Die heilige Pflicht. > <B. Fortsetzung.) „Daß ich als Privatmann Geldge schäfte irgend welcher Art mache, eine Summe die eine!: wesentlichen Theil meines bisher er worbenen Vermögens darstellen wiir nen und von dem Glück Ihres Le bens. Fühlen Sie nicht selbst, mein bester Herr Leutnant, daß diese Be gründungen für mich nichts anderes ren Inhalt?" Dann aber, als sei er nach schwerem Kampfe mit sich selber in'S Reine ge kommen, erhob er den Kopf. „Ich »Ich danke Ihnen für dies Wort, Nein sagen sollten. Und nun lassen Sie mich Ihnen, bitte, klarlegen, um was es sich handelt. Die Persönlichkeit, die mit dem Gelde aus der Gewalt eines nichtswürdigen, ist ein Mann in hervorragender gesellschaftlicher Stellung, ein höhe rer Beamter, dessen moralische Eri tet sein würde, in dem sein Peiniger von der Macht, die er über ihn besitzt, rücksichtslos Gebrauch macht. Die vorhin gesagt, Herr Sie bei Ihren Rettungswerken nicht viel zwischen verschuldeten und unver rum könnte ich vielleicht über diesen Punkt mit Stillschweigen hinwegge hen. ich möchte Sie gern ganz gigkeit von einem Menschen gerathen konnte, der trotz seiner scheinbaren Nespettabilität nichts anderes als ein langjähriger Ehe mit schrankenloser Leidenschaft hing. Die krankhafte Verschwendungssucht dieser Frau, der er aus übergroßer Zärtlichkeit nicht mit der nothigen Energie entgegenzu treten vermochte, wurde ihm zum Verderben. Ich selbst habe die Dame nicht mehr gekannt, aber nach allem, was ich über sie gehört habe, muß sie es in der That toll getrieben haben, so daß nicht nur die von ihr einge brachte Mitgift und das Vermögen ihres Mannes, sondern auch die Ein künfte, die er aus seinem Amt und aus einer erfolgreichen fachwissen schaftlichen Schriftstellerthiitigkeit be zog, unzureichend waren, ihre Launen zu befriedigen. Sie fing an. hinter dem Rücken ihres Gatten Schulden zu hatte nur die Wahl, entweder die ge liebte Frau öffentlich bloßzustellen, oder für die von ihr eingegangenen unter der Maske des humanen Wohlthäters vorzustellen. Während ganze Angelegenheit mehr als einen Freundschaftsdienst." „Entschuldigen Sie eine Unterbre- Wissenschast seinen eigenen Mitthet« eine Combination, die sich aus unan zweifelbare Thatsachen stützt, und für deren Richtigkeit ich darum mit gutem Berichts gehört haben." „Darf ich also bitten!" „Die Wechsel des Beamten wurden von nun an ohne alle Schwierigkeiten wurden von des Beamten, der dus Bewußtsein seiner persönlichen Würde trotz aller Bedrängnisse nie mals eingebüßt hatte, stets mit un zweideutiger Entschiedenheit zurückge wiesen. Da endlich der Borgang liegt schon eine Reihe von Monaten zurück kam eines schönen Tages der Pferdefuß zum Vorschein, den der ehrenwerthe Herr so lange mit klugem Bedacht zu verstecken gewußt hatte. Wenn das Folgende auch ein bißchen romanhaft klingt, so ist es doch dessen ungeachtet leider traurigste Wirklich keit. Der Beamte hat eine erwachsene Tochter, die im Aeußeren das Ebenbild ihrer schönen Mutter ist. Der dunkle Ehrenmann hat einen Sohn, einen unansehnlichen, kränklichen Menschen, der als sicherer Todeskandidat weder ein Recht, noch eine Anwartschaft dar auf hat, die Liebe eines Mädchens zu gewinnen. Dieser Mensch nun hatte die Unverschämtheit, sich in die Tochter des Beamten, mit der er hier und da in Berührung gekommen war, zu verlie ben. Eine glatte Abweisung sowohl von Seiten des Baters wie von Seiten der jungen Dame wäre ihm selbstver ständlich sicher gewesen, wenn er sich nicht eines im höchsten Maße genieinen Mittels bedient hätte, um seinen Zweck zu erreichen. Mit dem alten Herrn