ZmwarMnMst. Roman von E. von Winter,eld 8. Forlsetzung. .Ja, aber wo hatte sie denn die Milch? Das habe ich ja doch nit gesehn h - h t' sein!" Und wirtlich, es fand sich noch ein te wie ein kleines Kind gehandelt. .Ja, aber, liebe Frau Drescher, dann muß doch sofort d:r Doltor .Gern, Fräuleinchen, ängstigen Sie sich man nicht so! Ich wäre schon eher gegangen, aber ich konnte ihr doch nicht allein lassen. Jetzt, wo sie hier sind, will ich gern noch hinlaufen." Gilfe sank wie betäubt auf den Stuhl am Bett, als die Frau gegan gen war. Welch ein Umschwung in ihren Gefühlen! Verflogen all die Seligkeit! Nur die Angst lebte um ih re alte Rieke, um den einzigen Men schen, den sie hier hatte. Und sie vergaß alles, alles in dem einen Gedanken: Wird sie mir ster ben? Der Arzt kam und ordnete für morgen in frühster Morgenstunde die Ueberführung in das Krankenhaus ai. »Sie haben leine Zeit für die Pfle ge, Fräulein Brachmann, und auch der Ansteckung wegen muß ich darauf bestehen, daß sie so bald wie möglich Fräulein Bochmann." Als Gilfe nicht antwortete und nur geistesab wesend auf die Kranke starrte, sagte er: .Ja, ja. es ist «in großer Abstand, hier dieses Krankenbett gegen den Glanz des Abends. Sie ist Ihnen lieb .die Alte?" ie war die Hüterin meiner Kind .Dann begreife ich Ihre Sorge! Hcffentlich ist es nicht so schlimm, wie es i'etzt aussieht! Ich komme mor gen mit. Ich werde selbst die Ueber führung leiten." Dann gab er noch einige Anord- Und Gille saß die ganze Nacht alle'n am Krankenbett. Biel Mühe machte Riefe ihr nicht. Sie lag meistenteils still und teil nahmslos. Und so ivande/ten denn Gilfes Gedanken doch wieder. Und auch das Glück und die Seligkeit ViWk» in ihr Wied» aufdämmern. Nun war' sie sein! Nun wollten sie zusammen Hand in Hand die höch sten Höhen der Kunst erklimmen. Hand in Hand! Denn morgen wür de er kommen und sie für sich be geben zum seligsten Ehebunde. Moraen lam, und mit ihm Ein-nal wachte Rieke auf »nd frag te: ~Wo soll ich denn hin?" Die Schwester s»ate freundlich: Aber da fing Rieke 'an zu weinen. .Ins Krankenhaus? Gilsvhen. behal»' mich doch bei dir! Ich will hier ste'ten, Gilfechen, bei dir." Aber der Ant sagte rubig und fest: .Das geht nicht, liebe Frau! Ihr Fräulein kann die Pfleae nicht be sorgen. Sie werden sehen, wie gut Rieke streckte die Hand nach Gilfe aus. .Na, Miseren, dann leb wohl und ver"'k mich auch nicht." G!lke weinte bitterlich. Der Ar>t trat noch einmal zu ihr. .Fräulein Vrachmann, ich lasse ein Pi'lver bier, das nehmen schlafen lest bis zur Probe. Ich weiß, S" müssen morgen wieder singen. Sie sind sonst nicht frisch. wib' werden mir folaen?" Gilfe 'iihlte, daß er recht hatte. Sie mußt? ja aefund bleiben! Sie muß'e e°! Und sie schlief fest, bis die gute sie zur bestimmten Zeit w'lte. Aus der Probe fand Klaußner nicht Gelegenheit, ein einziges Mal mit Gilfe allein zu sein. Die Lin denau wa- stets zugegen. Nur einen lurien Händedruck beim ersten Be grüßen batten sie wechseln können. Zudem bietet die Rolle der Elisabeth leinen twiia-n Moment der Anna teruna. Und nach Schluß der Pro be hatte der Direktor allerhand Be spre-fii'-ivn mit Klaußner, die diesen zuruckhie'ten,'indessen Fräulein Lin denau ik>ren Arm freundschaftlich