Besiegt. Roman von A. ». GerSdorsf. (6. Fortsetzung.) Der englische Diener, der den Für- z sten schon nach Berlin begleitet hatte, erschien und glitt geräuschlos aus dem dicken Teppich einige Schritte näher. „Seine Durchlaucht Prinz Auers- z perg und die Prinzensöhne!" meldete «r. Z Ebersburg winkte mit der Hand. > „Nein. Wir bedauern, die Fürstin z ist unwohl." r „Adam! Was fällt Dir ein? Ich > selbst habe sie aufgefordert", sagte , Konradine aufstehend. j „Es ist gut, Bird, bestellen Sie , das", nickte der Gatte dem sich Entfer- < nenden zu. Dann stand er auf, während seine < Frau ihm sprachlos vor Ueberraschung j über das eben Erlebte nachsah, und < drehte das gesammte elektrische Licht , im Salon aus, so daß nur ein ruhig , matter Lampenschein von dem gelb- > lichtn Gliihlichtboskett neben dem , Knmin den Raum erhellte. Ein paar > Mal ging er im Zimmer auf und ab, , in tiefem Ueberlegen, und blieb zuletzt > am Fußende des Divans stehen. „Da," sagte er mit bitter verächtli- , chem Lippenzucken, „wieder zwei Briefe j mit AnNagen über Deine rücksichtlose , Grausamkeit Dienstleuten gegenüber, I die ein geringes Versehen begehen. Ein junges Menschenleben Ist diesmal da- mit vernichtet worden. Die Antonie > Hart hat sich erhängen wollen, weil , Du sie in grausamer Weise aus dem Hause gestoßen hast, ihrem ganzen Elend ohne Erbarmen preisgegeben." „Rede mir, bitte, nicht in mein Nessort", lächelte sie kaltfreundlich. .In meinem Hause geht es wenigstens «hrbar zu. Sie wissen das und sollten das nicht in meinem Hause wagen. Sie wußte bei ihrem Eintritt, daß gewisse Geschichten hier nicht gehen. Ich gab ihr Geld und habe sie eben entlassen. War dies so wichtig, daß Du es in Einsamkeit mit mir erörtern wolltest? Ich weiß zwar, daß Du viel Gefühl übrig hast für" Gefühl!" sagte' er finster. .Da lies selbst, was Du angerichtet hast. Aber wahrhaftig nicht über diese Unglück liche wollte ich jetzt mit Dir reden. Hier ist ein Brief von Deiner Mut ter. Sie braucht wieder Geld, viel Geld, zu Ml, seitdem sie wieder mit Kaiserström zusammenwohnt. Ich kann ihr nicht mehr so viel geben." „Du kannst ihr nicht mehr so viel geben? Ihr,-der Du alles genom men hast, ihr, der Du die Tochter, das einzige Kind, nahmst und ver botest, mich je wieder zu umarmen, Du, der die Aermste geradezu darauf anwies, ihr elendes, einsames Leben mit diesem Mann, der doch immer noch ihr Mann ist, wieder zusammen zuknüpfen, Du willst ihr den Lebens unterhalt versagen?" stammelte sie mit erstickter Stimme. was Du da alles sagst. Was ich sagte, habe ich aber überlegt: vermindern, sehr stark herabsetzen muß sie ihre An sprüche, und ihren Mann, diesen ver lotterten Kaiserström, der, zu kränk lich zum Arbeiten, nur noch Kraft ge nug hat zu Glücksspielen aller Art, hallte nnch wirklich ver^ „Was heißt das?" Dir seit Jahr und Tag die erdenklich ste Mühe gegeben, mich zu ruiniren." „Dich zu ruiniren?" fragte sie lä „Gut! Also weiter damit?" wahrscheinlich als sine Erlösung von mir mit Jubel begrüßen, mit Jubel iibtr das schwere Unglück, das mich Kampfe gegen Dich zuspricht?" fragte de, mir die Freiheit bringt?" schloß sie zögernd, während leichte Blässe ihre Züge iiberflsz. .Also — immer und un entwegi derselbe Wunsch und Gedan ke, frei zu werden, los von mir zu kommen? All mein Mühen und Stre ben, mein Geben und Gewähren bat Dich nicht einen Moment weicher, gerechter, versöhnlicher wenigstens ge gen mich gestimmt? All mein ruhig und stolz getragener Verzicht aus alles das, was Du nicht freiwillig, nicht gern gabst und gewährtest, fand nicht die geringste Anerkennung, Dankbar keit, Sympathie für den Mann, der Dir aus heißer, wahrer Liebe seinen viel Hingabe und zu so viel Ver trauen, so viel Liebe? Und Du hast recht ohne Hoffnung auf Ge