Die Kur. Als H«rr Joseph Hartl infolge glück licher Spekulationen mit Drahtzäu !nen sein Vermögen so weit vermehrt Hatte, daß er sein ehrsames Gewerbe als Schlossermeister an den Nagel hän gen konnte, baute er sich im Westen bei oberbayrischen Städtchens E. eine Villa und fing die aufreibende Thätigkeit des iprivatisirens an. Es war ein freund liches, einstöckige» Häuschen mit Er lern und Giebeln, was er sich dort zwischen Buchen und Tannen hingestellt hatte und innen und außen so peinlich sauber gehalten, daß sein Freund, der Schneider Bartholomäus Fleckerl, ein mal zu ihm sagte: .Hartl, da paßt Du gar net rein, dös is alles z'sauber für L«." Und der Schneider hatte recht. Har>: paßte wirklich nicht hinein. Wer nur irgndwie über ein bißchen Schön heitssinn verfügte, der empfand es als kine direkte Beleidigung, wenn er die !dicke, von einem fettigen Rocke undefi mirbarer Farbe umwickelte Gestalt tHartls an den blendend weißen Mau ern des Hauses vorbei auf den peinlich Zauber gehaltenen Kieswegen des Gar ßen sich bewegen sah. Und wie er sich nach außen gab, so Ivar Herr Joseph Hartl auch in seinem Innern. Plump und schmutzig, und von einer derartigen Sparwuth befal len, daß er jeden Menschen für einen aufgelegten Verschwender hielt, der nicht ähnlich wie er geartet war. Sein Haß gegen neue Kleider war sprich wörtlich geworden; jeden elegant geklei «deten Menschen betrachtete er als sei nen persönlichen Feind. Verschwender, nichts als Verschwender! Und der größte davon war der neu hierher be förderte Adjunkt Stift, der seine ganze Zeit hinter den Buchsbaum checken der Villa Hartl verbrachte, um Fräulein Anna möglichst ost zufällig beim Ausgehen treffen zu können. Im «ganzen Städtchen galt er schon als der zukünftige Bräutigam von Haitis Tochter, und mancher hatte seine Freu de an dem hübschen Paare. Nicht so Hartl. Ihm war der immer feinge lleidete Mann natürlich das, was ei nem Stier das rothe Tuch ist und so «st in seinem Hause über ihn gespro chen wurde, bekam das dunkelrothe Ge richt Hartli eine violette Färbung und »i entspann sich eine Unterredung, die bei Anna immer dickgeschwollen« Au gen zur Folge hatte. So ähnlich war's auch heute morgen wieder gewesen. Herr Joseph Hartl hatte in einer für seine Person gerade zu rosigen Laune das Frühstück im Garten eingenommen und Frau und Tochter wieder einmal auf den denk würdigen Umstand aufmerksam ge macht, daß er .Stoa und Stoa" zu die sem Haufe erspart habe. Und wie er dann in einer längeren Rede klar zu inachen suchte, daß er es deshalb nicht dulde, daß dies durch Arbeit und Sparsamkeit zusammengeschweißte Haus durch einen leichtsinnigen, ver- Er kannte die steil gestellten Buchsta ben des Adjunkten Stift. „Thua's nur verstecken," sagte er gereizt, »is „Wie kann ma denn so abscheulich sein! Dös Mädl möcht' sich noch die Aug'n rausweinen. Dös kann i nim «r is . . . . inen kövno, wia D' woll'n hast. Di hat kein Mensch ang'schaut." „No und er?" rief Hartl verwundert, is denn er?" .Beamter," entgegnete sie kurz und bestimmt, „und «IS Beamter muß er auf sei Stellung schaun." „Ah, da schau her," sagte Hart! ge dehnt. „Beamter is er! Und al» Beamter hat er wahrscheinlich 's Pri vileg zum Drauflosleben und Schul denmachen." „Dös kannst Du net sag'n," unter brach ihn seine Frau. „Aber denken kann i mir's, ries er, „weil i's Rechnen g'lernt hab'. I kann den Menschen net leiden und eher schenk i 's ganz Geld und 's ganzHäuSl dem nächsten