Die Achat-Kamee. ° Wohl fünf, sechs Jahre hatte ich! meinen Studienfreund Karl da mals noch Dr. Phil, und simpler Privatdozent an der Universität Greifswald nicht gesehen, als er eines Morgens mit seinem runde», ewig freudestrahlenden Gesicht in mein Zimmer trat und mir beide. Hände entgegenstreckte. Mit fliegen dem Athem wurden die Erlebnisse der I jüngsten Zeit ausgetauscht, einige Wissenschastlnche Fragen im Fluge gestreift, und eine Viertelstunde dar auf saßen wir bei einem bescheidenen Morgenimbiß, verklärt durch ein Fläschchen Chateau La Rose, auf meinem Sopha nebeneinander. „Also aus dem Wege nach Mar burg bist Du?" sagt! ich und ergriss das Glas. „Mit Vergnügen habe ich von Deiner Berufung gelesen. Mei nen herzlichen Glückwunsch, Herr Pro fessor Ordinarius, und alles Gute für die Zukunft! Uebrigens scheint Dich die neue Würde nicht zu drü cken. Schaust noch genau so aus wie Weltmeer unternommen." „Aber wie ist das möglich? Wir hielten Dich und das alte Erbstück „Nun, wenn Du ein halbes Stündchen Zeit hast, will ich Dir be lichten, wie's gekommen ist. Kärntner-Ring ein mit zusammengekniffenen Aeuglein und einem. verbindlichen Lächeln höflich seinen Hut vor mir zog. Ich erwi derte den Gruß und sagte mir im Stillen, daß ich wohl einen Doppel gänger haben müßte. Aber am näch sten und übernächsten Tage, immer «ine Viertelstunde vor Eröffnung des hinschritt, wiederholte sich dasselbe Schauspiel. Und als dann am vier ten Tage der artige Mann aufs Neue sein Haupt entblößte, trat ich ihm in den Weg und sagte: „So dankbar ich für die Aufmerk samkeit bin, die Sie mir erweisen, mein Herr, muß ich Ihnen doch die Mittheilung machen, daß eine Ver tvechselung vorliegt. Sie irren sich in meiner Person." .Wie?" lispelte der Alte, „so hätte ich nicht die Ehre mit Herrn Privat> dozent Dr. Karl aus Greifswald?!" Ich erschrak förmlich vor meinem eigenen Namen. „Aber mein Herr?" „Woher ich Sie kenne, möchten Sie wissen? Aus Ihren vortrefflichen Aufsätzen über die Fälschung der Schiller - Autogramme im Literari schen Merkur." „Ja", erwiderte ich erstaunt, „aber wenn Sie auch meine Aufsätze ken nen. wie kommen Sie deshalb dazu, auch meine Person zu kennen? Es steht mir doch nicht an der Nase ge schrieben, daß ich Mitarbeiter des Literarischen Merkur bin." „O", lächelte der Alte schlau, „es gibt doch Fremdenlisten, Sie sind in keinem zu unbekannten Gasthofe abge stiegen, und wenn man Interesse für eine wissenschaftliche Kapazität Hai und dem Portier eine halbe Kron in die Hand drückt, so wird der dod wohl die Freundlichkeit haben, einer ouf,uklären " Hätten solche Worte den Ehrgei eines iun-,en Gelehrten nicht kitzeln sollen? Durfte ich dem Alten böse sein? „Sk sind allzu liebenswürdig mein Herr. Würde es unbescheiden sein, wenn !» mm auch um Ihren ivertben Namen bitte?" „Wird Ihnen schwerlich bekannt sein, obgleich er in Wien einen leidli chen Klanz besitzt. Peter Philipp Graullinger,Antiquitätenhändler, und ich will gleich erklärend hinzusetzen. Autograinmensaminler, letzteres aber lediglich zu meinem Privatvergnü gen." „So haben Sie sich zur Ruhe ge setzt und reiten nun nach Herzenslust Ihr Steckenpferd?" welchem Grunde ich den Hut vor Ihnen zog. Der Gelehrte ist es, den ich Jynen nicht der Bilder, alte Porzellane und Majoli ken, Waffen, Kleider und Geräthe Doktor?" .Nicht im