Die graue Hasse. «»man von Dora Dillick». (7. Fortsetzung.) Wenn Milla an ihrem kleinen Ar beitstischchen saß, das dicht an daS Gartcnsenster gerückt stand, fuhr sie »uweilen schreckhaft zusammen, wenn von unten her dos laute Poltern zu sammenstürzender Steinmassen, der scharfe Klang der Hack« und des Stemmeisens zu ihr heraufdrang. Dann legte sie den Kopf in beide Hän de, um es nicht hören zu müssen, das schreckliche Geräusch, das für ihr Ohr einen Klang annahm, wie das Fallen dem ein Geliebtes eingebettet liegt. Dann fragte sie sich mit angstvollem Herzklopfen: War's schon um den trauten Heimathwinkel geschehen, in dem ihr Leben sich abgespielt hatte, in dem sie geliebt hatte und glücklich ge <m selbstlose Güte. Schellbach würde, sie selbst den Vorschlag des Direktors ein Wirkungskreis sich ihm bieten wür de. Erst nach ihrem Einzug in die ober« Stadt hatte Kamills Lorenz' Antwort auf diesen Brief erhalten. Etakets hatte seine goldgelben Blätter schlagetuch ins Zimmer getreten, am Arm den großen Korb mit ihren be sonderen Geräthen, ohne di« si« auch in der befteingerichteten Wirthschaft nicht zu arbeiten pflegte. In der Hand hatt« sie den Brief Lorenz Buchlxrgs gehalten. Eine Antwort aus München, Fräulein Milla, hatte sie gesagt. Und als ob etwas wie eine Ahnung sie plagte, daß der Brief kein besonderer Freudenbringer sein dürste, hatte sie angefangene Tisch- und Menularten sammt Farben und Pinsel lagen. Mit freudestrahlendem Gesicht hatte Briefblatt entsunken. Trüben Blicks te, die Feste, die sie richtete, mit kl«i- Taufen, ganz« Blumengebindi flech- Milla hat!« in der Schul« zeichn» Stand setzte, wenigstens die nothw digsten Anschaffungen für sich selbst zu machen. Sträuben ausgegeben. Was nützte es auch? Da sie nichts besaß, hätte sie Le ne höchstens vermögen können, ihr «in durch nichts als hin und wieder eine Postkarte gesandt. Lustig« Karten, hei tere, oft übermüthige Grüße waren es, Milla schnitt diese Art oberslächlich- Frauen lieben. Vielleicht nicht weniger belte Milla in der Einsamkeit ihres kleinen Stübchens. Am Tage über ihre nend'es Gefühl der Reu« gesellt«. Wes halb war si» Lorenz' stürmischem Drängen aus eine rasche Heirath an und klein gewesen wie immer, wenn es eine rasche Entschließung galt? Ach, was halfen jetzt ein müßiges Weshalb und Warum? Sie hatte sich selbst ihr Schicksal geschmiedet und wenn sie lei den mußt«, trug sie zum größten Theil selbst die Schuld. und Grübeln! Ihr Vater hatte sie mit kurzen Worten verständigt, daß er auf dem Vorwerk gut «ingerichtet sei, daß es trotz d«s nahenden Winters zu thun gebe und daß ihn die Jagd und der Aufenthalt im Freien vorerst über al lerlei anderes fortbrächten. Was sie betreffe, so erwart« er nun baldigst ein« endlich« vernünftige Entschlie- Briefwechfel. Bon Schellbach hatte Kamills seit dem letzten Beisammensein in der Direktor ungeduldig drang. Dann, als er fühlt«, daß Kamills «in Fragen peinlich wurde, auf das sie keine aus- Selbst Lorenz' Mutter sah Milla draußen das Klingeln verhallt war, Lene den Kopf durch Millas Stuben- sich in ihrer Vereinsamung des ju gendlichen Besuchs, ohne für den Au genblick daran zu denken, daß er etwa mit den Plänen und Absichten zusam menhangen könne, die ihr wie ein Alp auf der Seele lagen. Walter Schellbach stand noch mitten in der ile'nen Stube, bis an den Hals in F'Niu dicken Ulster und einen dun ?.