Tic Zirkus-Gouvernante. Von OScar Christ. Man schrieb den 23. Dezember ?SlX>. Ein echter, rechter ostpreußi scher Winter hatte sür die richtig« Weiße Weihnachten! Allüberall schönste Fest im Jcchre etwas getrübt die „Marjellen" miteinander. Alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen. Aber der aufmerksame der nicht zu ihrer Zufriedenheit aus geführt wurde, da fuhr es ihr weh mütig heraus: „Wenn doch die Wilma Wer war Wilma? Das soll der freundliche Leser gleich erfahren. böte aus M. durch den Schnee auf den Gutshof gestapft kam. Ein Te legramm an Fräulein Liedner. Sie ten auf der Chaussee, von wo noch «ine Weile durch die frische, klare Winterluft das Schellengeläute her- Zkinder nach Rittergut Äeis K., gesucht. Gefällige Offerten nebst Photographie werden bis 3. Ja nuar erbeten." ein, so daß eine desinitive Wahl sehr schwer siel. Recht gut gefiel ihr der Brief einer zwanzigjährigen Dame aus Berlin, die, aus gutem Hause stammend, durch die Ungunst der Berhältniss« gezwungen war, in Stel lung zu gehen. Die Dame, ein Fräulein Erika Wallner, war noch nie in Stellung gewesen, da ihre El lern erst vor kurzer Zeit gestorben waren. Zeugnisse besaß sie allerdings nicht, aber der Brief, sowie die Photo graphie, don welch letzterer Herr von Nardow besondeS sehr angenehm überrascht war, nahmen sür sie ein. so daß Frau von Bardows endgül tige Entscheidung auf Erika fiel. Herr von Bardow widersprach auch nicht, sondern behauptete vielmehr, dieses Fräulein Erika müsse, dem Bilde nach zu schließen, eine Perle ihres Geschlechtes sein, denn Pferde und Weiber verstehe er zu taxieren. Und so wurde denn Fräulein Wallner aus Berlin engagiert. DaS Reisegeld ging schon mit der nächsten Post an sie ab, und am IS. Januar browa antreten. Am genannten Tage fuhr Jochen mit den beiden Rappen In die Stadt, bei BardowS aber war man gespannt, besonders aber die Kinder, die mit echter Gründlichkeit schon allen Weihnachtskram demoliert hatten und sich nun besonders aus Nahen des Schlittens. Bor dem kürzester Zeit war Fräulein Wallner der Liebling aller. Sie interessiete sich für alles, griff in der Wirtschaft sich Fräulein Erika sie. hatte bei Lebzeiten ihres Baters, der Offizier gewesen war, viel und gerne geritten verriet Fräulein Erika ein Verständ nis für alles, was „Pferdefleisch" be- Wallner der einzige Bruder, der sie brauchte. Dieser, ein flotter Artille rieoffizier, war beim Manöver mit ihm dabei über den Schenkel gefahren, Pflege, weibliche Pflege. Und wenn man eine Schwester hat, was lag sie so liebgewonnen Hobe, zu sche»den, so sei es doch Menschenpflicht, den einzigen Bruder nicht im Stiche zu vor die große Kälte eintrat. Herr von Bardow wollte die stille Zeit be nutzen zu einer kleinen Reise nach Kö- Abends hatte das Bardowsche Ehe- ttöpfe, mit wem die Zirkusreiter!» wohl eine solche Ähnlichkeit habe; denn daß sie gesellschaftlich schon mit ihr beisammen gewesen, schien ausge schlossen. Wo hatten sie dieses Ge konnte sich nicht enthalten, seiner Gat tin überrascht zuzurufen: „Das ist ja die Erika!" Beide sahen sich er dersehen waren sie nicht gefaßt gewe sen. Die Schulreiterin Miß Ney war also Erika Wallner, die ehemalige Brieschen an Frau Grüße Ihre dankbare Erika Wall ner." 5 Herr von Bardow eilte in den Stall, Miß Ney war nicht mehr zu sprechen. Frau von Bardow aber wollte von dieser „Zirkusperson", der sie ihre