Nie M BMO. Roman von Ottomar Enking. ttk Fortsetzuna.) „Dies Ja, lieb- Nelde," rief Flora, und Jubel war in ihrer Stimme, „dies Ja entfernt alle Gefahr, daß Du mir zürnst, daß Du mich oder erst recht Friemann für eigensüchtiger ansehen könntest, als wir sind. So ist eS: für Dich und für uns" sie sprach das stark und laut, daß alle Zweifel verschwind«» mußten über das. was sie meinte ~erblicken wir «inen Vortheil in solcher Verände rung." Ihre frische Sprache ermunterte Nelde. sie umschloß di« Freundin und sagte mit einem leisen Lachen das gleich«, was sie vorher voll Trauer gesagt hatt«: „O Ihr! Du magst er zählen. waS Du willst. Ihr wollt mich IoS sein. Und zu dem alten Zauberer soll ich, der seine Stuben mit widrigen Dämpfen füllt und sich an die Wände die Bilder von bösen Hexen hängt darf d«nn m«in Blick überhaupt darauf ruhen?" Sie war fröhlicher, sie sch«rzte. si« hatte das Bitter« in sich b«siegt, ihr schien es nuo selbst verlockendj daß sich einmal etwas änderte in ihrem Leben. Es schimmerte ihr etwas vor Augen, das sie reizie. danach hinzu greifen. aber als sie greifen wollt«, merkte sie, daß der Schimmer viel weiter weg war, als sie anfangs dacht«, «r war jenseit der Fenster, di« thr das Vaterhaus hell machten. Si« mußte hinausgehen, um zu fassen, was da schimmerte, hinaus aus dem Haus, wo sich ihr ganzes kleines Le ben bis jetzt abgerollt hatte. Aus der Fröhlichkeit sank sie wieder hinunter, war bedrückt, und von der ganzen Unterredung mit Flora blieb dcch nur das eine bei ihr haften: si« woll«n mich los sein. Da ging die Thür aus, und Frie mann t»at in das Zimmer. Er war gespannt, wie die Unterredung abge laufen wäre, und «s litt ihn nicht in seinem Bureau. Nelde zuckte erst zu sammen und sagte dann gelassen: „Flora hat mir eben erzählt, w«s Onkel Sommer für ein« Absicht hal." „Nun?" fragte Friemann. „Ich möchte mich darüber noch nicp so rasch entscheiden, aber ganz abge neigt bin ich nicht, ich muß erst selbst mit ihm davon sprechen." „Ja, das wäre sehr gut," sagt« Friemann eifrig, während Flora be sänge,, dabeistand und sich auf die Lippe biß. Neld« v«rließ in aller Ruhe die Stube. Friemann schaute fragend auf Flora, die zuckte die Achseln: „Es war mir peinlich. Ich hab« j«tzt wohl gesehen, wie eigensüchtig wir im Grunde handeln. Si« weiß das " Friemann ging nah« zu ihr hin und legte ihr den Arm um die Schul tern: „Sollten wir nicht eigensüchtig handeln? Sollen wir nicht den Wunsch haben, allein für uns zu Hausen?" Flora machte sich leif« los: „Aber Deine Schwester mag ich nicht betrü ben, und ich für mein Theil ging« nicht gern zu Sommer, ich traue ihm nicht. Können wir es verantwort«», Nelde zu ihm zu schicken?" „Liebe Flora, die Verantwortung l«hne ich gänzlich ab. Neld« ist ihre «igen« Herrin. Wir haben ihr Som mers Bitte übermittelt, weiter nichts." Damit war Friemann aus allen Bedenken heraus. Flora aber, di» nur zu gut wußte, daß Neld« ihr Le b«n lang noch nicht ihre eigene Her rin gewesen war, konnte sich nicht in so leichter Weise über ihre Sorg« hin wegsetzen. Als sie Friemann verlas sen hatte und auf den Flur trat, sah sie gerat« noch, wie