Tas Testament. zontes, die sich in sanftgewellten, wei chen Linien bis zum Gewässer hernie derzogen. letz!en Male, daß ich diese Landschaft hier betrachte," sagte er. Sein Gastgeber, Herr Desnoix, der Notar des kleinen Städtchens und sein alter Freund zugleich, beeilte sich, „Was fällt Ihnen ein, Lieber? Sind Sie toll?" „Nein das bin ich nicht... Aber, ich hab' mein Theil und ich weiß Und nach einer kleinen fuhr «r fort: „Und nun, da wir als zwei gute, angesetzten Lebenselixir gefällig, lieber Freund?" „Nein, ich danke... Wie Sie mich Wollen Sie?" Und jetzt in dem vollen Tageslichte, das die Gesichtszüge des lässig Da sitzenden grell und scharf beleuchtet«, hatte Herr Desnoix Gelegenheit, fest zustellen, daß er sich allerdings einem Schwerkranken, einem, dem der Tod sozusagen „schon aus den Augen guckte", gegenüber befände. Sie vermögen es, unv kraft Ih rer alten Freundschaft nur, mich zu verstehen. Ich bin 5o gut wie ohne Familie zum mindesten sind mir die wenigen Anverwandten, die ich allenfalls noch besitze, sehr, sehr gleich giltig. Sie interessiren mich kaum. Nehmen wir also an, daß ich von meinem Vermögen einen Theil vor weg nehme, um ihn zum Zwecke von Schenkungen an einige Personen, die mir lieb und sympathisch geworden sind, oder zum Zwecke von Legaten für wohlthätige Stiftungen zu ver wenden. Nun denn, hören Sie, lieber Freund! Ich wünsche das, was ich nur noch für sehr, sehr kurze Zeit! besitze, einer guten Freundin zu hinterlassen. Es ist das eine Veroindung, die von unze fähr zehn Jahren her datirt und die meinem H..-zen theuer ist. Ich habe w dieser Verbindung den Reiz einer heilenden und beschwichtigenden Zärt- nach so mancherlei gefährlichen „Wenn Sie diese Freundin geliebt haben," ließ Herr Desnoix sich ver nehmen, „dann ist es ja nur selbstver ständlich, daß Sie sie bedenken. Exi stirt irgend eine formelle Schwierig keit, ihr eine Erbschaft zuzuwenden? Ist die betreffende Dame verhei rathet?" „Nein, es eMirt keine formelle, noch legale Schwierigkeit diesbezüg lich; es giebt nicht einmal gesellschaft liche Rücksichten, die zu beachten wä ren. Sie ist Wittwe; Niemand besitzt «in Recht, sich mit dem zu beschäfti gen, was sie anbetrifft." „Nun wohl! Dann ist ja die Ab fassung einer rechtskräftigen Verfü gung in Bezug auf diese Dame eine um so einfachere, eine spielend leichte.' „Gewiß, das wäre sie, nur, ich bin noch nicht zu Ende. Bitte, hören Sie diese Frau Hat, ich glaube des« verpflichtet. Das steht fest!" also?" soll sie, und das reichlich, die Mittel „Zu Folgendem ich möchte, daß ihr, falls sie nach Verlauf eines Jah „Nein?" rief er aus „das ist finden Sie, wenn es gesetzlich noth thut, diese und jene Klauseln und schalten Sie in meine Verfügung dort und da ein, was Ihnen gut und zweckdienlich erscheint. Was liegt mir an alledem! Ich habe volles Ver trauen zu Ihrer Rechtlichkeit und ich Vermögenszuwendung meinerseits zu gedacht. Wenn ich nur Ihr Ehren wort hab«, lieber Freund, daß Sie kann ich beruhigt von hinnen gehen." „Zum Kuckuck hinein! Ist das eine verwickelte Ausgabe für mich!" verwahrie sich der Notar kopfschüt telnd gegen diese eigenthümliche Testa mentsabfassung. „Sie werden doch wohl nicht fordern, daß Ihre Freun din nicht aufhören solle, Sie zu bewei