Dt e v r in n. Unter dm prasselnden Eicheln, di« den laubarmen Wipfeln regneten, Paiid Brigitte und pflückte bunt« Der Abend dunkelte mit warmen Schatten; im farblosen Zklaugrau schwebte die gelbe Mond- Kchel. indes im Westen noch ein Meiches Rosa am Himmel blühte und sich im Teiche spiegelte. Zwischen den trockenen Blattern, tie die Bäume aus den Uferhanz warfen, begann es zu rascheln. Was serratten schlüpften über die Wege. Im Gezweig regten sich müde Vö gel. Zwischen flüsternden Halmen schreckte eine Ente aus dem Schlaf «nd plätscherte vom Rasen ins Was ser. Brigitte hielt den Athem an. Zhre Seele war so voll vom Frieden »er Erfüllung, daß es ihr weh that, «in verängstigtes Geschöpf zu sehen. Das Fieber der Erwartung, das ihr manche Nacht den Schlummer ge hübt hatte, war ausgebrannt als «es« Abendstunde sank. Denn nun «illßte alles den von Ewigkeit be- Mnmten Gang gehen. Und stolz hob sie den Kopf. Ab gebüßt war, was einmal Schuld ge wesen sein mochte, in Würde di« 'Thorheit, in That die Schwärmerei ge handelt. . Daß der Park hier grünte wie einst und den Heimkehrenden «npfing, daß im Garten die Wipfel Hch schw?r von Früchten bogen,-auf L»n Aeck-rn die Saat bestellt wurde «nd Scheunen und Ställe gefüllt pondeii. das alles durfte sie sich froh «»stehen, war ihr Werk. Denn ihr Wille hatte die Verwalter, die Knechte «nd Mägde zur Treue gestachelt. Sie blickte in die schweigende Rund». Nie halte sie. die Erbin, «in Eigenthumsgefühl empfunden. Anvertraute Güter nichts weiter und darum verpflichtend, sie mit Zins und Zinseszins zurückzuerstat- Und doch nur der Rahmen für die Heiden kostbaren Leben, deren Hü -terin sie war. Diese Kinder eine Freudenslamme schlug in ihr em pot nicht von ihrem Schoß ge tragen und geboren, schenkte sie ihm zurück. Sie waren ihrer Liebe Schöpfung und ihrer Seele Inhalt. Ä)ie andere, die Mutter, hatte ihnen i>en Lcbensathcni gegeben, sie aber ih ikttn Geist von ihrem Geiste einge- sie hinter den Büschen nicht weiße Kleider schimmern? Stimmen schwirrten auf und flatterten heran. „Tante Brigitte. Tante Brigitte! Mir suchen Veilchen für den Vater. 'ln einer halben Stunde kommt der Aug. Dürfen wir wirklich nicht auf den Bahnhof laufen?" Brigitte lächelte. „In einer hal ten Stunde kommt der Zug," hallte -eS in in ihrem Herzen nach, und sie, trat auf die Mädchen zu und strei- ! «Helte ihnen die Wangen. „Ihr wißt, Zier Vater hat's verboten. Achtet sei ne erste Anordnung." „Ob er gar nicht neugierig auf -uns ist?" schmollte die blonde Mar garete. „Wir waren BabieS, als «r nach Asien ging, nun sind wir „Und wenn die Ungeduld der /Grund wäre, daß er euch nicht auf Ziem Bahnhof wünscht? Wenn er fürchtet, vor den fremden Menschen Hort die Erregung nicht meistern zu können? Wie ich euren Bater kenne. Pnd ihm „Szenen" überaus peinlich." sagte es gleichmüthig, und doch stürzte in diesem Augenblick die Vor stellung des Wiedersehens wie eine iheiße wilde Woge über sie her. Der «Nedanke. daß er die Kinder zuerst »«grüßen würde, war ihr plötzlich wie «in Abzug an der Fülle ihres Glücks. Aber sie machte sich stark. „Ich treten können mir nicht gestatten, was ich den Kindern verwehre? Sie «uf dem Bahnhos zu finden, geht ihm schon über die Kraft wieviel mehr «nser Wiederfinden in Gegenwart der Rinder. Etwa im Vorsaal deS Hau ses? Nein, hier unterm Eichbaum will ich aus ihn warten, bis seine Kinder »>nd seine Dienerschaft ihn freigibt. Er wird den Weg hierher von selber geben." ' Margarete und Hedwig hatten die S-chiirzen voll Blumen. „Wir Wol ken den ganzen Tisch mit Beilchen be streuen. Hilfst Du uns, Tante Bri gitte?" „Ich glaube, dos macht Ihr Hub- „Tante Brigitte!" Jetzt schmeichel- sie schon einmal verspürt . 