DieHrollömgs. Roman von Carl Bulcke. (11. Fortsetzung. „Ich kann es sicher nicht erfül len." gann ihre Hand zu streicheln und wußte kaum, daß er es tat. Zuerst wollte sie ihm die Hand entziehen, dann duldete sie es. „Raten Sie doch." „Mein Bild?" ! »Nein." ' ? Sll ich Ihnen später einmal einen Brief schreiben? Soll ich etwas Nettes von Ihnen sagen soll ich einmal Ihre Hand nehmen und die Hand streicheln?" Sie sprach so leise, daß Kuß." Sie wandte sich ab. „Nein, ein Kuß ist es nicht." Er lachte mit bebenden Lippen. „Was ist es denn also?" „Zwei Küsse." Sie sah ihn mit ängstlichen Augen ein, Kmz außer Fassung. „Ist es Ihnen ernst mit dem Kuß?" . .Ja.' „Ganz ernst bei Ihrem Heilig» sten?" sten." „Sie müssen Ihre Hand ausS Herz legen." Er tat es. „So will ich Ihnen die beiden Küsse geben." begann sie zu schluchzen. „Mein Gott, was tue ich . . . mein Gott, was habe ich getan!" Er wollte sie doch." Als er, seiner nicht mächtig, stehen blieb, lief sie schnell voraus. Sie lief wie gehetzt. „Meine geliebte Schwester! Die Aufgabe, die Du mir gestellt hast, habe ich gelöst. Freilich auf Fräulein Lolße Borgfeld ist daS fii- Eeste Geschöpf der Welt. Du darfst wie danke ich daß Du mich hierher geschickt hast, wie will ich Dir immer dankbar sein. Mein Le das Beste, Schönste, der Welt ist . Der arme Botho. Nater gehen und ihn um die Hand seiner Tochter bitten. Ich liebe sie glühend, und sie liebt mich auch. Ich bin Dein glücklicher Bruder Bernhard." Schnell schickte er den Brief ab. Am Abend ging er nicht in das Hotel, er hatte es versprechen müssen. Er setzte sich in Strandkorb, blieb lag das ganze Hotel bereits im Dun keln. Nur in Lottes Zimmer war noch Licht. Er stand lange, an ei nen Baum gelehnt, und sah zu ihrem Fenster empor. Wieder war Bernhard am Morgen der erste am Kaffeetisch. Er wollte Lotte nicht wiedersehen, als bis er der sagen mußte, daß sie den älteren Bruder lieber hätte als ihn. Gewiß würde sie ihm heute nacht geschrieben bei, aus dem^sie am Morgen saß. Neben ihrer Tasse lag ein Brief Bo thos. Am liebsten hätte er den Brief VergißmeinnichtblUte ab und legte sie auf den Brief. DaS würde jetzt eine schlimme Zeit sür Botho sein. Erster Schmerz brennt tief. Vielleicht er war, so sehr, daß er bebte. In die dorf. Der Oberst schloß rasch die Tür hinter sich und blieb'abwartend weshalb wir kommen. Sie schlot tern ja, Mensch. Sie stehen im Ver dacht, die Taschendiebstähle im Her ,, Herrgott, was tue ich", dachte Bernhard. „Ich muß zugeben" . . . begann er stotternd. „Also Sie sind geständig?" Rangliste. Ich hatte hier bestimmte nainen im Hotel einschreiben ließ." „Das sind faule Ausreden!" schnauzte der Gendarm. steht mein Name. Legitimieren kann ich mich nicht. Mein Regiment liegt aus dem Truppenübungsplatz in Lech nitz. Der Oberst wird Ihnen bestä tigen, daß ich Urlaub nach Sellin habe. Wenn Sie wünschen, telegra der Hauptmann im Großen General stab ist, und der Freund wird Ihnen bestätigen, daß mein Beiname von „Weshalb steht denn Ihr Beiname nicht in der Rangliste?" „Ich führe den Beinamen nicht mehr." Der kleine, dicke Oberst lief hastig durch die Veranda aus und ab. „Kurz unh gut, es handelt sich für Sie darum, ob der Gendarm Sie jetzt festnimmt oder nicht. Ich kann an Ihre Unschuld nicht glauben. Sie haben sich durch Hunderterlei in die sen zwei Wochen verdächtig gemacht. Gestern abend zum Beispiel suchten wir Sie bereits, Sie haben das na türlich erfahren und sich bis spät in die Nacht versteckt gehalten." Und, Durchsuchung halte ich für überflüs sig. Wenn Sie der Täter sind, so haben Sie das entwendete Gut längst mann von Trostburg?" Er