Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 02, 1911, Image 2

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    Dt e v r in n.
Unter dm prasselnden Eicheln, di«
den laubarmen Wipfeln regneten,
Paiid Brigitte und pflückte bunt«
Der Abend dunkelte mit
warmen Schatten; im farblosen
Zklaugrau schwebte die gelbe Mond-
Kchel. indes im Westen noch ein
Meiches Rosa am Himmel blühte und
sich im Teiche spiegelte.
Zwischen den trockenen Blattern,
tie die Bäume aus den Uferhanz
warfen, begann es zu rascheln. Was
serratten schlüpften über die Wege.
Im Gezweig regten sich müde Vö
gel. Zwischen flüsternden Halmen
schreckte eine Ente aus dem Schlaf
«nd plätscherte vom Rasen ins Was
ser. Brigitte hielt den Athem an.
Zhre Seele war so voll vom Frieden
»er Erfüllung, daß es ihr weh that,
«in verängstigtes Geschöpf zu sehen.
Das Fieber der Erwartung, das ihr
manche Nacht den Schlummer ge
hübt hatte, war ausgebrannt als
«es« Abendstunde sank. Denn nun
«illßte alles den von Ewigkeit be-
Mnmten Gang gehen.
Und stolz hob sie den Kopf. Ab
gebüßt war, was einmal Schuld ge
wesen sein mochte, in Würde di«
'Thorheit, in That die Schwärmerei ge
handelt. . Daß der Park hier grünte
wie einst und den Heimkehrenden
«npfing, daß im Garten die Wipfel
Hch schw?r von Früchten bogen,-auf
L»n Aeck-rn die Saat bestellt wurde
«nd Scheunen und Ställe gefüllt
pondeii. das alles durfte sie sich froh
«»stehen, war ihr Werk. Denn ihr
Wille hatte die Verwalter, die Knechte
«nd Mägde zur Treue gestachelt.
Sie blickte in die schweigende
Rund». Nie halte sie. die Erbin,
«in Eigenthumsgefühl empfunden.
Anvertraute Güter nichts weiter
und darum verpflichtend, sie mit
Zins und Zinseszins zurückzuerstat-
Und doch nur der Rahmen für die
Heiden kostbaren Leben, deren Hü
-terin sie war. Diese Kinder eine
Freudenslamme schlug in ihr em
pot nicht von ihrem Schoß ge
tragen und geboren, schenkte sie ihm
zurück. Sie waren ihrer Liebe
Schöpfung und ihrer Seele Inhalt.
Ä)ie andere, die Mutter, hatte ihnen
i>en Lcbensathcni gegeben, sie aber ih
ikttn Geist von ihrem Geiste einge-
sie hinter den Büschen nicht
weiße Kleider schimmern? Stimmen
schwirrten auf und flatterten heran.
„Tante Brigitte. Tante Brigitte!
Mir suchen Veilchen für den Vater.
'ln einer halben Stunde kommt der
Aug. Dürfen wir wirklich nicht auf
den Bahnhof laufen?"
Brigitte lächelte. „In einer hal
ten Stunde kommt der Zug," hallte
-eS in in ihrem Herzen nach, und sie,
trat auf die Mädchen zu und strei- !
«Helte ihnen die Wangen. „Ihr wißt,
Zier Vater hat's verboten. Achtet sei
ne erste Anordnung."
„Ob er gar nicht neugierig auf
-uns ist?" schmollte die blonde Mar
garete. „Wir waren BabieS, als
«r nach Asien ging, nun sind wir
„Und wenn die Ungeduld der
/Grund wäre, daß er euch nicht auf
Ziem Bahnhof wünscht? Wenn er
fürchtet, vor den fremden Menschen
Hort die Erregung nicht meistern zu
können? Wie ich euren Bater kenne.
Pnd ihm „Szenen" überaus peinlich."
sagte es gleichmüthig, und doch
stürzte in diesem Augenblick die Vor
stellung des Wiedersehens wie eine
iheiße wilde Woge über sie her. Der
«Nedanke. daß er die Kinder zuerst
»«grüßen würde, war ihr plötzlich wie
«in Abzug an der Fülle ihres Glücks.
