DieHrastkurgs. Roman von Carl Bulcke. (5. Fortsetzung.) Der große Saal, die herabhängen den, breiten elektrischen Kronleuchter, die Säulen und Galerien waren mit Weinlaub umrankt. Aus dem Po dium, vor einem sprudelnden Springbrunnen, saß ein« Musilkapel le in ungarischem Nationalkostüm und siedelte. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Kam ein bekanntes Lied, so sang das Pub likum laut mit. In der Mitte des Saales saßen um einen Tisch ein Dutzend junger Leute, vielleicht Mit glieder eines Vereins, mit ihren Mä dchen. Sie hatten schon viel getrun ke. und kreischten vor Vergnügen. nern, hatten mit ihren Nachbarn Bekanntschaft geschlossen und unter hielten sich quer über die Tische. In den schmalen Gängen liefen die Kellner auf und ab, die laubfrosch grüne Röcke trugen und auch nicht bin .glücklich", sagte^ Babette. „Ich Blut in die Wangen. Ihre Augen schimmeren. Sie begann abgebro chen von ihrer Kindheit zu erzählen. Von ein'm Ziegenwagen und einem nem Predigtamtskandidaten, der in Nancy fürchterlich verliebt gewesen sei. Dünn von einem Schloß mit hohen, feuchten Kreuzgängen, hochge wölbten Zimmern und geheimen Gängen. Im Schloß sei ein« Bi bliothek gewesen, in deren Ecke eine Ritterrüstung gestanden habe, und in dieser Rüstung hab« noch das Ske lett 'ines Mannes gesteckt. Oh, wie hätte sie sich gegrault . . . ,WaS war das für ein Schloß, Babette?" Si' ihn Plötzlich, wie aus dem Schlaf erwacht, erschrocken an. „Das Schloß? Ich habe alles in ein klei nes Buch geschrieben, seit ich dich lieb habe ... Ich darf doch h«ute nichts Trauriges erzählen. Einmal schenke ich dir das Buch, dann sollst du al le» lesen." Sie verlangte zu trinken ' und beganntf'KK die Musik ein neues iuuu/ /.Als BoäHsch war ich In einen Pri maner vergebt. Oh, das war eine schöne Zeit. > Wir liefen Schlittschuh auf der Rousseau-Insel, und zum Abschied babe ich ihm «inen Kuß ge geben. Jetzt ist er Seeoffizier. Ver gibst du mir den Kuh?" „Wie schön du bist . . . wunder schön bist du", murmelte er, stützte iaS Kinn aus die Hand und starrte sie an. „Wie süß du bist." Sie streichelte seine Hand. «Ich habe noch mehr zu beichten", sagte sie Übermut z. „Aus einem Garten fest h'.ide ich mich noch einmal ver gebt, in einen fremden Offizier. Er schickt- mir jeden Tag Rosen. Ich sicher, er würde mich heiraten. Auch ritten wir zusammen. Er brach te mir das gute Reiten bei. Und immer jeden Tag Rosen." . . . Sie schwieg. „Und weiter?" Wieder starrte sie ihn, wie einem Traum entrissen, an. „Weiler? Das steht in dem Buch anfgeschrie- Di« Flasche Cell war zu Ende. Er mach e ein bedenkliches Gesicht. »Noch nicht gehen," bat sie. Der grün« Kellner brachte noch c>" yalve Flasche. Jetzt begann er zu erzählen: fernste KindheitSerin neri' von der Mutter, von dem Gymnasium in Landsberg, von der Si« schlug ihm hastig aus die Hand. „Lustig sein, Bernhard." Und als er lächelte: „Wie lieb du bist. Du bist der beste Mensch auf ter Ich bin ganz endlos Der Saal hatte sich geleert, die Musiker hatten längst ihre Instru mente eingepackt. Beide gewahrten es erschrocken „Nun fahren wir nach Haufe," sagte Babette und schmiegte sich an ihn, „aber wir wol- und ihr eine lang« DePesch« geschickt. Er hatte Angst vor d.>m Wiedersehen mit Babette, als er di« Wohnung be- B«rnhard sofort ins Nebenzimmer. „Ich hab's mir überlegt, lieber Trost burg. Hier sind zwanzigtausend Mark. Tragen Sie das Geld für Geld. Bernhard faltete die Scheine len.'