N«ld« aus d«r Hausthür schritt. „Nelde, wohin willst Du?" Nelde hielt inne, sah zurück und sagt«: „Ich gehe zu Onkel Sommer." Sie nickte freundlich und entschwand. Flora war «s, als hätte sie Nelde aus d«m Hause gejagt. Das Mäd chen ging schnell; es saß eine Angst in ihr, als könne sie etwas versäu zu Onkel Sommer kam, deyn Floras und Friemanns Worte hatten genügt, um sie willenlos zu machen, und wenn sie jetzt mit Somm«r sprach, so ge schah das eigentlich nur, damit er keine andere nähme, di« ihm die Wirthschaft führ«» sollte. Freilich mußte sie noch thun, als zögerte sie. „Ja, Onkel, ich wollte etwas mit Dir besprechen," sagt« si« darum, als beitsstttbe saß. Arbeilsstube hieß das rin gearbeitet wurde, denn Advokat Sommer hatte seine ganz« Klient schaft aufgegeben und ging nur aus vorzunehmen, di« er in dem Däm merlicht feiner Wohnstube nicht erle digen tonnte. „Es ist ja etwas ganz vorgeschlagen hast." ,Ja. liebes Kind," sagte Advokat Sommer und drehte den Siegelring an seinem Zeigefinger hin und her. »Mir liegt es natürlich fern, in Dich lich z lerst mit Friemann über den Fall gesprochen, damit ich seine Mei nung hörte und an Dich herantreten konnte, nachdem er Dich befragt hatt«. Selbstverständlich handelt es sich nur kelde, Anfrage! Wenn Du wüßtest, welch ein Befehl solche Anfrage für mich ist. „Ich muß Dir gestehen, daß Ich Niemand lieber hi«r im Hause wirthschaften sähe als Dich. Wenn Du mir also das Opfer bringen könntest." Neld« war «s, als hätte sie ihn schon einmal von Opfer sprechen hö sie sich noch. Sie nxhrte darum ab: „Opfer?" fragte sie. „So fasse ich es nicht auf, Onkel. Ungewohnt wird es für mich sein, in einem andern HauS zu leben, und gewiß ist ja solche Veränderung nützlich." Ihr Gehirn war voll von dem, Flora ihr gesagt hatte. rück, aber dann besann sie sich das war Onkel Sommers gewöhnlicher Ausdruck. Adv k tS sel daran, daß Du höchstens gegen mich Nachsicht üben müßtest, ich ab«r ni«mals g«g«n Dich. Ich wiederhole: kaum, ihn in eine umzuwan deln. Ist es Dir aber möglich, so Er klagte sich selbst an, die Schuld Neld«, und das A und O ihrer Rede denn sie wollte zögernd erscheinen bis zum äußersten Augenblick: „Ich will «s mir also überlegen. Zu Ostern?" Deinem ganzen Herzen kommst." „Mein Herz, lieber Onkel, bleibt Sommer stutzte, dann antwortete er zögernd: „Nein natürlich daS brauchst Du nicht." Räum« z«ig«n. Es wa? ein düsteres, mit großen, alten Möbeln vollgestopf tes Haus. Die Thüren im oberer wurd«n kaum jemals ge war die erste haussräulich« Aeuße rung, di« si« in Advokat Sommers Wohnung that. „Ach." seufzte Fräulein Johannfen und faltete die Hände über d«n Leib, ich viel lüften würde, aber beim Herrn Advokaten giebt es bloß geschlossene mer. wo der schwüle Parfümduft Nelde sah sich angstvoll um. „Ja, hier muß man am liebsten aber, die die Beklommenheit überwun den hatte, fühlte Lust, dem entsa gungsvollen alten Mädchen gegenüber die Muthige und Vertrauensvolle zu zwar recht oft, mit Wischtuch und Be sen. Di« schönen Damen da werden Als Neld« sich an d«n Parfiimge ruch gewöhnt hatte, blickte sie ruhig auf die Bildnisse; die Ueppigkeit