Tornröschr». Frau Klara Martius durchschritt nock einmal die Zimmer, die si« für ihren Gast hatte Herrichten lassen, um , einen letzten Blick auf die getroffenen Einrichtungen zu »verfen. Die gro ßen, vornehmen Räume waren im schweren vlämischen Stil gehalten und dienten der hohen G«stalt in dem schl«ppenden schwarzen G«wande als wundervolle Fottt. Ein stilles, versonnenes Lächeln lag auf den noch jugendlichen Zü gen der vollerbliihten Frau, als sie sich jetzt in einen der großen S«ss«l am Kamin niederließ. Di« Flamme warf wechselnde Lichter auf Wang« und Haar und li«ß die Fülle des letz teren in röthlichem Glänze aufleuch ten. Es war doch ein eigenartiges Ge fühl. einen ihr bisher völlig Unbe kannten hier bald als Hausgast be > grüßen zu müssen, mit dem sich sie tonnte es sich nicht verhehlen ihre Phantasie lebhaft beschäftigt hal te. Sein Name war an ihr Ohr ge schlagen. und, wie durch den Moses stab berührt, war die Quelle der Er innerungen, längst vergessen geglaub ter Erinnerungen, hervorgesprudelt. Thörichtes, altes Herz, bist du noch immer nicht zur Ruhe gekommen? Oder war es ein Dornröschenschlaf, . den sei. Sie wurde aber gleich wie der ernst und schalt sich selber, daß sie ihre Mantasie so üppig hatte ins Kraut sckießen lassen. Sie stand auf und ging im Zim mer auf und ab. Dann blieb sie am Flügel stehen, und ihre Hände griffen gedankenlos einige Akkorde. Es zog sie auf den Sessel nieder, und aus den zusammenhanglosen Tönen lodie von Franz. und erst leise, dann immer lauter und voller ertönte die tiefe, weich« Altstimme: Nun die Schatten dunkeln, Stern auf Stern «rwacht: Welch ein Hauch der Sehnsucht Fluthet durch die Nacht! Durch das Meer der Träume Steuert ohne Ruh, Steuert meine Seele Jetzt ertönte die Klingel. Frau Klara brach jäh ab und lauscht« der Männerstimme da draußen. Sie hör te, wi« das Mädchen ihn in sein Zim mer führte, und wie «r bald darauf wieder heraustrat und nach der Da me des Hauses fragte. Das Mädchen kam jetzt und melde te: „Herr Hofprediger Z>- Schwarz." Sie neigt« den blonden Kopf: „Ich lasse bitte." Er trat herein. Eine hohe, schlanle Gestalt. Sie erlannt« ihn auf den ersten Blick wieder. Das hartlofe GiHcht war nock dasselbe, nur schärfer, aus drucksvoller. Seine Begrüßung der Hausfrau verrieth ireltmännisch ge wandte Formen, den an gesellschaftli chen Verkehr gewöhnten Hosmann. Er war es und war es doch nicht. Sie empfand es mit einer gewissen Tagen peinlich gewesen. Und war es nicht auch die Ursache —? Als Dame der Welt wußte sie zu verber- was sie belegte. Liebenswür grüßungsworte gewechselt, und als das Mädchen gemeldet, daß servirt fei, gingen si« in das große Eßzim- Mit jugendlicher Begeisterung er zählte D. Schwarz ihr von den Wan derungen, die ihn schon durch die gan ze Insel geführt: .Die ölelegenheit, Kindheit unsere! Volkes. Man lige Haine. Klivtxn und Seeräuber schlupfwinkel sind uns etwas All nen, kleinen Ortes!" fuhr er fort. „Erst der Weg vom Bahnhof hinauf! Auf halber Höhe bleibe ich stehen und der Anblick! Ich kannte den Blick. des Bades, den einst die Phantasie ei nes poesievollen Fürsten erstehen ließ. Träum« ich? Hat mich nicht ein Zau lands getragen? Und nun hinein in den Ort! Vor hundert Jahren od«r mehr ließ der Will« desselben Für erstehen. Zu kurzem Glanz« erhob er sich, um dann bald, dem Dorn röschen gleich, in Schlummer zu ver sinken. Das Leben fluthet vorbei, ohne hi«s einen Widerhall zu finden. Die «inst der Mode und dem Ge schmack angepaßten, tveitläusig und vornehm gebauten Häuser mit den grünen Fensterläden und den Kugel akazien vor der Thür träumen einer sie gerade dem Geschmack der Neu zeit entsprechen. Kein neues Ge bäude zeugt von Leben und Fort schritt. und auf den Ketten, die. zwi schen behauenen Steinen ausgehängt, die Vorgärten der Häuser «insassen, schaukelt sich die Jugend des Ortes, wie sie es schon vor hundert Jahren gethan." Und sie darauf: „Sie haben recht, das Leben schläft