M M «oman von Lttomar Enking (18. Fortsetzung.) Aber dann trkb sie doch wieder vie les von diesem Gehorsam hinweg. Onkel Sommer war oft krank, ihn plagte der Kopf, und es war an sol chen Tagen mit ihm uinzu chen davor, eine Ehe einzugehen init anderes gefühlt hatte als die Zu sammengehörigkeit, diese laue Ber- ÄIS d«r Morgen kam, schlief Nelde mit der Absicht ein, frei zu bleiben und wieder in ihr Mädchenstübchen am Ulmengarten einzuziehen. Als Frau Advokat Sommer erschien ihr nicht mehr so schwer. Ja, sie hatte in der Frische, die sie morgens im schlecht schlief, wohl Lust und Muth dazu, die Frau des angesehenen Hannes zu werden. WaS sollte rte iw HauS, abends saßen sie zu lammen. Viel anders konnt« es später auch nicht werden. Ein bißchen befangen faßen sich Nelde und Advokat Sommer beim Frühstück gegenüber; er nahm bald unterhalten zu müssen. Dann ka men für Nelde die häuslichen Geschäf te, und erst am Nachmittag konnte st- daran denken auszugehen. Wo hin? Zu Flora. Das war die ein zig«, di« ihr rathen konnte, die ein- Korridor und aus dem Hausflur hinaus. Fast war es ihr, als thue sie unrecht gegen' Sommer, daß si« sich Beistand holte, um ihre Zweifel „So blaß, Nelde?" fragte sie be sorgt. Ihr Blick gab Nelde kund, daß sie alles wußte. .Flora!"rief Nelde und lehnte sich an die Brust der Schwägerin. „Was soll ich thun?" Flora hob ihr das Haupt, küßte sie und erwiderte: „D» fragst, also derneinst du." Nelde meinte: „Nicht wahr?" Und ch, ' Z s „Gehörst du dir denn nicht ein wenig selbst?" Flora wandte sich ab. .Ich weiß, du bist zart, bist schwach, läßt dich leiten, vor allem von dei traust mir nicht zu, daß ich etwas durchsetz«. Wenn ich aber nun ge rade, um dir das Gegentheil zu be- Mannes? Nein, Nelde, sei standhaft, Auf die Art belebt« Flora durch er: .Nun, Nelde?" Nelde sah ihn wehvoll an: „Ach, Friemann, ich weiß nicht, was ich thun soll. „Du weißt eS nicht, Nelde?" sagte Flora vorwurfsvoll . .Eigenen Wunsch", flüsterte Nelde. Kind, sage ja oder nein, und wenn ich dich bitten darf" dabei schaute «r Flora fest an »laß dich nicht zu sehr von Vorurtheilen beeinflussen." Flora lächelte stolzen Angesichts: „Du verstehst es gut," sagte sie, „dei ner Schwester die Freiheit zu lassen, deln." »Bewahre," entgegnete Flora, „dei ne Worte sind klar, aber", fügte sie dann leise hinzu, .ihr Sinn ist auch »Soll das heißen . . . ?" „Lieber Friemann —" „Ich muß mir ausbitten, daß du dich erklärst, Flora." „Habe ich das nöthig? Berstest dir gleich gesagt, daß ich nach Kräf ten Nelde vor dieser Ehe behüten will. Ich habe dann auch gesagt, daß es noch eine Fremde." „Das ist deine Schuld", sagt« Frie mann. e , j- - je meine Schuld, wenn es doch der Fall ist. Aber wir sprechen von uns, wir eigensüchtigen Menschen, und da steht deine Schwester Nelde in tausend Nö then; sie muß uns jetzt wichtiger sein als wir selbst. Du hast uns gestört, Friemann, ich war auf dem Weg, Nelde zu bestimmen, nein zu sagen. Du bist zur rechten Zeit gekommen, um dies Gespräch zu verhindern, und du hast deine Schwester vielleicht da vor bewahrt, wortbrüchig zu werden. Siehst du, so hoffnungslos sehe ich die Sache an, aber meine Pflicht habe ich doch gethan. Thust du auch die deine?" Friemann entgegnete: „Ich bin nicht gewohnt, daß man mich erst auf mei ne Pflicht hinweist. Ich sage aus drücklich noch einmal, daß ich Nelde die