>n Seidenschal eingewickelt. tzen, Herr Walter? Es ist ganz hübsch warm hier. Haben wir es denn drau ßen heut so kalt? Sie lächelte ein klein wenig, als sie auf seine vermummte Gestalt sah. und er knöpfte rasch an dem dicken, langen Rock. Wenn ich erst Arzt bin, werde ich mir di« Verpimpelungen nebst vielem anttrn selbst verbieten. Also es bleibt bei Ihrem Entschluß, Herr Walter? Er nickte glückselig. Mehr denn je. Er sah sich in dem kleinen engen Zimmer um und schüttelte, fast ohne eS zu wollen, den hübschen Kopf mit dem leichtgewellten, dichten Haar. Sie haben einen schlechten Tausch gemacht, Fräulein Prätorius. Aber di« Zeit wird vergehen, und dann er rückte haben doch gesehen —? der ganze Mit telbau gerettet und das Klostergiirtchen dazu. Als sie nicht antwortete, sondern stumm zur Seite blickte, sagte er trau rig: Haben Sie eS denn gesehen? Wa ren Sie nicht unten, Fräulein Präto rius? Wir glaubten, es würde Sie so freuen. Sicherung, daß die Sache nach Papas Wunsch erledigt sei; Papa hatte eine große Freude. So ganz leicht war es rosen gezeigt —^ Es ist nichts, wirklich gar nichts Se kommen, mußte ja kommen, sein Wort einzulösen, sie zu holen. nackt standen die Bäume. Der rauhe Wind dieser Nacht hatte ihnen rück sichtslos die letzten Blätter von d«n Zweigen gerissen. Milla, die nur ein leichte? Herbst jäckchen trug, schauerte in der feuchten, kühlen Luft zusammen. Der junge Mensch bemerkte es sogleich. Darf ich Ihnen noch etwas zum Umnehmen ho len? fragte er besorgt. Sie schüttelte mit dem Kopf und ging schneller, fast lief sie, über den Kirchplatz, an der Marienkirche vorü ber und dann über den Markt in die Anlagen hinaus. Nur wenig« Men schen waren ihnen begegnet. Der Got tesdienst war zu Ende, und zwischen Kirchenschluß und Mittagbrot saßen um die kalte Jahreszeit die Leute gern zu Haus« in ihren Stuben und ruhten von d«r Wochenarbeit aus. In den Anlagen spielten ein paar Kinder Z«ck und Verstecken hint«r den iulilen Büschen, di« nur noch «in paar Virloren« rothe und schwarze Beeren» Gasse rührte sich nichts. Ein feiner Nebel vom See her la gerte zwischen den grauen Häusermas sen und umspann sie mit feinen, we henden Schleiern. Geheimnißvoller noch als sonst lastet« das Schweigen über dem kleinen, weltverlorenen Fleck. der Gasse. Der weitläufige alte Klosterbau war durch einen Lattenzaun, der ihn im Wort für die Gelegenheit. Vielleicht selbst den Vortritt zu lassen. Vielleicht überdeckt war. Unter dem Kirschbaum im östlichen Winkel des Gevierts, da, Prätorius? t«lbsues führte. Auf halber Höhe ange wirtlich ein herrliches Bild, das sich ih- hinaus! Ich dachte gerade dasselbe, liebes Fräulein Kamills. Leider ab«r muß ich Er sah aus di« Uhr. Bald eins. Mit w«nigsten» möcht' ich ihn nicht ganz allein lassen. Leni ist Sonntags selten zu haben, fügte er lächelnd hinzu. Da hat sie «ntweder Tanzstunde oder Hei rathsklub, oder di« Tante nimmt si« mit ins Theater. Dann sitz«n wir schön tergestiegen, Milla mit einem Gefühl außerordenilicher Erleichterung. Daß der junge Mensch so ganz von selbst, so ohne jeden Anstoß und Auftrag seines Baters herausgekommen war, machte sie förmlich froh. Schad«, daß Sie nicht mehr Zeit haben, sagte si« jetzt ganz leichtherzig, wir hätten sonst Frau Hegemann einen Besuch abstat ten können. Sie hat schon ein paarmal nach Ihnen gefragt. Vielleicht zu Weihnachten. Da denk' ich mir's herrlich in der Walkmühle. Ich habe Papa schon gebeten, für di« Feiertage herzukommen, ab«r er meint, durch den langen dunkeln Thorweg auf Milla kämpft« mit sich. Das starke Gefühl der Dankbarkeit, das sie beweg te, ließ es ihr unerläßlich erscheinen, beizusühren, ohne «ine Hoffnung zu er wecken? Walter kam ihr unbewußt zu Hilfe. Gruß iminen al Bater? Werk. Besucht er Sie Sonntags nicht? Nein er ist noch kein «inziges Mal Bahnhof. . schoß. Erst spät Abends, als si« schon las Stübch«n zu einem kleinen Spalt, um zu lauschen, ob Milla wirklich schon schlafe, oder ob sie