TurckGer»«Nt>. Nobile von Max Biltrich. Im vorigen Jahrhundert wohnt« am Bodens« eine Fischerfamilie, de ren bestes Besitztum in einem Stück chen erbärmlichen Landes bestand, auf dem farbenfrohe Blumen, beson ders die roten FeuerMinen, besser emporkamen als stattliches Getreide mit vollen Aehren. So auch ''tdie- Heu in der Familie nicht die starten, sehnigen Arme: die Söhne, deren Hilfe einst Brot hätte herbeischaffen scllen, starben im sriihen Alter. Da gegen blühten die beiden Töchter ohne Not heran, trotzdem sie nicht lange eine Mutter besaßen. Eines der Mädchen ging frühzeitig mit ei ner französischen Familie von dan ne», die mit Napoleon am Bodensee aufgetaucht war, und ward nie mehr daheim gesehcn; das andere aber blieb in der Hütte und war vom Scheitel bis zur Sohle die Feuer blume im Geireideseld: ein leuchten de.-, feiner, schn.ieg- und biegsamer Schmuck. Ringsumher derbe Kraft und emsiges Bemühen um das täg liche Brot; das Mädchen lauter Zart heit und Weichheit. In ihren Auaen freilich war ein Leuchten, das den Wanderer wie ein Licht in der Nacht Vielleicht wäre ein rechter Teufels braten, eine Hexe, aus Anya Maria geworden, sofern sie das Liebesgirieo eines aus weitverzweigte- Familie stammenden Monyes erhört und so seine ganze Sippschaft gegen sich ein genommen hätte. Da jsie jedoch wie im Schlaf blieb und weil der selber w!e vor einem Rätsel der Natur sie bende Vater ohne Murren feine« Tcchter den Unterhalt gewährte, so ließ man das Mädchen in Ruhe und nannte sie nur noch die Feuerblume, Endlich lam aber doch einer, dem die nach Gildeswert zu schätzend« Habe anderer Mädchen nicht so in die Augen stach und das Verlangen nicht so aufstachelte, wie der Reich tum ihrer Erscheinung. Einer, der nicht allein eine nährende Aebre aus dem Getreidefeld für sich zur Lebens xenossin pflücken wollt», sondern du berückenden Blume Opfer zu bringen gedachte. Außerdem glaubte er ir dem Mädchen auch mehr zu erlernen, als die bloße Schale flüchtigen Trugs. Er prüfte ihr Herz. Und schon daß Anna mit diesem Manne, dem lediglich auf die Kraf! seiner Arme angewiesenen Schisse: Wolter, öfter redete und ging, wäh »end Leute im sicheren Hafen verge bens auf diese Bevorzugung gewartel hatten, zeigte ihren klaren Blick süi die Welt, wie sie ist. Anna Maris war überzeugt, ein Mensch in glei -6 Verhältnisse», wtrde ihr ein we Niger blinkendes,wdoch beständige?; Glück bringen, als ein schnell ent fammter und wohl ebenso rasch er iiiltender Anbeter. Doch während in ihrem Herzer die Zufriedenheit erblühte, Much! rings umher der Neid empor. Und so wurde, ehe sie davon er derungsagenten abgeschlossen: Uebei das große Wasser zu bringen sin! der Schiffer Walter und die Ann« Maria Herold, beide mittellos unk willens, miteinander zu leben, un! dabei ohne Aussicht, Kindern Nah rung zu schaffen und sich selber im Alter zu unterhalten. Ein Agent führte das Paar fori und nahm auf t:r Tour nach Ham dem zum Meer wallende» Ströme, dem sich von Zeit zu Zeit ein Bach' lein vermählt. Am Hasenplatz ging an den Tager vor dem Abschied Herr Grotjohan« auf und ab und betrachtete die Leu» und ersah aus den Papieren, welche» Herlunst und welchen Berufes du waren, deren Zukunft jenseits dei Wassers liegen sollte. Er blickt« wohlgefällig auf den sehnigen unt