Das griiiic Auto. Spiouagc'Ronia» von August Weißi. 1. Kapitel. Doktor Leo Specht, k. k. Polizei kommissar des Wiener Sicherhcits bureaus, warf einen letzten Blick in den hohen Spiegel. Alles korrekt! Der Frack saß tadel los, die Enden des braunen Schnurr barts zeigten eine liebenswürdig-wei che Biegung, und die steife Hemdbrust glich einem Küraß der Unschuld. „Auf in den Kampf, Torero . . ." summte der Kommissar lächelnd vor sich hin, füllte seine blanke silberne Zigarettentasche, parfiimirte sich et was, schlüpfte in den Pelz und tän zelte, die blüthenweißen Glacös in der Hand, aus dem Zimmer. „Zum Scphiensaal!" befahl er dem Fiaker, der ihn vertraut-devot vor dem Zittrig und geräuschlos sauste der „Gummiradler" durch die Liechten steinstraße dem Ring zu. ! Doltdr Specht lehnte nachlässig in der Ecke und sah nachdenklich durch die Scheiben, an denen der Schnee in großen losen Flocken vorbeijagte. Seine Gedanken beschäftigte, trotz dem er jetzt außer Dienst war, wieder die Spionageaffäre, die seit einer Woche die Öffentlichkeit in Spann ung hielt. Aus dem Schreibtisch euies hohen Generals waren nämlich wichtige Aktenstücke gestohlen worden, ohne daß man bisher auch nur die geringste Spur des Thäters hätte finden kön nen. Auf ganz merkwürdige Art mußte der Dieb vorgegangen sein. Der Ge neral hatte bis spät in den Nachmit tag hinein gearbeitet und die Pa piere dann in di« Schreibtischlade gesperrt. Zwei Stunden später rück ten die ersten Gäste an und füllten alle Räume mit Ausnahme des Ar beitszimmers. Als der General sich dann abends in sein Zimmer zurück zog, um weiterzuarbeiten, fehlten die Papiere. Sie mußten also in der Zeit entwendet worden sein, als das Haus mit Gästen überfüllt war. Die Liste der Eingeladenen zeigte aber fast durchweg Offiziere und Persön lichkeiten, auf. die nicht der geringste Unwillig strich sich Doktor Specht über die Stirn. Er wollte jetzt nicht solchen Gedan ken nachhängen. Weg damit! Be fand er sich doch auf dem Wege zum Sophiensaal, winkte doch ein Ein kleines duftendes Briefchen hatte ihn aus die Redoute bestellt. Ge schrieben konnte es nur eine Frau der guten, der besten Gesellschaft ha ben, das verriethen ihm die steil«, großbuchstabige Schrift, das erlesene Briefpapier, die eigenartige Aus drucksweise und das diskrete Parfüm. Ein merkwürdiges Erlebniß . . . Vor acht Tagen erhielt er plötzlich einen Brief. Eine Dame, die sich Dolores nannte, fing plötzlich schrift lich zu plaudern an. Warum? Weil sie sich langweile, schrieb sie, und weil sie gehört, daß er ein geistvoller Mann sei. Der Kommissar antwortete ge schmeichelt und höflich, daß er eine mündliche Unterhaltung der schriftli chen vorziehe. Drei Briese wurden gewechselt, denn Unbekannte wollte sollte er also die anonyme Brief- Wie sie wohl aussah? Vornehm zweifellos, mit jenem wie sie schreibt? Ob lie ab. und fragt« bloß: „Dolores?" Die Masle nickte. „Enttäujcht vielleicht?" „O, gewiß nicht. Uebrigens seh« Ich ja nicht viel vcn Dir." Die Masle machte eine hochmüthigs B«>r«gung. Dann lachte sie keife aus: „Ach ja ich vergaß Masken freiheit Also „Du", komisch! Wir duzen." „Das heißt," wandte der Doktor ein. „ich kenne Dich nicht. Dir muß ich doch bekannt sein." „Nein. Ich s«he Dich heute zum erstenmal. Ich weiß von Dir nur, daß Du bei der Polizei bist. Das hast Du mir ja stlbst geschrieben." „Und ich weih gar nichts, ich ver muthe nur." „Was denn?" „Daß Du