Der Hanptftciviua. «Wer von den Herren hat Lust, ein Loos der L'schen Kirchcnbaulotterie zu «rwerden?" wandte sich Herr Braun, der Chef ser Firma Rudolf Braun sen., mit lächelnder Miene an feine Angist«llten. „Ein Freund in L. schickt mir «in Dutzend Loose, mit der Bitte, im Interesse der guten Sache für das Unternehmen zu wirken. Das Loos kostet nur fünf Mark, die Ziehung ist Rietzel, Rietzel, der Prokurist, «ach kurzem Besinnen. „Recht so, Herr Rietzel, man muß «dem Glück« die Hand bieten. Vielleicht gewinnen Sie das große Loos." „Das wird in einer Kirchenlotterie nicht viel ausmachen," bemerkte Rietzel lachend. „Was? Der Hauptgewinn beträgt eo.ooo Mark." „Soviel? Na, mag's Gott fügen, haß cs in gute Hände fällt", meinte -der gutmüthige Prokurist und fugte skeptisch hinzu: „Ich gehör« haben. Ja, wenn ich ein Loos zehn Jahre gespielt habe und es endlich auf <,eb»> dann gewinnt cs das nächste Mal sicher." Der Chef lachte, und Rietzel nahm seine zwei Loose in Empfang. Die klärte mit Bezug daraus dem Proku risten ebenfalls pessimistisch, daß er staunen den Besuch seines Prokuristen. „Zum Kuckuck, Herr Rietzel, wie se -5-n Sic denn aus?" platzte «r verwun- Weste, Frack Donnerliittchen, es An?" s>er. „Ihr Herz entlastet? Ich verstehe plosive Natur. Er sagt« nicht mit höf licher Verlegenheit: „Mein Herr, Ihr Anlrag ist sehr ehrenvoll für mich und Angestellter sind? Wie können Sie liebte." brach ihn. „Also hinter meinem Rü cken habt Ihr korrespondirt? Das ist infam, schändlich! Wo in aller Well Sehenswürdigkeiten der Hauptstadl kennen lernen, ich möchte mich ihrer Th«at«r —" Berdem hiermit die Kündigung. Ich will Sie nicht direkt auf di« Straße setzen, um Ihrem Fortkommen nicht srist aus und verbäte mir Ihre weitere Anwesenheit. Gehen Si« am 1. Ja nuar— bis dahin will ich schon Mit ihre Zukunft", schnaubte der erzürnte Vater. „Sophie ist verständig und wird sich trösten." und der Geliebten. Vierzehn Tage später saß Rudols Tisches ein. „Was ist denn das?" murmelte Braun, der die Gewohnheit besaß, alle seine Gedanken halblaut von sich zu geben. „Aha, die Ziehungsliste der Kirchenlotterie jetzt werden wir gleich sehen, ob wir gewonnen haben. tirt? Ja so. dort in der Brieftafel gib sie mir doch 'mal her. Fiekchen, sie liegt auf dem Fenster." Sophie erfüllte bereitwillig den Wunsch des Baters. Dieser überflog hastig die langen Zahlenreihen. „No. 15.408 ist nicht! 20.972 jawohl. 74 hat 500 Mark gewon nen, aber beileibe nicht 72. Wahrhaf tig, wie ich mir's dachte, ich bin mit al ner meiner Leute spielt. Will doch mal sehen, ob Donv.erliittchen!" schrie er und schnellte bestürzt vom Mutt«r und Tochter schauten er „Was was ist denn?" forschte Frau Braun betroffen. „Was ist? Dieser" —wieder schwieg er mit einem Seitenblick auf Sophie, verlassen hatte, hielt er seiner Frau die Ziehungslift« hin und sagte erregt: Streich gemacht!" „Womit denn, Papa?" „Damit, daß ich dem Herrn Rietzel Sophiens Hand nicht gegeben habe. Denke Dir, der Glückspilz hat auf sei ne Nummer 65,302 den Hauptgewinn von 50,000 Mark gewonnen!" „Was? Und ist die Liste auch rich tig?" „Es ist die amtliche daran ist kein Zweifel. So eine Dummheit! Warum kam er auch nicht erst heute oder morgen? Das Mädel ist seitdem sowieso wie vor den Kopf geschlagen und den Prokurist selber kann ich schlecht entbehren, ich fürchte mich vor dem Tage seines Weggehens." „Warum hast Du ihn auch abgewie sen? Er ist -in hochgebildeter Mann." „Und tüchtig im Geschäft—" „Und acht-nswerth in jeder Hin sicht „Aber doch nur ein armer Teufel. Jetzt freilich ist das anders, hm" der kratzte sich nachdenklich „Zum Kuckuck, Lisbeth. waS hindert uns den», ihm noch nachträglich das „Denkst Du, er weiß vann nickt, velchem Umstand« cr die Sinnesände- fallen. Ich thue, als wüßte ich von der ganzen Geschichte kein Wort, und auch