nen? daß sie das Antlitz fort und fort in Thränen gebadet habe?" „Nein, ein einziges Wort der Klage, ein ehrliches Wort des Bedauerns ge ? Und dieses eine Wort, wie und bei welcher Gelegenheit sollte ich es hervorrufen?" mich, mein guter, alter Freund! Be trachten Sie das Ganze als die Ma rotte eines dem Tod« Geweihten, wenn hoffe bestimmt, bis zu diesem „Letzten" ist es noch lange hin!" rief er, sich zu einem Lächeln zwingend. Ihres Vermögens, auch auf den an deren Theil desselben den Rechtsan spruch, kraft der Treue ihres Geden genblicklich und unmittelbar diesen an deren Theil zu übergeben verpflichtet bin. Wenn nicht, ich vorder . Frist hierfür?" „Jawohl." .Hin!" räusperte sich der Notar. „Ich zweifle nicht an der zärtlichen' Gesinnung und nicht an den warmen Gefühlen Ihrer Freundin, Herr Char rier; aber, ein Jahr ist lang! —'Be scheiden wir uns in unseren Wün schen: nach einem vollen lah« legen sich auch die tiefsten Traurigleiten ge wissermaßen zur Ruhe." „Wohlan denn!" rief der Testator seufzend und mit wehmuthsvoller Nachgiebigkeit aus. „Wohlan denn, so schreiben Sie in Gottesnamen: „Nach einer Frist von sechs Mona ten!" Sechs kurze Monate des ehrlichen und schmerzlichen Gedenkens, das wird doch nicht zu viel verlangt sein?" „Welch' eine Verantwortlichkeit wälzen Sie da auf mich, lieber Freund! Und wozu alles das? Indessen, was versprochen ist, ist ver sprochen, und soll auch heilig und ge wissenhaft gehalten werden," ver sichert« der Notar, der die Empfindung nicht loszubekommen vermochte, daß er sein Wort einem Verlorenen gege ben habe.... «- » » An einem regnerischen Nachmittag war's, daß Herr Desnoix auf einem Pariser Bahnhofe ausstieg, um seiner dringlichen Besorgung nachzugehen. „Welch' einen verflixten Auftrag habe ich da durchzuführen übernom men!" murmelte er vor sich hin, den Weg trotz des schmutzigen Wetters zu Fuß zurücklegend, nur um Zeit zur Ueberlegung zu gewinnen. „Welch' «in unglaublich schwieriger Auftrag das, und wie soll ich nur dem Wun- Er kam völlig unerwartet zu der Freundin des Verblichenen, wie es mit diesem worden war, der such bei Frau Laroche eine ungünstige Stunde gewählt zu haben. Sie be fand sich just inmitten einer wichtigen Konferenz mit ihrer Schneiderin, ein bevorstehendes Diner zu einer un aufschiebbar dringlichen Angelegenheit machte. Sie entschuldigte sich Herrn „Mein Gott!" sagte sich der Notar Im Stillen. „Ein offizielles Diner, das beweist ja am Ende so gut wie nichts gegen die Beständigkeit ihrer Trauer um meinen armen Charrier. giebt gesellschaftlich« Ver in dem er empfangen wurde, trug ein heiteres Gepräge. Er war hell gehal ten, mit Blumen reich geschmückt. Das „Sie hat entschieden Geschmack, diese Frau!" sagte sich Herr Desnoix. darzubieten. „Ohne Zweifel ohne Zweifel —" warf Frau Laroche, ohne sonderliche Tasche seines Salonrockes in der sich das zweite Testament des Ver irrt fort: rannischem Wesen. Er gehörte zu jenen unglückseligen Charakteren, die sich darin gefallen, sich und andere gleicherweise zu quälen. Und von einer Leidenschaftlichkeit, von einer Maßlosigkeit in seinen ZornesauSbrü- Charrier entfernend. Der Notar erhob sich, um Abschied zu nehmen. Noch nie im Leden hatte er sich so haltlos unsicher gefühlt. Die Idee