aus ei ne Böschung, Rechts von ihr lag eine Wiese, üp pig und reif zum zweiten Schnitt Hier und da ragte aus der grü nen Fläche ein einzelner hoher Baum. Sir haben etwa« so StolzeinsameS, so Königliches, diese einzelnen Bäu- Breit fiel ihr Schatten auf daS goldig glänzende Wicfengrtin. Rechts wogte ein Kornfeld. Schwe re Behren neigten sich im Winde, der Ueb«rall'spürte man'S: bereit war di-, Erde, zu geben, aus unerschöpf licher Fülle. Nicht einen ließ sie oh ne Gabe, der ihre Forderung erfüllt Erst du das Dein«, dann ich k>as Meine. Keiner blieb ohne ihren Segen, dessen Herz jemals das Wort ver nommen: Bist du auch würdig, hast du gelernt, mein« Güter zu empfan gen? .. . Mit tausend Stimmen sprach diese erntereife Well zu Malve. Ander» als in der Heimat, mahnender, for dernder. Und plötzlich begriff sie die Fehler der Zukunft. Sie hatte gesorgt und geschafft, um «in'!, wenn ihr Tagewerk dennoch vergeblich gewesen, mit ruhigem Ge wissen vor dem Zusammenbruch ste hen zu können. In schlaflosen Nächten, in mllhe belasteten Stunden waren heiße Ge bete. flehentliche Bitten aus ihrem Herzen aufgestiegen, und als ihnen keine Erfüllung geworden, hatte sie mutlos di« gefalteten Hände gelöst: .Es soll nicht sein! Mir ist kein Glück beschieden." Schließlich erwartete sie nichts mehr, nahm schweigend, klaglos alle Verneinungen ihrer Wünsche hin. Aber sie tat auch nichts mehr. Kampsmüde, arbeitsmüde beugte sie das Haupt. Und meinte wohl in mancher lan gen, trüben Stunde, Ergebung in das Geschick sei alles, ja sei mehr, als die Vorsehung gerechterweise von ihr verlangen könne. Jetzt im Anblick dieser im Früchte trägen prangenden Erde sank es wie ein Schleier von ihrem zagenden Ge mllt. Sie begriff: Bitten ist nichts, wenn die heitere Zuversicht auf Erfüllung fehlt. Gläubig und froh wie ein Kind muß ich vertrauen, muß fest und unerschütterlich überzeugt sein von meinem Anteil an allen unermeßli chen Gütern der Welt, muß durch freudige Arbeit, durch fröhliches Hoffen den Geber aller Gaben ehren. Ich bin nicht bereit gewesen zum Empfange, darum, weil ich an kein Glück mehr glaubte. Mein furchterfiilltes, mattes Herz stammelte wohl sein zitterndes Ge bet in Angst und Schmerz, aber es wußte nicht, daß es laut und freu dig sprechen durfte: Du, Schöpfer dieser überreichen Erde, hast so viel. Gib auch mir mein Recht! Ich werd's Weitgeöfsnet sahen Malves Au gen in alle Pracht hinaus. Und wäh rend dieses Schauens strahlte mit dem Verstehen ein Freuen in ihnen auf. , Zum erstenmal seit langem fühlte sie sich nicht als Ausgeschlossene von In Wehmut schmolz die Starrheit ihres Schmerzes. Und stark und be freiend von tatenloser Ergebung strömte ein neuer' Wille, eine begliik kende Arbeitskraft ihr durch Herz und Glieder. Glauben, daß man was kann, glauben an den Erfolg ehrlichen Sttebens, glauben mit heiterem Ver trauen an den vom Schöpfer verhei ßenen Anteil eines jeden an den Schätzen der Welt das ist die Lö sung. Krank vor Sehnsucht hatte sie sich vor kaum einer Stunde in das duf tende, weiche Gras sinken lassen, nichts anderes wünschend, als so still und abseits die Augen schließen zu können, die Seele fortziehen las sen auf dieser Woge grenzenlosen Heimwehs, erstickender, tötender Sehnsucht, unmerklich, schmerzlos eingehen zu dürfen in das Land des Bergessens Jetzt stand sie auf mit jugend