ihr noch ein still. Leise klinkt« Lene die Thür wieder Aber Milla schlief nicht, sie wollt« selbstlose Güte d«s fremden Mannes, an die sie seit Walters Besuch rastlos glaubte, hatte etwas in Kamills Prä torius geweckt, was sie seit Langem nicht gekannt, ein Gefühl der Zuver sicht und stiller Sicherheit. Was ihr dem geretteten Heimathboden, in der selbstlosen Menschengüte dessen, der ihn ihr erhalten, würde sie eine letzte Zu flucht finden. Die alte Frau Buchberg kränkelte seit einiger Zeit. Der ungewöhnlich keit und die verminderte Thätigkeit auf ihr und machte sie wenig widerstands fähig- Hatte Lorenz s>« mit Rücksichten mit Lorenz' Wahl ausgesöhnt und das schöne, lieb« Geschöpf herzlich liebge- Wonnen. Um so mehr bekümmerte es sie, daß Kamills so selten den Weg zu ihr fand. War sie Lorenz nicht mehr so gut wie früher, oder kränkten feine seltsamen Nachrichten sie so tief, daß sie's auch ihr, der mitleidenden Mutter, nachtrug? An einem eiskalten Tag um das En de des Novembers die Fenster an dem kleinen Haus am End« d«r Kirsch allee waren so s«st zugefroren, daß man von d«r vorüberjshrenden Straß« nichts mehr sah ri«s di« alt« Frau ungeduldig und gereizt nach der Magd, die laut in der Kiich« hantirte. Es war heut «in böser Tag für Frau Buchberg gewesen. Ein Hustenanfall war d«m anderen gefolgt, mehr als sie sonst selten überfiel. Weshalb küm merte sich niemand um sie? Weshalb war sie so allein? Weshalb ließ Milla sich nicht bei ihr sehen? Weshalb schrieb Lorenz nicht? Ja, warum kam er nicht endlich zu Besuch, wie er es für den Herbst fest versproch«» hatt«? Da di« Magd nicht gleich hörte, klinkt« sie heftig die Thür nach der Küche auf. Lassen Sie alles stehen und liegen, Nett«, und laufen Sie zur Pe tersen herum. Meine Schwiegertocht-t soll kommen, aber gleich vor Abend noch. Nette, die sich reichlich Zeit nahm, um die paar Schritt« bis Petersen zu kommen, fand die beiden Fräulein beim Besperbrod. Das derbe Mädchen hatte keinen sonderlichen Respekt vor der Braut des jungen Herrn mehr, seit sie mit dem wilden Mangold von Haus und Hof fortgemußt und bei der klei nen schiefen Tafeldeckerin in Kost und Logement stand, wie Nette sich aus drückt«. Sie war mit d«n dicken Pan tinen lärmend durch den ziegelgepfla sterten Flur gestampft und richtet« nun ohne sonderliche Umstände den Auftrag ihrer Herrin aus, das „gleich und vor Abend" noch extra stark betonend, als sie bemerkte, daß das jung« Fräulein bei der dringenden Botschaft heftig er schrak. Es ist doch mit Frau Buchberg nichts geschehen oder etwa sie Nette zog den Mund von einem Ohr zum andern. Nee, daß ich nicht wüßte. Aber kommen Sie man, sonst setzt es was. Die Alte ist heute höllisch falsch. Lene Petersen verwies dem jungen dreisten Ding die freche Rede. Geh' voran und sag', Fräulein Prätorius sorglich um Stirn und Haar. Nur keine Angst, liebes Fräulein Milla. Was soll denn so plötzlich passirt sein? liches. Hg ö So plötzlich? So eilig? stammelte Milla, denShawl unter dem Kinn fest geschrieben, Millach«n und noch Kamills seufzte gepreßt auf. Nun, vielleicht verschärfter noch? Hatte der Mutter die ganze Wahrheit gesagt, die er ihr etwa schonend verschwieg? aus dem Munde der alten Frau erfah ren, was Lorenz ihr nicht einzugestehen wagte? An der Ecke des Staketenzaunes, da, wo jenem sonnenüberglänzte^ Lorenz zu den Birken entgegenging, kalte Seeluft versetzte ihr den Athem. In ihrer Nähe schlug ein Hund laut und kläffend an. Das riß sie aus ih rer Erstarrung. Sie eilte bei, Stake tenzaun entlang bis zu der kleinen Ein gangspforte. und nahm ihr die Sachen ab. Dabei grinste sie mit offenem Munde, wie es Milla erschien, frech geheimnißvoll, als