Aber sie machte sich stark. „Ich
treten können mir nicht gestatten,
was ich den Kindern verwehre? Sie
«uf dem Bahnhos zu finden, geht ihm
schon über die Kraft wieviel mehr
«nser Wiederfinden in Gegenwart der
Rinder. Etwa im Vorsaal deS Hau
ses? Nein, hier unterm Eichbaum will
ich aus ihn warten, bis seine Kinder
»>nd seine Dienerschaft ihn freigibt.
Er wird den Weg hierher von selber
geben."
' Margarete und Hedwig hatten die
S-chiirzen voll Blumen. „Wir Wol
ken den ganzen Tisch mit Beilchen be
streuen. Hilfst Du uns, Tante Bri
gitte?"
„Ich glaube, dos macht Ihr Hub-
„Tante Brigitte!" Jetzt schmeichel-
sie schon einmal verspürt .
55nau s« hatte Wolfgang sein Haupt
an ihre Brust gebettet, als sie in gi
rier «inen bittersüßen Stunde hier
setz hinweg im Herzen trug.
Dies Stunde sollte auferstehen, be-
fr«it vom Schatten und d«r Pein der
Unrechtmäßigkeit . . .
„Tante Brigitte" Margarete,
die ältere und verständigere, setzte sich
auf die Bank, die um den Baum lief;
„glaubst Du, daß Papa noch heute
zum Grab der Mutter gehen und daß
er traurig sein wird, wenn er an sie
denkt?"
Es war gut, daß die Dämmerung
des Septemberabends so schnell ein
fiel. Brigitte neigte den Kopf.
„Wir wollen heute mit ihm nicht von
der Mutter reden," sagte sie leise und
empfand schon, während sie es aus
sprach. dies Wort als einen Raub an
einer Wehrlosen.
„Aber Du erzähl' uns von ihr,"
Zeit schneller. Hat Vater sie sehr
lieb gehabt?"
„Hätte er sie sonst zu seiner Frau
gewählt?"
„Aber warum ließ er sie dann al
lein so viele Jahre?"
„Es ist Schicksal der Frauen, daß
der Mann ihnen nicht allein gehört,
sondern der Welt, der er seine Ar
beit schuldet." Diesen Satz sagte sie
hastig, wie auswendig gelernt hun
dertmal hatte sie ihn sich zurechtgelegt
auf die Frage, die ihr einmal ge
stellt werden mußte. „Ihr wißt,
daß euer Vater ein berühmter For
scher ist," sprach sie aufathmend wei
ter. „Der Forscherdrang trieb ihn
in die Welt."
„So hätte Mutter ihn begleiten sol
len. Es gibt Frauen, die mit ihren
Männern in fremde Erdiheile gehen."
„Von ihren kleinen Kindern weg?"
„Wir hätten ja Dich gehabt, Tan
te Brigitte. Du hast schon damals
auf dem Gut gelebt als der Vater
fortging» sagt die Mamsell."
Sagt die Mamsell? Was hat sie
noch gesagt? brannte es in Brigittes
Seele. Zögernd erwiderte sie: „Be
suchsweise. Erst als eure Mutter
fühlte, daß sie sterben müsse, rief sie
mich für die Dauer zu sich und über
gab mir e>Vh und den ganzen Besitz
als ihr Vermächtniß. Seitdem blieb
ich hier."
Die Mädchen schmiegten sich an sie.
„Tante Brigitte, wir haben Dich viel
lieber als die Mutter, die wir nur
von den Bildern kennen; Du siehst
noch heut viel schöner und klüger und
freundlicher aus als sie."
Brigittt erhob sich schroff. „Ich
dulde nicht, daß Ihr lieblos von eu
rer Mutter redet. Sie war einsam,
nachdem der Vater sie verlassen hat
te und Einsamkeit macht unfroh."
Ihr Gerechtigkeitsdrang und ihrßein
lichkeitsgefühl zwangen sie, das Bild
der Todten zu vertheidigen gerade
sie hatte Dich mochte sie
Dich so gern, wie wir Dich mögen?"