keine bist, di« «in Aben teuer sucht. Du dürstest eine Frau aus der Gesellschaft sein, hast viel Geschmack, bist eine Ausländerin und wohnst in d«r inneren Stadt." „Wieso weißt Du denn das alles?" ..Aus Deinen Briefen. Du ge brauchst Wendungen, die eine Wie nerin nicht gebrauchen würde. Die se Briefe waren alle in demselben Briefkasten, Ecke der Maximilianstra ße. aufgegebn. Dort in d«r Nähe wirst Du also wohnen. Und der persönliche Eindruck bestätigt die Schlüsse, die ich aus Deiner Schrift, dem Parfüm, dem Papier und ande ren Kleinigkeiten gezogen habe." „Ihr seid gefährlich. Ihr Herren von der Polizei," lachte d«r Domino leise auf. „In jedem von Euch steckt ein kleiner Sherlock Holmes. Es muß furchtbar amüsant sein, so De tektiv in eigener Sache zu spielen. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich mich nur mit d«r Enträthselung gro ßer, geheimnihvoller Verbrechen be schäftigen. Das muß riesig spannend sein. Sag', hast Du jetzt auch bei der italienischen Sache zu thun?" „Was meinst Du damit?" „Nun, diese Sache, von der jetzt alle Zeitungen voll sind." „Ja, ich thu« auch so bischen mit." antwortete Doktor Specht leichthin. Wozu hätte er einer Fremden an vertrauen sollen, daß er seit einer Woch« die ganze Untersuchung allein führte und Tag und Nacht sich da rüber den Kopf zerbrach? „Da könnt' ich Dir was Interes santes mittheilen. Aber nur, wenn Du artig bist." Die Worte weckten in DoktorSpecht so . . . Prüfend flog sein Blick über die Hm! einer Mastenleihanstalt war der Domino nicht. Schwere Seide, echte Spitzen. Und die Schu he platt und schmal, papierdünjie Sohlen, zweifellos von einem ersten Schuster. Aber es war nichts Be sonderes zu finden. Vornehm war halt alles, aber nicht ein Detail, das weitere Schlüsse zuließ. Oder doch! Vom Taschentuch, das sie in der kleinen behandschuhten Hand zerknüllte, konnte er das Monogramm „R. S." ablesen. Und darüber eine Krone. Di« Buchstaben sah er ganz deutlich. Der schwarze Domino lächelte ihn an. „Streng' Dich nicht an, Doktor, Du findest nichts." „Vielleicht hab' ich schon was ge- „Es ist nicht mein Taschentuch; so „Hast Du denn Grund zur Vor sicht?" „G«wih, ich will ja nicht erkannt Doktor Specht 'ah die Fremde mißtrauisch von der Seite an. Der Domino lachte auf: „Puh schaust Du bös drein! Willst mich vielleicht arretiren lassen?" Der Kommissar ging aus den Sch«rz nicht ein. „Was wolltest Du mir wegen de» Affäre mittheilen?" „Aha das interessirt Dich! Ich wollte Dir nur einen Wink geben, den Du beherzigen kannst. Merk' Dir: die Polizei irrt." „Wieso irrt sie?" „Ihr verfolgt eine falsche Spur. Ihr verdächtigt einen ehrenwerthen Offizier, «inen Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohl«. Der Haupt mann, den ihr überwachen läßt —" „Wieso weißt Du das?" fuhr der Kommissar verdutzt auf. Außer drei vier Poli zeibeamten wuht« lein Mensch, wel che Verfügungen getroffen worden hoferstraße Nr. winkte erregt, ihm zu folgen. „Entschuldige einen Augenblick, ich komme gleich wieder." Sie ging auf die zweite Maske zu, die an der Thür in sichtlicher Er- Masken genau beobachten. Der Rosadomino sprach leise, aber überstürzt einig« Worte. Die Fremde zuckte zusammen, fuhr mit der Hand nach dem Herzen. Sie wankte, als ob sie umsinken wollt«, und suchte «ine Stütze am Thürpfosten, den sie krampfhaft um klammerte. Wie ein erstickter Schrei rang sich nur das eine Wort von ih ren Lippen: „Erschossen . . .?!" Dann stürzt« sie zur Thür hinaus. Die Umstehenden hatten die Szene beobachtet, das Wort gehört und sa hen den beiden Masken verwundert nach, die durch den Seiteneingang in die Garderobe liefen. Doktor Specht wollte ihnen folgen. Mühsam drängte er sich durch das Ge wühl, das die Seitenthür blockirte. Was war da vorgefallen? Wer hat te sich erschossen? Wer war die Frau? Was wußte sie von dem Diebstahl der Papiere? Was wollte sie mit dem Hi nweis auf die Grillho>crstraße sagen? Der Kommissar mußt« sie erreichen. Als er endlich in den Seitengang gelangte, sah er die beiden Masken bereits in Ueberileidern an der Aus gangsthür stehen. Der Portier riß gerade die Flü gel auf. Doktor Specht lief durch den Gang und stürzte ohne Hut, ohne Rock auf „Wo sind die beiden Masken hin?" „Fortgefahren mit dem Automo bil," antwortete der Portier. „Die Nummer?" „Ich weiß nicht." „Wie haben sie es gerufen?" „Grünes Auto." Der Kommissar stampfte wüthend mit dem Fuße auf. „Haben die Masken etwas gespro chen?" „Sie Haben's sehr eilig g'habt und waren schrecklich aufg'regt. 'G'redt haben s' wohl, aber französisch." Eine Sckund« überlegte Doktor Specht. „Wo ist das Telephon?" „Bitte, oben in der Kanzlei." Der Kommissar eilte zur Stiege. Auf dem ersten Platz karambolirte er mit dem Agenten Huber. „Gott sei Dank, daß ich Sie treff', Herr Doktor. Ich such' Sie schon überall wie a Stecknadel. Vor zehn Minuten ist um Sie telephonirt wor den. Sie sollen sofort nach Hernals in di« Grillhoferstratzc Nr. 46. Es soll a Mord sein." „Ein Mord? In der Grillhoser straße? Auf Nr. 46?" schrie der Kom missar. „Ja, Herr Doktor. Der Herr Po lizeirath hat selbst hertelephonirt. Der Kommissar wischt- sich den Schweiß von der Stirn. „Schnell einen Wagen!" In der nächsten Minute saß er in einem Fiaker. Auf dem Gürtel hielt der Wagen so plötzlich, daß der Kommissar vorn überfiel. Ein Automobil hatte knapp vor ihm die Straße gekreuzt und fauste der Stadt zu. Im Laternenschein sah man es noch Es war ein grünes Auto . . . 2. Kapitel. Vor dem Haufe Grillhoferftraße 46 standen trotz der späten Stunden Gruppen von Menschen. Besonders Neugierige hatten das Gesims erstie gen, um durch die Fenster des Par terre recht genau in das Haus blicken zu können. d 's l ten und erzählten sich die Schauder' dinge der letzten Jahre. Es wurde lebhaft gestritten. Der Anlaß dämpf te nur die Stimmen. Drinnen im Haus lag ein Todter . . . Und wenn ihn auch niemand kannte, wenn auch niemand etwas Näheres über den Tod wußte, so war es doch eine geheimniß volle, schauerliche Sache. Thor Wache di« allzu Zudringlichen, allzu Neugierigen fernzuhalten. Er besorgte das sehr einfach, indem er das Hausthor schloß, was eine ge wisse Mißstimmung unter den Ange sammelten hervorrief. Von dem Wachmann erfuhr Doktor parterre ein Bewohner des Hauses mit durchschossenem Kopf« todt auf gefunden worden. gehört, niemand in der Wohnung «ine fremd« P«rfon gesehen. Jnsolge dessen glaubte man im ersten Augen- ftriger Raum, ärmlich möblirt. das etwas düstere Borstadtzimmer einer Miethskaserne. Wände und Decke einfach gemalt, oben vn den Fenstern kleine, schmutzig-weiße Vorhänge, die kaum ein Drittel der Scheiben deck ten. Zwei verblaßte Heiligenbilder an der Wand über dem grobgezim merten, polirten Bettgestcll, und neben diesem ein eiserner Waschtisch mit billigem Geschirr. In der Mitte des Zimmers stand, umgeben von dreiStrohsesseln,ein