M Me s«Mch. Roman von Ottomar Eaimz. (g. Fortsetzung.^ .Und von hier kann es keine or dentlich?" In langjährigem Kamps hatte auch vchim es gleich seinem Vater gelernt, »in jegliches Hüg«lchen zu benutzen, das ihm vor dem Geschoß der Mutter te daher: bin nur lchickt, Mutter." Er braucht« häu fig das Wort offiziell, weil es ihm in seinen Aengsten einen Halt, »ine gewisse Würde gab. .Sehr drängen werd« ich nicht, darauf kannst Du dich v«rlassen." .Da» fehlte auch noch", sagte Tan te Lite. Al» Achim draußen war, pustete er wieder, aber diesmal war das Pus ten echt. Er machte einen Umweg, um die Röthe aus seinem Gesicht schwinden zu lassen, und schämte sich gar nicht, daß er seine ganze große Schwärmerei, die er für Flora hegt«, schmählich verrathen hatte. Er war vergnügt, denn er war bei Mutter gut davongekommen. Je näher er ab«r an das Haus in d«r Lindenstra ße herangelangte, um so mehr fiel dies Vergnügen von ihm ab, zuletzt trat er schüchtern ein und blieb erst eine Weile unten bei Frau Möller, bis er die Treppe hinaufging und klingelte. Er ließ sich anmelden, fand alle drei Durenhardts beisam men und stammelte: „Ich komme im Auftrag des hiesigen Kampfgenossen- Vereins ... Ich bitte Sie um Ent schuldigung . . .wollte mir nur die ergebene Bitte . . . oder, ja, Bitte er lauben ... Ich danke ergebenst" da hatte ihn Durenhärdt endlich auf einen Stuhl genöthigt „Ob viel leicht das gnädige Fräulein... O bit te ..." da hatte ihm Durenhärdt d«n Hut entrungen „Ja, wir meinten, ob das gnädige Fräulein ... Ich ha be einen Prolog gedichtet ... das heißt, ja . . . gedichtet, ich meine Ver se. O bitte ..." —da hatte ihm Durenhärdt eine Kiste Zigarren vor gesetzt „Mit lebenden Bildern . . . am achtzehnten März, ErhebungStag. Dank« verbindlichst." Da kam Du renhärdt mit Feuer, und Achim hatte alle Hände voll zu thun, daß er sei st Zigarre abschnitt und das Streich holz rechtzeitig zu fassen bekam. Er qualmte, ließ die rechte Hand mit der Zigarre auf das Bein herabsinken, während er sich nach und nach feines offiziellen Auftrages entledigte. Zu letzt also fragte er: „Wenn das gnä dig« Fräul«in vielleicht die Güte ha ben wollten, diese Vers«" er zog ein Heftchen hervor und freute sich, als er mit seiner Anrede fertig war, aber die Antwort, di« fiel nun so au», wie Achim sie sich doch nie gedacht hätte. Eine kurze Weile war es still Im Zimmer, dann machte Frau Emi lie eine Bewegung, als ob sie wollte: O bewahre! Der Premierleutnant tnipste mit seinem Messer, Flora Du renhärdt aber streckte den Oberkör per nach vorn und sagte mit ihrer klangvollen Stimme: .Sie haben mir eine große Ehre zugedacht, Herr Dok tor, und ich danke Ihnen und den andern Herren, aber ich trete niemals öffentlich auf." Diese Ablehnung war b«i aller Höflichkeit fo bestimmt, daß Achim einen Schreck bekam und mitten in sagt, wozu es wiederholen? So stolpert« H«rr Doktor Achim schuldigung gebeten hatte, wieder ab. „Ja, es thut mir leid", sagte Du renhärdt an der Etagenthllr. „Aber Einen Augenblick erholte er sich von seiner Niederlage bei Frau Möller, die ihn wegen seiner schwierigen Hoch. Unter den Zuschauern befanden sich Durenhardts und Friemann. FiMlein Durenhärdt und Herr Rechtsanwalt Doktor Thorsten einen schönen !