Sri« Rezept. Die Lippen des alten Arztes um spielte sein feines, ironisches Lächeln. .Ja, ja, versteht sich," sagten seine Mienen, „wenn man an nichts denkt, als an sich selber, dann ist es natür lich kein Wunder ..." „Also bitte," wi-derholte er trotz dem mit der Ernsthaftigkeit, die der .Sache angemessen schien, „wie gesagt, ohne streng« Diät und ohne strikte Regelmäßigkeit in der Lebensführung würden die Pulver nutzlos sein. Aus stehen, essen und trinken, schlafen ge- „Ich will alles thun, H«rr Sani iätsrath," setzte sie betheuernd hinzu, „wenn Sie mich nur von dieser jam- Doktor Rumann. „Fataler Zustand! Sehr fatal!" Er sagte es etwas ausdruckslos, denn sein« Gedanken Frau Leugner, die sich halbtodt arbei tete. Aber diese hier?! Diese ver wöhnten Damen, wie Frau Hersfel «r fast gerufen. „Arbeitet! Nützt ir- „Wenn ich gewissenhaft Ihre Bor j«tzte si« hinzu. „Das ist allerdings die Boraus gewichtig. Als er ein« W«ile später die Kor »idorthüre hinter sich zuzog, dachte «r „Borschrift«n! Borschriften! Hat ssch was mit Borschriften! Die ein- fr Neuem in den letzten Reichstagsbe- „Wie ist das?" dachte er nach eini gen Minuten; die beiden letzten Sätze war er. Und plötzlich hörte er ganz auf mit der Lektüre; die Zeitung glitt ihm aus der Hand und fiel zu Bod«n. Wagen hi«lt ja schon; hler bei dem gustizrath hatte seinen letzten Be such sür heute zu machen. Als auch der erledigt war, befahl «r dem Kutscher: „Nach Haus!" Er lehnt« sich behaglich in seine Ecke zu rück; bis er in seiner Wohnung lan «ung. dikal,nittel. So kleine Mittelchen „Gut! Also ordentlich!" itachte All« Fenster waren weit offen, daß die weiche Frühlingsluft alle Räume erfüllte. Draußen stand die Welt in Prangen, aber auch hier drinnen Ihrem Gespräch und sie sahen dem holden Menschheitswunder blühendem Jugend ins lach-nde Antlitz. Fräu leiii Ilse Don th mit ihren achtzehn Jahren, ihr BeN«, Referendar Wer der mit seinen sechsundzwanzig .das thut so alten Augen wie meinen gut," hatte Doktor Rmnann zwischen Spargeln und Radie-chen seiner Nachbarin zugeflüstert, „sa was Jun ges und Herrliches zu sehen." „Meinen alten Augen auch," hatte Frau Hersselden lächelnd zugestimmt. „Wie befehlen?" halte darauf der alte Herr gefragt. „Ich muß nicht „Seit wann sind Sie denn schwer hörig, H«rr Sanitätsrath?" hatt« die schöne Frau geneckt, statt zu antworten „Seit diesen letzten fünf Minu ten," hatte Doktor Rumann listig er widert. „Wenn es e«h vielleicht möglich sein sollt«, einmal eine Pause in eurer interessanten Unterhaltung zu machen," sagt« jetz. Frau Hersselden zu dem jungen Mädchen hinüber, „dann möchten wir wohl di« Tafel ausheben und auf den Balkon hin „Zu Befehl, verehrte Tante!" ver neigte sich Referendar Werder. Man stand auf und trat auf den Balkon hinaus. „Da läuft man doch g'radezu in die Blüthen hinein!" rief Fräuiein Donath, ging bis an die Balustrade des Balkons, griff mit beiden Hän del. über sich in di« herüberhängen den Zweige des Birnbaums, zog sie zu sich niedr und preßte ihre glühen den Wangen in die schneeige Pracht. „Ah, wie köstlich weich und frisch!" sagt« sie entzückt. „Ich wage keinen Widerspruch," er klärte übermüthig ihr Better Kurt, der an ihre Seite getreten War und sichtchen sah. „Thatsächlich .