Sein letzter Wille. .Es soll sich lein Mensch unterste- Ihen, mir «inen Rath zu geben! Und wenn einer von euch einfältigen Weibsl«uten mir den neuen Rechts-. verdreh», den verflixten Kerl von Avkaten ins Haus bringt, dann dann —." Der Rest der verbind lichen Rede erstarrt in einem undeut lichen Gemurmel, und der Schulte schlug mit der Faust auf d«n Tisch, daß es dröhnte. Er brauchte auch nicht viele mehr hinzuzufügen, denn die also angehauchte Weiblichlichkeit hatt«, angstvoll durcheinanderslatternd wi« ein Volk aufgescheuchter Hühner, die Stube verlassen. „Gott in dem Haugen Himmel, wat is düt mit dem Schulten?" rief, draußen angelangt, die alt« Kathari ne, Schulten „Haushältersche", mii der tragischen Gebärd« einer Seherin die blaue Schürze über dem Kopfe zu sammenschlagend. „Kinners. wat ick ju segge, düt geiht min Dage nich gut! Gistern Awend vun dat leckere Pfefferpotthast män en halwen Teller vull. un van Middoge bi dicke Boh nen un Speck ok män so' n« lütte Idee. Un nu türt hei all vun dat Testament!" Wenn «in westfälischer Bauer bei Pfefferspotthast halb und bei dicken Bohnen und Speck beinahe gänzliH versagt, wenn er von seinem Testa mente spricht und dazu die siebzig angetreten hat, so ist es nach allge meiner Erfahrung meist Zeit, sich nach Dolior und Pastor umzusehen. Die alte Katharine, sonst nach eini ger Aussage „en höllsch resolut Frau insmensch", mochte nun b'i dem et was cholerischen Temperamente ihres Brotherrn diesen kritischen Schritt nicht aus ihre alleinige werthe Ge fahr hin unternehmen. Sie ent sandte deshalb Natz, den Kuhjungen, mit der Weisung: „Natz, riin Jung, laup, wat de laupen kannst, in die Stadt", um, trotz des Verbotes, den heranzuholen, den ihr Gebieter d«m Beherrscher d«r Hölle soeben so warm empfohlen hatte. „Ei wat, wenn de jung« Här män do is, denn is de olle Brummbär ok all tofreden", dach te Katharine. Der Schulte saß unterdessen mür risch in seinem Ohrenllappensessel und dacht« noch durchaus nicht ans „Ab kratzen", wie er sich bezüglich seines Hinscheidens mit der ihm eigenen Kühle auszudrücken beliebte. Er that lediglich das, was er in seinem langen Leben schon oft gethan: er ärgerte sich. Und es muß leider ge sagt werden, daß die Bezeichnung «ärgern" für die heutige Gemüths verfassung von Wilm-Diedrich Schul te-Klump noch zu milde var: er war im Grunde so wüthend, daß «r am liebsten aus der Haut gefahren wäre. schwollen, die Fauste geballt, starrte «r voll Ingrimm auf einen tags zu vor erhaltenen Brief. Und in die sem Brief theilte Heinrich, der bis dahin so theure Neffe das schmü ckende Beiwort leider im doppelten Sinne genommen —, der nunmehr Infame Bengel, dem er ungezählte blaue Lappen nach Bonn und Hei ldelberg geschickt und sogar das Dienstjahr bei den Kürassieren in Münster spendirt hatte, seinem lieben Ohm Wilm-Diedrick erg«benst mit, daß er sich in dn Kreisstadt den Schaaken der Rechtsanwälte beigesellt habe. Gegen diese so nützlichen Staatsbürger hegte Wilm-Diedrich nun aber eine Abneigung, die sich mit des großen Friedrichs Groll gegen die Advokaten beinahe deckte. Der Hin rich „Avkat", der Junge unter den Erzschelmen, seinen geschworenen