AiegraueHajse. »»man von Dom Dmicker. (14. Fortsetzung und Schluß.) Um ein paar Herzschläge später standen Lorenz Buchberg und Milla Prätorius einander gegenüber, zum ersten Male nach jenem Frühsommer abend vor mehr als sechs langen Jah ren, an dem sie in der Grauen Gasse Millas Seele erbebte. Sie fühlte, diese Stunde würde über ihr Leben entscheiden, würde sie entsühnen oder verurtheilen, würde ihre Tage leichter werden lassen oder ganz verdunkeln, würde sie frei machen oder in einen Bann schlagen, der ihrem Bleiben in diesem Hause ein Ende machen mußte. Sie hörte eine Stimme, die ihr fremd klang, Worte, die sie nicht verstand, drangen wie durch dichten Nebel zu und zögernd nie gesehen zu haben glaubte, stand vor ihr. War es möglich, daß ein halbes Dutzend Jahre das aus einen Men schen machen konnten? Lorenz? Es Komm' ich dir so verändert vor, Milla? Nun ja, ich habe mich heraus gemusteri, sagte Lorenz Buchberg lächelnd und streckte ihr die Hand ent gegen. Sie bemerkte seine Handbewegung nicht, sie sah nur das selbstgefällige Lächeln auf seinem Gesicht. Mit gro ßen, starren Augen sah sie ihn an. War dieser blasse, bartlose Mann, dem das schwarze Haar mädchenhaft oescheitelt und gelockt bis in den Nacken fiel, dieser künstlich in- Neigung, dem ganzen Idealismus ihrer ersten Jugend, der Mann, um den sie geweint und getrauert hatte, der Mann, um dessentwillen sie dem Gatten ein zweifelndes, unfrohes, von Gewissensqualen gepeinigtes Weib ge Ideal seien. Ich glaube, das ist das Gescheiteste, hältnissen zulieb. Es ist das Recht Gi's ' si l"^h willst du nicht Platz nehmen? Mit Vergnügen. Dein Mann ist nicht zu Schade. Ein präch- Milla überhörte absichtlich die letzte ihn groß und voll an. Unter der du mich angefleht hattest, Abends spät noch an's Seeuser herabzukommen. Kindereien, sagte er halb geärgert, die Bilder an den Wänden. Nichts von Werth, sagte er von oben herab. Revue gelesen. Buchberg fuhr sich nervös durch dal lange gelockte Haar. Die Bilder wer- immer noch ger»>>» erbärmlichsten Hohlköpfe zur Berichterstattung in's die Besichtigung der „werthlosen Bil der" eines Knaus, zweier Meyer heims, eines Bracht und einer Gussow scheinbar wieder aufgenommen. Während er Milla den Rücken wandte, sagte er mit gelünstelter Nach lässigkeit: Uebrigens, wo ist deine wo ist Fräulein Leni? Aus einer Schlittenpartie zu Ehren Luigi Cortinis. gezogenen Brauen herum. Um sechs Uhr ist Diner im Savoh hotcl. Du wirst deinen Freunden dort ligen Wortschwall und wenig ängstlich auf die blasse stille Frau, die einen Ausdruck im Gesicht trug, der mit der Bewunderung, die er zu hei mindesten unbequem. Milla schien besser als einst in Lo renz Buchbergs Zügen zu lesen, denn Also eine zärtlich« Gattin geworden, Kamilla? Buchberg verbeugte sich kurz und ironisch. Ganz selbstverständlich. Bemerkte ja selbst, daß er ein prächti ger Mensch sei Und, fügte Milla für sich hinzu, im Golde schwimme. Eine vielver ihn die paar Schritte bis zur Thür. Du machst uns wohl bald das Ver gnügen, Lorenz? Noth des Lebens gelehrt, brachte es Tobias als der Weltstellung Buchbergs war und sich dort zu Lenis leiden schaftlichem Kummer, der sich bis zur Empörung gesteigert, über zwei Wo- Milla mit der plötzlich in ihr ausgestie genen lustigen Ironie gedacht. Schellbach hatte nie ein Hehl daraus Trotzdem hatte er gar nicht versucht, ernsthaften Widerstand zu leisten. Er hatte sich gesagt, daß er damit nichts anderes erreichen würde, als er