gebräunten Schiffer Walter uni forschte nach seinen Plänen. „Geld verdienen, Herr, und schaf fen, wüs einen freut!" .Und was wird dich erfreuen?" .Auf dem Wasser fahren zu dür fen. wie auf dem Bodensee, und dazp «in bißchen Herr zu sein oder dock einmal dahin zu gelangen." .Die Hoffnung kannst du mitneh- New Z):rk hat sein Geschäft auf dem Wasser wie ich und kann zuverlässig! Menschen brauchen. Willst du z» Nim gehen, so wird dir mein Schiffs- Herr!" Auf Grund solcher Weisung betrai der Schiffer Walter vom Bodensei ?:n, ehe er selber ausfahren dürf» als Verwalter fremden Gutes! Das wolle er, erklärte Walter. Nur müsse ihn die Arbeit von C-tund NN den Unterhalt für zwei Menscben eintragen. Grotjohann betrachtet« den Bewer ber genau. .Für zwei? Gut! Es hängt von dir ab, ob du später auch für drei verdienst. Ich brauche mehr Men schen, die Lohn für drei heimtragen, als für einen oder zwei. Aus mei nen Leuten wird, was sie aus sich machen. Du wirst zuerst ein paar mal mit dem Küstenfahrer gehen. Was man dir später allein anver trauen kann, muh sich erst zeigen." Da fuhr Malier einige Jahre lang an der Küste der neuen Welt, uner schrocken in Not und Sturm und hjng treu an seinem Herrn und an seinem Weibe, das sich in der gro ßen Stadt verlassener dünkte als frü her in dem einsamen Oertchen am Bodensee und allemal mit Freuden tränen die Heimkehr dessen begrübt«, der mit ihr bis an das Ende des L«b«ns wandern wollt«. Sie hörte von seinen Abenteuern, und beide schmiedeten Pläne für die Zu<unft. Denn Walter rückte lang sam vor auf verantwortungsvollen Posten. W«nn er erst selber «in Schiff führen würde, so sagte «r ihr, sollt« sie einmal mit ihm reisen, ob wohl das Schiffsvolt ein Lächeln habe für den Kapitän, der sich auf dem Ozean nicht vom Wei'c tr«nn«n wolle. Auf seiner ersten Fahrt wollte auch Walter im Dienste sein's Herrn und der „Nix«" stehen; doch hie zw«ite sollte Anna Maria mit ihm teitzn auf seinem, dem ihm an vertrauten Schiff«. Fortan malten sich beide Menschen die Wonne aus, »ach Jahren so viel facher, langer und bang«: Tr«nnung geraum« Zeit durch di« W« ten des Weltmeeres zu schwimyie». Anna Maria wollte ihm, dem die Verant wortung jiir sichere Fxihrt und die Ehre des Erfolges zufiel, gewiß nie mals dein Di«nst abwendig macht», stndern nur in «in«m Winkelchen sit zen und das Meer sehen, auf Wal ters Kommando lauschen und sich freuen, w«nn andtr« Männer nach seinem Befehl die Hände rührten und nach seinem Wort die Fluten besieg te». Sie hatte keinerlei Bedenken, sich ihm anzuschließen: „Furcht bei dir sollte ich kennen, die ich so oft verlas sen war und nach dir gebangt habe?" Nach Jahren war das Ziel der Sehnsucht erreicht; si« durst«» ge miiilfain r«is«n auf weiter Seefahrt, und monatelang sollte Grotjohanns nichtiger Segler abwesend sein Mengen an Gütern in weiter Well zu löschen und andere heimzubrin gen. Stolz stach unt«r Walters Kom mando die .Nixe" in S'!. Das Gesühl, in des Lebens Hasen wohlzeborgen zu sein, ließ Anna Maria diesmal zur ruhigen Schät zung aller Herrlichkeiten des Meeres gelangen; hatte sie doch aus ihrer er sten Fahrt vom Vaterland aus reich lich zu tragen gehabt am eigenen Ge schick und zu beobachten an fremden Glückssuchern. Und auch Walter, der in des Wassers Unendlichkeit bis her