gengabe, betrogen von allem in allem, was je durch ein Weib einem Manne gethan werden konnte? Nichts als das Gefühl selbstsüchtiger Freude steigt auf in Dir über ein schweres Unglück, ein grausames Verhängniß. das Dei nem Mann droht, weil es die Macht hat, Dich zu befreien von seiner Lie be? Und eS befreit Dich ja! Denn die Scheidung würde ich Dir ' nicht weigern, wenn dies drohende Ver hängniß eintrifft, wenn ich den Pro zeß, in den ich schon seit längerem eingetreten bin, verliere! denn mit gar an einen plötzlich aufgetauchten, verschollen gewesenen, berechtigteren Erben. Wenn ich den Prozeß verliere" Ebersburg stockte, und das Wort schien auf seinen Lippen zu ersterben, während er die Hand über die Augen legte, ehe er mit sichtlicher Anstren gung fortfuhr, da sie ihn mit keiner Silbe unterbrach, ihn mit geöffneten Augen nur voll brennender Span nung, ohne jedes tiefere Erschüttert fein ansah „bist Du frei! Denn Du hast den Fürsten Ebersburg, den reichsten Magnaten Oesterreich-Un garns, zu heirathen gemeint, und dem einfachen Herrn von Ebersburg, der nichts besitzt als feinen Kopf und sei ne Hände, um für Dich arbeiten zu können, bist Du keine Treue schuldig, denn dem hast Du keine versprochen. Der Fürstentitel hängt an dem Besitz des Landareals solcher enormen Größe, wie das meinige ist, sammt dem Allodvermögen, das meine Mut ter ihrem Gatten zubrachte und ihm schenkte unter gewissen Bedingungen. Beides geht nach den daraus resulti renden Haus- und Familiengesetzen der Ebersburg - Solwardein nur auf den ältesten Sohn meines Vaters aus legitimer Ehe über. Verliere ich den Prozeß und die Sache liegt ver wickelter, wie ich irgend ahnte so bin ich nichts als Herr von Evers burg, mit den Neigungen eines Für sten und reichen Mannes, der nie ge wußt hat. wie sich der arme Mcnn schwer durchs Leben schlägt.' Er ath mete schwer auf. „Aber, wie gesagt, noch ist das nicht wahrscheinlich! Noch ist der Kampf um das Erbe, das ich nun fast vierzig Jahre mein nenne, nicht entschieden. Ich habe gewiegte Rathgeber, erprobte Rechtsverständige zur Seite, ich habe noch ein allerdings das mir doch die Mittel bietet, den Kampf mit allen Hilfen aufzunehmen! Aber ich will Dich nun nicht länger aufhalten, Konradine, Was Du wis sen mußt, hast Du erfahren. Mög- ei Dir den Schlaf leicht und Deine Träume angenehm machen. Sonst ha ben wir ja nichts mit einander zu be sprechen. zu überlegen und, können uns nichts gegenseitig erleichtern, wie etwa gute Eheleute thun, denen ein gemeinsames Schicksal droht. Für uns ist das Gemeinsame eben dadurch erst recht ausgeschlossen und beendet, denn was für'den einen ein Unglück ist. wird für den anderen ein Glück. Ich habe noch viel zu schreiben heute Nacht. Uebrigens. ich habe nichts mehr dage gen. daß Du mit Deiner Mutter wie der korrespondirst. Nur einladen, bilte, thue sie jetzt nicht hierher. Der Zeit punkt wäre nicht günstig. Für später behalte ich die Bestimmungen vor Kaiserström, oder ich hätte daün nichts mehr zu bestimmen. Ich erkenne auch heute dankbar an, daß Du seit her nie versucht hast, meine Wünsche in dieser Beziehung zu umgehen, was Dir recht wohl möglich gewesen wäre. Gute Nacht. Konradine." Er nickte ihr zu, die still und nach denklich, sehr blaß geworden, in ihrer Causeuse lehnte, mit träumerischen Augen inS erglimmende Feuer sehend, und verließ den Salon seiner Frau. ! zimmer begeben und der Kammersrau , besohlen, sich zurückzuziehen, ohne wie > sonst den gewohnten Dienst b<i der , Nachttoilette von ihr zu fordern. Auf und ab schritt sie nun in dem e das zarte Licht opalfarbener Glüh j lichtlampen durchschimmerte. Wenn ! sie an den schönen Kristallspiegeln r tig- hinein auf das königliche Bild, , und jedesmal zuckten ihre Brauen e finster zusammen. Auf und ab ging