Die graue Kasse. «»man von Tora Dlllickcr. (13. Fortsetzung.) Einen Augenblick legte sie den Be richt aus der Hand, entschlossen, nicht zu lesen, was über Lorenz Buchberg geschrieben stand. Dann machte sie sich klar, daß diese Schwäche, ja, Feigheit durchaus zu ülxrwinden sei. Sie hatte nichts mehr mit dem Namen gemein, aber sie konnt« ihn nicht aus der Welt schassen und mußte den Muth fin den, ihm unbeirrt ins Auge zu sehen, ihm und seinem Träger, falls er je mals ihren Weg wieder kreuzen sollte. So nahm Kamills das Heft wieder auf »nd las: „Lorenz Buchberg hat zwei Bilder Ausgestellt, „Dame in Schwarz", das Vortrat der Frau 8., einer bekannten Dame der Münchener Gesellschaft, und «ine Ntraßtnscene, „Fastnacht" betitelt. nicht gehalten, was er uns vor ein paar Jahren versprochen hat. Während er zuerst den Anlauf zu einer durchaus sen in einem frischen, fröhlichen Ton zu uns redete, ist er seit kurzem in eine aufdringliche Manier verfallen, dieser. stecken geblieben ist. Man vergleiche nur Buchbergs erstes Porträt der bekann ten Frau 8., die so «twas wie seine Egeria zu sein scheint, mit dieser „Da me in Schwarz", und man wird zu der betrübenden Erkenntniß kommen, daß Buchbergs Talent auf Weg« gera ungern wandeln sieht und ihm ein ener gisches Halt zurufen möchte. Auch der Fastnachtsscene, die nicht unlebendig wirkt, haften di« Fehler des Porträts an. Abgesehen davon, daß die seelische Wärme auch ihr völlig abgeht und durch eine phrasenhafte Manier ersetzt werden soll, fehlt ihr di« innere Ge schlossenheit. Vielleicht, daß Buch berg wenigstens zu ihr erst einmal den richtigen Weg findet! W«nn nicht aus sich selbst heraus, so durch das Stu dium der Alt«n, die so souverän die Wirklichkeit in die Form des Bildes zwangen." Schwerer Gedanken voll schob Ka mills das Heft beiseite. Ein leiser Seufzer hob ihre Brust. Wenn sie den Laufbahn gesehen hätte, es wäre um vieles leichter gewesen, darüber sortzu-- tommen, daß er sie seiner sreiheithei grauen Winkeln der Grauen Gasse, die die Ruhe ihrer Tage, den Schlaf ihrer Rächt« störten. Sie hätte nicht fort gehen, nicht vor Lorenz nach Hammer fest fliehen sollen, als «r, durch den Tod der Mutter gerufen, heimkam: An seiner Seite hätte sie stehen müs sen, trotz allem, in so schwerer Stunde. Was waren Briefe, geschriebene Wor te! Was bedeutete es bei ihrer langen Liebe, dem Glück, daS si« sich geschenkt heischte! Nicht, ob er si« ihrer Selbst sen zwischen Lorenz und ihr. Keine un gelöste Frage, nichts Halbes, Ver schwommenes durfte zwischen ihr und um Wort. Ob dies« Frau 8., die der Kritiker seine Egeria nannte. an ihre Stelle ge- Seite in Kamps und Sieg und Nie derlage? Milla schüttelte traurig den Kosj. Nach dem, was sie heute gelesen hatte, war diese Frau ihm die richtige Kameradin doch wohl nicht. Was konnt- sie ihm gegeben haben, wenn di« warme Beseelung in seiner Kunst nach gelassen hatte, wenn an di« Stell« der Dünkte er sich hoch und erhaben über das Urtheil der andern? War er es in der That, trotz der scheinbar sach lichen Beurtheilung, die sie in Händen hielt, hatte er ein Recht, es zu sein, ein Recht, auf den Pfaden sonnigen Glücks zu wandeln? Warf kein Vorwurf, keine Gewissenspein Schatten auf seinen Weg, wie auf den ihren? oder Sichvertrauen? War nirgend eine Antwort auf all diese schweren Fragen? Nirgend ein ja oder nein? Half ihr aufs neue die Ruhe und Harmonie des Daseins störte, sich zwischen sie und den Gatten drängte, nichts Frohes, Müde lehnte sie das bleiche Gesicht ge gen die Polster. Sollte der Kamps ge