Tie MeNer SeNge». I Die letzten Läden, die den Fremden ,ihr unsauberes Papiergeld für Ko rallen ketten, Bleistifte aus Lava, Mosaikbroschen, buntgestreift« seidene Börsen und «ingelegte Olivenholzkäst jchen ablockten, hatten sich geschlossen, und ihre Inhaber setzten in Schwei- Itzer und Tiroler Sommerfrischen ihre Äeutezüge fort. Die Kinder, Greis«, Rrüppel und alten W«iber hatten !f«rien gemacht und führten ein »dolce sar niente". Di« blitzblauen Gemälde, !auf txnen armselige Kunsthandwerker umsonst ihren Kobald verschw«nd«ten. «m di« ti«s« Bläue von Meer und Himmel auf die Leinwand zu bannen. Lrgerten kein Künstlerauge mehr, und selbst die rothen Murrays und Baede kers glänzten nicht mehr in der Hand -mundfauler Jnglest und geräusch voller Deutscher, die ihre Lodenmän tel und Basarblusen durch das Para dies des Südens spazieren führten. >Es war eitel F'iede und Seligkeit. Die paar Fremden, die dem süd lichen Sommer Trotz boten, waren seit Jahren eingesessen und wohnte» in weißen, lustigen Villen mit gedeck !t«n Altanen oder weilten die Badezeit hindurch in dem einzigen Gasthaus, dessen Pforten noch offen standen. Kein Mensch belästigte sie, zumal sie die Sprach« des Landes sprachen, und tnan übtrvortheilte sie nur nach der zweiten Taxe, die zwischen den Prei sen für Eingeborene und für Touri sten redlich die Mitte hält. Ihre Ge sichter waren bekannt (weniger die barbarischen Namen, deren Zischlau ten sich die Zunge des Südländers »vidersetzt), und jeder neu« Fremdling tväre sofort aufgefallen auf dem seligen Eiland, das wie «in großes rerankertes Schiff inmitten der tief blauen Bucht schwamm. Am Bade strände trafen sie sich Tag für Tag. lagen stundenlang schwatzend im hel len Sande und ließen sich die Haut tronzebraun brennen oder tauchten »vi« Böcklinsche Seewesen ins Spiel der Wellen, um Hitzschlägen vorzu beugen, und verz«hrten auch wohl nach der S>tt« der Eingeborenen «inen erfrischenden Seeigel, den ein Fischertnabe ihnen mit schmutzigen Fingern zum Kauf anbot, und den sie mit einem Hölzchen ausbohrten. DeS Rachmittags sahen sie der Ankunft des einzigen Dampfers zu und belu stigten sich über die Knaben, die für «ine über Bord geworfene Kupfer münze in die blaue kristallene Flut tauchten und im Nu wieder emporka men, die Beute lachend zwischen den blitzweißen Zähnen haltend. DeS Abends fanden sie sich dann auf dem Altan einer Osteria zusammen man hatte nur dk Wahl zwischen zweien und tranken zum großen Verwundern der Einheimischen große Mengen süßen MalvasierS oder bit tern Bieres oft bis zu drei od«r »i«r Glas! ohne einen Tropfen Wasser beizumischen, während der heiße Südwind in den Zweigen der ölten Palme wühlt«, zwisch«n d«n«n tie großen Stern« des Südens wie kleine Lampen hindurchfunkelten, und irgendwo in d«r Nacht ein« Mandoli n« ihre schmachtenden Weisen girrte, ein Concert, das man umsonst jhatte, und das darum auch viel echter war als der Singsang und die ballett «irtige Tarantella der umherziehenden Banden, die sich im Winter in den Hotels, nach dem Fremdengeschmack zugestutzt, produzirten... Bisweilen auch, wenn der große südliche Voll mond das Meer beschien, schaukelte tne Gesellschaft in einer Barke hin aus, athmete die linde Kühle und fuhr singend dem goldstrudelnden Kielwasser und den tausend Dukaten zu, die Mondlicht und Meerleuchten von den Rudern herabträuseln ließen. Ein ansässiger deutscher