Feinden Himmeldonnerwetter, da hörte doch alles auf. Wilm-Diedrich kam allmählich zu dem schmerzlichen Gefühl, eine Natter am Busen ge hegt zu haben das Dienstjahr siel besonders schwer ins Gewicht und der Zorn löste sich in trübe Weh „Wilm, Junge, wat ick di segge, nimm di sör de Aktalens in acht" > — „Wilm, glöv mi, de Kirls hebbt wiederholt. Und noch auf ihrem Todtenbette, als der Pastor schon seine Schuldigkeit zeth-m, hatte sich ihrem Aeltest«n zugeflüstert: „Wilm, denk an dat mit d» Avkatens!" Aber sie hatte in den Wind gesprochen: kaum war Wilm Hofbesitzer, da ging der Rummel los. — so nen »lütten Prozeß" mußte der neue nen Herrengesühlen nicht befriedigt. Und als er seinen Dickkops einmal glänzend durchgesetzt hatte, da wurde die Streitlust noch länger. Und in der Kanzlei häuften sich di« Akten mit Schwänzen in allen sieben Regenbo- und schimpfte und las ihnen schließ lich sogar ein Reskript vom alten Fri tzen vor, der schon ihren Altvordern, und der Vernunft entfernt und zum Zanken geboren sind" wegen ihrer Prozeßwuth derbe genug die Wahrheit gesagt habe. Aber wie sie das hörten, da lachten sie nur, und das Prozessi ren ließen st« nicht. Im Gegentheil: „Wenn dat unse Altvordern all so nee. wi siind westfälske Dicklöppe, un wi blivt bim Ollen!" Aber daS Ende wmmt^nach; gelegenheit sehr zarter Natur: Wilm- Diedrichs hartes Schultenherz war in Liebe erglüht. Und da auch seine Auserkorene, Schult« - Echterlamps Kathrin-Lisebekh, ihm in zarter Nei gung zugethan war, so hätte einer Bereinigung eigentlich nichis mehr im Wege aestanden. Aber da war «in- Hinderniß; es war unumstößliche Thatsache: Kathrin-Lisebeth hatte es sich in d«n Kopf gesetzt, sie wollte «ine schriftlich« Erklärung haben. Und die hatte dem kraftvollen Beherrfcker des Schsitenhofes mehr Kopfschmerzen gemacht als manchem Forscher das Welträthsel und die Entstehung alles schwierigen Minneprobe brütete und spintisirte, hatte das Schicksal seinen juristischen Beistand, den später tau sendmal in alle höllischen Abgründe verwünschten Justiz - Kommissar, auf den Hof geführt „No, Schulte, wo stecht et denn mit de — im Zange, äwerst leiwer Gott, Här Kommissär, dat Kathrin, dat is so'n nimodisch Frauensminsch sei is in 'ne Pankschjohn w«st, un h«t dat nu mit Bildunge und Klaverspe len, un hölt mächtig vel vun Dichters und so 'ne Lüt. Un nu sin se denn up Echterlamps Hofe up d« „Alte un Neue Welt" un denn noch so'n'Blält ken ut Mönster oder Paderborn abun nert, un do is nu just 'en Romanen 'ne sranzöske Markise dür drei Kapi tels umschichtig met Breiskes in ehren Leiweshandel utenanner selten. Un Kathrin hett sick dat nu in 'n Kopp set: Sei will pattuh 'ne schriftliche Verklärung Hebben anners wör dat Schulte, wo kllmmt hei denn domet torecht?" „Je, dat segg ick män, Här Kummissär." Und schließlich hatte der sehr vergnügte Herr Kommissar selbst zu Tinte und F<der gegriffen. ten Wilm die feurigste Liebeserllä t-ntocht.r in all« .eben H.mme v«r Der Erfolg war glänzend, aber dem schalkigen wirklichen Bersasser ging es wie einst dem liebeglühenden trapläsier that 's die über ihren ge bildeten Wilm strahlende Kathrin nicht. Der