sing an, Bernhard zu examinieren: über mi litärische Fragen, über letzte Armee ein Offizier wissen konnte. Bernhard beantwortete alles. Der Oberst wur de nun doch in seiner Ueberzeugung schwankend. „Wenn ich mich geirrt haben sollte, so werde ich Sie um Verzeihung bitten. Ich werde jetzt an das Regiment, das Sie mir an- Sie können sich an Ihren angeblichen Freund aus dem Großen Generalstab wenden. Also, Herr Wachtmeister, ich behalte den Herrn vorläufig un- Es war ein unerquicklicher Vor mittag. Je mehr Bernhard seine Lage überlegte, um so abscheulicher kam sie ihm vor. Der Oberst sprach nicht mit ihm und ließ ihn nicht aus den Augen. Die übrigen Badegäste mußten Kenntnis von dem Vorgang erhalten haben, sie standen abseits und flüsterten. Zu Mittag aßen sie beide an einem besonderen Tisch. Ein Telegramm von Trissie kam. „Tresse heute abend mit Julius in Sellin ein. Halte Deinen Plan sür ver rückt. Trissie." Bernhard reichte das Telegramm dem Obersten hinüber. „Was ist das nun wieder?" fragte jener mit gerunzelter Stirn. Bern hard schwieg und zuckte die Achseln. Am Nachmittag kam Antwort aus Lechnitz: „Hauptmann von Trost burg 178 hoch, brauner Schnurrbart, nindes, hlasseS Gesicht, Ansatz zum !Nerck." „WaS sagen Sie nun?" fragte der Oberst. Und, als Bernhard schwieg: ungefähr. Bon dem Embonpoint habe ich freilich nichts gemerkt. Bleich sehen Gje attch nicht aus, doch das macht die Seeluft. Der Schluß der Depesche spricht leider wieder gegen Sie. Ich will Ihnen etwas sagen: Verraten Sie mir, weshalb Sie sich von Remminghos nennen. Ich neige jetzt der Ansicht zu, daß ich mich geirrt habe." „Verzeihung, Herr Oberst, daß ich diese Erklärung nicht abgeben kann. Di« Depesche meines Freundes, die ich jeden Augenblick erwarte, wird Herrn Oberst, wie ich hoffe, wohl zu friedenstellen. Mir selber liegt an ei ner schleunigen Erleoigung schon des wegen, weil ich in einigen Stunden meine Schwester erwarte." „Pardon", sagte der Oberst und sah ihn strafend an, „Sie haben mir beim Baden erzählt, daß Sie keine Geschwister hätten. Si« werden das zugeben müssen." Bernhard schwieg verzweifelt. Der Oberst legte seine Hände über den Tisch und redet« ein dringlich Bernhard ein: „Sie werden weiter zugeben müssen, daß vieles zu Ihren Ungunsten spricht; ich habe selber gesehen, daß Sie in eine falsche Badelabin« gegangen sind und dort ein« Zeitlang verweilten. Dem betreffend«» Herrn fehlte freilich nichts; wir haben ihn natürlich gleich sich, daß er einmal sein« Zelle ver wechselt hatt«. „Ich habe keine and«re Erklärung", sagte er dumpf, „als daß ich mich geirrt habe." Der Oberst kämpfte mit d«r Mü digkeit und gähnte. Ihm fehlte f«in gewohnter Nachmittagsschlaf. Bern hard würd« immer verzweifelter zu mute: Kinder stellten sich io einiger Entfernung auf und starrten ihn mit offenem Munde an. Die Kellner, di« an ihm vorbeigingen, machten halb laut« B«merkungen und lachten frech. Bernhard winkte einen Kellner her an und verlangte Zeitungen. Der Kellner tat, als höre er nicht. Bern hard begann nervös mit dem Fuß zu zu fahren. „Spielen Sie wenigstens Sechs „Zu Befehl, nein, Herr Oberst. 