sie ruhelos einer wilden, der - Freiheit beraubten einer tükifch i? . der Falle gefangenen Löwin gleich Wik sie e! in jener unseligen Nacht ge than, als sie den Mann auf den Knien angefleht hatte, sie freizugeben. Zu weilen blieb sie stehen und starrte zu Boden auf die bunten Arabesken des kostbaren Smyrna, die Zähne in die Unterlippe beißend, wobei die außer ordentlich energische Form ihres Kinns stark hervortrat, mit dem hoch müthigen Trotz in der gebogenen Li nie ihrer Oberlippe blieb stehen, als hielte sie eine Hand zurück fessele sie ein fremder Wille auf den Fleck, als lausche sie gezwungen auf auf das Fensterblech niedertropfte. Aber, was sie zurückhielt und bannte war nur ihr eigenstes Selbst, war die zwiefache Gewalt ihres geistigen Doppellebens des einen wilden, starken des anderen verkümmerten, schwachen und kranken, das unzer trennlich davon, mit heimlichen, spitzen Zähnen daran nagte und eS marterte, um es 'zu besiegen herun ter zu kommen zu stürzen in den Staub, um dann selbst empor zusteigen, sieghaft herrschend mit niedergehaltener, aber unverbrauchter Kraft. Man nennt ei auch das gute und das böse Element in einer star ken Seele. Und auf den Regen da draußen lauschte sie nicht nur auf das heißt, zornige Flüstern und Käm pfen in ihrer schwer wogenden Brust. Dann ein jäher Halt vor dem spiegelnden Glase. Ihre Züge glätte ten sich, und nur der leise, fast schmerzliche Hohn in den eingepreßten Mundwinkeln blieb, während sie mit sonderbar prüfendem Blick beinahe fragend, als sei sie ei gar nicht selbst, die ihren Blick so starr erwiderte, auf ihr eigenes, prächtiges Bild dort sah. „Nein/ sagte sie dann hart und laut, „nein so nicht", und ging hinaus. Ebersburg saß in seinem Arbeits zimmer im anderen Flügel deS WlaiS zu dem ein glaSverdeckter Gang führte der mit Blattpflan zen geschmückt war. Nur eine grün schillernde Glühlichtbirne erleuchtete ihn, wie stets, wenn zur Nachtruhe das HauS in Dunkelheit und Stille gehüllt war und nur in allen Wohn räumen des fürstlichen Paares je eine solche heilige Blume glühte, dämmri gen Schein verleihend.. Der Fürst lehnte im Sessel vor dem Schreibtisch, den Kopf in die Hand gestützt, in schwerem Sinnen. Dunkle, starke Gewalten wühlten in seinem Herzen, und seine Lippen wa ren verzogen, als eben etwas sehr Bitteres darübergeglitten. Beschriebe nes Papier blaue Aktenmappen waren über die Platte des Tisches ge breitet, in denen er gelesen oder gear beitet hatte. Die sehnige, braune Hand hatte sich fest um den Griff eines fun kelnden toledanifchen Dolches ge spannt, den er als Briefmesser zu brauchen pflegt?. Und wie er so dasaß das dunkle Gesicht mit den stark ausgeprägten Zügen, den schwarzen, festangeschlossenen Brauen unter der vorspringenden, kantigen Stirn, mit dem krausen, schwarzen Hcar darüber war er kein angenehme?, zutrauen erweckendeS Bild wehe dem, der etwa ungebeten mit einer Forderung oder auch nur einer peinlichen Bitte an ihn herantrat! Eine grünbeschirmte Lampe, aus deren Kuppel blutrothe Glasecken fun kelten, warf ein mattes Licht über den ernsten, edelgehaltenen Raum mit sei nen dunkeleichenen Holzgeräthen, den dunklen Leder- und Tuchstoffen, ein häßliches Licht, das nur hellen Schein über den Schreibtisch warf, aber Menfchengestchter bleich, sehr bleich Deshalb sagte er auch wohl so kurz erschreckt, den Kopf erhebend: „Was ist? WaS ist Dir geschehen? Du Du bist ja todtenbleich", als er zu dieser so sehr ungewohnten spä ten Stunde, wo sie noch niemals den Fuß hierher gesetzt, seine.Frau eintre ten und langsam, festen Schrittes, auf stch zukommen sah.