starten Gliedern, bereit zum Kampf mit Schwäche und Weh, bereit zur Arbeit, Erfüllung hoffend und des halb würdig zum Empfangen ihr-S Lohnes. » Ihre schönen leidvollen Augen sa hen rings in die Runde. Diese Herr lichkeit hatte sie entweiht durch ein kummervolles Gesicht! Nicht allein ihre Mitarbeit in dieser Schöpfung ohnegleichen hatte sie versagt, sondern auch den Dank dafür. Hatte fahnenflüchtig vom Posten weichen wollen. Sei er auch noch so winzig und trotzdem noch so schwer nie mehr! Nie mehr! Leichten Schrittes ging sie auf schmalem Pfad neben der Wiese da hin, auf deren Goldgrün sich allge mach lange malerische Schatten leg ten Schatten, die das Sonnen licht um so glühender, um so verhei ßungsvoller machten. Am anderen Tage hatte Malve Glllck mit ihrem Gang um Arven. Sie traf den Chef selbst. cher Höflichkeit, konnte ihr aber we nig Hoffnung machen, selbst Abneb mer ihrer Arbeiten zu werden. nicht geholfen sein. Er schob in einer Art Verlegen heit die Blätter hin und her. Nungen auf ihn gesetzt haben. Wer nen Geschöpf der Erlös ihrer Arbeit angstvolle Bitte blickten die großen Augen. Der leise Schmerzenszug um die feinen Lippen sprach nicht von demütiger Entmutigung. torstühle. Ein schnelles, kleines Lächeln um flog ihren Mund, als sie sein« treu herzige Anteilnahme gewahrte. und mit kurzem Gruß das Zitnm«r verlassen. Jetzt sagte sie in schon halbgitröstetem Ton: , ersrtuliche Technik. Dies Uhrgehäu se zum Beispiel, da steckt was drin. Sie haben was hineingelegt, das di „Aber?" fragte sie nun doch mit Herzklopfen. „Es ist nichts für mich weil „Noch ein Malve erhob „Es tut mir leid, Ihre Zeit ver „Herrgott!" unterbrach er nun ihre etwas steifen Worte. „Wie konnt' ich denn daran nicht denken!" Ener ja ein Kitt fürs Leben, Ich hofft zuversichtlich, daß mein Freund Ih nen den allerbesten Rat erteilen schule ist daS Richte für Sie. Si chrr, diesmal wird's was." Er hatte recht. Es wurde wirklich was. Doktor Grabauer behielt die Map pe da, notierte sich Malves Adresse Vollendeten hervor, daß man zum Leicht war ihr Schritt, als sie durch die eleganten Straßen ihrer BlickeS suchte ihr Auge daS Stiick » » « Seit einiger Zeit zeigie das Wohn haus einer Frau von Becken' ein sonderbares Aussehen. Ein paar Luxusmöbelstücke waren entfernt, dafür nahm die eine Fen sterfeite fast ganz ein riesiger vicr- Aii dem saß Malve jede Stund«, die ihr die Sorge für den kleinen Haushalt freiließ. Rastlos, aber in ruhigen, sichern Zügen führte ihre schlanke, schönge formte Hand den Zeichenstift über die großen, weißen Blätter. Auf dem leichtgen-igten Antlitz lag ein stillfreudiger Schimmer ein Ausdruck, dem die Kraft innewohnte, Licht in das, was dunkel war, zu bringen. Bon ihrem Sofaplatz aus sah Frau von Becken ihrer Tochter zu. In dem seinen, müden Gesicht war noch immer so etwas wie ein hilf- Traum, daß da «IneS TageS der Di rektor der Kunstgewerbeschule gekom men war und ihnen brachte, wai jetzt für sie das Glück bedeutete Ver dienst. Malve hatte der Mutter nichts von früheren vergeblichen Wegen, noch von neuen Plänen gesagt. Sie selbst fuhr nervös zusammen, als etwa eine Woche nach ihrem Be such die Flurglocke schrillte, wie sie nur unter fremder Hand zu tun pflegt. „Doktor Grabauer!" Eine Vor ahnung, halb Furcht, halb Erleichte rung, flog durch ihr Herz. Endlich Gewißheit! Mit einem leisen Zittern in den Knien ging sie zu öffnen. Er war es wirklich und unter dem Arm trug er ihre Mappe. Noch auf dem Vorplatz nahm Mal „'.'lber Herr Doktor den weiten Weg das ist wirklich zu gütig" „I wo! Das macht mir nichts. 