Herr Justiz-Kommissär aus das geschäftliche Konto Schulte- Klump übertragen. Und acht Wochen, nachdem Kathrins hochbepackterßraut- Schulte, wollte den Deubel thun und das b«zahlen! Und das Ende von Wilm-Diedrichs romantischer Periode donnert worden. Zum „Uhlenspeigel" h'-itte er sich ge macht, und die nichtsnutzigen „Kirls" allen andern vorab bestimmt. Na, die mochte er denn in Gottes Namen kriegen, davon konnte er nicht über Strahlend ging d«r Schulte ans Werk. O, die Sache konnte er be wältigen, das war eine „Geisterar lxit", die ihm lag, die floß leichter auS der Feder als damals di« ver flixten Liebesbriefe! Und ein Haupt spaß, daß kein „Avkat" daran ver dient«. Ei was, heutzutage war di« Sache einfach: der letzte Wille aufge schrieben, Ort, Datum und Name drunter Punktum, die Sache war ferUg! für einen „Avkaten" verknüpfte herbe Enttäuschung. Bis dann der Ge danke an die mit diesem sonderbaren freudigen Ereignisse weiterhin ver knüpfte gewaltige Erbschaftssteuer, die der Racker von Fiskus schluckte seine Neffen und Nichten waren sehr vorsichtig in der Wahl ihres Erbon kels gewesen ihn wieder in die ge- Aber halt, was war das? Der, ger Schatten fiel draußen über den W«g.Kathrins, der „Haushälterschen", Bote hatte seine Schuldigkeit gethan. Erblasser und Enterbter standen sich Sprachlos vor Wuth starrte der Schulte seinen riesigen Neffen an. „Sieh, sieh der Herr Avkat das ter Gift. „N Abend, lieber Onkel," erwiderte ' der Neffe seelenruhig. in Heller Wuth, „lieber Onk«l?! Na nixnutzen Kniffe lir:.st? Und hew ick di daför dat Deinstjohr bi de Küras sier« spendirt? O, iawoll, de olle, bra ve, sachmäudige Ohm möt de Mone ten schicken, un de heimtücks!: fine Här Nevöh d«iht alles, wat hei will! Weg da, Avkatenrüe!" Damit bekam auch Karo, der sich harmlos dem Oh renklappensessel nähernde braune Hühnerhund des Herrn Rechtsanwalts keit". „Scheinst ja höllisch guter Laune heute, Onkel", warf der Neffe, seinen erschrockenen Karo streichelnd, etwas beklommen «in. „Guter Laune? O jawohl, ich bin sehr guter Laune, ick bii t sogar hell schen fidel van Dage!" Und plötzlich kam dem Alten ein Gedanke: Hei, upsett, en Testament nenn sick dat. Das ist vielleicht —" jetzt schlug der Hohn wieder in Hochdeutsch um „vielleicht von Interesse für den Herrn Rechtsanwalt". Heißa, jetzt kam die Rache! weife Mutter sorgt zuweilen für Ausgleich: diesem Neffen hatte sie ein Temperament verliehen, das ihn men. Theils aus angeborenem ni«- dersächsifchen Phlegma,, theils aus philosophischen Beweggründen: der Herr Rechtsanwalt ärgerte sich ni«. Neffen Gesicht. Aber, zum Kuckuck, Himmel all« Wetter, wollte der ihn Aber Wilm-Diedrich hatte keim Zeit, sich über diesen Punk! schlüssig zu werden. Denn es ereignete sich et was, was zwischen Onkel und Neffen im allgemeinen höchst selten vorkommt, und was ihm seit seinem nachmals so oersalzen«n Liebessrühling überhaupt nicht mehr passirt war: er fühlte sich plötzlich von zwei Armen umschlun ein herzhafter, leider etwas stachliger Kuß. „Nee, Ohm, das ist zuviel vierzigtausend Mark vor allem an dern noch vorab, das iab' ich nicht verdient", stammelte der anscheinend ganz ergriffene