Kinder anvertraut hatte, über haupt nichts mehr wissen. Jetzt be griff sie es auch, warum diese Erika auf dem Reitpferd ihres Mannes so zu Hause war. Eine Unverfrorenheit war es, sich in ein so solides Haus als „Kinderfräulein" einzuschleichen! Diesen Vertrauensbruch machten alle die guten Eigenschaften eines Fräulein Erika Wallner nicht wieder gut. So dachte Frau von Bardow, als sie nach der Vorstellung in ihrem Hotelzimmer angelangt war. Aber Herr von Bar dow dachte anders. Man könnte doch Fräulein Wallner morgen aussuchen, vielleicht sei alles anders, als man glaube, Fräulein Erika unschuldig und nur das Opfer einer unglückli chen Verkettung der Verhältnisse usw. Da kam er aber bei seiner besseren Ehehälfte gut an. „Du willst wohl diese Person noch in Schutz nehmen, aber vor meinen Augen darf sie sich nicht mehr sehen lassen, und morgen fahren wir nach Hause." Und dabei blieb es. Am nächsten Tag entführte der Schnellzug die Dombrowaer Herr schaft wieder ins Ermland. Einige Tage späte'.- brachte der Briefträger nach Dombrowa einen Brief, den das Hotel, in dem Bar dows logiert hatten, nachsenden ließ. Als Frau von Bardow, nunmehr doch recht neugierig, den Brief öffnete, fand sie die folgenden Zeilen: Königsberg, den .. November 1901. gnädige Frau! Klärung schuldig. Vorher aber möchte ich Sie um Ihre Verzeihung bitten. Ich habe es schon bitter bereut, daß mich der Zufall damals gerade in Ihr Haus kommen ließ. Jedenfalls aber habe ich die Beruhigung, daß ich zu gebrauchen sei; z. B. für die Wirt schaft oder als Erzieherin. Diese Geringschätzung der Herren kränkte und reizte mich zugleich. Ich wettete mit dem Baron R. um ein Vollblut pferd seines StalleS, daß ich mich als lang zur Zufriedenheit meiner Herr schaft tätig sein wolle. Alles andere wissen Sie, und daß ich meine Wette glänzend gewann, wissen Sie auch. Beichte abgelegt habe, bitte ich Sie, vergessen Sie die ganze Episode und auch Ihre Ihnen stets dankbare Erika Wallner." Durchschaut. Arzt: „Be reitet Ihnen das Schlucken Beschwer den?" Patient, „O, sehr arge!" Wirtshaus net!" Uebertr u m p 112 t. „Meine Tochter ist schon mit neunzehn Jah- Binc Hand wuscht di: andere. Ueberrafchung zu weiden. Aber es war Mittagszeit, und sie wollte heute zu ihrem Mann blendend liebens „Fahre zu!" den sie vielleicht im Hause ihres Ge liebten vergessen hatte, erstarrte sie und fühlte ihre Knie zittern. Den stand. Sie rief: „Oho! Das ist ein Da menhandschuh." dert«: „Ja." „Und wem gehört er?" „Wahrscheinlich Dir," entgegnete Enrico und ließ sich in einen Ruhe stuhl fallen. Handschuhnummer erkannt." „Lieber Himmel! Dieses Parfüm wird doch nicht ausschließlich mein sein; und über die Handschuh-Num mern läßt sich streiten. Wie willst Du die Gewißheit haben?" „Glaubst Du, ich wüßte Deine Wollen wir «S feststellen?" „lch-glaube, daß eS üb-rfluss.g »Ja, ja, stellen wir eS fest. Zieh weit ist." ten?" sagte sie tollkühn. „Was?" ner," Freundin G.ul.a Cast.gl.on. „Das ist stark!" „Alle haben es längst bemerkt, und „Was willst Du damit sagen?" „Heute früh bist Du bei ihr ge „ES scheint so." „Wer ist'S?" Vigoreni." „Das bedeut«t einfach, daß Frau Giulia Castiglioni Herrn Arturo „Aha! Du bist eifersüchtig!" Castiglion, e.ue hochanständige Frau „Sie ist Witwe." nicht die Geliebte ArturoS ist?" hört." wahr schein lich der Deine ist. Nichts weiter." .Also vorläufig . . . ist's nur ein