Die Ichachmschiit. (8. Fortsetzung.) Ein leises Klopsen an der Thür weckte ihn. Er ging, um zu öffnen. Die Erwartete, Ersehnte stand vor ihm. Sie trug dieselbe Kleidung wie gestern, ihren langen Mantel, ihren Shwal niemand konnte unter die ser Hülle erkennen, wen sie barg. Er schloß, nachdem sie eingetreten „Hertha!" flüsterten wirr seine Lip pen. „Sind wir hier bei dir unzestört?" war ihr« erste hervorgestoß-ne Frage. „Vollständig." Ohne den feuchten Mantel und! das Tuch abzulegen, ließ sie sich er schöpft auf den nächsten Stuhl nie der. Es war nicht bloß die lange Fahrt, I die sie so ermüdet hatte. Was sie als die junge, glückliche Frau eines > reichen und angesehenen Mannes von der Hauptstadt bisher kennen gelernt hatte, daS war nur die Glanzseite! der Stadt. Die öden, düster«« Stra- ! Ben, durch die sie jetzt der Wagen gebracht hatte, waren eine neue Welt, eine fremde, eine abschreckend« für sie. Dann dieses Haus, diese Treppe, diese Korridore. Ein betrunkener Mensch war ihr unten im Flur begegnet, der sie hatte festhalten wollen. Eine Thür war aufgegangen, eine schmutzig« Frau mit einem Kinde auf dem Arm trat heraus, sah ihre unge wöhnliche Erscheinung mit Verwun derung an und rief ihr etwas nach. Erst jetzt, erst hier fühlte sie sich in Sicherheit. DaS Zimm«r war un geheizt, aber sie empfand die Kälte Verzierungen an d«n Wänd«n. Im Gegentheil, sie fieberte vor Hitze. „Du weißt noch nicht den Grund, sie. „Erinnerst du dich noch, was damals, als ich dich von mir schicken mußte, deine letzten Worte an mich waren?" „Du hast vor ihm noch einen an dern geliebt?" „Nicht geliebt. Nein, zur Eifer sucht auf diesen Menschen hast du Ausdrücke gebraucht hatte/ die ein ganz falsches Licht aus dieses Ver hältniß zu werfen imstande waren. B-rich? fort. ich Strafe daß ich glaubte, ihn niemals wieder zusehen; er sollte mir Zeit meines I Lebens als abschreckende Warnung gedient haben." Dann fügte sie hin zu, in welcher Weise der damals Verschwundene von Neuem ihren Weg gekreuzt hatte, WaS die Folgen davon waren, was seine Drohung, was der Preis, den er von ihr ver langte, und in welcher verzweifelten Lage sie sich ihm gegenüber nun be- Briefe. Schweigend, ohne sie zu unterbre chen, hatte er ihrem langen Berichte zugehört. Die Qual der Eifersucht, die er ihretwegen fühlt«, verdoppelte sich da bei in ihm. Also noch einer, der ihm bei ihr zuvorgekommen war. Und wenn es auch nur die kleinste Gunst bezeigung war, deren sich dieser Mensch von ihr hatte rühmen dürfen, selbst nur diese so harmlosen, aber doch auch so gefährlichen Briefe, die er von ihr befaß auch darum haßte er ihn schon! Nicht weinger als ihren Mann! „Nun weißt du, wozu ich deine Hilfe brauche," so schloß sie. „M>er" „Dadurch," erwiderte er entschlos ! sen, „daß du mir die Adresse dieses Herrn hiebst, daß ich zu ihm hingehe und ihn in deinem Namen und als was wird er dir darauf zur Antwort geben? Auslachen wird er dich wie einen Narren." „So werde ich ihn zwingen." „Ihn zwingen! Wenn ich nur ver stehen könnte, wie du das anfangen willst." Sie hielt mit ihren Einwürfen inne. Seine Miene hatt« etwas so Sicheres, so SiegesgewisseS. Sie wollte auch nicht weiter in ihn drin gen. Irgend «in dunkles Gefühl, etwas wie Furcht hielt si« davon zu rück. Die Augen wollte sie geschlos sen halten, solange, bis sie den Ab grund, über d«n er sie auf seinen Armen hinwegtragen wollte, hinter sich hatte oder davon verschlungen wurde. „Und wann werde ich Nachricht von dir erhalten?" fragte sie. „Sobald ich im Besitz der Briefe bin." „Und auf welchem