„Meine Schwester vertraute mir
unbedingt," durfte Brigitte mit gu
tem Gewissen antworten, „und ich
glaube, daß ich gehalten habe, waS sie
bei ihrem frühen Tode von mir er
wartete."
„Wirst Du nun den Vater Heira
then?" fragte Hedwig mit ihrer kla
ren und ruhigem Stimme.
„Schweig'!" Zum ersten Male in
ihrem Leben sahen sie die Tante in
unbeherrschtem Zorn. Brigitte wand
sich unter Qualen der Scham, als
wären ihr die Kleider vom Leibe ge
rissen.
„Wir hatten's unZ so ausgedacht,
Margarete und ich," entschuldigteHed
wig weinerlich „Dann würdest Du
doch wirklich unsere Mutter."
Da brach Brigittes Festigkeit zu
sammen. Sie riß die Kinder an sich
und küßte sie. ihr Körper zuckte und
ihr Gesicht 'schwamm in Thränen.
„Ihr wißt nicht, wieviel Gutes mir
dieses Wort gethan hat! Ich habe eu
ren Vater lieb es muß einmal her
aus und Ihr sollt es hören
noch ehe er da ist. Ihr seid keine
Kinder mehr. Und Ihr sollt richten
im Andenken an eure Mutter.
Auch er hat mich lieb gehabt, lieber
als seine Gattin —. und weil er ihr
kein Unrecht thun wollte, ging er in
die Welt, damit wir uns niemals wie
dersähen. Auch als sie starb
drei Jahre nach seiner Ausreise, ist
er nicht zurückgekehri, weil wir uns
das Wort gegeben hatten, einander
zu vergessen. Aber das ging wohl
über die Menschenkrast, sonst käm'
er heuje nicht. Doch wenn er mich
nun fragen wird, ob wir jetzt uns
das Glück nehmen dürsten, das einst
eine Schuld war so sollt Ihr mir
die Antwort sagen, denn ich habe mich
bemüht, euch eure Mutter ehren und
lieben zu lehren."
Die Mädchen saßen geduckt in
Märchen zu.
Langsam begann Margaret? zu
flüstern: ..Wenn Ihr der Mutter kein
Unrecht thatet, so seid doch Ihr es.
die mehr gelitten habt, als sie und
es ist so einfach: Ihr gehört zusam
men. sonst wären ja wir alle vier un-
Stimme wie aus Nebeln, vertraut
und fremd: .Das ganze Haus
ich nach euch absuchen und ihr ver-
jprungen. „Der Vater!' Brigitte
oersagten die Füße dcn Dienst. Sie
lehnte sich an einen Baum. „Wir
hörten keinen Wagen rollen." Si«
-Möglichste Wort
„Ich wollte keinen Wagen, ich woll
te nicht die Aufmerksamkeit deS gan
zen Dorfes erregen. Aber nun sagt
ne Töchter die großen, schlanken
Mädels hier und das ist die gute
slte Brigitte, die sie mir aufzog
iind die hier alles verwaltet hat. Die
Leute drinnen haben mir schon von
Deiner Tüchtigkeit berichtet."
„Ich habe Dein Erbe verwaltet,"
entgegnete sie tonlos.
„Ich werde mich dankbar erwei
sen
Noch war sie zu verwirrt, den Sinn
seiner Worte aufzunehmen. Sie be
merkte nur mit gleichsam unpersön
lichem Erstaunen die lärmende Stim
me und die kurzen herrischen Bewe-
„Aber jetzt kommt ins Haus," sagte
kr, „damit ich euch im Licht betrach
ten kann und damit ihr anschaut, was
sei, für die Ueberraschung."
„Wir spielen nicht mehr mit Pup
pen, Papa," sagte Hedwig naseweis.
ein Püppchen zum Spielgefährten be
kommen werdet." entschied der Welt
fahrer und lachte breit. In diesem
unbekümmerten, gesundgemüthlichen
Lachen war etwas, das Brigitte Pein
bereitete. In ihr Gesichts trat ein
langsam aufdämmernder Erinnerung
gleichfalls unsicher und fast erschreckt.
