Die heilige Pflicht. (IS. Fortsetzung.) .Aber ich liebe die reumllthig zer knirschten Männer durchaus nicht, Herr Leutnant! Wenn Ihnen daran gelegen ist, mich bei guter Laune zu erhalten, sollten Sie sich Ihr Bekennt niß also lieber schenken. Oder wollen Sie. daß ich Ihnen die Aufgabe ab nehme. die Sie sich da in übergroßer Gewissenhaftigkeit auferlegt haben? Ich versteh- mich nämlich ein wenig aufs Gedankenlesen, und vor Gesich tern, gleich dem Ihrigen, läßt meine Kunst mich nur selten im Stich. Also: Sie haben sich ein bischen geschämt, weil Sie mich bis dahin für das leichtfertigste und oberflächlichste Ge schöpf von der Welt gehalten, und sich vielleicht sogar hier und in diesem Sinne über mich ausgesprochen hat ten. Die Entdeckung, daß ich mir meinen Frohsinn und die Ruhe mei nes Gemüthes nur deshalb aus einer harten, arbeitsreichen Jugend und aus einem schweren Ehemartyrium herübergerettet, weil ich mich unbe fleckt weiß von heimlichen! Unrecht und seiger, schwachmüthiger Lüge diese Entdeckung erschien Ihnen nun, als Sie mich zum ersten Male ernst haft gesehen hatten, so außerordent lich, daß Sie meinten, mir ein großes Unrecht abbitten zu müssen. Habe ich's errathen? Ja? Nun wohl, dann ist also auch das erledigt, und ich kann Sie mit der Versicherung beruhigen, daß ich Ihnen nicht im mindesten böse bin. weil Sie über mich dachten, wie eben alle Welt über mich denkt." Bruno Wilberg neigte sich tief her- I ab. nm ihre kleine Hand zu küssen. Als er sich wieder aufrichtete, lag es wie ein heißes Roth der Verlegenheit auf seinem eben noch so bleichen Ge sicht. „Sie brauchen freilich nichts nach der Meinung der Welt zu fra gen und sicherlich nichts nach der meinigen." sagte er zögernd. „Um meiner selbst willen aber möchte ich die Erinnerung an die Wohlthat, die Sie mir erwiesen, gerne wie etwas ganz Köstliches, durch keinen Schat ten Getrübtes, in meinem Herzen be wahren. Und darum darum bitte ich Sie inständig, gnädige Frau, neh men Sie das Almosen zurück, mit dem Sie mich aus einer von mir viel leicht allzu durchsichtig angedeuteten Bedrängniß zu erretten gedachten." Er hatte einen großen, gelben Briefumschlag aus der Brusttasche ge nommen und ihn mit unsteter Be- Von welchem Almosen sprechen Sie? Und was ist mit diesem Briefe?" „Bitte, verehrte gnädige Frau, las „Jch?" fiel sie ihm in die Rede. wenn es nicht von Ihnen ist, von wem. um des Himmels willen, könnte es denn sonst sein? Die Adresse des Briefes, der nicht einmal einge „Bon einem aufrichtigen Freund?" steht darauf sonst nichts. Aber ich habe absolut leinen Freund, von „Ich werde das Geld selbstver ten." auf, als sie nach einer Weile sagte: „Unsere Freundschaft ist vielleicht sondere Rechte für mich herleiten dürfte. Und doch möchte ich sehr gern eine Frage an Sie richten, die eigentlich nur unter Freunden gestat tet wäre." »Sie wissen, daß jedes Leiche» Ihrer Freundschaft mich glücklich machen wird, Frau v. Harkany!" „Sie haben mir soeben sicherlich gegen Ihre Absicht verrathen, daß Sie Schulden haben, daß Sie sich in Ledrängniß befinden. Ich kann es nur billigen, daß Sie sich einer Hilfe geboten wird. Aber sind Sie nun auch in der Lage, Ihre Angelegenhei ten auf andere Weise zu ordnen?" ließ der junge Offizier seine Antwort folgen. „Ja. Denn ich habe einen freundlichen Helfer gefunden, der es bewirken, ohne daß ich mich durch ein schwindelhaft erschlichenes Darleben oder gar durch die Annahme eines müßte. Mein Vater hat vor seiner Abreise bei einer hiesigen Bank eine größere Summe deponirt. die zur Be streitung des mir von ihm zugesagten jährlichen Zuschusses dienen sollte, und er hat einen befreundeten Rechtsanwalt mit der Verfügung über dies Kapital betraut. Ich habe den Mann vorhin über meine Verhältnisse und meine Zukunftsabsichten unter richtet. und er hat mir erklärt, daß sind als die verfügbare Summe. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, daß mein Gläubiger auf diesen Tilgungs modus eingehen wird, zumal er nicht die geringste Aussicht hätte, auf an dere Weise zu seinem Gelde zu gelan ! ütn." s „Aber Sie würden doch auf diese Weise um Ihren Zuschuß kommen, ohne den Sie bet den gebotenen Rück sichten auf Ihre gesellschaftliche Stel lebin können!" „Diese Rücksichten existiren für mich nicht mehr, gnädige Frau, denn ich bin entschlossen, meinen Abschied zu nehmen und mich recht und schlecht , Wohl taugen"" So folgenschwere Entschlüsse sollte man niemals unter dem Ein- ist von einer vorübergehen den Stimmung nicht die Rede. Wie sagten Sie doch auf unserer unver geßlichen Fahrt vom Rennplatze? Am Ende haben wir doch alles im Leben, das ein Zufall uns in den Schooß wirft, läßt auch ein Zufall wieder zerrinnen, und ein Thor, wer mit Zukunftsernten rechnet, da, wo er nicht gesät hat. Nun wohl, ein solcher Thor bin auch ich bis zu die sem Tage gewesen. Auch mir hatte der Zufall das vermeintliche Glück in den Schooß geworfen, eines reichen Vaters Sohn zu fein, und auch mir ist dies Zufallsglück in nichts zerron nen wie eine geplatzte Seifenblase. Was einen tüchtigen, fest in sich selbst ruhenden Menschen kaum berührt haben würde, über mich brach es her ein wie eine vernichtende Katastrophe. Ich fühlte den Boden unter meinen Füßen schwinden, und es gab nichts, woran ich mich hätte halten können. Wohin ich in meiner Verzweiflung greifen mochte, überall griff ich in's Leere. Soll ich etwa diesen schauder haften Zustand ewig ertragen, indem ich ein Dasein fortführe, dem jede vernünftige Grundlage fehlt, und das einzig auf den hohlen Schein gestellt ist? Nein, nein und tausendmal nein! Ich will endlich einmal an fangen zu säen, denn ich bin wohl noch jung genug, um die Zeit der Ernte zu erleben. Und wenn ich mich darin täuschen sollte, so habe ich doch jedenfalls jetzt schon die beruhigende Zuversicht, daß mich fortan kein Schicksalsschlag mehr in eine so kläg liche und jämmerliche Verfassung bringen kann, wie ich sie Ihnen offen bart habe." Freudig und siegesgewiß leuchteten seine lebhaften Augen aus dem blei chen Gesicht, und er war sicherlich nie mals hübscher gewesen als in diesem Moment gesteigerten Lebensmuthes und beglückend empfundener jugend licher Lebenskraft. Mit ihrem reizendsten und gewin nendsten Lächeln reichte die junge Wittwe ihm die Hand. „Ich müßte es weniger gut mit Ihnen meinen, lieber Freund, wenn ich auch nur den kleinsten Versuch machte, Ihren Ent schluß zu ändern. Von ganzem Her zen also: Glückauf! Wer so ganz ohne Verbitterung und ohne weh müthiges Bedauern über das Verlo rene in ein Leben hineingeht, >d-m kann kaum eine Enttäuschung geschieden sein." j Wieder hatte Bruno Wilberg fast ehrfurchtsvoll die zierlichen Finger geküßt; dann stand er auf. «Ich danke Ihnen! Und nun lassen Sie mich Ihnen gleich Lebewohl sagen, denn unsere Wege dürften künftig ren, als daß ich hoffen könnte, Ihnen I gegnen." »ES wäre sehr betrübend für mich, wenn diese Voraussicht sich erfüllte. ich auf die Kriegsschule kam, war ich ein Jahr lang Volontär auf einem Rittergute, und die Landwirthschaft würde auch jetzt immer noch den größten Reiz für mich haben. Aber daran ist nach Lage der Dinge wohl leider kaum zu denken." Frau v. Harkany