Handwerksburschen auf der Straßen, als daß mir der . . . der „Jessas! der Herr Adjunkt", rief Frau Hartl entsetzt und ging Stift entgegen, der eben die Gartenthür« öff nete. „Berzeihung," sagte dieser, sich hof lich verbeugend, „ich habe schon einige Male geläutet, aber .. .." „Entschuldigen S' nur, H«rr Ad junkt," sagte die aufregte Frau, „aber mein Mann .... Möchten Sie net vielleicht a andersmal. .." „Na, Herr Adjunkt," rief Hartl, „gehn S' nur her, jetzt is g'rad' die rechte Zeit, daß ma dischkriern mit anand, i bin g'rad in der richtigen Stimmung." Stift ging näher, immer von Frau Hartl begleitet, die aufgeregt wie eine Mutterhenne neben ihm herlief. „Wisch an Stuhl ab, Alte," sagte Hartl, „der Herr Adjunkt hat a neue Hosen an. Könnt' leicht schmutzig werden." Der armen Frau standen die Thränen in den Augen und in ihrer Verlegenheit nahm sie wirklich ein Tuch und fuhr damit über den Stuhl. „Aber ich bitte Sie, gnädige Frau," wehrte Stift ab und sah fragend von einem zum andern. Er wußte wirk lich nicht, ob er sich noch sitzen sollte. Wohl wußte er, daß ihm der ehemalige Schlossermeister wegen seines stets ele ganten Auftretens nicht eben freundlich gesinnt war. Trotzdem aber hatte er sich den Empfang etwas anders vorge stellt. Nur Frau Hartls bittender Blick und der Gedanke, daß hinter den Gardinen jemand ängstlich auf die Szene schaute, veranlaßten ihn noch zum bleiben. „Laß uns alloa," wandte sich Hartl an seine Frau. „Joseph!" sagte sie leise und Bitte, Vorwurf und Befehl lagen io dem einen Worte. Mit ein paar bedauernden Worten über die Störung, die er verursachte, verabschie dete sich Stift von ihr. „Also, was verschafft mir die Ehr'?", fing nun Hartl an. Stift räusperte sich und strich mit seinen gepflegten Händen ein paarmal über den kurz ge schnittenen blonden Schnurrbart. „Ich weiß nicht," sagte er dann, „ob Sie den Brief schon gelesen haben, den ich mir erlaubte, an Sie zu schreiben." „So, der hätt' mir g'hört," ent gegnete Hartl, ,na g'lesen hab' i ihn no net. Aber dös macht nix. Sie könna mir jetzt gleich sag'n, was drin w" ir wirklich angenehmer gewesen," meint« Stift, „wenn Sie be reits Kenntniß davon hätten; es fällt mir etwas schwer, Ihnen das alles mündlich zu sagen." „No, i will Ihnen helfen", antworte te Hartl. „Sie kommen wegen mei ner Anna?" „Allerdings." „Und wollen S' vielleicht Heirathen?" Stift verbeugte sich. „Ich habe den ehrlichen Willen", sagte e«. Hartl trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. „Und i sag na! Es wird nix draui!" „Ich war auf Ihren Widerstand ge faßt, Herr Hartl," gab Stift zur Ant nach beiderseitiger Aussprache, wenn auch nicht gleich zu beseitigen, so doch zu mildern." Hartl trommelte stärker, sah kerzen gerade in die Höhe und antwortete grob: „DöS glaub' i net. Weil i mit Ihnen gar kei' Aussprach' mag." Der junge Mann zuckte zusammen: „Und darf ich fragen, warum Sie mir diese Aussprache verweigern wollen," sagte er scharf, „und was Sie gegen mich haben?" entrüstet, „Schuldenmachen? Wie kom men Sie dazu?" „Wia i dazu komm'?" entgegnete nung. Was haben S' jetzt Gehalt?" „Mein Gehalt ist ja vorerst aller dings noch klein," antwortete Stift et sicht, bald mehr zu bekommen. Das Gehaltsregulativ bringt wesentliche Besserstellung und . . ." „Papperlapapp", wehrte Hartl ab. „Was Sie vielleicht krieg'n, geht mi mann, der damit rechnet. Was S' jetzt hab'n, möcht' i wissen." „Einhunderteinundzwanzig Mark und fünfundsiebzig Pfenige." „Und