Wege?" Er begriff ihre Frage. Sie meinte, daß es dazu der Vorsicht bedurfte schon wegen ihres Mannes. „Ich will darüber nachdenken und dir noch deshalb schreiben," gab sie in Hast sich selbst die Antwort. Ein Verlangen, von ihm fortzu kommen, ergriff sie plötzlich. Ein« Mahnung, eine Beschwörung gegen ihn schwebte auf ihren Lippen, aber sie erstarben ihr wieder. So erhob si- sich „Habe Dank und lebe wohl!" sagte sie. Er sah, wie sie ihn wieder ver lassen wollte. Nicht zum zw«iten Male würde ihm die Gelegenheit, so fallen. Nur ein einziges Mal sie an sich pressen, seine brennenden Lippen auf die ihren drücken. Wenn er ei ihm den jetzt noch verweigern kön nen? Und schon zuckten seine Arme nach ihr. Aber sie schien seine Bewegung nicht zu bemerken. „Und auch dafür danke ich dir," sagte sie weich „daß ich dir ver trauen durfte, daß du unser Allein sein nicht gemißbraucht hast. Ich hatte erst Furcht vor dir. Verzeih'!" Wehrlos glitten seine Arme wieder hernieder und er legte nur seine mat ten, kalten Finger in die ihren. „Adieu!" ihm nicht einmal eingefallen, ihr seine Begleitung bis zur Hausthür Und doch! Eine wilde Befriedi gung kam über ihn. Es gab nun zwischen ihm und ihr «in Band. Er durfte für sie eine Thai vollbringen. Trotz der völligen Aussichtslosig keit hatte es Max doch nicht unier schnur einen Versuch zu machen, ihn Aber auf alle seine Bitten, Beschwö rungen, ja Drohungen hatte dieser Ihnen, Herr Assessor?" brauste Max auf. „Vergessen Sie nicht, daß dieser Fall in dem Kontrakt schon vorge sehen ist. Erstens werd« ich Ihnen dann den Arzt schicken, der Sie un- Als Max an diesem Abend feit .Hochgeehrter Herr Assessor! Ich habe Ihnen leider mitzuthei len, daß der Herr Doktor heute früh gestorben ist. Es ist ganz plötzlich gekommen. Ich hatte die Stub« auf geräumt, da merkte ich noch gar nichts Auffallendes an ihm. Wie ich dann wieder hineinkam, war er todt. Ein Bruder von ihm ist da, und noch heute Abend soll der Herr Doktor nach der Leichenhalle geschafft wer den. Wenn Sie ihn noch einmal sehen wollen, dann ist es die höchste Zeit. Wittwe Fischer, geb. Hasenroth." Max war auf tiefst« erschüttert. Es widerstand ihm, nach dieser Nach richt Sabinens Brief gleich zu öss nen. Erst wollte er von dem todten, treuen Freunde Abschied nehmen. So fort begab er sich auf den Weg zu Ihm hinaus den Weg, den er in der jüngsten Zeit so oft zurückgelegt hatte, erst in seiner Bedrängniß, und zuletzt mit der Botschaft feines Glücks, und den er nun zum letzten mal fuhr. Alle die mit dem Freunde verlebten Jugendjahre tauchten vor ihm auf, nie hatte «S einen Streit, einen Mißklang zwischen ihnen gege ben einen treueren Freund fand er nicht wieder. Mit verweinte« Augen öffnete ihm die gutmüthige Frau die Thür. Dann trat er in das wohlvertraute Zimmer. Wieder brannte die grüne Lampe auf dem Tisch, aber kein Willkommengruß tönte ihm entge gen. Das Antlitz im Bett, auf das und sanfter Frieden war darüber gebreitet. Die blassen, kalten Hände lagen gefaltet auf der Bettdecke, und Abschied nehmend. Eine Weile später erschien des Ver blichenen Bruder, ein stiller junger und die demüthige Erwartung, ihr dies bald mündlich sagen zu dürfen. Nun also hielt er ihre Erwiderung darauf in seiner Hand. DaS Caupi war ziemlich leer, er saß in einer Ecke, Niemand von den Gast zu Mittag zu sein. Wir essen, Wie sollte er sich schließlich damit nicht nur allein vor ihr, sondern auch vor ihrem Bater. Was sie selbst be- StandeSbe'wußtsein, daS » durch verletzt hatte. als sich sagte^, icn würde, der gütigen Einladung