Entscheidung gänzlich überlasse: das ist ein Wort, das keinen andern Sinn trägt, als es verlautet. Da mit ist für mich einstweilen diese An gelegenheit beendet, bis Nelde mir mittheilt, zu welchem Entschluß sie gelangt ist. Und du solltest dir, Flo ra, um mir eben nicht fremd zu wer den, ein Beispiel an mir nehmen." Er hatte gesagt, was er sagen woll te, grüßte die beiden kurz und ging. Sein harter Schritt erklang die Trep pe hinunter und über den Hausflur. „Also will ich mir ein Beispiel an ihm nehmen." sagte Flora, „denn er ist ein Mann und soll mir noch näher stehen als du, liebe Nelde. Ent deiner Freiheit entschieden hast, wie ich hoffe, so bin ich doch deine Ge nossin und kämpfe treu mit dir, daß sie deinen Entschluß nicht wieder um stoßen. Komm in dein Stiibchen, denke nach! Hat dir deine Sanduhr nicht schon oft geholfen?" Sie führte ihre Schwägerin in den altgewohnten Raum. Nelde blickte „O nein, o nein, ich komme in einer Stunde nicht mit mir Ende. Laß mich hinaus, Flora, bitte, steh mir auch jetzt noch bei. Ich soll es picht thun?" Flora schüttelte den Kopf. „Sage lieber, du solltest es nichi thun, Nelde, denn ich fürchte, du thust es doch." Nelde schluchzte; das war ein Ge ständniß der eigenen Furcht davor, daß sie keinen Widerstand leisten wür de. Dann hub sie an: „Wie ent setzlich zwecklos ist dies ganze Leben für mich. Ich habe nichts zu voll bringen, ich kann nichts unternehmen. Siehst du, wäre es deshalb nicht gut, wenn ich an eine schwere, schwere Au^ noch eine Krast in mir, von der ich sonst nichts weiß. Die Kraft muß vielleicht nur hervorgeholt und geübt reite sich ganz Koggenstedt vor, die Entscheidung kür sie zu fiillen. Wir kam e» nur? Hatte Friemann irgend- «inen Bundesgenossen gesucht? Kurz um. «» war auf einmal ein Gerücht in der Stadt, daß Advokat Sommer seine Nichte heirathen werde, Achim wurde darnach in der Schule gefragt. „Was?" rief er bestürzt, „davon weiß ich nichts." Die Kollegen neckten ihn und nann ten ihn eifersüchtig. O ja, da» war er. Er hatte in seinem Hindämmern versäumt, Nelde für sich einzunehmen; er hatte auch au» allzu zarter Rück sicht, deren sein Herz doch fähig war, sich zurückgehalten, solange zwischen Nelde und Thomas sich etwas anzu spinnen schien aus Rücksicht, und weil e» ihm zu unbequem war, sich in größere Gemüthsbewegungen hinein zustürzen. Und nun dies? Diese Neuigkeit von Onkel Sommer >nd Nelde? fen? Bon Flora hatte er sich ab bringen lassen, zu Nelde hatte er selbst nicht so gestrebt, wie er es hätte thun sollen. Jetzt war er ei wieder, der leer ausging? Seine Untertertianer wußte das nicht, obschon sie sonst allei wußte. „Onkel Sommer will Nelde heirathen." Jetzt bekam Bürgermeister Ellerbek einen Schreck, so daß ihm selbst dai gewohnte Ehem in der Kehle stecken blieb, und er sagte langsam: „Gleich gewußt?" „Ja," antwortete Tante Lite. Mochte ihr Mann noch so zweifelnd fragen, für sie gab es kein Zurück und glaubte sie felsenfest. „Ja, als sie zu Sommer kam. Mila hat eS auch ge sagt." Sie war die Beherrscherin des Lagers, und wie ein tüchtiger Feldherr Achim." kam ihm nicht, und er konnte nicht zu Mittag schlafen. Er versuchte des halb, die Sitzung wenigstens einstwei len auszuschieben. „Ja, ja. ja, daS tonnen wir nachher besprechen." Tante Lite gönnte ihrem Mann alles, ein gutes Mittagessen und einen schönen Mittagschlaf, aber