fünfasiebzig Pfennig," höhnte Hartl, das „und" über Gebühr unterstreichend. .Na, also rechn, ma." antworkte Hartl, ergriff mit beiden Händen die Lehnen seine! Stuhle? und schob sich ganz nahe an Stift heran. „Wohnung kost?" „Fünfundzwanzig Mark." „Guat. Essen thun S' in der „Kro ne", mittags a Mark zwanzig, abends a Mark. Bier mögen S' a ganz gern, soviel i g'sehn hab'; dös san scho guat drei Mark im Tag. San scho hun dertfiinfzehn. Und mit die andern sechs Mark fünfundsiebzig Pfennig wollen S' Jhna g'wanden? Sie, wo S' all« Augenblick an andern Anzug hab'n? Wo ein Anzug scho seine siebzig bis achtzig Mark kost'?' „Ach, waS reden Sie von siebzig, achtzig Mark, Herr Hartl," sagte Stift verlegen. „No, wieviel denn nachher?" Stift überlegt« «inen Augenblick. Was wußte dieser Idiot, der seit Menschengedenken im gleichen Kittel herumlief, was ein Anzug kostet. Da konnt« «r dr«lst lügen. „Dreißig Mark zahle ich gewöhnlich dafür." Hartl legte die Hand hinters Ohr. Er schien nicht recht gehört zu haben. „Wieviel?" fragte er ungläubig. „Dreißig Mark," wiederholte Stift und log bereits ganz glaubhaft. „Wenn Sie mir nicht glauben wollen, gehe» Sie doch hin zum Schneider Fleckerl und lassen Sie sich einen Anzug ma chen." DaS war kühn, das war so gar verwegen. Aber bei einem Men sch«n wie Hartl kam das doch nicht ernstlich in Frag«. Und sollte er sich wirklich erkundigen Fleckerl that ihm schon den Gefallen und log mit Hm, wenn er ihn vorher tnstruirt«. Herr Hartl schien immer noch nicht ganz überzeugt zu sein. „I woaß 's ja wohl net, i woaß 'S ja wohl net," sagte er mehrmals und horchte merk würdig zerstreut auf die weiteren Aus führungen des Adjunkten Stift. Ganz mechanisch schüttelte er Stift die Hand, als dieser sich später empfahl, und me chanisch nickte er mit dem Kopse und sagte mehrmals „natürlich! natürlich!", als der Bewerber ihn fragte, ob er wied«rkomm«n dürf«. Stift war selig. Sieghaft lächelnd ging er durch die Straßen der kleinen Stadt, wie ein Mann geht, der eine ungeheure Hochachtung vor sich selbst im Busen trägt. DaS war heute ein pf« um das hübsch« Mädel und fei ne fast noch hübschere Mitgift. In längstens einem halben Jahr« hoffte er, sie heimzuführen. Bis dahin konn te er, wenn ihn nicht all« guten Gei ster völlig verließen, die ungeduldigen Gläubiger noch bändigen. Bis da hin hoffte er auch, den Schneider Fleckerl noch im Zaume zu halten, bei dem er wirklich eiwaS tief in der Krei de saß, und der ihm allen Ernstes er klärte. keinen Pfennig weiter zu kredi tiren. Fröhlich und aufgeräumt betrat er das Nebenzimmer zur „Krone", wo sich allabenlich zum Dämmerschoppen die Honoratioren versammelten. Als Rede seinen Swndpunkt auseinander zusetzen. als der Schneider Fleckerl athemlos zur Thüre hereinstürzte. „Meine Herrn," rief er, während er Hut und Mantel an den Nagel hängte und sich einen Stuhl nahm. „Denken S' Ihnen. waS passirt is! Ich sitz' ru hig in meiner Stub'n und denk an nix . . . und wer meinen S', daß kommt und b'ftcllt sich an Anzug? Der Herr Privatier Joseph Hartl! Was sagen S' jetzt dazu?" Das war nun wirklich ei ne Ueberrafchung, und man rieth hin und her, was diesen schäbigen Filz in seinen alten Tagen noch zu dieser Un geheuerlichkeit veranlaßt haben könnte. anderen, war im Augenblick so nieder geschmettert, daß er gar nicht mehr re den konnte. fing nun der Schneider wieder an, „er sucht sich den theuersten englischen Stoss heraus, von dem ich den Anzug trostlose