hi«r. Das war Gatten bewog, sich hier dauernd nie derzulassen. Gezwungen durch sein Leiten, abseits zu stehen vom Wer denden, that es ihm wohl, hier nicht Tochter! Wie glücklich Sie sind, Sie Jetzt brachte das hübsche Mädchen anzug die Scholen, und Frau Kla ra sagte scherzend: „Ich sehe, wir bekommen nichts mehr zu essen. So blickten in die Gluth. Es war still klang noch »ach, was er gesprochen. Was hatt« er doch von Dornröschen g«sagt? War es nicht gewesen, als oh «r an ihre Gedanken von vorhin an geknüpft hätte?' Jetzt blickte er aus: „Sie s->ugen erst, gnädige Frau. Mein Kmimen störte Sie mitten im Liede. Es ist «ines meiner Litblingslieder, diese kein, Stern auf Stern «rwacht —" Wer die Mittagshöhe überschritten hat, die Leidenschaften und Gluthen des Lebens, dem thun die Schatten des Abends wohl, wenn die Sterne der Erinnerungen erwachen und sei ben." Frau Klara lauschte in Gedanken versunken feinen Worten. Wie so ganz war er noch d«r Alt«! Die glat te. ireltmännische Form hatte nicht die Begeisterungsfähigkeit seines Her zens unterdrück«» können. Schon unangenehm gewesen, und mit ihrer äußerlich leichten, oberflächlichen Art scherzte sie über di« Aeußerungen fei kränkt. ser Frage anzusehen. „Es war in d«r Mai«nzeit des Le bens, und maienschöne Erinnerungen erstes Liebesgliick. erstes Liebesleid Und in Erinnerungin verloren sprach er weiter: „Heute ist es Herbst, damals war es Frühling, und Pfing- Leit«r, in Aussicht gestellt hatte, be meiner Verbindung in Jena einen B«such abzustatten. Ich war so recht in Fest- und Fericnjubelstimmung, Jung«! im Traum umher. Was nützte es, daß ich mich selber schalt, die Gele genheit, ihr meine Liebe zu gestehen, verlitbt« Jüngling es gemacht haben würde. Ich schrieb an den Vat«r Zch schrieb von meiner Verehruiig der doch alle G«danlen m«ines Her zens galten, kein Wort! Es blieb nun b«i einer Korrespondenz, und ehe ich im Herbst mein« Stelle antrat, reiste ich hierher, denn hier wohnte sie mit ihrem Vater und ihren Geschwistern. an. Mit demselben Lebhaft stra^lei^ war ein wohlhabendes, ja reiches Haus, in das ich trat, und in dieser reichen Umgebung, in dem lebhaften recht in ihrem Element zu fein wie der Fisch im Wasser. Eine unend liche Kluft, die ich vorher nicht be merkt, that sich auf zwischen der ver wöhnten Weltdame so erschien si« mir und mir, dem armen Kandi haben würde, hatte ich in mein schlich tes Rektorat führen wollen? Ich wur de immer stiller, und sie mochte sich wohl des unbeholfenen Courmachers schämen. Ihr Wesen wurde mehr die Stunde meiner Abreise da war. Unser Abschied war kühl und kurz der Traum war ausgeträumt." Er schwieg, und es war einen Au genblick still zwischen ihnen. Dann ließ sich eine tiefe, weich» Stimm« aus dem Halbdunkel ihm gegenüber vernehmen: „Endete die Geschichte so? Aber Sie erzählten nichts von dem Mädch«n, nichts da von, wie es am Fenster gestanden und auf das Geräusch des Zuges ge lauscht, wie es inNacht und Ferne ver hallte, und wie es die Hand auf's Herz gepreßt, damit 's ruhig und füllung dessen, was jeder im andern aehosfi und geliebt? Die Wege des Lebens sind oft wunderbar!" Mit leisem Griff löste er ihre Durch das Meer der Träume Steuert ohne Ruh.^ Fuhr da einmal ein „Schwab", Mannes. Als er wieder durch's Ab- I theil gebt, fragt er grinsend: „„Ist's denn wirklich wahr, Vetter, daß der Verstand bekommt?" Darauf seelen ruhig der Bauer: „Freilich!" „Und wenn nun so ein Schwab auch mit vierzig Jahren nicht verständig wird?" lautet di« boshafte Frage. Um die Stirn des Schwaben zuckt« halt —> Schaffner!" Dcr gesioiillne Koffer. nach Lille und nach Calais allabend lich zwischen 6 Uhr 32 und 5 Uhr 36. Der Andrang von Keifenden war Ich wollte nach Lille; folglich sten Glückwunsch!" ! „Danke danke!" „Und morgen ist die Trauung?" eher abreisen. . . Es wird ein« nette Hätz werden!. . . Um els Uhr Stan desamt, zwölf Uhr Kirche, dann Frühstück. . . halb vier Uhr Abreis» „Und ein Monat