TenaThorbeKs Nrnte. Roman von Elisabeth Esedickc. Erster Theil. Der Schnellzug, der aus Berlin kam, br«mste vor einem kleinen, un ansehnlichen Bahnhofsgebäude. Es wurden hier Wagen abgehängt, die dann mit eigener Lokomotive nach Norden weiterfuhren, während der Hauptzug nach Westen dampfte. Der Bahnsteig war fast leer. Der Stationsvorsteher sah gelassen den Zug entlang. Ein paar Hausdiener hatten den Schattenstreifen am Bahn hofsgebäude aufgesucht und lehnten gelangweilt an ihren Karren. Aber mitten in der prallen Nachmittags sonne stand ein älteres Ehepaar und beobachtete gespannt alle Fenster des einfahrenden Zuges. Dem Herrn sah man sofort den früheren Offizier an. Er hielt sich sehr stramm und aufrecht, obgleich er die sechzig wohl überschritten hatte. Der klein« Schnurrbart war schon ganz grau, das Gesicht leicht geröthet. Ganz unbeweglich stand er da, nur in den blauen, sehr gutmüthigen Augen war Leben. Die Dame neb«n ihm war lebhafter. Sie trat ungeduldig von einem Fuß auf den andern, und hotte schon «in paarmal fälschlich mit der Hand gewinkt. „Na —" meinte sie langgedehnt, „sie scheinen nicht mitgekommen zu sein." „Wart's doch ab," sagte er ruhig. Der Zug hielt noch kaum. Nun wurde di« Thür eines Ab theils erster Klass« geöffnet, und «ine junge Dame stieg aus. Si« nickte zu dem Ehepaar hinüber, wandte sich dann aber wieder dem Coups zu, um der älteren Dame, die noch oben stand, eine Hutschachtel abzunehmen. Doch da stürzte schon ein Diener heran, der im Hinter grund gestanden hatte und nahm sie ihr ab. Nun war sie mit ein paar leichten Schritten neben ihrem On kel, der jetzt trotz aller äußeren Ruhe doch schneller gewesen war, als sein« lebhaft« Frau. Einen Augenblick hielten Onkel und Nichte sich fest umschlungen. „Tag, Onkelchen, sagte Lena Thor beck mit etwas gedämpfter Stimme, „da bin ich endlich. Und ich bin euch ja so dankbar, daß ihr selbst gekommen seid, um mich zu empfan gen." Somm war «in bißchen bewegt und auch etwas besangen. Er hatte sich Lena unwillkürlich immer noch so vorgestellt, wie sie vor fünf Jah ren als recht unfertiges, siebzehnjäh riges Ding in die Pension geschickt «worden war, und nun hielt er eine sehr sichere, elegante junge Dame in den Armen, di« ihm fast fremd vor gen, deshalb brummte «r nur etwas und klopfte sie väterlich auf den Rücken. Lena Thorbeck machte sich jetzt aus seiner Umarmung frei und begrüßte immer gleich ziemlich stürmisch. Si« iiißte sie auf Mund und Wangen und rief zwischendurch: Kind- Gesicht sehend. mit einer tiefen, wohlklingenden Stimme. „Aber wie geht es euch? Wohl und munter?" „Danke. Na, es geht ja noch;" Inzwischen war auch die ältere Dame, Lena Thorbecks GeseUschafte- Lena Thorbeck lälbelte. „Wieso?" blieben ist." „Das ist es wohl, Tante." Lena um ihren Mund „du, ge heult hab« ich vor Freud«. Und mehr aushaken, kaum einen Tag, solch Heimweh hatt« ich plötzlich —" sie stockte und fuhr langsam fort: „das heißt, Heimweh kann ich es ja eigentlich nicht nennen, ein Heim Du, kein Heim? Wenn man ein Gut von 2IXX) Morgen hat und ein man doch eigentlich sagen, mit drei ßig Zimmern —" „Aber das ist mir doch kein Heim, Tante, das kenne ich ja doch noch mühlen hat Papa ja leider verkauft, cls er Thorbecken erbte." „Na ja, die alte Klitsche," meinte Frau von Somm wegwerfend und