schien ein wenig nachzusinnen, dann forschte sie weiter: „Würde Ihnen sehr viel daran liegen, hier in Ihrer deutschen Heimath zu bleiben?" „Vorderhand nicht da? mindeste. Je weiter davon, desto besser. Hier würde mir wahrscheinlich doch immer noch allerlei anhängen, das mich in der rechten Bewegungsfreiheit behin dert." „So will ich Ihnen einen Vor schlag machen. Ich habe ziemlich ausgedehnte Besitzungen in Ungarn, und mein Verwalter ist ein Herr von über siebzig Jahren, der sich ohne Zweifel in nicht zu ferner Zeit nach der verdienten Ruhe sehnen wird. Wenn Sie jetzt hingingen, um sich unter seiner Anleitung für Ihren künftigen Beruf auszubilden, würde ich Sie im gegebenen Augenblick mit Vergnügen zu seinem Nachfolger ma chen. Es ist keine üble Gegend, in die Sie sich damit verbannen wür den und für einen Jäger und Rei ter vielleicht sogar ein kleines Para dies. Auch auf einen standesgemä ßen geselligen Verkehr brauchten Sie keineswegs zu verzichten. Scheint Ihnen unter solchen Umständen mein Vorschlag der Ueberlegung werth?" „Sie haben es nun einmal da rauf abgesehen, mich zu beschämen, gnädige Frau! Und doch habe ich Ihre Güte im Grunde recht wenig „Aber Sie hätten so die beste Ge legenheit. die bisher versäumten Ver dienste nachzuholen. Ich würde so gar noch eine kleine Privatmission für Sie haben, durch deren geschickte Schuldnerin machen könnten." „Darf ich sie kennen lernen, Frau v. Harkany?" „Auf meiner Besitzung befindet sich natürlich auch ein Herrenhaus, ein altes, hochfeudales Schloß, genau so steif und kalt und langweilig, wie es solche Herrensitze mit einer glorrei chen historischen Vergangenheit eben zu sein Pflegen. Das muß ich na türlich stehen lassen, aber um nichts in der Welt möchte ich darin woh- Sorge vom Herzen genommen wer den, wenn sich jemand fände, der In teresse genug für mich hat, einen ge eigneten Platz für ein recht hübsches, recht lustiges, und vor allem recht traulichwohnliches Schlößchen auszu suchen und der den unvermeidli chen Aerger mit Architekten, Künst lern und Handwerkern so wenig fürchtet, daß er mir den Verkehr mit diesen Leuten ganz und gar abnimmt. Es wäre köstlich, wenn ich mein künf tiges Heim fix und fertig vorfinden dürfte, und wenn es außen und in nen mit dem ganzen Reiz einer Ue berrafchung auf mich wirkte. Mei nem alten Administrator kann ich die se Arbeitslast nicht zumuthen, und er würde auch schwerlich das Rechte tref fen. Sie aber, Herr Wilberg, wür den sich vielleicht mir zuliebe der un dankbaren Aufgabe unterziehen?" „Mit tausend Freuden würde ich meine ganze Kraft und alle meine be scheidenen Talente daransetzen, Sie zufriedenzustellen. Aber es ist doch gewiß nicht im Ernst Ihre Absicht, sich jemals in der Einsamkeit eines ungarischen Landsitzes zu vergraben, deren Lebenselement die Großstadt luft und die bunte, wechfelvolle Ge selligkeit ist!" „Glauben Sie?" fragte Frau Vil ms lächelnd. „So will ich Ihnen denn zu dem, was Sie bereits von mir gehört haben, noch eine letzte kleine Geschichte aus meinem Leben erzählen. Ich habe Ihnen gesagt. Gatten nicht aus leidenschaftlicher Liebe, wohl aber aus inniger Dank keinen anderen Wunsch hatte als den, ihm für dei. Rest seiner Tage eine treue, hingebende Gefährtin zu sein. Aber ich erzählte Ihnen auch, daß er fast unmittelbar nach unserer Ver mählung schwer erkrankte, und daß mir zwei lange Jahre hindurch die schmerzliche Aufgabe zufiel, die Pfle gerin eines in geistigem und körper lichem Siechthum langsam dahinster benden Unglücklichen zu sein. Die Familie meines Mannes, die sich ver gebens bemüht hatte, die