gen sich selbst niemals ein Ende neh men? Als Schellbach den alten Klosterbau von Mangold Prätorius erworben, hatt« er, trotzdem er gewissenhaft alle hatte, an einen so raschen und glänzen den Aufschwung der elektrischen Fabrik abseits von Berlin nicht geglaubt. Oft staunte er selbst über die von Monat zu Monat zunehmende Leistungsfähigleit der Fabrik, deren Reingewinn schon jetzt s«in Berliner W«rk überholt hatte. Er hatte für den Erfolg der mit gro ßen Koste» verbundenen Neuschöpfung schon nach einem verhältnißmäßig kur zen Betrieb in den Schoß und versprach tei der glücklichen Konjunktur elektri scher Fabrikate einen noch größeren, ja unter Umständen einen erstaunlichen Aufschwung. Von Zeit zu Zeit fuhr Schellbach hinaus, sich an der Arbeits freudigk«it feiner L«ul« zu erfrischen, sich bis in die kleinste Einzelheit Re chenschaft ablegen zu lassen. / Walter, der mit raschen Schritten auf den Doktor losging, fand selten Zeit, ihn zu begleiten. Milla hatte seit dem Begräbniß ihres Vaters nie mehr den Wunsch geäußert, di« Graue Gasse wiederzusehen. Vergebens wartete Lene Petersen > von «inem Mal zum andern auf den Besuch der noch immer mit gleicher Wärme angebeteten Frau. Die kleine, unermüdlich thätige Person, die den Honoratioren des Städtchens bei ihren bachs Wunsch die Prätorius'sch« Woh nung im alten Mittelbau, die sie, um MangoldPriitorius' Pflege undWirth schastsführung zu übernehmen, bereits bezogen hatte, als man eines Tages die sterblichen Reste des Alten in das Haus seiner Väter gebracht. Jedesmal, wenn Schellbach allein herauskam, macht« Lene Petersen ein enttäuschtes Gesicht und kramte still Blumen und Kuch«n beiseite, die sie für Millas Empfang schon im Vorraum aufgestellt stimmt daraus, daß Milla ihren Mann, der sich sür den Tag angesagt hatte, begleiten werde. Sie hatte nicht nur den Vorplatz und die kleine schmuck ge haltene Wohnung, nein, auch dasPlätz chen unter dem Kirschbaum im Kloster gärtchen festlich hergerichtet. Es wurde gerade Mittagspause in der Fabrik, als der Berliner Zug ein tras. Gemächlich konnte Lene vor dem den weißen Steinbildern auf ihre Gäste warten. Sie kniff die kleinen Augen ein, um die Graue Gasse bis zu ihrem Anstieg zu den Anlagen hinauf nach Möglichkeit zu übersehen. Ange strengt blickte sie durch den grauen Dunst, den Staub und Hitze zwischen her Eile aus das prächtige Gebäude lossteuern sollten, auf das Lene Peter sen stolz war wie heute die ganze Stadt, die Alten nicht ausgenommen, die es zuerst mit Murren und Knurren entstehen sahen. Endlich wurde auf dem schmalen Fahrdamm etwas Bewegliches sicht bar. Fester kniff die kleine Alte die Augen ein und schlürfte mit ihrem nachschleppenden Fuß ein Stückchen von dem Fabrikthor sort, weiter in di» erkannte, daß wieder nur einer kam, der neue Herr des umgeschaffenen Klo sterbaues, zerdrückte sie eine Thräne in Er kam heiter und freundlich wie immer, wenn er sein stolzes Werk mit Augen sah. Lene Petttlen gewann eS nicht über sich, ihm ein Gesicht zu zeigen.' Da griff er nach einer ihrer »in zwischen die seinen und sagte mitlei dig: Ich kann's Ihnen nicht Verden- ken. liebes Fräulein Petersen, daß>Zie > wieder einmalgründlich enttäuscht sind, zwingen, mich zu begleiten, wenn sie nicht selbst das Bedürfniß danach em pfindet. reden, daß es auf ein paar Tage ge schieht. Das Gesicht der Petersen hellte sich Wir wollen in einer Woche etwa eine Reise lch denke, sie big oder er sah sie lachend an ist eS Ihnen lieber, ich gehe in den Löwen, Petersen? Die Kleine fühlte sich an ihrem