^ Babette schüttelt« sich. „Auch das ist helfen." i,Auf Wiedersehn, lieber Trostburg, Zwei Tage später siedelte Babette Wieder ein paar Tage später kam spät in der Nacht eine Depesche: Ba bette sei schwer erkrankt, Bernhard zaust. „Also, das ist schrecklich, Bernhard." Trissie saß im Neben- Gegen Abend schickte der Arzt sie augenblickliche Gefahr. Doch in derselben Nacht starb Ba bette am Typhus. Am unteren Teil des Wannsees, weit ab von den großen, palastähnli chcn Willen, inmitten eines kleinen der zu einem Garten umgewandelt war, hatte Julius Gutt mann seiner Frau den Sommersitz Gleich Anfang Mai war Trissie Haufe unterrichten ließ. Es war acht Uhr abends, Trisfie natte die Mädchen, zwei pausbäckige, blonde Kinder, rundlich und blauäu gig, wie sie selber als Kind gewesen Segelschiffe über das blanke Wasser glitten, sah zu d«n hohen Fichtenstäm men empor, di« die Abendsonn« be undzwanzig Jahre alt. Rasselnd und schnaufend lief das Automobil um di« Ecke. Trissie Kleidern. „Tag, Trissie." Er faßte sagte: „Also, schön ist das. Wir ha langen Gartenschlauch umständlich Rasen und Blumenbeete. Bei dieser Beschäftigung trat ihm der Schweiß einer nahegelegenen Kneipe «inen Krug mit Bier holen, Trissie stellte die Zigarrenkiste und die Hauspan- Wiesbaden hatte eine Ansichtskarte Königstraße einzuladen", sagte Ju ans." In Guttmannschen Verkehr „Mein Gott, ich hätte ja beinah« Tante Alwine und Tante Malch«n vergessen", suhr Julius auf. „Was sollen die beiden von uns denken? lius." Er druck!« den Bleistis! stark auf, „Du hast wirder Sorgen im Ge schäft, Julius, Ick seh dir'i 1a an. Mut. Ich kenne dich doch." Stuhls. „Noch «ine Nachricht, Julius", m«. Julius dr«hte gespannt den Kopf: „Etwas Unangenehmes?" „Von Bernhard?" Julius war s«it einigen Jahren über Bernhard ver ärgert. Er sei ein Waschlappen, sagt« Julius, und wisse selber nicht, waS er wolle. Seit BabettenS Tod hatte Bernhard seinen Schwager nicht mehr aufgesucht. Julius brauste je desmal auf, wenn Trissie von Bern hard sprach. „Nicht von Bernhard, Julius. Aber Fräulein Nancy de Lign. die barm herzige Schwester, hat mich heute nach mittag besucht. Sie war wirtlich rei zend, Julius. Fein und in sich ge kehrt, zurückhaltend und herzlich. Sie weint« sehr." Julius schnaufte durch di« Nase: „Wenn uns doch di« Leut« in Ruhe lassen wollten, Maus. Si« hat es na türlich auf Bernhard abgesehen. Du kannst sicher sein, gewohnst du sie an das Haus, und bringst du sie nur ein-, zweimal mit Bernhard zu sammen, so haben wir die Besche rung." Trissie wandt« sich ab. Wenn sie auf ihren Mann ärgerlich war, be gann sie hartnäckig zu schw«igen. Julius wurde verlegen. Er räu sperte sich und stand schwerfällig auf: . Also nun, Maus, nun bitt«, sei wie der gut. Du weißt. Maus, daß ich dies Gesicht nicht leiden kann." „Du bist ein widerlicher Mensch. Du kommst immer gleich mit deinen schlechten Gedanken." Nach einer Weile erzählte sie doch. Es sei Naq richi von Herrn de Lizne gekommen. „Kannst du dir denken, Julius? Er hat in einem kleinen Ort bei New Jork «in Milchgeschäft begonnen, kannst du dir so uwas vorstellen? Nancy zeigte einen Brief von ihm. Und weißt du, woher er das Geld hat? Er hat Bernhard mal zwan zigtausend Mark zum Verwahren ge geben, dies Geld hat er sich schicken lassen. Er schreibt, es ginge ihm sehr gut, und er wolle bald Frau und Tochter nachkommen lassen. Nun, dus hat wohl noch gu!e Wege. Der Frau scheint es sehr dürftig zu gehen, Julius." „Bernhard zwanzigiaufend Mark zum Aufbewahren zu geben, ist auch 'n? Idee. Wunderi mich nur, daß Bernhard noch das Geld gehabt hat. Hat Nancy was von Bernhard ge- Also bitte, sag's nur! Du weißt „Nancy sagte, er habe ein paarmal an sie geschrieben. Doch das schien wohl nur wegen des Grabes BabetteS zu sein. Ich