- „Ich habe mit Dir zu sprechen", sagte sie und wiederholte den Satz hart und laut, denn es war ihr, als sei vorher kein rechter Ton darin ge wesen, als habe sie nur geflüstert... „Jetzt?" sagte er kalt und blickte aus daS Zifferblatt der alten Stand uhr. die. langsam ausholend, zehn tiefe, dröhnende Schläge erklingen ließ- Schweigen herrschte bis der letzte volle Glockenton verhallt war. Sie hatte sich auf einen Sessel in der Nähe seines Platzes niedergelassen. ES war etwas beinahe Steifes in der Ruhe ihrer Haltung, etwas Starres in der Gelassenheit ihrer Züge, in ihrem Blick, waS ihm an ihr fremd, fast unheimlich war, so sehr stach eS ab gegen den sonstigen, leidenschaft lichen. rasch w-chselndn Ausdruck ihres Gesichts. Als das Schweigen noch eine Se kunde. nachdem der Uhrschlag verhallt war, zwischen ihnen anhielt und ihre Augen stumm ineinander hafteten, sagte EberSburg langsam: „Was wünschest du von mir? Es ist und senkte den Blick. „Du hast mir soeben drüben etwas mitgetheilt, kalt sachlich; wie man den fabelhaften Bericht aus einer derung unseres Lebens, auf die eS kei- > < ner Antwort und keiner Ansicht mei- > nerseits bedurfte: nur du hast eine > ich eine abgethane Sache für , dich ' i „Ja," sagte er ruhig. „Du hast voll- > kommen recht. Eine Frau wie du ist > eine abgethane Sache für einen i Mann unter gewissen Umständen, > die sein ganzes Lebensbild verändern, i so daß es eine Unmöglichkeit für ihn l ist ihr einen Platz darin anzuweisen i > — selbst, wenn er es wollte." „Selbst, wenn er es wollte?! ! Du hast also beschlossen —" Sie brach ab und lächelte. „Ja, Konradine, ich habe beschlos sen, daß unsere Wege sich von nun an > trennen. Der fabelhafte Zeitungsbe richt, den ich dir kalt und sachlich mit theilte (denn was hätte ich dabei in dir zu schonen gehabt?), ist kein fabelhafter und wird bald in den Zeitungen stehen. Ich verstehe, wie du erfahren hast, mit Thatsachen schon ruhig zu rechnen —" ! „Ja. Sehr ruhig zu rechnen," be stätigte sie. Er sah -inen Moment finster fra- ! gend auf, denn in ihrer Zustimmung lag „ein Unterion", der ihm wie Hohn klang. Aber mochte sie. Er fuhr fort! . j „Ich wollte dir durch mein unmit telbares Gehen danach Zeit geben, die Thatsachen zu überlegen, ihre Konse quenzen für di ch für di ch allein. Deine Meinung, deine Ansicht über die Katastrophe selbst kommen nicht in Betracht für mich, auch wenn ich sie nicht gewußt hätte. Es scheint mir aber, als wäre es dir geradezu unmög lich. dich in die Sachlage zu versetzen, als hättest du nicht ganz begriffen daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach in Kurzem nicht mehr Fürst und nicht mehr reich sein werde also nicht mehr der Mann, den du geheirathet hast, und daß du frei bist j schon oder auch heute noch in die- ! ser Stunde zu gehen, ohne daß dich eine Hand oder ein Wunsch nur zurückzuhalten sucht. Kamst du nun soeben, weil du mich nicht recht ver standen zu haben glaubtest?" „Nein. Ich habe dich vollkommen verstanden. War auch durchaus fähig, mich in die Ueberrafchung dieses fabelhaften Umschwunges zu versetzen denn ich kenne jähe Umwälzungen schon genügend von früher her weißt du. Bei uns war's gerade so. Wir waren reich und stolz und glücklich" sie lächelte wieder „und dann ka men die Katastrophen, und unser Le ben wa« eine Art Schaukel hoch oben ganz unten. Ich heirathete dich, um dem zu entgehen. Oder glaubtest du aus Liebe? Bitte jetzt erwarte i ch keine Antwort von dir als eben die, die ich schon hörte. ES ist dir gleich ob ich gehe, wann ich gehe. Du hast bestimmt, da ß ich gehe daß unsere Wege sich scheiden wie du einst Vestimmt hattest, daß sie sich vereinigen sollten nicht so? Du liebtest mich äußerlich oder auch innerlich? Du gabst dir jede Mühe, die ein Mann sich geben kann deine innerliche Liebe auch mir mit zutheilen denn du schätztest und ver standest mich ja so gut wie ich dich! Du ließest mir meinen Willen. Du kamst den geringsten meiner