vier beiniger, alter Tisch. Neben dem Sessel, dem Fenster gegenüber, lag auf dem Boden die Leiche eines jun gen Mannes, genau noch in derselben war. Seiner Kleidung nach mußte der Todte dem Arbeiterstande angehören. Er trug «inen Anzug aus grobem Stoff. Stirn und Hände zeigten den Schmutz schwerer Arbeit. Der Todte lag der Länge nach hingestreckt auf dem Fußboden, der feit Monaten nicht aufgewischt worden sein mochte. Ein wenig zur Seite geneigt zeigte die Schläfe «in kleines, rundes, scharf gerändertes Loch. Im Zimmer waren bloß einige Po lizeibeamte anwesend, die den That bestand aufnahmen. Die Herren am tirten mit zielbewußter Ruhe und vermieden alle unnöthigen Fragen. In d«r Mitte des Zimmers stand Poliz«irath Würz, der Leiter des Sicherheitsbureaus, ein Mann von reicher Erfahrung und großer That kraft, und traf in umsichtiger Weise seine Anordnungen. Ruhig und aufmerksam beobachtete der Polizei rath die Situation und verfolgte mit scharfen Blicken jede Bewegung s«iner Beamten. Man sah es dem hohen, schlanken Mann an, daß er sich als Herr der Situation fühlte. Als Doktor Specht eintrat, wurde gerade das Protokoll aufgenommen. Ein junger Konzipist diktirte: „Adolf Strebinger wurde durch ei nen Schuß aus einem Revolver von neun Millimeter Kaliber getödtet, —" „Warten Sie," unterbrach der Po lizeirath den jungen Beamten. „Die ses Loch kann unmöglich von einem so großen Projeltil herrühren." Polizeirath Würz trug den aus dem Boden liegenden Revolver zur Lam pe- „Natürlich! Alle Patronen stecken noch in der Trommel!" Er blickte durch den Lauf gegen das Licht. „Aus diesem Revolver ist überhaupt nicht geschossen worden." Nun bemerkte er Doktor Specht, der in der Nähe der Thür stehen ge „Ah, guten Abend, Herr Doktor! Schöne Bescherung das! Kennen Sie schon die Einzelheiten?" Der Polizeiarzt verneinte. „Um kurz zu sein! Gegen neun Uhr patrouillirt der Wachmann Stolzengruber am Fenster vorbei und sieht zufällig hinein. Der Mann, der jetzt todt ist, sitzt an diesem Tisch. Eine halbe Stunde später trifft ihn derselbe Wachmann in erregtem Ge spräch« mit einem eleganten Herrn in feinem Stadtpelz. Und um drei viertel zehn hört die Quartiersfrau einen dumpfen Fall. Sie fährt aus dem Halbschlummer auf, glaubt, ein Aechzen zu vernehmen und weckt ih ren Mann. Der klopft an die Thür des Zimmerherrn. Da keine Ant wort erfolgt, tritt er ein. Kalte Luft schlägt ihm entgegen. Im Zim mer ist «s finster. Im schwachen Licht, das von der Straßenlaterne hereinfällt, sieht er seinen Zimmer herrn auf dem Boden. In der Mei nung, ihn hab« ein Unwohlsein be fallen, will er ihn zum Bett tragen. Jetzt «rft bemerkt er, daß er eine Lei che festhält. Nun schlägt er Lärm, macht Licht, findet diesen Revolver neben der Leiche, schickt fein Weib zur Polizei und di« lonst-tirt einen Mord. Der Mörder ist vermuthlich durch je nes Fenster, das offen stand, ent wischt." Der Polizeirath wies auf ein Fen „So, jetzt sind Sie orientirt. Nun, vorwärts! Also: der Adols Strebing«r ist nicht mit diesem Revolver erschos sen worden. Da müssen wir schon weiter forschen. Was sagen Sie, Herr Polizeiarzt?" „Ich Pflicht« Ihnen bei. Die Ku „Also, wo ist die Kugel?" Schossen. Der Schuß kam von der Straß«. Da sehen Sie das Loch in der Scheibe." In der Scheibe war ein kleines Loch sichtbar, zweifellos d«r Durch 'chlag eines Eeschosies. im Haus nicht schießen gehört." Die weitere Aufnahme des Pro tokolls ergab noch ein interessantes Detail.