Ein puritanischer Heide. Vo» Julien Gordo» <l6. Foiiicyung.) .Raten Sie einmal, >r«r hierhei gekommen ist? sagte Frau Heathcote, .Die Nailers! Tod ist ganz derselbe wie in Amerika, über alles enthüllt und befriedig«, das liebenswüxdiost- Gefchöhf, das mir je vorgekommen ist, und sie ist jugendlicher und lin discher als je, Gott sei Danl hat sie sich an die amerikanische Kolonie ge hangt und den Ehrgeiz, in die fran zösische Geftllschast zu kommen. ganz ausgegeben. Es wäre auch rein un möglich ich hätte nnch nicht damit besassen können, sie hineinzu lotsen." „Wer kommt denn sonst?" „Bon Herren eine erklekliche An zahl die Welt durchstreifender Ame rikaner und etliche englische .Atta ches, sogenannte reizende Menschen von der Sorte, die nie den Puls einer Frau rascher schlagen machen wird, schattenhafte Gestalten, die wie Dan tes Gespenster dazu verdammt sind, ewig den Vorhof des Paradieses zu umkreisen. Sie werden Ihnen samt und sonders zu Füßen liegen, und Ihr Herz wird dabei so gefährdet sein, als das der Männer in Frau Nailers Händen sie hat schon ei nen oder den andern von Tads Spießgesellen in den Krallen, aber sie fangen an störrisch zu werden, und wenn Sie sich zeigen, so . . ." „Ich werde die Leichtigkeit im Lie besspiel nie lernen. Ich nehme alles ernsthaft." „Diese Jü-,glinge nicht? das ist beim besten Willen unmöglich." „Ach, mir schwant, ich werde doch wieder ins Extreme geraten, sie ent weder hassen, oder bemitleiden oder irgend etwas sonst." „Nein, das werden Sie nicht. Herr Ackley und ich, wir sind Ihnen gut bekommen, und Sie haben sich sehr gebessert. Ackley nannte Sie immer „Wahrhaftig?" sagte Paula la chend. „Wie naseweis von ihm! Was wissen Sie übrigens von Herrn Ack i»y?" „Sehr vieles, was Sie interessie ren würde, was ich Ihnen aber nicht verraten werde." „Was kann es nur sein?" „Sie werden es erfahren, wenn die Zeit da ist." Paula zerbrach sich ein wenig den Kopf, was die Freundin meinen kön ne. Frau Heathcote hatte kürzlich einen Brief von Ackley erhalten, wo rin er ihr schrieb, daß er Norwood aufgesucht habe, und daß ein freund schaftlicher Verkehr angebahnt sei. „Darf ich Sie morgen zu einem Besuch bei der Herzogin abholen?" fragte Frau Heathcote. „Heute abend werden wir schwerlich Zeit haben, uns zu verabreden." .Ist es denn der Mühe wert?" „Gewiß," erwidert« die Prinzessin mit großer Bestimmtheit, „und, Pau la, Sie müssen sowohl heute abend alt morgen sehr hübsch aussehen ich will Staat mit Ihnen machen rin beruht Ihr Chic. Tragen Sie bringen." „Worth hat sich herabgelassen, mir zwei rasch gefertigte Kleider zu schik ken; sie sind so originell, als Sie nur wünschen können, und, wie meine Tante und Sophie behaupten, außer ordentlich kleidsam." „Ich wollte, ich hätte Jeit, zu Jh- ist e§ rein unmöglich. Jetzt muß ich die Ausstellung der Pflanzen beaufsichtigen ach, da kommen sie deln. Vorhall: >md mehrere Vor zimmer. Der Besuch war angemel det, denn Frau Heathcole hatt: vor her angefragt, ob sie der Herzogin eine sehr liebe amerikanische Freundin zufuhren dürfe, und fand deshalb lange vor der feierlichen Besuchszeit statt. Sie trafen die Herzogin in Gesellschaft von zwei befreundeten Damen, einer jung verheirateten Frau »nd deren Mutter, die offenbar hier gefrühstückt hatten. Beide waren im Straßenanzug, aber