geringsten. Sie sind un zweifelhaft aus Schillers Tintenfaß und Feder geflossen. „Herr Doktor, die Zeit des Laden schlusses naht, aber et wird mir l „Wissen Sie auch, Herr Doktor", meinte der Händler nach einer Weile, Geschäftsgeheimniß bleiben sollte? Aber da wir ja doch keine Geschäfte einmal ebenso wie Ihr Gelehrten ma chen. Ist Ihnen denn die Haupt regel des ganzen AntiquitätenhandelS ! Binfachen Retragt, den ich gezahlt - babe. Sehen Sie. Herr Doktor", > „Sie wollen mir den Vorwurf ma che»: ich hätte die biederen Bergbe zhner übervo.-theilt? Aber die . k besaßen. Wäre ich nicht gelom- n. so zerfiel dies und jenes all- mählich ganz und gar oder wurde von den Kindern und Enkeln in den Ofen gesteckt. Und dafür, daß sie wollen auch durchaus nichts von ei nem Handel wissen, sie könnten, so behaupten sie, sich nicht von den lie ben Sachen trennen. Dann heißt es aus Graz; er war bei feiner alten Tante am Stefansplatze abgestiegen. Als ich ihn dort am zweiten Abend sche beim Abendbrot sitzen und wurde von der Alten zu einer Tasse Thee »ingeladen. Ich machte Ausflüchte, geschmacklose Möbel verkaust? Ach, Großmutter her und aus lieber Ge wohnheit trink« ich alle Abende mein Labsal daraus. Ich schauderte. sonderbar aus? aber Ihre Pietät in Ehren! Eigentlich gehörte sich ja zu den schönen weißen Tassen auch eine Kanne. Wir necken unS immer ge genseitig, und da er nächstens seinen Geburtstag hat, möchte ich mir wohl darin läge ja eben zum Theil der Witz. Vom Verkaufen aber wollte die Alte durchaus nichts wissen. Sie zeigte mir vielmehr noch ein zweites Kännchen, das sie ihrem geräumigen Wandschranke entnahm. Es war, wie ich auf den ersten Blick sah, gleich falls Böttger-Porzellan, ein würfel förmiges Gefäß, dessen seitliche Ver ursprünglichen Vergoldung versehen waren. Mir ging die Sache an die Nerven; offen gestanden war ich froh. delte aber vorher in einem der fein sten Läden der Stadt ein hochelegan tes Theeservice mit Kanne, Sahnen gießer und sechs Tassen, alles weiß und mit zierlichen bunten Blumen und Vergoldung bedeckt. Dieses ließ ich einen Ladendiener hinter mir her tragen und bot es der alten Dame als Tauschobjekt gegen das braune Kännchen an, mit dem ich mir nun einmal einen „guten Scherz" machen wollte. Der Alten blieben Mund und Nase offen stehen. So etwas hatte sie nicht für menschenmöglich Kiirz, schließlich mußte ich. daS zweite Kännchen mitnehmen. Sie bliebe ja. wie sie sagte, immer noch tief in meiner Schuld." „Und wie nahm der dickte Brau herr die Geschichte auf?" fragte ich. „Der dicke Brauherr", lallte er und sah mich verständnißlos an. „Ja so. Sie glauben wirklich? Der dicke Brauer war ja nur eine geistreiche Erfindung von mir, um die Dinger loszueisen. Ich habe sie für dreitau send Kronen an einen spleenigen Eng länder verkauft, der sich freute, so billig weggekommen zu sein. Das Service für den Stefansplatz hatte mich 30 gekostet." „Bei den ganz hellen Städt-rn freilich", fuhr er fort, „muß man noch andere Kniffe anwenden; und da habe ich vorzüglich einen, der mich noch nie im Stiche gelassen hat. Sehe ich irgendwo eine Rarität bei Leuten, die schon früher einmal dies oder jenes an cinen Händler verklopft ha ben, sehe ich zum Beispiel einen alten Majolikabierkrug, den ich mit einem so dreistelligen Sümmchen an den Mann zu bringen hoffe, so sage