war nichts anzufangen, da» wußten der dunkle Ehrenmann und sein Sprößling ganz genau. Der würde hundertmal lieber seine Existenz zusammenbrechen lassen, als daß er sich entschlösse, sein Kind an das hin siechende Zerrbild eines Mannes zu verkaufen. Darum versuchten sie ihr Heil gar nicht erst bei ihm, sondern machten sich gleich an die Tochter, in deren kindlicher Liebe sie einen Bun desgenossen für ihre Pläne zu finden hofften. Der dunkle Ehrenmann ver schaffte sich eine Unterredung mit der jungen Dame und machte bei ihr den Freiwerber für seinen Sohn, indem er zugleich mit brutaler Deutlichkeit zu verstehen gab, daß die Ehre und die gesellschaftliche Stellung ihres Baters einzig von ihrem Ja oder Nein abhin gen. Was sagen Sie zu einer so bo denlosen Gemeinheit?" „Wenn es Thatsache ist, was Sie mir da berichten." erwiderte Dorning mit tiefem Ernst, „so fehlen mir aller dings die Worte, um eine derartige Handlungsweise mit dem gebührenden Namen zu bezeichnen." „Es ist Thatsache auf Ehrenwort, Herr Direktor! Denn für diese Mit theilung wenigstens kann ich mich auf die beste und sicherste Quelle berufen." „Nun und weiter? Wie lautete die Antwort der jungen Dame?" „Sie that, was sie als gute und liebevolle Tochter für ihre Pflicht hielt Bewerbers an." „Aber der Vater? Sagten Sie nicht vorhin, daß er unter keinen Umständen seine Zustimmung gegeben haben würde?" seine gelegt worden wäre. Aber er ist dem Willen seiner Tochter gegen über nicht stärker, als er es seiner Frau gegenüber gewesen ist. Er war außer sich, als sie ihm von ihrem Entschlüsse Mittheilung machte, aber da er die völliger l!nl«intniß seiner zerrütteten Vermögensverhältnisse glaubt, ist er naiv genug, nur eine unbegreifliche erreichte da» arme Opfer wenigsten» so viel, daß von einer öffentlichen Be kanntgabe der Verlobung, durch die sie sogleich gesellschaftlich unmöglich ge macht worden wäre, vorläufig noch Ab stand genommen wurde. Die Hochzeit wurde auf den Frühling des kommen den Jahre» festgesetzt. Inzwischen aber scheinen dem Todeskandidaten allerlei Befürchtungen um die Sicherheit seines erschlichenen Besitzes gekommen zu sein, denn neuerdings ist dieser Termin schon auf den bevorstehenden Herbst verlegt worden. Es handelt sich also nur noch um ein paar Monate, viel leicht nur um ein paar Wochen. Sie werden es unter solchen Umständen be greiflich finden, verehrter Herr Dor ning, daß ich unter dem Druck der ver zweifelten Empfindung handle, keinen Tag und keine Stunde mehr verlieren zu dürfen." Der Bankdirektor antwortete nicht sogleich. Mit über der Brust ver schränkten Armen saß er unbeweglich da, ohne seinen Blick nur eine Sekunde lang von dem erregten Gesicht des jun gen Offiziers zu verwenden. Endlich sagte er: „Und wenn Sie das Geld von mir nicht erhielten, Herr Leutnant, was würden Sie dann thun?" „Ich würde mich ohne Weiteres den schmutzigsten Wucherern verschreiben, um es aufzubringen. Denn darüber, daß es unter allen Umständen beschafft muß, gibt es für mich nicht den ell?> aeringsten Zweifel." „Aber sagten Sie nicht auch, daß Ihr Eingreifen ohne Vorwissen der be teiligten Persönlichkeiten erfolge? Das ist mir nicht ganz klar. Sie kön nen die Schulden des in Rede stehenden Herrn doch nicht bezahlen, ohne sich sichert zu haben." „Ich würde die Erledigung dieser heiklen Frage der jungen Dame über lassen müssen, die schließlich schon den richtigen Weg finden würde." „Und deren Zustimmung zu dem von Ihnen beabsichtigten Rettungswerk keinem Zweifel unterliegt?" „Sie verabscheut den Menschen, dem sie sich opfern soll, und ihre Liebe ge hört einem