ob sie etwas wisse, was ihr eine ge tete. I ch Die alte Frau saß in ihrem Lehn stuhl an dem runden Mahagonitisch unter der HänAel-mpe. In ihren wel ken Händen klirrte» die Nadeln. Si« war ein bischen ruhiger geworden, nachdem Nette ihr gemeldet hatte, daß Fräulein Prätorius gleich kommen werde. . (Fortsetzung f»lgt^ Fiir die Küche. Jrish St«w. Drei Pfun!» Hammelschulter wird in 2 Zoll groß« Würfel zerschnitten und das Fett ab getrennt. Hierauf salzt und Pfeffert man es. Nun werden Zwiebeln in Scheiben, große geschälte Kartoffeln in Würfel und ferner gelbe und weiße Rüben, 1 kleiner Kopf Kohl (nach Entfernung der großen Blattrippen) in kleine Stückchen geschnitten. Nun nimmt man einen Topf, legt eine Schichte Kartoffeln darein, giebt da rauf Fleisch, bestreut dieses mit Zwie beln und dem feingeschnittenen Ge müse, legt darauf wieder Kartoffeln, dann Fleisch u. s. f. Den Abschluß machen Kartoffeln. Nun wird das Ganze mit Wasser oder noch besser mit Bouillon übergössen, und dies kocht man unter öfterem Schütteln etwa 2>/k Stunden. Hammelfleisch in pikan te r Sau c e. 1. Tasse Fleischbrühe, 1 Pint Bier, 2 Zwiebeln, einige Nel ken lasse man kochen, bis die Zwiebeln weich sind. Inzwischen dünste man weich gekochtes Hammelfleisch in But ter und Mehl 6 Minuten, gebe obige Sauce darüber und lasse ordentlich aufkochen. Krautklöße. Man schneidet die zarten inneren Blätter eines gro ßen Krautkopfes von den Rippen, wirft sie einige Minuten in kochendes Wasser, kühlt si« dann ab und hackt sie fein, worauf man sie mit reichli cher Butter und Salz weichdämpft und erkalten läßt. Dann mischt man Pint süßen Rahm, zwei ganze Eier und zwei Eigelb, noch etwas Salz, Muskatblüthe und Weizen so daß sich feste Klöße daraus for men lassen, kocht sie in Salzwasser, übergießt sie mit brauner, in Butter gerösteter Semmel und giebt sie zu Entenbraten, Rauchfleisch, Schinken usw. Kleine Citronenluchen. 12 Eigelb werden 20 Minuten lang tüchtig geschlagen, dazu rührt man 12 Eßlöffel gesiebten Zucker, 1 Tasse einer Citrone, den steifen Schnee von 12 Eiweiß und 1 Pfund feines ge siebtes Mehl. Kleine Gempfannen, tue mit Butter ausgestrichen und mit Pulverzucker bestäubt sind, füllt man halbvoll Teig, backt di- Kuchen bei sie sogleich aus den Pfannen. Gebackenes Kalbshirn. — Ein Kalbshirn wird einen halben Tag gewässert, di« Häute abgezogen, dann in stark kochendem Essigwasser mit Salz, Zwiebeln und gemischtem Gewürz einigemal aufwallen lassen. Man legt es nun in kaltes Wasser und zerschneidet es ganz, abgekühlt Paprikafleisch mit Reis. Ein jungtS Huhn wird zerlegt oder ein derbes StüÄ Kalbfleisch in hüb sche Stücke geschnitten. Jetzt pflückt man in eine Kasserolle Butter klein, legt die Fleischstllcken darauf, salzt sie und streut eine Messerspitze Pa- Wasser auf, daß das Fleisch knapp bedeckt ist, und läßt es, fest zugedeckt, halb weich dünsten. Dann verquirlt an das Fleisch und läßt es noch etwa bis Stunde dünsten, wobei man öfter schüttelt, daß es nicht an hängt. Dazu wird derb gelochter Wasserreis servirt. Mskkaronispeise mit Schin cher Menge. Man verquirlt nun in einer Obertasse voll guter Milch zwei ganze Eier und eine reichliche Prise Salz, gießt diese Mischung darüber und bäckt das Ganze in gut geheizter Röhre so lange, bis sich obenauf eine hellbraune Kruste bildet. Doch legt man einen Ziegelstein unter, um er stens mehr Oberhitze zu erzielen, zweitens das Anbrennen und drittens das Springen der Schüssel zu ver hüten. Das Gericht ist wohlschme ckend und sehr gesund. Gedämpfter Spargel. Der geschälte Spargel wird in 2 Zoll lange Stücke gebrochen und in Salz-
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