Äalzer zusammen tanzten, glitt! ° Nett>« Paar zu. Die beiden waren so sicher. Sie lächel ten. sie sprachen während des Tan ze» kurze Worte zusammen und »ick- Me stolz zu ihrem Stuhl zurück. Nelde beobachtete daS alles, und ihr war zumuthe, als hätte sie beide oft miteinander durch den Saal schwe ben und einander zulächeln sehen. Sie hatten sich fest umschlungen gehal ten wie zwei Vertraute, Nelde hätte kein Weib sein müssen, wenn sie nicht bei diesem Anblick von einer Ahnung erfüllt wurde, die freilich noch unbe stimmt, aber doch untrüglich war. Als sie nachher neben Flora saß, ergriff sie still die Hand der Freundin, und Flora, noch ein wenig vom Tanz erhitzt, ließ ihre großen braunen Au gen herumschwingen, bis sie in Nel dens Augen glänzten. Die Freun dinen sprachen kaum ein Wort zusam men, und Friemann war sehr klug: er wußte genau, daß Tante Lite und Tante Tine und Tante Mila hinten in der Ecke ihren Kaffee tranken und alles, was im Saal geschah, aufs sorgfältigste kontrollierten. So mied er, um sich zu nichts zu verpflichten, jegliches Aussehen, hielt sich auch von Wein. Achim aber ärgerte sich, denn ei gentlich hätt« er Flora zum TaNz auffordern wollen er hatte es nur nicht gewagt, weil Flora noch immer Trauer hatte, obschon sie heute in Hellem Gewände erschienen war. Er war rücksichtsvoll genug gewesen, an diese Trauer zu denken, Friemann in dessen hatte kein Zartgefühl. Jetzt konnte aber Achim nicht hingehen und Flora ebenfalls auffordern, denn dann war er nur der Nachahmer Friemanns, und außerdem hatte er auS Freude über die für den Prolog eingeheimsten Dichterehr«n Gliche Glas Bier getrunken und fühlte sich danach nicht mehr ganz sicher. Der ra nicht näherte, war die Furcht vor seiner Mutter, die scharf verfolgte, mit welchen jungen Mädchen er sprach. Achim war eifersüchtig auf Frie mann, aber er tröst«te sich damit, daß er als die edle poetische Äele es fein sinnig vermi«d«n hatte, Flora zum Tanz aufzufordern. Es kam wohl die Stunde, wo ein großes Weib wie Flora Durenhärdt erkennen lernte, um wie unvergleichlich werthvoller sein eigenes, stilles, duldendes, aber tiefes Gemüth war gegenüber der lau ten, schwadronierenden Art und Wei se seine» Schulfreundes Thorsten. Auf diesen zukünftigen Triumph konnte er gut noch ein paar Seidel hin ten am Büffet trinken, wo so viel« Kampfgenossen standen, daß er eS leicht hatte, sich vor Mutter zu ver stecken. wachte und einen dumpfen Schiid«l hatte, machte er sich bittere Vorwür fe. Was hatte er von dem gestrigen Ab«nd gehabt? Sein Gedicht war de war auf ihn ausgebracht worden, und der Vorsitzende hatte in der Rede so etwas von Schillerschem Schwung ge sagt. Das war ehrenvoll und konnte ihm ein Sporn sein, allmählich seine großen Gedanken in große Wer ke umzudichten. Es war gewiß schön gewesen, so im Angesicht von Mutter und von seinem Direktor, der auch rühmt zu werden, aber das Bier nach her hatte ihm den Abend verdorben. Wie anders stand Friemann da. WaS brachte der an solchem Abend fertig! Mit allen hatte er gesprochen, allen ein verbindliches Wort gesagt, mit Flora hatte er als der einzige ge tanzt, und kein Augenblick ging ihm ungenutzt dahin. Wie unbedeutend erschien sich Achim dagegen, wie sehnte er sich danach, auch einmal den Fri sch«». Liebenswürdigen zeigen zu kön nen. Aber dazu gelangte er nicht. Er mußte Bier trinken, und dann ge nierte er sich, unter Menschen zu sein, die solches Fest nicht in der gleichen Stumpfheit verbrachten. Ein Glück war es für Achim in seiner