em sindlichsten Punkt getroffen. Lene Petersen freiwillig Jemand in den Löwen gehen lassen! Das hätte das die kleine, trotz aller Gebrechen noch immer unermüdliche bewegliche Gestalt hatte verschwinden sehen. Er nahm den Hut vom Kopf, strich über die heiße Stirn und trat dann auf die andere Seite der Grauen Gasse hinüber, den Bau zu mustern. Jedesmal, wenn er ihn wiedersah, fiel ihm aus's neue auf, was Frenzen da an genialer Anpassungsfähigkeit geleistet hatte, wie viel mehr als ge meinhin „glücklich" er der Aufgabe ge recht geworden war, das Neue mit dem Alten, da» Nothwendige, für den Zweck des Hauses Gebotene mit dem vollkommen Schönen zu verbinden. Schellbach war Aesthetikcr genug, um diese Schönheit zu empfinden und sich ihrer immer wieder aus's neue zu freuen, nur Pläne und Hoffnungen an ihr festzuankern. An das Eigenhaus, mit dem er weit draußen im grünen Westen Berlins Milla überraschen wollte, durfte Nie mand anders als Frenzen und seine Leute Hand anlegen. Ein frohes Leuchten ging über Schellbachs Ge sicht, wenn er an dies neueHeim dachte, das er Millas Jugend und Schönheit, all ihren besonderen individuellen Wünschen zu bieten im Begriff stand. Ein Haus voll Schönheit und gediege nem Comsort, mitten in weitem Gar tenland, von Bäumen umrauscht, von Blumen umduftet, ein Heim, das auch die letzten Schatten verschwinden ma chen sollte, die aus der Vergangenheit immer wieder sich aufzurichten schienen und ihr den Tag verdüsterten. Nur Walter und Frenzen wußten um Schillbachs Geheimniß, freuten sich mit ihm aus Millas Freude. Die Sonne, die in der Grauen Gasse stets nur ein flüchtiger Gast war, schickte sich an, ihre letzten Strah wersen. Sie spielte aus den schmalen unmuthig aufstrebenden Pfeilern und dem sie verbindenden Maßwerk, die die Mauer geschlossener erscheinen ließen und es verhinderten, daß die für den Betrieb nothwendige Fensterzahl als breite Glasfläche unschön die Schau seite zerriß? sie spielte auf dem schlan ken Gethiirm, auf einem der weißen Steinbilder zur Seite des schweren Portals. Gerade hob Schellbach den Blick zu ihnen auf. Das zu rechten, der Sieg der Kaufleute wider die Raubritter, den Triumph der Wissenschaft ein der Millas Antlitz und Gestalt zu blü woben. stand der starke Leib, stand das schöne, zarte Gesicht gegen den weißen Marmor, leuchtete strahlend hervor aus der Menge der sie umgebenden Ge stalten, wie ein freude- und lebenkün dendes Fanal. Ueber Schellbachs Antlitz ging ein Leuchten. Wie eine Verheißung stieg es von dem Bilde her zu ihm herab. Mit selsensicherer Zuversicht empfand er. daß seine Lieb« der Sonne »lich. allmüchtig genug sei, daS geliebte Weib mit einer Gloriole der Freude, mit Die Reise durch Tirol, die Schweiz und ein Stückchen von Oberitalien Schellbach erhofften Einfluß geübt. Wenn die starke Alpenluft auch ihre Gesundheit gekräftigt, ihr Aussehen frischer und blühender gemacht hatte, gehen. Auch Walter war enttäuscht, als er die kleine Mama wiedersah, auch er Leni, die den Sommer über mit Martha Tobias auf Reisen gewesen war. kam ziemlich gleichzeitig mit den der Eleganz und dem Schick in Karls bad, von der interessanten Gesellschaft in Sankt Moritz zu erzählen. Das war Leben, Bewegung, Freude gewe sen! Und nun würde es in Berlin, soweit als irgend möglich, so fort gehen. Das hatte Tante Martha ihr versprochen, und Tante Martha hielt Wort! Frau Tobias wollte diesen Winter in Berlin bleiben und ihr elegantes, so lange verschlossenes Haus der Ber liner Gesellschaft wieder öffnen, dazu vor allem auch