Folge zu leisten, und gleichzeitig sügte auch eine Empfehlung ihre^n des Todten Nur drei Perso- Der Geistliche sprach am Grabe ein einfaches, herzliches, kurzes Gebet, dcinn fielen aus den sechs treuen kommen. Die Gründe, die den Regierungs präsidenten auS Neustadt nach der Herr von Goetzsch war trotz seiner hohen Stellung «in Mann von jo vialem, heiterem, frischem Wesen, dessen Ebenbild sich in seiner jünge nn Tochter Sabine fast noch mehr tig Wittwer geworden, waren ihm als Gegenstand seiner Liebe nur sein« beiden Kinder übrig geblieben, in de ren Glück er auch sein eigenes sah. Durch Hertha war er in Sabinens Angelegenheit eingeweiht worden. Er fiel darüber erst beinahe aus den Wolken. „WaS?" rief er voll Ueberrafchung und anscheinend voll fürchterlicher Strenge aus „und davon hab' ich keinen Dunst gehabt? Solche Streiche treibt das Kroppzeug hinter meinem Rücken? Und da denkt ihr, ich werd' jetzt ganz einfach Ja und Amen dazu sagen?" Sabine, die hinter einem Vorhang der Unterhaltung zugehört hatte, flog dem Vater jetzt an den Hals. „Ja, Papa, daS wirst Du," rief sie mit strahlender Miene ihn bestür mend, in ihren süßesten Schmeichel tönen „ich hab' ja selber nicht ge ist, und Dir ist er doch auch ans Herz gewachsen." „Wer sagt denn das?" polterte der alt« Herr noch immer, aber ein Zucken in seinem frischen, fast noch jugendlich zu nennenden Gesicht verrieth bereits, daß es mit seinem Aerger nicht so schlimm und ernst bestellt war. „Du selbst, Papa, wie oft haft Du's gesagt, was Herr von Suckow für ein guter, tüchtiger, ehrenhafter Mensch ist, und daß er Dir der liebste von allen Deinen jüngeren Herren war," jubelt« Sabine, ihm unzählige Küsse auf die Wangen drückend. „Und wenn ich Dir nun weiter Hertha war hinausgeschlichen. Ihr Werk war vollendet die Würfel gefallen. Nun stand nur noch ihr eige ! nes Schicksal zur Entscheidung. Von Hubert hatte sie noch keine Nachricht, j Allerdings hatte ihre Unterredung mit ! ihm erst gestern stattgefunden. Alle Nerven waren in ihr krampfhaft ge strafft, sie begriff nicht, wie sie diesen Zustand aushielt und daß sie darunter nicht zusammenbrach. naßkalten, unfreundlichen Wetters auf d«m Balkon Posto zu fassen, um > so die Erste zu sein, die den Erwarte ! ten kommen sah. Nun dazu mußte sie sich schließlich verstehen „oder," so erklärte Papa, „es würde aus der ganzen dummen Verlobung nichts" — Mantel und Gummischuhe anzulegen, obgleich ihr so glühend heiß war. daß sie solche künstlichen Erwärmungsmit tel wirklich nicht nöthig hatte. Immer blickte sie nach der «inen Eck«, um die „er" kommen mußte. Plötzlich klang ein htller Jubellaut von ihren Lippen und sie ließ ihr Taschentuch nach die ser Richtung flattern. ihr" Euch so ruhig mit an?" ereiferte sich Erhard komisch. Hertha ordnete stumm etwas an dem gedeckten Tische. Und der „Papa"? Es war unglaublich aber er guckte jetzt selber mit der zufrieden sten Miene von der Welt dem Kom- Menden entgegen. Dann klingelte «S, vann wurden Thüren geöffnet, dann horte man Emmas Stimme draußen, die den lungen Herrn bat, einzutreten, dann trat er wirklich ein, dann tonnten zwei furchtbar v«rli«bte Menschenkin der, die ein törichtes Mißverständniß beinahe für immer auseinanderg«- rissen hätt« und di« sich jetzt nach lan ger Feindschaft, wenn auch noch erst im Angesicht so vieler störender Zeu gen, zum ersten Mal« wiedersahen, nur mit großer Anstrengung soweit Zurückhaltung an sich üben, um sich nicht sogleich beim ersten Blick in die Arme zu rennen. Dann fanden aller lei Begrüßungen der verschiedensten