Verzweiflung, daß es auf der Welt gute Vorsätze gibt. Davon nahm er ein reichliches Theil zu sich, bekommen?" ' Da mußte er still halten, verbeugt« sich vor den Damen und fragt« sei nerseits, wie sie sich vergnügt hätten. „Soweit gut", meinte Flora. Wir nicht zugehen bekommen." „Ich auch nicht", sagte Nelde. .Er würdigte uns nicht seiner Ge sellschaft", scherzte Flora zu Nelde. „Nicht einmal zum Tanz hat er uns aufgefordert", fuhr Flora mit lächeln der Grausamkeit fort. „Und wir sa ßen und warteten." Nelde lachte. Achim stand auf heißen Kohlen: „Ich ... nur eben... war ich der Ansicht, daß das gnädige Fräulein . . ." Das andere konnte sich Flora hinzudenken. Nelde aber ließ nicht los: .So habe ich", sagte sie, „beinah Mauer blümchen spielen' müssen." „Ach, wenn ich da» gewaßt hätte, bestimmte» Wort au» seinem Mund. wären die Aufsatzhefte in den Staub gerollt. .Danke. . . bitte ...0..." „Komm bald vor, Achim", rief Nel wie die Aufsatzheft«. Also b«id« hatten sie auf ihn ge wartet, so bildete er sich ein. Sie hatten e» übelgenommen, daß er sich nicht sehen ließ, sie hatten mit ihm tanzen wollen. O, wie war es doch elend, so sein Glück zu verscherzen! Flora hatte ihn heute freundlich ange sehen und ihm zum Erfolg seines Prologs gratuliert, das war ein Zeichen, daß sie Antheil an seiner Schöpfung nahm, die ihm jetzt nach all den genossenen Komplimenten un geheuer wichtig vorkam. Er konnte gehen und di« einzelnen Verse immer wiederholen: „Ni« gab eS schönen Tod auf die ser Erden ... Ihr habt gebaut an Deutschlands hehrem Dom« . . . Drum Heil euch all«n, ihr verdien ten Recken . . ." Ja, Flora nahm Antheil an ihm. Und Nelde? Ach. was war es für ein eigenthümliches Schicksal, diese beiden Frauengestalten vor sich zu sehen, die in seinem Leben, obschon sie nichts da von wußten, eine so große Rolle spiel ten. Nelde, sein« Jugendliebe, üb«r die «r hinauswuchs, als «r das ande re, große Weib sah: Flora Düren- Hardt. Er wollte das Sein« thun, damit der Name Flora wenigstens ti li« bedeutsam« Episod« in sein«m Le b«n bezeichnete. Da die guten Vorsätze: „Möglichst nichts zu trinken, zu arbeiten und den Menschen unverzagt ins Gesicht zu während der nächsten hatte. Er kreuzte Floras Wege, er redete sie an, er erreichte eS, daß er mit ihr einen Weg machen durfte. Der Gipfel seiner bedeutsamen Lebensepi sode war eS, als er Flora seine besten lyrischen Gedichte abschrieb und zu schickte und dafür ein Billet mit kräf tigen Schriftzügen bekam, in dem sich die Dame sehr liebenswürdig über seine Verse aussprach. Es ist unmöglich zu verrathen, wie oft Achim daS Billet las. Er besaß könnte. Aber da trat etwas in sein Leben, das alle Träume jähling» ver nichtete. Tante Mila kam zu Tante Lite: da» ist sehr romantisch." „Was, Mila? Du weißt, daß ich keine Anspielungen leiden kann." Tante Mila ließ sich nicht stören. „Warum sollen sie auch nicht?" „Mila, tttte." iJch dagegen .." dann bist Du eS. Ich meine, Du und mir was beibringen willst und dazu solche Umschweife gebrauchst." .DaS macht mir Spaß, liebe Schwester", sagte Tante Mila und legte ein Bein über das andere. .Im übrigen ist es möglich, daß ich Dir gar nichts beizubringen habe. Du mußt es doch zuerst wissen." Tante Lite schwieg. Es war un bitten. Sie häkelt«, und ihr Hand gelenk schurrte gegen die Aermelkrau se. Tante Mila, die nicht zu den Klatschschwestern gehörte, aber ihre