55nau s« hatte Wolfgang sein Haupt an ihre Brust gebettet, als sie in gi rier «inen bittersüßen Stunde hier setz hinweg im Herzen trug. Dies Stunde sollte auferstehen, be- fr«it vom Schatten und d«r Pein der Unrechtmäßigkeit . . . „Tante Brigitte" Margarete, die ältere und verständigere, setzte sich auf die Bank, die um den Baum lief; „glaubst Du, daß Papa noch heute zum Grab der Mutter gehen und daß er traurig sein wird, wenn er an sie denkt?" Es war gut, daß die Dämmerung des Septemberabends so schnell ein fiel. Brigitte neigte den Kopf. „Wir wollen heute mit ihm nicht von der Mutter reden," sagte sie leise und empfand schon, während sie es aus sprach. dies Wort als einen Raub an einer Wehrlosen. „Aber Du erzähl' uns von ihr," Zeit schneller. Hat Vater sie sehr lieb gehabt?" „Hätte er sie sonst zu seiner Frau gewählt?" „Aber warum ließ er sie dann al lein so viele Jahre?" „Es ist Schicksal der Frauen, daß der Mann ihnen nicht allein gehört, sondern der Welt, der er seine Ar beit schuldet." Diesen Satz sagte sie hastig, wie auswendig gelernt hun dertmal hatte sie ihn sich zurechtgelegt auf die Frage, die ihr einmal ge stellt werden mußte. „Ihr wißt, daß euer Vater ein berühmter For scher ist," sprach sie aufathmend wei ter. „Der Forscherdrang trieb ihn in die Welt." „So hätte Mutter ihn begleiten sol len. Es gibt Frauen, die mit ihren Männern in fremde Erdiheile gehen." „Von ihren kleinen Kindern weg?" „Wir hätten ja Dich gehabt, Tan te Brigitte. Du hast schon damals auf dem Gut gelebt als der Vater fortging» sagt die Mamsell." Sagt die Mamsell? Was hat sie noch gesagt? brannte es in Brigittes Seele. Zögernd erwiderte sie: „Be suchsweise. Erst als eure Mutter fühlte, daß sie sterben müsse, rief sie mich für die Dauer zu sich und über gab mir e>Vh und den ganzen Besitz als ihr Vermächtniß. Seitdem blieb ich hier." Die Mädchen schmiegten sich an sie. „Tante Brigitte, wir haben Dich viel lieber als die Mutter, die wir nur von den Bildern kennen; Du siehst noch heut viel schöner und klüger und freundlicher aus als sie." Brigittt erhob sich schroff. „Ich dulde nicht, daß Ihr lieblos von eu rer Mutter redet. Sie war einsam, nachdem der Vater sie verlassen hat te und Einsamkeit macht unfroh." Ihr Gerechtigkeitsdrang und ihrßein lichkeitsgefühl zwangen sie, das Bild der Todten zu vertheidigen gerade sie hatte Dich mochte sie Dich so gern, wie wir Dich mögen?" „Meine Schwester vertraute mir unbedingt," durfte Brigitte mit gu tem Gewissen antworten, „und ich glaube, daß ich gehalten habe, waS sie bei ihrem frühen Tode von mir er wartete." „Wirst Du nun den Vater Heira then?" fragte Hedwig mit ihrer kla ren und ruhigem Stimme. „Schweig'!" Zum ersten Male in ihrem Leben sahen sie die Tante in unbeherrschtem Zorn. Brigitte wand sich unter Qualen der Scham, als wären ihr die Kleider vom Leibe ge rissen. „Wir hatten's unZ so ausgedacht, Margarete und ich," entschuldigteHed wig weinerlich „Dann würdest Du doch wirklich unsere Mutter." Da brach Brigittes Festigkeit zu sammen. Sie riß die Kinder an sich und küßte sie. ihr Körper zuckte und ihr Gesicht 'schwamm in Thränen. „Ihr wißt nicht, wieviel Gutes mir dieses Wort gethan hat! Ich habe eu ren Vater lieb es muß einmal her aus und Ihr sollt es hören noch ehe er da ist. Ihr seid keine Kinder mehr. Und Ihr sollt richten im Andenken an eure