Aber mit der Gewohnheit des That
menschen meisterte er sich sofort. Nur
sein übermäßig lauter und vergnügter
Ton, der scherzhaft klingen sollte,
schien ein wenig gezwungen als er
„Müßt euch abfinden lernen mit
der neuen Situation, hilft nichts!
Ich habe euch nämlich eine neui Mut
nächste Jahrzehnt 'mal ausruhen.
Na. Mädels, was macht ihr denn für
Gesichter?"
Die Kinder standen mit versteiner
ten Mienen. Er griff ihnen unters
llinn. „Kommt, begrüßt eure Mut
ter. Sie wartet im Speisesaal. Und
seht zu. daß ihr einen guten Eindruck
macht."
ter. „Tante Brigitte, Tante Brigit
te!" Aufweinend flüchteten sie sich an
ihre Brust.
Dem Manne schwellen die Zornes
adern an der Stirn. „Laßt jetzt die
Tante Brigitte! Sie hat jetzt keine
Zeit für euch. Sei so freundlich. Bri
gitte. die Zimmer meiner Frau her
ihrem neuen Heim."
Mit Augen, die wie jählings er
blindet waren, doch erhobenen Haup-
Schwiegersohn noch im Bureau war.
Nachdem sie eine Weile mit der Toch
ter geplaudert hatte, und die Stunde
des Bureau - Schlusses herannahte,
sprach die Matrone: Weißt du 'was,
Lina, wir machen einen Spaß,
wenn dein Mann heimkommt, sagst
du, statt meiner sei ein Telegramm
angelangt, worin ich euch mittheile,
daß ich leider nicht kommen könne?
ich verstecke mich hinter jene Thür,
und trete dann plötzlich hervor. Ach
ja, erwidert lebhaft die Tochter, da
mit Hugo nichts merkt. Kaum ist sie
fertig, klingelt es. und der Gatte
kommt mit ziemlich verdrießlichem Ge
sicht heim; «r stutzt: na, istdeineMut
ter denn nicht eingetroffen?
Nein, sie telegraphirte, daß sie nicht
kommt.
Gott sei Dank!
Schwiegermutter (hinter der Thür):
Ah!
Aus Eifersucht. Frau
gar nicht? Frau B.: Nein, es ist
ein Weibchen, ein Männchen kauft
mir mein Gatte nicht, dazu ist er zu
eifersüchtig!
Schnell nachgegeben.
Frau: Du könntest deine theure
Jagd wohl auch aufgeben, wenn du
immer vom Sparen sprichst. Mann:
Ich bin gern dazu bereit, wenn du
Behalte deine Jligd!
Macht d - r Gewohnheit.
Gerichtsdiener: „Hier ist der groß«
Fleischerhund, welcher d«n Kläger ze
biss«n!" lDer Hund sängt an zu
knurren). Richter: „'s Maul hal-
Sparwuth.
Alice Schwab war nun seit neun
Jahren verheirathet. Sie besaß ein
gemüthliches, entzückendes Heim, hatte
einen Gatten, der sie liebte und ihr
jeden Wunsch erfüllte, und erfreut«
sich eines prächtigen Knaben, der, kör
perlich und geistig gesund, in der
Schule stets unter der ersten der Klasse
saß. Man hätte nun meinen sollen,
daß Frau Alice glücklich und zufrie
den gewesen wär«. Aber dem war
durchaus nicht so. Im Gegentheil,
Quelle des Mißmutes. Sie gehörte
zu jenen bedauernswerthen Naturen,
die nie vollkommen glücklich sein kön
nen.
Ständig hatte sie bange Todesah
nungen, trotzdem sie nie krank war
und sich eines gesegneten Appetits er
freute. Sie aß für vier.
Diese Todesbefürchtungen verließen
sie ihr Lebelang nicht. Und sie würd.'