wie die Haus frau ohne Hut und Handschuhe. Die älteren Damen rauchten Zigaretten, die jüngere stickte einen Namenszug in ein Batisttaschentuch. ! Ztas Gemach, worin Frau ! rote und Paula geführt worden wa-' iigsten künstlerischen MRel, kostbare Nippessnchen. Windschirme, Lampen, Bilder, Pflanzen, Biuwen und kleinen Tischchen nicht erdrük k«nd wirkt«! das hell flackernde Holz feuer Im Kamin und di« kleine lÄr»st auch das glitzernde Krystall unzähli ger Wand- und Strhleuchter; der Gesamteindruck war der des üppigen Behagens. Die Herzogin stand auf, um ihren Besuch zu begrüßen, und machte die amerikanischen Dahnen mit ihren Freundinnen, der Gräfin St. Pierre und der Marquise von Fou göres bekannt. Im Aeußern hatte die Herzogin zar nichts Bemerkenswertes. Sie war klein und neigte zur Rundlichküt; ihre Taille war zwar auf einen sehr bescheidenen Umfang zusammenge preßt, wodurch aber die Fülle unier und über dem fest angezogenen Gür tel nur um so mehr betont wurde. Sie hatte eine sehr rote Haut, die wie bei den Frauen aus dem Dekkan et was an geblümten Damast erinnerte und kleine weiße, fleischige Hände Ihrem Aussehen nach mochte sie etwa vierzig Jahre alt sein. Sie trug ein kurzes, dunkles Straßenkleid, und ihre Frisur sah ziemlich zerzaust aus, wie wenn st« eben einen Hut hastig vom Kopf gerissen hätte. „Ich bin vor dem Frühstück aus gewesen." sagte sie, eine gelockerte Haarflechte feststeckend, entschuldigte die Einfachheit ihres Anzuges aber in keiner Weist. Sie empfing Paula wie eine ihr längst Bekannte, und schenkte ihr nach der ersten B?grü mit der ältlichen Marquise wieder auf. Die Unterhaltung schien sich um eine gewisse Frau Hoguon zu drehen, die nicht in der Gesellschaft war, aber sehnlich zugelassen zu werden verlangte und von den Herren in ihren Bestrebungen unterstützt wurde. Die Damen äußerten sich sehr kräf tig gegen diese Frau Hoguon und fanden, daß ihr ehrgeiziger Auf schwung unwiderruflich gedämpst wer den sollte, wofür sie triftige, aus guter Quelle hergeleitete Gründe vorbrach ten. Frau Heathcote schien in diesen Klatsch eingeweiht zu sein; sie wurde auch ins Gespräch gezogen und nach ihrer Ansicht über Frau Hogusns gesellschaftliche und sittlich« Mängel gefragt, Paula aber f»ß ziemlich ver iassen da und fing an, sich ein wenig verletzt zu fühlen und es zu bereuen. Frau Heathcotes lässige, gleichgültige Haltung nicht genug bewundern; eine solche ist immer das Sicherste, und man beherrscht damit die andern. Sie hatte nichts von jener Besliss-n -heit, die zu gefallen wünscht, im Ge genteil, sie gab stillschweigend zu ver stehen, daß sie voraussetze, man werde sich bemühen, ihr zu gefallen; °bre Stellung war immer di« einer Herr scherin gewesen, und es fiel ihr nickt ein, abdanken zu wollen. „Wie ich sie beneide!" dachte Pau la. „Ab«r diese Leichtigkeit kann man sich nicht geben. Der Prinzessin liegt daran, daß ich einen vorteilhaften Eindruck mache, und zu dem Zweck scheint mir schweigende Beobachtung das sicherst« Mittel zu sein." Wenn man in Verlegenheit ist, tut man immer wohl, diesen Ausweg zu ergreifen. Die Marquise von Fougöres war eine Dame von etwa seckzig Jahren. Auf dem rötlich blonden Haar, das in losen Scheiteln um ihre Stirne lag und erst ganz wenig mit grau untermengt war, trug sie ein schwar zes KrepphLubchen; eine kurze, lose Jacke von schwarzem Foulard und ein Rock vom nämlichen Stoff bilde ten ihren Anzug. Ihre Züge waren ein wenig groß und schwarz, aber re gelmäßig und nicht unschön; Paula erfuhr später, daß sie in ihrer Jugend für eine große Schönheit gegolten ha be. Seit mehreren Jahren, leil dem Tode eines einzigen Sohnes, hatte sie diese schlich!