ich zunächst bedauernd: Schade, daß das Ding nicht aus Silber ist! Dann aber setz Ich mir das Stück näh« «n. Donnerwetter, rufe ich bewun dernd, aber es ist trotzdem ein Pracht- Verkäuflich ist es wohl nicht? ine." „Aber fallen Sie denn nicht bis weilen auch hinein? Bleibt Ihnen der Hauptregel: So theuer als mög- Geschichte von der Sibylle?" „Gewiß", erwiderte ich. »Das war." sollte das leuchtende Vorbild für je- Schutzgöttin unseres Geschäfts! Was weg. Jetzt können Sie das Frauen zimmer unter Nr. IV2K in der Kunstsammlung des Fürsten E. Wirthschafterin, die ich das Jahr „Eine Hauptsache", fuhr der Alte fort, „ist und bleibt auch das Jndi vidualisiren. Ich verkaufe nie eine Schaffst benukte. Vor einigen Monaten besuchte ich Leipzig und seine Schlachtfelder. Da zeigte man mir in Breitenfeld einen Brusthar nisch, durch den vorn und hinten eine Kugel geschlagen hatte. Da d'e Leipziger zu wenig geboten hatten, die Breitenfelder aber kein Museum für derlei besitzen, bot man mir das Ding zum Kaufe. Ich erstand den Harnisch und ließ mir durch den Ge noratioren deS Ortes die Echtheit bestätigen. Hier ist die Urkunde. Nun aber hieß es: individualisiren! Aus der Luft greifen darf man die Dinge nicht, man muß für alles ge bringen knönen. Und sehen Sie, hier ist der Beweis, den ich heute fand!" Dabei zog Graullinger einen alten, gleichzeitigen Kupferstich der ersten Schlacht bei Breitenfeld vom Jahre bung die Worte: ?Uff Kön. May. in Schweden Seiten seind geblieben: H. Oberster Teuffel, Freiherr, durch „In diesem Fall?", lachte ich, beredte Mann fort, passirte mir ein Hauptspaß. In einer größeren Stadt wo, will ich lieber verschweigen in die betreffende Papiermühle und erwarb vom Chef der Lumpenabthei lung mehr als hundert alte Perga menturkunden fiir ein wahres Lum pengeld. Sie wurden dann in Par tien von k> bis 12 Stück, wichtigere Sachin auch einzeln, an das Archiv jener Stadt mit dem intelligenten Stadtrathe verkauft. Es war eines der einträglichsten Geschäfte, die mir erlauben, verehrter Herr Doktor, die geschwebt hat?" „Aber bitte, Herr Graullinger, ge ist ch W »Hm", machte mein Tischgenosse, „wollen Sie die Güte haben, mich die Nadel einmal näher betrachten zu lassen?" Im Nu zog ich das alte Schmuck stück heraus und reichte es dem Alten dar. Er besah es, ohne eine Miene zu verziehen, erst von vorn, dann von hinten, und legte es daraus schweigend auf den Tisch. „Sie bleiben bei Ihrer Meinung, welcher ungebildeter Prolete wären? He, wissen Sie das? Herr, würde ich dann sagen, es ist zwar nur eine umschleppen, aber es ist eine vorzüg lich ausgeführte. Je länger ich sie anblicke, desto besser gefällt sie mir. Ich würde wahrhaftig gleich zwei-, Ding ist Ihnen wohl nicht feil?" .Nein", rief ich ernst, „das Ding ist mir allerdings nicht feil! Und wie ich bemerke, wenden Sie ja nur Begriffe! Nicht Sie habe ich ze fragt, ob Ihnen die Nadel feil wäre, denn Ihnen ist sie ja nicht verkäuflich, sondern jenen andern, wissen Sie, tation kam. Das Ding ist so wahr ich Peter Philipp heiße. Es ist so gut erhalten, als wäre es vor mindestens ... Aber was nützen hier Ziffern? Halten Sie das Ding warm, Berehrtester! Es ist ein Prachtstück im vollsten Sinne deS Wortes!" Davor sollen Sie aus jeden Fall ge schützt fein. Die Kamee ist ... Hier machte er eine lange Pause Doppelte, das