Die graue Hasse. Roman von Tora Dunckcr. Es war nur ein schmaler, unsicher tanzender Sonnenstrahl, der aus dem unbebauten Acker. Es war Mittag, und tiefe Stille war in dem weiten, gewölbten, dick petenfabrik herrschte die tiefe Ruhe der Mittagspause. Die Maschinen stan den still. Auf den Arbeitstischen der Ab und zu, in langen Zwischenpausen, trug ein leiser, auf- und abwellender Wind schwache Laute deS eines Wagens oben von dem grünen Plateau, auf dem sich der Haupttheil des Städtchens aufbaute. In immer kürzeren Pausen sah das nungsbüchern, Auszügen, Rechnungen und Papieren, auf. Ab und zu be wegten sich die feinen, schöngeschwun genen Lippen und sprachen Zahlen vor sich hin. Dann schüttelte sie den Kopf. Durch die ganze feine Gestalt lief eine nervöse Unruhe. Etwas Verneinen des, Abwehrendes ttieg in den weichen Zügen auf. Am Ende schob sie Büch-r und Papiere weit von sich und seufzte gepreßt auf. Dann erhob sie sich und trat an's Fenster, durch das der Ausblick auch jetzt keinen viel weiteren Horizont bot, «ls sie von ihrem Arbeitstisch aus ge habt hatte. Graue, unscheinbare Häu ser ihr gegenüber, ein Stückchen des farblosen Wassers, von graugrünen Schilfstauden umstanden, und der noch menschenleere Weg durch den Acker nach dem großen, ungefügen Fabrilbau, dessen rothe Ziegel der Gegend die ein zige, roh und aufdringlich wirkende graue, spinnwebfarbene Schleier ge taucht. Alles Todte und Lebendige schien hier nur eigens auf's Wehmü thige gestimmt zu sein. Man sah, falls die Straße sich überhaupt belebte, nur ernste, ruhige, ja sorgenvolle Gesichter, man hörte nichts wie leises, gedämpf tes Sprechen. Hier unten wurden keine frohen Kinderstimmen laut, kein Hund schlug bellend an, selbst die Schwalben in den Dachfirsten, die über Z Hatte, wie die Chronik der Stadt «rzählte, die Graue Gasse ihren Na men ursprünglich nach dem Frauen kloster am See erhalten und früher die Bezeichnung „Graue Klostergasse" ge führt, so war ihr. auch nachdem das schwunden wa», jedenfalls der ur sprüngliche Chkrakter erhalten geblie ben. Nicht nur in der klösterlichen Stimmung, die über der engen Gasse lag, nein, auch im Stil seiner Baulich keiten, die man geneigt war als Reste der That mochte dieser oder jener un gefüge Bau von den Greueln des sieben jährigen Krieges, die das eigentliche Kloster am See dem Erdboden gleich gemacht hatten, verschont geblieben sein, ja es war sogar unzweifelhaft nachzuweisen, daß das alte dickmaue rige Haus am Ausgang der Gasse in's freie Feld dereinst das Oekonomiege bäude des Klosters gewesen war. Später, im weiteren Verlauf des achtzehnten und neunzehnten Jahrhun derts, hatte das begüterte und wag halsige Kaufherrngeschlecht der Präto die den größten Theil des Hauses aus machten, hatten sich im Lauf der Jah rhunderte immer mehr geleert. Einer waren ihrer in dem alten Haufe ge worden, bis um's Ende des neunzehn ten Jahrhunderts nur einer noch übrig geblieben war, der letzte seines Ge schlechtes, Mangold Prätorius. Anfang und Ende! Auch der erst« Prätorius, der das Geschlecht berühmt gemacht hatte, hatte den Namen Mau den gegeben und sich dann einige Jahr« später müde schlafen gelegt, eine» eben demselben mit den la> stanienbraunen Zöpfen, das sich auf dem erhöhten Fenstersitz so fruchtlos mit den Rechnungsbüchern ihres Va ters abgemüht hatte. In das stille, halbdunkle Gemach blitzten herrisch ein Paar graue Augen Als er d»s schlanken Geschöpfes am Fenster gewahr wurde, veränderte sich der Ausdruck seines Gesichts, und mit nem Aussehen nach, zutrauen mochte, fragte er: Nun, Milla, zustande ge kommen? ich glaube, es ist nicht möglich. Nicht möglich, lachhaft! Und Du willst eine Prätorius sein?! Da Du es selbst nicht ausrechnen kannst, Papa? Durch ihre Betrübniß zuckte so etwas wie eine kleine Schel- des Lebens versteht! da lomu-n Was am Ende? auf' Das Terrain hier dicht <7!?i Wasser hat für eine elektrische Anlage mindestens einen Werth von 50,000 Mark. U»d wenn das Terrain mit 2g.o<X> Mark belastet ist fuhr Kamill« Ich sag's ja es hat leinen Zweck, den alten Kasten zu verkaufen, brummte er. Was haben wir danach? rende Bewegung. Ich will