Wünsche nach. Du ließest mich spielen mit dei nem Vermögen, deinem Namen dei ner, Gefühlen —" „Eine Verhöhnung?! Die habe ich nicht verdient!" sagte er mit kühlem Spott. Er war ausgestanden. Der Haß in ihren Augen, der zu ihm auffunkelte, begegnete loderndem Haß in den feinigen. „Gut. Also sprich." Er kreuzte die Arme über der Brust, ohne sie <mzu sehen. „Ich will und ich werde—die Frei heit. die du mir angeboten hast nicht nehmen. Ich werde nicht reisen. Ich werde neben dir bleiben bei dir. Wo du hingehst, will ich auch hingehen, wo man dich begräbt, lass' man auch mich in die Erde heißt es nicht so? Du wirst uns beide erhalten für uns beide arbeiten wenn du arbei ten ka n n st. Ich bin deine Frau und will deine Frau bleiben!" „Du bist meine Frau?! Du willst meine Frau bleiben? Das heißt, du willst meine Frau sein?!" Er hatte sich vorgebeugt, und einen Moment lang blitzten seine weißen Zähne auf unter dem schwarzen Bart in einem bösen Lächeln, das ihren Herzschlag fast stocken ließ. „Ja. Wenn du so willst. Ich bin nicht furchtsam ich wage es mit dir! Ich gebe den Kampf auf mit dir. Ich ergebe mich!" Sie lehnte in ihren Stuhl in ihrer stolzen, steifen Art, schön, vornehm, unnahbar kühl und ihre kalten Au gen begegneten mit einem seltsamen, starren, fast lauernden Blick, den seini gen, die flüchtig zu ihr hinüberirrten. ' „Du willst also hierbleiben, bei mir bleiben? Mein künftiges Leben, viel leicht mit Entwürdigung Armuth Demüthigung und Arbeit Arbeit um unser tägliches Brot mit mir theilen denn du wirst arbei ten müssen, wenn du bei mir bleibst neben mir für mich und vor mir demüthigen lassen müssen. Oder zwei felst du daran? An dem MUss e n ? An dem Meine - Frau -Sein?!" .DaS überlaß ich dir selbst zu b«- antworten. Ich bleibe bei dir denn wo sollte ich hin?! Zu wem? Von was leben? Ich habe leinen Tropfen Abenteurerblut in mir. Ich bin, was ich bin du kennst mich. Oder glaubst du. daß ich hingehen kann und werde, uin mir irgendwie allein eine Existenz zu gründen? Ohne Wissen, ohne Ta lente ohne Vermögen vor allem! Mi, was also? Bon was? Oder hinge hen und meiner Mutter Tochter sein, wie ich es war nun jetzt im Hause ihres Mannes ihren fadenscheinigen Glanz, ihre geringen Mittel mit ihnen theilen! Nein. Ich traue dir die Kraft zu die Intelligenz, den Willen, dich sieigen irgend eine gesellschaftliche Höhe dir wieder zu erringen und somit mir! Du bist nicht ohne Hilfe nicht ohne Freunde lange nichj so arm, wie ich es wäre wenn ich dir den Gefallen thäte und jetzt meines Weges ginge wo du eine Frau wie ich.— nicht recht gebrauchen kannst. Mir gleich. Ich bleibe. Du kannst mich nicht zwingen zu gehen wie du mich einst zwangest zu blei ben in jener Stunde denkst du Knien bat mich gehen zu lassen, und du mir lächelnd sagtest: „Nein! Nie mals laß ich dich gehen Ich nehme den Kampf mit dir auf!" Denkst du ! daran? .Und du sollst kommen freiwillig in Liebe und nichts Heiher ersehnen als deine Sehnsucht an meiner Brust zu kühlen." Nun denn ich bleibe bleibe freiwillig! Das andere erfülle dir selbst!" Sie war aufgestanden und stand noch eine Minute vor ihm schwei gend in ihrer stolzen, kalten Hal tung, ihrer unnatürlichen Ruhe. Spröde, wie splitterndes Glas, klang ihre Stimme, wie sie langsam in Absätzen und Pausen gesprochen hatte. Und ihr Gesicht war blaß und furchtlos in seiner kalten Schönheit über ihm, der, die Stirn in die Hand gestützt, angefangen hatte, gleichmüthig in den Papieren vor sich zu blättern antwortlos, verächtlich, mit einer leich ten Handbewegung sie zurückwei send. „Geh!" sagte er jetzt. »Suche Ruh» und Klarheit und besinne dich auf das Wahre und Falsche alles dessen was du hier gesprochen hast. Eins würde ich bestimmt behaupten: du glaubst nicht recht an den Ernst, an die