Z« D-Z«g. ' „Fehrenbachs gehen auf die Reise!" Wie ein Alarmruf flog es durch »as Haus. Alle Zungen wurden mobil und fielen über diese Sensationsnach „Fehrenbachs gehen auf die Reise!" > So lautete das Unt-rhaltungsthe »na, auf d«r Treppe und in der Wasch küche, auf dem Trockenboden und im Keller, wo immer nur zwei der lieben Nachbarn zusammentrafen. Und sie trafen sich mit einem Male r«cht oft. Wenn man wenigstens noch gewußt hätte, woher der Reichthum Fehren lbachs so urplötzlich erblüht war? «Aber nichts war darüber zu erfahren, und darum tuschelte man sich die spi tzigsten Bosheiten ins Ohr, die Lä stermäuler schweiften in das Reich der unbegrenzten Möglichkeiten. > Fehrenbachs der Herr Kanzlei <rath, die Frau Räthin und Elli, das Fräulein Tochter, ein Backfisch von Achtzehn Jahren, der mit feiner ur lwüchsigen Drolerei das Sonn«nschein wen der Familie war Fehrenbachs packten unbekümmert einen sunkelna velneuen Rohrplattenkoffer, drei mandtaschen und drei Rucksäcke und Hogen an einem strahlenden August morgen, mit Lodenmänteln, genagel ten Stiefeln und Bergstöcken bewass jnet, an die Bahn, eine Schaar neugie riger Gaffer zurücklassend. > „Sogar eine Autodroschke haben si« gehabt!" „Die Haben's nöthig!" ».Hochmuth kommt vor dem Fall!" Wenn die Guten erst gewußt hätten, daß Fehrenbachs mit einem D-Zug jund sogar zweiter Klasse fuhren! Kreilich, Papas Einspruch war erst KU überwinden gewesen „ich dächte, Iwir könnten die Differenz doch wohl «sparen, denn in der dritten Klasse kommen wir gerade so schnell an's >Ziel!" Aber Mama und Elli hat ten für diese tiefgründige Logik kein fiZerständniß. „Wir haben den Lot teriegewinn gemacht, und nun wol len wir es un» auch einmal tosten lassen!" Ein kleiner Beamter, der in der Kanzlei d«S MinisttriumS fünfund dreißig Dienstjahre gesammelt, hat sich daS Opponiren in der Regel abge wöhnt. Er weiß, daß man durch Nachgiebigkeit sich den Frieden seines Lebens erhält. Des Rathes ganzes be scheidenes Dasein war nur eine Fahrt Dritter Klasse gewesen! Elli hatte die Fahrscheinhefte von Papa erobert und sie mit entsprechen der Grandezza und Umständlichkeit dem Bahnsteigschaffner präsentirt. Man sollte sehen, daß man mit grü »ien Scheinen reiste. Dann hatte sie ihr Stumpfnäschen leck durch die Wagenthür geschwungen, di- Bergstöcke nebst Rucksäcken, nicht »hne einige unsanfte Karambolagen Mit anderen Reisenden, in den Ge päcknetzen verstaut und Papa und Mama bei der Kletterpartie in das Abt heil kräftig unterstützt ersterer hatte dabei einen Konflikt zwischen seinen Sohlennägeln und den glat ten, messingbeschlagenen Wagenstufen zu bestehen schwitzend, keuchend, umbraust von dem Getöse jagender, hastender Menschen, fauchenden Loko motiven, schreiender Ausrufer, schril ler Signalpfeifen, hatte die Familie Fehrenbach glücklich ihre Plätze er "uff! Der Kanzleirath stöhnte, die Niäthin schnappte nach Luft, Elli da gegen mit der naiven Freude der Ju gend an dem Reiz der neuen Umge bung. amüsirte sich königlich und schleckerte emsig aus einer Tüte Pra „Wenn dem Zug unterwegs nur lein Unglück zustößt —!" „Aber, Papa. wir sind doch Idas Reisen im D-Zug gewohnt —" „Jawohl, Elli hat ganz recht —" ~ und überhaupt sind wir doch leine kleinen " Elli brach ihren Sermon ab. Ein Reisender stieg noch zu, mit höflichem Gruße den Hut lüftend. Wie dumm, daß man nicht allein blieb! Vielleicht fuhr der Fremde nicht den ganzen Weg mit vielleicht tonnte man ihn