- Art sich zu kleiden beibehalten, die nur durch ein halbe» die Zigarette und der entschieden weltliche Ton ihres Gesprächs woll ten für Paula nicht recht zu dem stimmen. Ihre Tochter, die Gräfin ein kleines, aufgestülptes Näschen Paar hübscher, s^itzbü^is^er^ wichtig- Botschaft des Herrn Gr,s«n zu bestellen. Der jungen Frau ent schlüpfte ein Laut des Unmuts, aber sie lächelte liebenswürdig uno bat die Herzogin um die Erlaubnis ih ren Diener hierher rufen zu lassen. Diese war „atüruch ganz damit ein verstanden, und bald darauf erschien Lorenz, ein ehrbarer, grauhaariger alter Mann, offenbar ein ererb'.es Familienstück, „Ich habe eine telephonische Mel dung von der Bahn erhalten, gnä digste Gräfin," sagte er, unter der Türe stehen bleibend, „Der Herr Graf werden morgen abend zu Hause sein." „Das habe ich mir doch gleich ge dacht," rief die junge Frau sehr är gerlich. „Natürlich muß Jacques nach Hause gereist tommen, weil ?ein Onlel gestorben ist. Es ist der helle Unsinn, und das werde ich ihm auch sagen ins Gesicht lachen werde ich ihm! Wozu denn? Habe ich den al ten Herrn nicht selbst begraben hel fen? Habe ich nicht seinen Sohn, der sich ums Leben bringen wollte, be hütet und bewacht? Was braucht Ja cques da nach Hause zu tommen, dai soll mir einer sagen! Es ist wirklich ist ein vortrefflicher Mensch," wandt- ihre Mutter ein, „Die Nachricht hat ihn erschüttert, und er eilt spornstreichs nach Haus«. Paula glaubte trotz der beruhigen den Worte einen Anflug von Bosheit im Ton der älteren Dame heraus zuhören. . „Es ist einfach lächerlich, sagte die junge Frau, und ein müder, ab gehetzter Ausdruck legte sich über ihr lindliches Gesichtchen. „Laura hätte so gerne . . . ein wenig Ruhe gehabt," bemerkte die Marquise entschuldigend. „Ich glaubte wirklich, er sei für einen Monat aufgehoben," s»hr Lau ra fort, und ihre Stimme klang, als ob sie das Weinen unterdrückte. „Er sprach davon, nach Egypten zu ge hen, und das ist weit weg ist es nicht geradezu abgeschmackt, Lorenz " fuhr sie fort, sich zu Paulas Vttwun- „daß mein Mann seine Reise unterbricht, während er doch alle St. Pierres im Allgemeinen und diesen Onkel im Besonderen nicht aus stehen konnte? Haben Sie ihn nicht oft und viel sagen hören, er hasse seinen Onkel?" „Vielleicht haben die Frau Gräfin vergessen," versetzte Lorenz mit ruhi ger Ehrfurcht in überlegendem Ton, „daß nächste Woche das Schiedsgericht in Orleans tagen wird, und daß der Herr Graf den Sitzungen beiwohnen wollten?" „Das ist auch eine von seinen Narr heiten," platzte die Gräfin los, „diese politischen Geschichten richten einen zu Grunde. Aber nein, das ist es nicht; er hatte den Gedanken aufgegeben und hat versprochen, vier Wochen fort zu „Ich glaube, die Frau Gräfin ir ren sich," entgegnete der alte Diener in derselben ehrfurchtsvollen Weise. „Gewiß kommen der Herr Graf we gen der Sitzungen zurück! Aufgegeben haben sie den Gedanken meines Wis sens