in nen. Und als cr vor Beginn der Gesellschaft In Gilses Wohnung vor sprach, fand er alles verschlossen. Sie war zum Kranttnhause. hinausge fahren, um sich nach Riet« umzu sehen. Es stand srhr schlecht um die Alte. Man ließ Gilfe gar nicht mehr zu ihr. Sie lag 'in den, Jfoli«r laum für ansteckende Krankheiten, und Gilfe fühlte aus den Worten der Oberschwester heraus, daß höchste Gefahr im Verzuge war. sollte Gilfe singen? Mit dieser Un ruhe sollte sie auf die Bühne treten? Sie'sollte jubeln und singen, und in demselben Augenblick starb vieleicht di« treueste Freundin, die sie auf Er den hatte?! Und doch half da kein Bedenlen, lein Fragen. Wäre es die Mutter gewesen, hätte sie zurücktreten können, und selbst dann hätte sie dem Direk tor großen Schaden zugefügt Aber wegen der Krankheit einer Dienerin würde man sie nicht beurlauben. Und dann flammte auch wieder, dit Liebe in ihr auf und sagte: .Ich will ja auch gar nicht zurücktreten. Ich will mit ihm singen, mit ihm selig sein!" Und der Abend kam. Als Gilfe in ihre Garderobe irat, blieb sie erstaunt stehen. In eine Rosinlaube war der kleine Raum verwandelt. Rosen, Rosen, wo im mer sie nur Platz hatten. Das kam von ihm. Sie beugte Ihr Gesicht in' die duftenden Blüten und atmete tief und voll den süßen, schweren Hauch ein. Die Garderobiere stand wartend dabei und lächelte vielsagend. Alle die Blumen von Klaußner?! Da war doch die Brachmann genau lo wie alle anderen! Und zuerst wollte sie solche Heilige sein! Na, das an dere war besser für sie, da fiel eher mal ein Trinkgeld ab. „Und Ihre alte Rieke ist tot, Fräu lein Brachmann?" fragte sie. „Ricke tot? Nein, wer sagt das?" .Ich hörte es vorhin." Als sie sah, wie Gilfe erbliichte, se«ilte sie sich, zu. versichern: „Es wird wohl nicht wahr fein. Die Leu te machen's Immer schlimmer, als cs ist." Als Gilfe auf die Bühne trat, stand Fräulein Lindenau an dem Guckloch im Vorhang. Sie winkte Gilfe zu sich heran. - .Brachmann, kommen Sie mal" das „Du" war zwischen Ihnen doch nicht eingefübrt worden— „wol len Sie mal Klaußners Frau sehen? Da sitzt sie mit seiner kleinen Toch ter. Sie ist heute angekommen, um ihn hier singen zu hören." Daß dit auf ihren schönen Gatten stets tiftrfüchllgt Frau gekommen war, weil ein anonymer Brief sie berrief, das verschwieg Fräulein Lindenau wohlweislich. Denn in dem Brief halte gestanden, daß ihr Mann gefunden hätte. Es sei ratsam, sich nach ihm umzusehen. „Klaußners Frau Frau? Klaußner hat eine Frau?" „Freilich, mein Schäfchen! Glaub ten Sie, den könnten Sie sich hübsch einh?imsen und in di« Schürze neh men? Nein, nein, der ist lange ver heiratet. Und sein Töchterchen ist zwölf Jahre alt. Na, kommen Sie doch, wollen Sie sie nicht sehen?" Um Gilfe drehte sich alles. Aber mit festem Griff zog Fräu lein Lindenau sie zu dem Guckloch und zwag sie hindurchzufehen. .Da, vor» In der zweiten Reihe, die Große. Schwarze, mit der ele ganten Seidenrobe, und daneben das siiße, blonde Mädelche! Ganz sein Ebenbild was? Ja, ja, der Klaußner ist ein schöner Mann! Das habe ich auch mal gefunden. Solch ein Sänger sollte eigentlich gar nicht verheiratet sein, das taucht nicht!" Gilse hatte nicht durchsehen wollen; durch das kleine Loch im Vorhang. Ja, das war sein