auch hinausekeln >—. Während Elli sich mit diesen Er »oägungen beschäftigte, war der Zug unversehens in's Freie gerollt. All mählich verschwanden die Häuser der IStadt, lachend tanzte die Welt drau- IFestlied. In der ersten Stunde hing die Er innerung noch an der eben verlasse nen Heimath und an tausend Kleinig keiten, um die sich die tägliche Sorge müht, in der zweiten eilte man be reits voraus, in die bayerischen Ber ige. von denen man sich die phanta stischsten Vorstellungen machte (Kanz- Teiraths waren in ihrem Leben noch niemals aus ihrer nordischen Vater stadt herausgekommen!), und Elli schwärmte von schneebedeckten Firnen. Eennhlltt«n. von Gletscherspalten und «kuhwarmer Alpenmilch, vom Schuh plattler und vom Kraxeln mit Steig «isen „St ! !!" da sie gerade einen Jodler intoniren tvollte. „Jugend hat nun einmal keine Tu gend." konstatirie die Räthin. Der Math nickt« beifällig. Der fremde Herr lächelte und faltete seine Zeitung zu ?er lebhafte Verkehr m dem Korri- dor lockte den Herrn Rath hinaus hatte er für sein gutes Geld nicht das Recht, das fahrende Hotel einmal in allein seinen Theilen zu beaug apseln? !Der Fremde verließ gleichfalls das Abtheil. Ein rücksichtsvoller Mensch, dachte die Räthin, da er die Gelegen heit d«r geöffneten Passage benutzte und ihr ein abermaliges Aufstehen er sparte. Ob er wohl schon verheirathet war? Als Mutter einer unversorgten Toch ter galt ihr Interesse nur mehr ledi gen jungen Leuten. Der Rath stelzte den Zug «nttang tusionen endlich im Speisewagen. Gott sei Dank! Die Seekrankheit konnte man in diesem knatternden, schwan» kenden Ungethllm bekommen! Ein kleines Frühstück mit einem Fläschchen feurigen Scharlachberger versetzte sei ne Lebensgeister rasch wieder in die freundlichste Stimmung, und als er sich nach einer kleinen halben Stunde wieder zu seinen Lieben zurückbalan zirt hatte, glänzten seine Aeuglein in einer ganz verrätherifchen Lustigkeit, und seine Zunge plapperte wie «in frisch g«ölteS Uhrwerk. Die Räthin saß wie auf Nadeln ein königlicher Beamter, beschwipst im D-Zuzü Sie bedurfte ihrer gan zen Autorität zur Herstellung des ge störten Gleichgewichts unter Zuhülfe nahme liebevoller Seitenpüffe und freundlicher, wohlgezielter Fuhstupser. Zum Glück schien der Fremde von die sem ehelichen Intermezzo nichts zu be merken, da er mit Elli ein Gespräch angesponnen hatt«, und diese ihn durch ihre frische Munterkeit und köstlich« Laune vollkommen in Anspruch nahm. „Sie stellen sich diese Gebirgspar tien vielleicht doch etwas zu harmlos vor. gnädiges Fräulein?" „Warum? Dem Muthigen geHort die Welt —" „ aber nur dann, wenn er mit der nöthigen Kugheit und Vorsicht zu Werke geht." „Höher wie dreitausend Meter stie gen wir ja überhaupt nicht." M ei und Si« meinen. daS wäre so furchtbar einfach, gnädiges Fräulein? Ich tann einiges aus Er fahrung reden —" „Si« waren also auch schon auf ei nem Gletscher?" „Allerdings, und ich habe auch Heuer wieder die Absicht —" „Bravo! Vielleicht treffen wir uns dann wieder das wäre sa mos!" Sie klatscht« in die Hände. Der Fremde verneigte sich verbindlich. „Aber. Elli", mahnt« die mütter liche Aufsicht. „Du weißt doch nicht, ob es dem Herrn überhaupt angenehm ist —" „Gnädige Frau einer so liebens würdigen Reisegesellschaft wieder zu begegnen auf dem ewigen Schnee " WaS war das? Ein Unglück? Alles stürzte hinaus. Ein Rennen und Schieben. Tumult aufgeregtes Am Zuge scheint all«s in Ordnung zu sein, denn er rast mit unverminde ter Schnelligkeit weiter. Im Nu waren der Rath, die Räthin, Elli und der Fremde drau ßen. Ein Diebstahl! Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht. Ein Diebstahl im Zuge ein« Bries tasch« mit sechstausend Frank war Der Dieb befand sich also unter den Reisenden oder unter dem Personal. In allen Tonarten wirbelten die Ausdrücke der Entrüstung durchein- Raths suchen zuerst ihre Plätze wie der auf. Die Geschichte war ja recht bedauerlich für den Betroffenen aber man konnte doch nichts daran Immerhin war die Stimmung ge stört. Der Herr Rath griff wohl hundertmal in der Minute an fein« Brusttasche. die Räthin zählte nicht weniger oft die Gepäckstücke ab, und Elli klappte indignirt ihr Fernglas futteral auf und zu . Wie rei zend war die Unterhaltung mit ih — so nett war er zu ihr wo er nur blieb? Ihre ganze Freude war d«r zurück? Allerdings, aber er blieb auffällig einsilbig. Man sprach natürlich über das Ereigniß des Diebstahls, ob man und ähnliches «r zeigte sich jedoch durchaus wortkarg, verließ seinen Platz wieder, um mit ebenso verschlos sener Miene wieder zurückzukehren. Das wiederholte sich nahezu ein hal bes Dutzend Mal. Die Situation wurde unbehaglich. Die Unterhaltung kam nicht wieder in Gang. Der Rath und die Räthin machten sich bedeut same Zeichen, und als gar der Zug führer den Fremden herauswinkte, kennzeichnete der Rath die Lage mit einem prägnanten, durch die Zähne gestoßenen Ausruf: „Hochstapler!" Dann lehnte er sich behaglich in die Polster, voll selbstgefälliger Befriedi- wollte, kam der Fremde wieder zum Vorschein. Der Rath und die Räthin sahen einander nicht gerade s«hr geistvoll an Ellis Mienen kündeten Triumph! Nichtsdestoweniger hüllte sich das Al ter in würdevolles Schweigen. Da mit vergab man sich auf keinen Fall etwas. » „Man ist dem Thäter nunmehr be reits auf der Spur." „Ah!" Die Räthin ihr Zel sen. „Hat man auch keinen Unschuldi gen vor dem Visier?" fragte der Rath. „Ich glaub« kaum. Wir werden bei unserer Ankunft eine Verhaftung erleben." Der Fremde, der sich dem Rathe gegenüber placirt hatte, sprach mit einer unheimlichen Sicherheit. „So so und in welchem Abtheil soll denn der Diebstahl be gangen worden sein?" „Im Speisewagen, verehrter Herr. vor einer knappen Stunde." Der Rath richtete sich langsam auf: „Zu dieser Z«it waren Sie ja wohl auch dort?" Der Hieb saß. „Allerdings und Sie, wenn ich nicht irre, ebenfalls?!" die Glasscherbe des Deckenlichtes. Elli lachte spitzbübisch auf: „Am Ende kommen beide Herren noch in Verdacht —" „Das wäre nicht unmöglich, gnädi ges Fräulein!" „Da möchte ich dann doch protesti rcn wir sind ein« königliche Veam tenfamilie —" „Verzeihung, gnädige Frau, ich ha be auch nur die Möglichkeit angedeu tet." „Die Unschuld hat im Himmel ei nen Freund!" zitirte Elli aus ihrem Lieblingsdichter Schiller. „Auf Erden aber muß sie leider oft als Maske dienen für die abgefeimte sten Schwindler! Glauben Si« nicht D«r Rath überhörte diese direkt an ihn gerichtet« Frag«, eS wurde ihm schwül, und nervös zupfte er an seinen gesprenkelten Manschetten her um. Ein unverschämter Patron waS nahm sich der d«nn eigentlich her aus? „Hoffentlich gelingt es, dieses Mal einen jener Gauner zu fassen, die schon seit Monaten in den D-Zügen ihr« Raubzüge veranstalten." „Sehr zu wünschen wäre daS jawohl —!" Und mit einem bezeich nenden Blick auf s«in vis-a-vis erhob sich der Rath und trat mit seiner