Nebenan. Wie schroff die Gegensätze oft aus. Hier die großen, hellen Fabrilsäle, wo an langen Tischen lautlos gear beitet wird „nebenan", so dicht, daß die Wände sich berühren, das Ballhaus. Einem verwunschenen Schlößchen «leicht es am Tage. Der schweig same Diener bürstet die Vorhange und putzt die kupfernen Thürbefchläge. Am späten Abend jedoch schwirren die bunten Irrlichter über den geräumi gen Hof. Sie tragen hochhackige Lack schuhchen. Spitzenröcke l-> Balleteuse, über welche sich kostbare Seidenroben breiten. Dann streicht Janos den Bogen, und das leichtsinnige Völkchen wirbelt durcheinander und fühlt sich da am stärksten hingezogen, wo die meisten Sektkorken knallen. Wenn nur die Ueberstunden nicht wären," klagt die hübsche Trude, die seit zwei Jahren Eopirerin bei Grün A Stange ist. „Seit das Ball haus sich nebenan befindet, bin ich ganz unzufrieden. Unsereiner ist an den Stuhl festgebunden und darf kaum die schönen Walzerm-lodi-n milsummen während jene lustig durch den Saal schleifen! Wir dür sten nach einem kleinen Vergnügen und die schwelgen!" „Aber Fräulein Trude," entgegnet Fritz Hermann, Vorarbeiter in der Karten - Abtheilung, der es immer so einzurichten weiß, daß er mitTrude zusammen nach Hause geht. „Kennen Sie nicht die schöne Geschichte von der Grille und der Ameise? Sehen Sie, die Grillen können nachher bel teln gehen und die Ameisen schas sen sich ein hübsches Heim mit allerlei nützlichen Dingen darin." „Man ist doch auch jung," schmollt Trude, „und will sich amllsiren." „Können wir ja auch. Lassen Sie uns doch Sonntag 'ne kleine Partie nach Grünau machen oder, wenn Sie lieber wollen, nach Wannsee. Mit dem Dampfer ein Stückchen havel- Mißl-illigend schüttelt sie den Kopf. Danach sehnt sie sich nämlich gar nicht die pikanten Freuden, die sich hinter Schloß und Riegel verbergen, locken ihren Sinn. Viel zu oft hat sie die Parfüms der Kavaliere geath met, die mit hochaufgeschlagenem Pa letottragen hinter dem eleganten Por-- tal verschwanden viel zu oft sind ihr jene zierlichen Dämchen be- ch Ja, wenn sie es so gut gehabt hätte, als Else Mühl, die gleich nach der Einsegnung in die Soubrettenschule liebt! helle Gestalt vorüber. „Else...!" stehn. Sie trägt noch immer die tie fen Wellenscheitel, zwischen denen sich ihr weißes Gesicht so interessant ver steckt. „Bist Du's, Trude?" Wie melo disch ihr Lachen klingt und welche Lebensfreude aus den dunklen Augen spüht! „Was treibst Du denn, Mä del?" „Ich bin hier in der Papierfabrik von Grün ck Stange. Schon seit zwei Jahren. Und Du?" „Oh ich hatte ein glänzendes Engagemrnt nach Rußland," lügt die „Du bist ver lobt?" Aber er heirathct mich, und wenn sich mit seiner aanzen Familie über werfen soll. Er hat es mir geschwo nach Nizza gereist..." „Aber Deine Eltern?" stottert Trude. „Vater soll nicht mehr bei der Bahn sein Mutter kränkelt ich schickte ihr neulich einen Korb Wein. Ich wohne nämlich jetzt in der Jäger straße, wo mir Harry eine reizende Wohnung eingerichtet hat. Wenn Du Trudeist ganz erschüttert von all den Neuigkeiten. „W0...?" fragt sie hastig, denn sie fühlt sich beob achtet. hinter der schönen Fee. Nur eine Wolke von Duft und Glanz bleibt zurück. de, wenn sie Mutterchen, weißt Du, wer. ich heut nach drei Jahren zum ersten Male wiedersal? Else Mühl." „Aha! Darum schmecken Dir auch die Bratkartoffeln nich besonders." ' „Mutter, sie war schwer von Seide und Spitzen. Schön wie ein Engel!" „Meinswegen —" „Und ihr Harry, den ich von Wei tem sah, ei» ganz vornehmer Herr „Wenn er se sitzen „Nein, Muttchen er liebt sie So rasch ist Mutter, seit sie das Reißen hat, nicht aus der Sofaecke herausgeschossen als jetzt. „Besuchen meinste? Nee, mein Kind, davor bin