eine, Sitzung, die einmal eröffnet war, auszuheben, das ging gegen ihr parla mentarisches Gewissen. Sie setzte also, ohne aus den Protest zu achten, die Berathung fort, indem sie meinte: „Ich wüßte nicht, was da weiter zu besprechen wäre." Das war ein klu ger Schachzug von Tante Lite, sie sagte, daß sie nichts zu besprechen an. Achim fühlte den Vorwurf heraus, der darin lag, daß Mutter meinte, er könne ihr keine Schuld geben, wenn Nelde eines andern Mannes Weib wurde; deshalb vertheidigte er sich: aber ich sitze so in der Arbeit." Bürgermeister Ellerbek sah unwill kürlich nach seinem Schreibtisch, ta lagen Aktenstöße, und wenn er um seinen Mittagschlaf kam, so war es die Frage, ob er frisch genug sein werde, sie zu erledigen. Indessen redete Achim vielerlei von der Müh seligkeit seines Daseins, von der Enge, in der «r lebte, und die ihn nicht so ausschreiten ließ, wie «r wohl wollt«. Zuletzt deutete er auch an. daß Nelde doch nicht ganz das Mädchen seines Herzens gewesen sei. denn sonst hätte ir sicherlich nicht gezaudert, sie zu ge winnen. So that er sich selbst leid, und als Tante Lite merkte, daß keine Feindseligkeit mehr gegen sie im An zug war, begann sie, Achim mütterlich zu trösten. „Sie ist auch fchon zu alt für dich, Achim. Wenn du mal heirat hest, dann suche ich dir eine Junge auS." Achim empfand den Trost, den Mutter ihm spendete; er tonnte sich nun selbst bemitleiden, daß er eine unglückliche Li«b« gehabt hatte, die ein iähes Ende nahm. Zwei Stunden, nachdem Tante Lite zu ihrer Ueberraschung gehört hatte, waS sie gleich von Anfang an wußte, war sich Koggenstedt darüber einig, daß Nelde Thorsten Advokat Sommer heirathen werde. So rasch flog daS Gerücht vom bürgermeisterlichen Haus «S überall mit der Rede empfangen: .DaS haben wir uns gleich gedacht." Und seltsam, es war nirgend» «in Widerstand gegen Sommers Absicht hatten lauter Bundesgenossen bekom men, selbst Tante Lite war nicht da gegen. Ja, die Mütter war«n sogar ein bischen neidisch auf Nelde, denn jede von ihnen hätte schließlich auch ihre Tochter, die schon in die Jahre kam, Advokat Sommers Frau werden las» Heirath etwas Unglückliches gewittert hätte; blos Tante Mila sagte, wenn sie auf ihren Gängen über dies« Neuigkeit ausgefragt wurde: .Kinder, das laßt, da mische ich mich nicht hin «in." ob Nelde auch ihr Jawort gegeben hätte. Was sollte man danach fra gen? Das war doch selbstverständ lich. Die Frauen selbst dachten nicht ander», und zu diesen Frauen gehörte auch Nelde. Noch immer konnte sie nicht mit Sommer sprechen, aber wenn sie sich draußen zeigte, dann wurde sie neu gierig angesehen, man schaute auf ihre Hand, als suche man den Verlobungs ring; die Kaufleute dienerten tiefer als sonst und zeigten Sachen,, di« für «ine Ausstattung sehr schön waren. Alles um sie herum war in Bewegung, alles drängte aus sie zu, nahm sie :n die Mitte und schob si« zu Advokat Sommer, der ganz still wartete. Flora schwieg jetzt, denn Friemann hatte ihr klar gesagt, daß er ihre Ein mischung nicht duldete. So gab es kein Menschenkind, das Ne!V« in die Arme genommen und sie vor all dem Drängen geschützt hätte. Sie hatt« nun keine Zeit mehr, sie mußte sich entscheiden, und wieder «m -meister Thorsten bei seinen Entschlüs sen halfen, von oben nach unten und bildeten ihren Trichter und ihren Berg und wieder einmal saß Nelde Thorsten