ösiüch frisch!" bestätigte er aus innerster Ueberzeugung. „Na ja, stimmt ausfallend!" dachte der Sanitiitsrath, der, von jenen bei den entfernt, mit seiner liebenswürdi gen Wirthin und Patientin an der Schmalseite des Balkons stand und ihr sein Erstaunen über das Wachs thum der frisch eingepflanzten Kle matis ausdrückte. „WaS so'n paar warme Tage machen!" sagte er. „Uebrigens ja " fuhr er leise fort. „Sie haben ganz recht mit Ihrer Be gar kein Zweifel mehr möglich. Son nenklar ist mir die Sache," schloß er mit einem diskreten Blick auf die bei den und lustig plauderten. „Nicht wahr?" fragte ebenso leise Frau Hersselden. Und ste machte eine Miene dazu, als hätte sie gesagt: glück!" gen: „Da hätten wir nun das Glück!" „Du wolltest doch Kurt die Photo graphien von den Dolomiten zeigen, „Ilse", bemerkte jetzt Frau Herssel den. „Wir möchten euch beide näm sie fast hinzugesetzt. chen los," hätte auch sie fast hinzuge setzt. Und sie ging ihrem Better voran in das Zimmer zurück. sentirte. „Warte mal," überlegte Ilse Do pel. „Ausgezeichnet!" erklärte Better Kurt befriedigt. „Genügend Helles dervollen Landschaften zu vertiefen. „Findest du nicht, Ilse, das Mond licht stört einigermaßen?" fragte da der Referendar. Zugleich rückte er seinen Stuhl so weit nach links, daß er dem Mond und d«r offenen Bal „Ja gewiß," gab die junge Dame verschmitzt lächelnd zu, „das stört eini germaßen." Und zugleich rückte sie, die dem Gast doch die Photogra phien erklären mußte, ihren Stuhl ebenfalls genügend weit nach links. Und nun vertieften sie sich thatsächlich in der wundervollen „Ja, versteht sich," sagte draußen im selben Moment Frau Hersselden, „schön ist es, poetisch, alles, was Sie wollen. Aber sagen Sie mir um Himmels willen, was soll denn draus „Ein Paar." sagte Doktor Rumann „So?" fragt« die schöne Frau et was spöttisch. „Und wovon soll es letzln, dies Paar? Bon der Luft?" .Hauptsächlich von Essen und Trin ken, würde ich rathen." stehlen?" „Wo wir's alle hernehmen: vom Bäcker, vom Fleischer, vom Milchwa gen, aus der Markthalle und so wei ter." „Gratis?" lachte Frau Hersselden. „I behüte, gegen Baarzablung," erklärte Doktor Rumann mit Selbst verständlichkeit. „Schön. Und das Baargeld zu die ser Baarzahlung das nehmen sie aus feinem Referendargehalt und aus den Zinsen ihres Vermögens, nicht wahr? Das wird so ziemlich egal viel sein nämlich so gut wie nichts." Sie schnippt« bezeichnend mit Daumen und Mittelfinger. „Das möchte allerdings etwas zu wenig sein." Der alt« Herr stützte nach einer Weile, „wenn's für di« Butter auf's Brot ausreicht, was er an „Bleistiftgeld" kriegt, dann ist das nichts vorbanden?" „Nichts," erklärte Frau Hersselden energisch. „Beide arm wie Kirchen mäuse! Blutarm!" „Blutarm?" machte bedenklich der alte Arzt. „Diese Art Blut meinem Latein total zu Ende." „Das heißt," setzte er hinzu, „ge ben thut's schon ein Mittel dagegen, Rezept gemacht." „Ja, ja," seufzte Frau Hersselden, „Wissen Sie, meine liebe, gnädige Frau," sagte jetzt der Arzt ernst, „An fangsgründe, sagten