Freude daran hatte, die Familienmit glieder da zu ärgern, wo sie am em pfindlichsten waren, ließ des grausa men Spiels genug sein. „Ich hätte sonst gedacht", meinte sie, „daß er doch eine Einheimische nähme, aber ich geb« ihm recht —" „Wem gibst Du recht?" „Deinem Achim. Er wird dick, und es ist Zeit, daß er eine Frau be kommt. meinst Du nicht? Di« alt«n Junggesellen taug«n nichts m«hr zu Ehemännern." „Meinem Achim?" „O, Du weißt es nicht? Und ich hoffe gerade von Dir zu hören, es scheint doch, daß er mit Fräulein Du renhärdt . . ." Nun fuhr Tant« Lite in di« Höhe: „Die! Wenn er sie bittet, feinen Pro log zu dtklamieren. dann sagt sie nein. Die? Die hat Mutter, die Fmnili«, die klar und deutlich vor meinen Augen steht. Ich glaube sicher, daß er und Nelde sich finden." .Einstweilen folgt er andern Spu ren." „Die will ich verwischen, darauf verlaß dich!" Tante Mila hatte ihre Freude, ihre Schwester in Aerger zu versetzen, aus gekostet und wandelte ihres Wegs wei ter. Tante Lite aber setzte die Miene als regierende Bürgermeisterin auf, jene heroische Miene, wie man sie nur noch bei antiken Statuen an Menschen findet, die zu solcher Größe heran wachsen, daß sie die eigenen Kinder opfern tonnten, wenn das Wohl des Staats es heischte. Ihr Mann schickte Humpelthießen mit der Botschaft, er käme heute erst spät aus der Stadt- Bürgermeister Ellerbek hatte Glück, ihm auf diese Weife eine Sitzung in leicht nicht so lang, aber um so schwieriger geworden wäre, und wo bei ihm überdies nicht einmal volle Redefreiheit gewährt war. Also mußte Tante Lite aus die Mitwirkung ihres Mannes bei der bevorsteheikdenHaupt- und Staatsaktion verzichten. Das that sie ohne viel Bedauern, denn ihr Mann war schließlich schwach, und das Wohl der Familie ruhte allein auf ihren zarten, aber doch kräftigen Achim lehrte heim, er sah erquickt aus, seine Augen hatten etwas Leuch tendes. In der Hand hielt er seinen „Wo ist der her?" fragte seine Mut ier. „Den habe ich auf der Wiese ge pflückt." „Warst du allein?" „Ja, Mutter." „Wo warst du vorher?" „Ich ging ein bißchen durch die Stadt." .Allein?" „Ja. . . das heißt, wie das denn so ist, man trifft diesen und jenen, nicht wahr? Und geht «in Stuck mit ihm." „Auch Damen? Triffst du auch Da men?" „Gewiß. Warum?" „Und gehst mit ihnen spazieren?" „Spazieren? Nee, höchstens «ine klein« Strecke." „Wen zum Beispiel?" .Na, du kennst sie ja ebenso gut wie ich." „Wohl auch diese. . . diese Flora, wie?" „Fräulein Durenhärdt?" Achim hatte gleich ein unheimliches Gefühl, als Mutter mit Fragen anfing. Er kannte das, das lief auf irgendetwas hinaus, aber er wußte immer nicht auf was. Nun blitzte es in ihm auf. Leugnen durfte er nicht. Mutter war vielleicht selbst auf der Straße gewe sen und hatte ihn mit Flora Düren- Hardt gesehen, darum sagte er und gab sich Mühe, gleichgültig zu spre chen: „Ja, kommt auch vor." „Heute?" „Richtig, ich traf auch Fräulein Durenhärdt." Es sollte klingen, als besänne er sich plötzlich auf die Dame, die ihm begegnet war, aber Mutter ließ sich von der Gleichgültigkeit nicht besänf tigen. Sie trat vor ihn hin und hielt ihm eine große Rede. Die Rede war schön, und sie war auch sehr lang wie jede Rede, die Tante Lite hielt. Ihr Sinn aber war, Achim sollte sich nur nicht einbilden, daß sie jemals in sein« Verlobung mit Fräulein Flora Durenhärdt einwilli gen werde. Rechte Gründe wußte