Mutter. Auch er hat mich lieb gehabt, lieber als seine Gattin —. und weil er ihr kein Unrecht thun wollte, ging er in die Welt, damit wir uns niemals wie dersähen. Auch als sie starb drei Jahre nach seiner Ausreise, ist er nicht zurückgekehri, weil wir uns das Wort gegeben hatten, einander zu vergessen. Aber das ging wohl über die Menschenkrast, sonst käm' er heuje nicht. Doch wenn er mich nun fragen wird, ob wir jetzt uns das Glück nehmen dürsten, das einst eine Schuld war so sollt Ihr mir die Antwort sagen, denn ich habe mich bemüht, euch eure Mutter ehren und lieben zu lehren." Die Mädchen saßen geduckt in Märchen zu. Langsam begann Margaret? zu flüstern: ..Wenn Ihr der Mutter kein Unrecht thatet, so seid doch Ihr es. die mehr gelitten habt, als sie und es ist so einfach: Ihr gehört zusam men. sonst wären ja wir alle vier un- Stimme wie aus Nebeln, vertraut und fremd: .Das ganze Haus ich nach euch absuchen und ihr ver- jprungen. „Der Vater!' Brigitte oersagten die Füße dcn Dienst. Sie lehnte sich an einen Baum. „Wir hörten keinen Wagen rollen." Si« -Möglichste Wort „Ich wollte keinen Wagen, ich woll te nicht die Aufmerksamkeit deS gan zen Dorfes erregen. Aber nun sagt ne Töchter die großen, schlanken Mädels hier und das ist die gute slte Brigitte, die sie mir aufzog iind die hier alles verwaltet hat. Die Leute drinnen haben mir schon von Deiner Tüchtigkeit berichtet." „Ich habe Dein Erbe verwaltet," entgegnete sie tonlos. „Ich werde mich dankbar erwei sen Noch war sie zu verwirrt, den Sinn seiner Worte aufzunehmen. Sie be merkte nur mit gleichsam unpersön lichem Erstaunen die lärmende Stim me und die kurzen herrischen Bewe- „Aber jetzt kommt ins Haus," sagte kr, „damit ich euch im Licht betrach ten kann und damit ihr anschaut, was sei, für die Ueberraschung." „Wir spielen nicht mehr mit Pup pen, Papa," sagte Hedwig naseweis. ein Püppchen zum Spielgefährten be kommen werdet." entschied der Welt fahrer und lachte breit. In diesem unbekümmerten, gesundgemüthlichen Lachen war etwas, das Brigitte Pein bereitete. In ihr Gesichts trat ein langsam aufdämmernder Erinnerung gleichfalls unsicher und fast erschreckt. Aber mit der Gewohnheit des That menschen meisterte er sich sofort. Nur sein übermäßig lauter und vergnügter Ton, der scherzhaft klingen sollte, schien ein wenig gezwungen als er „Müßt euch abfinden lernen mit der neuen Situation, hilft nichts! Ich habe euch nämlich eine neui Mut nächste Jahrzehnt 'mal ausruhen. Na. Mädels, was macht ihr denn für Gesichter?" Die Kinder standen mit versteiner ten Mienen. Er griff ihnen unters llinn. „Kommt, begrüßt eure Mut ter. Sie wartet im Speisesaal. Und seht zu. daß ihr einen guten Eindruck macht." ter. „Tante Brigitte, Tante Brigit te!" Aufweinend flüchteten sie sich an ihre Brust. Dem Manne schwellen die Zornes adern an der Stirn. „Laßt jetzt die Tante Brigitte! Sie hat jetzt keine Zeit für euch. Sei so freundlich. Bri gitte. die Zimmer meiner Frau her ihrem neuen Heim." Mit Augen, die wie jählings er blindet waren, doch erhobenen Haup- Schwiegersohn noch im Bureau war. Nachdem sie eine Weile mit der Toch ter geplaudert hatte, und die Stunde des Bureau - Schlusses herannahte, sprach die Matrone: Weißt du 'was, Lina, wir machen einen Spaß, wenn dein Mann heimkommt, sagst du, statt meiner sei ein Telegramm angelangt, worin ich euch mittheile, daß ich leider nicht kommen könne? ich verstecke mich hinter jene Thür, und trete dann plötzlich hervor. Ach ja, erwidert lebhaft die Tochter, da mit Hugo nichts