Wirklichkeit dieses Umschwungs durch diesen Prozeß. Du denkst: ich übertreibe. Es wird nicht zum Aeußersten kommen noch ist der Prozeß ja nicht verloren! Deshalb willst du bleiben. Täusche dich nicht. Ich warne dich! Ueberlege genau, was es heißt: zwei Menschen, die sich ich will nicht sagen: Haffen aber zum wenigsten nicht lieben einander nicht verstehen nicht zusam einander nicht ausweichen kann nicht jeder ein apartes Leben in einem gesonderten TageSlaus haben kann, wie in einem Palais mit getrennten Flü geln. Dort ist die Nähe eine unver meidliche, die Vertraulichkeit und Inti mität erzwingt. Wirst du das wagen können? Du ahnst nichts von solchen kleinen Verhältnissen. Du unterschätzest deshalb die fürchterliche Realität der selben. Schon mit einem geliebten Mann wie Ridolf Reinhart war dir diese Art Misere so undenkbar, daß du ihn von dir stießest. Ueberlege da» wohl Ich bin dann, selbst wenn ich wollt«, nicht mehr imstande, zart- Rücksicht auf dich zu nehmen, zu rückzutreten die Enge des Raumes der für uns beide reichen soll ver bietet es von selbst. Ich würde nicht in der Lage sein, mir ferner irgend welche Reserven irgend welchen Zwang aufzuerlegen in so stetem nahem Verkehr mit dir wie daraus sich er geben würde. Ich rathe dir: glaube an den schweren Ernst mei ner Worte meiner künftigen Lebens lage wie schwarz sie sein würde stellst du dir keinesfalls vor ehe du darauf begehst, aus dem mir soeben angegebenen rein egoistischen Grunde sie theilen zu wollen. Nur die höchste Liebe und gegenseitige fest gegründete Wirthhaltung vermag es. allem Unglück, allen Entbehrungen und ungeahntem Leid gemeinsam standzu halten. weil es eben gemeinsam ist. Das Warten wird eine Hölle. Konra dine, für Leute, die unglücklich verhei rathet sind." Immer ruhiger, fester, kälter, hatte er gesprochen. Sie mußte fühlen, wie sehr, wie aufrichtig er wünschte, daß sie von ihm gehe. .Und der Skandal?" sagte sie ton los. .Die Welt, die Menschen, die mich bisher hochgestellt, bewundert, ver ehrt haben, was würden sie alle denken, wenn ich im Augenblick seines Zusam -5 > menbruchs dich im Stich ließet" Er zuckte die Achseln. .Die wenigsten würden anders von dir denken, als sie bisher von dir ge : dacht haben," bemerkte er auf diesen Einwurf sarkastisch. »Und dann , weißt du: gestürzte Größe verliert sich - schnell auS dem Gedächtniß der Men schen. Außerdem steht dir jedenfalls . schon bald eine andere, glänzende - Heirath zu Gebote, wenn du von : lebst." »Jetzt möchte ich sagen: geben wir k uns keiner Täuschung, teiner neuen ' Täuschung hin. Adam," sagte sie hart, - »es ist nicht s» leicht, glänzende Heira Ich selbst bin ein gutes Beispiel dafür, und ich hatte persönlich fast alle Bedin gungen, zu reiissiren, „Eheglück", wie . man sagt. Meine Mutter hat so ziemlich alles für uns versucht in die- ser Hinsicht, und sie war nicht einmal i sehr wählerisch was die Person be- > Auch Breitenfeld stand zuletzt , bitterten Blick und zusammengepreßten ! Lippen sich gewissermaßen entlas sen fühlend ging sie ohne Wort und Gruß hinaus. in Verzweiflung die Hände. Wenn es wahr wäre! Ganz —in vollem Um fange wahr würde! So wie er ihr die Zukunft an seiner Seite im engen Zusammensein mit ihm ausgemalt! Er war heute schon ander« gewesen. Jawohl! Wenn er nicht mehr Kavalier Fürst gegen seine stolze Gemahlin von der er getrennt lebte wenn er ihr Herr, ihr Gatte, ihr steter Ge fährte gegen sie seine Hausfrau und Lebensgefährtin würde ohne Reserve, ohne Zwang sich gehen ließ In allem, auch in seiner elementaren Leidenschaft die nur ihrem äußeren Reiz galt nicht ihrem seelischen denn sie wußte zu gut, daß sie letzteren für ihn nicht besaß und sie erinnerte sich zu gut schaudernd an jene Szene an ihrem VerlobungSabend, wo er sie so rücksichtslos