sie dafür nicht beizubringen, und des halb ging sie ins Breite: „Siehst du, Achim" und sie gebrauchte das treffliche Mittel, in dem Hörer Mit leid zu erwecken „ich habe mich für dich aufgeopfert. Zehn Jahre habe ich, als du klein warst, keine Nacht durchgeschlafen. Und wer strickt dir heute deine Unterjacken? Bin ich das nicht, so schwach mein« Augen sind? Und dein alter Vater." Wenn es sein mußte, war selbst Bür germeister Ellerbek als Mitleidserre ger nicht zu verwerfen. „Was hat er nicht alles für dich gethan!. . . Tag und Nacht. . ." Hier kamen, was ein ungemein wirksamer rhetori scher Kunstgriff ist, ein paar Thrä nen, „und nun willst du uns solchen die. . ." „Mutter!" hörte hier man Achim einwerfen. „O, mein Junge!" Nun brachte Mutter alle Bedenken vor, die sie ge gen DurenhardtS gesammelt hatte. Waren das eigentlich richtige Beben dem Herzen dieser braven Frau, der all« Schauspielerei, alles vorzeitige Abbrechen einer Karriere, der die Verlobung eines Mädchens mit. einem Musiker nicht paßte, die ihrer Anti pathie gegen die merkwürdigen Leute Ausdruck geben mußte, und so opferte sie heroisch das Herz ihres Sohnes auf dem Altar der Familie und ihrer Vaterstadt: „Ich sag- dir also, die wird nicht geheirathet!" Das bewies der große Entrüstungs sturm, den Bürgermeister Ellerbek, ali er spät AbeodN in die Angelegen- denn eine Ahnung, ob sie ihn über haupt will?" Recht hatte Bürgermeister Ellerbek: Fräulein Durenhärdt war nicht ge- Absicht besäße, Doktor Ellerbek zu ehelichen. Die Tragödie spielte sich hinter FloraS Rücken ab, und die Da me war daher ein wenig oerwundert, als ihr Achim beim nächsten Begeg nen wohl einen tiefen Diener machte, aber nicht versucht«, ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen. Nun, sie konnte ihn entbehren. Achim trug sein Leid mit der Fas sung, die edle Männlichkeit dem Men schen gibt, und der Dämmerschoppen half ihm da» Seine tragen. Nur war es ein Fehler, daß ihn feine Mitteil samkeit daran hinderte, den Schmerz für sich zu behalten. Geradi Men schen, die im allgemeinen scheu sind, haben den Drang in sich, ihr Herz zu öffnen, und sind dabei nicht wähle risch, wenn es gilt, sich einen Ver trauten auszusuchen. So war es dies mal Gastwirth Kühl von Stadt Kiel selbst, den Achim so halbwegs zum Vertrauten seiner Trauer machte. Gastwirth Kühl hatte sich einen Schnitt eingeschenkt und setzte sich zu „Na, Herr Doktor, ist denn noch immer keine Aussicht da, daß wir hier wieder eine nette Hochzeit krie gen? Sie sind doch in den Jah ren." „Ach, Herr Kühl, ich! Ich werde wohl so eintrocknen. Wenn man das erlebt hat, was ich eriebt habe!" .O!" sagte Gastwirth Kühl mitlei- Mädchen, nicht?" erklärte ihm Achim. „Und man meint, es kann was wer den, nicht? Und dann unüberwindliche Hindernisse, nicht? Ich kann Ihnen sagen. . . „Prost, Herr Dokter." Gastwirth Kühl animirte gern, das half im mer. Ein Seidel mehr war leicht ge trunken. .Prost!" „Ja, ich hab: auch so was durch gemacht." Achim aber hatte den Egoismus der Leidenden, also für fremden Schmerz keinen Sinn. Er nahm einen großen Schluck, der ihm wohlthat, und so machte er di« Herzensthür noch um ein paar Fuß weiter aus. .Ich kann Ihnen sagen, Herr Kühl, ich möchte eine Reise nach dem Nord kap machen, um ganz einsam zu sein. Ich glaubt, da würde ich gesund. Aber Mutter meint ja, es ist zu weit, und nun will ich wenigstens