Kind! Das waren siine Augen! Gilfe bebte om ganzen Körper. „Na, nun gucken Sie sich aber nicht da fsst, Teuerste! Andere Leute wollen auch 'ran! Habe ich nun recht ge babt?" Taumelnd trat Gilfe zurück. Sie ließ sich in die Kulisse ziehen. Der KoUqnn wurde selbst ganz ba»ge vor.Gilfes verstörtem Aussehen. Mein Gott, die würde doch nicht terben?! sich doch zusammen! Haben Sie denn im Ernst geglaubt, der Klauß, ner wollte Sie" Seele der oberflächlichen, leichtfer tigen Sängerin auf, Mitleid mit diesem versteinerten Antlitz, aus das Stolz auf. Mitleid? Mitleid von dieser Frau, von der sie so^gehaßt worden war, solange sie hier war? Nein! Sie richtete sich auf und strich ! sich über die Stirn, als wollt« sie 'twa? forlwifchen, das da geschrie ben stand. um meine Dienerin, die im Ster ben liegt. Ich denle nur an sie! Und wenn sie heute finden, daß ich zerstreut bin, so ist cs nur die Angst weiter zurück in die Kulissen. Der Regisseur rief nach Fräu lein Lindenau. Die Oper begann. Die Venus-Linlcnau sah berückend schön aus und lächelt« stolz, als Tannhäufer-Klaußner neben ihrem Ruhebett lag und zu ihr aufblickte. Aber es war kein LiebeswSkt, das er ihr während des Bacchanale zu flüsterte: .Intrigantin! Wenn ich Sie nicht kennte! Ich weiß, wer meine Frau hierher gerufen hat. Und ich quittiere danlend für diesen Freundschaftsdienst! Im übrigen werde ich selbst für meine Angelegen heiten sorgen und bedarf Ihrer Hil fe nicht! Ich möchte sehr bitten, das künftig beachten zu wollen!" Sie zuckte zusammen. Und dann mußte sie singen. Und das Publikum sah nur das süße Lä cheln, mit dem sie ihn anblickte, und nicht den Strahl wilden Hasses, der von ihr zu dein Mann zu ihren Füßen hinüberflammte. .Und Gllfe? Gilfe stand in ihrer Garderobe, und ihre Finger wühlten in den Ro sen, die sie schmückten. Ihre Finger zerrissen und zerpflückten die hold'n Blumenkinder, die Zeichen einer wil den Leidenschaft, die Blüten, die sie durch ihre Gegenwart befleckten. Ihr Seele. Es stürmte zu viel auf sie ein: Riekes Tod, denn die Garderobiere hatte sicher die Wahrheit g«fprochen, und nun noch diese Beschimpfung! Und dazu sollte sie zum ersten Male die Elisabeths singen, die Elisabeth, Kranlh«it! Aber sie dachte auch an Professor Hansens Worte: .Eine Bühnensängerin darf leine Nerven haben." Sie mußte durch sie wollt« es! Und das, was sie am meisten ge fürchtet hatte, di« Begeüßungsaric, ?ing besser als si« gedacht hatte Sie war ja allein auf der-Bühne, sie sah ihn nicht, und da ging es. Doch nun traten Wolfram von Efchenbnch und Tannhäuser auf. Wolfram sang: .Da ist sie, nahe dich 'ihr ungestört." Und dann stand Klaußner vor ihr. Das war schlimmer als die Tau send AugeN, die sie aus dem großen Haufe anstarrten. Das waren seine Augen, seine . heiße, werbende Stimme, der sie umwarb, sie allein! Und nicht nur im Spiel, nein, in der Wirklichkeit! Und sie sang! Sang fast ohne Be wußtsein ihrer Lage, hingegeben an den Auaenblick. Aber als der Vor hang fiel, als sie Hand in Hand hi naustraten. Hand in Hand, wie sie es für das Leben geträumt hatte, da ging ein Beben durch ihren Kör per. Und der Vorhang war kaum herunter, als sie ohne einen Laut in tiefer Ohnmacht ,u Boden sank. Das aab ein Rennen und