hineinziehen, was sie in den letzten Jahren auf internationalen Weltplätzen und in Paris kennen ge lernt hatte. Die nicht ständig in Ber lin angesiedelten Koryphäen würden bei gelegentlichen Besuchen in der Kai serstadt eine besondere Attraktion für ihre Salons bedeuten. Ein glücklicher Zufall wollte es, daß Luigi Cortini noch immer auf die Audienz beim Kai ser wartete und die Angelegenheiten seinerOper noch um keinen Schritt wei ter gerückt waren als im April bei Martha Tobias' Heimkehr vonMeran. Cortini mit seinem Anhang, einer An zahl in Berlin ansässiger italienischer Künstler, würde den Clou ihrer Ge sellschaftsabende bilden. Auch die Sängerinnen und Sänger, die für die Aufführung seiner Oper in's Auge ge faßt waren, würden sich ihm zweifel los gefällig erweisen und Bruchstücke seines Werkes in ihren Salons zu Ge hör bringen. Dazu kam, daß von den Malern und Bildhauern, die Frau Tobias im vorigen Jahr in Paris ken nen gelernt hatte, dieser oder jener zweifellos zu der intimen internatio nalen Ausstellung eintreffen würde, die für Winters Anfang im Künstler- Hause geplant war. So ließ sich alles aus's Beste an, und Frau Martha durste eS ohne Lampenfieber wagen, die Karten zu ihrem ersten Abend um Anfang No vember zu verschicken. Auch die Schellbachs waren geladen —in corpore. Milla und Walter lehnten, wie Martha es nicht anders erwartet hatte, mit höflichen Worten ab. Ihr Schwager sagte zu, Leni zu Frau Martha hätte ihm diese Höf lichkeit gern geschenkt. Sie hatte mit Leni einen Coup vor, und es erschien ihr nicht durchaus nothwendig, daß Schellbach ihr von vornherein dabei in die Karten guckte. Der junge Bankier, den sie sür Leni in's Auge gefaßt hatte ein Karlsbader Bekannter, der übrigens eifriger ihr selbst als ihrer Nichie den Hos gemacht hatte —, würde ihren Plänen sicherlich rascher geneigt sein, wenn der Schwiegervater iu spe nicht gleich in Person auf der Bild släche erschiene. Am Tage des Festes selbst wurden FrauMartha zwei angenehmeUeherra schungen auf telegraphischem Wege zu theil: Schellbach telegraphirte aus Magdeburg, wohin «r plötzlich zu einer Aussichtsrathsitzung berufen worden war, daß er erst spät in der Nacht zu rückkommen könne, zu spät selbst, um Leni noch abzuholen. Das zweite Telegramm kam aus Köln und kün digte ihr die Ankunft eines Mitgliedes der Pariser Künstlervereinigung sür den Abend an. Hoffentlich würde den jungen Künstler als modernen Men schen und mit der besonderen souverä nen Würdigung seiner selbst, die Frau Tobias an ihm kannte, die Fracklosig keit nicht stören, mit der er in die ge ladene Gesellschaft hineinplatzte. Nach Lenis Stimmung am nächsten Morgen zu urtheilen, mußte das Fest überaus großartig, ja, glänzend gewe sen sein. Sie saß —es war an einem Sonntag nach dem etwas verspäte ten Frühstück bei den Eltern in Milla' der in seiner Gesellschaft gewesen, von den Abschnitten aui seiner neuen Oper, die er den Herrschaften vom Opern haus selbst begleitet und die einen kolossalen Erfolg gehabt habe, so daß Jedermann ei sür ausgeschlossen hielt, was Toitiins Neider behaupteten, daß die Oper hier nicht zur Aufführung ge langen würde. Leni erzählte von den Toiletten, die die Damen vom Theater getragen, und von einer eifersüchtigen Schriftstellersfrau, die ihren Gatten zum Gaudium der Gesellschaft den bestellen, besonders der Mama, von ei nem Münchener Maler, der jetzt in Pa ris lebt und den Tante Martha dort kennen gelernt hat einem Herrn Lo renz Buchberg. Milla war ebenso blaß geworden wie Leni bei dem Nennen des Namens errathet