nie, gnädigste Gräfin." Damit schob sich Lorenz rückwärts men, sehr erfreut zu scheinen," sagte die Mutter beschwichtigend, „und mußt deinen Mann morgen früh selbst abholen. Allerdings muß ich zugeben," fuhr sie zu ihrer Wirtin ge wendet fort, „daß Jacques seinen Onkel gründlich gehaßt hat, und Gott weiß, daß der alte Herr dies- Ab neigung verdient hatte. Nie wurde in dem Schloß da unten bei Tisch ein böses Wort gesprochen, ohne daß es von den Lippen dieses Scheusals „Er war ein Greuel!" versicherte ich alle/ getan, was die Sitte foroert und habe sogar Trauer angelegt um ihn. Jetzt wird Jacques kommen und wird behaupten, es schicke sich nicht, daß ich ins Theater gehe, und ich wollte mich heute abend hinten in die Loge setzen in schwarzem Tüll mit Diamanten," fügte sie hin zu, als ob dieses Opfer für das Ge dächtnis des Toten eine ganz über menschliche Leistung wäre. „Ich werde dafür sorgen, daß man dir nichts in den Weg legi," tröstete die Marquise, aber dabei war wieder etwas in ihrem Blick, was Paula frösteln machte; sie mußte unwillkür lich denken, daß sie diese Dame nicht zur Widersacherin haben möchte, und empfand plötzlich «in gewisses Mit leid mit dem von ihr abhängigen Schwiegersohn. „Er hat ein friedliches E.ide ge nommen, nicht wahr?" fragte die Her zogin. „O ja, ein wunderrzlles, was sei nem Sohn ein großer Trost gewesen ist," versicherte die Marquise mit un getrübter Heiterkeit. Sicht, daß für manche Leute Sterben das Wünschenswerteste sei. „Was die Religion für ihn tu« konnte, ist geschehen," sagte die junge Gräfin. „Dafür habe ich gesorgt; es war auch sehr nötig. Und Fräulein Armen verkauft. Es sind lauter Et» schenke von ihm; er muß ihr leioen schastlich ergeben gewesen sein, d>nn als sie starb, wollte er sich zun' Fen ster hinausstürzen." eine Frau sorgen müssen, Laura." bemerkte die Marquise, „und hier sind zwei reizend? amerikanische Da rben viel hinterlassen." „Gesellschaftlich würde ich Loui»' Frau einführen können, meine Da men," sagte die junge Gräfin, lich mit höchstem Ernst an Frau Heath cote und Paula wendend, .wenn sie hübsch ist, so wird es mir nicht schwer sein, ihr alle Kreise zu erschließen. Aber Schönheit ist ja bei einer Amt rikanerin selbstverständlich," setzte sie verbindlich hinzu, „somit wird nur die Mitgift in Frage kommen." „Unsere jungen Mädchen sind ein wenig anspruchsvoll," bemerkte Frau Heathcote lächelnd. „Sie wollen an gebetet werden." „Und weshalb sollten sie das nicht verlangen?" sagte die Herzogin. „Ber-i dienen sie es etwa nicht? Das ist ein sehr berechtigter Wunsch. Bitte, liebste Frau, schlagen Sie uns auf der Stelle eines ihrer reizenden Landeskinder vor. Er hat einen klangvollen alten Namen, hat ein paar Dummheiten gemacht, worunter aber keine ent ehrende ist. Ich kenne den jungen Menschen sehr genau. Er ist hübsch und ein guter Kerl was bliebe da zu wünschen übrig?" „Amerikanische Mädchen haben die von ihren Müttern übernommene An schauung, daß sie sich verlieben müs sen," versetzte Frau Heathcote la „Das schadet nichts," erwiderte die junge Gräsin, ganz bereit, Zugeständ nisse zu machen, und sich mit der Tat sachc daß man in Amerika sonderbare Ideen habe, gelassen absindend, „Wenn das so richtig ist, so wollen wir dafür sorgen, daß sie sich in ihn verliebt." „Es ist nicht nur