anderen. Halten Sie es im Ernst für möglich, Herr Dorning, daß ein Mädchen in solcher Lage auch nur einen Augenblick zögern könnte, den rettenden Ausweg einzuschlagen, der sie aus Elend und Verzweiflung in das zurückführt?" „Ich habe darüber natürlich kein Ur theil Aber ich kann mir allerdings auch die Möglichkeit vorstellen, daß ein Mädchen in der von Ihnen geschilder ten Lage diesen Ausweg verschmäht, Herr Leutnant. Ich habe Ihnen die „Verzeihen Sie ich habe vielleicht noch nicht ganz richtig verstanden. In welcher Form, wenn ich fragen darf, sollte ich Ihnen die gewünschte Bestäti täten der Hergabe werden wir uns dann unschwer verständigen." Der junge Offizier stand auf, strah lenden Antlitzes und mit einem Lächeln glücklichster Zuversicht auf den Lippen. „Ich hoffe, Ihnen diese Versicherung schon nach Verlauf weniger Tage geben zu können. Wie aber soll ich es an fangen, Ihnen zu danken?" „Sie sollen mir überhaupt nicht dan- Jhrer unverbrüchlichen Diskretion ver sichert halten darf, ist doch wohl selbst verständlich?" „Welche Frage! Di: Bittsteller wür den Ihnen ja keine ruhige Stunde mehr lassen, wenn ich inir's einfallen ließe, die Kunde von Ihrer Menschen freundlichkeit an die große Glocke zu hängen." „Trotzdem möchte ich Sie bitten, mir Ihr Wort darauf zu geben, daß Nie mand, wie nahe auch immer er Ihnen etwas davon erfahren wird." s „Mein Wort darauf! Ich denke, daß Schreibtisch zurück. „Also doch!" sagte er halblaut vor sich hin. 10. K a p i t e l. B-rhaltmß herausge eine Woche vergangen, als sie ihn eines Nachmittags von dem Beobachtungs platze am Fenster aus, den sie nur sel treten sah. Natürlich dachte sie dabei nichts Arges und freute sich vielmehr im Stillen auf eine Wiederholung des lustigen Abends, den sie jüngst mit dem Jugendfreunde hatte verleben dürfen. Sie hielt es für beinahe selbstverständ lich, daß die RüthlingS ihr Dienstmäd chen heraufschicken und sie zu einem Plauderstündchen einladen würden. Da aber nichts Derartiges geschah, machte sie sich gegen Abend so hübsch wie möglich, um unter einem allerdings gefordert einen freundnachbarlichen Besuch bei ihren Miethern im unteren Stockwerk abzustatten. Aber während sie sonst immer als ein lieber und ge ehrter Gast ohne Weiteres in das Wohnzimmer genöthigt worden war. wurde sie heute von der mit den Vorbe reitungen zum Abendessen beschäftigten Frau Rüthling in der Küche festgehal ten, und es wollte sie bald immer mehr bedünken, daß sie nicht eben willkom men sei. Zuletzt konnte sie denn auch die Frage nicht unterdrücken, ob sie Frau Elise erwiderte in keineswegs allzu freundlichem Tone: „Sie wissen, daß Sie mir niemals im Wege sind, liebe Freundin, aber ich kann Sie lei der nicht bitten, uns den heutigen Abend zu schenken, da die Herren über ten." Auf diesen deutlichen Wink hin hatte Frau Adelheid dann natürlich ihr Hä kelzcug und den Arbeitsbeutel mit dem Thränentiichlein schleunigst zusam mengepackt, um sich mit ziemlich kur tige» Geschäfte glaubte sie selbstver hegte eine ebenso übertriebene Vorstel lung von August Wilbergs Reichthum und von seiner hervorragenden gesell schaftlichen Stellung, als sie die ge schäftliche Tüchtigkeit des Agenten, der recht oft mit dem Miethzins im Rück stände bleiben mußte, niedrig ein schätzte. Man wollte sie einfach nicht mit am Tische haben, darüber war sie sich vollständig klar. Man war eifer süchtig auf ihre alte Freundschaft mit Wilberg und auf die kleinen Ausmerk empfand, war so tiefgehend, daß sie nach der Rückkehr in ihre Wohnung eine gute Weile still vor sich hin weinte. Trotzdem aber würde bei ihrer