Freiheit. gelesen und schwärmte für Emanzi- Es war Abend. Klatschend schlug der Regen an die Fenster, der Wind In Stuart Mill vertieft, lehnte knabberte Schokolatxn-Konfekt, wäh rend ihr Mann am Schreibtisch saß. „Walter!" klang es plötzlich vom Eosa her. „Nun?" „Hör' «inmal, dies hier ist etwas „In unser«! Zeit ist schon das bloße Beispiel d«r S«lbständigk«it, so bedarf es exzentrischer Persönlich- S«n." ein wenig phlegmatisches Gesicht. „Zummindest«n kannst Du es Dir annehmen, Evi. Was meinst Du «S aussieht?" »unser Glück können sie uns nicht fortkritisiren; nicht wahr, Walter?" Er hatte sich neben ihr niederge- Lieber, lieber Walter!" Er zog sie sest an sich. „Es ist wals unterschreiben. Falls Du Dir di« Freiheit nehmen solltest, Dich einem andern zuzuwenden das Walter, nein, nichts Hal tvürde." ch! Freiheitsglühend stand sie vor ihm. Er aber, der Taugenichts, lachte nur iikxr ihr würdevolles Austreten. Da es die höchste Zeit war. nach dem Abendessen zu sehen, so sahen sie einander «rst b«i Tisch wieder Und als der Theekessel summte, der gefüllte Eierkuchen so appetitlich duf tete und ihr schönes, neues Porzel lan aus dem blüthenweißen Damast schimmerte, waren all« Prinzipiensra gen rxrgtssen. Die Herrschaften Starl-Bouchardt Waren auf Hochzeit bei Gerichtsrath Berg, dessen älteste Tochter sich ver iheirathete. In einer F«nst«rnischi lehn«nd, ließ Evi den Blick zum andern End« deZ „Diese nichtssagende Zierpupp«! Diese eitle, gefallsüchtige, einge schnürte Kokette!" All dies« Epith«ta schleuderte sie In Gedanken Lida Alsors ins Ge etwa einbildete, sie sei eifersüchtig! nur sein Mangel an Takt regte sie so auf. So öffentlich vor aller Bouchardt — purckon Stark-Bou-, chardt. Ich kann mich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnen, „Für Sie mein Fräulein, hoff« ich stets derselbe zu bleiben." Frl. Alsors sandte ihm unter ihren schwarzen, schönfrisirten Stirnlöckchen hervor einen schmachtenden Blick zu. Dann verschwand das Paar im Ne benzimmer. Es gab Evi einen Stich inS Herz. Ja, so waren die Männer alle. Wie hatte sie nur glauben können, Walter sei eine Ausnahme? Aber der Triumph, sie dieserhalb unglück lich, gedeinüthigt zu sehen, sollte ihm nicht werden. Als Dr. Wallin ihr gleich darauf ein Glas Champagner präsentirte, nahm sie es dankend entgegen und lächelt« ihn so ermuthigend an, daß der sonst ziemlich weiberscheue G«- l«hrt« um Erlaubniß bat, bei ihr Platz nehmen zu dürfen, was ihm bereitwilligst gewährt würd«. Gleich darauf gesellte sich ein neuer Ritter zu Evi, ein Assessor, der früher «in w«nig für- si« g«flammt hart«. Lächelnd verneigte er sich vor ihr: „Ach, wer bringt mir jene Tage, Jene Tage der erst«n Liebe, Ach, wer bringt mir eine Stund« J«n«r holden Zeit zurück?" deklamirter pathetisch. Doch gleich darauf meinte er in schlichter Prosa: „Nein, Frau Evi, hier im Salon ist's nicht nett zu überfüllt. > Mo len? Befehlen Sie, Ihr getreu«! Sklave folgt ihnen willig." Evi lachte. Sonst hätte sie sei nen v«rtraulich«n Ton verletzend ge funden; nun aber war ihr ja alles so unsagbar gleichgültig. Der Assessor ging auf Rekognos zierung aus, und Evi folgte ihm mechanisch. Jetzt hob er die Por tiere eines lauschigen Kabinetts, und beide blickten zugleich hinein. Evi erblaßte jäh. Denn dort, ganz nahe der Thür, saß si«, di« Verhaßt«. Ihre üppige Gestalt mit der schlanken, g«schnürt«n Taille lehn te hingegossen auf einem Divan. Das weiß« Gewand hob sich pittoresk von dem purpurrothen Hintergrunde ruhten mit schmachtendem Aus druck auf Walter, der, den