Heirath zu hintertreiben, machte sich nun seine hoffnungslose Ohnmacht zunutze, um ein wahres Kesseltreiben gegen mich zu eröffnen und mich durch nichtß- Adelsfainilie, und es wäre meinen Widersachern sicher gelungen, ihr Ziel trauen meines Gatten auch in dessen persönliche Verhältnisse eingeweiht. Dieser Fremde nun hatte von dem irgend ein anderer wußte, wie unsin nig und verleumderisch die gegen mich erhobenen Anklagen waren, kam er zu mir, um mir seinen Beistand an zubieten lediglich um der Gerech tigkeit willen, denn nie ist ihm aus seiner selbstlosen Aufopferung ein an derer Lohn erwachsen, als die Feind schaft jener Familienclique, die ihn bald mit ebenso wüthendem Hasse verfolgte, wie mich selbst. Der Sieg aber war auf unserer Seite er allein mit seinem starren Recht!ich keitsgefllhl und seiner unbeugsamen Energie hatte ihn erfochten. —Als ich ihn aufsuchen wollte, um ihm zu dan ken, fand ich ihn nicht mehr an der gewohnten Arbeitsstätte. Er hatte Wien verlassen. Die traurige, letzte Wendung im Befinden meines un glücklichen Gatten, sein Tod und die durchSitte und eigenes Bedürfniß ge botene Zurückhaltung desTrauerjahres hinderten mich, nach ihm zu forschen. Dann aber erfuhr ich, daß er als der Leiter eines großen Bankinstituts hier in dieser Stadt thätig sei. und ich zögerte nicht, hier meinen Wohnsitz zu nehmen, nur um in seiner Näh: zu sein, denn unter allen lebenden Men schen war es nur dieser eine, zu dem mein Herz mich hinzog. Es war ge wiß nicht die schwärmerische Ver liebtheit eines durch Aeußerlichkeit geblendeten jungen Mädchens, was ich für ihn fühlte, aber ich glaube doch wohl, daß es so etwas wie wirt liche Liebe war, und es ist jedenfalls sicher, daß ich sehr glücklich gewesen wäre, wenn es mir gelungen wäre, seine Neigung zu gewinnen. Ich habe angefangen, ein großes Haus zu machen, nur um ihn unauffällig her anziehen zu können. Ich habe mich in den Strudel des gesellschaftlichen Lebens gestürzt, nur um ihm da und dort zu begegnen. Ich habe mir den Hof machen und mich als leichtfertig und kokett verschreien lassen, nur weil ich mich dem thörichten Wahn hingab, daß das Vielbegehrte einen Reiz für ihn gewinnen könnte. Und der Er folg dieser Bemühungen? Nun, Sie müssen ihn ja längst errathen haben, da ich Ihnen diese Geschichte natürlich nur erzählen konnte, nach dem sie mit meiner tiefsten Beschä- Enitäuschung geendet. Ich wurde erreichbar ist. Daß ich es Ihnen heute mit lächelndem Munde beichten kann, ist wohl der beste Beweis dafür, daß es für mich nicht das Ende aller Dinge bedeutete, und daß ich nicht daran sterben werde. Aber die Groß stadtluft und die bunte, wechselvolle Geselligkeit, die Sie für mein Lebens element hielten, haben damit jeglichen Reiz für mich verloren. Ohne viel Aufhebens davon zu machen, hab: ich längst mit den Vorbereitungen für die Auflösung meines Haushalts begon nen. In zwei, längstens drei Mona ten werde ich die Stadt verlassen, um mich ein Jahr lang oder auch ein dann hoffe ich eben drunten in Un garn das trauliche Heim vorzufinden, das mich, will's Gott, bis an das Wänden festhält." Mehr als einmal während ihrer Erzählung war auf Bruno Wilbergs Gesicht die Farbe gekommen und ge gangen, aber er hatte nicht den Muth gehabt, sie durch eine Frage oder eine Bemerkung zu unterbrechen. Nun fragte er mit beklommener, in Erre ses Heim dürste ich Ihnen errichten?" Und nach seiner Fertigstellung sollen Sie mir sagen, ob Ste gesonnen sind, meine Einsamkeit zu theilen, oder ob es Sie in die laute, lärmende Welt zurückzieht, die gewiß sehr viele heiße Freuden, aber