davor, und immer fliegender wurde ihr Athem, und immer heftiger zitter ten ihre Hände, immer angstvoller blickte sie auf den Sand, der niemals stockte, sondern unbarmherzig weiter rieselte, und als das letzte Korn her abgefallen war, da wankte Nelde mehr, als sie ging, die Treppe hin unter, denn sie meinte, einen Ent schluß gefaßt zu haben, trat bei Frie mann «in, stand an der Thür und sprach mit Thränen in den Augen: .Ja. Friemann, willst du es denn Onkel Sommer sagen? Ich will dann wohl seine Frau werden .. » » « Friemann war zufrieden, Flora schwieg auch bei dieser Nachricht. Ganz Koggenstedt aber athmete er leichtert auf, als die Verlobung in der Zeitung stand. Nun hatten die Kog genstedter etwas Wirkliches, woran sie sich halten konnten, und brauchten in dieser Sache wenigsten» nicht mehr so sehr ihre Phantasie anzustrengen. Und etliche unter den Koggenstedtern sprachen: „Ja, si«h, nun hat Baumii ineifter» Nelde wahrhaftig noch Glück gehabt, die in ein schönes Hau», und wenn sie erst Wittwe ist, waS steht sie dann wohl aus? Sie hat waS, und er hat waS. Ja, ja." Keine Dame in Koggenstedt wurde von den Kaufleuten und Krämern, die meist vor der Thür ihrer Läden stan den, so höflich und zuvorkommend von ihnen gegrüßt wie Advokat Som mers Braut. Sah Nelde denn bräutlich aus? Ach nein. Sit blieb blaß, ihr Gang hatte etwas Scheues bei all der Freundlich keit, die ihr auf den Straßen geboten wurde. Sie weilte am liebsten auf ihrem Stübch«n, da» si« jetzt wieder ganz bewohnte. Sommer begnügte sich mit einer anderen Hilfe, und Nachmittags kam er und holte sie zum Spaziergang ab. Schüchtern, legte sie den Arm in den feinen und schritt an seiner Seite, u«d er versuchte kaum, sie heiterer zu machen; ihm war ihr ernstes Wesen recht. Da» war ein seltsamer Brautstand. Da gab es keine zärtlichen Worte, eS gab kaum Liebkosungen zwischen den Brautleu ten. Sommer schenkte seiner Verlob ten kostbare Dinge, denn er liebte den Schmuck an Frauen, Nelde aber trug di« Kostbarkeiten nur mit Widerstre ben. Sie paßten nicht zu ihr. und das sah Advokat Sommer wohl. Sie war nicht viel anders zu ihm wie damals, wo er ihr Onkel war. Sie schmiegte sich auf's innigste an Flora an, die sich jetzt bemühte, ihr das Be vorstehende gut auszumalen, daß ihr arme» Herz nicht noch mehr bedrückt würde. Flora hauchte ihr von ihrem eigenen LebenSmuth ein. und wohl schien es, als ob Nelde davon belebt wurde. Flora war es, die jetzt oft davon sprach, daß Nelde sich eine große Auf gabe gewählt habe. Sie straffte die zage Seele und durch die ,b«r genügte schon, um Nelde so oiel Krast zu geben, daß sie an ihre Aufgabe glaubte und alles mit Flora besprach, sich ihre Wirthschaft so freundlichtn und gefälligen Bruder '.ehabt wie jetzt. Wahrend, zwischen Friemann und Flora ein« kalte Luft Friemann war gütig, weil ihm Nelde gehorchte, und weil er Floras Wider stand besiegt hatte, und Nelde war für jedes gute Wort dankbar, dankbar und doppelt unterthänig. Mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin war sie in dieser Zeit herzlich eins, und sie wünschte nur, daß st« nie aus dem Haus müßte. Und doch war diese Einigkeit eben Ue Folge davon, daß sie bald für immer scheiden sollte. Floras Mitleid be siegte den Unwillen gegen Neides Schwäche, Friemanns Zufriedenheit war aus dem Stolz gewachsen, daß er alles erreichen konnte, was er