wichtig, fonvern unerläßlich," versicherte Frau Heath cote, immer noch lachend. „Ja, warum soll er sich denn nicht verlieben können? Louis hat etwas sehr Einitehmendes, auch ist e: nichl gerade ein Bettle: und hat immerbin einiges Vermögen," sagte die Mar quise. »Natürlich nicht Millionen, wie es in ihrer Heimat üblich ist, aber meine Tochter würde dafür sor gen. daß ihre Stellung hier eine an genehme sein würde. Soviel ich weiß legen Ihre jungen Damen Wert dar aus." „Jedermann legt Wert auf seine Stellung," bemerkte die Herzogin. „Gewiß: es macht dir zum Bei spiel sicherlich auch Vergnügen He» zogin zu sein. Anna." sagte die Mar quise. „Warum denn nicht? Nur bin ich so daran gewöhnt," erwiderte die Hausfrau lächelnd. „Wir müssen entschieden eine pas send,- Frau für Herrn von St. Pierre sindcn," sagte Frau Heathcote mit einem belustigten, vielsagenden Blick zu Paula. „Die Sache wird sich ganz von selbst machen, wenn Sie uns nur beim Einfädeln Helsen wollen." ver setzte die Herzogin, „das einzige, wo von wir nicht abgehen können, ist katholische Kindererziehung." Jetzt endlich wandte st« sich zum erstenmal an Paula und fragte sie „Winden Sie sich vielleicht gerne mein Hau!' ansehen? Dafür bin ich noch nichl durch Gewohnheit abgestumpft, und ich freue mich immer, es Freun den zeigen zu können. Wir wohnen noch nicht lange hier." „Und doch sieht alles aus, als ob es von jeher an diesem Platz ge standen hätte," bemerkte Paula. „Es freut mich, wenn Sie das fin den; all die Sachen oder wenigstens die meisten, sind von unserm früheren Haus über der Seine herübergekom men. Vorwärts!" rief sie, sich an die Spitze'des kleinen Zuges stellend. ~in erst<r Linie sollen Sie meine teuer sten Kleinodien sehen." Sie ging den Damen voran durch den langen Empfangssalon und führ te sie, einen Türvorhang auslebend, in den Speise- oder Bankettsaal an dessen einem Ende mehrere Kinder an einem kleinen Tisch ein bescheide nes Mahl von Milch und Obst ver zehrten. Der Raum war so außer ordentlich groß, daß sie die Mutter nichi eintreten hörten; sie führte aber ein kleines mit Juwelen besetztes Pfeifchen an den Mund, dessen schiil ler Ton bis in den entfernten Win ke! drang. Die Erzieherin, die bei der tieinen Zwischenmahlzeit die Auf sicht führte, erhob sich, und die Kin der, zwei Knaben und zwei Mäd chen stürmten herbei, um die Mama zu begrüßen. Die Jungen 'llßten ihr die Hand, und die Mädchen bo ten ihr, auf den Zehen stehend, die St'rne zum Kuß. „Hier, Frau Norwood, das sind meine Kinder," stellte sie mit Stolz vor. Die Knaben beugten sich mit ritter lichem Anstand über Paulas Hand Mädchen hatten dunkelblaue Woll klei>,ch«n mit w«ißen Stickereien, die Knaben eine Art Phantasiekl stüm^. Kniehosen, ein Mittelding zwischen englischer und französischer Kinder kleidung. Der junge Herzog hatte prächtiges dunkles Haar, das von Natur gelockt war, und ein seines kluges Gesicht. „So. jetzt ist's gut Macht, daß ihr wieder zu Fräulein Smith kommt," sagte die Herzogin. Sie sprach mit hoher gebieterischer Stimme, wie jemand. d«r an unbe dingten Gehorsam gewöhnt isi „Dürfen wir die Hauskapelle se hen?" fragte Frau Heathcot«. „Sie müssen ihr etwas Schmeichel haftes über ihre Kapelle sagen," slü st«rie sie Paula ins Ohr. „Das wird sie beglücken. Sie ist streng kirchlich