nichts davon hören, es bleibt, wie's ist. Mit dem Pfennigfuchser unterhandeln, dazu bin ich mir denn doch zu gut. Kamills hatte den Kopf des Vaters zwischen beide Hände genommen und gedrückt. Lieber Papa, weshalb ver stellst Du Dich vor mir? Ich weiß ja doch, was Du fühlst und denkst! Der Abschied von dem alten Hause wird Dir schwer, darum willst Du nichts den Kopf. Nach einer kleinen Weile murmelte er: In meinen Jahren Dann fuhr er auf. Und Du wo willst Du bleiben? Du, eine Präto- Bei Deiner Freundin Lene Pe die Rede. Du käst ja noch gar nicht delt. Vielleicht zahlt er viel mehr als in dem ist es jetzt ganz weiß und rosa von Kirsch- und Apfelblüthen. Gasse? Ich nicht. Wer ein echter begreifst das nicht, Milla? Werd' nur Kamill« schüttelte energisch den Kopf. Nein, Papa, das ist viel zu theuer. Ich werde die Sache mit Lene Weg. kühle Luft in der Grauen Gasse. Erst rasch zur Stadt hinauf und schritt über den Marktplatz und am Rathhaus vorüber, in eine kleine nach Süd:n ab baun beschleunigte sie ihren Schritt und eilte elastisch die Kirschallee bis zu einem ihrer kleinsten Häuser, ziemlich aller auf ungefähr zehn Schritte Ent fernung erreicht hatte, knarrte die Pforte in dem grünen Staketenzaun, der das kleine zierliche Anwesen um gab. Kamills blieb stehen und sah mit gespannter Erwartung nach der Pforte hin. Dann flog ein Ausdruck derEnt täuichung llber'ihr von raschem Lauf zart gerathetes Gesicht. der auf die Straße getre ten. Von der Sonne geblendet, kniff cr die Gestalt am Ende des Stakets gehst schon, Lorenz? Ich hab mich so geeilt. Ich hätte so gern zwei Worte mit Dir gesprochen. Der Vater Milla. In einer kleinen Viertelstunde sich?.°'"'°° gln' stens wir gehen durch die kleine Rathhausgasse das ganze Nest schläft, Niemand begegnet uns Nein, nein sie schüttelte abweh rend den Kopf. Der Papa würde sehr böse sein, und ich mag's auch selbst brik ist Dir's «cht? sehen! Gehst Du noch zur Mutter? thig. Ja, gewiß, deshc.lb bin ich ja Warte Du! Mit den vollen, schöu red:n. Ich erzähle Dir das alles Abends Du mußt jetzt fort, Lorenz, und ich werd' der Lene auch sagen, daß Du He^Buchberg! Weile. eigentlich mehrere Plätze, denn ein gro ßer Theil des Tisches zunächst den Fenstern war mit Papieren, Mappen, Farben, Wassergläsern und Pinseln bedeckt. Di« jungen Leute grüßten artig, als Sadus mii Buchberg emtrat, und fuh ren dann lautlos in ihrer Arbeit fort. Nun also, ich bin ungemein ge- Der Engelsries is, nebenan aufge spannt, erwid:rte Buchberg. Aber ich hätte hier noch etwas, Herr SaduZ, über das ich gern Ihr Urtheil hätte. Der junge Zeichner nahm einen klei nen Schlüssel aus der Westentasche, schloß eins der abgetheilten Fächer in dem Zeichentisch auf und entnahm ihm eine kleine Rolle. Wenn es Ihnen recht ist, gehen wir auf einen Augenb'ick ein Fenster in derselben Größe wie die des Zeichensaals hatte und sür etwa nothwendige Extrazeichner vorbehalten Wand befestigt. es geglückt ist oder nicht. Buchberg strich das gerollte Blatt kopfes in seiner ganzen Eigenart wirkte. hört. Das ist ein Geschenk ein Äl- Eeschäft ist gemacht, schlage Jh- schüttelte Buchberg den Kopf. Er hatte stets gewußt und gefühlt, daß der Di rektor und Sadus ihm wohlwollten, hätte er nicht erwartet. Abgerissen ka men Worte des Dankes und des Ent zückens von seinen Lippen. Kasse hiniiberkommen und Kamills Prätorius Ihr Glück verkünden. Und das Bild da, Buchberg Sadus machte eine langsame zögernde Bewr- Hand nach unrechtem Gut ausstrecke da Sie im glücklichen Besitz des Origi nals sind, darf man wohl daran den ken, es zu erwerben. Mit Freuden. Buchberg schob dem Bureauchef das Blatt mit «iner leb haften Handbewegung zu. Ich bitte Nein, so war es nicht gemeint, Buch berg. Ich möchte die kleine Skizze für meine Sammlung erwerben dürfen. lüP°"" Buchberg Uebrigens, w?e steht es in der Grauen Gasse? Ich habe seit Tagen Alten bin. Mir geht es nicht viel besser, seufztc Buchberg mit drolliger Resignation. dienst den Rücken kehren und ei^ freier Künstler sind. Da kennen Sie den Alten schlecht. Von der Kunst will er erst recht nichls wissen. Wir werden uns noch lange in Geduld fassen müssen, ehe