viel mehr den zu zähmenden Feind, den zu bändigenden Träg«! bedeutender Lasten erblickt hatte, als ein Gebild der Schönheit, lernte ers! jetzt sehen, was er nie gewürdigt hatte, und schätzen, was ihm gleich gültig gewesen war. Nach dem leidenschaftlichen Begeh ren und dem Verlangen, der Well seinen Sieg über ein auch von ih: begehrtes Geschöpf zu zeigen, nahm jetzt eine ruhige, männliche Neigung fein ganzes Sein gefangen? Anno Maria wurde 'hm weniger das ein, lebende Wesen, nach dem sich ei? Verlassener sehnt, um ein bißchen Lieb« sür sich zu empfinden, sondern si stieg empor zur rechten Lebensge nossin und Kameradin in alleo Dingen. Wenn sie in sener Nähe stumm an Deck lag während traumhaften L.egelns durch die raunende Nacht, st begann Walter erst das volle Wun der treuer Gemeinschaft von Manr und Weib zu empfinden. Alle Lau nen und jede geger ollem. Da, als die «Nike" vor der brasi lianischen Küste gelegen hatte unl Anna Maria den Kops länger unk schwerer als vorher an Walters Brust zu legen und er mußte sich ös si. hielt sanft und in dies« Schmiegsamkeit fester als vorher mit heißen Händen, und lehnte di, er erschrak! „Was ist dir?" Welche Glut in ihr zur Herrschasi Doch illes Ringen um den Sieg war »ergebens: Walter mußte einer Heim gegangenen die Augen zudrücken und blieb dicht bei ihr bis zum Abend des zweiten Tages. Da aber traten seine beiden Ber trautesten zu ihm: »Wir stehen vor dir, weil wir kom men muffen: die Mannschaft beginnt .Und ich bin schuldig —?" „Tote an Bord bringen Schissen und Schiss«rn Unglück. Darum laß uns versenken, was irdisch ist!" Da sprang Walter auf und in sei nen Augen loderten Flammen: «Nein, das werdet ihr nicht!" „Es ist eiif aus der Erfahrung ge wachsener Brauch, dem sich jeder unterwirft!" „Auch ich will ihn sonst billigen nur in dem einen Falle nicht! Die de liegt, ist mir mehr als sonst ein Mensch dem Genoffen sein kann. Ich will Zeit meines Lebens wenigstens ihr« letzt« Ruhestätte genau kennen und will dereinst neben ihr liegen." „Die Mannschaft der „Nixe" aber lebt, Herr, und die Lebenden verlan gen sofort ihr Recht und sind stärker und wollen ihr« Macht gebrauchen!" Walter reichte einem der Abgesand- ten die Rechte und dem andern die Linke und schaute ihnen in die Augen: „ Sie w«rd«n Gewalt anwen den?" „So will ich iu ihnen treten und sie fragen, ob sie mir Zeit gönnen, bis wir Bahia anlaufen. D?rt will ich an das Land bringen lassen, was mir cm teuersten ist. um die Stätt« später einmal wiederzufinden. Alsbald stand er vor den Matrosen und sprach lange und ernst zu ihnen. Sie wußten ihm Beispiel um Beispiel herzusagen, wie der Arm des Unglücks die Schisse, aus denen «in Tot«r auch nur «ine Nacht gelegen, umklammert und in Verderbnis geschleudert habe. Doch Walter wurde nicht müde, auf die glatte See und den blauen Him mel zu tveisen und auf den voraus sichtlich in zwei Tagen zu erreichenden Hafen. Er redete, wie erst zu allen feinen Leuten, noch mit j«d«m einzel nen Mann allein, bis er die Zustim mung befaß: ja, sie wollten mit ihm und seiner Toten wenigstens bis Bahia weitersegeln, ehe sie zu den gro ßen Antillen weiterstrebten. Walter lebte wieder auf. Das Pflichtgefühl des Seemanns saß ihm zwar fest in den Knochen, doch im Banne ihres Aberglaubens stand er noch