Laufen! Der Direktor war außer sich. Was nun? Man trug sie in ihre Garderobe. Klausner faßte selbst mit an. Als er sich aber in dem kleinen Raum um blickte, den seine Liebe für sie ge schmückt hatte, da wußte er, weshalb sie In Ohnmacht gesunken war. wußte, daß die Lindenau auch hier ihr Werl getan hatte. Der Th«aterarzt war gl«!ch zur Stelle. „Ob sie noch wird singen tonnen? Ich glaube taum. D«r Puls setzt manchmal ganz aus. Der Anfall ist zu Sie lann unmöglich „Aber, mein Himmel, was mache ich denn da? Das Publikum Wied toben. Bei den Preisen. Das darf doch nicht passieren." „Es darf nicht? Ja, mein bester Herr Direktor, wenn der Körper ver sagt, nützt kein Befehlen." Kläußner hatte ein Wort gesagt, halblaut, aber der Dlreltor verstand es doch. Er raufte sich die Haare. „Was. Sie wollen auch nicht mehr s'ngen. Das geht nicht! Da wäre ich .Wird sie das?" fragte der Arzt Aber sie tat es. Aeußerlich natür lich zögernd, sich erst lange bitten lassend, innerlich mit einem jubeln den Zriumphgefühl. Und während der Wagen mit der nun erwachten, aber todmatlen Gilfe und dem Arzt, der si« begleitete, ih rer Wohnung zurollte, sang die Lin denau ihre alte, seit langen Jahren bewährte Elisabeth, und das Pub- Klaußner dreimal vergeblich, Ein laß bei Gilfe zu finden. Dann muß te er abreise». Aber er schrieb ihr. er Gilfe hatte sich vom Direktor Ur laub erbeten. Und als Klaußner in Dresden wieder seinen- berühmten Tristan sang, fuhr Gilfe mit Riekes Leiche d:m stillen Heimatstädtchen Seefcld zu. « « » Das wir ein trauriges Heim kommen gewesen. Gilfes lurze Depesche hatte die Schwestern ganz unvorbereitet ge trosseu, und auch sie beweinten den Verlust der alten Rieke, ihrer Splel nossin. Aber Klaras praktischer Sinn sagte sich doch: „Weshalb ließ Gilfe den sie selbst durch ihre Tätigkeit ge fesselt ipar, und wo sie doch auch alles hätte für Riekes Grab tun kön nen?!" Klara wußte ja nicht, daß auch Gilfe diesmal als eine .Gestran dete" kam, daß ihre Seele beim Flug zur Höhe Schiffbruch gelitten hatte. Wieviel hatte Gilfe innerlich erdul det in dieser turzen Zeit! Anderthalb Jahre waren vergangen seit Baters Tode. Nun kam sie heim, müde und gebrochen! Ob sie wieder hinaus wollte? Heu te wußte sie es noch nicht! Aber sie würde es ja müssen. Wenigstens bis die Zeit ihres Engagements abgelau fen war. Riekes Begräbnis war vorüber. Nun ruhte sie in heimatlicher Er de, die treue Alte, die sie gar nicht inehr hätte verpflanzen sollen In ein Leben voll Aufregung und Sorgen. Auch der Gedanke peinigte sie. Wür de Rieke auch hier gestorben fein Einerlei? Und sie sagte sich: .Nein, hier würde sie noch leben! Ich bin schuld an ihrem Tod!" Aber leise keimte doch die Fra ge: .War's denn nicht Gottes Fü gung?" Doch dann kam die Ant wort: .Was trieb dich denn hinaus? Deine Eitelkeit, der Stolz auf deine schöne Stimme, deine Sucht nach Ruhm »nd Bewunderung, dein un ruhiges Wünschen und Streben! Und du zogst Rieke dir nach, so bist du doch schuld, du allein." Klara sah mit Schrecken die Ver änderung, die mit der Schwester vor sich gegangen war. Was war ihr nur? Sie hatte doch so glänzende Erfolge gehabt. Was konnte es al so sein, das sie so niederdrückte? Nur Riekes Tod? Sie suchte ihr freund lich