und wird hier sür ein- Hei lige angesehen." Die rundlich« lleine Heilige sührte ihre Gäste durch einen spärüch er leuchteten Gang und stieß selbst eine Schicbtür« auf, worauf die drei Da men im geheiligten Bereich einer i häuslichen Kapelle standen. Es war lalt und dunkel darin, «in Geruch von welken Blumen erfüllte den Raum. Der graue, nüchterne Pariser > Tag fiel gedämpft durch di« aemal , ten Glasscheiben und wars hie und 1 da ein Regenbogenlicht über den Al tar an dessen Stus«n eine männli che Person kniete. Der Beter erhob „Ach, Herr Abbe, lassen Sie sich nicht stören!" rief die Herzogin „Wir möchten um leinen Pr«is Ihr? An dacht unterbrechen." Es war «in junger, hochgewachsener, abschreckend häßlicher Gastlicher; seine Hau! sah aus, als ob sie ihm zu eng wäre, und hatte die besondere Be schaffenheit, di« durch den Wechsel von Völlerei und strengem Fasten ent stehi. Wahrscheinlich bot di« Küche der Herzogin reichliche Gelegenheit zu mancherlei Gesetzesübertretungen. Der junge Abbe verneigte sich schweigend vor den drei Damen und verschwand durch ein schmales Seitenpkörtchen aus dem Heiligtum. Di« Schönheit dieser stillen Zu fluchtsstätte im Herzen einer geräusch vollen Stadt und eines großen Hau ses. das dem Gesellschaftsl«ben ge widmet war, berührte Paula eigen tümlich und trug ihr einen Hauch der Romantik des alten Europa zu. „Weshalb machen Sie nicht den Ver such, mich zu Ihrer Religion zu be kehren, Durchlaucht?" sagte sie zu der Herzogin. „Ihre Kapelle ist so schön, daß ich schon ganz katholisch einbinde." Zum erstenmal sah die untersetzte Dame Paula fest in die und maß si« vom Scheitel bis zur Sohle mit einem durchdringenden Blick. „Das würde die einfachste Sache von d«r Welt sein," versetzt« st« ernst. „Sie brauchen sich nur un terrichten zu lassen." „Ich würde mich dabei in keine bessere Lehre geben können als in die Ihrige, Durchlaucht." Frau Heathcote hatte der Herzogin einiae kurze Andeutungen über Pau las Geschichte gegeben, und der Um stand, daß die junge Frau sich nicht hatt- scheiden lassen, sprach bei der eifrigen Katholikin zu ihren Gunsten. „Die Religion ist ein großer Trost; ich wenigstens finde leinen andern und glaube auch nicht, daß es einen andirn gibt," sagte die Herzogin, sich bekreuzend und der Marquise von Fougöres, die mittlerweile nach gekommen war, das Weihwasser bie tend. Von der Hauskapelle aus wurden sie in das Schlafzimmer der Herzogin geführt. Paula fand es im Ver gleich mit den Schlafgemächern der großen Damen in Amerika beinahe eine größere Prachtentfaltung in die s«m Raum nicht passend gesunden haben; die vornehme Pariserin scheut welt darin glänzen. In Amerika, wo diese Klaff« sich minder ans Licht drängt, l«nnt man solche Bedenk«» nicht. Das Bett und die Wände waren mit grauem Atlas bekleidet. Der weiß« Spitzenbezug des Ankleidetisches glänzte nicht durch übergroß« Frisch« desttauriger Christus hing; darunter stand der Betstuhl der Herzogin Die zierlichen Stiefelchen der from men Dame lagen am Bod«n; Paula und Frau Heathcote stiegen darüber weg und hoben die Röcke aus, um si« als noch anspruchsloser heraus; die kleinen eisernen Bettgestelle waren mit Steppdecken aus dunllem, geblümtem Als sie wieder auf der leiten sich die Herzogin an Frau Heath.ot« mit der Frage: .Wollen Sie nicht