setzte sich wieder in Bewegung, „die brachte ja nichts ein. Da wiir't ihr in kurzer Zeit bankrott drauf ge worden, kann ich dir sagen. Die Erbschaft kam für deinen Vater ge rode zur rechten Zeit. Er hat's nicht lange genießen können aber du! gen und vor die Front des Bahn hofes gelangt. Hier stand der Wa gen, ein viersitziger Landauer mit auf, einzusteigen. Ueber das holprige Pflaster der Kleinstadt ging es nun hinaus auf beiden Seiten einfaßten, waren be- Ueber die Stoppelfelder strich leise fernes Ziel. junges Ding in Lenas Alter, das gnügen." Sie selbst hatte keinen Augenblick dings auch etwas. Er rechnete im Stillen ihr Alier nach. Zwei höchstens dreiundzwanzig älter dich, nach Hausi zu kommen, nicht wahr?" Sie sah einen Augenblick vor sich ficht. was sie Anhatte? ftih sehr neu aus und so, als wenn es richt recht zu ihr gehörte. Man hätte an ihr eher etwas abgetragene Sa chen und graue Zwirnhandschuhe vermuthet, als dieses vor Neuheit glänzende Herbstkostüm, den Hut mit der gelbbraunen Blumen und die prallsitzenden dunkeln Lederhand schuhe. „Natürlich, natürlich," sagt« si«, ganz glücklich, daß endlich das drückende Schweigen unterbrochen wurde, „warum sollten wir uns nicht einleben? Es ist ja so schön hier," sie wies auf die bunte Herbstland schaft, „und es ist Ihre Heimath." „Jaa aber —" Lena schwieg wieder und sah in die Ferne. Nach längerer Fahrt verließ der Wagen die Chaussee, fuhr «in« kurze Ctrxke auf einem weichen Feldweg« entlang, der an einem Partgitter ihr Gesicht. „Da sind wir schon?" Onkel Somm, der Lena gerade ge genüber saß, reichte ihr stumm die Hand. Sie sah ihn dankbar an und Si« fuhren durch eine Allee von alten Eichen. Rechts und links zweigt«» sich etwas oerwilderte Park- Haus vor ihnen, ein einförmiges, langgestrecktes, großes Gebäude, von einem breiten Graben umzogen. Mit Bechtritz gerieth ganz in Entzücken über alles, waS sie sah. In Lena ThorbeckS Gesicht wich Roth. Sie athmete beklommen mit geöffneten Lippen. Als der Wagen vor dem Hause hielt, stieg sie als erste aus. Ein älterer Mann im schwarzen Rock, den Hut in d«r Hand, stand auf der untersten Stufe der breiten Steintreppe und be grüßte sie. „Das ist Herr Mittler, sagte Somm und legte ihm «ine Hand auf die Schulter. Lena reichte dem Verwalter die Hand. „Ich freue mich, daß Sie mich gleich hier begrüßen," sagt« si« freundlich. Sie wollte eigentlich noch mehr sagen, aber im Augenblick wußte sie nicht mehr was; der Ge danke, daß sie nun hier die Herrin sei, daß alles, wohin ihr Auge sah, ibr gehörte, bedrückte sie. Sie zö gerte einen Augenblick auf der Trep pe, bis die andern auch auigestiegen im Frühstückszimmer die Suppe fer virt. „Ich habe hier decken lassen," sagte Frau von Somm, „das große Spei sezimmer ist zu ungemüthlich für uns, paar Menschen." hier sitzen. Jetzt schweifte der Blick Das Innere des Zimmers war sehr behaglich. Die Wände waren mit Hellem Eichenholz bekleidet, auf den Borden standen kostbare Teller und etwas abgespannt gewesen, und das Essen frischte nun ihre Lebensgeister wieder auf. Somms fragten nach ausreichenden und harmlosen Ge sprächsstoff. All die einschneidenden Fragen, die gewissermaßen in der Adresse und ihr ganzes Gesicht strahl te plötzlich. „Was? Bon Hans? Wirklich von Hans Restow?" Tante Alwine nickte triumphirend. „Siehst