Maler, Lauer mit Namen, und ein Fremder, Herr Schräder, waren die einzigen, die etwas thaten. Der Fremde kam auch nicht so häufig zu den Zechaben wcnn die Sonne sich wieder dem Meer« zuneigte oder erfrischt aus ihm aufgestiegen war, saß er auf d«m Altan seiner maurischen Villa, den Blick auf Bücher und Schriften ge heftet, anstatt auf die idyllische Land- Giuseppe, Kellner, Dienstmagd und Pförtner in einer Person, blickte ihm bisweilen erstaunt über die Schulter ondere Erklärung ihm möglich schien: .Sie haben Familie?" „Ja," nickte der Deutsche, indem «in Lächeln wie »in Sonnenstrahl über seine ernsten Züge glitt. Und dos beruhigte Giuseppe, der schon gefürchtet hatte, die ungewohnte Wärme möchte des» Fremdlings Hirn zerrüttet haben. Für die Seinen zu fronden das konnte er begreifen. Der starke süd ländische Familieninstinkt regte sich in ihm. und er begann diesen Son derling zu achten, dem der alte Post kote der Insel erst.kürzlich di« sab«l haste Summe von sechs und einem auf den Tisch bezahlt hatte, den Er. trag seiner Arbeit. „Ja. die Fremden find reiche Leute," nickte er, „sehr reich. Aber wir sind glücklicher." D«r «ndere blickte ihn fragend an. „Wir baven weniger Arbeit und Sorgen? erklärte Giuseppe. „Wer würde bei uns so schuften, um als Signore zu Der Norddeutsche mußte unwill kürlich lachen. Dann stürzte er seinen Kalabreser auf und schlich in der knapp neun Uhr den steilen, schlecht gepflasterten Bergpfad zwi schen hohen Mauern hinan zur Post. Lothrecht fielen die Sonnenstrahlen an den weißen Wänden herunter; er sein grauer Sonnenschirm und sein riesiger Strohhut schützten ihn kaum vor den unmittelbaren Strahlen. Vor Wie? dachte er, zu dieser Jahres zeit ruht doch der Bettelbetrieb. Unv kein Jnglese. Marsch, Deines We ges!" Der aber ließ sich nicht abschre cken. „Warum bettelst Du?" fragte der Deutsche unwirsch. „Sind Deine Eltern so arm?" Der kleine Bettler blickte ihn verschlagen an und warf si« Fischersleute?" „Nein," ent gegnete der Schlingel stolz, „sie haben einen Weingarten weiter oben." „Nun also, warum bettelst Du?" „Ach Herr," sagte der Taugenichts treuherzig, „es macht doch soviel Spaß." Auf den kleinen Marktplatz, den ein altersgraues Kirchlein überragte, fiel gerade der Stundenschlag des bunten, barocken, durchbrochenen Glockenthurmes nieder wie ein Regen von Klängen. Ein Bekannter , Na mens Werner, der sich durch Fleisch- und Biergenuß nach nordischem Zu schnitt bereits eine Art Tropenkoller angegessen und anHetrunten hatte. Ihm erzählte er sofort fein kleines Erlebniß. „Das ist noch gar nichts," erwider te Werner. „Neulich Hot mich sogar d«r jung« Graf 8... ang«bettelt; Sie wissen wohl: der Sohn des ver armten Nobile, der ein« Schöne von hier geheirathet und den Rest seiner Hab« in einem Weinberg angelegt hatte." „Die Geschichte des Grafen," fiel Fremder hierher kam und auch «ine Tochter d«s Land«s ge«h«licht hat... Ja, ja, hier bleibt mancher hängen." „Meinen Sie mich «twa?" lachte Herr Schräder, ich habe eine große Bitte an Sie," setzte er verlegen hinzu. Die Geschichte, auf die Schräder anspielte, war ortsbekannt. Jeder Fi scherjung« wußte sie mit immer neuen Schmidt, ein deutscher Tourist, hatte sich mit einer Fischerstochter der In sel eingelassen und war von ihrer Sippe mit Leib und Leben bedroht worden, wenn er sie nicht unverzüg lich ehelichte. An Entrinnen war nicht zu denken; kein Mensch