Neffe dazu. „Bierzigtausend Mark vorab?" schrie Wilm-Diedrich, «Junge bist du ver —" Aber d«r schlaue Herr „Avkat", d«r ntt seinem hellen Kopse die Sach- »Nein Ohm, laß nur ich kenne dich rauhe Worte sind bei dir stets die Verboten ..euer Güte! Wie hast," sagte er bewundernd, „nein, nein, dies Testament ist in der That ein kleines juristisches Meisterstück. Gerade der betressende Passus laß langsam, klar und deutlich klang dem ganz versteinert dasitzenden Schulten sein bündiges Machwerk ans Ohr. Jetzt jetzt kam's! „Von dem vorhandenen Baarver mögen bekommt vorerst auf den Wunsch meiner verstorbenen Ehefrau, den ich wahrhalten will, mein theurer Neffe Hinrich, der Herr Avkat" der Bengel nahm den Hohn auch noch für Ernst! „der Herr Avlat sein Pathengeld, vierzigtausend Mark, ausbezahlt. Das ganze übrige Bank vermögen geht dann in gleich« Theile unter m«ine Neffen —" Teufel noch mal, dann kriegte der B«ngel ja die doppelte Portion! „Wer an diesem, meinem letzten Willen rüttelt, ist ein Lump", verlas der schlaue „Avkat" inzwischen laut und vernehmlich den letzten Schulte'schen Lielxsgruß a? Wilm-Diedrich Schulte-Klump war sprachlos und li«ß sein Haupt sin ken. Das Testament ändern, dem Jungen, «in«m „Avkaten" zugeben, daß er. der Schulte, irren, etwas verkehrt machen konnte? Lieber moch te der Junge in drei Teufels Nam«n das Geld kriegen! Und dann: um stoßen und rütteln? Nee, wat schri wen is, is schriwen, das war uralter Grundsatz auf Schult« - Klumps Hof. Als sich aber kurz nach dieser Un ierredung das Hofthor hinter dem sehr zufrieden schmunzelnden Herrnßechts anwalt schloß, da flog drinnen ein harmloses Tintenfaß mit gerade so kraftvollem Schwünge gegen die weiße Wand, wie jenes, da Doktor Luther mit dem Teufel rang. „Un dat was de letzt« Dintenpott up Schulten H?f!" murmelte der zornige Schleude re? Zwischeuakts-Tichter. .ES werden kein« Stücke mehr ge schrieben, es ist zum Verzweifeln!" Max Koller, der Direltor des Stadttheaters, rief es erregt seinem Sekretär zu, indem er ein broschirtes Hes! auf den. Tisch warf. „Diese ewige Armeleutskomödie! Lockt leinen Hund mehr hinterm Ofen vor. Fünfzig Studentenstücke und keines brauchbar! Leutnantsschwänke hat das Publikum auch satt diese Schablonendichter, diese dramatischen Wiederkäuer! Kein« originellen Ge danken mehr, keine Zugstücke hei lige Charlotte Birch - Pfeiffer, wie thut man dir unrecht komm aus d«r Gruft und hilf uns!" Der nervöse Theatermann blieb st«h«n: „Haben Sie denn unter all dem Wust da etwas Brauchbares gefun den?" Der Stkretär lachte bitter, auf ei nen Haufen lose durcheinander ge worfener Bücher zeigend, die hinter dem Schreibtisch bis zum Fenster aufgethllrint lagerten. „Lauter Schund, Herr Direktor! Entweder gelehrte Oberlehrerstücke, bei denen die Leute einschlafen, oder unreifes Naturalistengestammel, aus dem man vor lauter Fragezeichen un» Gedankenstrichen nicht klug wird; der Herr Dramaturg ist schon ganz tief sinnig geworden!" „Ach, dieser Theoretiker, was ver steht so ein Bücherwurm vom Thea ter, die ganzen Dramaturgen soll der Teufe! Der freundliche Wunsch war noch nicht dem Gehege der direktorialen Zähne entronnen, da