Si«? Glauben Sic. wir könmn's in unserem Sjück- Gipfel unserer Weisheit, dies kinare, dieses „lieben". Wenn wir das or dentlich conjugiren können, unser gan fing Frau Hersselden endlich an. „Was denn? Was ist jammer schade?" jünger sind, als sie sind." „Noch jünger?" fragte der Alte erstaunt lachend. ' Gtt d „Wieso denn?" kannte der Sanitätsrath. „Nun, mein Gott," erklärte Frau Hersselden, „das ist doch sehr einfach. Ich erzählte Ihnen doch, daß Ilse meine Erbin sein wird, meine Uni versalerbin. Und daß ich sie mir extra für diese vier Wochen eingela- Geburtstage ....?" „Mich schon längst beerbt haben," sagte die schöne Frau elegisch. „Ber- Der alte Arzt lachte so hell, daß die Jugend nebenan aufhorchte und daß Referendar Kurt Werder lächelnd bemerkte: „Scheinen sich ja ausge ten." .Lachen Sie Kur, Herr Sanltäts rath," sagte Frau Hersselden. „Rech nen Sie doch mal nach: jetzt bin ich 2 „Trotz Ihrer Schlaflosigkeit. Ja wohl! ... so würde Fräulein Ilse Donath, selbst unter der günstigen Boraussetzung, daß sie jetzt erst «in vier Monate altes Wickelkind wäre, in achtzehn Jahren eine ebenso arm« Kirchenmaus s«in, wie si« heute ist." „Neunzig Jahre!" wiederholte Frau H:rsfelden. Alles andere schien sie überhört zu haben. „Neunzig Jahr« geben Si« mir?" sagte sie mit frohem Staunen. „Wahrhaftig? Das thun Sie? Aber das ist ja nicht möglich!" „Doch," sagte der Arzt. „Das ist möglich. Allerdings nur unter einer „Daß Sie, wie versprochen haben, tätsrath. Mit tausend Eiden!" ver sicherte die Patientin lebhaft. nach seiner Uhr. „Alle Wetter!" rief er aufspringend. „Bald elf Uhr! Höchste Zeit für Sie, schlafen zu ge hen!" „Mein Rezept nicht vergessen, Herr Sanitiitsrath!" ermahnte Frau Hers „l behüte," lächelte der alte Arzt. hen. Si« war umsungen. uinschmet tert vom Jubiliren der Bögel sie schien es nicht zu hören. Sie saß. Und nun dies Rezept! Ja, that sobald als möglich. Erfolg garan wieder erhoben, als Fräulein Nichte „Selbstverständlich!" erwiderte Ilse Donath. „Nun selbstverständlich?!" lachte „Daß man der Cousine die Rosen schickte, meinst du?" fragte sie spitz bübisch. Tante. mir geschickt," gestand Fräulein Do nath ehrlich. Aber daß in diesem kleinen Strauß ein kleiner Zettel ver steckt gewesen war, auf dem geschrie ben stand: „Meiner angebeteten Cou haft. „Ach, wart' mal," siel es plötzlich Frau Hersselden ein. „ich hatte dich n»chdenten will. „Richtig, das war's!" entsann ste sich endlich. Fräulein Ilse Donath hatte war tend gestanden, mit dem nicht ganz angenehmer- Gefühl eines nicht ganz reiittn Gewissens. „Um Gottes wil- den ....!" hatte ei ste durchzuckt. Sie war ganz in dem holden Wahne sie ihnen euch sozusagen auS allen Poren ltuchtet. „Was denn, liebe Tante? Was war's, was du mich fragen wolltest?" sagte sie, auf den nächsten Stuhl sinkend. Dabei tlopfte „Welche Sache denn?" Die junge Dame fragte es wie aus allen Wolken gefallen. die nichtjähem Erschrecken nieder „Sieh' mal, Ilse/ sagte sie, „ihr beide, du sowohl wie Kurt Sie stockt«. Es war doch schwer, solch« Sache recht delikat, recht schonend auszudrücken. „O mein Gott!" dachte Fräulein Donath. „Also sie weiß alles." Und