Gat. tin auf den Gang hinaus. Elli war direkt unglücklich: der Fremde that das gleiche, ohne von ihr auch nur Notiz zu nehmen. Die Thrä nen traten ihr in die Augen. Und ei nen solchen Menschen hatte sie auch noch vertheidigen wollen! Die ganze Gebirgstour war ihr nun schon ver leidet. Kaum fünf Minuten blieb sie al lein: der Rath und die Räthin rück ten wieder ein hinter ihnen der Fremde. Scheinbar unabsichtlich re petirten si« das Spiel mit dem gleichen R-sultat. D«r Fremd- folgte ihnen wie ihr Schatten. Nun war «s klar, der Kerl führte etwas im Schil de. Man wagte es nicht mehr, sich ge genseitig auszusprechen der Rath nahm schon gar nicht mehr die Hand von der schützenden Hülle, die das Reisegeld barg. Dieser verflixte D-Zug! Der Rath wünschte ihn zu den Kongonegern wäre man bescheiden dritter Klasse gefahren, wie er vorgeschlagen, aller Äerger und alle Aufregung wäre ih nen erspart geblieben aber so es war nicht auszudenken. Der Sweiß perlte ihm von der Stirn. Und bei jeder Bewegung starr te ihm der Fremd« unerschämt in's Gesicht. Auch die Räthin hatte ihre gewohn te Schlagfertigkeit verlassen. War der Fremde nun ein Gauner oder war er keiner? Welche Absichten verfolgte er mit feiner Aufdringlichkeit? Elli starrte zum Fenster hinaus und zählte di« vorbeifliegenden Telegraphenstan gen. Ihr war alles egal. Und daß die Männer alle schlecht waren, das stand für sie nun bombenfest. Der Zugführer tauchte wieder auf und zitirte den Fremden hinaus Raths seufzten auf —. als auch schon der Ruf ertönte: „Die Brieftasche ist wieder da!" Raths seufzten zum zweiten Male. „Endlich also haben sie den Hallunken beim Kragen ge los." „Wen?" pipste es kleinlaut aus der Ecke. halten? Bitte bitte!" höhnte der Tja mein Scharfblick!" „Und Dich wollte der Mensch gar noch verdächtigen skandalös!" „Wir haben ihm aber die Zähne ge zeigt nicht Malvine?" „Jawohl, Alter, und das nicht zu knapp." Hände ob ihrer beiderseits bewiesenen heldenmUthigen Tapferkeit! Elli rieb sich mit dem Taschentuch die Augen ein scharfer Wind Raths freuten sich unbändig darauf, den Vrebrecher, ihren Reisegefährten, gefesselt aus dem Zug geführt zu sehen. „Viel Lärm um nichts, meine Herr schaften! Sie staunen? In der That die Tasche des Franzosen mit sammt ihrem Inhalt hat sich wieder eingefunden. Und, wo glauben Sie, daß ihr Versteck gewesen?? Im Rock futter ihres Besitzters! Voilk Wut. Glänzend hat sich wieder einmal die These von der Tück« des Objekts be wahrheitet." „Hab ich nicht gesagt, er rst un schuldig?!" EM war nahe daran, ei „?lh!" lächette der Fremde, „die Herrschaften haben in mir den Misse thäter gesehen? Nicht iib«l. Aber das hat nichts auf sich der Verdacht beruhte auf Gegenseitigkeit —" „Oh —!" Die Frau Rath besann sich nun doch wieder auf den Zweck ihres Sprachorgans, „Wir müssen doch sehr bitten " „Jawohl sehr bitten " echote protestirend auch das verletzte Gemüth des Herrn Rath. „Mögen Sie mich nun auch als das verabscheuungswürdigste Unge heuer verdammen ich ich habe den verehrten Herrn Papa des kleinen gnädigen Fräuleins für den den Dieb gehalten! Ah! Nun ist es her „Da hört sich denn doch alles auf!" grollte es unisono dem Sprecher entgegen. „Und ob es nun ein wenig zu mei ner Entschuldigung dient oder mich vielleicht noch sträflicher in Ihren Au bin Detektiv Wehrhahn Otto Wehrhahn Der Rath und die Räthin rückten ängstlich seitwärts. Eine solche Ent- Zum Glück löste Elli das Peinliche der