war. Buchberg! Welch ein wunderliches Zu sammentreffen! Jckmcr wieder sieht klein die Welt ist. Hat er sen? !s S ch Leni schüttelte den Kopf. Nein, Vapa, davon hat er mir nichts erzählt. hättest. Tage, an dem ich dich kennen lernte, Milla. Liebevoll blickte er nach seiner Frau um. Milla hatte die erste starke Bewe haft. wahr, Milla? Ber Bestimmtheit. Tante Martha sagt dich, Milla, nicht wahr? Von Jugend ein bißchen warme Theilnahme übrig, und soll es auch. Buchberg soll sich nur bald sehen lassen. Ich werd's ihm heute sagen, fuhr Leni heraus. Schellbach sah seine Tochter etwas erstaunt an. licher Bestimmtheit: Tante Martha Schellbach Unterbrach seine Tochter. Sckon gut. Ein biichtn viel Vergnü- Ja, Papa, sagte Leni trotzig und stand aus. Und sehr kurz gegen Milla aewendet: Ich will mich jetzt umziehen gehen. Mama. ihm durch den Sinn, daß Leni eben wieder einmal das getreue Abbild ihrer Mutter war. Dann wandte er sich hatte. Bisher hatte er noch nicht an die Thür der Schellbachs geklopft. Augenscheinlich zu Lenis größtem Un behagen. Ihre Eitelkeit, mehr viel leicht. war verletzt. den. All ihre Gedanken drehten sich um den einen Punkt. Wie würden si« «inander --"mber stehen? Würd« Lorenz Buchberg Rechenschaft von ihr fordern, daß sie vor ihm geflohen war, eine Ehe eingegangen war, ohne eine Frage, ein Wort mit ihm zu tauschen? Odv hatte er sich selbst als den Schul digen erkannt, der die Fäden gelockert, zerrissen hatte? Hatte er sich, mit Selbstvorwürfen gequält, sich das Le ben umdunkelt, wie sie es gethan hatte? Lag eine gähnende Kluft zwischen ihnen, die sich einst so nahe gewesen, oder spannen sich noch leise, stille Fä adelige Familien auf dem Lande, alter märkischer Hochadel, Hofgesellschaft, bemerkte Leni, vor Stolz erröthend, di« zu sich geladen halten. In beiden Fa milien sollte er Porträts der Damen des Hauses malen. hatte. Auch Milla hatte erleichtert aufge seufzt. Noch eine kurze Frist, wer wollte es wissen, vielleicht eine lange noch, die ihr Zeit gab, sich mehr und mehr an den Gedanken des gesürchteten Wiedersehens zu gewohnen! Wann wird Herr Buchberg wiederkommen? hatte Milla mit leichtem Stocken in der Stimme gefragt. Ganz unbestimmt, meinte Tant« Martha, und Leni hatte betrübt den Kopf hängen lassen. Die Abwesenheit Buchbergs schien Leni indeß nicht zu verhindern, die Berliner Winlersreuden. die sich ihr boten, auszukosten. So hatte sie auch mit großem Vergnügen die Einladung zu dem Schlittenpicnic angenommen, das Tante Martha am Ende Novem ber Luigi Cortini veranstaltete. Dem Meister, der echt« norddeutsche Winter freuden noch gar nicht kannte, sollt» etwas Außergewöhnliches geboten wer den. Um elf Uhr hatte Leni sich in ihrem neuen Pelzkostüm, das sie besonders reizend kleidete, von Milla verabschie det. Um vier Uhr vor dem law «lin oor im Savoyhotel wollte sie wieder vorsprechen, um Dinertoilette zu ma chen. Es war ein herrlicher Wintermor gen, dem Novembermond zum Trotz. Ein leichler Frost hielt den während der letzten Tage reichlich gefallenen Schnee selbst in der Stadt fest und kristallrein. Glitzernd lag der Son nenschein darüber. Milla hatte ihre häuslichen Obliegenheiten beendet und stand einen Augenblick unschlüssig am Fenster, im Zweifel, ob sie heute ihre Lesestunde einhalten es lag ein gan zer Berg Neuigkeiten, von Walter her beigebracht. bereit oder bei dem prächtigen Wetter einen Gang durch die Straßen machen sollte. Es war ein Thiergarten naht, der ihr, sonderlich in seiner stillen Winterpracht, oft schon ein Stückchen Heimathwald