auf ein paar Tage nach Laboe bei Kiel, da ist Se gelregatta. Ich denke, das wird mir auch gut thun." .Ja, da ist eS ganz nett. Ich bin da nie gewesen, aber was mim so hört. . In der That war Achim dieser Aufenthalt gut, und als er zurück kam, hatte er viel Muth und gründete einen Koggenstedter Segelregattaver ein .Seestern", der bald fünf Jachten auszuweisen hatte und ein« Wettfahrt veranstaltete. Die gehörte zu den auf regendsten Schauspielen, die jemals auf der Koggenstedter Rheede beob achtet worden waren, besonders als der Wind abflaute und alle fünf Jachten friedlich nebeneinander her trieben. während Achim auf einem Floß in der Mitte des Hafens stand und Starter und Richter, und was sonst noch an leitenden Kräften nö thig war. in seiner Person vorstellte. DaS Floß war unsicher und un dicht, und Humpelthießen, der sich als Faktotum neben Achim darauf be fand, rieth Herrn Doktor eifrig und oft zum Genuß eines kleinen Kog naks, damit ihm die nassen Füße nichts schadeten. Achim befolgte den Rath. Die kleinen Kognaks aber hat ten die böse iNirkung, daß er nicht mehr genai' auf die Sekunde entschei den konnte, ob Elfriede oder Vaude ville zuerst durchs Ziel ging. Er ent schied sich für Elfriede, Vaudeville Lied war, daß die ganze Preisver theilung (erster PreiS: ein silberner, vergoldeter Pokal i zweiter Preis: ein silberner, vergoldetir Becher; dritter Preis: ein silberner Becher), ja daß die ganze Preisvertheilung unter blieb. Achim wollte tiefgekränkt sein Amt als Vorsitzender niederlegen, aber die fünf aktiven und sieben inaktiven Mitglieder vom „Seestern" sprachen ihm bei dem Abendessen in Stadt Kiel ihr Vertrauen auS. Elfriede und Vaudeville wären eben zu gleicher Zeit durchs Ziel gegangen, und -S gab keine sichere Entscheidung. Achim hätte schon genau genug aufgepaßt. eS wurde das Abendessen in aller Vergnüglichkeit verzehrt. Dann ver steigerten sie untereinander die Preise, das gab zusammen fünfzehn Mark, dafür hatten sie ein schönes Faß Bier diesen Abend. Während Achims Leben solcherge stalt in Trägheit oder kleinen Bethä tigungen hinfloß, üb«r die er nie hin auskam, wurde Friemann ein angese hener Rechtsanwalt. Er brauchte nun nicht mehr die Protektion von seinem ante Auskunft, wenn es galt, einen schwierigen HandeZ zu schlichte». Ueber die Geschäftigkett seine? Se,. stes jedoch vergaß sein Herz ckcht die Sprache, ja, in den kurzen Ruhe» Frau Flora Durenhärdt würde, wenn sie hier durch die Räume schritt. Da! Unbehagen wegen Floras Familie er auf Flora Durenhärdt zusteuern wollte, Klarheit nannte er das, obschon nug, das Gedächtniß an den Ersten Und Flora selbst ja, wußt« sie etwas von Friemanns Begehren? Er hatte ihr nicht offen seine Nei gung gezeigt, aber es genügt wenig, um dem Weib zu verrathen, wie man seiner gedenkt. So waren ein Blu- für Flora dafür, was Friemann wollte. Si-, nahm die Aufmerksamkeit freundlich an, aber sie erwiderte die Geschenke in keiner Weise. Sie sprach auch nicht zu Nelde von dem, was vor ging, und so war zwischen den drei Personen ein mißtrauisches Beobach ten. Jemand anders aber war da, der das Ganze sehr einfach und praktisch auffaßte: das war Floras Stiefmut ter. Frau Emilie lag auf ihrer Chaiselongue und hatte irgendeine Süßigkeit im Mund. Sie legte da» Buch beiseite, ließ den Kopf herum sinken und sagte zu Flora: „Blumen. Nun, es ist Zeit, daß du dich ver