sich vorsetzte. Ja, Nelde war einig mit denen, die ihr noch am nächsten standen, aber ihrem Bräutigam blieb sie fern, so sehr sie sich mühte, sich in seine Wün sche einzuleben. Si« verstand ihn nicht, und er ließ sie noch im Unver ständniß. Aber das UnVerständniß wich auch nicht, nachdem Nelde mit ihm vor dem Altar gekniet hatte, eine bleiche, weinende Braut an der Seite des Mannes, dessen Augen flackerten wie zwei Lampen, die in einem unter irdischen Gang stehen, und über die stoßweise der Wind hinfährt. « » » Nelde Thorstens Ehe ...! Ach, die Koggenstedter hatten «ine Genug thuung darüber, daß sie etwas Wirk liches besäßen, porllber si« sich unter halten konnten. Aber wenn sie jemals in das stattliche Haus in der Denkert straße hineingeblickt hätten, so wäre ihnen di« Erkenntniß aufgestiegen, daß alle ihre eingehenden und pflichtge treuen Unterhaltungen sich um «twas drehten, was in Wahrheit ganz anders aussah, als wie sie zu wissen meinten. Nelde Thorstens Ehe. Ja, nach außen hin war es eine Ehe wie alle anderen in Koggenstedt. Das junge Paar, so nannte man all« Neuver mählten, wenn auch der Mann schon bald an die Fünfzig war und die Frau schon daran dachte, daß die Vierzig immer üäher rückten das junge Paar also ging nach dem rech ten Brauch Arm in Arm über die Straße, es machte nach richtiger Rei henfolge seine feierlichen Besuche, ließ sich einladen und lud wieder ein. suhr dann und wann nach Hamburg, wenn dort ein besonders schönes Stück im Theater gegeben wurde, zeigte niemals etwas von Verstimmung: kurzum, die, die eine gute Ehe prophezeit hatten, triumphirien und konnten sich auf ihr genaues Berechnungsvermögen tüchtig etwas zugute thun. Auch Friemann sah nur das Aeußerliche, und er konnte zu Flora sprechen: „Siehst du? Daran kannst du nun sehen, daß du in die Koggen stedter Verhältnisse noch nicht so ein weiht bist; ich wußte genau, daß Nelde nicht unglücklich werden würde. Sommer ist Kavalier, und seine Ei genheiten hat er sich während der Junggesellenzeit mehr eingeredet als eigentlich angewöhnt. Siehst du nicht, was für rothe Backen mein Schwesterchen hat?" „Der Mensch kann aus vielerlei Ursachen rothe Backen bekommen. Friemann", antwortete Flora. „Es ist so bei den Frauen, daß sie uns Männern nicht recht geben wollen, nicht recht geben können. Ich habe immer geglaubt, du erhöhst dich weit über deine Genossinnen, und es thut mir leid, daß ich mich darin täuschte." „Aus voller Seele sage ich Ur. Friemann: ich wollte, ich könnte dir recht geben, nicht, um mich über en ich für Nelde Furcht habe, bittere Furcht." „Du bleibst konsequent, mein Kind, das ist alles. Konsequenz ist :ine Tugend, aber schließlich muß sie durch irgendetwas begründet werden. War es nicht gestern sehr gemüthlich bei Sommers? Nelde strahlte geradezu. Ich habe sie hier nie so gesehen." „Gäste mögen in dem Haus eine willkommene Abwechselung sein." sagte Friemann scharf: „Und .Warum bringst du mich zum Re den? Ich behalte das Düstere gern mich, aber ertödten kann ich es nicht. Alle die Gesellschaften, die Nelde trug ihr Weh sich; Florc hatte Nelde zu sich auf das auf Nelde» schmal« Lippen, »on deren Winkeln Falten sbwärti liefen. Flora drückte ihr Haupt leise an Nei des Haar, und so saßen sie eine Weil« aneinandergelehnt. Flora» Liebe löst« ihr« Augen zu der Freundin erhob: .Ach, Flora, ob es allen Frauen