Gutmü thigkeit wahrscheinlich ein einziges freundlich aufklärendes Wort der Frau Rüthling genügt haben, sie wieder zu versöhnen, aber dies Wort blieb nicht nur ungesprochen, sondern ihre bis herige Freundin legte sogar in der Folge ein merkwürdig verändertes, bei einen Riegel vorzuschieben. Ein paar Tage lang zerbrach sich Frau Adelheid vergebens den Kopf über die muthmaßliche Ursache dieser Veränderung, dann aber ließen der Zufall und ihre trotz zahllos^vergofse traulichem Gespräch der gegen alle in diskreten Blicke hinlänglich geschützten Gartenlaube zuschritt, aus der die bei le se der Frau Adelheid drei Viertelstunden Gesinnungen freundlicher zu gestalten, daß die Riithlings ihre Zurückhaltung nicht zu bemerken schienen und es ziergang anzutreten, eines späten Nachmittags in der Thür des Hauses unversehens auf August Wilberg stieß, radezu erschreckte. Sie hatte sich zwar In der Stille ihres Herzens vorgenom men, ihn bei einer etwaigen Begegnung Augenblick ihren Vorsatz vergessen, und als ihr August Wilberg in seiner der ben Art lachend die Rechte entgegen „Alle Wetter, Adelheid," rief er, „wie hübsch Du aussiehst! Du willst doch nicht am Ende als heirathslustige junge Wittwe auf Eroberungen aus- WangeN hatte eine andere Ursache, als Wilbergs Ausgelassenheit sie da erdich tet hatte. Mit girier energischen Bewe- RedenSarten möchte ich mir doch verbe ten haben, August! Du irrst Dich wahrscheinlich in der Person." „Na, Du wirst doch noch einen Spaß verstehen, Adelheid! Und wieso sollte ich mich in der Person ge irrt haben?" „Du glaubtest vielleicht, Frau Rüth ling vor Dir zu haben. Die scheint sich noch ganz gut zu verstehen." Wilberg sah sie erst ganz verwundert an und dann lachte er aus vollem Halse. „Traust Du mir wirklich einen so schlechten Geschmack zu? Nein, da kannst Du ganz unbesorgt sein! Die Rüthling ist eine tüchtige, grundge scheite Frau, die den gerissensten Ad vokaten beschämen könnte, aber zum Berlieben ist sie doch nicht mehr. Wenn ich mich noch mal 'rumkriegen lassen soll, muß es schon waS Besseres sein, Adelheid, was Junges, Molliges, Fei nes. Es gibt schon noch solche —Du kannst Dich darauf verlassen!" Dabei lachte er so eigenthümlich in sich hinein und zwinkerte so bedeut sam mit den Augen, daß Frau Adel heid aus dem einen Mißvergnügen in daS andere gerieth. „Da kann man ja vielleicht schon gratuliren," sagte sie spitzig. „Oder ist es noch ein Geheimniß?" tiefet Geheimnis. stecke jetzt werden. Du auch, meine gute Adel heid! Denn daß August Wilberg solche Sachen fertig bringen würde, hast Du ihm ganz gewiß nicht zuge traut." Evastochter sein müssen, wenn der artige Reden sie nicht über die Ma ßen neugierig gemacht hätten. Die Wißbegierde ließ sie sogar ihren Aer ger vergessen. „Es gab «eine Zeit, August, wo Du über Deine Absichten nicht in solchen Räthseln zu mir ge sprochen hättest," sagte sie mit sanf tem Vorwurf. „Aber es scheint, daß es jetzt nur Frau Rüthling ist, die sich Deines Vertrauens erfreut." Ein Thränlein zitterte an ihren Wimpern, und sie suchte unter ihrem dem Taschentuche. In August Wilberg aber kam bei solchem Anblick das weiche Gemüth zum Durchbruch, und er erklärte mit raschem Entschlüsse: „Du hast recht, Adelheid! Wenn man sich so lange kennt, wie wir beide, gehört sich'S Wohl, daß man aufrichtig gegeneinan ohne meiner ältesten Freundin Lebe wohl zu sagen." „August um Gottes willen," rief sie in Heller Bestürzung, „Du willst Er machte lachend die Pantomime des AufHängens. „So was meinst Du? Nee den Gefallen thu ich meiner verehrten Nachkommenschast denn doch nicht. Aber ich