merkt. Kaum ist sie fertig, klingelt es. und der Gatte kommt mit ziemlich verdrießlichem Ge sicht heim; «r stutzt: na, istdeineMut ter denn nicht eingetroffen? Nein, sie telegraphirte, daß sie nicht kommt. Gott sei Dank! Schwiegermutter (hinter der Thür): Ah! Aus Eifersucht. Frau gar nicht? Frau B.: Nein, es ist ein Weibchen, ein Männchen kauft mir mein Gatte nicht, dazu ist er zu eifersüchtig! Schnell nachgegeben. Frau: Du könntest deine theure Jagd wohl auch aufgeben, wenn du immer vom Sparen sprichst. Mann: Ich bin gern dazu bereit, wenn du Behalte deine Jligd! Macht d - r Gewohnheit. Gerichtsdiener: „Hier ist der groß« Fleischerhund, welcher d«n Kläger ze biss«n!" lDer Hund sängt an zu knurren). Richter: „'s Maul hal- Sparwuth. Alice Schwab war nun seit neun Jahren verheirathet. Sie besaß ein gemüthliches, entzückendes Heim, hatte einen Gatten, der sie liebte und ihr jeden Wunsch erfüllte, und erfreut« sich eines prächtigen Knaben, der, kör perlich und geistig gesund, in der Schule stets unter der ersten der Klasse saß. Man hätte nun meinen sollen, daß Frau Alice glücklich und zufrie den gewesen wär«. Aber dem war durchaus nicht so. Im Gegentheil, Quelle des Mißmutes. Sie gehörte zu jenen bedauernswerthen Naturen, die nie vollkommen glücklich sein kön nen. Ständig hatte sie bange Todesah nungen, trotzdem sie nie krank war und sich eines gesegneten Appetits er freute. Sie aß für vier. Diese Todesbefürchtungen verließen sie ihr Lebelang nicht. Und sie würd.' 74 Jahre alt. An die unangenehmen Charakter eigenthllmlichkeiten seiner Frau hatte sich Arthur Schwab in all' den lange» Jahren allmählich gewöhnt. Er nahm ihre Unzufriedenheit als «twaS Unab änderliches hin, womit man sich eben abzufinden habe und lebte sonst harm los in den Tag hinein. Seit einiger Zeit jedoch sah er mit schärs«ren Au gen auf das Gebahren seiner Gattin. Er bemerkte, daß sie sich in ihren Ausgaben beschränkte, ihre Garderobe nicht mehr sü «legant hielt, wie vor dem, und vor Allem an den täglichen Mahlzeiten knapste das gab d«n Ausschlag .... Man hatte wieder zu Mittag ge speist und es war ein ziemlich küm merliches Diner gewesen. Der. Kaffee wurde aufgetragen; er war auch nicht mehr so stark wie sonst, Madame hatte entschieden an Bohnen gespart. „Liebe Alice," sagte Arthur, „ich muß Dich etwas fragen." „Bitte!" lautete die gleichmüthige, etwas lakonische Antwort. „Nun wohl, ich muß Dir mein Be fremden über D«in überaus unange brachtes Sparsamkeitssystem aus drücken. Ich habe Dich in den Aus gaben nicht beschnitten, das Wirth schaftsgeld ist reichlich bemessen, und trotzdem knauserst Du am Essen, am Trinken, an Deiner Garderobe, an Allem, Also, bitte, erkläre mir." spare nämlich." Er prallte zurück. „Du Du sparst? Das ist ja das Allerneueste; kannst Du doch meine Sorge sein las sen. Und warum sparst Du? Willst Du mir das nicht gefälligst sagen?" Alice kam nicht aus der Ruhe. „Ich hab« keine Veranlassung. Dir meine Gründe vorzuenthalten. Ich spar« für unser Kind." ergeben mit dem Kopfe und Alice sprach weiter: „Ich werde vor Dir sterben, das ist sicher. Vielleicht werde ich bald sterben, und Du wirst Dich natürlich wieder verheirathen. Ver suche nicht, mich des Gegentheils zu versichern," schnitt sie ihm energisch Im ersten Moment wollte Arthur denn los. Arthur?" Sie beruhigt sich nicht. „Du ver birgst mir etwas. Hast Du geschäft liche Unannehmlichkeiten gehabt?" wissen willst ich bin augenblicklich klamm im Geschäft, das Geld ist zenh«!t. Brauche Mammon." „Und wieviel brauchst