be rührte ihr reines Gemüth nicht, si« verstand nichts von d«m, was in den Blicken jener Frauen lag, und des halb konnte sie scherzen- „Ein wenig Luftzug wird ihnen hoffentlich nicht Johannfen in aller Höflichkeit au» der Stube: „Das sind alles Neben sachen. liebe Neld«, die Hauptsache ist, ob Du Dich wirklich befreun heimging, sich noch nicht ge bunden hatte, aber sie fühlte doch, daß in allen Blicken, die sie auf den Haus rath geworfen, in allen Worten, mit denen sie dieses und jenes d«r Ver besserung bedürftig bezeichnet hatt«, daß in ihrem ganzen Besuch die Zu sage lag: Ich komme, weil Ihr es alle wollt. Sie hatte ihr« kleine Zufrie denheit darüber, daß si« zurückhaltend gewesen war. Aber die Zufriedenheit mit sich war es nun wi«d«r, die sie redselig machte und ihr daS Bedürf niß gab, sich auszusprechen. So ging sie bei Möller's vor und erzählte ihnen von dem Plan, daß sie Onkel Sommer daS Haus führen sollt«. Di« klein« Frau Möller rieth eifrig zu, si« ri«th immer zu, wenn sie merkte, daß and«r« Leute «twas gern wollten. „Ja, da hast Du es auch gut, lieb« Nelde. Gott, er ist ein bischen eigen, aber doch so fein und nett. Nein, das finde ich wirklich richtig für Dich, daß Du auch einmal herauskommst, und man kann es ja doch Flora ich mein«, man kann «S ihr schließlich nicht verdenken, daß sie den Haushalt allein unter sich haben will." „Das ist eben di« Hauptsache für mich." warf Ntld« «in. „Die Hauptfach« würde ich nicht sagen," kam nun der logische Lehrer Möller dazwischen. „Du meinst, da» ist der Hauptgrund, nicht wahr?" „Ja," antwort«!« N«ld«. „Ach. Möller, wir verstehen uns ja," besänftigte die kleine Frau ihren Mann. „Aber ich finde, das tolltest Du doch nicht sagen, kleine Nelde, man weiß nie, wozu es gut ist, wenn man einmal von Hause kommt. Ich war zwanzig Jahre, da kam ich nach Uetersen, und da hab« ich m«inen Mann kennen gelernt, hier wäre das nicht möglich gewesen." „Das will ich nicht sagen," berich tigte Lehrer Möller seine Frau wie der. „Ich hatte mich ja gleich nach Koggenstedt gemeldet. Aber es hat für Nelde überhaupt keinen Zweck, daß Du ihr diesen Vorgang erzählst." „Ich mein« bloß, man kann manch mal nicht wissen," entschuldigte sich Frau Möller. Neld« wünschte guten Abend und eilt« weiter. Und sieh, Achim kam die Lindenstraß« «ntlang, die Hände tief im Paletot, denn er fror immer und trug dennoch keine Handschuh«. Den Stock hatte «r quer unter den linken Arm gesteckt. Noch war ein gut Stück Redseligkeit in Nelde, und als Achim sie fragt«: „Woher kommst Du denn noch?" da entgegnete si«: „Ja. es sind große Ding« im W«rk, manch «mer wird sich vielleicht sehr wundern." Will sie am Ende Heirathen? durch zuckte es Achim, und Eifersucht über fiel ihn. „Wie das?" fragt« «r hastig. Und N«ld« berichtete ihm alles. „Onkel Sommer! Ja, findest Du das ganz pass«nd?" meinte Achim. „Bei einem einzelnen Herrn." Nelde sah ihn groß an: „Nun, wer sollte etwas oagegen haben?" „Ach, wie die Leute sind." Achim klagte über die Leute und vergaß, daß er selbst zuerst den Zweifel aufgeworfen hatte, ob es auch passend war, wenn Neld« b«i Onk«l Sommer wohnte. Den