Szene in ein befriedigendes La chen auf. « « « Acht Tage später, auf der Payer hütte, im Angesicht des majestätischen Ortler, wurde Elli zum glücklichen Bräutchen proklamirt. Trotz der aben teuerlichen Fahrt hatte der Bräuti gam den Widerstand der Schwieger eltern in sp« doch endlich überwunden. Aber eines mußte er ihnen hoch und heilig geloben: auf der Hochzeitsreise keinen D-Zug zu benutzen!! Die geheimnissvole Mütze. Schon seit Monaten hatte der Herr Stadtsekretär August Lämpler im Rathsleller des Städtchens Hum melshausen, den er regelmäßig an drei Abenden der Woche besuchte, verlauten lassen, daß er während seines Som merurlaubs einmal die Reichshaupt stadt besuchen wolle. Nun war die große Zeit herange rückt. „Nehmen Sie sich nur vor den Spitzbuben in acht!" sagte der Bäcker meister und Gemeinderath Neupel. „Berlin ist ja bekannt, da gibt's keine Ehrlichkeit!" „Es muß doch schrecklich sein", stimmte der biedere Schlossermeister Hädike zu, „so unter lauter Spitzbu den herumzugehen!" „Nun, ich habe schon meinen Plan!" sagte der Stadtsekretär. „Vor allem gebe ich auf die Taschen acht. Meine Uhrkett", er wies dabei auf die Tal migoldketl« hin, .ist fest, in mein Por temonnaie thue ich nur wenig Geld, l d' U sitzenden zu. „Haben denn die Herren", fragte ein fremder Reisender, der zufällig am Nachbartisch saß, „haben denn die Herren nicht die erschienene Statistik gelesen, wonach in Berlin weniger ge stohlen wird als draußen?" „Nein!" erwiderten einige, und die andern schwiegen vorsichtig still. Als sich später der Fremde entfernt hatte, sagt« Gemeinderath Neupel: „War wohl auch solch ein Berliner! Natürlich wollen die sich weißbrennen! Seien Sie nur recht vorsichtig!" Als der Herr Stadtsekretär Lämp ler an einem schönen Sommertage auf dem Anhalter Bahnhof ausgestie gen war, rettete er sich zunächst in eine stille Ecke, um den Strom der Passagiere vorbeisluthen zu lassen, und ängstlich beschrieb seine rechte Hand öfters ein Dreieck nach Uhr, Portemonnaie und eingenähtem Geld, während die linke das Handtäschchen und den Regenschirm krampfhaft um klammert«. Beim Mittagessen in einem Re staurant wunderte er sich, daß sich die Merten; hatte er doch geglaubt, sie würden seine Handtasche, seinen Re genschirm und seinen neuen Hut, den verlegte, mit Geierblicken betrachten. Ebenso erstaunt war er dann, als der Wirth des kleinen Hotels, nach dem er sich begab, nicht das erwartete sind ja wohl ein Landsmann von mir!" da fiel dem Sekretär ordentlich ein Stein vom Herzen, hatte er doch eine fühlende Seele gesunden. Mit einem kleinen Fremdenführer ausgestattet, den er billig erstand, ver ließ er dann sein im dritten Stock liegendes Zimmer und stürzte sich in den Strudel des Str»ßenlebens; doch nur langsam kam er vorwärts, da ihm die zahlreichen Wagen oftmals Schrecken einjagten und er sehr vor sichtig an den Häuserwänden dahin schlich. ' Am Abend saß er still im Gastzim mer des Hotels und dann verrie gelt« und verschloß er seine Thür, nachdem er unter das Bett und in den Schrank gesehen und die Wände aus etwaige Doppelthüren hin abge klopft hatte. Nachts erwachte er einigemale, hör te aber nichts als das vertrauener weckende Schnarchen «ines Zimmer nachbarn. Am anderen Morgen besuchte der Herr Stadtsekretär das Museum, und obgleich er zunächst mehr die Umste er inne, daß man es garnicht auf ihn abgesehen hatte, sondern sich mit sich selbst beschäftigte. Eins aber belästigt« ihn