Urlaub?" „Nee, bloß 14 Tage. . . Unser des Monats wieder?" - selben Zuge?" Ich hatte schon ein leeres Abtheil Da hatte ich di« Bescherung! Na türlich! Ich war das Ops«r eines Paar«s geschickter Bahnhofsdiebe ge benutzt. um mit meinem Koffer zu d«nfalls mit alter Makulatur gefüllt war. zurückzulassen. danken durchs Hirn: nichtsdestoweni ger hatte die Mehrzahl der Reisenden bereits Zeit gefunden, sich und ihre setzt, daß di« Abtheilthüren geschlos geben. Ich mußte einen Entschluß fassen. Einzig und allein der Mann im stürzte also auf ihn zu. „Bitte, bitte lassen Sie den halten!" „Ich will aber meinen Koffer ha „Das geh» aber nicht! Wie ist Ihr Name?" „Und wie sieht Ihr Koffer aus?" größer und dunkler überzogen und nicht so abgenutzt." „Sie glauber, der Reisende, der diesen zuriickluß. hat Ihren mitge „Jch bin fest überzeugt!" „Das kann ab«r auch eine unfrei „Garantiren kann ich natürlich nich! dafür." „Siqen Sie mal, wenn es ein ! Zpitzbub' ist, wird er schwerlich im selben Zuge, wie Sie, reisen wollen! Mann beschreiben, damit man ihn dort anhält. D«r Zug hält nickt mehr vor Calais also kann der Mensch vorher nicht aussteigen." sitzt>" rigkeiten. Der Zug hält mehrmals. Aber ich will thun, was sich thun läßt Wohin reisen Sie?" „Nach Lille." „Dann steigen Sie schnell ein. Wel ch« Klasse?" „Erst-c." „Bitte. . . da ist noch eine Ecke sr«i. . . Wollen Sie den Kosser nicht «nst!" Nase an di« Scheibe, ohne mein« Mitreisenden anzusehen. Je mehr ich über Abenteuer nachdachte. d' h M' Fenstervorhängen aus die Tapete, stu dirte deren Muster, aus die Photo graphien, die an der mit grauem mich verulken wollte! Ich hatte ihn auf den Blick wie dererkannt. . . Wie eine Sprungfeder schnellte ich empor und rief mit vor Erregung zitternder Stimme: „Das ist ja mein Koffer!" Der Reisende mir gegenüber ließ schrots die Zeitung sinken und fuhr ebenfalls auf: nicht mein Koffer!" „Das glaube ich! Es ist nämlich meiner'" „Und wo ist der meine?' „Ihr Koffer, der ist auf dem Bahnhof von Snint-Omer, wo Si« mein Anzug für mein« Trauung!" Ich stieß «u'en Seufzer der Er leichterung aus. Also «ine einfache Selbstgefühl weniger peinlich. „Das ist sehr fatal", lenkte ich «in, „kann aber jedem passiven. Schließ- Die beiden anderen Mitreisenden entpuppten sich als dieselben Her ren. die meinen „Dieb" aus dem Bahnhof angeredet und mit ihrem Geschwätz die ganze Verwirrung an gestistei hatten. Si« versuchten ihn zu trösten. „Telegraphiren Sie doch gleich von Hazebrouk aus, dann haben „Glaubst Du auch wirklich, daß Dich der Musketier gern hat?" Köchin: „Ach, gnädige Frau! zum Frössen gern!" b h sich oliz - sonst den Polizeibeamten möglichst Strolch: „Erlauben Sie, ich hatte ein reines Gewissen, Herr Com- Wandlungen. Als ich Johanna einst ersah, War es um mich geschehen; Wohin auch immer sich wandte mein Blick, Da ging ich umher, ich armer Tropf, Ich halt' nur sie im K o p f. Dann hab' ich keck mich vorgestellt, Es hatte der starke Amor dann Ich fühlt' es in Freuden und Schmer zen: „Ich hab' nur sie im He rzen . Ich spllr's an meinen Sorgen; Ich habe Lärm und Zank zuHaus, Beginnend am frühen Morgen; Jetzt kann ich's ruhig sagen: „Ich hab' nur sie im Mage n". „Warum weinst Du denn, Elsa?" „„Mama, der Willy und ich, wir haben „Verheirathet" gespielt und jetzt will er sich nicht scheiden lassen!"" Plappermäulchen. Aelte rer Herr: „Und was möchtest Du 'mal am liebsten sein, wenn Du erst groß bist?" Herr: „So, so, damit Du auch 'mal so hübsche kleine Mädchen erzie hen kannst?" Lieschen: „Nee, aber damit ich dem' Papa auch einen Klaps geben kann, wenn er mich wo zwickt." „„So? Ich habe gedacht, du hätt«st Deutlich. „Was thun Sie Käthe?" Ter rcchtcWeg. „Lassen Sie mich heut aussprachen, mein Fräulein, was mir Brust zu sprengen droht. Ich liebe Sie ra send. zum Tollwerden." „„Sprechen Sie mit m«inem Papa Er ist Nervenarzt."" Herr: „Wo sollten sie denn dW
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