gehe mor gen auf die Reise. Adelheid, auf eine höllisch weite Reise, von wo das Wie derkommen sehr zweifelhaft ist. Wie Du mich hier siehst, bin ich eigentlich schon unterwegs, und eS geht mir so der bekanntlich sieben Häuser und doch keine Schlafstelle hatte. Wenn mir nicht die Riithlings für heute Nacht Ihre Gastfreundschaft angeboten hät- ten, müßte Ich wahrhaftig in» Hotel gehen ich, August Wilberg, der vielfache Häuferbesitzer. Aber mein Zug geht erst um zwei Uhr Nachmit tags, und wenn Du willst, lade ich vergangenen und von künftigen Zei ten plaudern, Ist Dir's also recht, wenn ich mich morgen so um zwölf Uhr herum zu einem Teller Suppe j bei Dir einstelle?" Für einen Moment dachte Frau Adelheid wohl daran, daß man es un die brennende Wißbegierde und die betrübliche Vorstellung, daß der Freund ihrer Jugend morgen auf gen Feierlichkeit, „Ißt Du Bierfische „Leidenschaftlich, Adelheid! Für Bierfische und für Schmorbraten laße ich mein Leben," Sie nickte stumm und reichte ihm, von ihrer Bewegung schier überwäl tigt, feuchten Auges die Hand. August Wilberg aber gab ihr noch ein übermüthiges Scherzwort mit auf den Weg, ehe er sich wandte, um die Glocke an der Rüthling'schen Woh« nungsthür zu ziehen. Es wurde für heute nicht viel aus Frau Adelheids geplantem Spazier gange, denn abgesehen davon, daß ihr das Herz sterbensschwer, und ihr Kopf voll unruhiger Gedanken war, begann es auch nach einer Biertel stunde so stark zu regnen, daß sie sich in den ersten erreichbaren Stra ßenbahnwagen flüchten mußte, um nicht völlig durchnäßt nach Hause zu kommen. Als sie sich's nach ihrer Heimkehr im Lichtkreis der Hängelampe bei ihrer Häkelarbeit und ihrem schon siebenmal gelesenen Lieblingsroman bequem gemacht hatte, hörte sie aus dem Wohnzimmer der Riithlings, das unmittelbar unter dem ihrigen lag, deutlich das Durcheinander lauter, anscheinend sehr heiterer Stimmen herausdringen, und unterschied mehr als einmal mit voller Deutlichkeit August Wilbergs herzliches, dröhnen des' Lachen. Es ging da unten ohne allen Zweifel sehr hoch her, und das Bewußtsein der eigenen Verlassenheit und Einsamkeit siel der guten Adel heid doppelt schwer auf die Seele. Hätten nicht ihre Beziehungen ,u dem Ehepaar Rüthling während der letz ten Wochen einen gar zu gespannten Charakter angenommen, sie würde vielleicht der Versuchung nicht wider standen haben, doch wieder Hinunter zugehen; aber an eine solche Auf dringlichkeit war natürlich nicht mehr zu denken, und so wußte sich die Re gistratorswitwe denn keinen anderen Trost, als die Stille ihres Schlaf, stübchens, dessen Fenster nach dem hin. teren Theile des Gartens Hinausgin- Gelage da unten nichts mehr verneh men konnte. Um die neunte Abendstunde schon lag sie in den Federn, und es währte nicht lange, bis der freundliche Frie denbringer Schlaf sie vorerst allen kummervollen Gedanken und Vorstel lungen entrückte. Aber es war nicht der ruhige, traumlose Schlummer, dessen sie sich sonst zu erfreuen hatte. August Wilberg zwar spielte in den lustigen Phantasiegebilden, die der Traumgott vor ihre Seele zauberte, keine Rolle, umso deutlicher aber sah sie die lange, hagere Gestalt ihres seligen Gatten vor sich mit seinem faltigen Gesicht und dem wehleidigen Zug, der sich während seiner letzten, überaus schmerzhaften Krankheit an seinen Mundwinkeln eingestellt hatte. Es war ihr, als säße sie wieder wie damals als treue Pflegerin an seinem Bette, und suche ihn mit freundlichem Zuspruch zu trösten. Aber die Schmer zen mußten ihn wohl auf eine fürch terliche Weise peinigen, denn er be gann so jämmerlich zu