und gutmütig auseinanderzusetzen, daß Riete auch hier hätte sterben können, daß all unser Geschick in Gottes Händen läge. Gilfe hörie zu, blickte ins weit«' und antwortete nicht. Gertrud bettelte: .Gilfe, singe uns doch auch mal was vor! Wenn du fremden Menschen so viel vorsingen mußt, so kannst du's auch mal für uns tun." Erst hatte Gilfe das Gefühl ge habt. zu sagen: .Nein, ich kann jetzt nicht singen." Aber dann wollte sie es der Schwester zu Gefallen tun und als sie erst am Flügel saß, da kam auch die alte Freude an der Musik über sie, und sie sang gern. Klara war draußen gewesen. Sie hatte, im Dorf« bei einer Kranken zu tun. Dort traf sie Doltor Jenssen und lud ihn zum Abendessen ein. So war nur Gertrud bei Gilfe geblieben. Und da sie sich so still ver fielt, vergaß Gilfe sie ganz, und sie sang eine Arie nach der anderen, selbstrergessen, völlig hingegeben an 'bre geliebte Musik. Aber nun hatten sich noch andere Zuhörer einqesunden: Klara, die in ihrem Sessel lauschte, und Doktor Jenssen, der an der Tür lehnte. Wie die machtvoll« Stimme ihn er beben machte! W!« ihre große Kunst chn ergriff! Jetzt fühlte er, daß sie recht gehabt hatte, als es sie hinaustrieb, als sie sich danach sehnte, ganz ihrer Kunst zu leben. Aber er fühlte auch, daß etwas in ihrer Stimm« klang, das .Seele" hieß. Und ein so seelen voller Gesang ist nur leidgbboren! Sie hatte das Leid kennen gelernt, und es hatte ihren Gesang geadelt. Leise öffnete er die Tür und trat binaus, leise drückte er sie ins Schloß. Gilfe hat nlenals erfahren, wer heu te'lhrem Gesang gelauscht hatte. Am nächsten Tag« reiste sie zurück in ihr Engagement. Sie hatte nun doch ein- Dame gesund?», die als Gesellschafterin, als .Theatermutter" nit ihr leben sollt«. Ihre große Begeisterung für die Bühne hatte ja ein«n Dämpfer erfahren. Aber erloschen war sie noch nicht. Und am wenigstens litt «S Ihr Stolz, daß sie»so bald verzagte. Professor Hansen hatte Gilfe ein .Gasttptel am Hoftheater zu Hannover vermittelt. Sie sollte auf Engage ment singen. Aengftlich erkundigte sie sich, w«r ihr Partner fein würde. Es sollte Herr von Mildersdorf sein. Da Sie sollt« als .Isolde austreten sintern", eine Rolle, die sie erst feii kurzem einstudiert hatte. Als Jsr'd, und sehr vornehm, aber Klaußners Feuer fehlte ihm. Damit fehlte auch ihr das Fortreißende, das sie hinweg hob über Befangenheit und Lampen fieber. Und ihre Darstellung litt ein wenig unter dieser Befangenheit. Sie gefiel ganz gut, aber man sah hier die Größe noch fehlte, die Ausgegli chenheit in Spiel und Gesang. DaS fühlte sie selbst,-und so bang- Jn der Probe halte Herr von Mit tete, heiser zu sein und sich schonen zu müssen. Am Aufführungsahend, als sie be tend an der Erde kniete und Lohen giin soeben dem von den Schwänen gezogenen Nachen entstiegen war, wartete sie seiner ersten Worte: .Nun sei bedankt, mein lieber Schwan!" Was war das? Gilfe zuckte zusam zufammen. Feuer und Wohllaut. Aber nein, sie träumte ja, sie muß te erwachen! Fest preßte sie die Hau che zusammen. sie klang ihr wie eine Pvsanne in den Ohren. Und dann trat er zu ihr, reichte ihr die Hand, um sie auszu heben. Klaußner stand vor Ihr! Verwirrt blickte sie ihn an. Sie verfehlte sogar den Einsatz. Zweimal