nicht. In Bahia stieg er an Land und ließ von hilfsbereiten Kräften die Tote holen. Er vernahm nicht un gern den Plan «inesÄroßhändlirs, de: bald wieder scheidenden „Nixe" eine größere Fracht :ach New Jork mitzu geben, und schloß für Grotjohann den Bertrag ab. Die Mannschaft Hatt« vollauf zu tun, die vielen Kisten und Ballen anzunehmen und sie im Lade raum zu verstauen, und sie las ihrem Führer die Genugtuung vom Gesicht ab, so unverhoffte lohnende Rückfracht zu erlangen. Er kümmerte sich selber um die Art der Bergung, ließ noch kurz vor dem Signal die Anker lich ten, einig« der Lasten anders lagern und eines der größten Stücke als Krönung aller Fracht obenauf legen. Erst dann erklang fein Kommando: „Abfahrt!" und unter den wie lange, graue Arme vom Himmel in die Flu i«n greifenden Wolkengebilden schwamm die „Nixe" von dann«n. War in der Natur ein Gären und stilles Sammeln starker Kräfte, di« nach Befreiung verlangten unv sich austoben wollten, s» wuchsen hinfort auch hinter den unstäten Blicken d«r Matrosen argwöhnische Gedanken. Der Sturm der Phantasie wirbelt«, nachdem Walter weltvergessen im Laderaum gestanden hatt«, jegliches Stäubchen ihres Aberglaubens auf, und als auf der Fahrt zum karibi fchen Meer, nach ttnigen Tagen ver dächtiger Ruhe, neue Gewalten g«g«n die „Nixe" andrangen, da wurde aus dem Mißtrauen die Auflehnung: „Unser Schiff kommt nicht mehr von der Gewalt des Sturmes los und dei Himmel droht mit. schlimmerem Uw heil. Du aber, der du unser Führe, bist, hast wenig Auge und Ohr süi den Grund unserer Nöte; und doch scheint gerade di« neue Ladung von Bahia deine Gedanken zu beeinflus sen. Was ists, das noch jetzt dein« Augen hinunterzieht zu jenen Lasten? Führen wir am ?nde doch einen Menschen mit uns, ! n dem nur 2u weißt und d«ssen Nähe du uns ver heimlichen willst? Welcher Art sind die in Bahia aufgenommenen Güter, mit denen wir ohne Unterlaß durch drohende Mächte segeln?" Walter versucht mit strengen, Wor! die Widerspenstigen zu beruhigen, doch die Ueberlieferung wa. im G«müt der Leute zu gewaltig an der Arbeit: st« sahen ihren Untergang voraus. Ol Walter nun zornig oder mild zu ihnen kam, das Feuer des leiden schaftlichen Aberglaubens wurde nui noch mehr angefacht. In offene« Empörung stand die Mannschaft vo« ihrem Führer und verlangte endlich, alle die letzten Lasten möchten, falls dei Sturm noch gefährlicher werde, entfernt werden. Man wolle, sagten di« Leute, den Wellen freiwillig opfern, nach dem sie verlangten. Walters Weigerung wandelte de-s Tchiffsvolks Argwc'n völlig zur Ge wißhe't um. Und nicht grundlos.! Denn Walter wußte, wer mit den Lasten in Bahia an Bord des Schiff unverdächtiger Brettirhüll« wohlgebor gen: sein Weib Anna Maria, das ihn begleiten sollte bis zum Ausgangs punkte der Fahrt. Nochmals suchte er mit leichtem Ton die Bedenken seiner Kameraden zu zerstreuen, vergebens! Sein letzter Zorn prallte nicht minder nb. Wie die Wogen des Meeres .outeten, s als suchten sie jede menschliche Habe zu zerschmettern, so wuchs der Zorn der von Angst und altem Recht auf gestachelten Leute: „Ueber Bord mit i der Ursache unseres Unterganges! Und wenn es sein muß und wir, ge gen den Willen unseres Führers, das Schiff retten können, auch Hand ange legt an " Derw«ilen sanken die Wellen des Verderbens