^ geschäftlich« Korrespondenzen, ein« Nummer der städtischen Nachrichten vom 12. Januar und ein abgerissenes Stück Papier. Der Polizeirath betrachtete es auf merksam und warf «inen überraschten Blick auf Doktor S>kcht. Auf der .inen Seite des Blattes um halb neun Uhr 23, S, 2, 27, 70, 17, 32, 11 anrufen." Die Ziftern stellten vermuthlich eine Chiffreschrift dar, deren Auflösung irgendeinen wichtigen Anhaltspunkt bringen mußte. Aus der anderen Seite stand mit Tint« folgendes: wirklich ent zückt von Ihrer Eigenart, sehn« ich mich, Ihr« persönliche Bekanntschaft zu machen und hoff,., daß Sie mir nun bald Gelegenheit geben werden, diese schriftliche Konversation münd lich fortzusetzen. Es empfiehlt sich Ihnen in ergebener Verehrung Doktor Leo Specht." „Was —? Leo Specht? Doktor, das ist Ihre Unterschrift?" Der Polizeirath hielt dem Kom missar das Schreiben hin. Der Kommissar glaubte seinen Au gen nicht trauen zu dürfen. Aber es war kein Zweifel möglich. Das Papier war einer seiner Briese an den geheimnißvollen Domino, der ihn vor einer Stunde erst auf dieses Haus aufmerlsam gemacht hatte. Was hatte jene vornehme Dame mit diesem Arbeiter zu thun? Wie kam einer ihrer Privatbriefe in die Tasche des Ermordeten? Der Kommissar zuckte mit den Achseln und sagte: „Ja, ich muß zugeben, es ist ein Theil eines Briefes, den ich vor vier Tagen abgeschickt habe." „An wen?" „An eine Dame, Herr Polizeirath, die ich heute abend gesprochen habe, aber von Angesicht zu Angesicht nicht kenne. Es ist mir unerklärlich, wie der Brief in die Tasche dieses Man nes kommt. Zur Orientirung bitte ich Sie, Herr Polizei'-i.th, einen Au genblick mit mir auf den Gang zu Doktor Specht erzählte dem Poli zeirath rasch, was sich auf der Redoute der ganzen Art jener Frau kann ich nicht begreifen, wie sie mit diesem Mann«, der zweifellos den un teren Volksschichten angehört, in Ver rung finden. Festzuhalten sind zwei Moment«. Erstens: Der Domino lenkte Ihre Aufmerksamkeit aus die ses Haus mit einem Hinweis auf die Spionageaffärei zweitens ist der ge fundene Brief ein Beweis, daß Be ziehungen zwischen den beiden Perso nen bestanden haben. Diese An haltspunkte werden sich für uns noch als sehr werthvoll erweisen, denn der Mann da drinnen schauen Sie sich ihn einmal genau an macht auf mich einen ganz merkwürdigen Eindruck. Und dann der elegante Herr, mit dem er gesehen wurde und der so spurlos verschwunden ist? Na, wir werden ja sehen. Wir sprechen noch darüber. Jetzt müssen wir hier fertig werden." Der Polizeirath schickte nach dem Quartiergeber. Herr Müller, ein Tischlermeister, trat ängstlich vor den Polizeirath. „Sie, Herr Müller, als Sie ins Zimmer kamen, war's da licht oder finster?" „Finster, bitte, Herr kaiserlicher Rath. Aber di« Lampen hat noch g'raucht." „Wissen Sie das bestimmt?" „Freilich. Man ja g'rochen „Da muß ich erst im Meldezettel Müller suchte den Zettel hervor. „Am S. ist er eingezogen." löscht hat. Der Kops muß scharf ten Grund hat!e, Finsterniß zu ver breiten, ehe er seinen Weg durch jenes Fenster nahm. Vielleicht war er ein Komplice des Mörders. Auffällig ist jedenfalls, daß er aus dem Fen ster sprang, anstatt Lärm zu schlagen. Herr Doktor, bitte, verfolgen Sie die se Spur weiter. Es handelt sich um einen eleganten blonden Herrn, mit Stadtpelz und Monokel, den der Wachmann hier im Zimmer gesehen hat. Er muß Zeu ge des Mordes gewesen