2X>s gehört zum Beruf." Er sah in ihr vor Aufregung er rötetes Besicht und hatte im stillen das angenehme Gefühl, daß seine Vorfreude, sie wiederzusehen und überdies gute Nachricht bringen zu heraus sprach «r abwechselnd zu Malve und zu ihrer Mutter g«wandt von seinen Bemühungen und Erfol gen betreffs der Entwürfe. „Zuerst darf ich wohl das Ge schäftliche erörtern." Er beugte sich sehen. „Also, mein gnädiges Fräu lein, ich habe die Freude, Sie als ständige Musterzeichnerin d«r rheini schen Firma Bergedorf und Sohn für ihre Fabrikate in Bronze. Vnivre z>»li usw. begrüßen zu dllr- b kl P s welche die Firma für sich erwirbt und Ihnen somit die weitere Verwertung des Musters abschneidet, «xtra be zahlt. Ich kenne die Bergedorss und ges Fräulein, so erbitte ich Ihre Voll ritiit der Firma gegenüber überhaupt nicht ins Treffen geführt Sie kön nen was. Sie können sogar etwas sehr Gut«s. Ihre Begadung sür dies lich nicht an der Hauptforderung un serer Zeit: Immer was Neues erlahmen wird. Also frisch und zu versichlich ans Werk! Und kommt mal, was sicher nicht ausbleiben wird, ein kleines Mißlingen, nicht gleich mutlos werden! Der Geschmack ist verschieden, und nicht alle Werke eines Künstlers und Kunsthandwerkers kön nen aus gleicher stehen, Vor im stillen einen Dank über den an dern. W«lche Anteilnahme verrieten seine letzten Worte, welches Verständnis ter. S k <h Ties empfand si« die Wohltat/^e Sie war zu wenig in die Vorge schichte dieses Geschäftsabschlusses eingeweiht und begriff vorläufig nur. daß M<ve, ihre stolze, arme Malve, Arbeit gefunden, und daß das Ge spinst des Mangels einstweilen von ihrer Schwellt verscheucht schien. Mit einem Stich im Herzen fühl ten neben eigenem Weh auch die Sor ge für sie tragen. Und während in Malv« das herr liche Bewußtsein: „Ich kann was!" zu neuer, kräftiger Hoffnung aus nern zu verlorenem Glllck und Glanz, Was wohl ihr Vater, was wohl Harald hierzu sagte! Fast war ihr Malves neubelebter Mut ein wenig unverständlich. So heiter hatten ihre Augen seit Ist denn Jugendkraft so mächtig? se Aufträge wirklich wie ein Gottes geschenk? von Beelen Lohn und Brot eines Geschäftes sieht. schöpferischer Arbeit. Sie hatte die künstlerisch« Ader in Malve unterschätzt und verstand so einzig in der Welt die Schaffenswon aus das ziemlich dicke Ungetüm von Mappe. »Vorerst wird man Ihnen ein Thc- Sicherlich auch oft einfaihe und klei ne Gegenstände. Das lassen Sie sich nicht verdrießen. Geben Sie al hat." „Und Ihre Fürsprache, Herr Dok tor!" heiße, stürmische Wellet die blitzschnell fein Herz überflutete, und über die Er kenntnis: wo der Dank so warm ist. „Sie müssen sich nun doch noch einmal zu mir bemühen", sagte er fast „Das Geschäftliche habe Zeit zu jeder Stunde." '„Nun, Ihre Zeit wird bald etwas sehr Kostbares für Sie sein," sagt« er lächelnd. Malve' nickte frohen Blickes. „Hoffentlich!" g«s von dieser Borstadt bis ins Zen trum der Stadt hinter sich hatt«, er noch immer den warmen sterte sie. Eine große stille Träne löste sich Beelens Wohnzimmer der häßliche, große Zeichentisch, der fast alles Licht dreimal in der Woche Doktor Gra