gewaltsam in seine Umarmung gerissen hatte. Biel leicht hätte sie sich ohne dies nie mit ihm verlobt vielleicht wäre sie in letz ter Stunde noch erwacht früh genug, um sich mit ihrem besseren Selbst in Rudolfs Arme zu flüchten, wie sie es so unsagbar gern gethan hätte al» eS zu spät war den Abend nach ihrer Trauung mit Eberkburg! „Es geht nicht. Es ist unmöglich ich ich glaube nicht, daß ich e» ertrage —" flüsterte sie, die pressend „aber was dann?" —- Ihn wieder aufnehmen, den Kampf um eine zusag'nde Existenz die Jagd nach Glück Genuß nach gesicherter, geachteter Stellung in einer ihr sympathischen Welt? Mit was? Mit welchen Mitteln? Die frühe ren reichen vielfachen Hilfen hat ten versagt. Immer wieder und wieder versagt, und welche hatte sie jetzt noch zur Verfügung jetzt, als geschie den- Frau? Eine Hilfe zu einer guten, soliden Versorgung war der Umstand gerade nicht. Sie war klug genug —, erfahren genug, sich vieles zu sagen,' und nichts war ihr undenkbarer als Glanz, Genuß ohne Stellung die gesicherte Position einer gefeierten, verehrten Frau auf den Höhen der guten Gesellschaft. Nein tausend, mal nein! Nicht wieder zurück in jenes hinter ihr lag, das sie unter so heißen Schmerzen so bitterer Herzensent sagung von sich geworfen hatte. Vielleicht gewann Ebersburg den Pro zeß doch doch! Er wollte sie vielleicht nur loswerden er hatte genug von dem Leben neben ihr und wollte ein anderes, ein wahres Glück für sich suchen nachdem er den Kamps um ihr Herz aufgegeben weil er das Herz nicht mehr begehrenSwerth gefunden, es erkannt durchschaut hatte in seiner Hohlheit und Kälte, das selbst edle Handlungen auS un edlen Beweggründen ausführen wollte wie soeben als sie Zusammenbruch und Noth mit ihm theilen gewollt hatte und ihm das nicht einmal hatte ver bergen können so sehr war sie ge wöhnt, rücksichtslos ihren Eingebungen zu folgen ganz gleich ob er sie achtete oder verachtete! Die ganze Nacht rang sie wachend in Zweifeln, in Widersprüchen und Zwiespalt aller Art _ zwischen Wahl und Qual einmal auf diese, einmal auf jene Seite sich neigend wo hüben und drüben ein .Zurück!" erschallte. Am anderen Morgen schon sollte sie von diesen Zweifeln befreit und vor wärtsgestogen werden ohne Qual der Wahl den einzigen Weg hinauf. Sie war kaum in einen schweren Schlaf gesunken halb angekleidet auf ihrem Bette sitzend, als sie einen leisen, wiederholten Ruf vernahm. Schaudernd fuhr sie auf und sah in das Gesicht ihrer Kammerfrau, das ihr merkwürdig bleich und verstört vor- Was war geschehen?! Noch nie war eS vorgekommen, daß die Dienerin daS Zimmer ungerusen betreten hatte. Ein Brief wurde ihr entgegengehalten. Hastig griff sie danach wie nach einer ersehnten Antwort und Entschei dung und winkte der Person hin aus. (Fortsetzung folgt.) Sieweißßescheid. Verle zertochter: .Ich weiß es wohl, mein lieber Bräutigam, daß Du ein arger Don Juan warst. Aber ich hoffe, Du wirst mir alle bisher ausgegebenen Küsse nachliefern!" —V or Gericht. Richter: Strümpfen?" .Ich hatte jehört. et wäre een kranket Kind im Hause." ' Für die Küche. Reis -Muffin s. 2 Tassen gekochter, kalter Reis, 1 Pint Mehl, 1 Theelöffel Salz, 1 Eßlöffel Zucker, I>H Theelöffel Backpulver, in das Mehl gesiebt, Vs Z^Eier. zusammen gesiebt, und ein ziem lich fester Teig gerührt. Dann in kalt mit Butter ausgeriebene Mussin- Formen gethan, zwei Drittel voll. In heißem Ofen 15 Minuten backen. Anstatt Reis kann auch Hominy ge nommen werden. Lamm auf Wiener Art. Sehr fein, und wohl nicht allgemein bekannt, ist das gebacken« Lamm fleisch, welches, gleich dem berühmten Backhändl, aus der österreichischen Küche stammt. Durch das Einhüllen des Lammfleisches in Panade wird diesem, bei schnellem Backen, der Saft vollständig erhalten. E» mundet be sonders