des Richterspruches, den er zu Gunsten oder zu Ungunsten derjenigen Briefpakets, das der Notar ihr iiber dene Flechte ihres üppigen, blonden Haares mit zierllck r Fingerfertigkeit zurechtnestelte: Freundl"^ Herr Desnoix athmete erleichtert auf, wie ein Mensch, der die Lösung eines schwierigen Problems gefunden hat. Und er backte voller Nachsicht, in deß er langsam die Trepp« hinabstieg: „Man muß es in dieser Welt ver stehen, sich mit einem Relativum ab zufinden. Sie hat, vielleicht nicht ge rade allzusehr im Brusttone derUeber zeugung, aber immerhin, sie hat „Un ,ser armer Freund!" gesagt das ist und bleiht ein Wort de« treuen Ge denkens und ein Wort des schmerzli chen Beklagen» und das nach Ab lauf von vollen sechs Monaten noch. Meiner Treu, ich will ihr die wohlverdiente Erbschaft ungesäumt Ahr Herr. „Ist ja schließlich ganz einerlei, wo man hingeht!" sagte Herr Bor mann und strich behutsam den Aschenkegel von der Cigarre. „Ja, wenn man das liebe Ich daheim las len könnte! Aber so muß man sei nen werthen Leib mit allen seinen Mängeln und Schäden doch überall mit herumschleppen, und die Sorgen und Aergernisse des täglichen Lebens gehen auch überallhin mit. Da ist'S schon am besten, man bleibt zu Hause, wahrhaftig!" Laura Stcrneck sah den Bruder mit großen, erschreckten Augen an. „Du willst nicht an die See? Aber das geht ja gar nicht, Ernst! Wer soll denn den Kindern Burgen bauen hel nicht du?" Ernst zuckte die Achseln. „Dein Mann kann's ja auch mal machen^", fort vom Geschäft. liebster, Ä ster Bruder" Reise! Und Ansichtslarten braucht ihr Adieu!" Wahrhaftig, er hatte es satt. Um Ja! einer wird nicht allein alt. Er, Ernst, hielt mit der Er vv/einem Schaufenster ste hen, dessen Auslagen ein Spiegel um rahmte. „Na, es geht noch. Blond conservirt sich besser!" Langsam schlenderte er weiter. Vor ihm schritt ein hochgewachsener Offizier, der an der Hand sein Bübchen führte. In komischer Wichtigkeit mühte sich der Kleine, mit des Vaters sporenklir rendem Tritt gleichen Schritt zu hal- Geschichte Spaß. Aber er, Ernst, re und rothe Jäckchen, so richtig, wie man sich Jung-Deutschland vorstellt. Warum hatte «r auch nicht gehei rathet! reute es ihn fast. Aber streikte. Nein das ging doch nicht mehr. Ehe alles so weit war erst das Suchen und dann das Werben und Er war ja auch so gut bei Frau Wiesecke aufgehoben! Zwei schöne Zimmer nach dem Garten, erst« Eta« lirt, und am Schlafzimmer ein gro ßer Ballon. Und tadellose Bedienung na, das sollte sich einer suchen wo anders! Basta, er blieb in Berlin; das Geld konnte er hier auch loswer erholen! Ja! Als «r seiner Wirthin den gefaß ten Entschluß mittheilte, sah er zu seinem Staunen, wie ein leichtes Er zen Züge huschte. „Na, Frau Wiesecke, Sie freuen sich doch?" fragte er jovial. „Wenn ich denle, wie Ihre Thränen ge nämlich Besuch!" „Aha! So läuft der Hase. Da „Es ist nur Ihr Balkon ist so Kind!" "°ch spitzen. „Ja Else ist feit einem Jahr Leben darauf für sich und den Jun gen. Ein süßer Bengel, Herr Bor mann, und so — der wird Sie Thür. Nette Bescherung! Doch da Fähnlein gepflanzt hatte, und davor, barfüßig und zerzaust, seine Neffen Kurt und Erich, heulend und sich umfangreichen Gepäcks ritterlich bei gestanden merlte er sogleich beim Betreten der