klopfte es stark an der Thüre zum Sprechzimmer. „Herein!" Und ein trat ein sonder barer Gast. Ein dünner, kleiner Mann mit grauen Locken bis auf den Rockkragen, mit einem keck aufgewir belten Schnurrbart und Kinnstiick l-i Napoleon 111. Wäsche zweifelhast, Fingernägel zweifellos nach der negativen Seite hin. Unter dem Arm ein Manuskript... , Dem Direktor schauderte. Als Ken ner übersah er mit einem Schlage die Situation: Wieder ein siinf-süßiger Jambendichter! .Bedaure, die Sprechstunde ist vor- Aber der Poet unterbrach ihn mil ganz hoher Fistelstimme: Herr Direktor, denn in der Sprech stunde haben Sie ja doch nie Zeit!" Und die kurze Verblüffung des Bühnengewaltigen über diese uner wartete Wendung benutzend, fuhr der „Was ich bringe, ist etwas ganz tionelles! Wenn es für theatralisch« Ideen ein Reichspatent gäbe, ick ! ° Dieses Mund, diese Stirn Sie retten der Literatur einen Auserwählten, Sie schenken dem deutschen Bolle den lan ge gesuchten Dramatiker, der die ger manischen Völker aus dem Maras mus moderner Uebertultur zu den Sonnenhöhen naiver Boltskunst füh ren wird ich grüße Sie Heil Ihnen!" Der Direktor warf seinem Sekre tär einen Blick zu, in dem alles lag: Wie schmeißen wir den verrückten Keil am schnellsten 'raus? Aber schon rasselte die Blechtroin pet: des Poetenorgans weiter: „Seit einem Menschenalter kämpfe ich ge gen Stumpfsinn, Geistesträgheit und öde Gleichgültigkeit wie eine Löwin um ihr Junges! Herr Direktor, heute ist der Tag, an dem ich das fünfund zwanzigjährige Jubiläum der ersten Zurückweisung meiner Reformidee feiern könnte er soll mir Sym bol einer besseren Zukunft sein! Herr Direktor, Ihnen vertraue ich mein Heiligstes an meine Lebensarbeit, abgerungen in Entsagung und einsa mer Größe gegen Banausen und Dummköpfe, lesen Sie, denn Sie verstehe» etwas!" Und das Manuskript lag auch schon ausgeschlagen auf dem Schreib tisch der Zeigefinger des Poeten malerisch auf den Zeilen, die graue Mähne flatternd um das ambrosische Haupt, der schmierige Schlapphut kühn im Genick jedenfalls ein Original! Jetzt faßte sich der Direk tor: aentlich? Meine Sprechstunde ist vor „Ebendarum bin ich ja hier! Neh men Sie Platz, theurer Direktor, ick siehe Sie an: Nehmen Sie Platz! In fünf Minuten sind Sie einge weiht, in zehn Minuten haben wir den Contrakt abgeschlossen, und in fünf zehn Minuten werde ich Sie dann mit einem kleinen Borschuß verlassen haben! Ich bitte —" Schier magisch zwang der kuriose Unbekannte den Direktor in seinen Scrgenstuhl. Der Direktor wollte schon nach dem sehr kräftig gebauten Theaterdiener läuten, aber da tönie es schon wieder in Eilzugstempo von den blutleeren Lippen des unheimli chen Gastes: „Und nun mein« gigantische Re sormationsidee, einfach, klar, logisch, da? theatralische Ei des Kolumbus! Sehen Sie, theurer Direktor, die Klassiker ziehen nicht mehr, jeder Schuljunge kann seinen Schiller aus wendig, nur noch zu ermäßigten Preisen locken Sie diese »niiser.'t pwi>« in die heiligen Hallen Ihres erbabenen Musentempels! Aber ich verschaffe Ihnen ausverkaufte Häu ser, ick belebe das Interesse an den unsterblichen Schöpfungen unserer Titanen akfs neue, ich