Art bis zur höchst freundschaftlichen statt, von welch' letzterer Art auch diejenige war, mit w«lch«r H«rr von Goetzsch seinen ehemaligen jungen Un tergebenen willkommen hi«ß. Dann setzte man sich zu Tisch, wobei ein Zufall es jügte, daß die besagten bei den jungen Menschenkinder neben einander zu sitzen kamen. Dann, ein geleitet von Papa, begann sogleich eine allgemeine Unterhaltung, di«, währ«nd man den guten Dingen auf dem Tisch ner und gemüthlicher wurde mir die Hausfrau betheiligte sich nicht viel dabei, was aber Niemand von den Gästen auffiel, so reich war der Ge sprächsstoff, so angeregt und lustig plaudert« es sich. Dann kam der Nach tisch, dann der Kasse«, dann sah Je mand auf die Uhr. Dieser Jemand war Max selbst. Er wurde blaß. „Verzeihung, aber ich muß j«tzt gehen!" sagte er. Ein Sturm der allgemeinen Ueber raschung erhob sich. „Was müssen Sie?" fragte „Papa", als ob Niemand unter ihnen richtig Erstanden hätte. „Ich muß fort, Herr Präsident," würgte Max hervor. „Ich habe einen todkranken Freund, er liegt vielleicht schon im Sterben, und ich habe ihm versprochen, noch heute Nachmittag be stimmt zu ihm zu kommen." „Aber so etwas!" schmollte Sabi- Auch Erhard bedauerte es sehr, daß er sie alle schon verlassen wollte. Er hatte in den wenigen Stunden an seinem zukünftigen Schwager schon , viel Gefallen gefunden. „Wenn es so ist, wi« Herr von Suckow sagt," erklärte indessen der Präsident „dann wollen wir ihn nicht quälen, dann müssen wir ihn natürlich ziehen lassen." > „Wenigstens noch ein Biertelstllnd , chen," bat Sabine, die nun ganz trau- rig geworden war. „Du sollst Herrn von Suckow nicht quälen, hab' ich Dir gesagt," gebot aber der Vater „wenn er noch bei uns bleiben könnte, dann würden wir ihn wohl nicht erst darum zu bitten brauchen. Also, Herr von Suckow," > wendete er sich dann freundlich zu , Max „wir sehen uns noch in den nächsten Tagen mal. Ich glaube, Sie , haben mir da noch «ine Sache vorzu tragen. bevor ich abreise. Von morgen > ab habe ich den ganzen Tag Zeit, schreiben Sie mir also, wann Sie ! kommen wollen, ich stehe Ihnen jeder- zeit zu Diensten. Unser Wiedersehen ist mir ein« Freude gewesen." Er schüttelte Max die Hand, dann kamen die anderen an die Reihe > zuletzt Sabine, aber sie rang beinahe > mit ihren Thränen. Wenn er noch , dageblieben wäre —soviel stand für sie fest —, dann hätte es Papa sicher lich schon heute zur Verlobung kom „Gewiß, Herr Präsident." „Haben Sie sich mal diesen Dings da angesehen, von dem die Z«itungen l jetzt soviel hermachen? Diesen Japa ' nesen? Diesen Schachautomalen! Wie l heißt der Kerl denn gleich? King-Fu!" , Max erblaßte von neuem. l gespielt?" „Ich weiß nicht, Herr Präsident —" > „Jedenfalls ist es doch irgend ein ! moderner Schwindel?" > „Schwindel?" wiederholte Max. „Na, wie nennen sowas? menschliche Vernunft kriegt. Ob Sie'S l sich aussuchen. Selbstverständlich steckt doch ein Mensch in dem Japanesen, l bat, und der eben ein brillanter Spie- ler ist. Ein Mensch genau wie Sie! Wenn ich Ihnen sowas zutrauen könnte, dann möcht' ich überhaupt l gleich sagen: Sie sind'S selber!" „Aber Papa!" lachte Sabine auf. doch waS zu erzählen haben. WaS l ! meinen Sie denn, lieber Suckow, wenn Tie mit von d«r Partie w?ren, wenn wir zusammen Herrn King-Fu ksuchen? Na?" Es traf sich für Max insoftrn gün stig, daß man j«tzt in d«m halbdunk len Entree stand und daß er sichtlich Eile hatte, in seinen Ueberzieher zu kommen. „Wenn es meine Zeit erlauben würde, Herr Präsident —" würgte er abermals hervor. „Na, wieso denn nicht? Ich