so geht wie mir?" deine Frage nicht beantworten/ .Wie es mir geht?" wiederholte Nelde, wandte den Kops zur Seit« und ließ die Arme sinke» .Also wäre es dir li«b«r, du hättest meinen Rath befolgt und deinen Mädchennamen behalten?" Da sah Nelde die Schwägerin tief erstaunt an und schüttelte den Kopf: .Also bist du dir selbst gar nicht». Nelde?" Flora ließ die Schwägerin los, Nelde sank zusammen. für Nelde zu thun, und so mußte sie .Du bist also nicht glücklich?" Nelde lächelte: „Das Wort. Flora, Bater." „Vielleicht", entgegnete Flora, „hatte er dich zu lieb, so daß er nichts räumte. Nachher kam das Leben..." „Nein, Flora,, das Leben was wir Menschen uns darunter denken „Aber jetzt siehst du doch Steine vor dir. Nelde." Nelde verneinte. „Ich habe gedacht, daß ich eine große Aufgabe zu erfüllen hätte, aber dem ist nicht so. Sommer sprach da das war auch nur eine Täuschung. Ich verstehe ihn gar nicht, und er sieht ein. daß an mir nichts zu verstehen ist> Das war das herbste Geständniß, das sie machen konnte. „Ich habe manchmal Angst," suhr Nelde fort. „Mein Mann kann so unruhig werden, dann schließt er sich stundenlang in seiner Stube ein. Und bis spät in die Nacht hinein bleibt er auf, und ich kann kein Auge zumachen, bevor er kommt. Und wenn wir allein sind, so spricht er oft tagelang nichts mit mir. Ich will ihn dann nicht stören, ich gehe ihm aus dem Weg. Ich wollt« so innig gern, daß ich ihm näherkommen könnte, aber es ist nicht möglich." „Nein," sagte Flora, „meine gute, liebe Nelde, das wird nicht möglich sein." „Was soll ich jetzt noch thun? Kannst du mir rathen? Sommer ist schrecklich enttäuscht, er hat von nlir so viel mehr erwartet. Ich gebe mir schuld ..." „Ja, natürlich, du gibst dir nock obendrein die Schuld, wenn Jemanl böse gegen dich ist." .Das kann ich nicht von Sommer sagen, er ist nur so merkwürdig kalt gegen mich. Er läßt mich jetzt schon nicht mehr in seine Seele schauen." „That er das am Anfang?" Neides Gesicht,überflog ein Schauer des Grauens. sagße sie flü gehälten hat." Aus solchen Unterredungen zog Nelde Thorsten nicht viel Kraft, denn auch Flora konnte ihr keinen Rath geben, und si« kam nicht oft zu der Schwägerin. Sommer war miß trauisch; er fragte sie genau, wo si« gewesen s«i, und was sie gesprochen habe, und Nelde war in ihrem Gehor sam aufrichtig und konnte nicht Aus drücke finden, um ihm sein Mißtrauen zu nehmen. „Ich war bei Flora, wir sprachen was ich dir Gutes thun könnte." Da sagte er schneidend: „Es wäre mir viel lieber, wenn du dies« Ding« nicht an di« Oeksentlichkeit brächtest. Eine Frau, die sich Rath holt, erklärt ihren Bankrott." So vermied Nelde es in Demuth, häufiger bei Flora zu sein. Mit Friemann sprach sie nur das Aller obersliichlichste, und vir der Familie waren sie und Sommer einig mitein ander. Daheim lebten sie getrennt, als wenn sie nie vor dem Altar zu sammen gewesen wären. (Forijetzung folgt.) F«r die Küche. Klops mit Fischresten. Zw«i giriebene Milchbrödch«n läßt man mit zwei Eßlöffeln voll Milch durchw«ich«n, giebt dann zw«i Eier, zwei Kaffeelöffel voll schaumige But ter, etwas Pfeffer und Salz und ein Pfund rohes gehabtes Fischfleisch dc zu, mischt alles recht innig, formt daraus kleine Klöße, die man flach drückt, garnirt diese in Ei und Rei bebrod und bäckt sie in 20 Minuten Als B«ilag« eignet sich jede Art von kocht, durchgeschlagen