mußte der Dirigent ihr dos Zeichen geben. Klaußner, so sehr ei; auf diefen Auaenblick gehofft' hatte, wurde doch selbst ängstlich. Er raun te ihr zu: .Haltung, um' Gottes wil len, nichts merlen lassen!" Und sie sang! Sie wußte selbst, sie durfte heute nicht versagen sonst war ihre Bühnenlaufbahn zu Ende. In der Pause ließ sie sich gleich von der Garderobiere in Empfang neh men. Sie mußte sich ja umkleiden. als sie mit ihm vor dem gro ßen Duett der HochzeitSnacht auf . der Szene stand, flüsterte er ihr zu: ! .Gilfe, Geliebte, zürne mir nicht, !'.">! sollte ich denn anders zu dir gelangen, wenn nicht auf diese Wei se" Sie antwortete nicht, aber sie fühl te fei:, heißes Werben, als sie mit ihm zusammen dies herrlichste aller Lie besduette sang. Schreckhaft fuhr sie empor. Sie führt: ihre Partie zu Ende. Aber es stand fest bei ihr, daß sie nicht noch zu einem dritten Gastspiel hier bleiben würde. Heimlich wollte sie abreisen. Noch heute nacht. Und wenn dies ganze Engagement sich da rüber zerschlagen sollte. Sie machte es möglich, mit dem Umkleiden so schnell serlig zu werden, daß sie das Theater vor ihm ver ließ. Im Hotel wurde ihr gesagt, daß Herr Klaußner eine Karte nebst Das machte sie noch entschlossener. Eilends bestellte sie ihre Sachen und bestellte ein Droschke zum Nachtzuge. Brief mit der Bitte um Entfchul- Anar« hatte, sie würde die ganze Aufführung gründlich verderben Sie war allerdings entzückt Im letzten Aber .ch danke, mir ist «S doch zu un Klaußner fühlte fast Gewissens bisse, daß seine Gegenwart «S gewe wog. Gilfe empfing den absagenden Brief des Intendanten mit schmerz licher Enttäuschung. Aber sie batte Immer mehr fühlte si«, daß sie dem Leben und Treiben der Bühnenwelt n^cht^ gewachsen und daß sie de. Auch die neue Gesellschaftsdame dem Gelde auszukommen. Die Kostüme sollte« tadeilos sein, und da an dem »eineten Theater natur gemäß viel Neues einstudiert wer den mußte, so gebrauchte sie ständig I neue Toiletten und Kostüme. Und dabei galt es noch,' ihr Repertoire dacht hatte, als es in Wirtlichteit Auf der Klarahütte hatte der bracht. Frau Eva hatte es durchgesetzt, daß Wilhelm sich zum Baien ent schloß. Allerdings wollte er nicht an einen Neubau heran. Aber es soll war wirklich einmal ans ihrer Fail heit und Lässigkeit herausgetreten. Sie zeichne!« selbst die Pläne, hatte Besprechungen mit Baumelstern und Handwerkern, mit Maler und Tape zierer. Alles sollte neu und schön werden. Besonders der Bau eines TurmeS mit Wendeltreppen und einer hohen Spitze lag ihr sehr am Herzen. Sie wollte lein einfaches Landhaus, sie wollte ein Schlößchen. Unten sollte eine Halle angebaut wer den, in der Geweihe und Gebörne hängen sollten, Flinten und Pistolen. Alles war mehr aus den äußeren Eindruck als die innere Behqqlichkeit berechnet. „Künstlerisch", das war ihr Stichwort, künstlerisch sollte alles großartig und fein angelegt werden, besonders die Blumenstube oder der Wintergarten. Hier sollte eine auS Baumrinde gkfertigte Wandbekleidunq die Blumentöpfe aufnehmen oder Schlingpflanzen tragen, und die Sta tue einer Flora sollte aus der grünen Umrahmung bücken. Kleine Spring brunnen sollten sprudeln, und far bige Beleuchtung dem Ganzen einen traumhaften Schimmer