hab' doch in der Zeitung gelesen, di« Bor st«llung«n finden nur Nachmittag» statt. Na, und um drei sind Sie doch mit Ihren Amtsstunden fertig?" „Jawohl —" „Na also, dann bleibt'S dabei. Sa bine und Hertha und meinen Schwie gersohn nehmen wir mit. Abge macht?" „Jawohl, H«rr Präsident." „Aber Sie stehen wohl schon wie auf Kohlen. Also wir sehen «inand«r noch, und Ihrem Freunde lassen wir gute Besserung wünschen." Max war wieder auf der Straße. dem Hause um. Oben auf dem Balkon stand wie der wie bei seiner Ankunft Sabine und winkte ihm mit dem weißen Tuch. Ihr Gesicht war schon wieder vom hellsten Sonnenschein bestrahlt. Er grüßte und nickt« m«chanisch zurück, immer noch einmal drehte «r sich um und zog den Hut solange, bis er die Ecke hinter sich hatte und die Ge liebt« ihm «rsckwunden war. D«r Schweiß perlte ihm unter dem Hut von der Stirn. In seinen Schlä fen dröhnten Cyklopenhämmer. „Schwindel!" hallte «S in s«ine Ohren Schwindel! Schwindel!" Und der dies Wort zu ihm g«sproch«n hatte, das war Sabinens Vater. Es war halb fünf. Um fünf Uhr hatte er sich in SeidenfchnurS Privat wohnung einzufind«n, um von dort aus durch seinen Despoten Uder den verschlossenen Gang zu seinem Käfig eskortirt zu werden. Herr Seid«n schnur wartrt« auf ihn, und er durfte ihm nicht untreu nxrden, H«rr Sei denschnur hielt s«ine Karten in der Hand. Max rief eine vorbeifahrende leere Droschke an. „Wohin?" fragt« der Kutscher mit dem w«tt«rrothen, verwitterten, grau bärtigen Gesicht. Das Wort aus ihres Vaters Mund Er fand in dieser Nacht keinen Schlaf und ruhelos wälzte er sich in den Kissen. War er diesem Manne nun nicht ein Geständniß schuldig? Nein, nun er durch dieses Wort sein Urtheil von ihm vernommen hatte, nun würde er sein Geheimniß diesem Manne ver rieth? Aber w«r sollt«, wer konnte e« verrathen? Der Freund, t>em es be- Besuch abstatten! Und dieser Mann bestand darauf. Welche Ausrede konn te er vor ihm finden! Dieser Witz der Hölle ein Schachbrett, an dem der die Nachmittagstunden, wo er sich wieder in seinem Käsig einzusinken hatte, verging, hatte er auch noch nicht daran denken können, sich bei dem Präsidenten zu der bewußten Unter redung anzumelden, in der er sich ja nun Sabinens Hand von ihm erbitten sollt«. Furcht und Schaudern davor überkam ihn, und wenn «r di« süße Stimme der Geliebten zu vernehmen glaubte noch lauter scholl das Wort des Vaters ihm in die Ohren: „Schwindel!" King-Fu hatte an diesem Montag einen schlichten Abend, einen fast noch schlechteren als schon gestern am Sonntag. Er spielte sehr zerstreut, verlor verschiedene Partien, und seine zahlreichen Freund«, von denen man che ihn j«den Tag besuchten, wußten nicht, was sie von ihm zu halten hat ten. War er heute nicht aufgelegt? Hatte er Kopfschmerzen? Ging «s ihm, wi« «s schon anderen Meistern ergan gen war, daß er seine Blüthezeit über schritten hatte? Das aber wollte man nicht hoffen. Er war wohl eben ein mal nicht gut disponirt, und daS konnte ja vorkommen kein Wun der, wenn man Abend für Abend ganze Stunden lang hintereinander seinen Geist so anzustrengen hatte. Hoffentlich würde es morgen Abend wieder besser mit ihm gehen. (Fortsetzung folgt.) Zuviel verlangt. Gra phologe (zum jungen Manne, aus der Handschrift von dessen Braut lesend): „Hat ein sehr gutes Herz .... ist sehr konsequent, dürste aber auch «in wenig herrschsüchtig s«in." Der jung« Mann: „Und erlauben Sie ... wie viel kriegt sie denn mit?" Für die Köche. Gebackene Nudeln mi» Räucherfisch. Von 2 bis Z Eiern macht man mit Wasser, Salz, und dem nöthigen Mehl «inen