Verdacht?" »Es ist beinahe Gewißheit, denn alle Indizien sind sehr belastend für Dich." .Und was gedenkst Du zu tun, um Dir absolute Gewißheit zu ver schaffen?" > .Das ist lächerlich." > »Durchaus nicht. Der Handschuh lag in seinem Schlafzimmer aus dem Teppich, ohne daß er es bemerkte. Ich hab« ihn verstohlen zu mir ge steckt, und nun will ich iHm den Handschuh zeigen, und er muß mir gestehen, wie derselbe in sein Zim mer gekommen ist." .Er wird sagen, daß er einer an deren Dame gehört." .Ich werde Beweise fordern." .Und wenn er leine hat?" , .Um so schlimmer für ihn und Dich!" In Enricos Augen leuchtete ein« wilde Glut, und sein abgelebtcs Viveurgesicht bekam einen unheildro- Ausdruck. sen Miene eines kleinen, frechen Straßenjungen ihm gegenüber auf einem zierlichen Fußbänkch«n hockte, erbebte trotz ihrer Kühnheit,' und um ihre Angst zu verhehlen, bückte sie sich über ihren Schuh, um eine Band schleife fester zu knoten. Dann er hob sie sich unbefangen, ordnete ein sagte sehr unschuldig: „Also, mein lieber Othello, welches ist Dein de finitives Programm?" „Das strengste und das gerechteste," entgegnete Enrico, und wappnete sich klären lassen, so müssen wir uns trennen; sollte es sich aber herausstel len, daß er Dein ist, so Werse ich Dich töten!" „Vortrefflich!" rief Luciana la „Alfo, da habt ihr mich. Was gibt's den Neues?" "„WMst Du^Tce?"' „Nein." „Kaffee?" „Nein." „Willst Du dich lieber unterhal ten?" „Ja." chen und schloß, Wort für Wort !emma: „Angesichts der Tatsache, mein liebster Arturo, daß ich vollen Grund zu dem Verdacht habe, der meiner Frau, wirst Du mir entwe der beweisen, daß Du heut« früh eine andere Dame empfangen hast, und Aehnlichkeit des Leders, des Par mer glauben, oder ich werde leider genötigt sein, Dich sür den Geliebten meiner Frau zu halten. Und vamit Arturo Vigoreni versuchte verge bens, mit halbgelähniter Zunge einen Witz zu reißen, und verstummte. Aber Luciana gelang es, durch eine ulierhörte Anstrengung ihres Mutes und ihrer Willenskraft, ein silbernes Lachen herauszubringen. Enrico sah beide an und meinte: „Du, Luciana, lachst, und das ist zu viel; Du, Arturo, schweigst, und das ist zu wenig. Aber ich werde Deine Antwort in aller Ruhe abwar ten. Ich will Dir sogar eine Ziga rette anbieten. Willst Du?" „Ja, bring nur." * Enrico stand auf, um aus einem Eckschränkchin von eingelegter Arbeit eine Schachtel Sullivan zu holen, und inzwischen sagte Luciana mehr mit dem Hauch als mit der Stimme diese Worte, die Arturo mehr ahnte als vernahm: „Rette mich um jeden Preis!" Und im nächsten Moment wurde das Rettungswert vollbracht: „Du wirst einsehen. Enrico," be gann feierlich Arturo, „daß Du mir lehr weh getan hast. Was mich an war der Gedanke, daß Du mich eines lo erbärmlichen Verrats für fähig hältst. Gern würde ich mich Dir gegenüber in Schweigen hüllen und tragen, aber es handelt sich hier um die Ruhe und Ehre Seiner Frau, des halb will ich Deiner Tollheit nach geben. Zum Glück hab« ich den Be weis, den Du forderst, in der Hand. Ich werde eine Dame kompromittie ren, welche meinem Zartgefühl blind vertraute, aber Dich und nicht mich trifft diese Schuld!" Nach diesen Worten suchte er'ln seiner Brieftasche nach einem Schreiben und reichte «S Enrico: .Also abgemacht, mein Arturo, heute gegen zwei Uhr werde ich lam men, Ich tan» nur nicht begreifen, weshalb es nicht früher sein soll. DA bist