nicht, sondern die Fluten waren wie mit Kräften der Verzweif lung gesättigt, schleuderten das Schiff in weitem Bogen durch die kochende See, hoben es wie auf Riesenhänben und ließen es plötzlich fallen oder drehten die „Nixe" im Kreise, wäh rend schwere Wogen über Bord schlu gen. Die sehnigsten Arme erlahmten in der endlosen Arbeit und die Gedanken fanden keinen anderen Ausweg mehr: ivir sind schuldig durch das Vergehen d«s einen unter uns; wir müssen süh nen, ehe wir dem Untergang rettungs los versallen sind! Mit seinen Genossen setzte Walter den Rest der Kraft daran, Herr deS Fahrzeuges zu werden. An sein Leben aber dachte er weniger als seine Kameraden! würde er doch auch bei ihr bleiben, wenn das Schiss ver sank, das die Gewalten der Natur ge packt hatten. Die schlugen es auf den Grund der Untiefen, zwängten di« wilden Wasser hinein und jagten die Beute aufs neue gefahrdrohenden Klippen entgegen, an denen der stolze Bau zu Atomen zerschellen konnte, wie jetzt schon barst und krachte. Angesichts solcher Not war das Schiffsvolk nicht mehr zu bändigen: reite sich, wer >nn! Ja, hätten sie nur mit dem Sturm zr tun gehabt! Aber di« Versündi gung gegen die Majestät des Meeres! In Todesangst stießen die Leute ihren Führer zur Seite und rissen in wahnsinniger Hast Kisten und Kästen und Ballen auS dem Laderaum und schrieen dem unglücklichen Mann ihre Verwünschungen ins Gesicht: „Deine UnWahrhaftigkeit ist es, die hat das Unglück über uns gebracht! Heimlich hast du dein Weib zu uns zurückbringen lassen. Dein Schwei gen verrät dich und deine Mienen sind beredt genug. Durch die du uns aber dem Tod ausgeliefert hast, sie soll uns nun zur Flucht aus seiner Gewalt helfen!' Und dabei wOfen sie die Güter sns Meer, sprangen ihnen nach und klam merten sich daran. Die Flut hofften sie, würde sie an die Küste -iner der nahen Inseln spülen; denn sie hatten die großen Antillen vor dem Ange sicht- Walter war einen Augenblick ent schlossen, seinem Liebsten nachzu springen zum gemeinsamen Unter gang; er hätte die flüchtenden Kame raden von den schwimmenden Lasten reißen mögen, so feig schienen ihm die Matrosen. Und die Erkenntnis ihrer Treulosigkeit flößte ihm selber wieder Kraft und Mut «in, auf der „Nixe" weiter auszuharren. „Du und das Schiff," so sagte «r sich. „jttzt gehören noch wir beide zusam men, und wenn wir das Grab im Wasser finden, so sind wir bei ihr und haben uns dies Recht verdient!" Die Wogen hatten inzwisch«n leich tes Spiel mit den ihnen zugeworfenen Gütern und fegten sie dem Strand Jamaikas entgegen, an dem schon scharfe Augen nach d«n Schiffbrüchi gen lugten, ehe noch Walter das letzte gewaltige Bersten des Schiffskörpers unter sich fühlte und zwischen der Trümmersaat am Riss ging und doch noch auszuschauen suchte nach dem einen Stück allen Verlustes, das ihm entrissen war, als wärs ein Stück von ihm. So blickte er umher und war ein Träumer im Strudel tosender Zerstö rung. Er überließ sich d«n Wellen und wurde mehrfach an den felsigen Halt zurückgefchleudert, ehe sich ihm ein Boot näherte. Ein Tau flog ihm zu; er sollt? das Ende packen. Doch willen- und kraft los wurde er umhergeschleudert, und die Retter kamen mit Gefährdung des eigenen Lebens näher zu ihm. „Greif zu! Deine Leute sind ge rettet, und auch, die