Du, Ar thur?" fragte si« angstvoll. Frau Alice athmete auf. „Aber, Liebster, wenn es nicht mehr ist da kann ich ja aushelfen." Schnell erhob sie sich, öffnet« ein Geheimfach ihres eleganten Danien- Er zögerte und sah sie liebevoll an: „Aber, Kindchen, wenn ich nun bankerott mache dann sind sie doch Da fiel sie ihm um den Hals und ihre Seele offenbarte sich ihm. „Du bist doch mein geliebter Mann: Du gehst vor; erst Du. dann das Kind." Arthur frohlockte innerlich; so war seine Alice doch eine gute Frau, ihr Kern war gesund. Nun galt es, sie Dankend nahm er das Sparkassen „Liebe Alice, als korrekter Kauf mann werde ich Dir natürlich eine Quittung über die achthundert Mark ausstellen. Ordnung muß sein." Und ohne auf Ihren Widerspruch zu achten, beschrieb er ein Formular 30,000 Mark, in Worten dre'ßig tausend Mark, zahl« ich meinem Sohn Karl, Fritz, Ludwig Schwab «inen Tag nach dem Ableben meiner Frau Alice Schwab, geborenen Lindemann. Arthur Schwab. Arthur lachte behaglich. „Ja, theure Frau, jetzt bist Du es, die an meinem Verstände zweifelt, aber beruhige Dich, er ist mir nicht abhanden gekommen, ich brauche ihn nicht als verloren an melden zu lassen. Das mit meiner Geldnoth war einzig und allein eine Finte, ich wollte nur erproben, ob Du den Sohn über den Vater stellst. Fall. Die achthundert Mark be dafür machen wir eine kleine Vergnü gungsreise. Sparen darfst Du auch nicht mehr, denn dreißigtausend Mark dürsten Dich über die Zukunft unseres Sohnes nach Deinem eventuellen Tode Atzung feudal, Deine Kleidung tipp topp werden. Hab' ich Dein Wort, iMe?" So war der eheliche Fried«» end lich wieder beigestellt. ' Und schon am nächsten Tage begann Ideale. V»u L v. L. Glänzende Gesellschaft beim Kam merherrn von -k. Aeltere Herrschaf ten in einem Zimmer allein versam melt, die Jugend im anderen Raume. Ein großer Saal. Am Kamin, in dem die Gluth knistert, stehen drei Herren. Sie blicken aus eine Gruppe junger Mädchen am entgegengesetzten Ende des riesigen Zimmers. Die Mädchen sind sehr jung, blond, deutsch; nur eine ist älter, reifer als zum ersten Walzer, Elly?" „Wo treffen wir uns morgen?" „Du lieber Himmel, mein Singlehrer ist ein Tyrann! Ich soll bei Nachtluft Theater, das Tanzen!" Wichtig, wichtig ist's für junges Volk. Athemlos schaut, am Kamin, Herr von Bruckner seinem Gegenüber in das Gesicht: „Treuenfels, Sie scheuen sich nicht, öffentlich auszusprechen: Gräfin Lambart sei in Sie verliebt? Und Sie täuschen sich nicht?" „Ich täusche mich nicht." „Nun und?" „Ich w«rde sie Heirathen." „Sie scheinen Ihrer Sache sehr sicher!" „Jawohl!" „Wenn ich nu- wüßte Treuen felb, ich irill Sie nicht beleidigen, aber der Ton, in dem Sie reden, gefällt mir nicht. Er ist kühl —um nicht zu sagen gleichgültig, geschäftsmäßig. Verzeihen Sie mir aber lieben Sie sie denn?" „Natürlich!" „Wieder dieser Ton. Noch eins, Treuenfels, es ist nicht Indiskretion von mir aber Sie wissen, ich bin ihr Jugendfreund „Jugendfreund? Ach ja, nun also, was wünschen Sie?" „Hat s i e Ihnen gesagt, daß sie Sie liebt?" Treuenfels überhört die Frage, er fährt fort in seinem Gedankengang, wie zu sich selbst sprechend: „Warum sollt« die Gräfin mich ausschlagen? Ich habt einen guten alten Namen, eine Stellung, Vermögen, bin nicht gerade ein Scheusal nun also? Man wird gut bei mir aufgehoben sein! Und sie? Sie ist eine reizende Person und klug. Sie wird ir«^e chen^— ich werd« ihr dankbar und sehr glücklich sein/ Ideale!" Ja, lieber Freund, Ideale, Weile: „Ein Modchen wie Gräfin Tan? zurecht