Fiekchen darf nicht das geringst« Du?" „Deine Tochter wirst Du jedenfalls überglücklich machen," entgegnete die In der That. Herr Braun kleidete sich rasch an und ging hinunter in's Kontor. „Einen Augenblick, Herr Rietze!", tend. rief: „Mein lieber Herr Rietzel, ich bin neulich ein wenig borstig gegen Sie gt wesen! Ich war grade verstimmt, au ßerdem störte mich Ihr Antrag in mei nen Plänen. Nun habe ich jedoch in- Jhre Armuth" —er betonte dieses „Wo denkst du hin? Er hat doch vorbringen, als wolle er gegen uns großthun." „Hm, hm möglich weiß nicht." Braun wartete noch drei Tag«; als Lotteri« erhalten, lieber Albin ich gratulir« herzlich." Und er streckte ihm die Hand hin. „Thun Sie nicht so —zu Ihren SO,<X)t> oder wissen Sie es noch „Nicht? Mensch, wo haben Sie denn Ihre Augen? Hier, Nummer 65.302 mit 50,000 Mark gezogen das ist „So?" rief er verblüfft. „Dann muh es die Nummer des Looses gewe selbst habe No. 31,109 und die ist Glück in der Lotterie, sagte ich Ihnen chen?" seiner Frau. „Und was das schlimm ste ist es läßt sich nichts dagegen thun. Wir können uns doch nicht so Ker Mensch das hinnimmt! Natürlich, er kann ja lachen Sophie und meine mehr als die 50,000 Mark!" „Und das beste bei alledem ist", er gänzte seine Gattin lachend, „daß Al „Wieso?" Ernennung zum Theilhaber!" „Da hast Du recht aber er darf niemals «in Wort davon «rfahren und Mielchen auch nicht hörst Du? Sonst sind wir blamirt." Und Frau Braun gelobte lachend die strengste Vorfrühling. Gestalt warf. nachschleppte. „Und Helen«? Ist sie „Grüß Gott, Lenchen! Potztausend, stieg. Aber wie sie dann oben im Ta lieblicher. Er hatt« ein Wort der Be- Als sie ihn Verlaffen hatte, schien ihm das Zimmer weniger kell als zu als in den Salons der Großstadt, in denen sich noch die überhetzte Gesellig keit des ncrvenzerreibenden Winters fortschleppte. Er sich der kom seine Freude nicht geringer. Es war eine Schaffenslust in ihm wie seit Was Joachim Fellncr in der Natur am meisten liebte und was er in seinen Bildern am besten wiederzugeben wußte, war jene Vorsrüylingsstim mung, da es wie das selige Er schauern neuerwachenden Lebens durch die ganz« Schöpfung zu gehen scheint. Die lnospenden Bäume und Sträucher sagten ihm mehr als die grün belaub- fahrenden Lenzwind zu trotzen. Für die Bewohner des Forsthauses behielt er in dieser Zeit emsigen Schaffens „Es ist schön. Aber macht es Sie Er verstand sie nicht und schüttelte den Kopf. chenseele sie ahnte es sicherlich nicht. Das fühlte Joachim Fellner, als er sie ansah. „Vielleicht verstehen Sie die Natur- „Fort von hier? Nein! Und «s ist doch «ine Sehnsucht in mir, eine sc zählte." Ihr Gesicht war halb von ihm ab ihres Profils erfüllte ihn mit Ent terchen mit sich nach Hause. Joachim Fellner aber war seit dieser Stund« seltsam verwandelt. Er ging umhei wie in schweren Sorgen und vor sei ner Staffelei saß er Viertelstunden kurze Zeit d«s Vorfrühlings ging da hin, ohne daß er sie genützt hätte: du ganze Herrlichkeit zu entfaiten. Er schien dessen gar nicht zu achten. bärtigem Gesicht und straffer, elasti scher Gestalt. Joachim Fellner konnte nicht vernehmen, was sie sprachen; nur Aber es wird Sie gewiß nicht stören." Ein etwas schmerzliches Lächeln ging über das Gesicht des Malers, „Und Ihre Friihlingsbangigkeit, Fräulein Helene? Ihre Sehnsucht Sie wurde roth, aber ihre frischen Lippen lachten. „Ach, das war ja alles Thorheit. Die Welt ist so schön, so wunderschön! Und ich wünschte nur, daß es immer immer blieb« wi« h«uti." „Weil die Blätter da sind und die Blumen blühen nicht wahr? Ich weiß ich weiß! Und mög« Ihr Lenz recht lang sein, mein lieb«s Fräulein Helene! Die süßen Schauer des Vorfrühlings aber sollen Sie mir nicht als eine Thorheit schelten. Denn «inst w«rden Si« erkennen, daß si« das Htiligst« und Köstlichste gtwesen sind in Ihrem Leben." Sie