sehr, sein steifer, schw«rer Sonntagshut, wozu sowohl die Wärme auf der Straße wie auch die bekannte Erhitzung des Kopfes durch das stundenlange Be schauen beitrugen. Als er nun von d«m Diener am Eingange seinen Schirm unversehrt nicht einmal etwas kostet« und nach dem Mittagessen, das er kühner ge worden, in einem belebten Restau rant «innahm, auf der Straß« spa zierte, faßte ihn die Lust, sich eine leichtere Kopfbedeckung zu kaufen, die Hutladen und erstand eine leichte Rei semütze, wie er sie b«i vielen anderen Reisenden sah. Um ein frisches Ta kam ihm abhanden. Plötzlich, als er gerade ein Auto matrestaurant mit seinen selbstspen des Jaketts steckte ein fremdes Porte zitternden Händen den Geldbehälter und er fand etwa 40 Mark darin. Um Himmels wie kam er Portemonnaie neben dem seinen trug. Durch eine Militärabtheilung, die über die Linden zog, wurde ein Men vorüber war, zog der entsetzte Stadt sekretär aus seiner Jakett-Tasche wie der ein fremdes Portemonnaie. räthselhaft, und die Bilder der Natio doch nicht verhindern, daß er bei der Besichtigung der wohlgenährten guten Berolina am Alexanderplatze noch der Tasche fand. Das ungeheure Räthsel dieser That sache machte den Sekretär fast krank. zahlreichen ander«, Leuten vor dem Affenhause lachte, fühlt« «r plötzlich einen leisen Ruck, fuhr in die Tasche chen können. J«tzt mußte etwas geschehen; der entsetzte Mann sucht« einen Schutz mann auf. „Mein Name ist Stadtsekretär August Lämpler aus Hummelshau sen", stellte er sich vor. „Denken Si« sich, wie ich da in die Tasche grei fe fort" ergänzte der Schutzmann, indem er den geknick ten Mann mitleidig ansah. ,N«in, nicht fort!" ächzte der lebnisse. Sch tz tretär, fahr«n Sie doch gleich, wie Sie sind, w>ch dem Polizei-Präsidium am Alexanderplatz, dort wird man schon dahinterkommen!" Lämpler folgte dem Rathe. Als ihn im Riesengebäude die kopf schüttelnden B«amten ans richtige Bu r«au gewiesen hatten, ließ sich ein Kommissar die Portemonnaies über geben und - fragte den befangenen Mann in höflicher Weise aus. Einige Detektives kamen dazu und plötzlich rief der eim: „Bitte, wo ha ben Sie die Mütze gekauft?" Lämpler wußte die Straße nicht mehr genau, glaubte aber, er würde den Laden wiederfinden. In Begleitung eines Detektives be gab sich nun der Stadtsekretär dort hin. Als der Beamte seine Blech marke vorgewiesen hatte, sagte d«r Hutmacher: „Die Sache ist mir selber schleierhaft. Vor etwa acht Tagen bracht« mir ein Herr, «in feiner Herr, ein Stück Tuch es war englisches Tuch in einem ganz komischen Mu ster, das es in ganz Berlin nicht gibt na, das dort ist es ja. Ich sollte fünfzehn solcher Mützen machen, wi« die dort er gab mir ein Muster —, die Fasson ist ja auch ein bißchen apart. Ich ließ nun die Mützen machen, der Stoff war aber reichlich und «s wurden zehn. Ich wußt« erst nicht, daß eine übrig blieb, sonst hätt' ich sie dem Herrn mitgege ben." Der Beamte dankte, und Herr Lämpler setzte s«ine Wanderungen durchs Menschengewühl fort, jedoch nicht mehr solo, sondern, wie man ihm auch mitthelte, von drei Detekti ves heimlich begleitet. Das Gefühl dieser Bewachung machte den vorher so ängstlichen Mann äußerst vergnügt, und er trieb sich mit Vorliebe gerad« im dichtesten Gewühl herum. Hier und da trat einer der bekann ten Detektives an ihn heran und sag te: „Bitte, greifen Si« 'mal in die Tasche!" Lämpler zog dann stets «in Por temonnaie heraus und gab «s dem Beamten, worauf