Rücken der Thür zugew«nd«t, soeben bemerkt«: „Glauben Sie nicht auch, daß wir in d«r W«lt der Erinnerungen das reinste Glück genießen?" Evi hielt sich krampfhaft an ei ner Stuhllehne. Sie empfand ein brennendes Verlangen, h«imzu«!len, um dort in der Einsamkeit ihr Leid auszuschluchzen. Aber sie durfte keine Veranlassung zu Muthmaßun fo weh ihr das Herz auch that. Unschlüssig, wie er sich b«i diesem unerwarteten Anblick verhalt«» sollt«, war der Assessor auf der Schwelle stehen geblieben, als Evi ihm ein z°g „Wir wollen sie nicht stören," be merkte sie anscheinend gleichmüthig. „Eheleute, die beständig auf ihre ge genseitige G«sellschaft angewiesen heimlichen Einverständnisses. In f,iberhafter Erregung hatte Evi sich ihres Festschmuckes entledigt. Unfähig, sich länger zu beherrschen, war si«. Kopfweh vorschützend, unbe- Kälte und Leere. Wenn Walter sie im Punkte der Liebe für beide Tbeile beharrt. Um des Prinzips Thür. Evi wandte Ihr Gesicht ab und schloß die Aug«n. „Wie, Du hast Dich noch nicht zu Bett gelegt?" klang Walters Stimm« an ihr Ohr. „Bist Du trank, Her- cht d st t si h als sie s«in«m zärtlich besorgten Blick doch um alles in der Welt, was Dir fehlt, Evi?" vernahm, da war «s aus mit ihrer Selbstbeherrschung, und sie weinte, als wollte ihr das Herz brechen. „Und das kannst Du noch fragen Du Du " Schluch zen erstickt« ihre Stimme . Es blitzte plötzlich auf in seinen Zügen. Sich neben ihr niederlassend, „Ist es nur das? Hast Du es so tragisch genommen, mein Kleines? Hast Du denn nicht gemerkt, daß es nur ein« Illustration zu Deinem neu lichen hochtönenden Vortrag über die Konsequenzen absoluter ehelicher Frei heit war? Wie konntest Du nur glauben, daß mich im Ernst für diese hohle Kokette erwärmen könnte! Ich «u kait, da Du so vergnüglich aus sahst und Dir vom Assessor die Cour schneiden ließest." „Glaubst Du, ich wüßte nicht, daß Du mich die ganze Zeit über durch „Verzeih', Evi! Ich ahnte nicht, daß Du es Dir so zu Herzen nehmen würdest. Aber glaubst Du vielleicht, Deine stolze Behauptung, es würd« nehm oder schmeichelhaft sein sollen? Nun gibst Du mir nicht mehr so weitgehende Freiheit; gelt, Evi?" Si« schmi«gt« den Kopf an die Brust. „Nein, Walter!" Und „nein"! witderholt« «in tau sendstimmiges Echo in ihrem Herzen. Der Ma«« ohne Kopf. Gottlieb Lehmann war ein gebore ner Pechvogel. Dies zeigte sich schon bei seinem Eintritt in die Welt, auf die er mit einem eigenthümlich ge formten Schädel kam. Ein Schädel, der ihm zu einer Quelle reichsten Miß« Vergnügens ward, so sehr, daß er ihn um seine Stellung bracht«. Denn Leh mann hatt« sich über einen auf seinen Kopf gemachten Witz so geärgert, daß er im Geschäfte, wo er Buchhalter war, grobe Rechenfehler machte und deshalb entlassen wurde. Dem Manne ging es nun recht schlecht, denn für einen so alten Kommis wie er, war es nicht leicht, wieder eine pas sende Stelle zu find«n. Da hörte er zufällig von der selt samen Sammelwuth des Universi tätsprofessors Dr. Cranius, der aller hand Kuriositäten, vor allem aber in teressante Schädel zu theuren Preisen laufte. Lehmann begab sich sofort zu Professor Cranus. der Professor nach Untersuchung von Lehmanns Sorgensitz, „offenbar un gewöhnlich starke Scheitelten« und Fontanellen, das Cerebrum muß son- Schädel gern meiner Abnormitäten sammlung einverleiben. Wenn es Ihnen also recht ist, machen wir mit einander ein Geschäft ab. Ich zahle Ihnen rund fünfhundert Mark, und zwar fünfzig Mark sofort und d«n Rest in wöchentlichen Raten von zwanzig Mark." „Gut, Herr