74 Jahre alt.
An die unangenehmen Charakter
eigenthllmlichkeiten seiner Frau hatte
sich Arthur Schwab in all' den lange»
Jahren allmählich gewöhnt. Er nahm
ihre Unzufriedenheit als «twaS Unab
änderliches hin, womit man sich eben
abzufinden habe und lebte sonst harm
los in den Tag hinein. Seit einiger
Zeit jedoch sah er mit schärs«ren Au
gen auf das Gebahren seiner Gattin.
Er bemerkte, daß sie sich in ihren
Ausgaben beschränkte, ihre Garderobe
nicht mehr sü «legant hielt, wie vor
dem, und vor Allem an den täglichen
Mahlzeiten knapste das gab d«n
Ausschlag ....
Man hatte wieder zu Mittag ge
speist und es war ein ziemlich küm
merliches Diner gewesen.
Der. Kaffee wurde aufgetragen; er
war auch nicht mehr so stark wie
sonst, Madame hatte entschieden an
Bohnen gespart.
„Liebe Alice," sagte Arthur, „ich
muß Dich etwas fragen."
„Bitte!" lautete die gleichmüthige,
etwas lakonische Antwort.
„Nun wohl, ich muß Dir mein Be
fremden über D«in überaus unange
brachtes Sparsamkeitssystem aus
drücken. Ich habe Dich in den Aus
gaben nicht beschnitten, das Wirth
schaftsgeld ist reichlich bemessen, und
trotzdem knauserst Du am Essen, am
Trinken, an Deiner Garderobe, an
Allem, Also, bitte, erkläre mir."
spare nämlich."
Er prallte zurück. „Du Du
sparst? Das ist ja das Allerneueste;
kannst Du doch meine Sorge sein las
sen. Und warum sparst Du? Willst
Du mir das nicht gefälligst sagen?"
Alice kam nicht aus der Ruhe. „Ich
hab« keine Veranlassung. Dir meine
Gründe vorzuenthalten. Ich spar« für
unser Kind."
ergeben mit dem Kopfe und Alice
sprach weiter: „Ich werde vor Dir
sterben, das ist sicher. Vielleicht werde
ich bald sterben, und Du wirst Dich
natürlich wieder verheirathen. Ver
suche nicht, mich des Gegentheils zu
versichern," schnitt sie ihm energisch
Im ersten Moment wollte Arthur
denn los. Arthur?"
Sie beruhigt sich nicht. „Du ver
birgst mir etwas. Hast Du geschäft
liche Unannehmlichkeiten gehabt?"
wissen willst ich bin augenblicklich
klamm im Geschäft, das Geld ist
zenh«!t. Brauche Mammon."
„Und wieviel brauchst Du, Ar
thur?" fragte si« angstvoll.
Frau Alice athmete auf. „Aber,
Liebster, wenn es nicht mehr ist
da kann ich ja aushelfen."
Schnell erhob sie sich, öffnet« ein
Geheimfach ihres eleganten Danien-
Er zögerte und sah sie liebevoll
an: „Aber, Kindchen, wenn ich nun
bankerott mache dann sind sie doch
Da fiel sie ihm um den Hals und
ihre Seele offenbarte sich ihm. „Du
bist doch mein geliebter Mann: Du
gehst vor; erst Du. dann das Kind."
Arthur frohlockte innerlich; so war
seine Alice doch eine gute Frau, ihr
Kern war gesund. Nun galt es, sie
Dankend nahm er das Sparkassen
„Liebe Alice, als korrekter Kauf
mann werde ich Dir natürlich eine
Quittung über die achthundert Mark
ausstellen. Ordnung muß sein."
Und ohne auf Ihren Widerspruch
zu achten, beschrieb er ein Formular
30,000 Mark, in Worten dre'ßig
tausend Mark, zahl« ich meinem Sohn
Karl, Fritz, Ludwig Schwab «inen
Tag nach dem Ableben meiner Frau
Alice Schwab, geborenen Lindemann.
Arthur Schwab.