gut. zu jungen Gemüsen oder Salat. Man zertheilt das Bruststück häutet sie, schlägt sie mit dem Fleisch hammer ein wenig breit, bestreut sie mit Salz und läßt sie 1 Stunde ste hen. Dann wendet man sie in Mehl, dann in geschlagenem Ei, zuletzt m geriebener, gesiebter Semmel, läßt Backfett (halb Butter, halb Schmalz) bräunen, legt die Fleifchstücke hinein, aber so, daß sie schwimmen, und,läßt sie auf raschem Feuer schön kroß ba cken. H a m m e l r i p p ch e n mit Zwiebelsauce. Für 6 Perso nen, 2 Stunden Kochzeit. Einige Zwiebeln hackt man sehr sein und schwitzt sie in Butter gelb. Eine gut eingekochte Bechamelsauce zieht mit einigen Eigelb ab, mischt die Zwie beln darunter und rührt die Sauce bis an'« Kochen, worauf man sie vom Feuer nimmt und mit ein paar Trop fen Würze verfeinert. Die Hammel rippen brät man recht im Saft, über zieht sie mit der Sauce, streut frische, in Butter geröstete Semmelkrumen darüber, schiebt das Gericht einige Augenblicke in den Ofen, ordnet dann die Rippchen im Kranze an und giebt rasch auf. Kalter Reispudding. Pfund Reis wird zweimal gebrüht, dann mit Wasser weichgekocht, aber nicht verrührt, dann auf ein Sieb Hum Abtropfen (wenn das Wasser nicht ganz verkocht ist) geschüttet. Dann wird 1/2 Pfund Zucker leicht geläutert, der Reis darin noch etwa» gekocht, 4 Eßlöffel Arrak und der > Saft von 2 Citronen dazu gegeben. Die Puddingform wird zuvor mit kaltem Wasser ausgespült und mit ! der hineingesiillten Masse über Nacht I in den Keller gestellt. Chaudeau oder Fruchtsauce dazu. Grilladen. Uebrig gebliebene» Suppenfleisch wird in Scheiben ge schnitten, dann ein Teig angerührt, wozu man 1 Ei, eine Tasse Milch und so viel Mehl nimmt, daß der Teig an dem Fleisch hängen bleibt. Gewürzt wird dieser Teig mit Salz und Muskatnuß. Nun wendet man die Scheiben in dem Teig um und backt sie schön bräunlich. Auch übrig gebliebenes Pökelfleisch ist auf diese Arzt zu verwenden. Kartoffelsalat schmeckt gut dazu. Kerbelsuppe. Die Zuthaten sind (für S Personen) zwei Löffel Mehl. 1 Unze Butter. 1/2 Unze Fleisch > Extrakt. Salz, eine Handvoll Kerbel, ! das Gelbe von zwei Eiern. Da» i Mehl wird in der zerlassenen Butter hellgelb geschwitzt, in zwei Quart» l kochendem Wasser wird dos Fleisch ! Extrakt gelöst und damit die Mehl ! schwitze verkocht. Die Brühe wird ge > salzen, der gehackte Kerbel darin auf ! gekocht und die Suppe mit dem Eigelb - abgezogen. Die Bereitungsdauer be ' trägt 16 Minuten. ' Nieren mit Hunnen , sauce (ungarisches Rezept). Hierzu bedarf man sechs bis acht schöne Ham > melnieren, Bevor man sie zurecht macht, muß man die Hunnenfauce fertig machen, die später in die Nie- ren gestrigen wird. Man bereitet sie folgendermaßen: 2 rohe Eidotter werden mit 4 Eßlöffeln feinem Pro venzöl verrührt, 1 Löffel voll Estra ' gonessig dazu gerührt, Salz. Paprika, Senf, kleine seingehackte Kornichons, ° gehacktes Körbel. Pimpernell. grünen Estragon und Kressenessig (Chileessig) hinzugethan und alles recht lange und gründlich verrührt, daß sie wie Salbe ' wird. Nun schneidet Man die Nieren ' in der Mitte auf, entfernt den weißen, 1 harten Kern, bratet jede Hälfte in ' steigender Butter, streicht in die Höh ' lung von der Sauce und richtet den Rest der Sauce in einer Sauciere an. Sehr schön werden die Nieren, wenn man sie auf dem Rost braten kann. ' Pökelfleisch. 2 Pfund Rind fleisch ohne Knochen werden mit 1 Theelöffel Salpeter. 2 Theelöffel Zucker und 1 Eßlöffel Salz eingerie ben und in Ouart Lake, auS I Eßlöffel Salz bereitet. B—lo Tage ' gepökelt. Schöner und saftiger ist da» ! Fleisch, wenn man ein Stück von 4 bis ' S Pfund pölelt und zum «alten Aus ' schnitt übrig behält. Es wird in kochen ' des Wasser gelegt und IV2 bi» Stunden gelocht.
Significant historical Pennsylvania newspapers