Zweifel ließ Nelde nicht an sich herankommen, aber es war ihr nun vergällt, mit Achim über die Angelegenheit zu spre chen. So versicherte si« ihm: „Ja. es links oder rech's herumging Wie sah es denn aus, als Nelde Thorsten sich den Vorschlag überlegt«? leer war, «rhob si« sich, sie war ent schlossen, Fräulein Johannsen's Stel lung Entschlossen sagte fühlt die Pflicht. ein«n Willen zu be sitzen, und bringt es nicht über sich, einzugestehen, daß aller menschlicher Wille außerhalb des kleinen Reichs schwingt, das sie belebt. Also war Neld« nach ihrer Art entschlossen, ihr Mädchenstübchen und ihr Vaterhaus zu verlassen, um zu Onkel Sommer zu zieh«n. „Ja, Mila, es sieht gräßlich bei schuh über den Stuhlsitz und aiUwor tete: „Danke, ich kann noch stehen," »e»n ihr schwarzer Handschuh wsr «01l Staub, und über dem Stuhlsitz hin lief «in breiter, blanker Kanal d«n Stuhlsitz genau an. „Wozu man Dir Wischtücher mit Deinem Namen stickt, das mag Gott wissen." .Wenn wir mit den häuslichen An rentwegen Du hier heraufgestiegen bist, denn das hast Du sicher nicht unternommen, um hier» Staub zu wi ich waschen lassen." „Ja, wenn die Farbe echt ist/ ent gegnet« Tante Mil? gleichinüthig. .Ich trage bloß echtes Zeug, liebe Mila, das kannst Du Dir denken, in m«iner Stellung als Bürgermeiste rin ...' Tant« Mila hatt« gar kei nen Respekt, sie gähnte. „Nimm wenigstens die Aschbecher vom Tisch, ich kann das-nicht sehen." D«n Gefallen that ihr Tante Mila. Tante Lite nickte: es ist mit der Welt nicht mehr so, wie es früher war zu unserer Zeit, das „Ja," antwortete Tante Mila im Baß, „mir ist jetzt alles viel zu ro mantisch." „Jetzt, wo wir alt werden," setzte Tante Lit« ihr« Ansprache fort, „häuft es sich geradezu auf in unserer Familie, und ich bin macht- und wehrlos." Sie ließ die Hände schlaff neben sich auf das Tuch sinken. lich von den Familiengeschäften ab. Das ist eine Last." „Aber man trägt sie gern," unter brach Mila ihre Schnxster. „Ich scharfen Blick sah, den Tante Lite meine ganz« Weisheit." „Es ist vi«l, wenn der Mensch sein« Philosophie in einem Satz zusammen war so schwer, daß si« ihren satz, in zweifelhaften Fällen immer das Schlimmst« anzunehmen, diesmal nicht anwandte. „Denke Dir," sagt« si«, ohne Tant« Milas Zwischenruf die B«achtung zu „Ach, waS Du Tant« Mila Natur reden, mochte es noch so wenig Sinn haben. „Nelde geht als Haus hälterin zu Somm«r." „Nee!" Tanle Mila schlug die „Du, dahinter steckt was." Das verstand Tante Lit« nun nicht, was Tante Mila damit meinte. Des es wäre unter ihrer Würde gewesen, zu fragen und dadurch zu bekennen, daß sie etwas nicht begriffen hatte. „Mich hat Niemand vorher um einen Rath gebeten. Man bekümmert sich überhaupt nicht mehr um mich. mann so vi«l Taktg«fühl zugetraut, daß er so «twas nie litt. In unserer Familie ist noch nie Jemand als Haushälterin gegangen." Sie sprach das Wort Haushälterin so aus, als wenn sie im großen Kaffeeklatsch saß und ihre Rede anfing: „Ja, die Di«nstmädch«n heutzutage..." ernste Worte, es half nichts. Sie geistkloster, und Neld« Thorsten be- Lon Ihren eigenen Sachen brachte sie nur wenig mit, auch di« Sanduhr Als