heirathest, du kannst nicht ewig jun ges Mädchen bleiben. Fürs Thea ter ist es zu spät, du bist zu alt, und schließlich, wenn man keine Konnexio nen hat es ist ein gräßliches Da lent. Blumen! Wie denkst d» denn?" Flora erhob sich: „Ich kann darü ber nicht sprechen, Mama. Solche kleine LiebeSwürdigkeiten sind kein Antrag." „Ach, die Männer, die soll man kennen," entgegnete Frau Emilie mü de. „Einer wie der andere. Laß sie Blumen schicken, und es heißt: ich möchte dich in mein Heim fuhren. Also du bist kein Kind, du weißt ge nau, wie es bei den Herren aussieht. Wie denkst du?" „Ich sage dir, ich kann darüber nicht reden." t d h' t einer Zeitung gesessen hatte, stand Flora bei: „Ich Flora recht, einmischen. Ich habe das größte Ver trauen zu Flora, und mir wäre es natürlich recht, wenn . . . Aber es ist nicht angebracht, das jetzt schon zu besprechen." „Ach, ihr« Männer thut immer zartfühlend," sagte Frau Emilie, und ihr Mund verzog sich, „So diskret thut ihr, als dürftet ihr von nicht» wissen, was die Liebe angeht. Dabei wißt ihr alles und seid nichts weniger als schonsam, wenn ihr euch erst ein genistet habt." „Das kommt hier nicht in Frage. Emilie." „Ich mag kein Bersteckspiel. > Die Liebe ist eine Sache wie andere auch. Flora hat lang« genug über ihr Un glück getrauert." Flora wurde ungeduldig: „Laß uns schweigen, Mama." „Ach nein", sagte Frau Emilie. „Eine Heirath ist das einzige Richtige für dich, und der Herr Doktor ist ein brillanter Mann. Es ist ein reiches stalt glänzen." Es wurde nach dieser Unterhaltung auch bei Durenhardts nicht mehr viel über den Rechtsanwalt geredet. Flora sann nach: wenn Friemann die ern ste Frage an sie richtet«, so hatte sie ihr Schicksal in der eigenen Hand. Ihr Bater würde nichts dazu sagen, wie sie sich auch entschied. Frau Emilie würd« sich freuen, wenn ihre Stieftochter eine gute Partie macht«, aber sie würde auch bald verstumme? > in dem Fall, daß Flora Friemanns Hand ausschlug. So weit gingen die > Gedanken des Mädchens schon. Sie schalt sich aber dann. Ausschlug? Ja, dazu gehörte erst ein Angebot, und konnte sie es nach ihrem Herzen über- Haupt dulden, daß er ihr ein Ange- bot machte? ! Schwer war es für Flora, sich hierüber zu prüfen. Ihre heiße Lieb« hatte sie gehabt. Es war viel Aeu ßerliches, was ihr Friemann ange nehm machte, sie dachte gern an die Zeus- und die Junobüste in dem ernster Mann. Ja. so war es nicht leicht, von ihren Gefühlen je ne auszusammeln. die aui dem Her zen und die aus dem Verstand stamm ten. Sie vermischten sich immer wie der, und diese Mischung nezint man zweite Liebe. i?ür die Küchr. Wickelklöße. Man reibt am Tag« vorher abgekochte Kartoffeln und uengt sie mit dem allerbesten Griesmehl und Salz. Dies formt man zu einer Kugel, die sich vom Ge schirr löst und läßt diese eine Stun de lang ruhen. Dann rollt man den Teig mit dem Nudelholz zu einer Platte auf, die man vermittelst eineH breiten Messers mit frischer Butter bestreicht und sodann zusammen rollt. In schräger Richtung schneidet man daumendick« Klöße ab, wirst sie in koch«nd«s Salzwasser und kocht sie langsam 1k) Minuten lang. Sie schmecken vorzüglich. Ente mit Oliven. Die Ente wird sehr sorgfältig zurecht gemacht, braunen Mehlschwitze verkocht hatte, Ist die Ente darin ringsherum braun angeschmort, so bratet man überbrühte Oliven mit deren Sast bei, bratet die Ente fertig und reicht sie mit der Sauce übergössen. Käse-Auflauf.