zaubere eine ungeahnt« Idealwelt für das arbei tende deutA« 8011, ich zwinge die Gegenwart zur Anerkennung der der Zukunft! Ich bring« ganz einfach auf die Bühne, was unsere Klassiker in die Zwischenakte verlegt haben ich bin der Zwischenakts-Dichter un serer Unsterblichen! Hier lesen Sie, theurer Direktor: „Wilhelm Tell im Kreis« der Seinen" eine Idylle in einem Aufzug mit Gesang und Tanz" „Jetzt ist's aber genug, H«rr, ich bin nicht zu Späßen aufgelegt, ich bin beschäftigt —" „Tbeurer Direktor, schauen Sie mir ins treue deutsche Auge! Lesen Sie darin nicht hehre Begeisterung für das Höchste? Hören Sie nur. wie mein Wilhelm Tell beginnt! Teils Frau putzt die Fenster und jo delt, Walter Tell macht seine Schul arbeiten, während der Bater —" Jetzt war der Sekretär ausgesprun gen und hatte mit dramatischer Kraft das Buch zugeklappt, indem er rief: „Herr, es ist genug —" Aber schon zog der haarbuschige Mann ein zweites Manuskript aus d«m settglänzenden Rock und flötete in süßestem Flüsterton: „Theurer Direktor, es muß ja nickt gerade Wilhelm Tell sein! Hier Personen: der Generalissimus, die Herzogin, Thekla und Max ge statten Sie, daß ich nur erste bei, Wollenstem blickt auf —" tion. Jetzt schien der Direktor plötzlich bester Laune zu sein: ..Allerdings, mein Bester, Vor schuß! Denn Sie haben ein« Göt- allein! Dramatische Feinschmecker wie ich, wollen im Genuß nicht gestört sein! Also wenn Ihre Forderung nicht zu unbescheiden —" „Theurer Direktor, sehe ich aus wie unbescheiden? Aber ich spll mich von meinen Geisteslindern womöglich über Nacht trennen das hat mir noch kein Direktor zugemuthet!" „Was sind Si« eigentlich daS heißt, ich meine richtiger: Wovon le ben Sie? Denn daß Sie Dichter sind, weiß ich ja nunmehr, ab«r die Quelle Ihrer Einkünfte —?" „Ist allerdings nicht die Dicht kunst, leider, theurer Herr Direktor! Ick bin Cigarrenfabrikant das heißt, .ich fabrizire selbst für eine Fabrik Cigarren, meine Frau und Tochter Kelsen, ich thue es ungern, aber ich thue es! Früher war ich Theatersriseur, aber eine ungliicklicke Liebe zwang —" viel Borschuß?" ..Theurer Direktor, setzen Sie mir, bitte, die Vorschußpistole nicht sd plötzlich auf die Brust, das verwirrt mich blättern Sie doch im ersten Buch, Sie finden da noch „Hamlet auf der Universität zu Wittenberg" und das Notturno „Der alte Moor im Hungerthurm" —" „Ich lese alles, seien Sie über zeugt, also wieviel Vorschuß oder Le hgebühr, denn das geistige Eigen thumsrecht bleibt Ihnen!" „Theurer Direktor, sehen Sic den zweiten Band: da ist noch die reizen de Schelmenscene „Maria Stuart bei Lord Lester" und mein bestes Zwi schenaktsorama „Muley Hassan auf der Galeere" das kann man so gar mit Schillers „Fiesco" aussüh cher!" „Verehrter, nun aber Schluß Sie sind jetzt über fünf Minuten da, gegen die Abrede!" „Aber theurer Direktor, wir haben ja den Contrakt auch noch nicht ab geschlossen!" „Also ich biete fünfzig Mark für leihweise Ueberlassung beider Band« aus acht Tag«, dann holen Sie Ihre einzigartigen Werke wieder, und wir dürften beide zu frieden fein! Abge macht?" „Theurer Direktor, fünfzig Mark ist viel, aber eine solche Trennung ist noch