vielleicht doch noch mehr bittere Enttäuschungen zu bie „Frau Bilma, ich brauche mit die ser Erklärung nicht bis zu jenem noch so fernen Tage zu warten, ich kann ! Ihnen schon heute aussprechen " „Still! Keine Uebereilungen und ! keine Ueberschwenglichkeiten! Wir beide haben noch manches zu verwin was dann weiter folgen mag. wollen wir getrost der Zukunft überlassen." „Der Zukunft, in die ich eine be — Nicht wahr, Frau Bilma?" „Würde ich Ihnen das alles gesagt haben, wenn es meine Absicht wäre, sie Ihnen zu rauben?" „Dank!" sagte er leise. „Heißen, innigen Dank! Und wann darf ich kommen, mir meine Instruktionen für die Reise nach Ungarn zu holen?" „Wenn Sie Ihren Obersten ge sprochen und Ihr Abschiedsgesuch eingereicht haben. Sie müssen ein freier Mann geworden sein, ehe Sie dies neue Joch auf sich nehmen." 17. Kapitel. Der Regierungsbaumeister Nissen war durch den Fernsprecher ersucht worden, sich so bald als möglich in dem Arbeitszimmer des Polizeiraths Lönholdt einzufinden, aber er hatte nicht erfahren können, aus welchem Anlaß diese dringlich- Aufforderung an ihn erging. So hatte er denn ohne Zögern dem Rufe Folge gelei stet, für den er keine andere Erklä rung hatte, als daß es sich um ir gend eine neue wichtige Feststellung in Sachen seines verschwundenen Schwiegervaters handeln müsse. Der Polizeirath ließ ihn auf seine Meldung sogleich vor und empfing ihn mit der ernsten Miene eines Mannes, der eine unangenehme Auf „Es thut mir leid. Herr Regie rungsbaumeister, aber die Mitthei lung, zu deren Empfangnahme ich Sie hierher gebeten habe, ist von der denkbar unerfreulichsten Art. Wenn der Meldung, die uns an diesem Morgen aus Antwerpen zugegangen ist, nicht eine Verwechslung zu grunde liegt, was ich nach Lage der Dinge kaum annehmen kann, so weilt Ihr Schwiegervater August Wilberg nicht mehr unter den Leben den." Nun wäre der Baumeister freilich auf alles andere eher vorbereitet ge wesen. als auf -in- solch- Eröff nung; ab-r -r hatt- d-m Polizeirath aus den Gesinnungen, die er für den Vater seiner Gattin hegte, bisher so wenig Hehl gemacht, daß er sich's ersparen konnte, seiner Ueberra schung den Anschein einer gewaltigen seelischen Erschütterung zu geben. „Was? Er wäre todt?" rief er. „Und die Meldung kommt aus Antwerpen, sagen Sie? Ja, wie soll man sich denn das zusam menreimen? Vor wenig mehr als einer Woche war er doch in New Uork!" „Der Zusammenhang ist auch mir noch einigermaßen räthselhaft, und es bleibt kaum eine andere Erklä rung, als daß er sich fast unmittel bar nach Erhebung des Geldes wie der nach Europa eingeschifft hat. Das wäre allerdings die Handlungs weise eines Verrückten. Aber sü? etwas derartiges galt er ja schon hier, und auf dem Schiffe, von dem aus er seinen Selbstmord verübte, hielt man ihn nach dem Bericht des Kapitäns für einen zweifellos geistes gestörten Menschen." „Durch Selbstmord also hat er ge endet? Na ja, ich habe es meiner Frau längst prophezeit, daß dies der Abschluß sein würde. Darf ich um nähere Mittheilungen bitten, Herr Polizeirath?" „Ich darf Ihnen den Bericht der Antwerpen» Polizeibehörde einst weilen noch nicht im Wortlaut mit theilen, aber es genügt ja wohl, wenn Sie im wesentlichen von seinem In halt unterrichtet werden. Der Kapi tän Fulton vom Dampfer „Phöbus" hat also bei seiner vorgestrigen An kunft in Antwerpen der zuständigen Stelle gemeldet, daß sich während der Fahrt des von New U°rk kommen den Schiffes, und zwar am fünften Tage nach dem Auslaufen, ein als August Wilberg in die Schiffsliste eingetragener Passagiere zweiten Meer gestürzt habe und trotz