du, daS ist doch eine Ueber raschung, nicht? Na, lies mal, was „Erlaubt ihr?" „Natürlich." in Thorbecken! ES trifft sich ja zu Hogenhof verleb« und dadurch in Deiner Nähe bin. Konrads Bruder hat Schwester Sophie gehei- und dann wirst Du mich den ganz«» Stets Dein treuester Freund Hans Restow. Kärtchen, als sie die Wort« längst gelesen hatte. Sie mußte sich erst sammeln, um H«rr zu werden über wollte kommen, sie würden wieder die alten Freund« sein, wie damals, als sie noch Kinder waren! Mein so Tante Alwin« gab indessen Frau von Bechtritz die nöthigen Erklärun gen über Restow, daß die Familie etwas verwandt, mehr noch aber sehr sei und daß Hans schon als Knabe öfter seine Ferien auf Steinmühlen zugebracht hab« und dadurch die Kin derfreundschaft zwischen ihm und Lena entstanden sei. Onkel Somm schmunzelte stillvergnügt, als er Lena leuch!ende Auqen. Und an Restow ist doch wirklich nichts Besonderes." Lena sah versonnen vor sich hin. Aber er weckte so viel Erinnerungen. Ihre ganze Kinderzeit war plötzlich wieder da. Steinmühlen mit dem sie ihn sich jetzt vorstellte. Ueber haupt alles ein bißchen im Verfall. Vielleicht war das der größte Reiz an Steinmühlen gewesen. Mitten durch den Garten floß der Mühlbach ser, das weiterhin die unter Bäu men ganz versieckt liegende Mühle trieb. Es waren nur zehn Minuten bis dahin zu gehen, an blühenden Wiesen und wogenden Feldern ent lang. Ueber den Bach führten hier und da primitive Holzbrücken, und große Steine, auf denen man herum klettern konnte, lagen im Wasser. Da war sie herumgestreift als einsames Kind, um das sich Niemand so recht kümmerte, und ibre Phantasie hatte das alles belebt und den Bäumen und Steinen Namen gegeben. Wenn dann aber Hans Restow zu den Fe rien kam, war noch viel schöner, dann hatte sie einen Gefährten bei ihren Spielen, dann war Jemand da, der immer Zeit für sie hatte und mit prachtvollen neuen Einfäl len Abwechslung in das tägliche Ei nerlei brachte. Solange man noch bei Tisch saß, war von Restow und seinen Be ziehungen zur Familie Thorbeck die Rede, aber dann machte Lena sich von diesen Erinnerungen frei und äußerte den Wunsch, noch einiges mit Onkel Soinm zu besprechen. Er war sofort bereit dazu und Tante Al wine ordnete an, daß in der Biblio thek Licht gemacht würde. Es war ein großer, mit schweren dunkeln Möbeln ausgestatteter Raum, den Somm und Lena betraten, nach dem sie sich von den Damen getrennt hatten. Teppiche und Portieren wa ren einfarbig dunkelblau und der düstere Eindruck, den das Zimmer machte, wurde durch die mächtigen Bücherschränke an den Wänden noch eihöht. Die große Lampe erhellte fast nur den Mitteltisch, in die Ecken drang kaum ein Schein. Lena hatte sich beim Eintritt flüchtig umgese hen, jetzt blieb sie mitten im Zim mer stehen und wartete auf Somm, der nun langsam nachkam. Sie hatte sich vor Tisch nicht mehr um ziehen können und trug noch die ein sache, helle Bluse und den runden, dunkeln Rock wie auf der Reise. Als Somm sie so stehen sah, fand er, daß sie sehr jung und bescheiden aussähe siir die Herrin eines Gutes wie Thorbecken, und ihm kam auf einmal zum Bewußtsein, daß der Eindruck, den sie machte, eigentlich ein stets wechselnder sei. „Nun? fragt« er freundlich, als er die Thür hatte, und sah Sie setzte sich auf die Lehne eines