an eine Heirath zu denken ist. Und wie steht's mit dem Verkauf? wird sich so lange bis der Käufer abschnappt. Freilich, was das baare Geld betrifft, was dabei heraus sieht, darauf möcht' ich die Hand nicht Wie denn so stark verschuldet? Das Grundstück ist unter die letzte Bodenluke; und auch sonst gekommen? Ich höre, die Prätorius waren früher die reichsten Leute, der Stolz der Stadt und der Landschaft. Gewesene Zeiten! Mit dem Vater schon soll's nicht mehr zum Besten ge standen haben, ja vielleicht schon mit dem Großvater. Aber die hielten sich noch, und wenn das Geschäft auch nicht mehr blühte, es bestand doch wenig stens noch. Den Mangold haben dii Junker hier herum zugrunde gerichtet. Spiel und Pferde und Wetten Ich habe nie davon gehört. Es war wohl vor Ihrer Zeit, Herr Sadus, an die zehn Jahre und dar über mag es sein, Kamilla's Mutti, war kurz vorher gestorben, da hieß Prätorius in der ganzen Gegend nicht anders als der tolle Mangold. Da war er mit dem Walpen auf Glossow gut Freund. Die Freundschaft Hai ihm dann den Rest gegeben. Armes Mädel! Was hat sie schon alles hinter sich. Und auch wohl noch vor sich, Herl Sadus: denn so klug sie ist und so tief sie hineinsieht in die Schuld und Mi sere, den Alten läßt sie nicht im Stich, und wenn sie auch hundertmal einsieht, naß er unrecht hat, gegen seinen Willen Beide Männer schwiegen. Sadus sah nachdenklich vor sich hin. Wenn man ihnen wenigstens bei dem even tuellen Verkauf behilflich sein könnte! Wer weiß denn, wer dieser Berlinei Käufer ist, und dem Hund, dem Hip pold, ist «rst gar nicht zu trauen. B«, ein honoriger Mensch sein. Das Haus hat gerade keinen Weltruf, aber es soll gut sundirt fein. Der Mann Und die Last, die auf dem Grund noch an Wechseln läuft, hat er darüber «inen Ueberblick? her, sich selbst und uns zum Verdruß. Ich hatte gehofft, er würde sich einge wöhnen es war nichts damit. Zum muß er sich wenigstens einen Bücherre visor holen. Irgendeine Art von Ue berblick über die Sachlage muß doch zu (Fortsetzung folgt.) Zwischen zwelHerzen. „Endlich mußt Du Dich aber doch für ist schwer zu sagen, Mama, immer wenn ich mit dem einen bin, zieh« ich den andern vor." Für die Küche. Roulirte Kalbsbrust. Aus einer Kalbsbrust werden alle Rippe» auseinander. Nun bereitet man aus gehackten Zuthaten: Kalbfleisch, Speck, Gurken, Champignons, einer Scha halben Quart Milch und einer Unze Zucker und fülle mit dieser Masse becherförmige, gut mit Butter bestri chene Obertassen je halb voll. Di« Tassen stellt man bis zur Hälfte in kochendes Wasser, deckt sie zu und läßt sie in diesem Wasserballe eine Viertel- Platte gestürzt. Man giebt sie mit einer Obst- oder Vanillensauce zu Tisch. oder Taubenfleisch mit einem Pfund Butter, zwei Löffeln Kapern, vier Eidottern, dem Schnee von zwei Ei rund auf der Schüssel. Russen-Suppe. Ein Pfund Hammelfleisch, zwei Pfund Rind zweiundeinhalb Pfund Kartoffeln, ein halbes Pfund Wurzeln, ein halbes Pfund Steckrüben, ein halbes Pfund Zwiebeln, «in viertel Pfund Sellerie, alles in Würfeln geschnitten, dazu. Kocht das Gemüse, so giebt man das nöthige Salz, etwas gestoßenen Pfef fer und Kümmel hinzu und läßt di« Griesnocken als Suppen einlage in Heller Fleisch brühe. Für sechs Personen nimmt man Quart Milch und läßt dies« mit knapp ein Zehntel Pfund Butter Eßlöffel feinen Gries hinein und rührt die Masse so lange, bis sie sich vom Topf löst. Danach giebt man sie in eine Schüssel zum Auskühlen und rührt, wenn sie lauwarm ist, drei große Eier daran, thut Salz und feingeriebenen Muskat hinzu und sticht mit einem Kaffeelöffel Nocken in kochende Fleischbrühe, die man zu gedeckt kochen läßt, bis sie schön auf gegangen, an der Oberfläche der Suppe schwimmen. Sie werden gleich servirt. Schweinskeule. Ein« nicht zu fette Schweinskeule kommt, nach der Fall sein dürste, gießt man ein« Tasse Wasser zu, schneidet die Haut mit einem scharfen, spitzen Messer in schmale Streifen, streut Salz, einige Stückchen Zimmt und Gewürznelken läßt die Keule noch zwei Stunden braten. Bedingung 'ist scharfe Ober hitze. Ein Stück Kalbfleisch, mit der
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