810 ß lustige Sieben. Hoffentlich be lastet mich das nicht auch noch." Der Oberst sah ihn wohlwollend an: „Herr wenn, wie „Zu Befehl, Herr Oberst." „Es spricht ja auch vieles für Sie; Ihre äußere Erscheinung, di« gegebe „Zu Befehl, Herr Oberst." nen das, Herr Oberst?" „Das genügt mir, Gott sei Dank." Beide Herren schüttelten Bernhard die Hand. „Also wir vertragen uns wieder," sagte d«r Oberst, „ich gratu liere Ihnen." Herr Borgfeld lachte verschmitzt: ! „Und nun machen Sie schnell. Meine Tochter steht draußen und will mit Ihnen spazieren gehen. Inzwischen will ich den Herrn Oberst beruhigen nun gehen Sie nur, gehen Sie Bernhard war sehr verlegen. Wie Herr dazu sich für ner. Mit allem Hochmut, den er übrig hatte, winkte er ihn heran und kündigte sein Zimmer. Morgen früh wollte er abreisen. Der Oberkellner verbeugte sich zustimmend. Draußen stand Lotte; sie sah ihn von weitem und winkte mit dem Sonnenschirm. Sie wollt« ernst blei ben und mußte doch lachen, als sie langsam näher. „Nun, Herr von Remminghof?" Bernhard sah sie bös« an. „Zu nächst bitte ich um eins: nennen Sie Be." Sie lachte. „Aber nicht doch, des- Er tat beleidigt. „Mir ist zum mir passieren. Ich bin ein Pechvogel erster Güte. Uno Sie haben gewußt, in welch schwerein Verdacht ich stand, Sie gingen die Promenade ent lang. Ohne ihn weiter zu fragen. tog Lotte vom Wege ab, und st«! schritten dem Walde zu. „Mshalb das alles geschehen ist? Weil Sie falsches Spiel getrieben haben mit Ihrem Doppelnamen. D«shalb. Daß d«r Oberst Sie unter sein« per erst vor einer Viertelstand« erfahren. Ich will mich nicht schlechter machen, als ich bin. Ich bin gleich zu Papa gelaufen und habe hinter d«r Glastür gestanden, bis ich sah, daß Sie erlöst „Ist das wahr?" „Nun ja doch", sagte sie ungedul dig. „Daß Sie in den Verdacht ge kommen waren, wußte ich freilich schon vorgestern abend. Als Sie an unserem Tische saßen, kam Herr von Schmittersdorf und warnte Papa. Papa sagte ihm, «r sei unbesorgt. Wir haben, als wir zu Bett gingen, noch furchtbar darüber gelacht. Das ge schehe Ihnen recht, sagte Papa, Stra fe müßte sein. Und das finde ich auch. Doch nun haben Sie ihre Strafe weg, und nun machen Si« wieder ein vergnügtes Gesicht. Verstehen Sie mich?" ringste." „Nun, dann will bierherkamen. Ich denke mir sogar, Sie sind nur deswegen hi«rh«rgetom men. Daß Sie Bothos Bruder sind, nxiß ich erst seit neulich abend, als Sie Sekt tranken. Ich hatte an Botho geschrieben, daß hier im Kurhotel ein abscheulicher Mensch wäre, ein.Ekel von Mensch, ein Hauptmann von daß ich Sie näher beschreiben sollte. Das tat ich. Na, und da schrieb Botho, daß Sie zweifellos sein ten." „Spionieren ist wohl nicht das rechte Wort", sagte Bernhard be drückt. Si« sah ihn von txr Seite an. „Nun, so etwas Aehnliches war es sicher. Papa hatte mir gleich gesagt, daß die Famili« Trostburg nicht sehr erfreut über Bothos Verlobung fein würde. Und da Botho noch sehr jung und ich von bürgerlicher Her kunft bin, so konnte Ihre Familie wirklich Bedenken haben. Nun sagen Sie, weshalb sind Sie hierhergekom m«n? Und sagen Sie die ganz« Wahrheit." Bernhard iviegt« unschlüssig den Kops; er wußte nicht, was er ant worten sollte. Sie blieb stehen und sah ihn ernst an. „Sie sind also hierhergekommen, um hier in Bo thos Abwesenheit im trüben zu fischen." „Im trüben zu fischen ist wohl nicht das rechte Wort." „War das eigentlich sehr schön und «del gedacht von Ihnen, daß Sie ohne Bothos Wissen hierherkamen und un sere Verlobung hintertreiben woll ten? Antworten Si« mir, ja oder nein?" „Nein", sagte Bernhard l«ise. „Haben Sie j«tzt «in wenig Reue? Denken Sie jetzt anders von mir?" „Ja", sagte Bernhard, „jetzt d«nke ich anders von Ihnen." „Dann ist es gut. Wir wollen uns auf diese Bank setzen. Hi«r hab« ich oft mit Botho gesessen." Vor ihnen lag die See. Unten am Strande gingen Badegäste vorüber -und sangen. Drüb«n lagen die Dü nen von Saßnitz in Nebel und Dunst. Lotte saß ruhig neben ihm. Sie sah reglos auf sein Gesicht und wartete, daß er sprechen sollte. Nach langem Schweigek sagte Bernhard mühsam: „Wissen Sie, daß ich in Sie verliebt bin? Wissen Sie das, Lotte?" „Ja. Das habe ich getan." „Ich bin mit schlechten Gedanken hergekommen, Lott«. wissen das nicht mit Ihnen gespielt. Mir ist, spielt?" len?" Sie sagte tonlos: „Ich habe Botho Aber Sie hatten beide dasselbe Gesicht. Dieselben Augen, denselben Mund, dieselbe Haltung, die gleiche Art zu „Ich wollte heute zu Ihrem Vater mir. Mein Herz ist voll Liebe für Sie. Sie müssen wählen, gleich, aus der Stelle." Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab« den Brief, den ich gestern schrieb, nicht lesen." Sie sprach so leise, daß er sie kaum verstand. Sie preßte ihre sich hin. „Wann haben Sie telegraphiert, Lotte?" »Ja, Bernhard. ES ist alles aus. „Ja", sagte Lotte leise, „mir ist sage?^' Bernhard lächelte betrübt. „Für mich wird es «in Geheimnis blei reden." „Vor Ihrer Schwester ist mir nicht mal verheiraten können. Erst mit der Tochter eines Gutsbesitzers, dann mit der Tochter eines Spielers, dann mit Ihnen, Fräulein Lotte. Mit jed«r von Ihnen dreien wäre ich Ihnen, Fräulein Lotte. Ich will den Wunsch: sehen Sie diesen kleinen hübschen Stein? Ich möchte es gern sehen, daß Sie den Stein in Jhr^ genblick hi«r die Düne Nicht wahr, diesen Gefalle«" werden Sie mir tun?" / gestrüpp. „Ist es nun gut?" i „Ja, so ist es gut", sagte Bern- Stock in d«r Luft fuchtelnd. Im zu End« war. In zwei Cafts war Musik. In dem einen spielte eine Zigeuneurkapelle, quer gegenüber kon zertierte Militärmufll. Meist lärm ten beide Kapellen zu gleicher Zeit. Di« Gärten vor den Caf<?s waren standen die Zaungäste. Der Himmel war seidigblau und voller Sterne. Man hörte das eintönige, einschlii fernde Rauschen der See. In kurzen Zwischenräumen huschte über den öst lichen Himmel das Blinkfeuer von Saßnitz wie, «in weicher, weißer Streif. Auf der Promenade stand der G«ndarm, würdevoll den Bauch vor gestreckt, die lange graue Pelerine um gehängt, seine Frau und seine vier Jungen neben sich. Er hielt es sür seine Pflicht, die ganze Badegesell schast aufzuklären, oaß man zu über eifrig gewesen sei, und daß d«r fal sche Hauptmann sich als ein richtiger Hauptmann entpuppt habe. Ein be dauerlicher Irrtum. Ein Badegast erzählte es dem andern weiter; in ei ner halben Stunde war die Nachricht in all« Häuser gedrungen, daß man «inen Hauptmann habe verhaften wollen, und daß jetzt die Unschuld dieses Hauptmanns erwiesen sei. Ein Dutzend Berliner Familien, die über die Promenade mit Kind und Kegel nach dem Schultheiß-Restaurant zo gt n, griffen mit Hallo die Nachricht auf. Man müsse dem Hauptmann eine Ehrung erweisen, ihm einen Fackelzug oder ein Ständchen brin gen? der Badekommissar an der Spitze müsse eine schwungvolle Rede halten. Ein Spaßvogel rief, man kön ne den Hauptmann ja einstimmig zum Major befördern. Mitten auf d«r Straße wurde Kriegsrat gehal ten. Die Leute aus dein Ort wur den herangerufen und befragt, ob .'s hier in diesem Negerdorf Fackeln zu kaufen gebe, und ob man einen Ge sangverein noch schnell auf die Beine bringen könne. Jemand ri«t, man möge Stearinkerzen auf Bierflaschen stellen und sich von der Militärka pelle aus dem Cafö die groß« Pauk« leihen; dann sei der Fackelzug fertig. „Wo ist die Pauke? Hallo, wir müs sen die Pauke haben!" Ein halbes handenen Windlichter auf. Einige Mißvergnügt« schrien: „Ni«der mit d«r Badeverwaltung!" Ein kleiner, ihr: „Aber Trissie, ich flehe dich an, es ist alles geregelt. So hör' doch wenigstens einen Augenblick „Nichts will ich hören. Zuerst vUmiert sich Botho, und dgnn setze ich den Bock zum Gärtner. Gleich gehe ich hin zu dieser Person, gleich fordere ich Rechenschaft. Wir sind eine gute angesehene