sein und ent floh aller Wahrscheinlichkeit nach durch jenes Fenster. Dort wäre also die Spur aufzunehmen. « » o Doktor Specht untersuchte zunächst das Fenster. Er konnte nichts Auf fälliges entdecken. Dann öffnete er es und leuchtete hinab. Die Spu ren des Aufsprunges waren deutlich sichtbar. Doktor Specht winkte einen Detek tiv herbei und begab sich in den Gar ten. Vom Fenster liefen die Spuren di rekt zum anderen Ende des Gartens. Das Gangbild zeigte die charakteri stischen Merkmale eines Mannes im raschen Laufen. Sowohl das Ber hältniß des Balleneindrucks zur Tiefe des Fersenbildes. als auch die Schritt weite von 135 Centimetern bewiesen ganz deutlich, daß es dem Unbekann ten ganz gewaltig darum zu thun gewesen sein mußte, möglichst rasch aus dem Hause zu kommen. Doktor Specht schickte den Agenten zum Quartiergeber mit dem Auf trag«, Leim kochen zu lassen, da er einen Abguß des Fußbildes herstellen wollte. Inzwischen ging er nochmals lang sam die Strecke ab. All« Spuren zeigten den Abdruck eines schmalen kleinen Schuhes mit dünnen Sohlen und niedrigen Absätzen. Der paßte ja zu dein Bilde, das der Wachmann Stolzengruber von dem eleganten blonden Fremden gegeben, den er im Gespräche mit Strebinger gesehen. Doktor Specht suchte nun die Stel le auf, an der der Flüchtling den Zaun überklettert hatte und prüfte das fchneebehangene Geäst sorgfältig. Endlich stieg er selbst hinüber und studirte auf dem schmalen Fußw«ge die Fortsetzung der Spuren. Sie ließen sich um das Haus her um bis zum Seitengäßchen versolgen. Von dort liefen si« nicht rechts, der Grillhoferftraße zu, sondern in die entgegengesetzte Richtung gegen die Silbinggasse, die auf den Gürtel mün det. Ecke der Silbinggasse befand sich ein kleiner Kaffeeschank. Das Lokal mußte nicht besonders gut besucht sein, denn an der Thür stand die Kell nerin und blickte gelangweilt aus die Straße hinaus. Als sie den Kommissar, die Laterne in der Hand, des Weges kommen sah, trat sie neugierig auf di« Straße und sprach ihn an. „Haben S' was verloren?" „Freilich, sonst möcht' ich ja nicht ?Js a Geld oder a Brief? Wann's a Brief ist der Feuerbursch, der Franzi, hat vorhin an g'sunden. Js vielleicht der?" Doktor Specht griff nach dem of fenen Brief, dessen Adresse er sofort erkannte. Im Cwvert stak die zweite Seit« seines Briefes an den geheim nißvollen Domino, die Ergänzung des abgerissenen Theiles, den man bei dem Ermordeten gesunden hatte. „Ja, der Brief gehört mir. Da haben S' ein kleines Trinkgeld!" Er gab dem Mädchen einen Gulden und fragte dannt „Kann ich den Franzi sprechen?" „Ja, sreili, kommen S' nur eina!" Das Mädchen, froh, einen so frei gebigen Gast gewonnen zu haben, stieß die Thür des Lokals auf. Schwert, dicke, rauchig« Lust schlug dem Kommissar entgegen. Ein paar verdächtige Gestalten saßen in der Eckt um einen Tisch her um und blickttn sch«u aus, als Doktor Specht eintrat. Die übrigen Tische waren unbesetzt. grölte in tiestm Baß einer der Schwe rbetrunkenen dem Wirth zu. „War ten Sö vielleicht auch auf so an Otermobil?" Der Kommissär stutzte. „Halt's Maul!" schrie der Wirth. „Was red'st denn für blöde Sachen leicht — verstandn? net. „Um a neune war's. I bin grad ins G'fchäkt gangen. In der Sil binggassen is er g'legen." /Fortsetzung folgt.) , » Lehrer: „Weiß einer von Fritz: „Am 2. September ist Sedan." Fiir >te Küche. Rindfleisch mit Aepfeln. det man in Scheibchkn, 1t) Aepfel und eine