ich! Jeder jeht seine Weje! Die steuert us's Jrasenschloß zu Du suchst Dir 'n Bürjerlichen. Eijentlich hast 'n schon jefunden, denn Fritz Hermann ist 'n Pracht mensch. Das Tuch aus reinwollenem Lama hat er mir heut jeschickt es 'n rechten Fleck hat. Wer die Mutter ehrt, is de Tochter werth! Wie jeduldig er sich in Deine Lau wünsch' ich Dir 'n jänz Feinen aus 's Ballhaus, der Dir alle Tage de I cke voll haut!" „Mutter...." zürnt Trude und patentes Ballhaus - Mädel. Eine plötzliche Angst steigt in Mut tern auf, so daß sie, halb streng, halb an sich preßt: „Zehn Jahre ist Vater todt. Zehn Jahre habe ich jefchuftet ihr Stolz! Eines Mittags ist er ausgeblieben man vermuthet nichts Böses dabei „Er sollte fünftausend Mark kas hübschen Garten am Spreeufer ein Glas Bier trinken darf. Der Frühling guckt durch alle Stadt. " „Wissen Sie, was ich heute Komi sches erlebt habe?" fragt Fritz, um seine Begleiterin aufzuheitern. „Ich habe ein Preisräthsel in unserer Fac hgoldenen Streifen. Allerliebst, sage ich Ihnen. Da fehlt weder Quirl noch Kochlöffel." 1 was wollen Sie denn damit ist es das beste," weicht noch ein paar Zimmer dazu^" „Nicht unmöglich. Vorläufig steht meine Küche auf dem Speicher. Was läßt es zu, daß er ihren Arm fest an sich preßt. „„Darüber," flüstert sie zögernd, „können wir ja später spre chen...." Nein das ist ihm zu bunt. Frühlings - Sehnsucht im Herzen, in der Tasche einen Brief, worin ihm Zulage bewilligt wird, und eine kom plette Küche auf dem Speicher! „Nein, Trude, so entwischen Sie mir nicht. Ich muß jetzt wissen, wo ran ich mit Ihnen bin bis morgen Abend gebe ich Ihnen Bedenkzeit. Viel zu sprechen brauchen Sie sprödes Mädel ja nicht," schilt er verliebt, „wenn Sie einverstanden sind, führen Flieder! bischen sehr gut ist. Und doch ist es ihr lieb, daß sie ihn den ganzen nächsten Tag nicht sieht. „Ueberstunden", hat der Chef angekündigt, und sie rücken seufzend so schrill bricht die Musik mitten d'e anliefe" me. Goldene Stühlchen auf fchim- Es ist der Arzt aus dem Vorder- Mädel hat sich erschossen. Hoffentlich Else°^.!"° „Sie können ihr doch nicht helfen," flüstert Fritz, dem es heiß in die Au gen d „Das ist Berliner Luft Luft Kluft - Kluft! Innerlich der größte Schuft Schuft Schuft... Liebe hoch im Kurs steh!? daß sie bald anderen Sinnes wurden und ihre Bereitwilligkeit zum Eintritt in ein Regiment melden ließen. Es ist bisch« Redensart „einem einheizen" in jener Maßregel ihren Ursprung hat, zumal sie auch heut« noch in dem Vertauschte Noüe«. Horst Wenk befand sich in dem Al kahles Geäst saust und falbes Laub Horst Wenk, Rechtsanwalt, hatte ster Ausenthalt für Pensionäre". Und als er etwas Passendes gefunden zu haben glaubte, dampfte er kurz ent schlossen eines Tages nach Z. ab. Dort beschaute er sich die Sache in der Nähe und ließ sich schließlich im Städtchen nieder. Und da Herr Horst Wenk einmal dabei war, allerlei Selt samkeiten zu begehren, schlüpfte er quasi aus der Haut des Lebemannes in eine echte Philisterhaut. Er zog sich die kleinstädtische Zipfelmütze über die Ohren, machte bei den Honorati der Traube, und las das Kreisblatt, die Einladungen zu Wurstessen, Knechte- und Mägdegesuche mit in begriffen. Man sah, Herr Horst Wenk stand wirklich im besten Mannesal ter. Auch eine Wirthschaften», eine dicke, rundliche Alte mit einer im mensen Redegabe, hatte er sich zuge legt. Frau Müller auf diesen Sammelnamen hörte sie lochte eine Bratwurst. Und als Desert servirte sie ihm sämmtliche Neuigkeiten des Städtchens; sogar, daß Bürgermei ster Line unlängst Halbschuhe ange habt hatte und dazu ein Loch in der und daß Amtmann's Rose ein Auge auf den Herrn Rechtsanwalt gewor fen habe. Da wurde sich Horst Wenk be