hätte ihm ein Boot zur Flucht hergeliehen, und die Familie hätte ihn eher auf der Stra ße erstochen als ihn auf das Dampf schiff gelassen. In seiner Verzweif lung hatte er sich der heiligen Salz fluth anvertraut und war dem Dam pfer nachgeschwommen einginge nähren, und da er nach so viel Un glück das riesige Glück hatte, ein« Terne im Lotto zu gewinnen, hatte den Ohren, waltete stolz ihres Am tes, während der Löwenwirth, der stets einen kleinen Dolch mit hölzer beiden Töchter bewachte, wenn ein Fremder das Wirthshaus betrat. Dem konfusen Herrn Wern«r, der gepaßt.^ dumm« Wette gemacht habe." „Ach so," lachte Schräder, „ich weiß schon. Sie habin mit dem alten ' Schnei Ler gewettet, bis züm^Festland > zu schwimmen. Ja, ja, nun sind Sie , „Nicht im Geringsten," wehrte der l andere ungeduldig ab. „Ich schwöre ! Ihnen, «in« «insach«, dämme Wette, die ich neulich in der Bekneiptheit mit , Schneidtr machte." , Sie?" l „Nie im Leben, lieber sechs Wetten verlieren. In der Zeitung steht täglich von Haifischen, die die Bucht unsicher machen. Bauer hat neulich selbst einen gesehen." „Haifische," lachte Schräder, „das ist wohl die südliche Seeschlange? Ich denke, die kreuzen im Indischen Ozean?" „Und folgen den Levanteschiffen l bis hierher, um den Abfall zu fressen. ' Ich habe mich drüben in N... auf dem Confulat erkundigt; einer der Herren hat mich aufs bestimmteste i versichert, daß das keine Ammenmär . chen sind. Und ich will wegen der dummen Wette nicht im Bauch eines Haifisches enden. Das ist „sorce ma ! jeure". Schneider will das nicht ein sehen; er besteht wie Shylock auf fei- nem Schein... Die Sache muß ir ' xendwie beigelegt werden... Bitte, unterstützen Si« mich, Herr Schra > der." „Ein Ehrenhandel bei der Hitze l und der Menge Fliegen," sagte der andere. „Ich bitte Sie, lassen Sie mich aus dem Spiel. Ich bin Pas > sant, der im Herbst wieder fortgeht." l „Aber Sie sind der einzige taktfest« Mensch hier außer Bauer und einem l Münchener Arzt. Bitte, seien Sie der , dritte im Bunde." ; „Wozu brauchen Sie drei Sekun > danten?" lehnte Schräder ab. > „Nicht doch, Berehrtester, Ehren richter: Aeakos, MinoS und Rhama manthys. Bauer hat den Vorsitz über - nommen, und er meint selbst, man müsse die Sache beilegen, eh' es ein , Aergerniß gibt. Sie werden es auch > einsehen, wenn Sie das Nähere wis sen," schloß er bedrückt. Schräder schüttelte den Kopf. „Ihr ! beiden alten Knaben," dohte er, „der : Tertianer, die sich um einen grünen > Apfel streiten. Di« Franzosen nennen dergleichen sehr richtig „une querelle s d'Allemand." . „Sie mögen recht hab«n," stöhnte ; Werner, „aber das Klima und der risch, besonders an Tagen, wo Süd wind weht. Wir wollen uns Ihrem Spruch ja auch gänzlich fügen, nur i fällen Sie ihn! Kommen Sie in ein«: Stunde bitte zur Villa Bauer, da ! findet das Femgericht statt." ging zur besproch«n«n Zeit in di« . Villa. Ihm kam diese Sitzung in- mitten der Hundstagsglut ein j faßen bereits unter einer W«inlaube , im Garten, mit dem Ausblick auf «in t steiles Vorgebirge, auf dessen iib«r -> hängender Spitze ein altersgrauer Thurm in di« blaue S«« hinabnickte. schwerflüssigem Rothw«in und eine große strohumflochtene Weinflasche standen vor ihnen aus dem Marmor tisch. Schräder begrüßte seine Lei densgefährtin mit der Erklärung, daß es eigintlich uniecht sei, in dieser homerischen Landschaft ein solches Gericht abzuhalten. „Diese