bauer, höchst ernst und feierlich in seiner Eigenschaft als Kritiker und Berater. Meistens zur Feierabendstunde kam er,- das heißt, er riet Malve nach kurzer Zeit des Arbeitens allemal dringend, im Interesse ihrer Gesund heit nun Feierabend zu machen. Gehorsam legte sie dann den Stift beiseite. Tee trinken wolle«." Ob er das wollte! Wenn sie wüßte, daß er sich den lieben, langen Tag auf diese Tee stunde gefreut hatt«! So gingen di« Tage friedlich da hin. Vorüber an den einsamen Frauen „Malve!" „Ja, Mutterchen?" Frau von B«eken machte ein ver legenes Gesicht. Aber Malve sah es nicht. Sie hob die Augen nicht von ihrer Arbeit. „Nun?" Gott!" Jetzt den Mama!" Frau von Beelen sah, daß ihre Tcchier lächelte, und sogleich begann sie mit Eifer ihren Plan auseinan derzusetzen. „Sieh mal, so billig mlv bequem, wir wirklich nie wieder dazu. Und außerdem helfen wir dem armen armen Wurm, der Lehrerin, noch aus großer Verlegenheit. Sie muß das Instrument doch verkaufen zu Ratenzahlungen lönnen wir uns mit gutem Gewissen verpflich ten." Malve lehnte zurück in ihrem Ses« s«l. „Ich weiß nicht, Mama ich hab' eine Riesenangst vor neuen Verpflich tungen. Wenn wir's auch könnten es ist doch schließlich das Aller llberflüssigste für uns. Ein Kla vier! Ja! Schön wär's! Aber wozu? Die Freude, daran ist in Beeken dorf geblieben! Wozu sie wecken? Künstlich und unnötig? Wenn's für dich wäre, Mutter! Aber du willst „Ja, Malv«! Du ahnst nicht, wie gern ich dir die Musik zurückgäbe." „Ach, Mutter, man kann nichts rückwärts leben! Ich hatte es fast vergessen, daß es da draußen Töne, Gesang gibt." „Das sollst du eben nicht." Frau von Becken sah Malve unge heuer erstaunt an. „Wie kommst du bloß darauf? Adelheid hat ihre Vllh ihrem Mann. Gott sei Dank! Aber de' Musik überhaupt entsagen? Ich wüßte nicht, warum? Kann sie nicht singen, soviel sie mag? Nicht jede Oper, jedes Konzert hören? Wie kannst du überhaupt Adelheid mit dir vergleichen? Ohne Sang und Klang sitzt du hier sie kann alles haben." „Ich weiß nicht, Mama! Manch mal glaube ich, daß Adelheid di« Entsagung insgeheim schwerer gewor den ist, als einer von uns ahnte. Sie war doch Künstlerin mit jedem Bluts tropfen." sie's nicht wurde! Wie oft hat mich de? Gedanke gequält, was euer Va ter dazu gesagt hätte." „Liebe Mutter!" Malve lächelte ein wenig bitter. „Vater hätte ga! nichts dazu gesagt, denn «rstens mußten wir unsere Talente ausbil den. um uns durch die Welt zu brin gen, und zweitens hat er uns diese »Anlagen ja vererbt. Was «r also verdammen würde, wäre sein eigene» Blut." Frau von Beelen sah Malve et was betroffen an. .Du sprichst so sonderbar scharf. Glaub' mir, ich wollt« nichts an deres, als dir deine Musik wieder verschaffen", sagte sie leise. „Seit Paul Hollmann hier war, ist alles wieder so lebendig. Di« Trioabende auf Becken ich habe förmlich Durst nach ein paar Tönen. Wenn ihr hier wieder zusammen spielen könntet" fügte sie wie tastend hin l ihrer Stirn stand eine schmerzliche Falte. Sie, die sonst dem leisesten Wunsch d«r Mutter entgegenkam, fand jetzt keine liebevolle Zusage. Sie lich der alten Dame ihre ablehnende Haltung sein mußt«. Sie wollte nur nichts wieder aus der Vergan- Schinerzen nuder gezwungen hatte, in die friedliche Gegenwart herein drohen lassen und sei's auch durch di« »inst so geliebte Musik. „Ich habe ja auch keine