Zwiebel nach dem Schälen in WUrfel. Dann thut man die Aepfek- und Zwiebelwürfel in einen Topf, in dem man ein Stück Butter zergehen etwas Weißwein, einen halben Löffel Essig, etwas Salz, einige Löffel Fleischbrühe und eine Prise Zucker dazu und dämpft die Aepfel weich, Geflügelschnitten. Leber, Magen und Herz von feinem Geflügel, auch Wildgeflllgel, werden mit etwa» geräuchertem, magerem Speck. Peter- Menge ein bis zwei Eidotter dazu und streicht diese Masse aus in Butter ge braun werden. « KartoffelnmitSchweine fleisch. Man legt den Boden einer Kasserolle mit gebröckeltem Rinds mark. schneidet rohe Kartoffeln in Scheiben, vermischt sie mit Salz, Pfeffer, etwas gewiegter Petersilie und Zwiebeln, legt die Hälfte derselben in den Tiegel, giebt dann ungefähr 1 — IV» Pfund junges, in kleine Stück chen geschnittenes Schweinefleisch auf die Kartoffeln und deckt das Fleisch mit der anderen Hälfte der in Pint gute Fleischbrühe darüber und läßt das Ganze in einer Röhre IV> bis 2 Stunden dünsten. Kartoffelklöße von ro hen Kartoffeln. Man reibt rohe Kartoffeln und rechnet auf I Pfund davon folgende Zuthaten: 4 Eigelb, 2 Eßlöffel Butter zu Sahne gerührt, 1 kleinen schlichten Theelöffel Salz, 2 Eßlöffel gemahlene Mandeln, 4 Eßlöffel Mehl und schließlich den ! festen Schnee von 2 Eiweiß. Nimmt 1 Eßlöffel mehr Mehl hinein. Nach anderer Art läßt man die Butter schmelzen, giebt das Mehl hinzu, und wenn es abgekühlt ist, 1 Pfund gerie bene Kartoffel, roh, dann 4 ganze Eier, 8 Eßlöffel süßen Rahm sowie ! Salz, Muslatblüthe sMace) oder Kümmel. Die Klöße werden mit einem Löffel in kochendes Salzwasser gesto chen und gar gekocht. Sie eignen sich zu Fleischsuppen und kann man sie dann auch darin kochen. Apselkohl. Einen kleinen Weiß, kohlkopf verliest man und schneidet die Blätter in kleine, viereckige Stückchen, zerschneidet 4 bis 6 weinsäuerliche ge schälte Aepfel in kleine Theile, c>iebt Abfüllfett und klein geschnittenen Zwiebeln, auf denen der Kohl eben angedämpft und mit etwas Salz ein mal umgerührt wurde, und schmort nun Alles fest zugedeckt langsam gar, wenn möglich, ohne Wasser, da ja der frisch gewaschene Kohl sehr nah ist. Sobald alles weich ist, rührt man e? um und würzt das Gericht mit Citro nensaft und etwas Zucker. Hühner - Frikassee. Man zertheilt ein gut gereinigtes Huhn in 8 Stücke, giebt sie in eine Kasserolle, bedeckt sie mit kochendem Wasser und läßt sie 3 Minuten kochen, schüttet daS Ganze auf einen Durchschlag und spült das Fleisch gut mit kaltem Wasser ab, giebt es in die Kasserolle zurück, bedeckt es mit kochendem Was ser, giebt 1 Eßlöffel Salz, 1 Thee löffel Pfeffer und 2 Zwiebeln hinzu, läßt das Huhn langsam weich kochen. 10 Minuten vor dem Anrichten setzt man eine Schüssel mit 1 gehäuften Eßlöffel Mehl und 1 Eßlöffel Butter über den heißen Theekessel, wenn die Butter geschmolzen ist, verrührt man sie mit dem Mehl und giebt sie zu dem Frikassee, läßt es noch einig« Minu ten lochen und richtet es auf heißer Schüssel an. Man giebt Kartoffelbrei odex gelochte Nudeln oder Reis dazu. Oder man belegt die Schüssel mit Gebeizter Rinderbr schale wird gehörig geklopft und mit nicht zu scharfem Essig den man mit zwei geschälten, in Schei ben geschnittenen Zwiebeln, Lorbeer blatt, Pfeffer- und Gewürzkörnern klein geschnittenem 2^r gemachte Butter, übergießt es sofort füllt dann heißes Wasser dazu.^giebt
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