- Pfd. sehr seine« Weizenmehl quirlt man in Quart kaltem Rahm, fügt 6 Unzen Butter dazu und verrührt dies über dem Feuer zu «in«m Brei» bis derselhe sich von der Kasse roll« ablöst, worauf man ihm zu» Erkalten ausschüttet? dann vermischt man denselben mit 10 Eidottern, Pfd. geri«b«nem Schweizerkäse, ei ner Prise Salz, etwas Peff«r und ein wenig Zucker, sowie dem steif geschlagenen Schnee der 10 Eiwei ße, füllt die Masse in eine mit But ter gestrichene Porzellansvrm oder in einen von Blätterteig und bäckt den Auflauf eine Stund« lang. Birn«nkl ö Be. 2 Pfunds Bir« zieht sie ab und schnitzelt sie ganz fein» gibt dazu 2 Eier mit Tasse Milch verrührt, 1 Pfund geriebenes Weiß brot, 2 Eßlöffel geschmolzene Butter und etwas Salz. Die Masse wird gut verrührt, Klöße abgestochen und in siedendem Wasser gekocht. Man kann sie zu Fleisch geben. Pflauiti«nauflauf. 40 50 schöne reife blaue Pflaumen wer den gebrüht, geschält, in Hälften ge schnitten, entkernt und mit Zucker nach Belieben und «in wenig Weißwein auf gelindem Feuer beinahe gar ze dünstet; dann ausgeschüttet und kalt gestellt. Nun rührt man IVO Gramm Butter zu Sahne, fügt 4 6 Ei dotter, 75 Gramm Zucker, etwab Zimmt, die abgekühlten Pflaume» (ohne ihren Saft), etwas gerieben« Citronenschale und gestoßenen Zimmt, 3 Löffel gerieben« Semmel oder fein gestoßenen Zwieback und den steife» Schnee von 3 Eiweiß dazu, füllt die Masse in «ine gut mit Butt«r ausg«« strichtn« Form und läßt den Auflauf im Ofen bei mäßiger Hitze 45 Minu ten lang backen. Muß sofort ausge- Pastete von Kalbsleber. Ein derartiger Pastetenbelag ist für di« zusammengelegten Frühstücksbröt chen am praktischsten. Die Pastete wird nach folgenden Angaben berei tet: Hz Pfund Speck ist in feine Wür felchen zu schneiden und mit 3 bis 4 Eingewiegten Zwiebeln 2 bis 3 Mi nuten einzuschmoren. 6 bis 8 Sar dellen, 1 bis 2 weichgedünstete Trüf feln, 1 Theelöffel voll Capern werden feingewiegt, mit gestoßenem Pfeffer und Salz, einigen Löffeln Rothwem und 3 bis 4 Löffeln in kaltem Mes ser verquirltem Mehl gar gedünstet. Eine zart«, ganz frischgeschlachtet« Kalbsleber schneidet man in feine Scheiben und erhitzt sie in circa z Pint heißem Rothwein; sie muß den Wein völlig aufsaugen. Die Leber wird dann feingewiegt, mit den übri gen Zuthaten vermischt und durch einen dicken Durchschlag getrieben. Zuletzt kommt noch Pfund geloch ter und in Würfel geschnitten«! Speck mit der stark eingekochten Speckbrühe dazu. Diese Pastetenfarce wird in eine ganz mit Speck ausgelegte Form gedrückt und mit einem Deckel au» Brotteig geschlossen. Man kocht die Pastete etwa bis 3 Stunden im Wasserbade. Sie muß völlig erkal ten, ehe sie ausgestürzt werden kann. Apselgele« aus Cider. Man wäscht feine gute Aepfel rein, schneidet sie in Scheiben und locht sie in süßem Cider, der eben ausgepreßt ist, völlig weich. Dann läßt man den Saft ablaufen, mißt ihn und läßt ihn 20 Minuten kochen. Hierauf g>bt man für jedes Pint Saft ein Pint Zucker, den man vorher im Backofen erhitzt hat, hinzu. Wenn der Zuck« aufgelöst ist, läßt man das Gelee noch ein« Weile kochen, ohne zu rühren, nach 5 10 Minuten versucht man eine Probe, die man erkalten läßt. Wenn dieselbe dick wird, so füllt man die Masse in reine Gläser und iiber diefem Gelee halb so viel Cider wie
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