Arthur lachte behaglich. „Ja, theure
Frau, jetzt bist Du es, die an meinem
Verstände zweifelt, aber beruhige Dich,
er ist mir nicht abhanden gekommen,
ich brauche ihn nicht als verloren an
melden zu lassen. Das mit meiner
Geldnoth war einzig und allein eine
Finte, ich wollte nur erproben, ob
Du den Sohn über den Vater stellst.
Fall. Die achthundert Mark be
dafür machen wir eine kleine Vergnü
gungsreise. Sparen darfst Du auch
nicht mehr, denn dreißigtausend Mark
dürsten Dich über die Zukunft unseres
Sohnes nach Deinem eventuellen Tode
Atzung feudal, Deine Kleidung tipp
topp werden. Hab' ich Dein Wort,
iMe?"
So war der eheliche Fried«» end
lich wieder beigestellt.
' Und schon am nächsten Tage begann
Ideale.
V»u L v. L.
Glänzende Gesellschaft beim Kam
merherrn von -k. Aeltere Herrschaf
ten in einem Zimmer allein versam
melt, die Jugend im anderen Raume.
Ein großer Saal. Am Kamin, in
dem die Gluth knistert, stehen drei
Herren. Sie blicken aus eine Gruppe
junger Mädchen am entgegengesetzten
Ende des riesigen Zimmers. Die
Mädchen sind sehr jung, blond,
deutsch; nur eine ist älter, reifer als
zum ersten Walzer, Elly?"
„Wo treffen wir uns morgen?"
„Du lieber Himmel, mein Singlehrer
ist ein Tyrann! Ich soll bei Nachtluft
Theater, das Tanzen!" Wichtig,
wichtig ist's für junges Volk.
Athemlos schaut, am Kamin, Herr
von Bruckner seinem Gegenüber in
das Gesicht: „Treuenfels, Sie scheuen
sich nicht, öffentlich auszusprechen:
Gräfin Lambart sei in Sie verliebt?
Und Sie täuschen sich nicht?"
„Ich täusche mich nicht."
„Nun und?"
„Ich w«rde sie Heirathen."
„Sie scheinen Ihrer Sache sehr
sicher!"
„Jawohl!"
„Wenn ich nu- wüßte Treuen
felb, ich irill Sie nicht beleidigen, aber
der Ton, in dem Sie reden, gefällt
mir nicht. Er ist kühl —um nicht zu
sagen gleichgültig, geschäftsmäßig.
Verzeihen Sie mir aber lieben
Sie sie denn?"
„Natürlich!"
„Wieder dieser Ton. Noch eins,
Treuenfels, es ist nicht Indiskretion
von mir aber Sie wissen, ich bin
ihr Jugendfreund
„Jugendfreund? Ach ja, nun
also, was wünschen Sie?"
„Hat s i e Ihnen gesagt, daß sie Sie
liebt?"
Treuenfels überhört die Frage, er
fährt fort in seinem Gedankengang,
wie zu sich selbst sprechend: „Warum
sollt« die Gräfin mich ausschlagen?
Ich habt einen guten alten Namen,
eine Stellung, Vermögen, bin nicht
gerade ein Scheusal nun also?
Man wird gut bei mir aufgehoben
sein! Und sie? Sie ist eine reizende
Person und klug. Sie wird ir«^e
chen^— ich werd« ihr dankbar und
sehr glücklich sein/
Ideale!" Ja, lieber Freund, Ideale,
Weile: „Ein Modchen wie Gräfin
Tan? zurecht gemacht. Musik kommt.
Die Szene wechselt. Während ei
ner Tanzpause steht an demselben
Kamin, dessen Gluth nun erloschen,
ein Paar: Gräfin Lambart, jenes
deskreise gesessen, und Herr von
Treu«nfels. In einer Nische des
großen Saales lehnt ein junger Ma
rine-Offizier der Jugendfreund
und beobachtet das Paar mit finste
ren Blicken.
Treuenfels ist verlegen, was sonst
nicht seine Art. er schaut gedankenvoll
auf seine tadellos pvlirten Nägel nie
der. Ein Lachen ihrerseits läßt ihn
aus seinen Gedanken auffahren: „Sie
sind so feierlich, Herr von Treuenfels,
und unterhalten mich gar nicht. Sie
haben mich verwöhnt, noch nie hab'
ich mich in Ihrer Gesellschaft gelang
weilt."