Dunkel seines Herzens. Fleckerl mußte ihm helfen. Er mußte den Anzug für dreißig Mark liefern über die Zumuthung, die man an ihn stellte. „Jeßm-randjofeph," rief er entsetzt, „was wär' denn jetzt dös? Wo in Gottes Namen darauf einging. Und acht Tag« später zeigte meinte, er könne sick unmöglich darin ben geschossen. Ganz im Gegentheil. . .Kaum mehr vom Spiegel Ist er weg-1 zubringen," erzählte Anna lachend ih rem Geliebten, »immer befühlt «r den Stoff und dreht sich von links nach rechts und findet selbst, daß er um zehn Jahre jünger aussähe. Ach, ich bin ja so glücklich!- rief sie vergnügt und drückte zärtlich Stifts Arm. „Und denke Dir, er will sich noch ei '""Was/ rief Stift entsetzt, .noch ei nen . . .!' .Ja," sagt« sie verwundert, „sei doch froh! Er hat eben jetzt endlich eingese hen, daß ein anständiger Mensch sich auch ordentlich kleiden müsse. Und siehst Du, seitdem denkt er viel milder über Dich. Glaubst Du denn, daß er sonst Deine vielen Besuche dulden wür de? Ich glaube sogar, er hat Dich jetzt ganz gern? denn so oft wir von Dir reden, lacht er ganz verstohlen in sich Fleckerl ward rasend, als er von die sem zweiten Attentat auf seine Lang muth und seine Geldbörse hörte, und fuhr in seiner Stube herum wie^eine glocke. Er verwünschte Stift, Hartl und sich selbst und kam erst wieder in ein gemäßigtes Fahrwasser, als Stift ihm hoch und heilig versprach, vom nächsten Ersten an pünktlich vierzig Mark im Monat zu bezahlen. War es ihm auch selbst im Augenblick schlei erhast, wie er in vierzehn Tagen soviel Geld erübrigen sollte, so war's doch wieder ein Aufschub von zwei Wochen, und während dieser Zeit konnte sich vielleicht noch manches regeln. Wäh rend dieser Zeit die Welt zugrunde ge hen. Die Welt ging nicht zugrunde, aber etwas anderes geschah. Hartl bestellte sich den dritten Anzug. Stift war wie niedergeschmettert, als er davon erfuhr. War denn der Alte ein vollständiger Narr geworden? Gab's denn kein Mit tel, diesem Unheil zu steuern? Das war ja doch das Verrückteste, was er sich denken konnte. Er, der kleine Be amte mit dem Hungerlohn mußte dar ben und sparen, um einem reichen Manne die Schneiderrechnungen zu be zahlen. Und das sollte ein Jahr fortgehen. Ein volles Jahr sollte er diese Last mit sich schleppen müssen und ein Leben führen, das ihm schon nach den weni gen Wochen unerträglich schien. Denk eiu Jahr hatte sich der alte Hartl in seinem Eigensinne ausdevungrn! erst pfen, denn der Mann war zäh wie Blei und hart wie Eichenholz, und wenn Stift sich die Braut erringen gern. So nahm er denn seufzend das schwere Kreuz auf sich, mied all« fröh lichen Gesellschaften, und wenn er ein sam in seinem Zimmer saß, versuchte er es mit einer Thätigkeit, die er in sei nem Leben noch niemals betrieben hat te. Er rechnete und theilte sich ein, was er täglich verbrauchen durfte, um überraschenden Resultat, daß hundert Pfennige eine Mark geben. Als er diese Wahrheit unumstößlich fand und ausgegebene unbedeutende Nickelstücke ein kleines Kapital verpulvert hatte, und daß er auch jetzt noch selbst bei würde. Der weiß gedeckte Tisch aus der Veranva. die roth umsponnenen Fla eingelatxn waren, beanspruchte Stift als äußerst günstiges Anzeichen für sich. Nur selbst gefiel ihm knöpft als jemals, und bei seinem An blick verwandelte sich Stifts freudig« Zuversicht rasch wieder in ein zageadis Hochdeutsch, wie er ie! feierlichen An lässen stets zu thun pflegte, folgend«?: „Wie der Herr Adjunkt