wußt, daß er ja eigentlich noch im Freilich, die Mädels im Städtchen er war doch zu lange etwas Fesches gewöhnt ge wesen. Solch ein Aennchen, Röschen, Pastors war ein gebrauchter Kjnder- Pastors dreizehn Göhren.) Zuletzt te für das Marlitt'sche Genre. Und liest. Horst Wenk suhr nicht zu sen. Es war eine Liebe-geschichte, wie alle die Geschichte einer Stu dentenliebe, und doch war sie etwas Besonderes sie war die Geschichte Horst Wenl's und Suse Altners, als sie noch jung, ein paar Feuerseelen waren. Und Horst Wenk las seine eigene Geschichte. Ihm war zu Muthe wie einem, den man fälschlich todt log liest. Er las alles das, was er vor Jahren empfunden hatte. Er ließ sich bezaubern von der feinen Stim rauschte sich an seiner eigenen Liebes geschichte. Wer hätte gedacht, daß die kleine Suse so heiß empfinden könnte daß sie eine so seine Menschenken nerin sei. Oder war es Thatsache, daß die Augeu der Liebe schärfer sehen? Für ein thörichtes, kleines Mädel, einen Wildsang hatte er Suse gezeichnet vor allen anderen, er hatte sie auch geliebt, aber doch nicht so, daß er sich sagte: diese oder keine, und Suse hatte auch hin und wieder durch blicken lassen, daß sie ihm gut war. Zu einem Geständniß war es nie ge kommen. Suse stammte aus guter Familie und Horst dachte nie an's Heirathen, wäre ein Liebesge ständniß ohne Zweck gewesen. Aber einmal wäre es doch beinahe dazu ge eingeladen. Als man nach fröhlich verbrachtem Nachmittag den Heimweg durch den Wald einschlug, begann es zu regnen, gleichmäßig, eintönig, und genschirm, vor und hinter sich junge Pärchen, alle mit sich beschäftigt, vor neugierigen Blicken geschützt durch das Wetterdach. Dazu das gleichmäßige Fallen der Tropfen aus die Blätter, die Waldblumen, die regennaß die Köpfe hängen ließen, die eingeschnit tenen Herzen, Namen in den alten Stämmen, die aus dem Waldesdunkel förmlich hervorleuchteten. Junge Menschen sind immer Stimmungs menschen die warme, feuchte Luft, das rhytmifche Ausschlagen der Re gentropfen, das Bewußtsein, den Bli cken der anderen entzogen zu sein, das wurden einsilbig, vermieden es, sich anzuschauen. Es war einer jener ge fährlichen Augenblicke, in denen man den Athem anhalten möchte, wo die Sinne geschärft sind ein Augen blick, von dem man fühlt, daß er be stimmend auf's ganze Leben wirkt. Und die Spannung in den jungen Seelen löste sich doch. Horst zwang sie mit eiserner Energie nieder. Die beiden junge Leute athmeten auf unbefriedigt. Man sah sich dann noch öfter in Gesellschaft, mied sich aber in einer Weise, daß es nicht ge rade ausfiel. Und dann trennte das Schluß. Aber im Leben kommt meist alles unvermittelt. Horst genoß sein Leben, bis er im besten Mannesalt.er sich Horst in Gesellschaftstoilette. Er Klärchen wegzuwerfen braucht. Wohnungsthür. Für ihn steht es sest, daß sie ihm selbst öffnet. Vielleicht den „besten" Jahren, der für derlei ist. Zuviel hat er Nähtische und Dann steht ihm Suse gegenüber. So groß hatte er sie nicht in der Er innerung. Nichts Altjüngfräuliches hastet ihr an. Sie ist eine Erschei nung, die sich trotz ihrer Jahre noch sehen lassen kann. Liebenswürdig, ihre Ueberraschung verbergend, be grüßt sie Horst. Fast ist sie ihm zu selbstbewußt. Er hätte sie sich befan gener gewünscht. Aber das kann ja alles Verstellung sein eine Maske, um dem Jugendgeliebten ihr Inneres zu verbergen. Horst hat sich ganz in die Rolle des alten Geliebten einge glücken und die Geliebte seiner har rend findet. Kuß Verlobung Tableau. Es liegt auch etwas Thea tralisches in der Bewegung, mit der er ihr beide Hände entgegenstreckt: „Suse, verzeihen Sie mir ich habe nicht gewußt bis heute nicht ge wußt wie Sie gelitten —" Suse Altner ist einen Schritt