und das Durch geschlagene mit etwas Salz sehr steif gekocht. Dann giebt man daS Püree fingerdick auseinander breitet und er kalten läßt. Man schneidet viereckig« Stücke daraus, panirt sie in geschla schön goldbraun. Zur Butter kom- Zwiebeln. ES wird etwas Mehl in der Pfanne verrührt, mit Wasser Gedämpft«» Rindfleisch. Ein schönes, möglichst saftige» Stück Fleisch von 4—-S Pfund Gewicht wird tüchtig geklopft, in einen Sieb gerührt, entfettet, abgeschmeckt, nach Belieben mit ein wenig Kraft mehl verkocht und mit Salz gewürzt. Holländischer Salat. Eine Handvoll Kartoffeln, ein« klein« oder ein« halbe S»lleri«inoll«, tinige kleine Zwiebeln und ein Suppenteller voll verlesenen Rosenkohls werden jeder Theil für sich in Wasser weichgekocht. Sellerie. Kartoffeln und Zwiebeln werden nach dem Schälen in Schei ben geschnitten, mit dem Rosenkohl und zwei gut gewässerten, ausgegrä teten, in kleine längliche Stück« zer theilten Heringen gemischt und mit Oel, Salz, Essig und Pfeffer ange macht, dann sorgfältig abgeschmeckt. Kartoffel - Suppe von übrig gebliebenen Kartof feln. Di« übrig gebliebenen Kar toffeln werden auf dem Reibeisen ge rieben oder in einem Napf mit einer Reibekeule sehr fein zerdrückt, dann stellt man si? mit genügend Wasser, einer Zwiebel, etwa» in Butter durch gediinsteter, gehackter Petersilie, einer Prise Salz und einem Stückchen Butter auf das Feuer, läßt sie gut durchkochen, schmeck', ab, nimmt die Zwiebel heraus, zieht die Suppe mit einem Eidotter ab und gibt sie über gtröstete Semmelbrösel auf. Geschmorte Ente. Ein« schö ne Ente wird gut gereinigt, ausge nommen, gesengt und auf beiden Sei ten mit feinem Mehl bestäubt, dann in etwas hellbraun gemachte Butter gilegt und auf beiden Seiten braun l«brat«n, worauf man Pint Mas er, Pint leichte Brühe (im Noth all nur Wasser) und ein Glas Wein, «rner ein« Zwiebel, etwas Salz und Gewürz, sowie einige entkernte Citro nenscheiben dazugefügt und die Ente in zug«d«ckter Pfanne oder Schmoi;- topf unter öfterem Begießen über nicht zu starkem Feuer weichschmort. Die Sauce wird durch ein Sieb ge gossen, entfettet, mit etwa» Braun mehl verkocht, abgeschmeckt und über die tranchirte Ente gefüllt. Man reicht Bratkartoffeln dazu. Quarkfchmarrn. Man ver rührt 1 Pfund guten frischen Quark mit 4 Eidottern und einer Obertasse saurer Sahn«, fügt 2 —2 Eßlöffel Mehl, «in« Prise Salz und den steif g«schlag«nen Eiweißschn« dazu, zer. läßt Butter auf der Pfanne, füllt die Mass- darauf, bäckt si- hellbraun, indem man si« in den Ofen schi-bt, damit auch die Oberseite gebräunt wird, schüttet den Schmarrn aus «in« erwärmte Schüssel, zerreißt die Ober fläche mit der Gabel und streut Zu cker und Zimmt darüber. Hamburg«,! Rauchfleisch. Zu dem beliebten Fleisch, das eine schön« Beilag« zu Grünkohl. Telto wer Rübchen, Erbsen u. dgl. bildet, nimmt am besiin di« kl«in« Nuß au» der Keule «ine» Rindes. Nachdem das Stück ausgelöst, ohne daß di« umgebende Haut entfernt wurde, wird es mit Bindfaden umschnürt und etwa fünf Minuten lang in stark kochendes Wasser g«legt. Alsdann wird es zuerst mit Salptter und hier auf tüchtig mit so viel Salz gut ein gerieben, bis e» davon nicht» mehr annimmt, worauf man da» Fleisch stück «inen Tag lang an einem kühlen, schattigen Ort zum Abkühlen und Abtrocknen an die Lust hangt.
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