Stift vor einem Jahre bei mir g'wesen ist und um meine Tochter Anna ang'halten hat, da hab' ich ihm erklärt, daß ich leinen Schwiegersohn mag, der nicht sparen lann, sondern bloß drauflos lebt und aufhaust und Schulden macht. Da hat der Adjunlt sehr veieivigi ge than, aber ich habe ihm vorgerechnet, daß er bei seinem Gehalte lein so nob les Leben führen könne, wie er'Z wirk lich gethan hat, und daß er sich vor al lem nicht jedes Jahr ein paar neue An züge anschaffen könne, was doch im merhin eine Ausgabe von mehreren hundert Marl ist. Denn daS steht je der Blinder, daß das ohne Schulden nicht geht. Ich weiß nicht, ist dem Herrn Adjunlt warm worden bei die ser Rechnung und hat er mich aus Ver legenheit angelogen, oder hat er mich für einen so riesengroßen Dummkopf gehalten und hat sich denkt: Der Hartl merkt's doch nicht angeschwindelt Stift empfand ein entsetzliches Un behagen bei der rücksichtslosen Rede und den derben Ausdrücken des Alten und suchte seine große Verlegenheit mit Lachen zu verbergen. Aber er brachte es nicht so weit.es wurde nur ein schmerzhaftes Grinsen. Auch Fleckerl ten überrascht bald auf Stift, bald auf Hartl. Doch dieser fuhr unbeirrt fort: „Ja, ja, meine Herrschaften, es ist schon so, wie ich g'sagt hab'. Der Herr Adjunlt hat mir den großen Bä ren aufbinden wollen, daß jeder An zug bloß dreißig Marl kostet. Ich hab's nicht glaubt, aber ich hab' so g«- than, denn mir ist damals wie d«r Blitz der Gedanke durch den Kopf g'sahren: Hartl, den legst 'rein für sei ne Lug. Du läßt Dir einen Anzug machen, und was über dreißig Mark geht, zahlt der Herr Adjunkt, und wenn er nicht gutwillig zahlt, verklagst ihn Frau Hartl räusperte sich vornehm lich, aber ihr Mann sah ruhig über sie hinweg und sagte weiter: „Es ist an ders 'kommen. Ich hab' wirklich bloß eine Rechnung mit dreißig Mark erhal ten. Der Herr Adjunkt hat freiwillig 'zahlt und hat sich hinter den Schneider g'steckt, damit ich ihm nicht auf den Schwindel kommen soll. Ich bin aber mäuserlstill geblieben dabei und hab' mir nichts merken lassen. Aber denkt Hab' ich mir: Euch heiz' ich ein, daß warm wird, kennt er nichts mehr. So hab' ich mir einen Anzug nach dem an dern machen lassen, so daß mich die ganze Stadt für einen Narren g'hal ten hat. Ich hab' mich aber um die Leut' nicht kümmert, wie ich lunipig an'zogen war, und hab' mich erst recht nicht kümmert wie ich auf einmal nobel daherg'stiegen bin; ich hab' mich bloß g'sreut, wie ich g'sehen hab', daß der Herr Adjunkt schon nach dem zweiten les Leben allmählich hat aufgeben müs sen. Denn wenn der Fleckerl sein Geld nicht kriegt, wird er wehleidig, soweit kenn' ich ihn. Inzwischen ist aber der Herr Adjunlt öfter zu uns ins Haus g'lernt und hab' g'sehen, wie's Mädel an ihm hängt mit Leib und Seel'. Da hab' ich meinen Plan geändert und hab' mir g'sagt: Hält' er's ein Jahr lang aus, g'wöhnt er sich ans Sparen, ver steht er's, sich das bißerl, das ihm übrigbleibt, so einzutheilen, daß - er wohnheiten abgelegt und hat's kennen gelernt, was das Geld für einen Werth hat. Dann sag' ich halt in in Gottes Namen: ja. Der j>rr Adjunkt hat's ausgehalten, er ist ein sparsamer Mensch geworden, der je den Pfennig umdreht hat, bevor er ihn aus'geben hat. Drum —" Herr Hartl wandte sich an seine Frau: „Bring den Wein, Alte, und net, Du hast koan Grund däzua." Und als die Gläser eingeschenkt waren, da ergriff Herr Hartl das sei ne, nahm das letzte Wort seiner Re de wieder auf und