ebenen, guten Nudelteig, rollt ihn aus unv> schneidet feine Nudeln davon, die gut trocknen läßt. Man kann sich ebenso gut aber auch fertig gekaufter Nudeln bedienen. Die Nudeln wer den in Salzwasser gar gekocht unt» im Siebe zum Auskühlen gestellt. Dann reibt man Pfund Butter zu Sahne, mischt nach und nach un ter beständigem Rühren 3 bis 4 Ei dotter, ebenfalls nach und nach die abg«iropften Nudeln, etwas Salz uni» den steifen Schnee des Eiweiß dar unter, zuletzt schnell etwa Pfuni» aus Haut und Gräten gelöste, fein gehackte beliebige Räucherfische (Bück ling, Flunder, auch Aal kann genom men werden), füllt alles in eine feuer» feste, mit Butter bestrichene Fornc oder Auflaufform, bestreut die Ober fläche mit geriebener Semmel, träu felt etwas Butter darüber und läßt die Speise im Ofen eine Stunde ba cken. Wird in der Form servirt. Italienisches Hühnerra gout. Zu dieser äußerst feinen» schmackhaften Speise wird aus But ter, Mehl und kräftiger Rindsuppe eine goldbraune Einmachsauce berei tet, in der man zwei Eßlöffel voll feingewiegte Schalotten, Champig nons und Petersiliengrlln verkocheir läßt, nach eigenetn Geschmack mit mehreren Eßlöffeln Paradiesmarme» kade vermischt, durchseiht und nui» mehrere heftig gebratene, junge, iir vier Theile tranchirte Hühnchen hin ein legt. Das Ganze wird nun auf einer Schüssel angerichtet und mit Semmelcroutons und Farcewürstelir umgeben, welch letztere man aus de>r feingehackten gekochten Hühnerleberi» und -inagen, etwas roher Fleisch farce, feiner Kräutermischung und einigen Dottern bereitete, einpanirtr und in heißer Butter gelbbraun ge backen hatte. Kartosfelgemiise mit Rahmsauce. Kleine, runde, möglichst gleichmäßige, geschälte Kar toffeln werden gewaschen, mit guter Fleischbrühe, etwas Salz und Peter silie gar gekocht, doch nicht zu weich, damit sie ganz bleiben. Indessen Wirt» in einer Kasserole ein Stückchen But ter mit zwei Eßlöffeln Mehl gelb geröstet, mit etwas von der abgegos senen Kartoffelbriihe, in der die Kar toffeln gekocht worden sind, angerührt und aufgekocht. Dazu rührt mal, zwei bis drei Eßlöffel sauren Rahm, ein Eigelb, etwas Salz und Citro- Kartosfeln schnell damit durch. Süße Klöße. Sechs feine weicht sie in Milch ein, drückt sie auS und verrührt sie in einer Schüssel mit 2 Unzen geschälten, fein gehackten Tisch. Holsteinische Gersten-- mehl -Pfannkuchen. Unge fähr Gerstinmehl l getragen, und man reicht irgend «ine süße Sauce (Obst- oder Weinsauce) nebenher. Pilzfrikcndellen (russische Art). Man kocht 2 Suppenteller voll frischer, sorgfältig verlesener und ge putzter Steinpilze oderPfefferlinge 2- mal in kochendem Wasser ein paar Mi nuten ab, gießt das Wasser weg unt» läßt die Pilze abtropfen und verkühl««. Dann hackt man sie sehr fein, mischt ? —3 ganze Eier, ein« Tasse süßer Sah ne, etwas zerlassene Butter, 4 entqrä st«ht. die man gut durSarbeitet, dann Stunde stehen läßt. Davon werden flacht Bouletten geformt, in Ei und ge riebener S«nimel gewendet nnd in gelb g:macht«r Butter auf beiden Seiten goldbraun gebraten. Oest«rreichifche Kaffee kipfel. Man rührt Pfund But ter mit einem Eßlöffel voll f«in«m Zu cker zu Sahne, fügt 2 Eidotter, etwas- Salz und Citronenschale bei, dann löst man 20 Gramm Hefe in etwas lau warmer Sahne aus und vermischt al-- l«s mit Pfund Mehl zu einem festen' Teig, den man 1 Stunde lang gehen läßt. Von diesem Teig formt man klein« Kipfel, fetzt si« auf ein gutgebut tertes Blech, läßt sie nochmals aufge hen, bestreicht sie mit gequirltem Ei,
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