Familie; ich lasse mir das nicht bieten." „Aver Trissie, so hör« mich doch!" „Du schweigst. Du dankst Gott, daß ich gekommen bin; du dankst auf den Knien deinem Schöpfer, daß deine arme Schwester für dich sorgt. Him mel, di«se Hetze! Ich w«iß alles, st« ist ein Engel und ein Tugendlamm. Sie ist die Unschuld in eigener Per son. Hat sich was. Eine kokette, abge feimte Person ist sie. Na, ich w«rde mit ihr reden. Sie soll sich wun kern." Zehn Schritt« dahinter ging in stoischem Gleichmut Herr Julius Guttmann. Er trug über seinem neuen grauen Sonntags'.nzug den alten, verregneten Havelock, weil Trissiechen gesagt hatte, das Wetter sei unbeständig. Er trug in der lin ken Hand «inen Koffer mit sechs Blu sen Trissies und ihrem Hellseidenen, das zu Onkel Guttmans goldener Hochzeit erst vor drei Wochen ange schafft worden war; er trug in der rechten Hand seinen eigenen kleinen Koffer mit schwarzen Anzug zieher, den er in Berlin noch nicht hatte tragen dürfen. Den großen Kof fer sollte der Hausknecht bringen. Da aber Hausknechte stet! ein große» Trinkgeld verlangen, das ein guter Hausvater sparen kann, so trug Ju lius auf Reisen das notwendigste Ge päck stets eigenhändig. Ihm war es sehr unbehaglich, so schnell zu gehen; außerdem qualmte seine Zigarre, biß ihm in die Augen, und e. hatte keine Hand frei, um die Zigarre aus dem Mund zu nehmen. Diese ganze Reise war ihm unverständlich. Er schimpfte leise vor sich hin über lächerlich« Hast und unverständige Menschen, die ihm den Weg versptrr> 'tN. (Schluß Folgt.'. Für die Küche. Hammelfleisch mit Rü ben. Man schneidet oder hackt ej» Stück Hammelfleisch (dicke Rippe) in Stücke, wällt sie in schwach gesalze nem siedendem Wasser ab, kühlt sie mit frischem Wasser, läßt sie abtrop fen, bestäubt sie mit Mehl und legt sie Rüben hat man in wenig Wasser nebst Butter oder Fett langsam halb weich gekocht, gibt sie zu dem Fleisch. geröstetem Mehl. lieniartoffeln oder auch abgekochte Kartoffeln und Kopfsalat. Ouarl- und Pumper nik», kel speise. Man rribt oder stößt ein Stück altbackenen Pumpernickö» solkn etwa 8 Unzen sein. Etwa 12 Unzen schönen, weißen, trockenen. füllt die Masse in eine mit Butter zen Mehl, U Pfund Zucker, zwei der Dicke eines Fingers. Gebackener Hecht, Der Hecht wird gut gereinigt, gespalten und i» lichen Tisch in Mehl um und läßt sie lich Butter oder Backsctt gekocht und still geworden, groß und hellbrauir der weich werde, darf man ihn nicht früher backen, bis es Zeit ist, ihn zur Tafel zu geben. Hummersuppe Den gut ge nicht mehr zu heiß ist, aus den Scha len. Das Fleisch schneidet man i» Stücke und stellt es beiseite, während man die Schalen und Beine zer stampft. Schalen, Beine und ei« Teil des Fleisches werden in 2 bis Quart Milch über gelindem Feuer eine halbe. Stunde langsam ausgekocht und die Flüssigkeit durch ein Sieb gerührt. Nun würzt man sie mit Pfeffer und Salz, fügt ein Stück frische Butter dazu, verkocht sie. wenn sie nicht dicklich genug ist, mit etwas in Butter gelb gedünstetem Mehl und schmeckt ab. Man richtet Rotkraut einzumachen. 22 Pfund Kohl werden fein gehobelt, mit etwas feinem Salz vermengt 'und eine Nacht stehen gelassen. Dan» läßt man 2 Quart Essig mit Pfund Zucker, 5 ganzen Nelken, 3—4 Lorbeerblättern bis zum Kochen kom men, drückt den Kohl leicht aus, gibt ihn in den kochenden Essig und läßt ihn etwa 8 Minuten kochen. Erkal tet kommt der Kohl in einen Stein topf, obenauf wird ein Tuch nebst «inem Stein gelegt, dann der Koht am kühlen Ort aufgewahrt. WA man den Kohl zur Tafel bringen, p» tut man etwas Salatöl dazu.
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