weiß sonst nichts. Ach. Julius, d«r arme Mensch tut mir doch gräßlich leid." „Ich rühre keinen Finger mehr. Jetzt lass' ich ihn auf mich zukommen. zu dir nicht freundlich ge- Sie gwgen früh,u Bett. Julius fi.hr jeden Morgen um halb sechs ins Geschäft. In diesen Tagen kam ein an Trissie adressierter Brief aus Chem nitz, unterschrieben: „Aolpf Heben streit, Hausbesitzer". Wie sich die gnädige Frau wohl erinnern werde, sei sein teurer Bruder, Herr Kom merzienrat Hebenstreit, vor einem Jahr gestorben: an einem schweren Nierenleiden übrigens, und gegen kranke Nieren gäbe es keine Rettung. Jetzt vor sechs Wochen sei ihm auch die teure Agathe, seine geliebte Schwägerin, in ein besseres Jenseits nachgefolgt; wegen eines bösartigen Er für sein Teil hätte das Kind zu sich nehme, sei ganz ausge schlossen. Er sei jetzt ein alter Mann und habe sich von seinem Geschäft, früher Strumpfwa ren en gros, nachher Korsette und die kleinste Aufregung könne ihm schaden. DaS halbe Jahr sei er in Nauheim; wenn ihm die Herrschaften ge: Adolf Hebenstreit, Hausbesit zer". Trissie lief den ganzen Tag, als sie diesen Brief erhalten hatte, auf geneS Muttersöhnchen sei. Oh, sie und auf Pünktlichkeit dressiert. Der Junge würde nichts zu lachen haben. Oh, sie wollte schon stnng sein. Ei nen richtigen w?>!'- sie aus sikern Gefallen hätt«. Er hatte sich in der Dunkelheit an der Tür saß und lauschte. Bange Minuten ver flossen. Sie rang lautlos die Hän de und preßte sie auf daS Herz. Wenn er doch gut wäre, wenn er doch ein willigen wollte; er war wirklich ein so guter Mensch, gerecht und edel in seinen Empfindungen. Aber ein Dick- Gott, wenn er doch gut wäre. „Trissie!" schrie ganz laut die Stimme ihres Mannes. „Trissie „Was sagst du bloß, Trissiechen? Al so, das ist ja eine kolossale Freuden wachS. Mein Gott, ob das Postamt noch offen ist? Man könnte gleich kann er ankommen. Bernhard muß natürlich dabei fein. Aber es ist bes ser, du telegraphierst ihm lieber. Ob H Tnss.e siel ihrem Manne um den Gegen die Girlande hatte Trissie energisch protestiert. Um Himmels Aufhebens machte. „Nur ja nicht zu herzlich, Julius, lieber ein bißchen re serviert. Der Junge darf uns nicht sie das Haus von oben bis unten scheuern lassen, hatte selber Blumen gekauft, die auf den Eßtisch gestellt wurden, und war von allen am mei bringen?" „Mutti, darf neue Jun ge mit uns Kahn fahren?" „Mutti, ob der neue Junge rote Grütze essen mag?" Auf die Depesche von Julius hatte Adolf Hebenstreit einen Eilbrief ze chen. Er vermute, daß er sich einen Revolver gekauft habe. Die Abgabe der Vormundschaft würde er sofort mann keine Schwierigkeiten machen; alles erststellige Hypotheken, goldsiche re Aktien. Das Hauptkapital arbeite daS Geld nach und nach zu kündigen Er siedle übrigens jetzt auf den Wei ßen Hirsch bei Dresden um und sei Diagnose man etwas geben könne. Es sei alles herausgeworfenes Geld. Doch er sei schwer leidend, und kaltes Was- Adols Hebenstreit, Hausbesitzer. „Nachschrift: Der junge Baron ist an kalte Abreibungen gewöhnt. Falls ge eine Blechwanne gekauft und ihm mit einem großen Eimer ins Zimmer gestellt werden. Im Winter könne man ja etwas warmes Wasser zugie ßen. Der Obige". Trissie pru stete verächtlich durch die Nase: K-ine Badewanne im Haus. Noch schöner. Was der Protzenbauer sich einbildet. Er sollte nur unser Marmorbassin in Berlin sehen. Abends kam im Automobil zusam men mit Julius Bernhard heraus. Sie winkten schon von weitem. „Nun, ist er da?" Nein, er war noch nicht da. Julius rechnete nach, daß er noch nachts um halb ein Uhr her auskommen könne. Man entschied sich, so lange zu