mehr sür mich, geben Sie hundert Mark, und ich gestatt« Ih nen, sich selbst als Verfasser auszu geben unter Ihrem Namen sollen die Kinder meiner illegitimen Ehe mit der Muse sanktionirt werden!" „Auf die Ehre verzichte ich aus angeborener Bescheidenheit, aber, Se kretär, geben Sie dem Kassirer eine Anweisung auf einen blauen Lappen für den genialen Zwischenaktsdichter! Adieu, Verehrter übrigens, wi« heißen Sie?" „Erwin Sl«in, Charakterkomi ker," tlang «S plötzlich mit sonorer Stimme, d«r Kn«belbarl flog in die Ecke, die wallende Haarperücke mit dein schmierigen Schlapphut ebenfalls, der defekte Paletot schwand, und ein glattrasierter Mime mit kurzem Haar und lustigen Augen stand verbindlich vor dem Theatergewaltigen. Noch ehe Direktor und Sekretär sich erholten, fuhr der Komiker fort: „Mein Gast spiel liatten Sie schriftlich abgelehnt, es wäre keine Aussicht auf Engage ment für mich im nächsten Jahre nun hörte ich aber gestern, Sie suchen dock einen Komiker für di« nächste Spielzeit, und so habe ich mir er laubt, so eben ein kleines Probegast spiel zu absolviren; hundert Mark Honorar haben Sie ja gütigst schon bewilligt wenn Sie mich also nicht brauchen lönnen. habe ich wenigstens die Reisekosten ersetzt. Oder darf ich auf Gastspiel hoffen?" Erwin Stein ist noch heute als beliebter und trefflicher Komiker bei dem düpirten Direktor. Aber trotz dem behauptet der Bühnengewaltige: Steins beste Rolle, die mir am mei sten imponirt hat, war doch sein „Zwischenakts-Dichter"! Hühnerbeileid. Mutter: Denk' mal, Fritzchen, unser schöner Hahn ist kaput gegangen! Fritz chen: Ob denn da wohl die Hühner vor Trauer schwarze Eier legen werden? Zur Abwechslung. Herr (welch«r sich beim Arzt «inen Zahn hat ziehen lassen und nach einigen Tagen wiederkommt): Aber sagen Sie mir nur um Gottes willen, Herr Doktor, was soll ich denn nur mit der dicken Back« machen? Zahnarzt: Spielen Sie ruhig zur Abwechslung mal acht Tage lang den „Geschwol lenen". Unverfroren. Reicher (zu seinem Nachbar): Wie Sie wohl wissen werden, hat mir der Arzt das Holzhauen empfohlen; da ich mich nun aber mit verkleinertem Holz auf Jahre hinaus versorgt habe, will !ck. wenn Si« damit einverstanden !ind, nun Ihr Holz vornehmen, wel ches Sie im Hos« steh«n haben!" Metzger: I«, ja, ich bin schon ein. —Poesie und Prosa. Friiu» ich —!" Er: ~Ach was! Txr Fuchs tragen!" Zukunftsbild. Jnnungsmeister: „Also, Sie wollen die Gesellenprüfung ablegen. Haben Sie eine vierjährige Lehrzei! hinter sich?" Lehrling: „Ja!" Meister: „Was haben Sie da Lehrling: „Gearbeitet? Nichts sperrt?"' ' Unverbesserlich. Anwalt nichts, Herr Rechtsanwalt." Sohn (zerknirscht): „Ich gehe ins Wasser, wenn Ella mich nicht Bater (warnend): „Thu's nicht, Karl Du kennst 's Wasser nicht!" Beleidigt. Chef (erzürnt für Sie abgeschlossen habe!" Boshaft. Köchin (als ihr die Gnädige vor Mahlen gibt): „Was, gleich acht scher: „Nei, Sie kenn i nüd, aber min Rägeschirm, wo Sie in Hände trä g-d!" Zaghaft. Barbierlehrling (nachdem er den Fremden auf der rechten Wan ge viermal geschnitten hat): „Wollen Sie die and're Hälft' auch noch ra sirt haben»"
Significant historical Pennsylvania newspapers