sie hn't das Köpfchen demüthig ge ju nehmen. „Ja, sieh' mal," wiederholte Frau Hersselden, „ihr alle beide, du sowohl wie Kurt ... es ist einfach unmög lich ... es ist gänzlich ausgeschloffen ... du brauchst nur nachzurechnen," „Nein," schüttelte Ilse Donath de?: Kops. „Nun sagte Frau Hersselden, „das läßt sich denken. Denn sonst wüßtet ihr längst, daß !hr «uch nicht das schwimme Woit doch plötzlich so unoerhüllt entfahren. „Ich meine... nachträglich zu mildern, da fiel ihr Blick roll aus das schöne Mädchen. „Wir uns nicht heirathen?" Es klang grenzenlos erstaunt. „Kurt nicht?" strahlend die Arme aus, hielt Glück Si« überlegte einen Augenblick. Die Hälfte ihres Vermögens? Nein, das wollte sie doch nicht. Dann Zwei Tage später schrieb sie dem alten Arzt einen Brief. „Lieber Herr Sanitätsrcth!" lautete er. „Ihr Me- drei Fliegen mit einer K 1..., ich wollte sagen, drei Patienten mit einem Rezept gesund gemacht. Meine Nichte und mein Neffe sind von ihrer Llutarmuth radikal geheilt, und ich letzt Nacht vortrefflich geschlafen. Al len Respekt vor der Schärfe Ihrer Diagnose! Hoffentlich haben Sie Ze' und Lust, sich morgen Abend vom Mit herzlichem Gruß Ihre stets ge treue Lydia Hersselden." die schöne Frau ihrem Briefe bei legte, stand zu lesen: „Frau Lydia s>-»?f«lde» gieb« sich die Ehre, Herrn Canitätsraih Doktor Rumann z» der im engsten Kreise der Betheilig kn stattfindenden Feier der Verlo bung ihrer Nichte Ilse Donath mit Herrn Referendar Kurt Werder erge benst einzuladen." . „Na also!" faxte vergnügt der alt« Herr am anderen Morgen, nachdem d-ssen Borantragin im Kampfe den Muth erhöht und di« stete Ansamm lung um dieses zu schützende Zeichen Zeiten Ottos 111. bis auf Fuedrich mentalen Stickereien versehen, und das bisher auf der Spitze plastisch geführte Adlerbild erscheint bald in die Fahne eingewebt. Nachdem An schen Reiches (August 1806) gingen infolge Unkenntniß der alten Reichs farben entstanden. Die 181 S aus der patriotischen Bewegung hervorge- Schwarz-Roth-Gold als Sinnbild des einigen deutschen Baterlandes erkannten Farben der öfters an ro them Schaft geführten Reichsfahne. Taucher un» Zahnarzt. König Friedrich Wilhelm IV. von Si« thun, wenn Sie ein Taucher wä ren? Zweitens: Was würden Sie thun. w«nn Sie «in Zahnarzt wär«n? wort erwartet würde: „Ich würde ins Me«r der Vergessenheit tauchen", und auf di« zweite Frage die Ant- Hans: „Unser Urzt kommt immer mit dem Wagen angesahren!" Par venuskind: „Und wir haben sogar ei- Mark zahlen." „Macht nichts! Wie ich wieder etwas Geld beisam men habe, kriegt er wieder eine." Dreist. „Ich bitte unterthä — „Und da geben Sie wohl jedem so viel wie Vrwischt. . o , z , »,er ern, 2. „Während er die Durchsicht prüft, werde ich ihm mit der Nadel das Tuch am Rock feststecken!" s. „To macht fleischfarbenen Trikots nun, was er hellt Dir plötzlich Deine Züge, Du sonst so düsterer Mann?" Mit ger Zeit wieder einmal ron Fleisch!" Bote Aussicht. Schwiegersohn (nach der Hoch zeit): „Nun, Herr Schwiegervater, diese Woche werde ich wohl die Mit gift bekommen?" ken?!" nen?" Natürliche Folge. Erster
Significant historical Pennsylvania newspapers