Verhandlung gehört freilich mehr in die Carnevalszeit," erkläre: der Maler, ein derber Niederdeutsche: von der Waterkant, mit komischem Ernste. „Ich habe lange nicht so ge lacht und auch Sie werden diese > Stunde noch segnen." ! Die Akten „W«rner gegen Schnei t der" waren in der eine Fundgrube !j des Lachens. Auf Werners Erklä rung, er Polle nicht in einem Hai - fischbauch enden, hatte sein Gegner t gestattet, daß er die gleiche Entser ' nung an der Küste in untiefem Was - ser abschwamm; „meinetwegen auch c in einer Badewanne", hatte er höh - nisch hinzugefügt. Der Tag war fest , gefetzt worden. Um fünf Uhr früh r später hätte den Schwimmer ver > muthlich der Hitzschlag gerührt er . schien Schneider mit einem Zeugen r vor der Wohnung seines Contrahen . l«n, um ihn abzuholen. Ein Boot ' >., ar zur Begleitung gemiethet —wer - aber nicht kam, das war Herr Wer r ner. Er hatte vermuthlich einen bösen ' Traum gehabt und sah sich bereits 5 zwischen den rückständigen Zahnret« ' hen eines Haifisches, aus denen es c tem Entrinnen mehr gibt. Umsonst r hatten die beiden die Thür kinzebeult - und den Klingelzug abgerissen. „Ich beantrage Thür und Klingel . z»g zu den Akten zu nehmen." i schnarrte der Münchener Doktor, dem i der Wein schon zu Kopfe gesti-gei r schien, so daß er sich im Fasching ver r meinte. „Und das Ende vom Lied?" fragte : Schräder. ii „Schneider, der alte Protz, hielt e die Wette nun für gewonnen und hat auf Kosten von Werner ein schlem k! nerhastes Sektgelage veranstaltet, ü Dann bat ir ihm den Gerichtsvollzie- her mit einer Rechnung von zweihun dert Franken ins Haus geschickt! Ich bitte Sie, «in Frühstück für sechs Personen! Wern«r hat im ganzen Monat nicht so viel, und borgen thut ihm auch keiner was: wir Haben's doch selbst nicht gestohlen. Dann hat Schneider ihn bedroht, ihn zu ver hauen, wenn er nicht zahlt. Da lesen Sie seinen Brief und hier di« Antwort, ebenso saftig; sie w«rf«n sich gegenseitig Betrug und Protzerei vor, und Werner nennt Schneid«? Herrn Shylock." Schräder war kalt und steif ge worden. „Meiner Meinung nach ha ben wir also nur noch über die Art d«S Duells zu berathen." „Um Gottes willen nur kein Duell!" ri«f Bau«r, die Hände gen Himmel reckind. „Wir habin hier den Fall gehabt, daß zwei Kerle, die kein Scheunenthor getrofftn hätt«n, sich kriegten, rissen beide aus und trafen sich beide auf demselben Dampfer wieder. Tableau! Wollen Sie davon eine Neuauflage?" Schräder mußte unwillkürlich la chen. „Vom letzten nicht. Gott behüte. Aber was sonst?" „Sie müssen sich beide um Verzei hung bitten. Erhol«n wir uns also bis morgen," schloß der Maler. „Wi: berathen dann zu Ende und laden die Parteien zur Urtheilsverkündung. Und nun kriegen Sie keinen Sonnen stich auf dem Heimwege. Oder wollen Sie meinen Esel reiten? Er Pflegt Fremde freilich abzuwerfen, weil sie »liist nicht so schwer sind wie ich." Schräder dankte für dies Vergnll ain und trollte die glühenden Gassen An einer kleinen Stiege bannte ihn plötzlich der Ausblick. Zwischen zwei ein alter Oleanderbusch, über und über bedeckt mit blaßrothen Blüthen, die einen zarten Nelkenduft ausström lächter aus. Als ihm Giuseppe sein einfaches Mahl reichte, mußte er immer noch ganz vernünftig wie ein Christ. Schräder lenkte seinerseits das Ge spräch auf die Haifische, um zu er- Fifchzüge nicht begünstigt Hatte. Eben- Geld, das sie auf den verrückten Te