Er sieht sie scharf an: „Ist das
wahr. Gräfin? Sie machen mich sehr
glücklich! Freilich, heute Abend
wir haben die Rollen getauscht
sonst war ich der Gesprächig«, der
Lustigere von uns beiden —"
Sie bleibt nachdenklich, v«rträumt.
Er fährt fort: .
keine Aufmerksamkeit schenkten, wenn
Sie mit ernsthaften, fernliegenden
Fragen alle Gespräche unterbrachen.
Heute, wo ich über Feierliches nach
denke, fordern Sie mich durch Ihr
Lachen heraus." Er will ihre Hand
ergreifen. „Ich habe etwas Ernsthaf
tes mit Jhn«n zu besprechen." >
Sie entzieht ihm die Hand, das La
chen verstummt auf ihren Lippen:
„Sie machen mir Angst —"
„Nein. nein, keine Angst, Gräfin
Mary, hören Sie mich: Wir kennen
uns nun schon ein« ganze Saison.
Wir haben uns oft gesehen. Sie ha
ben meine Absichten bemerkt und mich
nicht?"
„Ja. es ist wahr aber —" sie
s«nkt die Wimpern.
„Bitte, hören Sie mich zu Ende.
Ich bin älter als Sie, ein beträchtli
ches Theil, aber was ich Ihnen zu
bieten habe, ist nicht wenig —"
Er hört einen Seufzer. Mary öff
net den Mund, es scheint, als möchte
sie etwas sagen er will sich nicht
unterbrechen lassen und fährt mit er
„Einen Augenblick, Gräfin, nicht
unterbrechen wenn ich bitten darf.
Sie würden es gut haben bei mir, je
der Wunsch sollte Ihnen erfüllt wer
den. Wir werden ein schönes Hau»
len werden Mit einem
Wort, Mary, werden Sie meine
Frau —'
Es entsteht Une Paus«. Dann,
ebenso kühl, wie die ganze lange Rede
dem jungen Mädchen, gehalten,
schaut sie ihn mit ihren großen, aus
drucksvollen Augen fest in's Antlitz,
zieht ihre Hand fort, die er wi«d«r
ergreifen will, und legt sie auf den
Rücken. Dann erwidert sie fest und
ruhig, indem sie nur um einen Schein
„Ich kann Ihnen diese Hand nicht
reichen, Herr von Treuensels. sie wird
ausgehoben für den. der mir mehr
Wärme giebt, ich hab« noch
.
Glücklichen: dem jungen Marine-Offi
zier, ihrem Jugendfreund, der in der
Nische stand und sie beobachtete, wäh
rend Herr von Treuensels wieder auf
seine tadellos polirten Nägel blickt
und murmelt: „Verflucht s« hat
unser Gespräch
„Volk is total v«rbau«rt! Jetzt
Gefahren des Berufs.
denn Ihr Mann eigentlich
Frau Huber?" Frau Huber (Mau
rerswittwe): „An Verkalkung der Ar
terien, hat der Arzt gesagt!" Versiche
rungsbeamter: „Verkalkung? Also ein
Opfer seines Berufs!"
Sein Wunsch.
„Nun, sind Sie mit d«r Wittw«
zufrieden?"
„Ach, ich wollte, mein Vorgäng«r
lebte noch."
Boshaft. Professorsgattia
(zli ihrem Mann, der den Schirm
rückwärts gehalten, so daß der Wind
sich darin verfing): „Alles machst Du
verkehrt, nun ist der Schirm auch
übergeschnappt!"
Es sieht s» a»SI
Ihr Mann scheint ja ein Mustergatte
zu sein, er thut immer so, als ob er
Frau B.: Glauben Sie doch das.
nicht, der verstellt sich blos.
WildbrethLndl er: „Haben
der Herr Baron vielleicht sonst noch
was geschossen?"