das Unglück über euch gebracht hat, liegt am Strand!" „Bei euch?" „Das Holz ist zertrümmert und die metallene Hülse lag geborgen vor uns!" Da packte Walter das Ende des Strickes, und sie zogen ihn ins Boot. Am Strand, so wi«derholten sie. er warte ihn jemand, und ruderten mit ihm zurück und trafen alsbald mit seinen Unglücksgenossen Anstalten, der Crde zu geben, was der Erde war. Die Gruft auf dem kleinen Strand friedhof entstand vor 'hren Augen und lald erhob sich der Hügel nassen Sundes darauf. „Und jetzt?" schien Walter alles Da wuchs der Mann der Treue und der Tat aufs neu« vor den an »Wann segelt das nächste Schiff nach New Aorl?" fragte er. »Sobald die Gewalt des Sturmes gebrochen ist!" »Kameraden, ich habe mit der hier, Mc«res aussetzte!" ! »Also steht der Schuldige vor euch, und wer schuldig ist, soll büßen und ren! Ich habe lein Recht zur Schuld gestehen, damit er nicht meine, ! ihr seiet schuldbeladen. Nicht will ich vor ihm treulos in den Tod fluchten, Die Br«ut iu Trauer. Skizze von M, Roda Roda. Um zwölf siel der Sonnenstrahl auf die Feuermauer. Dann gli'! er sacht das Eisengitter des Ganges entlang, und um halb zwei erreichte er Fräulein Richters Fenster. Dort blieb er stundenlang sanft losend auf den Nellenbüschen. Was waren auch Fräulein Richters Nellen schön! Es ist eine bucklige Welt: einer läßt sein Werk unvollendet und geht; hoffen. Eine bucklig« Welt. Zuerst ein Schritt und kein Mensch dazu als eilte der Schritt seinem Herrn voraus. hörte sein Zimmer sogar zu Wohnung. Der Hausherr hatte tes Eine einfache Tür NM zurückstieß, hörte sie hörte das Wasser glucksend aus der Flasche lau fen und wenn er pfiff und auf und men? Ich sitz' doch täglich hier." mand Adieu zu sagen als Ihnen." Richter faß betäubt im Lehnstuhl. ! Hatte eil. keuchender Atemzug sie ge- strilst des Ungeheuers, das man Le- > ben nennt? Sie horchte. HanS Brady ging in seiner Stube ab un) zu. Er öffnete die Schränte, riß Pa pier entzwei. Rieb ein Zündholz an und blieb eine Stunde stumm. Dann ab schritt. Nun stand er. Es war eine tick tickende Stille. Erwartungsvoll. Würgend. Je>us, Maria, Josef! Da drinnen bei Hans Brady war ein Schuß ge fallen. Wer hatte die Menschen die Frauen die Männer aufge schreckt, daß sie alle Herbeiliesen? De» dumpfe Schuß? Mariechens grausiger Schrei? Alle drängten ins Zimmer da lag er mit durchschossener Brust. ! Die Frauen jaulten, die Dienstbo ' ten bargen das Gesicht in den Hän den und wimmerten vor Entlegen. Hans Brady schlug die Augen auf, groß und voll. Sah er? Sah er nicht? Sah er Mariechens Gesicht? Eben war's noch arm und leer gewesen, m dieser Minute hatte das Leven es nut seinem ganzen Inhalt gefüllt, Schmerz und Liebe. Hans lächelte reich und süß. wie einer, dem eine große Sehnsucht ge stillt wird. „Maria." sagte er, „Maria!" Und seufzte tief, die Ll oer sanken über die Augenspalten. Mariechen siel ins Knie und schluchzte. Ein Besonnener halte um die Retter telephoniert. Der Arzt beugte sich über den Verwundeten. .Steht er Ihnen nahe?" fragte er teilnehmend, i Mariechen nickte. »Er wird kaum den Morgen erle- — der Schuß geht durch die Lunge." ! Man legte ihn auf die Tragbahre und trug ihn fort. ! Vier, sechs, acht Weiber umringten Mariechen. So gewalttätig, so plötz lich war's gekommen, daß