sie am Abend vor Ostern Ab schied von zu HauS nahm, war Flora schüchtern vor ihr. Neld« hielt mit Getvalt die Thränen zurück; ihr Humpelthießen mit einer kleinenFuhre beim Abschied: „Für Dein neues Amt wünsch« ich Dir all«s Glück, liebe Schwester. Geh uur nicht gar zu sehr darin auf und vergiß uns nicht. Und wenn Ihr uns Ostermontag zu Tisch di« Ehre geben w011t..." In dieser W«ise half er sich über die letz ten Minuten hinweg. Dann war Nelde fort. Er athm«te auf. Flora aber ging im Haus umher, sah Anna Dassows verweintes Gesicht und sagte zu ihrem Mann: „Es ist leer hier." Er schüttelt« unwillig den Kops. Neld« legte sich zum erstenmal in daß sie konnte. Jedes G«- sie zuletzt doch ein. Aber eS erging ihr, wie es den Menschen oft ergeht, wenn si« traurig sind, da si« sich auf Muth und eine Art Neugier, wie sich wohl alles gestalten w«rd«. Dazu kam die Pflicht, di« sie auf sich ge sie ja gewiß, das war die gute alte Koggenst«dt«r Denkertstraße. Was hatte sie nur gedacht, als si« in Tante Lite trank «in GlaS Pvrt ihm aus sein und wieder her aus. ES war keine Gefahr da, daß er je in die engen Mauern abgeholt urtheilt hatte. Und die Koggenstedter waren gut gegen ihn in ihren Gedanken und drehten eS so, als oh er begnadigt sei. Es hatte ja niemand einen Groschen war er freilich nicht begnadigt, aber Friemann arbeitete mit aller Borsicht daran, ihm di« Verzeihung d«S Kö nigs zu erwirken/ Einstweilen war vorhanden, und so lebte der alte Mann seine trostlosen Tag« hin und ließ sich nicht auf der Straß« sehen. Man fuhr ihn nur des Mittags eine w der Sofaecke eingeschlafen war. „Wie geht es Dir eig«nlich", fragte Tante Lite bei einer solchen Gelegen heit ihr« Nicht« Neld«, „da b«i ihm?" „O, wunderschön. Ich bin froh und zufri«d«n." „Na. dann ist ja wenigstens noch ein Gutes dabei. Wenn Du sonst einen Rath brauchst, Du weißt ja, wo ich wohne." „Danke, ich helfe mir aber selbst durch", antwortet« Nelde. Ja, sie war frisch, und Tant« Lite konnte nicht leugnen, daß sie fast volle Wangen hatte. Und Nelde sprach die Wahrheit: sie half sich selbst durch. Wal sie so zaghaft begonnen Häusern haben, in denen man keine Hast um Gelderwerb kennt? sie eilte treppauf und treppab, als ob sie et was versäumen könnte, und ihr« ab«r wurde sie. als ihr Sommer zum erstenmal ihr Gehalt auszahlte. Si« hatte nie nöthig gehabt zu rechnen; alles, was sie brauchte, war gleich für sie vorhanden gewesen, sie konnte nur Hingehen und es sich kaufen. So war si« b«i aller Sparsamkeit sorg los wenn sie ihr erbliches Geld em pfing- Jetzt aber fing sie an, sich zu überlegen, was sie sich für diese selbst verdienten erst«n Thaler kaufen wollte, sich konnte. Die Regsamkeit ihres Wesens be- auch, daß sie sich ein wenig daß sie hübsch aussehen müsse, wenn sie zu Tisch kam oder mit Sommer ausging. Im Grund« hatte sie recht hatte. l „Der Wechsel ist wirklich gut für dich", rief sie. „Ja," erwiderte Nelde, „und für dich?" „Ich bereue, daß ich dir den Rath gegeben habe," scherzte Flora, „denn ich weiß jetzt.erst, waS du alles für mich gethan Ast." Nelde ging auf den Scherz ein. „Siehst du? So rächt sich «uer Ego