verleihen. Die Idee mit der Wendeltreppe wollte Wilhelm am wenigsten gefdven So etwas fei sehr hübsch, wenn «S wirklich ein Ueberrest aus alter Zeit sei, meinte er. Heutzutage aber wis ie man doch mehr den Wert schöner, luftiger Treppenhäuser zu schätzen. Besonders für Kindersüße sei eine winklige Stiege durchaus nicht geeig net. » Aber Eva blieb bei ihrer For derung. Also gut, die Wendeltreppe wurde gebaut und ebenso die Halle und der Wintergarten und ein schö ner, großer Eß- und Tanzsaal Und als der Winter wieder ins Land lam, da stand das neue HauS unter Dach und Fach, fix und fertig, um die er sten Gäste zu empfangen. Denn nun sollten Gäste tommen. Und nicht nur aus dem kleinen, langweiligen Seeseld. Nein, Frau Eva lud sich die Offiziere der näch sten Garnison ein. Sie allein konn ten der «leganten Frau gefallen, si« sollten ihrem Ball erst den rechten Das Fest war auf die exsten Ta ge des Novembers angesetzt. Schon Frau Eras Vorbereitungen zu Ihrer Gesellschaft machten Im Städtchen viel von sich reden, denn es sollte ja alles auf das -leganteste und feinste bergerichtet werden. Und Wilhelm sagte zu allem ja. Erstens wollte er endlich seine Frau einmal befriedigt und glücklich sehen. Und dann hat te er auch andere Sorgen. Es gär niaer Zelt. Wilhelm hatte sich bei hart gewesen war, verhaßt gemacht. Er wurde immer mit dem alten Herrn veralichen. „Ja," hieß es, „der war gilt! Der sorgte für uns und war freund lich mit uns. Der sah uns nicht über d'e Achsel an wie der junae! Und .Herr Brachmann ginae ja schließlich au h nocr: aber was sie Ist, die Gnä- die keimt einen iiberbaupt nicht. Sie dankt kaum für einen Grilß. die si? ist!" Wilhelm batte Lobnerböhunaen be- müssen. Durch elliae Ab schlüsse war er gezwungen gewesen feruni dadur-k hinfällig wurde Es war au'b, als ob sein Kredit schwankend würde. Man batte im Zwischenhandel nicht mehr das Zu trauen zu ibm. das man zu d-m akken die Auaen streuen. Und da Eva nicht die geringste Ahnung von Ir gendwelcher Verschlechteruna ih'er La ar hatte, so wurde es Ihr selbstver ständlich auch nicht schwer, die glän alle ihre sich verwirklichten. So brach der Tag des F««es an. Der Wagen fuhr mehrmals zur Bahn und holte die Gäste, die von der Garnison kamen. Außerdem ka men Besucher aus Setfeld and von den umliegenden Gütern, jel'stver verständlich auch dit Schwestern. Klarahütte erstrahlte im hellsten Licht, breite TeppichlZufer waren bis zur Vorführt gelegt. Eva iwd Wilhelm empfingen 'die Miste. folgt.) Für die Spargel gar ist. Min rührt 2 Tee löffel Mehl in 3 Eßlöffel geschmol zene Butter. gibt 1 Tasse Spargel brühe hinzu, l«cht auf, schlägt 3 Ei gelb mit Tnsfe süßeni Rahin eben, gibt dies zur Buttersauce uni» prltessel unter stetem Schlugen bis zum Siedepunkt. Kochen darf die Sauce nicht, da sie sonst ger'nnt. Man würzt mit Salz nach und gtbr den heißen Spargel in die Sauce. Das Gericht wird sogleich zu Tisch gegeben. Dies ist ein hochfeines Ge miisegericht, Hammelrippen n> i t Zwie belsauce. Einige Zwiebeln backt man. sehr s«in «nd schwitzt sie !n But ter Ailb. Eine gut eingelochte Becha «elsauce zieht mim mit ein gen Eigelb «b, wischt die Zwiebeln darunter und rühri die Sauce bis zum Kochen, woraus man sie »om F.uer n mint und mit ein paar Tropfen Würze ver feinert. Die Hammelrippen brät man recht in Soft, iibetzieh! sie mit der Sauce, streut frische, in Butter ge röstete Semmelkrumen darüber, schiebt das Gericht einige Augenbli.'