morgen bei mir essen, Si« und Ihr« Fr'undin?" ~tzs tut mir sehr leid, aber Ich habe morgen das diplomatische Korps zu Tis».' erwiderte sie. „Aber ich hosfe doch, daß Si« lominen werden?" sagte sie zu Paula. „Es würde mich sehr freuen und die Kinder hätten eine gute Gelei genyeit, englisch zu sprechen." „Leider muß ich danlen," versetzte Pauia ein wenig hochmütig. »Ich bin auch schon versagt." ..Wollen Sie dann nicht am Sonn tag zu Tisch kommen?" sragte die Herzogin wie jemand, der dauhsus nicht daran gewöhnt ist, abgewiesen zu werdn, Paula hatte zum zweitenmal eine ablelnende Antwort auf der Zunge, aber Frau Heathcote zupfte sie be deutungsvoll am Aermel. „Sage zu." flüsterte sie ihr zu. aber Paula zögerte noch immer. „Weshalb haben Sie denn gar leine Lust zu mir zu kommen?" fragte die Herzogin ein wenig ver „Sie ist sehr stolz und ungeheuer empfindlich," sagte Frau Heath-.ot« mit Lachen leise zu ihr. „Man muß ihr aufs liebenswürdigste zureden " „Ach. du liebe Zeit!" sagte die lleine Frau. Schließlich wurde man aber doch einig und verabredete sich dahin, daß Paula zu Tisch und die Heachcoies im späteren Verlauf des Abends Als die Damen sich verabschiedeten, lam ein ganzer Zug von Kindern und „Fräuleins" die Treppe i^eraus ..Ach! Da kommt unsere kleine Klasie!" rief die Herzogin. „Die müssen Sie sich erst noch ansehen, »he Si? gehen." Sie führte die Amerikanerinnen quer durch die Vorhalle in einen großen Tanzsaal, wo die Geiger eben ihre Instrumente stimmten und der Tanzlehrer die Kinder aufstellte. Ein Walzer wurde gespielt, und die Herzogin legte den Arm um Paula uns slog mit ihr davon, mitten hin ein in die Schar der jugendlichen Tänzer. ,Si« walzen wundervoll," sagte die Herzogin, als sie innehielten, lächelnd. Die rasche Bewegung hatte Paulas Wangen höher gefärbt, und sie ge stand sich im stillen, daß ihr dies freundliche Entgegenlommen wohler tat. als sie eigentlich mit ihrem Bür gerstolz vereinen konnte. Mit etwas erw 'chten Gefühlen bereitete sie sich für Diner am „Sie sehen dabei mancherlei Be> trachien Sie es als ein Stück der Selbsierziehung. die ich Ihnen im mer predigt," hatte Frau Heathcote ermutigend bemerk!, „und mein Mann und ich werden ja nach Tisch auf ein« Stunde hinkommen." Paula fühlte sich natürlich durch das Bewußtsein, daß jedes ihrer Worte und jede Bewegung einer strengen Kritik unterworfen sein wür den, etwas beengt und eingeschüchtert. Si? hatte sich einem Gericht zu stel len, ab«r sie war zu sehr Dame, um sich je unsicher zu fühlen, und die Gewißheit, gut angezogen zu sein, verleiht auch dem schüchternsten weib lich«» Wesen Halt und Kraft! Worth hatte dieses Mal Wunder getan, und Parias erstes Austreten, vor d-m ihr so bange gewesen war, hatte Ersolg blaßgrauer Atlas und V«ilchen taten ihre Wirkung. Die Herzogin wa' heute wundervoll gekleidet sun leite von Diamanten und war sehr schön frisiert. Di« Gesellschaft war nur klein: achtzehn Personen, alle mit großen Namen; aber was Ju gend und Schönheit betras, gebührte der Preis. Frau von Freysne. die überseeische Gattin des herzoglichen Freundes, sah freilich jung aus, aber sie war nicht hübsch: ein farbloses, sadcn dünnrs Geschöpf, das außerordentlich schweigsam zu sein schien. Paula machte ihre Bekanntschaft erst nach Tisch. (ssoi-tsevung