Zeit. Und Paul Hollmann kann seine Geige mitbringen das genügt doch." Frau von Beekens zartes, bitten de? Gesicht ward ernst. „Du hast recht. Das genügt und es ist ja dein sauer verdientes Geld, das für das Pianino draufge hen würde. Lassen wir also das Thema", sagte sie herbe vielleicht m«hr, als in ihrer Absicht lag. ES war, als würde Malve bei dem ungewohnten Ton wach. Erschrocken sprang sie auf. Ihre beiden Arme l«gt« sie der alten Frau um den Hol». „Mütterchen, geliebtes! B«rzeih! Abscheulich war ich! Ein richtiger al ter filziger Geizkragen! Und so un dankbar! Gewiß nehmen wir da» Klavi«r. Zweihundertfiinfzig Mark, das ist ja nichts für das gute Instrument. Und das arme Fräu lein MöNer, glücklich wird sie sein. siehst du, ich auch. Sehr, ft^r Malve küßte und streichelte- daS welke, blasse Gesicht ihrer Mutter, stand. fuhr sie fort, den Arm der Mutter durch den ihren ziehend. „Und mpr, chen Musik wie einst!" (Fortsetzung folgt.) , Boshaft. Sonntagsjäger: „Vergangene Woche schoß ich dreißig Hasen, die ich alle verlaust hab«!" Bekannter: „So, so, da sind Sie wohl WiederverkauserN Für die Küche. Rum » Omeletten. Man quirlt aus sechs Eiern, sechs Lössel» feinem Mehl/ sechs Löffeln Milch N bis Mttch, et zwei Eßlöffel Butter zu steifem Brei gekocht, der sich vom Gefäß löst. Die sen Brei schüttet man in eine Schiis mit Butter gut ausgestrichen und mit geriebener Semmel bestreut ist. gibt man eine Schicht dieses Teigs. Saft, wieder Teig, wieder Birnen, bis Teig di« oberste Schicht bildet. Man streut geriebene Semmel und läßt die Speise I—Stund? Ragout von Wildsleisch. Hals und Rippenstück von Hirsch und Reh, die gewöhnlich für völlig wertlos gehalten werden, geben nach folgendem Rezepte des Lieblingsge richts eines alten Weidmanns ein s«hr feines Essen. Man wäscht das Fleisch sauber, klopft es und kocht es mit Wurzelwerk wie Rindfleisch, bis es weich ist. Was man von d«r Brühe nicht zur Sauce braucht, gibt eine schmackvolle Suppe, welche einer Rindsbrüh« wenig nachgibt. Wen.i das Fleisch abgekocht ist, löst man es von den Knochen, schneidet es in pas» Butter und etwas Fleischeztrakt eil»' dunkle Mehlschwitze, die man mit t« he des Wildfleisches auflöst. Marr schmeckt diese mit Essig oder Zitro nensaft pikant ab, fügt in Scheiben, noch kurze Zeit in der zie hen. Falsche Taubensuppc. 4' Schweinsnieren werden abgewaschen weihe Mehlschwitze, verbindet diese ' mit einer Mokkatasse voll ganz fei-, ner, weich gekochter Graupen, gieß! die Nier«nsuppe durch ein Suppen» der Mehlschwitze und den Graupe» aufkochen. Dies« Suppe ist im Ge» schmack von Taubensuppe nicht j>» unterscheiden und stellt sich viel bil liger, da 4 Nieren für 6 Personen ausreichend sind. Tie Nieren schlin gen davon zwei, die übrigen gibt man des Abends als Aufschnitt. Truthahn mit Kraut. (Ru-- mimisches Frisches Kraut läßt den mit Speckscheibchen belegten Truthahn braltn. Ist er weich wird das Fleisch zerlegt und auf dem Kraut« angerichtet. Backschinten. (4 Personen.) I Pfund Pökelfleisch (Schweinekamm), zum Teig IVO Gramm Mehl 7 knapp Liter Milch. 1 Ei. eine Prise Salz.und IVO Gramm Butter zum Backen. Liter Milch, -/» Liter Wasser zum Einlegen. Das Fleisci» und B—lV8 —1V Stunden in Milch un» Wasser gelegt. Vor dem Gebrauch muß man einen ziemlich dicken Teiz
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