« in dea Osen, ordnet dann d e Rippchen im Kranze an und trägt rasch aus. Apftlsuppe. Man lann diese Suppe nach Belieben von frischen ov!r getrockneten Aepseln (Rinzä feln) be« reiten. Wenn man Ringäpfel nimmt, muß man sie Abends rorker g'lt waschen, das Wasser durch ein Si:b abgießen, über Nacht mit Wasser eia weichen und sie dann mit diesem Waffer auffiel!«!,. Frische Aepfel werden geschält »der auch nur g''t ge waschen und abgetrocknet, von Blume, Stiel, Klecken und Kernhaus befreit, in Scheiten geschnitten und mit Was ser. etwas Zimmt, Zitronen- oder Apfelsinenschale weich gekocht. Dann rührt man die Masse durch ein Sieb, kocht die Suppe mit roch etwas Was ser oder Wein und dem nötigen Zuser auf, macht sie mit etwas Kartoffel mehl seimig und giebt zuletzt etwaS heiße süße Sahne dazu, die man aber nach Belieben auch fortlassen kann. Man gibt geröstete, zerbrochene Zwie bäckchen, geröstete Semme'schnittea oder kleine Suppenmatronen hinein. Gebäcke nerFifchmitMac» caroni. Zu diesem Fisch kann jeder beliebige Fischrest von gebratenen oder gekochten Fischen verwendet wer den. Man kann aber auch einen ein fachen Fisch oder ein Stück Fisch extra dazu ablochen. Der Fisch wird sehr sorgfältig von Haut und Gräten be freit und in kleine Stücke zerlegt. Zwei Unzen mittelstarke Maccaroni werden in Stücke zerbrochen, in Salz waffer weich, aber nicht zu weich ge kocht (sie müssen rund und rö'iriz bleiben) und abgetropft. Nun streicht man eine Blechform oder feuerfeste Thonform mit Butter aus, legt unten Pari»:fantäse. Aus ,I'ras in gar und gelb gedünstetem Mchl, Sahne, Fischbrühe oder Waler wird eine ebkne Sauce.bereitet, di: man ten fülli, damit sie gut e ini-ht. Obenauf füllt man noch 3—t Löffel dicke saure Sahne, die man mit gerie auf die Oberfläche gestreuten !iä e mit etwas zerlassener Buller zu überfül len. Das Gericht wird in mäßig hei ßem Ofen 30—40 Minuten zu fchö- Gute Linsensuppe. Man wäscht Vi> Pfund Erbsen, gibt die 2>/z Quart Wasser, einen Eßlöffel Salz und reichlich Suppenlraut dazu »nd kocht die Suppe zwei bis drei Stunden. Etwa drei Eßlöff.'l von den Linsen behält man zurück, die übrigen nebst dem Suppenkraut Linsensuppe verkocht, die Suppe mit Solz und 15 Tropfen Speisewürze abgeschmeckt und die zu rückbehaltenen Linsen und etwas an gebratener Ba-chspeck zulegt in di» Suppe gegeben. Einkochen von Pilzen. Nachdem die Pilze sauber geputzt in lochendem Salzwasser etwas abgekocht worden, gießt man sie auf einen Durchschlag, schichtet sie in eine Einmachkanne — am besten lustdich ter Selbsweifchlutz und gießt kal ten, guten Essig darüber. Nach k ober k «ird d:r Essig abge gVfftti, gelocht, abgekühlt und filtriert, worauf er wieder über die Pilze Ae» gössen wird, doch so. daß er- einen halben Zoll über denselben steht. Die so, I-Han»elt»n.Pitz« geben, an Sau cen getan, diesen einen sehr pitanten Geschmack und können auch wie frische-»- Pilze, In Butter gedämpft, zu gebra tenem Fleisch gegeben werden.
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