ismus. Ihr wolltet allein sein, und ernster. Nelde fragt« nicht, was Flora mit dief«n Worten andeuten wollte, sie ging durch das Haus, und seltsam, es war ihr nicht mehr so vertraut wi« früher, denn andere Räum« hatten sich in ihr Auge eingeprägt. Selbst ihr Mädchenstübchen schien ihr in dieser Zeit eng zu sein. Sie hatte sich den großen Zimm«rn angepaßt, die sie bei Sommer b«wvhnte. Sie sah auch, daß Flora jetzt allmählich begann, daS HauS zu gestalten. „Ich werde jetzt erst bekannt mit allem, was hier ist", sagte Flora. „Ich bin zum erstenmal richtig auf dem Boden gewesen, und auch unten in den Keller bin ich hinabgekrochen. Da ist ein Verschlag mit allen mög lichen Flaschen, die unheimlich aus sehen." „Das sind Vaters Säuren, die er für seine chemischen Arbeiten brauch te". sagte Neld«. „Die rühre lieber „Ich möchte daS alte Zeug weg schütten, es ist kein schöner Gedanke, so etwa? im Haus zu haben, aber beruhige dich, ich bin pietätvoll, selbst gegen diese Giftflaschen. Ich habe den Verschlag ehrfürchtig wieder zu geschlossen." Sie fand den leichten Ton wieder, -n dem sich die beiden Freudinnen gut «rstanixn. Nelde umarmte Flora. „So weit brauchst du die Pietät nicht zu treiben." „O doch, ich kenne meine Schwäge rin. Aber in der That, es wdren noch Winkel im Haus, die ich nie ge s«h«n habe; jetzt weiß ich Bescheid und nütze manches mehr aus, als ihr ge than habt. Die Anna ist freilich nicht mit mir zufrieden und ich offen gestanden auch nicht mit ihr." < „Es wurden Wirthschaftssachen be redet, und Anna Dassow bekam wenig Lob. Als Nelde ging, stand daS al te Mädchen auf dem Hausflur, wisch te sich die Thränen und seufzte „Ach Fräulein, wäre ich nur nicht ins Aus land gegangen. Meine Cousine hat es gut, daß sie wieder nach Kleinen gekommen ist. Seit sie nicht mehr hier sind, bin ich r«in virlassen." Anna DassowS Schicksal bewegte Nelde, und sie hätte dem alten Mäd chen gern geholfen; eS stand nur nicht in ihrer Macht. Aber g«rade an An na Dassow zeigte sich deutlich, wi li«b«voll die Vorsehung sich unserer annimmt. D«nn als die Noth am höchsten war, da» heißt, als Flora ihre Anna schon gefragt hatte, ob sie noch Verwandte in Mecklenburg hätte, ng solgt.l Doppelsinnig. „Nun, waS sagen Sie zu meinem neuesten Lustspiel?" „Ich staune wirklich nen Geist!' Fur die Köche. Jagerbraten. Ein passendek Stück Rindfleisch wird von Haut, Sehnen und Knochen befreit, dann wie ei» Beefsteak breit geklopft, mit einer genügenden Anzahl schaumig geschlagener Eier Übergossen, mit würflig geschnittenem rohen Schinken, gehacktem Schnittlauch, Salz und Gewürz«» versehen, alles zusam mengewickelt, fest zugebunden, in Butter gebraten und mit der Sauce, an die man Fleischbrühe und Citro nensaft gießt, aufgegeben. Kartoffelsalat mit Sar dellenbutter. Sechs od«r sieben wässert, von Haut und Gräthen be freit, gehackt, durch ein Sieb gestrichen und mit einem Stück frischer Butter verrührt, dann wird die Masse kalt gestellt. 