ächzen und zu stöhnen, daß es der weichherzigen Adelheid durch Mark und Bein ging, und daß sie immer inbrünstiger das Ende seiner Leiden herbeiwünschte. Noch nie in jrem Leben hatte sie einen Menschen so grauenhaft wim mern und klagen gehört. Plötzlich, während sich seine Züge lichekit mit August Wilberg erhielt, (Fortsetzung folgt.) AuS einer Bertheid i g u Srede. .Meine Herren, an Für die KSchr. Gebackene Kalbshirn schnitten. Ein schönes große? Kalbshirn wird gewässert, geputzt und gehäutet, in siedendem Salz wasser abgewellt und nebst einer ge schälten Schalotte, 2—3 gewässerten, entgräteten Sardellen, 2 Lössel fem geschabtem fettem Speck, Salz, wei ßem Pfeffer und etwas Petersilie recht sein gehackt, vermischt und a'>- in siedendem Schmalz und schichtet sie um beliebiges feines Gemüse al» Beilage. Braunes Kohlrabi - Ge müse. Die geschälten, in Scheibe? oder längere Stücke geschnittener Kohlrabi werden mit siedendem Was. ser gebrüht oder schnell abgewellt dann abgegossen. In einer Kasserollt läßt man ein Stück Butter nebst ei nem Stückchen Zucker braun werden» gibt die abgetropften Kohlrabi hin ein, schmeckt sie damit durch, gießt ein wenig Wasser oder Brühe dazu» salzt sehr vorsichtig, läßt sie weich dünsten und macht das Gemüse zu letzt mit etwas in Butter braun gerö» stetem Mehl seimig. Die Kohlrabi müssen gut abgeschmeckt und in er wärmter Schüssel angerichtet werden. Kartoffel - Cotelette mit Schinken. Zwei Pfund geschälte Kartoffeln werden in Salzwasser gar gekocht, abgegossen, durch die Kar toffelpresse gedrückt, mit Pfund fein geschnittenem gekochten Schinken, 2 oder 3 ganzen Eiern, etwas geriebe» ner, in Butter gar gedünsteter Zwiebel und Salz vermischt. Gut zu festen» Brei gerührt (wenn er nicht hält, kan» man noch ein Ei und auch etwas sei» Weißes Ragout. Man giebt in eine Kasserole mit Butter un!> Wurzelwerk, begießt sie mit Suppe und läßt sie weich dünsten, ungefähr eine Stunde, Dann läßt man zwei eigroße Stücke Butter heiß iverdcn. zwei größere in Blätter geschnitten« Champignons darin anlaufen, giebt dann noch drei Löffel Mehl hinein und gießt sie mit der Hühnerbrühe auf. Die Hühner zerlegt man, über gießt sie mit der Sauce und garnirt sie mit grünen Erbsen, Schneidespar gel oder Semmelklößchen. Die Sauce kann man mit einem Ei legiren unk» den Saft einer halben Citrone hinein > rühren. Gericht von frischen g r tl-- nen Erbsen. —Man kocht 2 Quart ! ausgeschälte Erbsen in kochendem ! Salzwasser gar, hebt sie mit einem l Schaumlöffel heraus, wenn sie gan; ! gar sind, und reibt sie durch ein fei» j nes Sieb und giebt auf den feine» ! Erbsenbrei Salz, Pfeffer, 1 Tasse siZ ! Ben Rahm oder Tasse Rahm »nd' 1 Eßlöffel Butter, 2 Eier, das Weiße.- i und das Gelbe getrennt geschlagen. Den festen Eierschnee rührt man zu« ! letzt ein. Man füllt den Brei i« l „Custard-Tassen", setz! diese in ein» Pfanne mit kochendem Wasser in de» , Backofen und läßt das Gericht Minuten darin bei guter Hitze. Man reicht hierzu rohen Schinken unl» junge Kartoffeln, die in Milchsauce angerichtet wurden. Sehr schmackhaft. Ueberkrustets Kohlrabi mit Schinken. Junge Kohlrabi werden geschält, in Scheiben geschnit gediinfiet. Eine feuerfeste Schüssel Schinken bedeckt und dies wiederholt» bis die Schüssel nahezu gefiill ist. Bier Eigelbs werden mit guter Fleisch« Schwedischem Salat. bratenes Rindfleisch, rothe Aepfel, in der Schale gelochte Kar toffeln, Sellerie, soviel, daß man von Essig, Pfeffer, etwas englisches Senfmehl, 1 Eßlöffel voll Kapern, ebensoviel feingehackte Essiggurten.
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