sagte: „Drum sto- Brautpaar soll leben!" „Hartl, Du bist a Viech," rief Fleckerl, und es ist gar nicht zu ver wundern, daß er einer der fröhlich sten war in dem kleinen Kreis«, der Denn ganz hatte Stift doch nicht Schritt halten können mit den Pas sionen seines Schwiegervaters. (kine anständige Belohnung. Das Speisezimmer b«i Vautours. Reiche, aber geschmacklose Aus stattung. Madame wartet unge duldig auf ihren Gatten. Endlich ertönt die Korridorglocke. Madam«: „Schon wieder so spät! ... Josefine seroiren Sie die Suppe!" Der Gatte tritt ein. Er ist bleich uiid niedergeschlagen und läßt sich wie gebicchen auf seinen Stuhl fal len. Madam« betrachtet ihn voll Angst. Er (stöhnend): „Welch ein Un glück! Welch entsetzliches Unglück!" Sie (die Suppe aufschöpfend): .Was ist passirt?" Er: „Meine Brieftasche!" Sie: „Was ist mit Deiner Brief, tasche?" Er: „Berloren!" Sie (den Löffel fallen lastend): .Deine Brieftasche? Du hast Deine Brieftasche verloren?" Er: .Mit vierzig Tausendfranc«' noten, die ich soeben beim Bankier erhoben hatte." Sie: ,Vierzigtau ... (sie erstickt). Borige Woche verliert der Herr einen ganz neuen Regenschirm, heute seine Brieftasche ... Bierzigtau ... sie er» stickt von Neuem). Aber wo? wann?" Er: „Wenn ich das wüßte?" Sie: „Er weiß es nicht! ... Du sollst dich schämen! Ein Familienva ter!" Er: „Aber wir haben ja keine Kin der!" Sie: „Zum Glück für sie! Die ar men Kleinen! ... Ach! meine gut« Mutter halte recht, wenn sie sagte: „Dein Gatte ist «in Idiot!" Er (schwach): „Ich habe noch einen Hoffnungsschimmer... Meine Adress« liegt drin ... Kann sein, daß die Person, welche die Tasche sind«! ..." Sie (mit beißendem Spott): „... sie wiederbringt ... und noch 6 Pro zent Zinsen hinzugefügt, nicht wahr? (Achselzuckend). Sprich doch nicht solche Dummheiten! Wenn Du 40,- IXXI Francs auf d«r Straße fändest, würdest Du sie wiedergeben, he?" Er (in seiner Redlichkeit verletzt): „Warum nicht? Besonders wenn es Effekten wären, die sich schwer .. Sie: „Schön. Aber w«nn es Banknoten sind?" zweifelt). Ach! Die Hälfte von 40,- (XX) Francs gäbe ich mit Freuden Das Mädchen (eintretend): „Drau ßen ist «in Mann, der den Herrn zu sprechen wünscht ... wegen Geld ..." Sie: „Da kommt er jetzt gerade recht! Sagen Sie, der Herr sei aus gegangen!" Das Mädchen (fortfahrend): .... wegen Geld, das er dem Herrn bringt ... Eine Brieftasche , Er («ifspringend): „Meine Brief tasche! ... Lassen Sie ihn eintreten! Schnell." Das Mädchen läßt einen armen Teufel ins Zimmer tret«n. Der arme Teufel: „Ich habe un ten vor der Thür «ine Brieftasche ge- Er (ihm die Briestasche «ntrei ßend): „Sie ist's! Si« ist's ... (em phatisch). Oh! Sie Braver, wie dankbar bin ich Ihnen! Si« sollen sehen, daß Sie es mit keinem Un dankbaren zu thun haben. ... Ich will Ihnen Sie (scharf): „Statt überflüssige Redensarten zu machen, thätest Du besser daran, nachzusehen, ob der In halt stimmt." Er (abgekühlt): .Richtig! (Er öff net die Brieftasche und zählt). Eins, zwei, drei ... neununddreißig, vier zig ... Alles in Ordnung!" Sie (argwöhnisch): „Bist Du sicher, daß nur vierzig Schein« drin wa ren?" Er: „Ei fr«ilich! ... Sof«rn der Kassirer sich nicht zu meinen Gun sten geirrt hat ... (zum armen Teu fel): „Hören Sie lieber Mann, ich will ..." (Er sucht in seiner rechten Tasche.) Sie: „Was suchst Du?" Er (in seiner linken Tasche su chend): „Geld, um diesen anständigen Mann zu belohnen ... (Eine Bank note aus der Brieftasche nehmend): Können