kein Mann, Du bist ein Fahr plan. Na, meinetwegen, aber zwi schen Dir und mR ist immer eine Uhr, und manchmal ist eine Uhr schlimmer als eine Rivalin. Deine Giulia." „Ah! Also war sie es wirtlich!" ri«s Enrico mit zusammengebissenen Zähnen und einem gallenbitteren Lächeln. »Habe ich Dir's nicht gesagt!" rief Luciana, und warf Arturo einen Blick zu, der ihn traf wie ein' Geiße lhieb. .Ich gratuliere Ihnen, Signor Vigoreni, Sie haben sich jetzt aus die kleinen Witwen verlegt, Sie haben sehr recht . . . Eine Witwe kann im Hause des Geliebten alles mögliche verlieren, ohne daß dieser die Rache des Ehegatten zu befürchten hätte! . . . Und nun zu Dir, Enrico." «Was denn?" „Dein Versprechen." „Welches?" „Du bittest mich nicht um Ver zeihung?" , „Ja, es ist wahi ... ich hatte es vergessen. Und vergib mir auch Du, Arturo." „Oh! Nicht der Rede wert. Mich gestellt habe..." „Sie könnten es ja gut machen," rief Luciano. „Wie denn?" frug harmlos Arturo. „Heiraten Sie sie!" „Ach ja! ... Ich habe nicht da ran gedacht. Vielleicht tue ich es . . ." Hier erfolgte ein längeres Schwei gen, während dessen alle drei heim lich die Bilanz von dem zogen, was sie gewonnen und was si« verloren hatten. Dann schleppte sich das Ge spräch noch cin wenig hin, mit unzu sammenhängenden Phrasen, die mit den Gedanken der Sprecher nichts gemein hatten; und das Zusammen sein endigte kühl und gleichgültig, als sei gar nichts vorgefallen. Arturo Vigoreni verabschiedete sich mit der korrektesten Galanterie, und Enrico, der ihn zur Tür begleitete, sagte mit dem Ton falsch-gemütlicher Neckerei: - »Jetzt gehst Du selbstverständlich zu „Natürlich!" „Weißt Du was? Ich hätte Lust, lästig?" Frau. Die Ärmste! . . . Sie hat eS «UriUfitrte «ufter» in Bassins gesetzt, die mit frischem und filtriertem Meerwasser gefüllt sind. Jeden Tag kommen sie in ein neues aber die Gewähr dafür, daß er abso lut frische und unschädliche Austern verspeist. Hoffentlich verlieren die Austern durch die Prozedur aber n!cht an Wohlgeschmack. Zwecklos. Dame: „Sehr freundlich, Herr Kapellmeister, daß Sie uns die Billetts zu dem Sym phonielonzert schenken wollen. Aber viel von Musik." „„Und Ihr Mann?"" „Der versteht wohl was davon... aber der hört schwer!"* Wenn se wenigstens... Ein Fremder saß neben mir im HofbrauhauS. ' ersten Maß. . „Wenn fe wenigstens die Maßkrie ge durchsichtig machen bäten!" sagte Als die fünfte Maß leer war, hub mehr, während er arg den Gang ent« lang schwankte. Da siel es ihm ein: „Wenn se wenigstens einen nach Hau- Jllnstriertrö Volkslied. Ein .Sträußchen" am Hute, Den „Stab" in der Hand... Splitter. Der Wendepunkt im Leben eine» jungen Mannes tritt ein, wenn er an geht. Die Ehe ist ein Salat, den die Frau uns oft zu sauer macht. Im Aerger. Im Wirtsgarten spielt eine wan dernde Musikkapelle. Nach dem bin i taub!" Musikus (laut schreiend): „San S" froh, na foll'n S' 's Doppelte geb'n!" Der beste Beweis. Brciu^ Verlobungszeit?! Er: Wieso denn, Liebsie? Braut: Da küßtest du mich hun dertmal am Tage und jetzt nur noch Neueste Technik. Auch ein Eisbrecher. Strenges Präsidium. Frau Doktor: Einst hast du mir ge mir nicht einmal diesen Ileinen Wunsch? Steig' mal in die Kanne! Im Bilde geblieben. Er: „Ella, du bist mein Zuwe!, meine Perle!" Sie: „Na, dann solltest du mich aber nicht so oft aus der Fassung dringen!"
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