gemacht. Musik kommt. Die Szene wechselt. Während ei ner Tanzpause steht an demselben Kamin, dessen Gluth nun erloschen, ein Paar: Gräfin Lambart, jenes deskreise gesessen, und Herr von Treu«nfels. In einer Nische des großen Saales lehnt ein junger Ma rine-Offizier der Jugendfreund und beobachtet das Paar mit finste ren Blicken. Treuenfels ist verlegen, was sonst nicht seine Art. er schaut gedankenvoll auf seine tadellos pvlirten Nägel nie der. Ein Lachen ihrerseits läßt ihn aus seinen Gedanken auffahren: „Sie sind so feierlich, Herr von Treuenfels, und unterhalten mich gar nicht. Sie haben mich verwöhnt, noch nie hab' ich mich in Ihrer Gesellschaft gelang weilt." Er sieht sie scharf an: „Ist das wahr. Gräfin? Sie machen mich sehr glücklich! Freilich, heute Abend wir haben die Rollen getauscht sonst war ich der Gesprächig«, der Lustigere von uns beiden —" Sie bleibt nachdenklich, v«rträumt. Er fährt fort: . keine Aufmerksamkeit schenkten, wenn Sie mit ernsthaften, fernliegenden Fragen alle Gespräche unterbrachen. Heute, wo ich über Feierliches nach denke, fordern Sie mich durch Ihr Lachen heraus." Er will ihre Hand ergreifen. „Ich habe etwas Ernsthaf tes mit Jhn«n zu besprechen." > Sie entzieht ihm die Hand, das La chen verstummt auf ihren Lippen: „Sie machen mir Angst —" „Nein. nein, keine Angst, Gräfin Mary, hören Sie mich: Wir kennen uns nun schon ein« ganze Saison. Wir haben uns oft gesehen. Sie ha ben meine Absichten bemerkt und mich nicht?" „Ja. es ist wahr aber —" sie s«nkt die Wimpern. „Bitte, hören Sie mich zu Ende. Ich bin älter als Sie, ein beträchtli ches Theil, aber was ich Ihnen zu bieten habe, ist nicht wenig —" Er hört einen Seufzer. Mary öff net den Mund, es scheint, als möchte sie etwas sagen er will sich nicht unterbrechen lassen und fährt mit er „Einen Augenblick, Gräfin, nicht unterbrechen wenn ich bitten darf. Sie würden es gut haben bei mir, je der Wunsch sollte Ihnen erfüllt wer den. Wir werden ein schönes Hau» len werden Mit einem Wort, Mary, werden Sie meine Frau —' Es entsteht Une Paus«. Dann, ebenso kühl, wie die ganze lange Rede dem jungen Mädchen, gehalten, schaut sie ihn mit ihren großen, aus drucksvollen Augen fest in's Antlitz, zieht ihre Hand fort, die er wi«d«r ergreifen will, und legt sie auf den Rücken. Dann erwidert sie fest und ruhig, indem sie nur um einen Schein „Ich kann Ihnen diese Hand nicht reichen, Herr von Treuensels. sie wird ausgehoben für den. der mir mehr Wärme giebt, ich hab« noch . Glücklichen: dem jungen Marine-Offi zier, ihrem Jugendfreund, der in der Nische stand und sie beobachtete, wäh rend Herr von Treuensels wieder auf seine tadellos polirten Nägel blickt und murmelt: „Verflucht s« hat unser Gespräch „Volk is total v«rbau«rt! Jetzt Gefahren des Berufs. denn Ihr Mann eigentlich Frau Huber?" Frau Huber (Mau rerswittwe): „An Verkalkung der Ar terien, hat der Arzt gesagt!" Versiche rungsbeamter: „Verkalkung? Also ein Opfer seines Berufs!" Sein Wunsch. „Nun, sind Sie mit d«r Wittw« zufrieden?" „Ach, ich wollte, mein Vorgäng«r lebte noch." Boshaft. Professorsgattia (zli ihrem Mann, der den Schirm rückwärts gehalten, so daß der Wind sich darin verfing): „Alles machst Du verkehrt, nun ist der Schirm auch übergeschnappt!" Es sieht s» a»SI Ihr Mann scheint ja ein Mustergatte zu sein, er thut immer so, als ob er Frau B.: Glauben Sie doch das. nicht, der verstellt sich blos. WildbrethLndl er: „Haben der Herr Baron vielleicht sonst noch was geschossen?"
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