zu rückgetreten. Halb befremdet, halb spöttisch schaut sie Horst an. Dabei sährt es ihr durch den Sinn, daß er recht alt geworden ist. „Ich verstehe Sie nicht, Herr Wenk ich weiß „Suse!" Er zieht das Zeitungs blatt aus der Brusttasche, und Suse sindet, daß er dabei recht komisch aus sieht wenn alte Leute die Verlieb ten spielen wollen, wirkt das immer komisch. Und sie lacht, wie von etwas Drückendem befreit. Beleidigt saßt Horst nach seinem Cylinder: „Gnädi ges Fräulein, ich las Ihre Bekennt nisse und wollte gutmachen " „Bekenntnisse, .Herr Wenk?" Der spöttische Ausdruck in Suses Gesicht verstärkt sich. „Bekenntnisse —" sie zeigt auf das Zeitungsblatt, „sind das nicht! Was ich da geschrieben habe, ist lediglich Phantasie vielleicht enthält sie auch zusällig ein Körnchen Wahrheit zufällig, sage ich. Herr Wenk. Und nun beruhigen Sie Ihr erwachtes Gewissen uns von der Feder geht es wie den Schauspielern, wenn ivir das alles empfinden soll ten, was wir schreiben, und jene das alles wären, was sie zu scheinen ge zwungen sind, dann wären wir alle sammt bald im Narrenhaus." Als Horst Wenk die Treppe wie der hinabgeht, steht es bei ihm fest, demnächst um ein Aennchen oder Klärchen zu freien. Eine vernünftig- Frau ist das einzig richtige für einen Mann im besten Alter. Suse Altner aber athmet erleichtert auk. Sie ist von einem Schatten be freit, der aus ihrer Jugendzeit her über in ihr Leben fiel. Man muß eben alt werden, um klug zu werden. Ein uralte« AanggerStl,. Der Aalspeer, eine Stechgabel mil eingelegter Harpune, gehört jetzt zu den verbotenen Fischereigeräthen. El wurde aber noch bis zum Jahre 186 c in der Gegend von Oderberg vielfach benutzt und bestand aus einer an ei ner langen Stange befestigten eiser nen Gabel, deren Schenkel zunächst ein unten offenes Oval bildeten, in welches eine mit Widerhaken versehen« Eisenspitze von 4 Zoll Länge hinein ragte. Die Harpiinenfpitze stand ge nau in der Mitte der V 2 Zoll weiten Oeffnung des Ovals. An dieser Stelle waren die Schenkel der Gabel rechtwinklig nach außen gebogen, unt da ihre Endpunkte 7 Zoll auseinan- Gabel über einen im Schlamm de- Gcwässers erblickten Aal zu setzen. Drückte man nun die Gabel in den Boden, so wurde der Aal, der seitlich nicht entweichen konnte, auf die Har ziehen. Der Aalspeer, dessen primitivste Form wir in dem mit einfacher Kno chenspitze bewehrten Holzschaft zu su chen haben, gehört sicher zu den allere stUttlitSU er. „Multipliciren Si« 3946 mit HP- d - B ' „2,845,066," sagte si« seufzend, zwei." „1,422,533!" fragte sie. ziehen dann 1,422,54 t) ab. Was giebt „Das Resultat ist Null." diese Sorte?" „Die Cigarre, mein Junge," ant wortete der Verkäufer, der das Kraut mir's!" „Wie so dachtest Du Dir's?" „Ja hm. sie hat hm, ein halbes Dutzend Revolutionen in mei nem Magen verursacht." Erklärlich. „Ich traf gestern Ihren Neffen, der schwärmt ja nicht schlecht von seiner reichen Braut." „Ja, wissen Sie, er hat sie noch nicht gesehen!" „Was sagte denn nun der be rühmte Professor zu Deinem Leber leiden?" „'s Bier hat er mir verboten!" „Schau, und von dem machen f' so viel Aufhebens! . . . Das hätt' Ich Dir auch verbieten können!" Unter Studenten. „Du gehst ja in letzter Zeit so traurig ein her; machen Dir Deine alten Schul den so viele Sorgen?" „Das nicht; ich überlege mir nur, wie ich neue machen kann." Jippertinent. „Das ist aber stark, Herr Wirth! ... Ich spei se Menü zu einer Mari und bekomme eine Papierserviette!" „Das macht Idyll. Gefahrloser Anblick. Der Pantoffelheld. so lange gedauert! Es —" „Marsch ins Bett! Dann hast Du für heu te genug gesprochen!" Erklärlich. Baron: „Jo — Praktischer Vorschlag.
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