3 Pfund schöne Salatkar toffeln kocht man in d«r Schale ab, zieht sie ab, 'chneidet sie in Scheiben und vermis st sie, so lange sie noch Sauce; die man aus zwei rohen Ei gelb nebst Salz, Oel, feinem Essig. Senf, Pfeffer, gehackter Petersili« und K ff e Ko t e N S^Jn und Erkalten geriekxn. Auf je >/<> Pfund dieser Mass« gi«bt man 2 Un- M schäumig gerührte Butter, drei Eidotter, Salz und g«riebene Mus, Danach müssen sie noch acht Stunden in frischer Milch liegen, bevor sie ge brauchsfertig gemacht werden. Mit Schnittlauch, P«t«rsilie, Sellerie, Dill zubereitet, werden sie in Butter ode, heißem Fett knusperig gebacken. Mit Citronenscheibchen belegt, bilden si« «ine vorzügliche Beigabe zu Kartos tvffelfäla!. Gemischter Salat mit saurer Sahne. Ein Pfund Kar toffeln wird in der Schale abgekocht, abgezogen und in Würfel geschnitten; dazu fügt man ebensoviel geschälte, in Würfel geschnittene, feinsäuerliche Aepsel, einen knappen Suppenteller Kalbfleisch- oder Kalbsbratenreste, einen halben Suppenteller Senfgur ken, I—2 Eßlöffel eingemachte roth« Rüben, 1 Löffel Sardellen oder He ring (alles würfelig g«fchnitten), mischt alles und übergießt es mit 2 Tassen gut verquirlter saur«r Sahne, I—2 Löffeln rothem Rubensast, et was sehr mildem Essig und nach Be lieben auch einer Prise Pfeffer. Apfelspeise mit Schwarz brod. 10—15 schöne, geschälte, vom Kernhause befreite Aepsel werden in H Pfund Zucker, 2 Eßlöffel Rum und V- Pfund gewa scheuen Korinthen in einer Kasserollt 15—20 Minuten lang leicht auf ge lindem Feuer durchg«dünstet, aber nicht so weich, daß sie zerfallen. In zwischen reibt man eine beliebig« Menge altgebackenes Schwarzbrot) fein und mischt es mit Zucker, Zim met und feingehackten süßen Mandeln. Wenn die Apselscheiben erkaltet sind, streicht man ein« Auflaufform mit Butter aus. b«legt den Boden mit ei »er Schicht Brod, bestreut auch die S«itenwände dick damit, l«gt Apfel sch«iben dgrauf, dann wieder Brod, auf das man einige Butterflöckchen streut, dann schichtet wan wieder Apselfchei ben, zuletzt Brod darauf mit einigen Butterflöckchen. Die Form wird in den heißen Ofen gestellt, muß ein« Stunde lang backen, wird dann mit Zucker bestreut und in der Form ser virt. Sauerkraut mit Schin k e n. Man streicht eine Form gut mit Butter aus. legt ein« 1 Zoll hohe Schicht rohes Sauertraut hinein, auf dieses eine Lage geschälter, in Vier tel geschnittener Borstoifer «epfel. die man mit Schinkenscheiben belegt und fährt mit dem Einfüllen dieser abwechselnden Schinken fort, bis die Form gefüllt ist. thut aber zu jeder Schicht Sauerkraut ein Stück Schwei nefett, überzieht die oberste Schicht mit saurem Rahm und läßt die Spei se bei mäßiger Hitze drei Stunden backen; beim Anrichten brltgt man si« noch mit kl«in«n Bratwürslchen. Saures Hammelfleisch. Ein Stück Hammelfleisch, nicht zu fett, wird in große Würfel ««schnit ten. die man in Butter anbrät. Dann nimmt man das Fleisch heraus, röstet in der Butter zwei Löffel Mehl gelb braun. füllt Brühe hinzu, legt da» Fleisch hinein und gibt noch so viel Brühe dazu, daß das Fleisch bedeckt ist. Nachdem das Fleisch aufgekocht hat. fügt man etwas Essig, ein Lor beerblatt, einige Pfefferkörner und ei nen gehäuften Theelöffel Kapern dazu und schmort daS Fleisch langsam
Significant historical Pennsylvania newspapers