Dreisache, sagen wir lieber das Zehnfache werth?" fragte ich jetzt lächelnd und mit einer ge- Ich sehe, Sie Biöen mir schon rech« gut meine Geschäftsgewohnheiten ad- Jhren Alexanderkopf? Ich aber Familie oder nur derer von Schram pfenberg? Und hatte nicht meine gute Tante, als sie mich zum Eigenthü das Ding einmal in baare Münze umsetzen würde? Was alles tonnte ich mir für das Sümmchen anschaf fen! Welche Schätze für meine Bü chersammlung erwerben! Ich braucht» ja so manches theure Werk, das ich mir bisher versagen mußte! Kurz, als der Morgen da war, stand der Entschluß in mir fest, das Kleinod zu veräußern und den Wert in idea lere und praktischere Güter umzu setzen. Früh halb zehn Uhr saß ich denn nicht, wie gewöhnlich, im Ar chiv, sondern bei meinem Freunde Graullinger im Antiquitätenladen, und eine Viertelstunde später legte er mir zehn Tausendernoten auf den Tisch. Denn er wollte, wie er sich auszudrücken beliebte, durchaus den Duminkopfpreis bezahlen, erstens weil er mir das schuldig sei. zweitens weil er mit Sicherheit darauf rechne, daß er vielleicht nach Jahr und Tag, wenn der Alexanderkopf noch ein gu tes Sümmchen Zinsen verschlungen hätte noch Dümmeren fin nähme. Meine Freude war groß, und im Gefühle eines gewiegten Geschäfts mannes verließ ich unter lebhaftem Händeschütteln den wackeren Alten. Drei Tage später war die Ferien rektorS, zu Ende, und ich machte ihm meinen Antrittslxfuch im k. k. Münz- und Antikenkabinett. „Mein Herr, sind Sie's oder sind Sie's nicht?" rief er mir mit einem vermisse an Ihnen den edelsten Kör pertheil, den Kopf des großen Alex ander, den ich einst stillschweigend „Aber Sie sagten doch stets" daß Nnen das Erbstuck unverkäuflich gehört haben mag, mochte ich bezw.i Schwierigkeit hätte? Haben Sie „Fremdenblatt" gelesen? Nein? blicke mit seinem neuen Herrn schon auf den Wellen deS Weltmeeres." Das Blatt entsank meiner kraft losen Hand. Mann Ihre Bekanntschast nur we sucht Sin Spötter. Ich findig dieser feinsinnige Poet macht so zarte wissen Sie was, da hat er sich wohl zogen! Passend. Vermittler (zum Kavalier): Dtes ist ein tadelloses Weib, ei» Riesenvermögen, ihre einzi ge Leidenschaft ist die alljährliche picht. tofselheld: Meine Frau hat mir für diesen Monat zweimal in der Woche den Hausschlüssel bewilligt. Bekann ter: Das hat Ihnen wohl viel Mühe und Ueberredungskunst gekostet? Pantoffelheld: Nicht nur das, auch noch ein neue» Kleid und einen neuen Hut. TrSte Zukunft. „Wie wird das noch werden, jetzt bin ich erst im fünften Semester und hab' schon ein Bierherz?" Draufgeholfen. Hauii ben?" Mr. Fox: „Ich nicht wissen der „Luftigen Wittwe!" SrL» übt sich. Piccolo (der zufällig kassirt, fiir sich): „Bei dem Fremden habe ich mich um drei Pfennige geirrt, und er hat's nicht gemerkt, das ist schon ein ganz schöner Erfolg!" Wenig berührend. Gast- Wirth (klagend): Und nun noch die bestehen! Gast: Na ja, die kann Ihre Weine doch nur wenig treffen. Ja. wenn's 'ne Pumpwasser » Steuer Holstein?" Verläßlich. Direktor: „Wie sind Sie denn mit dem neuen Beam ten zufrieden?" Vorstand: „Nun, er arbeitet zwar sehr langsam aber richtig ist!" Anspruchslos. Du, ge stern wars fein, da waren wir auf der Hasenjagd! So? Ich habe schon vor vier Wochen gejagt. Unsinn, da ße» ist ja so wie so keine Rede.
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