sofort angestellter Versuche nicht habe geret tet werden können. Der Kapitän hat die an Bord hinterlassenen wenigen Effekten des Selbstmörders pflicht gemäß abgeliefert, und die Antwer pener Polizei verlangt unsere Ent scheidung darüber, ob sie hierher zu senden seien." In der Seele des Regierungsbau meisters regte sich eine furchtbare Ahnung. „Seine wenigen Effek ten?" fragte er hastig. „Bezieht sich das Beiwort etwa auch auf die Baarschast, die er zurückgelassen hat?" „Allerdings! Wie es scheint, hat Wilberg alles, was er an Geld und Geldeswerth bei sich führte, mit hin abgenommen in sein selbstgewähltes Grab." Heinrich Nissen fuhr sich mit der Hand an die Stirn, und es ging schmächtige Gestalt. „Um Gottes New Dorker Bureau der Red-Star- Line eine Emzelkabine erster Klasse auf dem nächsten nach Antwerpen Kapitän über seinen Mitpassagier, I den er seinem Benehmen nach für einen Geisteskranken halten müsse. Nach seiner Schilderung hatte Wil berg während der ganzen Nacht wirre Reden geführt und ersichtlich unter den fürchterlichsten Angstzu ständen gelitten. Auf Befragen durch den Schiffsarzt erklärte er jedoch, daß er bis auf eine allerdings hoch gradige Nervosität vollständig gesund sei, und bat. ihm ein Beruhigungs mittel zu verordnen. Das geschah, aber die Wirkung blieb aus. Der Kabinengenosse mußte den gemeinsa men Schlafraum mitten in der zwei ten Nacht verlassen, weil ihm das Stöhnen, Aechzen und Phantasiren des anderen unerträglich geworden war. Während der folgenden Nächte mußte man Wilberg in der Kabine eines Offiziers isoliren. Tagsüber scheint er, abgesehen von einem äu ßerst verschlossenen und menschen scheuen Wesen, keine sonderlich beun ruhigenden Symptome gezeigt zu haben, da man ihn sonst doch wohl kaum hätte frei herumlaufen lassen. Nach der Vermuthung des Kapitäns soll er eine sehr bedeutende Geldsum me mit sich geführt haben, und zwar in einer ledernen Kuriertasche, ohne die man ihn niemals aus Deck oder in den zur gemeinsamen Benutzung bestimmten Räumen des Dampfers sah. Zweimal während der ersten drei Tage ersuchte er den Schifss zahlmeist-r, ihm größere amerikani sche Noten g-g-n französisches Pa piergeld einzuwechseln, und als er sie seiner Tasche entnahm, will der Beamte gesehen haben, daß dieselbe bis zum Platzen mit Kassenscheinen gefüllt war. Bei Anbruch des fünf ten Tages der Fahrt, als sich von den Passagieren noch niemand auf Deck befand, sahen ein paar Leute von der Bemannung den Reisenden, der natürlich für jedermann auf dem Schiffe zu einer bekannten und interessanten Persönlichkeit geworden war. vollständig angekleidet und mit umgehängter Kuriertasche die von dem Kabinengang der zweiten Ka jüte auf das Promenadendeck führen de Treppe herauskommen und mit raschen, unruhigen Schritten auf letzterem auf und nieder gehen. Sie bemerkten sein verstörtes Aussehen und Gebaren, aber sie konnten darin nach allem, was sie von seinem bis herigen Benehmen wußten, nichts sonderlich Befremdendes mehr fin den. So geschah es, daß ihm nie mand nahe genug war, um die Aus führung seines Vorhabens zu ver hindern, als er sich plötzlich auf die Brüstung schwang, um nach kurzem Zögern ins Meer hinab zu sprin gen. Ueber die Art der angestellten Rettungsversuche enthält der Bericht keine Einzelheiten, aber nach den für solche Zufälle erlassenen Vorschriften und bei dem vorzüglichen Ruse der Schiffsgesellschaft unterliegt es kei nem Zweifel, daß in dieser Hinsicht alles geschehen ist, was geschehen konnte. Erwähnt ist nur, daß sich der Vorfall bei ziemlich bewegter See zutrug und daß der „Phöbus" erst