dieser mit einem Herrn, den er bei dieser Gelegenheit am A«rmel festhielt, verschwand. Dies war öfters d«r Fall. „Wie lange gedenken Si« noch in Berlin zu bleitrn?" fragte einmal ei ner der Detektives. „Bis übermorgen." „Bitte, bleiben Sie noch einige Ta ge: das Polizeipräsidium zahlt Ihnen jeden Tag zehn Mark." Und der Beamte überreichte dem Ueberraschten eine Krön«. Dies ging mehrere Tage so fort, der Sekretär wurde von seinen Be gl«itern an all« Punkte geführt, wo „etwas los war", amüsirte sich könig lich, zumal er sich unter starkem Schutz wußte, und erhielt Tag für Tag seine zehn Mark; von Zeit zu Zeit fand er ein Portemonnaie in der Tasche und sah dann «inen der Beamten mit einem Herrn verschwin den. auf dem Polizeipräsidium noch einen Betrag von dreißig Mark, wofür er die ReisemUtz« abliefern mußte, und Die A«ußerung. mit der er alle Fragen abschnitt: „Ich komm« h«ut« Abend in den Rathskeller!" hatte das Lokal bis auf den letzten Winkel ge fiM. diesen Worten unterbrach der Ge meinderath und Bäckermeister Neupel die erwartungsvolle Stelle. „Es war g«wiß recht theuer in Berlin!" „Nein, sehr billig, die ganze Reise hat sehr wenig gekostet." „Und weggenommen haben Ihnen „Unsinn, Kinder! Im Gegentheil, ne Ergebnisse ganz in der Reihefolge, wie alles passirt war. „Ja, aber", rief endlich einer, der aber wie ist denn nur die ganze Ge schichte zu erklären?" „Nun", erwiderte der Stadtsrekre- und steckten sie dann den Trägern die ser Mützen in die Tasche, um im Falle einer Untersuchung unverdächtig gen." Seit dieser Zeit galt der H«rr Stadtftkretär als besonders pfiffiger Mann. Er mußte seine Erlebnisse noch oft zum besten geben. Berufstragik. Wi«, — „Nicht um die Welt! Wis mar fünf Jahre Chauffeur." Unerhört. Patient: „.... Wi«, das hier im Spiritus soll die Verkannt. „Achweftlkopf!" hört man aus dem Nebenzimmer. „Grünling!" „Spet. Teufel!" „Satanspilz!" „Stink morchel!" „Hasenohr!" „Bitter- Krämerin, die eine Zeltlang schau dernd zugehört hat. „Was haben denn die zwei Männer da drinnen für „Ach min!" sagt die Wirthin. „Das sind ja die zwei Studenten, die bei uns wohn«n die bereiten sich nur für ihr Botanikexamei. vor!" Gleich und gleich gesellt sich gern. „Kellner, alles, was Sie mir hier auch ungenießbar." Böses Om«n. »Krebse Hat'S »um Verlobungsdiner gegeben? Wenn da die Sache nur nicht zurückgeht!" Ueberfliissige Fragt. Vater (zu seinem unartigen Sohn): „Was soll ich nun mit Dir anfan nicht erst, Vater, Du thust's ja doch!" Trübe Ahnung. A.: „Wie der ElektrizitätSgesellschaft „Lichtbo „Die Gesellschaft hat, wie ich eben hörte, sallirt!" B. (erbleichend): „O sie nun wohl zu „Kind, wenn Du Dich weigerst, mitzufahren, blamirft Du mich vor lassen und der Mann ist mehrfa — boshaft. Tourist (als er unverschämte Preise zahlen mußte, wurde ich tüchtig! SchwereSLoS. „Sie leben nur vom Schuldenmachen arbeiten wollen Sie nicht!" „Ja glauben Si«, daß das Schuldenmachen heutzu tage keine Arbeit ist?" Im Zweifel. Professor: stellt! Oder sollte ich in der Zer beigelebt sein?! Morgen Toilette. „Lise, setz' Dir man den Hut «ich zu weit nach hinten!" „Na. Mutta! Wie soll'n mir'n denn die Jungs ins Jesichte kielen!" —Studenten - Testament. Erster Student: „Wenn Du plötzlich stirbst, wer wird denn Deinen Nach laß erben?" Zweiter Student: „Mei ne Möbel erbt der Tischler, meinen Anzug der Schneider und mein« Schulden mein Onkel."
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