bei Lenis Mutter erreicht hatte, der Leni Tag um Tag ähnlicher wurde, sobald Leni eine glückstrahlende Braut. Sie schien in Lorenz Buchberg das Ideal ihrer kindischen Träume gesunden zu einen Mann, der nach seiner eigenen Aussage nur den Pinsel aus die Lein wand zusetzen brauchte, umarmen un jchichte bedeutete. Wenn Schellbach trotz des Glücks rausches seiner Tochter sich dann und der Seele dieses Mannes Wertvolle res schlummern müsse, als es heute zu tage trat. Hätten sonst Millas reine Instinkte ihn als Freund geduldet? Zuweilen, in der lauten, stürmischen Brautzeit, die sein stilles Haus wie ein Wirbelwind durchsaust hatte, war Schellbach mit dem sesten Vorsatz zu Milla gekommen, sie zu fragen: Was ist's mit diesem Buchberg? Dürfen wieder vor dieser Frage zurückge schreckt. Es war nicht nur die Furcht, seine Frau möglichenfalls zu verletzen, wenn er Menschen die in Millas ganzes Wesen zu durchdringen schien, seit Buchberg seine Werbung um Leni begonnen hatte, die ihn schweigen ließ. Ihre frohe, zuversicht liche Art that ihm so wohl, die Hoff nung, daß die grasen Schatten sehen/ Schwieriger als sein Bater fand Walter sich mit Lorenz Buchberg ab. Zunächst hatte er ihm offenes Miß- Resultat. Er sah nichts als ein lich falsche Fährte. Wohl dem, der die schworen hat. Du brauchst nicht zu verzweifeln. Walter, du bist deines Baters Sohn. Es wird dir nicht Frage hatte thun können, war sie aus Draußen war es Frühling gewor den, Frühling nach einem langen, har ten Winter, selbst in der Grauen Gass«. Von den schön gepfl:gten Anlagen her kam ein Blühen und Duften, und über vie Mauer des Kloftergärtchens trug ein warm«r Wind den süßen Athem len Veilchen und Narzissen, die in den Rabatten unter dem dichten Eseuge eank an der Mauer in üppiger Fülle blühten, zwischen die enge Häuserzeile. Unter dein Kirschbaum mit seinem zarten Weißrosa Blüthenflaum saßen Schellbach und Milla Hand in Hand. Und nun weißt du alles, sagte Milla mit zärtlichem Ausblick in die ernsten mit grenzenloser, vertrauender Liebe auf sie gerichteten Augen des Mannes, weißt, wie kläglich mein erster Flug in's Land der Liebe geendet, weißt, warum ich so lange gezögert, in die Er nickte und zog sie näher an sich und sagte leise: Ich weiß es wohl und hab' es immer geahnt. Es lag hier ein und du fürchtetest, es lauere nur auf deine Wiederkunft um dich mit Heim weh zu überfüllen. Und war doch nur Schatten und Gespenst! Hier aber ist Wirklichkeit und Glück, flüsterte sie, und faßte nach seinen Händen und küßte ihn. Ihre Seele erschauerte vor der Tiefe ihrer Liebe zu diesem Manne, dem sie sich Furcht vor einem Phantom. , Er fuhr ihr zärtlich über das reiche wundervolle Haar. sagte er Du magst recht haben, sagte er bitter, Lorenz Buchbergs Welt ist auch die ihre. Milla küßte ihn sanft. Sei nicht bitter, geliebtes Herz, bat sie leise. Ge wiß hat auch diese Welt ihre Berechti gung, wenn sie uns auch so fern liegt, ihrer Art Werthvolles. In diesen selns und Kämpsens wollte es mn oft scheinen, als ob der Werth eines Men schen an sich ein schwer zu bestimmen des Ding sei und erst das Wie, in dem ein Mensch inmitten der ihn umgeben den Menschen und Verhältnisse steht, mache. Wo Glück, Geschick, Verdienst, rem herabgedriickt. Denk nur an mei nen Vater, Liebster. Was hat er ge litten, wie hat er geendet! Was hätte gangenheit zu schaffen hat. Gasse hinaus. Ueber Schellbachs Antlitz ging ein Leuchten . Mit dank barem Bliik sah er zu Millas Bildniß (Ende.) Ia« ganze «ehetmttiß. Als der verstorbene Staatssekretär Han um Zulassung zur Advokatur in zulassen. bestellen." . klommen. Derßauerbeimßechtz anwalt. Bauer (zum Anwalt): .Wenn unseroans zu Eich auffikimmt und tragt an Fall vor, so sagt 's alle moal: Dös kriag'n mer scho'; aber da moant's nia den Prozeß, sondern Ei« Kosten!" Eine Villa aus Eis und Schnee. Hoch oben im wildesten Theile von Ostsibirien, dcn auch die Kriegsfurie verschont hat, wohl zweihundert Werst von Nerschinsl entfernt, ersteht all jährlich zur Winterszeit ein« wunder same Billa. Ihre zierlich aus Qua dern gefügten Wände sind durchsichtig wie Glas, eine Menge von Erkern, Altanen, Ballons und Loggien bele ben sie, aus der «inen Seite strebt ein achteckiger Thurm mit stolzen Zinnen hoch in die Luft und von ihren Fun damenten gehen lange vielverzweigte Galerien aus, die hier überdachte Säulengänge bilden, dort sich zu Ro anderen Stellen wieder in Einsiede leien, chinesische Pavillons und grie chische Tempelchen ausmünden. Zau schigen Grotten, Bosketts und Pflan zengruppen, seinen Wasserfällen, Seen und Bächen, über die luftige Brückchen führen. Aber Garten und Villa sind weiß und tvdtenstill, reglos steht das Laub der Bäume in der klaren Win terluft, reglos steht der Schwan auf dem Weiher und der Wolf, der eben durch's Gebüsch zu brechen scheint, und nur wenn ein Vogel flügelschla gend über Park und Villa streicht, kommt Leben in das starre Bild, aber gleich darauf liegt es schweigend und Und doch nicht weiß. Die Sonn», die große Täuscherin, läßt es stunden weise in allen Farben des Regenbo gens erglänzen, sie taucht es in die zartesten und glühendsten Tinten, die an Pracht mit dem Gefieder des Eis papageis wetteifern, und zaubert Blu- Dvch die bunten Farben sind eitel Blendwerk; sowie die Sonne nach kur zem Besuch auf der Erde ihre Strah len zurückzieht, heben Villa und Gar ten sich wieder in reinem Weiß von de: bleigrauen Kuppel des sibirischen Winterhimmels ab. gen Verschickten zur Freude des Töch terchens seines Brotherrn! Als Iwan W. dereinst mit dem gel ben Carreau-Aß aus dem Rücken, dem Zeichen der Mörder, nach Sibirien kam, dachte er nicht, daß er dort lange bleiben würde, denn obgleich er als Mörder verurtheilt worden, durfte er auf baldige Begnadigung hoffen. Es sprach eben sehr vieles zu seiner Ent schuldigung, und manche meinten so gar, daß er direkt in Nothivehr gehan delt hätte. Aber >veiß Gott, wie es zuging die erwartete Begnadigung blieb aus, ein Jahr verging und wie der und wieder und wieder «ins und Iwan arbeitete immer noch zwangs weise bei einem der freien Komman dos diesseits der Lena. Dabei ver wilderte er. wurde menschenscheu und energielos, so sehr, daß, als endlich eine umfänglichere Amnestie erfolgte, in der auch er einbegriffen war, er Kraft und Muth verloren hatte, in sein heiliges Rußland zurückzukehren und da anzuknüpfen, wo er vor Jah ren abgebrochen hatte. Er nahm das Geld, Ivelches er sich durch Fleiß und gute Führung verdient hatte, kaufte dafür ein Paar hohe Faltenstiefel von Menschcnalter aushalten, einen Arm jaik von Pelz, Pelzhandschuhe und -Mütze, sowie eine seine Büchse mit Munition und wanderte nach Nord osten. Für fast ein Jahr lang ver schlang ihn Mütterchen Taiga', NachtZ schlief er in irgend einer Jurte, die einsamen, ruhelosen Lebens müde und schloß sich heimkehrenden Bergleuten an, deren Herr ihn bereitwillig in sei- lich von EiSsesten oftmal» gesehen. So baute er denn