ersetzt hatte. aus dem Zimmer gehen, als Marie in ihrer stillen Art eintrat. Milla hatt« das Oefsmn der Thür überhört und schrak leicht zusammen. Ah Sie, Ma rie. Was gibt es denn? Das Mädchen überreichte eine Karte. lris«: Ich lass« bitten. (Fortsetzung s«lgt.) Fdr die Küche. Rindfleisch, Lunge etc. Eine ganz« altbackene Semmel wird abge rieben, das inner« Weiße in Milch er weicht, fest ausgedrückt, dann mit 2 fristen sehr glatt abgerührt. Nun gießt man nach und nach 3 Kassetlöffel voll Tafelöl ein, wobei stets gerührt werden muß, Zucker und soviel Essigs worauf man die Milch durch ein sei nes Sieb giebt und etwas Vanille zu fügt. Man quirlt 7 8 Unzen Gries mit etwas kalter Mtlch glatt, läßt ihn darin dick aufquellen, wo rauf man 8 Eigelb darunter rührt und den steifen Schnee der 8 Eiweiß nebst einer Prise Salz durchmischt. Vorher muß man 2 Pfund entsteint« Kirschen mit Zucker und wenig Wein kochen und in eine Glasschüssel nebst ihrer Sauce füllen. Der Griespud ding wird auf die Kirschen gefüllt, gut erkaltet lassen und ohn« Sauc« servirt. Kalbsröllchen. Die Keule liefert das passende Fleisch zu Kalbs röllchen; man schneidet fingerdick«, gibt Salz, Pfeffer ukd etwas Citro zusammen und brät sie in steig«nd«r Butter braun. Die Sauce wird mit sehr wenig Wasser und Kornstärk« Englische Scoll o p >, von Lende. Eine gut enthäutete und ausgelöste Schweinslende wird stark geklopft und in li/s dicke, mög lichst egale Scheiben geschnitten. Dies« marinirt man eine Stunde lang in einigen Eßlöffeln voll Oel und eben soviel Wein, giebt sie dann in stei gende Butter, läßt sie in etwa 10 Minuten gar werden, quirlt dann einen Theelöffel voll Fleischextrakt hinzu und richtet die Scollops feln, am besten in seine Streifchen geschnitten, sind die passendste Beigabe zu diesem leicht und schnell zu berei tenden Gericht. Ganz ebenso kann man mit Rindslende verfahren. Ananas - Surprise. Man entfernt den Deckel der Ananas, höhlt die Frucht aus, schneidet daS Fleisch in kleine Stücke, vermischt dieselben mit Himbeeren und Walderdbeeren, gießt etwas kalten Schaumwein, Zucker und ein Liqueurglas Kirfch wasser darüber, füllt diesen die aus- Liaison von rohem Schill« ke n. Ein halbes Pfund ganz beson ders zarten Lachsschinken wiegt man Muschelschaalen oder bergartig ange- Bayerische Linsen. Man kocht die Linsen so lange im Wasser, bis sie anfangen weich zu werden, wo rauf man das Wasser abgrkßt und dafür Wurstsuppe hineinschüttet, mit der man sie vollends weich kocht; stet sie mit recht reichlichem, würfelig geschnittenem Speck, stäubt Mehl dar über, röstet es eine kurze Zeit, thut eS zu den Linsen, fügt etwas Essig hinzu und verkocht alles unter fleißi gem Umrühren, bis sie ganz weich sind. Kalbfleisch Frikassee mit Reis und Blumenkohl. Man thut reichlich Butter in einen Schmortopf, schneidet eine kleine Zwiebel hinein, legt das in Frikassee stücke geschnittene Fleisch mit Salz und etwas Pfeffer hinein und schmort es dann gelb. Dann giebt man so viel mit Wasser angerührtes Mehl darauf, daß es eine dickliche Brühe wird, die etwas über dem Fleisch steht, und läßt es eine Stund« kochen. Hierauf brüht man guten Reis zwei- Röschen getheilten Blumenkohl, giebt dies auf das Fleisch und streicht eS glatt. Die Brühe muß etwas dar über stehen. Beim Herausnehmen verrührt man etwas von der Brühe mit einem oder zwei Eidotter und einem Glase Wein, oder etwas Kc pern und Kapernefsig und mischt die» unter. Dies Gericht ist außerordent lich schmackhaft.
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