Rerbststurm. Roman von Ida Boy-Ed. (3. Fortsetzung.) Im Arbeitszimmer herrschte nun iarke Dämmerung, die die Farben iird Formen zu einer Gesammtheit «on traulicher Wärme verband. Der große Schreibtisch stand quer vor dem breiten Fenster. Er war trotz der Papierstöße und Schreibgeräthe, die seine geräumig« Platte bedeckten, doch leidlich ausgekramt. Die Glasthür, die auf die Terrasse führte, stand weit «öffnet. Kraftvolle Abendfrische kam herein. einem zu weichen, zu klagenden Aus druck. Das Lächeln wirkte erzwungen. Die edle Gestalt war im Glanz weißer Seide, echter Spitzen und schöner Ju welen dargestellt. Ein seltsames Bild: , damit die langsam hinsterbende Melancholie der Herbstdämmerung in ein winterliches Behagen. Und dann trat Hagen ein; überra schend fröhlich erschien er, geradezu munter. Sie waren auf ernstes Wesen, auf Verstimmung, auf den Ausbruch lei denschaftlicher Sorgen gefaßt gewesen. Anstatt dessen berieth Hendrick Ha gen mit dem Bürgermeister, was jetzt nachher beim Abendessen trinken könne? er, der Bürgermeister, müsse es wissen und sagen, weil doch das Haldenwang- Tisch, auf dem neben der Karaffe die Originalflasche stand. In ihrem dun kelgrünen Glas sah man, wie köstlich der Wein abgesetzt hatte, und die Firma auf der Etikette verbürgte die Qualität. Mandach hatte langsam den W«in in die Karaffe gegossen mit dem völligen Bewußtsein von der ten Wein die letzte Poesie des Ge liebkosen, und fragte mitten hinein in ein Gespräch Bertholds und Hägens über den Pächter von Rothe Heide: Zugleich blitzte sein Heller Blick kurz ausspähte. Hagen errathet- wie „Das war Brita Benrath," sagte er. „Was heißt: Brita Benrath?" wie sagst du, wie man sagt: Kaiser Wil ist der Name Brita Benrath nicht so war ein unruhiger Kopf. So Hand sagen. Kein seßhaftes Wesen. Für so was hat die moderne Zeit gebildeten (her, Werth: Literatur des Kleber der Bater jetzt lebt? Denn leben muß er wohl noch, sonst hätte man's ja er mer. vom Leben seltener." „Ich mochte nicht fragen," sagte Ha gen, „es ist manchmal so heikel, nach Menschen zu fragen, die mehr fern von ihrer Familie leben als bei ihr." zu sein," bemerkte der Bürgermeister. „Sie ist sehr schön," sagte Hagen tu«. «L«r Ton verbot jede weitere Bemer- war. unerklärlich« Pause, bis Bertholt» /ragte: „Also Andre Marschner kommt In acht Tagen. Ich weiß «s nicht. Ich lhr seid außer aller Verbin- Heide selbst zu bewirthschaften denkt," zwei lahren imstande, ihn auszuzah len. Als ich Nckdine heirakhete, war ich noch fast arm. Meine Erfolge sind Frage. „Wollen Sie eventuell Ihrem Stief sohn diesen Vorschlag machen?" „Auch Andre liebt Rothe Heide über Freund? Zeder Ausblick eine Offenba rung? Jeder Raum ein Tempel? Und von der Liebe einer theuren Tod ten? Wenn seelische Ansprüche in Do kumente umgesetzt werden könnten, mit Winnen vermag ach, liebster Bert hold selbst Ihre forensischen Künste terstuhl der Welt Abstreiten." „Und wie soll dies werden?" fragt« «in Glat voll darin sei. Nun geschah etwas, das Doktor Berthold nicht verstand, niemals siik Ein geheimnißvolleS Lächeln ver klärte die Züge des Mannes und gab er fort: „Vielleicht erfüllt sich alles, was Nadine erhofft hat. Auf jene grausam - räthselhafte Weise vielleicht, „Das heißt," dachte Berthold athem