großen Sessels und sah auf ihre Stiefelspitzen. „Weißt du. Onkel." meinte sie dann nachdenklich, .ich glaube, Tante Alwine wundert sich, oaß ich nicht glücklicher über diesen Besitz von Thorbecken bin." „Hm!" .Es ist ja auch vielleicht undank bar und die Freude daran kommt gewiß noch nach ja das thut sie gewiß. Aber jetzt nicht wahr, Onkel, du verstehst, daß mich jetzt alles noch ein bißchen bedrückt." „Ich weiß nicht, Lena —er sah sie unsicher an. „Der Gedanke an Onkel Kurt läßt mich nicht los," fuhr sie in gepreßtem Ton fort. „Ich habe ihn ja kaum gekannt, aber dieser plötzliche Tod—" „Ja, solch« Jagdunfäll« sind j» ltider gar nicht so selten," erwiderte «r. Nun machte sie eine lebhafte Be wegung nud sah ihn forschend an. „Sag' mal, Onkel, glaubst du wirk lich an einen Jagdunfall?" fragte sie plötzlich. „Aber natürlich —" „Ich weiß nicht mir scheint das nicht so sicher." Er sah sie fassungslos an, als kä men ihm Zweifel an ihrem Verstand«. „Um alles in der Welt wie kommst dv darauf? Was sollte es denn sein?" Sie antwortete nicht gleich, sondern sah mit zusammengepreßten Lippen zu Boden. „ESkönnte doch auch «in Verbrechen vorliegen," sagte sie endlich zögernd, .«in Racheakt oder so etwas," klar." i ch S Z „Du bist nicht dabei gewesen, On kel." „Nein, aber —' er sah zu ihr hinüber. „Weißt du denn, ge wesen ist?" „Man hat mir doch geschrieben." „Na ja. Da kann sich leicht ein Mißverständniß eingeschlichen haben. Also hör« mal zu. Du weißt, dein Vater war hier bei seinem Bruder zum Besuch. Eines Morgens gehen sie zusammen aus Jagd, trennen sich aber im Walde. Dein Vater will bis zu einer Lichtung gehen, um «inen Bock zu schießen, dein Onkel hat irgend was anderes »o/. Da denkt, sein Bruder hat schon was zur Strecke gebracht, geht zurück, um zu sehen, was es ist, und findet ihn lang hingestreckt auf der Erde liegen, mit den Füßen über einem trockenen Baumast, über den er jedenfalls ge will, steht er, daß er todt ist. gen und die Kugel ihm in den Kopf gedrungen sein. Anders läßt sich die Sache nicht erklären." Lena Thorbeck seufzt«. Sie war aufgestanden, hatte die Hände auf dem Rücken verschlungen und machte jetzt langsam ein paar Schritt« aus dem Bereich ber Lampe hinweg ins Dunkel hinein. „Papa war also ganz allein mit ihm?" „Ja," sagte Somm und setzt« sich auf einen der großen Sessel, die um ten Tisch herum standen. „Dann später, als Papa schon auf Thorbecken war, ist hier noch etwas gewesen," fuhr Lena fort und kam er den Tisch zurück. Somm sah sie. fragend an. „Manchmal schrieb Papa mir et was von solchen Sachen, aber immer ganz beiläufig und wenn ich dann näher fragte, kam er nie wieder darauf zurück. Einige Ergänzungen erfuhr ich dann von Grete», meiner alten Kinderfrau, die Papa mit nach Thorbecken genommen hatte. Sie ist jetzt todt und du kannst dir wohl denken, daß das auch keine genauen Bericht« waren, durch die ich Klar heit bekam. „Ich weiß nicht recht, was du jetzt meinst, Kind." „Es ist «in junger Mensch zu Papa gekommen und hat irgendwas von ihm verlangt, und dann ''sind sogar Gerichtsverhandlungen deswegen ge- sagte Somm gedehnt und unangenehme Geschichte. Aber sie ist' ja Gott sei Dank erledigt." „Worum handelte es sich denn aber?" sein, daß sie die Sache berührt«. Er zuckte die Achseln und sagte: „Ich weiß es auch nicht