desco v«rwettet hatten, jetzt verli«r«n. Mannes himmelangst. Er schien dem Messer Don Schmidt's und den Hai fischen der Bai nur entgangen zu fragte Schräder verblüfft. „Nichts ist einfacher," erklärte der Maler mit überlegener Miene. „Eine also jeder fünfzig Franken an die Armen der Insel. Das ist binnen einer halben Stunde bis da oben auf die Haare kriegen. Die Theilung der Beute lenkt ihre Wuth jedenfalls von unserm Werner ab; auf wen, „Und die verloren« Wette?" „Bezahlt er in Höh« von fünf Franken auf den Kopf an den alten drohte der Vorsitzende, „lasse ich unser Edikt durch den Gerichtsvollzieher ausrufen und am Rathhaufe öffent lich anschlagen." Sie fügten sich mit süßsaurer Mie sen; und wenn der alt« Schneider im .Goldenen Stern" zechte, so lugte de: andere scheu durch die Thür un? ?e -zab sich dann zum „Löwen", um Don Schmidt's hübschen Töchtern den Hof zu machen... So ward Werner vor Meer und Haien gerettet und hat te nur noch den Tod durch das Oolchmisser Don Schmidt's zu fürch ten, ganz wie dief«r einst von der Sippe Donn' Anna's. Und ganz wie Don Schmidt entzog auch er sich die ser Gefahr, indem er die älteste Toch ter ehelichte und sich völlig txn Lan dessitten anpaßt«. Sein kleiner Junge bettelt bereits zum Vergnügen die Fremden an, und er wird d«reinst am Dolchgriff die südlich« Frühreife seiner Töchter bewachen wenn sein Ehegemahl so aufgeblüht f«in wird Des Finders Pech. „Famose Idee, theurer Moskowi ter, ich bringe Sie zu Fuß nach Ih rem Hotel!" Weinselig starrte Franz Wollmann seinen leicht schwankenden Freund, den jungen Russen Wassili Petrowitsch an. Si« hatten soeben, bis zur Thür geleitet von dem dienernden Zählkell ner, das Kempinskische Lokal verlass«n und standen nun in der eisigen Luft der kalten Winternacht. „Serr gut, teier Fremd, ferr guht!" stimmte der vergnügte Sohn des Za renreichs rückhaltlos bei und hängte sich mit seiner ganzen Schwere an den Arm des Freundes. Wassili war der einzige Sohn eines immens reichen Petroleum - Magna ten aus Baku, der in Berlin zu sei ner „Ausbildung" weilte. In Franz Wollmann, dem reichen Kommcrzien rathssohn, der seine Hauptthätigteit darauf richtete, das Geld feines Ba t«ri unter die Leute zu bringen, hatte er eine gleichgestimmte Seele gefun den. die ihm mit rührender Bereit willigkeit beistand, sich in fafhionablen Weinloken und anderen Orten, wo man sich nicht langweilt, westeuropäi sche Bildung anzueignen. Den Weg zu Hotel hätte Wollmann mit verbundenen Au gen gefunden, und so langte man, trotzdem der Gang sich wegen d«r schlingernden Bewegung des Freun- Bestimmungsort an. Jnfclge der ziemlich vorgerückten Nachtstunde war es selbst „Unter den Linden" ziemlich menschenleer. Bor der Thür des Ho tels übermannte den alkoholdurch glühten Russen fein Gefühl. Mit ei n«m glucksenden Schluchslaut sank er Franz Wollmann in die Arme. „Mis sen wir hick Du zu uns spre chen, hick, teirer Franz, hick geliebtes Freind hick!" Franz Wollmann, eigentlich ein Gegner solcher Gefühlsereignisse, ließ facher Millionär,' der an seiner frifch gestärlten Heldenbrust ruhte. „Bin ich so serr, serr glicklich hick in B«rlin einziges hick, aber in Baku is auch hick serr guht! Schene Mädchen, feurig« hick mußt« Du Franz sagt« sofort zu, obgleich ihm das Vaterland des Freundes wegen der Bomben und anderer Annehmlich thisch war. Endlich löst« sich die lange Umar mung. Durch die lang« Nachtlufi