Professor, ich bin be reit. Fünfzig Mark sind jetzt für mich eine Rettung aus der Noth, und mit zwanzig Mark die Woche braucht man wenigstens nicht zu verhun gern." Der Vertrag wurde sofort unter zeichnet. » » « In Gottlieb Lehmanns Freuden becher fielen bei einigem Nachdenken eigenen Kopf war doch «igentlich ein bedauernswerthes Geschöpf. Denn er konnte «ig«ntlich gar nichts unterneh- Fremden zu bedienen. Von Zeit zu Zeit mußte Lehmann das war vertragsmäßig bei dem Professor sich vorstellen, wo dann stets einem Schädel ist jetzt nicht mehr Ihr aus schließliches Eigenthum, und auf fremde Sachen muß man doppelt los." 112 ch h „Für mich auch. Herr Professor!" meinte Lehmann, sich verabschiedend. bittersten Noth geschützt. del fallen ließe. Ich verbitte mir, daß „Ich wünscht«, Sie hätten Ihren verdammten Schädel schon!" rief Leh „So? Warum geben Si« mir ihn denn nicht? H«? Sie wollen wohl so alt werden wie Methusalem? 810 ß ans Geld denken Sie, aber nicht an die Wissenschaft. Daß Sie mir künftig besser acht geben auf meinen Schädel, Herr Gottlieb Leh stets andere Mediziner bei Professor Cranius, wenn er sich dort seine Rate holte, und Cramus behandelte ihn dann geradezu unmenschlich. fragte der Professor di« Anwesenden, „bringen Si« ihn hierher, Lehmann." Dann demonstrirte Cranius >u^ge manns, das heißt an „seinem" Schä del herum. Einmal zerbrach der Professor gar einen Teller auf „sei nem" Schädel. „Das dürfen Sie nicht!" schrie Lehmann. „Es war natürlich riskirt", erwi derte Cranius. ich wollte mei nen Collegen die Dicke der Schädel seltene Exemplare", sagte Professor frei«n Platz in der Mitte des R«galS, freundlich sein wird, di« Waare abzu liefern, find Si« alle zur Untersu chung eingeladen. Es wird sehr in- Von da an sah Gottlieb Lehmann stets im Geiste seinen Schädel auf dem Regal stehen, und er ward schließlich so nervös, daß er sich bei nen Schädel verkaufe, sei das seine Sache. Das einzige wäre, daß Leh mann seinen zurückkaufe. Leh taufend Mark. „Was werden Sie mit dem Gelde thun?" fragt« der Bankier, der ihm das auszahlte. „Waren Sie etwa einmal in einer Irrenanstalt?" fragte der Bankier. „Herrgott, man möchte doch gern nen Kopf befaß." Das ist nicht mein Kopf. Mir ge mir?" fragte der Bantier. Daran hatte Gottlieb Lehmann auch noch nicht gedacht! „M«in Gott", rief er, „machen Sie die Sache nicht noch „Meinen Schädel", korrigirt« der Professor. „Na, dann Ihren Schädel." „Welch«n?" fragt« d«r Professor. den' nicht trennen können", meinte der Professor trocken. „Es würd« ein großer Verlust für d!« Wissenschaft sein!" griff er zu einer List. „Gut, Herr Professor", sagte er, „ich sehe ein. daß Sie im Rechte sind, und will mich ins Unvermeid lich« fügen. Aber Sie müssen mir ebenfalls oersprechen, daß Sie mich len." Wort laut mitlas: „Herr Professor Nichtsahnend that das der Gelehr- Schädel die Rede? also vom Schädel des Professors. Wohl hat dieser versucht, sich beim Gericht Recht zu verschaffen, aber ver geblich. Auf dem Scheine stand ja zu deutlich: „Herr Professor Cranius darf mit seinem Schäkel machen^was steht nichts darauf. Und so gelangte der glückliche Leh mann wieder in den Besitz seines Nablrffe obligr. Di: Marchesa della Somaglia di Castelfiore di Bolpiano war ur sprünglich einfach bürgerlich gewesen, aber der Marchese della Somaglia di Castelfiore d! Volpiano hatte sie so jung zu dieser hohen Ehre gebracht, und sie hatte so authentisch in den Salons Jahrzehnte hindurch geglänzt, daß sie sich nicht im mindesten erin nerte, auf die Welt gekommen zu sein (übrigens lag jener Augenblick schon stark in der Vergangenheit), ohne ein Adelswappen, und dennoch bedurft« sie des Wappens und d«r geadelten Ge sellschaft, wie der Lust zum Athmen. Nun hinterließ der Marchese bei sei nem Tode ein sehr zusammenge schmolzenes Vermögen, und obgleich die Marchesa den Sechzigern zusteu erte, sah si« sich gezwungen, eine furchtbare Mesalliance zu schließen. Sie verheirathet« sich mit Herrn Ra pagnetta, einem ehemaligen Drogen händler, der Dank der Drogen ein Milliönchen zusammengescharrt hatte. Natürlich kann die Marchesa della Somaglia di Castelfiore di Volpiano nicht plötzlich eine Frau Rapagnetta Händler, zu dulden. Sie hat sich da her die kolossale Aufgab« gestellt, den Drogenhändler in den Marchesa della zu verwandeln. Dazu sind Aus flüchte, Takt, Phantasie und Kuhn- Herr Rampagnetta aus der Rolle des Marchese: «r versteht nicht, Austern zu essen, und hat eine tompromitti bener war mit dem Herzog von Par ma befreundet." „Als ich mit mei nem theuren zu Hofe Verstorbene ein ein stein reicher Bürger gewesen, und daß d«r Gegenwärtige ein ruinirter, aber ade liger Somaglia sein könne, dessen Un gewandtheit allein von dem Bewußt sein kam, seiner Gattin mit dem Adel nicht auch das nöthige Kleingeld ge brach' zu haben. Wie aber di: Wabrheit erfahren? Die Gesellschaft des Kurhauses zer brach sich hierüber den Kopf. Wenn sie an ihrem reservirten Tisch der „March«s«" sich jemals als Mar« tragen. Mit der Gesellschaft bekannt Wenn Jemand aus dem Kreise ihn allein vorstellte, „der Marchese della Somaglia di Castelfiore di Vol- Aber eine Visitenkarte des Mar chese mit Namen und Wappen hattt bisher noch keiner gesehen. Immer, Lire von N. N.". Natürlich erklärte sellschast, der es sich in den Kopf ge» s«tzt hatte, hinter das Geheimniß zu kommen, einen listigen Plan, der nicht fehlschlagen konnte. Man müßte in Gesellschaft nach dem Kloster von S. Bastia gehen, wo alle Besucher sich haft« March«s« hi«ß. Der Plan fand Beifall, man begab sich dorthin. Der Kastellan führte di« G«sellschaft überall umher, vom Keller bis zum höchsten Geschoß, und Der Marchese hatte sofort das Al llettern." „Wenn die Herrschaften die Güte haben wollten, sich einzuschreiben." „Der Marchese muß ansangen, zu erst der Marchese —" ruft man durch «inander. „Oh, oh," wehrt der Marchese ab, .das wäre zu viel Ehr«, wirklich zu ri«l atxr ab«r iiulilc'«»,? Wette b«th«iligten Herren läßt sich der Marchese, ahnungslos, daß sich die W«tt« um ihn dr«ht, sagt wohl wollend: „Aeh, äh, ndli^-t-! Au «iner Kleinstadt. —E i n Ze itkin d. Lehrer: „Er — Aus dem Gerichtssaal. das Beefsteak gefunden?" »Mit knapper Noth!" Kleinstadt. Zeitungsverle ger (zum Setzer): „Wegen der fal schen Kriegsnachricht brauchen wir Bierherz!" Wirth (zum Studenten, der Aach dem ersten Trunk das Gesicht verzieht): „Zweifeln Sie vielleicht an der Echt heit dieses Weines? Bitte, der ist von Professor Dr. Zichorius chemisch geprüft!" Student: „O je! Von dem soll ich ja auch nächstens geprüft werden. Nun, wenn der Wein be standen hat, dann komm' ich sich«r Er s»ll. „Und was thatest Du?" „Ich gab ihm vollkommen recht." (an dessen Thür «in ungewöhnlich frecher Bettler vorspricht) :„So ä un verschämter Kerl, wie Sie, is m'r „Weshalb soll denn der neue Poli zeidiener wieder entlassen werden?" der Gescheidtest« im Dorf?" „Der Starke Probe. Student: „Wie geht Dir's denn mit Deiner Nervosität?!" Der andere: „O, schon bedeutend besser! Ich mache jetzt Wen!!" Schneider g«.
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