recht und habe nie Bestimmtes darüber erfahren. Der Mensch hat irgendwelche Behauptun gen aufgestellt und Forderungen da ran geknüpft. Die ganze Geschichte sung hinaus. Er ist ja auch vom Gericht abgewiesen und soll ganz verschollen fein." „Was er behauptet hat, weißt di? richt?" Somm sah auf seine Hände und rieb an seinem Siegelring. .Rein du mußt bedenken, daß ich zu Leb zeiten deines Vaters gar nicht hier auf Thorbecken gewesen bin, über baupt kaum im Zusammenhang mit ihm gestanden habe. Ich habe im mer nur Bruchstücke von allem erfah ren und dieser letzten Sache habe ich nie irgendwelche Bedeutung beige legt." Lena zog langsam die Unterlippe durch denke immer, Zwischen Onkel Karls plötzlichem „Meiii Gott, Onkel, ich weiß Jetzt stützte Somm sich mit beiden war, als ginge ein Zittern durch ihr« Gestalt. „Nein," sagte sie zögernd und dann noch einmal bestimmt und cbweisend, .nein, wie sollte ich?" .Wie kommst du denn aber da rauf? Wer sollt« es gewesen sein? Und wer hätte etwas davon gehabt, Karl Thorbtck zu erschießen?" Sie stand immer noch auf dersel ben Stelle, etwas im Schatten. Ihr Korper dehnte sich unter einem tiefen Athemzug und sie bog den Kopf so weit zuriül, daß ihre weitgeöffneten Augen zur Zimmerdecke hinaufsahen. „Ja, wer hätt« was davon gehabt!' wietxrholte sie mit zusammengepreß „Si«hst du," sagte Somm ganz befriedigt, d«nn er glaubte, er hätt« sie jetzt überzeugt. Aber da tam plötzlich wieder Le ben in sie. „Wir beide können nicht wissen, was hier alles gespielt hat," rief sie, „und ich bin überzeugt, jene andere Geschichte hängt damit zu sammen." Nun schüttelte Somm ganz ver zagt den Kopf. „Lena, das ist eine fixe Idee von dir." eher ruhig, bis ich alles weiß." Von ihrem Ton betroffen, sah er auf. „Kind, mach dir nicht unnüde in die Zulunft, Kind, lebe für die Zukunft. Da hast du reiche Aufga cherrücken. In Wirklichkeit sah sie Somm blieb noch eine Weile un entschlossen stehen, dann wandte er sich zur Thür und' sagte: „Komm, paarmal im Zimmer hin und Her. Der Teppich dämpfte ihre Schritte, man hörte nur das leise Rauschen Blick darauf, und jedesmal preßten sich ihre Lippen dabei fest aufeinan der. Endlich blieb sie vor dem So phatisch stehen, nahm die Glocke von der Lampe, so daß der volle Licht schein das Bild traf, und sah es fest „Laß das Vergangene ruhen", hatte Onkel Somm gesagt. Wenn nun aber das Vergangene einen nicht los ließ, sondern immer wie mit Räthselaugen aus dem Dunkel sah? Wenn Erinnerungen aufwachten, die lange geschlafen hatten und die sich nun plötzlich ausnahmen, wie die er furchtbare Verdacht, der einmal flüch tig aufgezuckt, nie ganz ausgedacht, sich auch nie wieder ganz fortweisen ließ? (Fortsetzung folgt.) Für »ir KSchr. Norwegischer Fischpud ding. Aus Stockholm stammt das folgend« Recept, das al len Hausfrauen empfohlen werden kann. Man nimmt am besten Schell» fisch oder Dorsch, und entfernt aus 2 Pfund des gereinigten Fisches sorg sam alle Gräten, bevor man das Fleisch ganz fein schabt. Man ver mischt das seingewiegte Fischfleisch mit 3 Unzen schaumig gerührter But ter, gibt Salz, U Quart Milch, et was Pfeffer, Muskatnuß und vier bi» fünf Eier daran. Di« Masse mutz tüchtig miteinander verarbeitet werden und die Beschaffenheit eines starken? Kartoffelbreis zeigen. Sie wird in eine gut