ws, „dos heißt —" Er war ihm fast ungeheuer Jede Hochsluth ebbt ab. Eine Liebe sie sich wie das Bild der Todten selbst als versuche er, sich zu zügeln, erkenne, daß er im Begriff war, sich zu weit fortreißen zu lassen. Ja, er besann.sich ihn darin lag, sich als Mensch mitzu theilen: er war als Schriftsteller zu sehr gewöhnt, für jedes Gefühl die Pause: „Auch Andre hat sich vielleicht zu ähnlichen Erkenntnissen durchgerun sich sah.'"" Mit dem Spürsinn für seelische Wandlung«» und Uebergänge, den 1en.... Während Berthold so grübelte, sagte Bertho'lds lebhaft unterschied" sagte er: ,Vergangenheit ii> nicht. Jede Stunde Hagen lachte hell auf. Ganz jäh Und das Bild, das der Bürgermei ster brauchte, erweckte sein Vergnügen. gh z „Da ß ch^hoff mer, als mit geschäftsmäßigem Eifer in Ihrer Sprechstunde." „Ich soll auf Andre einwirken?" sprach Berthold. Sie waren sein Vormund. Sie sind Radinens Testamentsvollstrecker, Sie legen Andre immer Rechnung ab. Er schen Ansprüche und Bedürfnisse des älteren Mannes, des schaffenden Man nes verständlicher zu machen." len. Taufscheine: der eine seine überreife Stattlichkeit und die kahle Scheibe zwi schen seinem Blondhaar und der andere das Dunkelsilber seines Bartes und sei nes Hauptes. In sich hatten sie allen Glanz der Jugend. Und der zwischen ihnen, der schließlich doch zehn Jahre ter Raum in der Front nach dem Vor garten zu lag. Fenster der Glasthüren, ii- auf die f st - ' Lächeln ein Kugelgesicht: o!e Mond scheibe. Es sah aus, als lächle sie amüsirt herab auf all' daS Silber, das Eine leise Musik erfüllte die Nacht. ten Wohlgefühlex. Es schläferte die Gedanken ein. Es machte das Heiz still so still, wie es sein muß. wüin es auf neue Lebenstöne lauschen 5011.... Die sriedsame Schönheit des vom Silberband des Mondscheins in zwei riesige, steinkohlenblanke Flächen ge theilten nächtlichen Meeres wirtt« auch stark aus den Bürgermeister. Rothe Heide ist doch Wachowsch?" bewegen. „Welche Stadt verkauft ihren Zu gang zum Meer," sagte er großartig, Meinetwegen eine mit beschränkter Haftung. Wir bauen da auf das Stück Wachower Küste ein Kurhaus nich so'n Familienpensionat, nich so'n Feudales. Genre Heiligendamm. 810 ß mit Einsamkeit bei. Einsamkeit ist Mode. Ein Prachthaus, Pracht die Küche! Und hohe Preise. Nobelste Klientel. Automobilvertindung von Bahnhof Wachow nach Wacknv I«?« d-ull» gratis. Denn darin sind ja selbst die reichsten Leute manchmal ko misch: der Wagen von der Station ärgert sie. Und Spielplätze für jeden Sport. Und ein« Mole, damit Dach tingmenschen herkommen. Na?" „Ach," sagte Berthold. „Das klingt wohl. Aber wir haben ja kein Geld zu solcher Gründung in Wachow. Wer „Daß mein« alt« Gönnerin, die Konsistorialräthin, fünfzigtausend zeichnet, will ich schon jetzt garantiren. Frau Marya, die wohlhabende Wittib hör' mal, Hagen, bei der mußt du send Mark Aktien. Dann hast du ez chs h h 'ch zog aus seiner inneren Rocktasche ein Blatt Papier, das er, nicht ohne Vor sicht, zwischen allerlei Briefumschlägen und Zetteln heraussuchte Vorsicht nebst einem Bleistift auf das Tischtuch bürgern. Beim Käs« lag dann der Zettel, wo das Gedeck liegen sollte, und der Teller stand nebenbei. mit der unheimlichen Kenntniß des be schästigsten Rechtsanwalts von Wa chow, gab