warten. Bernhard hatte sich seit den schwe ren Ereignissen des letzten Jahres ei nen umflorten Blick und eine leiden de Stimme angewöhnt. Er sprach wenig, runzelte oft die Stirn und meinte skeptisch, als er die Briefe des Herrn Hebenstreit gelesen hatte, daß an der verrückten Erziehung des Kleinen nicht mehr viel zu ändern sein werde. Er werde seinen Einfluß dahin geltend machen, daß der Klein« Offizier werde. Und, mit einer ge wissen großartigen Melancholie: „Wir Trostburgs sind alle für das Waffenhandwerk bestimmt. Wir op fern unsere beste Kraft dem Vater- JuliuS ging selbst in den Keller und braute zur Feier des TageS eine Erdbeerbowle. Er wollte kühl zu fei nem Schwager sein und hatte sich fest Schwager würde ja ganz von selber Mark erbitten. Trissie ging oft aus dem Zimmer: Julius setzte sich dann jedesmal in Positur, um gleich das te sogar, immer mit seiner klagenden Stimme, als die gleichgültigst« Sa che der Welt, daß er sich kürzlich eine halbe Etage gemietet und sich eine ganz hübsche Wohnungseinrichtung gekauft habe. Da er ja doch nun einmal Junggeselle bliebe, so habe er sich doch wenigstens den Schein einer Häuslichkeit schassen wollen. Da» Herrenzimmer sei ja auch ganz ge sollen. (Fortsetzung folgt). Allerlei Weihnachtsgebäck. Braune Gewürzschnit« te n. Drei ganz« Eier sind mit 1/2 Pfund Zucker Stunde zu rühren, unterdessen werden Pfund süße ungeschälte Mandeln mit ei nem Tuche gut abgerieben, mit dem Wiegemesser grob gewiegt (nicht durch die Reibinaschine und in einer blanken Pfanne gelb geröstet. Sie werden nebst A Pfd. Mehl, einer Drittel Unze gestoßenem Zimmet, einer Sechstel Unze eben solchen Nelken und Unzen wllrs lig geschnittenem Zitronat zu den Eiern gegeben und alles glatt ver mischt. Der fertige Teig ist hierauf in einer ganzen Platte auf ein ge wachstes, mit Mehl bestreutes Blech auszustreichen, bei mäßiger Hitze z» backen und noch warm in längliche Dicker brauner Pfeffer tuchen. Zutaten: 2 Pfund brau ner Sirup, 2 Pfund Mehl, Pfund Zucker, Pfund süße Mandeln, Unze Pottasche, 3 Unzen Zitronat, bene Schale einer Zitrone, etwas Eiweiß und Rosenwasser. Man tut gut, den Teig schon mindestenK Tuch bedeckt, wie gesägt, mindestens acht Tage fortgestellt. Zum Backen ist der Teig auf mehlbestrcutein senwasser und Eiweiß bestrichen, mit Mandeln und Zitronat belegt, wird der Kuchen auf butterbestrichenem und mit Mehl bestreutem Blech in gleichmäßiger Hitze in bis 2 beliebige Stücke geschnitten. Russischer Honigkuchen. Zutaten: 1 Pint Honig, Pfund Mehl, ZH Psund gute Butter, 3 Ei er, Zitronenschale, 1 Messerspitze ge ken und S bis L Körner Kardamom,, beides gestoßen, Unze Pottasche. Die Pottasche wird in etwas Was ser aufgelöst. Diese Zutaten sind -20 Minuten längere Backzeit. stet, bis die Masse sich vom Löffel. Mehl und 2 Eier damit, rollt den Teig aus, schneidet ihn in Vierecke. Schokoladenluft. >5 Pfd. Baseler Gebackenes. Pfund Butter, 10 Unzen Zucker, 2. Tiegel dunkel geröstet werden, 1 Teelöffel Zimmet, 1 Likörgläschen Rum, 1 Backpulver und 1 Pfund Mehl. Die Butter wird schaumig gerührt, dann kommen nach uno leS zusammen gut geknetet, zirka Zoll dick ausgerollt, auf ein mit Wachs bestrichenes Blech gebreitet und gebacken und noch warm in be liebige Stücke geschnitten. Bevor das mit Teig bedeckte Blech in den Backofen kommt, muß ein Topf mit kochendem Wasser hineingestellt wer den, damit Dampf im Ofen ist. Er wird selbstverständlich vor Einschie ben des Bleches schnell entfernt. Schokolade - Wurst. Eiir halbes Pfund Blockjchokolade läßt Wenn die Masse halb kalt und steif
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