vorgerichtet« Puddingsorn, gefüllt und im Wasserbade ein« gute Stund« gekocht. Zur Sauce kocht man die Gräten mit reichlich Suppen kräutern und Quart Wasser aus. seiht die Brühe durch und verkocht mit ihr «in Helles Buttermehl zu sä miger Sauce. Dann löst man eine große Messerspitze Fleischextrakt iir heißer Milch, quirlt zwei Eigelb da mit klar, thut zwei Eßlöffel voll Ka pern hinein, und verrührt hiermit zu-» Sauce zu Tisch gereicht. Bauernpastetchen von übrig gebliebenen Kartoffeln. Die Kartof feln werden zerdrückt, man vermischt! sie mit g«riebener Zwiebel, die gewäs sert und fest ausgepreßt worden, mit Kräutern, fein gehackt wie Petersilie. Dill, Kerbel «tc. nach Geschmack unÄ stigen Käseresten. Alles wird mit But ter oder Bratenfett 2 Unz«n auf II Pfund Kartoffelmasse gründlich »«rknetet, mit dem Schnee von 1 Ei weiß zu obiger Portion durchzogen, passirt, wieder verknetet, wobei man Schwarzbrotschnittchen, welche in Schmalz geröstet, aufgetragen. Mai» bestreicht dann mit zerrührten Eidot- ' t«rn, läßt im Ofen rasch Kruste ma richt. Heringssalat. 6—6 schöne Heringe werden I—2 Tag« in öfter erneutes Wasser oder einen Tag iir halb Milch, halb Wasser, den zweite«» in Wasser gelegt, abgezogen, entgrä- Salz- und 4—5 klein« Pfeffergurken, 2 Pfund abgekochte erkaltete Kartof feln und 3 Pfund fein säuerlich« A«pfel, schneidet alles ebenfalls i» Scheiben oder Würfel und fügt ten Kalbsbraten (gleichfalls feinge schnitten) dazu, mischt alles mit Eßlöffel Kapern und macht den Sa lat 2—3 Stunden vor dem Anrichte» mit feinem Oel, Essig, Salz, Pfeffer, Masse, mischt nach und nach noch mehr Oel, Essig, Salz, Zucker und 2 Blatt weiße, in kochendem Wasser aufgelöste Gelatine und etwas Brühe dazu, schmeckt die Sauce ab und ver mischt den Salat damit. Wenn eine Salatsauce mit Eiern gerührt wird, dürfen rothe Rüben und rother Essig nicht verwendet werden, weil sie da» gute Aussehen beeinträchtigen wür den. Weiß- oder Rothkraut. Ein vortreffliches, billiges Gemüse ist: daS Kraut, da man eS auf schier un» zähliche Weisen anrichten und zu Tisch bringen kann. Man entfern« di« äu ßeren Blätter des Krautkopfes, dae diese meistens recht zähe sind. Man schneidet den Kopf in Viertel unt» schneidet den Strunk heraus, thut daS Kraut in einen großen Kessel mit reichlich kochendem Wasser, dem an ei nen Eßlöffel Salz und Theelöffel Backsoda beigegeben hat, und kocht da» Kraut hierin 16 Minuten ab. Dann gießt man das Wasser ab und ersetzt es durch frisches, ebenfalls kochendes Wasser, in dem man das Kraut lang sam gar simmert. Niemals deck« man bei offenem Kessel und langsamem Kochen wird man den üblen Krautge ruch nicht so spüren? setzt man dem Kochwasser noch 1 Theelöffel Essig zu, so verhütet man den Geruch eben falls. Ist das Kraut gar, so kann man es im Durchschlag abtropfen lassen und auf mannigfache Weise zu richten. Wein - Suppe. Man röstet in 2'/. Unzen Butter 2 Eßlöffel Mehl lichtgelb, giebt ein Quart Wein und ein Pint Wasser unter fortwäh rendem Rühren hinzu, ferner 3 Un zen Zucker, auf welchem man die Schalen von 2 Citronen abgerieben hat, und den Saft derselben, sowie » ein Stückchen Ziinmet. Läßt alle» unter Rühren 10 Minuten kochen, legirt die Suppe mit 2 Eidottern und giebt si« üb«r gerösteten Sem?
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