nach einer Stunde den Schau platz des Ereignisses verlassen hat. Die Effekten des Selbstmörders wurden sodann vom Kapitän in Be schlag genommen und vor Zeugen nach etwa vorhandenen Legitimations papieren und Werthöbjekten durch sucht. Aber es sanden sich weder Geld oder Werthscheine, noch irgend welche anderen Schriftstücke vor. Die Gegenstände, die nach der Landung des „Phöbus" der Antwerpener Po lizei übergeben wurden, bestanden le diglich aus einer geringen Menge von Kleidungsstücken, Wäsche und ähnlichen Dingen. Man hatte also keinen anderen Anhalt sür die Fest stellung der Persönlichkeit des Tod ten, als die Namenseintragung in der Passagierliste. Auf diese hin er folgte dann die hierhergerichtete Mel dung." Da der Polizeirath während fei ner umständlichen Erzählung die Augen beständig in dem Aktenstück gehabt hatte, bemerkte er die Verän derung in dem Aussehen seines Zu- Hörers erst, als er sich ihm jetzt wie der zukehrte, und er war von der leichenhaften Gesichtsfarbe, den ver zerrten Zügen und dem starren Blick des Regierungsbaumeisters so überrascht, daß er statt der beab sichtigten Bemerkung hastig fragte, ob ihm nicht wohl sei und ob er je mand zu seinem Beistande herbeiru fen solle. Da raffte Heinrich Nissen noch ein mal seine Willenskraft zusammen, „Ich danke Ihnen. Es ist nichts von allenfalls um ein Glas Wasser bitten dürfte —" Als ihm nun aber der Polizei rath empfahl, unverzüglich nach Haufe zu fahren, schüttelte er sproch'en haben. (Fortsetzung folgt.) Für die Küche. Reissuppe mit Mohr r S ser oder leichter Fleischbrühe, die aber nicht zu fett sein darf, nebst etwa» Butter, Salz und sehr wenig Pfeffer Man giebt dann die Rüben zu der Reismasse, fügt so viel leichte Brühe oder Knochenbrühe, im Nothfall Was» Petersilie Rinder - Rippen mit sau rer Sahne. Das Fleisch inu^ streut einen Eßlöffel feines Mebt ten, fügt etwas dicke saure Sahne Wurzelwerl. Pfeffer und Salz und läßt die Rippenstücke noch damit Butterklößchen zu Fleisch suppen. Man rührt ein Stück Butter, von 6 bis 6 Unzen Gewicht» Eßlöffel Weizenmehl, Muskatblüthe in kochende Fleischbrühe. Wenn sie Reiswü r st chen. Man kocht einen steifen Reisbrei, würzt densel dicht legt. man in siedendem Salzwasser kocht. Will man dieselben als vortreffliche Beigabe zu gedünstetem oder gebrate suppe ein. Bumenkohlsalat. Ein schöner weißer Kops Blumenkohl wird geputzt siir —U Stunden (die Blumen nach unten) in eine Schale mit kaltem Wasser gelegt das man mit etwas Salz oder Essig verwischt gleichmäßige Blumen getheilt und diese mit Salz, gestoßenem weißen Pfeffer. Oel und Essig angemachk- Die Rosen müssen beim Anmachen noch gut warm sein. Nach Beliebnr wird der Salat mit feingehackter Pe tersilie überstreut. Rinder - Rippen mit sau rer Sahn«. Das Fleisch mutz gleichmäßig geschnitten; dann klopft man sie, bestreut si« mit Pfeffer uns Salz, taucht sie in zerlassene Butter läßt sie eine knappe Stunde sieben, brät sie dann schnell in reichlicher zerlassener Butter auf beiden Sei ten braun (etwa 1 Stunde Bratzeit), streut «inen Eßlöffel feines Mehl über das Fleisch, läßt es mit verbra ten, fügt etwas dick- saure Sahne dazu, ferner etwas zerschnittene? Wurzelwerk, Pfeffer und Salz nnd läßt die Rippenstücke noch damit vol lends weich dämpfen. Dann legt man sie auf ein« erwärmte Schüssel; während man schnell die Sauce durch ein Sieb rührt, absibmeckt und nach. Belieben mit etwas Citronensaft pi. lant macht. Man giebt sie in einer Tauciere neben den Rippen, von de -en jede mit einer Citronensch<ibe und
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