Wohnung, daß der er wartete Besuch eingetroffen war. Im der Küche herüber an sein Öhr schlug, paßte dazu. Verstohlen blickte er durch den Thürspalt. Er sah eine schlanke Frauengestalt in weißem Mulltleid, das ein schwarzer Seiden« gürtel in der Taille eng zusammen schloß. Dichtes, blondes Haar quoll in tiefen Wellen bis in d«n Nacken, wo ein« dunkle Nadel «s in leichtem Knoten zusammenfaßte. So gar nicht modern und doch so natürlich, daß «S nicht anders hätt« s«in können. Als sie den Kops zur Seite wandte, sah er auch dat Kind. Zwei ro sige Füßchen fuhren necken» an den ten um di« Wett« darüber die Mutter eine Madonna, das Kind ein auf ihn: frisch, niedlich, adrett und fleißig. Er war in sehr behaglicher Stimmung. Eines Abends aber, als er etwas früher als sonst heimkehrte, war eS derständer bemerkte, de nen Weile tlopste es; Frau Wiesecke trat aus sein unwirsches „Herein" zö schwer! Aber di« Els« Ist s«it heute Ihnen kündigen!" „Kündigen? Sie mir? Aber das ht ht dch cht de s s le d wissen Sie selbst aber die Else ist „Ich? ich heiräthe, natür lich! Bin ganz doll drauf!" Mit raschen Schritten trat er ins Neben ins Schloß, daß sie in allen Fugen kracht«. Und der Abend sandte seine lan gen Schatten ins Zimmer, und kühl und feucht wehte die Luft vom Bal kon herein, so daß Bormann zusam menschauerte. Ja, jetzt kam auch für ihn der Abend so langsam heran das Alter. Und er wurde grau und kalt, ohne je ein eigenes Heim beses sen, ein eigenes Familienleben gelebt zu haben: so ein echter, rechter, ver knitterter Junggeselle. Da tönte ein Helles Stimmchen durch den Garten und gleich darauf Und Wiedel hörte Herr Bormann im Geiste die Stimme seiner Wirthin, wie sie so zuversichtlich sagte: „Sie Heirathen ja doch bald!" Jetzt wußte er auf einmal, daß es doch nicht so ganz unmöglich sei. In ihm keimte ein rascher Entschluß. Noch am selben Abend, als Frau Wendt auf den Balkon trat, um die Blumen zu begießen, bat er sie, feine Frau zu werden. Sie erschrak zu erst; es patzte so gar nicht in ihren Zulunftsplan, den sie sich so schön zurechtgelegt hatte. Aber in ihrem Herzen erhob sich ein Glücksgefühl, so übermächtig, daß es alle Bedenken besiegt«. Und, kurz entschlossen, wie sie immer war, antwortet« sie mit ei nem fröhlichen, festen „Ja". Frau Wiesecke ist etwas enttäuscht gewesen über di< Verlobung, und Ernsts Schwester auch; aber dann ha ben sie sich zusammengethan und dem Paare ein Nestchen hergerichtet, so traulich, wie ei eben nur erfahrene, stände sind. Hausfrau: Wie? Den fettigen Brief Köchin: Eben drum! Er soll jleich sehen, daß bei uns hier nich jeknappjt wird! dergegangen?" „Du lieber Himmel! Weil sie eben auseinander gegangen ist!" Logisch. „Hüte Dich, Kind, laß Dich mit keinem Manne ein, die Männer wer noch schlechteren." Gutgesagt. Chef (im Kreise seiner Angestellten): „...und dann Hübsch gesagt. nen kein Härchen gekrümmt werden." Nurdeshalb. „Wie ich höre, Herr Rittmeister, besteigen Sie zuweilen den Pegasus?" „Nun ja. Jaul wechseln!" Verschiedene Verhält nicht? Ich bin doch Ihre alte Freun din!" Immer derselbe. Profef bahnzug, die Kinder und die Gepäck stücke zählend): „Mit den Kindern müssen es zusammen siebzehn Stück ein Koffer'"
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