Sie mir auf 10tX) Franc« herausgeben?" D«r arme Teufel (zum Schein protestirend): ,OH! ... Nicht d«r Mühe werth, mir ..." Er (nachdrücklich): „Doch! doch! Also Sie können nicht herausgeben? ... Schade! Aber deshalb sollen Sie doch nicht leer ausgehen! ... Jose fine!" Das Mädchen (eintretend): „Gnä diger Herr?" Er (mit dem Ton eines Menschen, dem es nicht auf's Geld ankommt): „Josefine. führen Sie diesen braven Mann in die Küche ... und setzen Sie ihm dort ein Glas guten Wein vor!" Der arme Teufel zieht sich zurück, ohne sich in Dankesbezeigungen zu erschöpfen. Sie (d«m Mädchen nachlaufend): „Ein Glas Apfelwein, verstanden! ... (zurückkommend) das macht's auch ... Schließlich, was hat er denn Großes geleistet? Er hat ja bloß die Er (seine Brieftasche hin und her drehend, böse): „Außerdem hätte er sich wohl die Hände waschen kön- Er: Na sieh Dir doch mal die Brieftasche an. die der Kerl mit seinen schmutzigen Pfoten berührt hat! ... Eine Brieftasche für 15 Francs!" Sie (bitter): .Das ist ihm natür lich jetzt ganz egal, nachdem er unse ren Wein getrunken hat!" Er: „Solch ein Lump!" Sie: „Und sein Gesicht! Hast Du Dir seine Galgenphysiognomie ordent lich angesehen?" Er: „Freilich, freilich! Der Typus eines Verbrechers! Nicht rathsam, so einem des Nachts in einer abgelege nen Straße zu begegnen!" Deutlich« Erklärung. .Piter, was studirst denn da in de, Zeitung so sinst«r'n Gesichts?" „Ja, Willem, ich schaue nach den Kursen von meinen Werthpapieren. Aber da sind die verflixten Fremd. Wörter ich lomme nun einmal nicht damit zurecht. Lese da wieder in der selben Zeile nominell und effektiv. Was das nur heißen soll?" .Dal verstehtsi Du nicht, Piter? Ist doch sehr einfach!" .Ja natürlich, bei Dir ist immer alles einfach, wa» ein and'rer nicht begreift!" .Nun, nur nicht gleich so böse; ich will's Dir ja g«rn erklären ... Sieh' 'mal, wenn ich zu Dir sage: Du Schafskopp, dann ist das nominell; daß Du aber ein« bist, das ist effek tiv!" Jnstructionsstunde. / Der Mannschaft wird gar lang er llärt, Was Alles ma» von ihr begehrt; Sodann was auch der nied're Mann Mit gutem Recht erwarten kann. Und was ihm sein« Vorgesetzten, Vom Ersten bi» zum Allerletzten. Im Krieg und Frieden seien schul dig Erläutert der Eorp'ral geduldig. Nachdem erörtert nun die Pflichten, Nach denen jeder sich zu richten, Soll eine Frag' ihm gleich bekunden. Ob auch Verständniß er gefunden. Er fragt den reichen Huber Nazi, Der einer von den größten Pazzi: .Was also, Huber, schuld' ich Dir?" .Zehn Mark. Herr Unteroffizier!" r a u > k fchen Zeit schwingt sich aus Liebe zu einer Frau kein Mann mehr zu einer heroischen That empor." Junggeselle: .So! und die Männer, die heirathen?" —lm Gerichtssaal. Rich ter: Sind Sie schon mal bestraft? Angeklagter: Ja, vor drei Jah ren, da mußte ich nämlich meine jetzige Frau heirathen. Ergänzende Naturen. A.: Gefällt Ihnen das denn nun, Ihre Schwiegermutter bei sich wohnen zu haben? Ich weiß nicht mir könnte das nicht passen. B.: O, ich kann nicht klagen! Sehen Sie, wir drei sind ergänzende Naturen. A.: Ach, wieso denn? B.: Nun, z. B. heute: meine Frau ißt Obst, ich trinke Wasser dfauf, und meine Schwiegermutter kriegt Darmkatarrh. Immer im Beruf. „Warum macht denn Dein Redak» teur, der Dir so glühende Bri«fe schreibt, so ein betrübtes Gesicht?" „Weil er sich vorhin fürchterlich blamirt hat. Ich fragte ihn nämlich, . rung: 10 Pfennig pro Zeile."
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