tolzt.) Drohung. Pilkolo («ine Rechnung schreibend): »Da habe ich dem Fremden irrlümlichernxis« statt stieben Mark acht Mark für das Lo gis angesetzt." Wirt: „Na, diesmal kannst Du's noch steh«n lassen: 's nächste Mal schreibst Du mir aber die ganze Rech nung von neuem!" Vokativus. „Was ist Ihr Sohn geworden, Herr Huber?" „Der ist Dichter." „So. was dichtet er denn?" „Augenblicklich macht «r Schllttil r«im«." „Na. sagen Sie mal, wird ihm davon nicht schlecht?" Glaubwürdig. Richter: „Sie wollen den Diebstahl in d-m Kleidtrladen nur aus Not begangen haben, weil Ihre Kinder, nichts an zuziehen hatten; warum nahmen Sie züge mit?" Angeklagter: „Zur Auswahl, He.'r Richter, nur zur Auswahl!" Unverdientes Renom mee. A.: „Es hcißt immer, d«r Chirurg Meier sei ein so geschickt«» Für dir Küchr. Wendischer Gurkensalat. Die Gurlenscheibln werden gesalzen und geps«ss«rt Zu dickslüffiger Sauce verrüihrl man ein Stück recht frischen Beefsteak ~a l n tar t a r e". Gutes Rindfleisch mahlt man sein, vermischt es mit Silz. Zwiebeln. Psesser und rohem Eidotter Oder man vermischt nur das fleisch mit Psesser und Salz, formt es, drückt es Kartosses Röi-ch e n, 12 mit 1 Ounrt Waffer und 1 Eßlössel Salz gut lochen, seiht sie ab, zer drückt sie und streicht sie durch ein Sieb, gibt 1 Eßlöffel Butter, 3 Ei dotter, ein wenig Muskatnuß. Salz und Pfeffer hinzu, riibrt Alles gut durcheinander, gibt die Masse in einen Dressierbeutel, formt damit lleine Ra sen auf eine aebulterte Pfanne, stellt sie als Garn.tur um das Feine Pflaumen - Kalt schale. Zwei Pfund recht reif?. Unzen Zucker und füllt Quart Waffer darüber, deckt den Topf zu, stellt ihn in eine Kasserolle mit sie riickbleibenden Rückstand der Pflau men, etwas Zimmt, 2 Nellen und Quart Wasser noch ein Weilchen, Brei mit halb Wasser, halb Rotwein Pikantes Kartoffelmus. Die geschälten, in Stücke geschnitte nen Kartoffeln werden in Salzwasser gar getoch! abgegossen, abgedämpft ! und dann durch den Kartoffelauet» scher gedrückt. In einer Kasserolle läßt man etwas Milch erwärmen., gibt ein Stückchen Butter dazu, schüt tet die Kartofselmaffe hinein un!> recht glatt. Wird das Mus zu steif. servemilch gewärmt bereit zu halten. Das Mus wird dann noch mit Salz abgeschmeckt, schnell mit 1— Obertassen voll geriebenem Schwei letzt die Masse. In den be einigen Eiern, zwei geriebenen durch gebratenen Zwiebeln, Salz, Psesser und einem Eßlössel gehackter Peter silie unter die gehackten Fleischreste mischt, so daß eine lockere Masse ent- In Butter lichkbravn. Buttermilch - Klöße. Man nimmt etwa «in Pfund Mehl, etwas Salz, «inen halben Teelöffel doppelt kohlensaures N»itron, drei Eßlöffel Zucker und verrührt dieses mit so viel Buttermilch (vielleicht einer Tas se), daß man einen weichen Teig be lommt. Während des Rührens hat man eine Kafferole mit Pfund Schweineschmalz und !/t Pfund Rindstalg auf das Feuer gestellt. Siedet das Fett, so nimmt man mit einem Lössel von obigem Teige nicht zu große Klöße aus und legt sie mit dem Lössel in dos siedende Fett un>> bäckt sie wie Pfannluchen, welchen sie auch im Geschmack ziemlich gleich lommen. Zuletzt besieht man sie mit Zucker und gibt Fruchtsaft oder Va nillesauce dazv. Will man den Teig sehr gut machen, so nimmt man noch ein Ei dazu.
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