war Wollmann einigermaßen ernüch tert, und so b«m«rkti er sofort, daß einer der werthvollen Brillantknöpfe, die die tadellose Hemdbrust des Rus sen zierten, fehlte. Erschreckt griff der Petroleumlönig nach der Brust. Er hatte eine Vorliebe für Brillan ten, und, protzig wie die reichen Ruf einen Werth von etlichen SO tausend Mark darstellten. So ein« Summe ist selbst für einen Millionär nicht ge ist wirklich verloren." „Sind es di« echten, die Du trägst?" fragte Wollmann schnell. Knöpfe anfertigen lassen, die er dann zu tragen Pflegte, wenn er vorhatte, durch ausgiebiges Zusichnehmen ed ler Getränke sich in erhöhte Stim mung zu versetzen. Daher Möllmanns Frage. Aber ganz betrübt erwiderte der Russe: „Tragen ick die eckten, hatte ick heute gemacht Visit« bei Frau v. Rock, stroh, und habe mir nicht wieder hin. umgezogen." Nun mochten sich beide eifrig daran, den Verlorenen zu suchen. Verge bens! Porti«r und Kellner wurden alarmirt und waren alsbald mit Lickitern zur Stell«, doch auch sie such ten vergeblich. Einige nächtliche Wanderer schlössen sich den Bemühun , gen an. Schon hatte man di« Hoffnung ' aufgegeben, als plötzlich ein junger Mann ausrief: »Ich habe ihn!" Der glü!tliche Finder, ein flotter AomimS, überreicht« dem «rfreuten Russen den Knopf. danke" Sie serr oiele Male', sagte letzter«!, „hier nemmen Si« Karte, kommen Sie morgen, Belo'y nigung Hollen." „Wie heißen Sie?" fragte Woll mann den glücklichen Finder. „Kurt Brenkendorf!" antwortete dieser und versucht« beim Schein d«r Straßenlaterne den exotischen Namen auf der Karte zu enträthseln. „Kommen Sie morgen Abend 6 Uhr, den Finderlohn in Empfang zu nehmen!" Dann nahm Wollmann fei nen Russen den Arm und ver ren nach dem Verlierer, und als er erfuhr, daß dieser ein steinreicher Ruff« sei und der von ihm gefun dene Knopf mindestens 20,(XX1 Mark Werth habe, wurde er äußerst fidel. d t M k i d ' nen sicher!" meinte der Portier wich tig. Kurt Brentendorf war Opti mist, und so begab er sich in das näch ste noch offen- Lokal und legte d«n Rest seiner Baarschast in nicht g«rade einwandfreiem Rheinwein an, der ihm von zarter Hand kredenzt und in umgekehrten Verhältniß zu feinem Werth gerechnet wurde. Am nächsten Morgen erwachte er mit etwas umne schnell. „Heute wird blau gemacht", ent schied er mit dem glücklichen Leichtsinn der Jugend, und schrieb seinem Chef einen gar kläglichen Brief, in dem er sich wegen entsetzlicher Kopfschmer zen entschuldigte. Dann steckte er sich Anbetracht des Umstandes, daß man den L. schrieb, noch ganz ansehnlich waren, in die Tasche und begab sich beglückwünschte man ihn und immer größer wurde der Kreis edler Men schenfreunde, für die unser Kurt die Zech« bezahlen durfte. Er that? Bere Banknoten in der Tasche tra gen. Als aber die 6. Abendstunde her ankam, b«fand sich Kurt Breiendorf in einer Verfassung, die die Beglei tung einiger handfest« Freund« durchaus wünschenswerth erscheinen ließ. Vor dem russischen Millionär durfte er sich jedenfalls nicht so sehen lassen. Kurts Schneider, der eben falls mit von der Partie war, oer hinderte den Heimtransport seines Klienten noch im l«tzt«n Augenblick« und veranlaßte ihn, sich einen recht theuren Anzug und dito Sommer- Überzieher zu bestellen. Dann ließ er ihn unt«r sicherer Bedeckung heim wärts ziehen. In Kurts Besitz befan den sich noch baare 3» Pfennig«. Als Petrowitsch in seinem Zimmer angelangt