knappe Kritiken dazu. Bei Mark zeichnen." „Zeichnet keine drei," sagt« Berthold sehr ruhig. „Kann se nich?" Der Rechtsanwalt zuckte di« Achseln. „Weiß nicht. Aber das weiß ich: reden kann man mit ihr nicht. Sie ist Aber Berthold fühlte es. Ihm war, als spüre er, daß sich auf das Wese» des Mannes eine plötzliche Stille gelegt habe. Er vermied jeden Blick, wäh holt hatte. ab. Nicht, du? Den Brief läßt du ich dir, wie er abgefaßt ist." „Nee wirklich?" fragte der Bür germeister in jenem tiefen Erstaunen, aufstießen, die er „verrückt" nannte, weil sie seiner eignen Art zuwider liefen. vertraut ist!" meinte der Rechtsan walt. „Also machen wir einstellen meh dern. Das Gespräch beherrschte den gan zen Abend. Und wie ein Triumphator Berthold auf Rothe Heider Fuhrwerk nach Wachow zurück. Er war zufrie den mit dem Verlauf seines Geburts tages. Zwölf Stunden Festfeier mit allen Schikanen von Keller und Küche. Für die Küche. Artischocken it la crdme. Die nöthigen Artischocken werden ge putzt di« im Innern befindlichen weißen Fasern sauber heraus, läßt sie in Salzwasser ziemlich weich ko chen und gießt sie ab. In einer Kas serolle läßt man Pfd. Butter schmelzen, fügt V 2 Pt. süße Sahne, zwei kleine geschalte Zwiebeln und «in Bündchen Petersilie dazu, läßt die Artischocken mehrere Male darin auf gelb ab und würzt mit einer Kleinig keit Cayennepfeffer. Zungen - Koteletten. Eine frische kleine Ochsenzunge wird in und, nachdem sie erkaltet ist, in fin gerstarke Scheiben geschnitten. Diese taucht man in zerquirltes Ei, wendet verschiedenen gewaschenen Kräutern, Petersilie, Kerbel, Spinat, Saueram pfer, Schnittlauch und Majoran, hackt pent«ller voll erhält, und läßt sie in «in Pfd. Butter gut durchdiinsten. Dann nimmt man den Kräuterbrei Mehl und bäckt auf flacher Pfanne Gespickter Hecht. Ein schö ner, großer Hecht wird geschuppt, aus eingerieben. Dann spickt man ihn auf beiden Seiten des Rückens mit Speck streifen und legt ihn in eine Pfanne mit reichlich zerlassener Butter, fügt etwas Fleischbrühe, Lobeerblatt, Zwiebel, sowie einige weiße Pfeffer- Ofen unter fleißigem Begießen weich. Zu der Sauce brät man Mehl mit Butter hellgelb und verkocht dies mit der durchqegossenen Hechtbriihe zu ei tronenfaft hinzufügen. Rostbraten mit Paprika. Man schneidet acht bis zehn Scheiben aus einem gut abgehängten Rostbra ten. klopft und salzt sie und legt sie streut man gleichfalls einige Speck- Messerspitze Paprika. Nun läßt man die Rostbraten auf gelindem Feuer erwärmte Schüssel gelegt, mit etwai Sauce befiillt und warmgestellt. Von 2 Löffeln Mehl macht man in 2 Eßlöf zufaminen auf. Meridon von Fleisch und Kartoffeln. Zwei bis drei Pfd. der Schale gekocht und, wenn minde stens IL —14 Stunden erkaltet, fem gerieben. Man schneidet U Pfund enthäutetes Schweinefilet und Pfund zartes Kalbfleisch, nachdem man letzteres gehörig geklopft hat, in ren und Schütteln weich und gelblich. Eine feuerfeste Thonschiissel (im Nothfall eine Napjkuchenform) wird und gibt Sardellensauce dazu. Selleriesuppe. Man schalt zwei nichts zu große Sellerieknollen, Schinken 2 Löffel Mehl, gibt die Sel leriescheibtn dazu, füllt Ot. leich te Brühe (Knochenbrühe), im Noth fall auch nur Wasser, dazu und kocht
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