man sich zu wundern vergaß, daß man's frag los hinnahm: er hat ihr nahe ge standen. hübsche, lustige Herr Brady. Ma riechen gab ihre Ersparnisse hin, um ! Sie haltte ihm nah- gestand'n. ! Das ganze Haus begriff sie auk ein- mal. Und das welke, komische A!t jungserchen galt den Frauen jetzt sür l voll, für ebenbürtig. ! In der schwarzen Friedhofskapelle stand ein Sarg zwischen WachsUch- Deckel Kranz, krank bleiche Rosen, und ließ schöne Da mastbänder auf die anderen armen Blumen fallen. Gestern war der Mann noch fremd im Haus gewesen, fachte ihm jeder Blumen dar. Die Einsegnung war vorüber. Vier pomphafte Schmierfinken schleppten den Sarg hinaus. Sie schoben ihn in den Leichenwa gen und suhren ihn der fernen Reihe zu, auf der man eben begrub. Die leeren Wagen krochen hinterdrein, nur in, ersten faß der Pfarrer. Mariechen folgte dem Sarge. Ein xaar Frauen aus der Nachbarschaft machten sich wichtig und stützten sie. Es regnete ein wenig, die Wolken am Himmel schoben sich durcheinander, eine mißgönnte der anderen den Platz. Der Wind hob Mariechens Kreppschleier und schwenkte ihn wie eine Trauerfahne. Die Leute hatten graue Gesichter und rote Nasen spitzen. , Der Pfarrer beeilte sich, so sehr er konnte. Er fürchtete sich, nasse Füße zu kriegen. Die Trauergesellschas! fuhr zurück. Mariechen lehnte matt im Fond, ne ben ihr Frau Witwe Rohrnagel, die spielte sich als mütterliche Freundin Die anderen in den nachfolgenden Wagen guckten links und rechts vor nehm aus die Fußgänger und woll ten bemerkt werden, j Zu Haus küßten sie Mariechen und hätten sich am liebsten auch bedankt. Zerstreuten sich in ihre Stuben und redeten noch Wochen, Jahre, ein Le ben von Hans Brady und Mariechen Richter. j Mariechen schloß die Tür hinter sich. Machte Ordnung. Brachte den Nelken Wasser. Legte den^Schleier gebunden. Es hatte auf dem Schränkchen neben Bradys Bett ge legen. Und las in dieser ersten Feierstunde: von Hans Bradys Lie besleid um jene »Maria ach. Ma ria!", die er in seiner Todesstunde so schmerzlich gerusen halte. Um die er gestorben war. j Und Mariechen, das arme, ein same Mädchen, bückte sich und hob demütig eine Liebe aus, die eine hof nichts gegeben hätte. Im Tode schenkt- er ihr alles, dessen sie se lräumen ein Grab, das sie > schmücken durfte. Frisch gestrigen. (Drei Bilder ohne Worte.) Gedinkensvlitter. Wohltun trägt Zinsen, und doch brauchen diese Kapitalsanlage so det, sann sprachlos dastehen. Rü«is,cht^lsS. Mutter (die das Kind geküßt hat): Gott, ist das Kind im Gesicht — P>>l> YI, xich» Junger Ner- I-idiger «befangen): „Ich hoffe, n-ine Sie werden meinem K'i>nlen De/ Angeklagte wurde freizespri chen. Untrügliches Zeichen. WaS, die gnädige Frau ist nicht zu Hause? Da ist doch ihr Zopf! Fatale Begegnung. Student A.: Mensch, was ist dir auf einmal? Du schwitzt ja förmlich! Student B.: Ach, Freund, mein Schneider, dem ich noch einen Anzug schulde, folgt uns aus den Fersen! Student A. (sich umsehend): Auf den Fersen? Aber er kann doch der „Elektrischen" nicht nachrennen! Student B,: Mensch, schaue dich doch nur nicht so um, er steht ja auf dem Hinterperron! Stoßseufzer eine« Pl>nt,sfelhtkden. »Na, mir soll noch einmatje mand sagen, daß in meinem »use nicht alles nach meinem
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