war, schlug er sich plötzlich vor die Stirn: „Hab' ick gestern Vi sit« geschnitten, trag' ich heute un „Das spart Dir viel Finderlohn!' sagte d«r geschäftskluge Wollmann, klingelt« dem Portier und erzählte ihm die v«ränd«rte Sachlage. Dieser nickte verständnißvoll und versicherte, er wer de dem Finder die Geschichte schon Als Br«nk«ndorf zwei Tage später frühmorgens im Hotel erschien, um Mark 10 Pfennig« auf d«n Tisch des Similisten gefunden. Als Kurt, der noch immer „blau" machte, nach Hause kam, fand er dort «in Handschreiben feines Prinzipals lidität sofort entließ. Er hatte in b«. Resignirt nahm er einige Nord- Häuser zu sich: er hatt« sich von dem fürstlichen Finderlohn eine Flasche dieses edlen Getränkes erworben und zu finden. Boshaft. Sommerfrischler: „Kann sich bei d«m Bad«r hier Ausweg. Gast: „Was be „Bier, Fleisch und Salat macht 65, Brot, Senf, Essig. Pfeffer, Salz, Streichhölzchen 32 Pfennige, also im Ganzen 97." Gast: „Hier ist eine Mark." Kellner: „Ach. ich kann Z» spät? D«r Hospital - Schläch- Gramm," war die prompte Antwort des jungen Mädchens. Der Arzt macht« kein« B«m«rkung dazu und fuhr in seiner Belehrung fort. Aber plötzlich durchzuckte seine Schülerin ein entsetzlicher Gedanke. „Herr Dok tor," sagte sie, „ich möchte die Ant wort, die ich Ihnen vorhin gab, rich tig stellen. Ich wollte sagen, daß dem Patienten «in achtel Gramm gegeben werden müßte." „Zu spät," be merkt« Dr. Schlächter mit strenge«' Blick, „der Mann ist todt!" Einwand. „Könnt Ihr d«nn nicht die stinki gen Misthaufen vor din Gtbäudin „Fritz", sagt« die zärtlich« Mutter zu ihrem schlauen Elfjährigen, „was ist aus dem Kuch«n geworden, den ich Dir gestern zur Belohnung gebacken habe? Hast Du ihn aufgegessen?" „Nein. Mama", antwortete Fritz grinsend, „ich habe ihn meiner Lehre rin mitgenommen." „Das wa: sehr nett und edelmüthig von Dir, Fritz!" lobte ihn seine Mutter. „Und hat Deine Lehrerin ihn verzehrt?" — „Ja, ich glaube," entgegnete Fritz. „Sie war h«ute nicht in der Schule." Vierfüßler. Dienstmädchen: „Gnädige Frau, draußen ist ein gro ßer Hund auf der Treppe!" Madame: „Unsinn; wie foll «in Hund hier ins Haus komm«n?" Diinsimädchtn: „Ja, dann ist's der Student, der oben wohnt." Augenscheinlich. Bauer (nach Beendigung eines großen Prozesses): „So an Prozeß wann'st durchmachst, da bist alleweil halbat fiudirt." Ausflucht. Gast: .Donner wetter. das Bier ist aber da heroben ! verteufelt dünn!" Alpenwirth: „Wis sen Sie, das richtet sich hier eben nach l der Luft!" AusderJnstruktions lstunde. Feldwebel: „Woran er nennt man einen G«neral?" Soldat: ! „Der Gen«ral trägt br«ite goldene Achselstücke." Feldwebel: „Eine Haupt auszeichnung haben Sie aber noch vergessen. Denken Sie an die Beine!" Soldat: „Er ist schwach uf die Beene!" Tante: „Du bist gar nicht lieb. Oskar; ich habe Dir doch eine Düte Bonbons mitgebracht!" Der sechsjährige Oskar: .Aber Tante, wegtn den paar Bon bons kann ich Dich doch nicht gleich Heirathen!" Modern. Dienstmädchen (zu einer Freundin): „Die Ella ist doch «in rechtes Glückskind! Kaum ein Jahr war sie im Dienst und jetzt kann sie schon vom Ertrag ihrer Memoiren leben!" Verschnappt. Dame (in der Sommerfrische): „Kann ich aber auch wieder wie voriges Jahr täglich fri sche Eier haben?" Bäuerin: „So viel S' woll'n; i' hab für Ihne schon lang IVO Stück in Kalk g'legtl"
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