zum Weihnachtsfest für Das ist die Geschichte der Villa aus behütet! Männer« Schwerlich ist im Cantorhause des oder Hans gerufen worden. Die Ana logie läßt sich weiter fortsetzen, z. B. ist Theodor Körner in dem Dresdner Elternhause niemals Theodor ge nannt worden, sondern Carl, erst auf Ludwig Devrients genialer Zech der Novellist, Musiker und Caricatu renzeichner Kammergerichtsrath Vaters, und nannte sich auf seinen ersten Büchern H. Heine. Die Bolks tochter Clara Müller ihren ersten Roman als C. Mühlbach erscheinen ließ, ein Satzfehler machte L. Mühl- Professor Clara Mündt hat zeitlebens als Schriftstellerin Luise Mühlbach "lt G t' aber ist Theodor Storm gefallen, der eigentlich Hans Storm hieß, in der Jugend er sich nach seinein Eider, als der Heimath seines Ba ters, des Rechtsanwalts Storm, sehr viele Hans Storm existirten. Von je nem durch ihn mehrfach novellistisch porträtirten Großvater Wvldfen hatte er das Erzählertalent geerbt. Dieser gleitung zu widmen: der brandenbur gische Groß« Kurfürst heißt bei d«n auswärtigen Zeitgenossen zumeist deß stets Fritz. König Friedrich Wil helm 111. sollt« laut Bischof Ehlers Denkwürdigkeiten als König eigentlich Friedrich 111. heißen, in der offiziellen Bekanntgabe hieß er aber durch ein«n Kanzliftensehler Friedrich Wilhelm, und der n«ue König in seiner Beschei- Bruder Friedrich Wilhelms lll", den früh verstorbenen Vater des Prinzen Friedrich von Preußen und Gemahl Bruder Ferdinand zur Unterscheidung den letztbezeichmten Bornainen hinzu. —B eimschlimmenSchwei nemetzger. „Nanni, leg'n S' den Schwart'emag'n an Kett'n, funst laast er unS da,o'!" Kasernenhofblüthe. Feld webel: .Sie, Rekrut Zwilcher, wie ist es ihnen eigentlich geglückt, sie ia vi« Menschheit zu schmugzelnV' Fiir die Küche. Bettelmannssuppe. Alt backenes Brot wird geweicht, mit Apfelsinen- und Citronenschale, gan zem Zimmt, Nelken und etwas Salz Zucker und nach Belieben etwas ge stoßenen Ingwer zu. Statt des Bie res läßt sich auch Milch beifügen! in P ole n t a - Croce t t e n. Diese hergestellt. 1Z Mizen dieses Mehles werden in leicht gesalzenem Wasser mit einem Stückchen Butter zu einem dicken Brei gekocht, den man, Pfund Tags vorher gekochten, gerie benen Kartoffeln, 1 2 Eiern, eiwas Mehl, Pfeffer und geriebener Semmel und brät sie in Butter zu schöner Farbe. Diese Frikadellen können auch aus Rauch- und Pökel- Deutsche Beefsteaks. Viele Beefsteaks nur allein aus dem ge schabten oder durch die Maschine ge drehten Fleisch. Meist werden sie sie recht saftig zu machen, mischt man etwas feingehacktes Rindsnierenfett dazwischen (auf 1 Pfund Fleisch un gefähr 2 Unzen Fett). Um da? Fleisch zu .verlängern", wird oft auch ein von der Rinde befreites, in kaltes Wasser geweichtes, gut ausge drücktes und zu Brei gerührtes fel Milch oder Sahn«. Die Beef steaks werden nach Belieben geformt Wasser geschält und dann gut gewa- Schüssel mit kaltem Wasser, gießt die ganze Masse durch ein festes Leinen chen fest ausgedrückt ist, gibt man sie in eine Schüssel und streut sofort 2 3 Eßlöffel voll Mehl darüber, um den Luftzutritt möglichst zu verHin zen, sind sie gar. Mit gekochtem Backobst ist dies ein herrliches Ge richt. Kalbfleisch - Frikassee. Man kocht das Kalbfleisch mit etwas Petersilie, geschälter Zwiebel, Poree, Sellerie und einer halben Citronen- Stich Butter. Ist dieselbe halb gar dotier ab. Man richtet das Fleisch Filetsteaks mit St« in pil-
Significant historical Pennsylvania newspapers