verstand ihn nicht; aber sie zer brach sich wohl auch nicht weiter das Köpfchen. Sie empfand nichts als die beseligend« Lebensfiille in Herz und Gliedern. Und si« ahnte nicht, wie weh dem alternden Manne zu Sinn sein mochte bei dem Gedanken, daß nur die glückliche Jugend einen vollberech tigten Anspruch hib« auf die Wonnen des Liebe erweckenden Frühlings. Keiner «uswet«. Ein reicher Herr, der sich wegen ei nes Leidens einer Operation unterzie hen muß, kommt eines Tages zu Pros. Thierfch nach Leipzig und bittet ihn, ihm doch einen tüchtigen Chirurgen, der sich speziell mit dem Leiden des Kranken beschäftigt und hauptsächlich derartige Operationen vornähme, zu empfehlen. Er (der Kranke) sei in der glücklichen Lage, daß er weder Rei sen noch Kosten zu scheuen brauche. Vorschlage von T. fügen. T. sieht den Herrn «ine Zeitlang an. dann sag! er: „Nun, wenn Sie gern reisen wol len, dann fahren Sie doch nach Berlin zu Bergmann oder wenn Ihnen das nicht weit genug ist, reisen sie zu Nuß baum nach München, oder wollen Sie noch weiter, dann gehen Sie zu Bill roth nach Wien. Wenn Sie nun zu den Herren kommen, werden diese Sie fragen: „Wo kommen Sie denn h«r?" Darauf antworten Sie: „Aus Leip zig." Da sagen die Herren all« zu Ihnen: „Sie Schasskopf, warum Der v«rr»»»«e Der schwäbische Bauerndichter Chri stian Wagner, ein flotter Fußgänger, wird gewiß manchen intiressiren. Er begab sich eines Tages von seiner Hei' inath Warmbronn zu Fuß in die Ge gend von Böblingen. Er hatte vamals seine Ballade „Die Schlacht bei Böb lingen" in Arbeit und hofft«, dort noch Sag«, die sich aus die Schlacht bezöge, zu erfahren. Zu diesem Zweck fragte er überall nach den ältksten Leuten und baus gewiesen. Er bestellte um sich Wein. Als der Wirth, ein eisgrauer Alter, das Gewünscht« vorsetzte, be gann d«r Bauerndichter mit seinen Fragen. Diese mußten d«m Wirth, dem der Zweck des Verhörs unbekannt war, ganz sonderbar vorgekommen sein. Nachdem ein« Weile zugehört hatte, zog er den noch unberührten Schoppen vor dem Gast w«g und sagte: „Alter, Ihr hent scho gnueg für heut!" Variante. „Und hast Du Ein Kapitel von der Fächer sprachr. Es dürfte unsere Damenwelt inter essiren, etwas von der Fächersprach« öffnet, so bedeutet er: „Ich bin erfreut, Si« zu sehen!" Zur Hälfte drückt «r »Mein« Freude an Jh- Gesicht, so fragt sie: „Sind Sie krank gewesen?" Der Fächer senkrecht ge halten verkündet: „W«rde ich Sj« heute Abend sehen?" Wagerecht gehalten bestimmt «r: „Sie müssen unter allen Umständen kommen!" Oeffn«t die Dame den Fächer ganz langsam, Falte um Falte, so sagt der sam verfließen mir die Stunden, wenn ich auf Sie wart«!" Wird d«r Fächer nur bis zur achten Falte geöffnet, so zeigt er an: „Ich erwarte Sie um acht Uhr Abends!" Läßt die Kubanerin den Fächer langsam auf di« Knie sin k«n und deckt di« Hand darüber, so sagt sie: „Folgen Sie nicht der Einla dung, Ihnen droht Gefahr!" Wird der Fächer kurz darauf wie der sehr schnell in die Höhe genommen, dann heißt diese Bewegung: „Ich habe Ihnen sehr viel zu sagen." Vor noch gar nicht so langer Zeit maß man der Fächersprache eine so große Bedeutung an txr Th«ms« b«i, daß in London «in« Engländerin auf die spekulative Idee verfiel, eine Akademie zu gründen, in der den jungen Damen die Fächerspra che aller Form und allen Ernstes ge- Ein« eigenartige Form der Fächer bilden die in China gebräuchlichen Landkartenfiicher. Sie ze>gen den Plan großer Städte, geben ferner die Namen der Straßen und öffentlichen Gtbäud« an und werden, da auf ihnen auch die Entfernungen von Ort zuOrt ziemlich genau vermerkt sind, von Rei send«» zur Orientirung viel gekauft. Das Urbild der Schleppe. Ein kundiger Ethnologe meint, der Kampf gegen die Schleppe sei nutzlos; die Kleiderordnungen des Mittelalters hätten sie so wenig beseitigen können wie alle Vernunstsgriinde moderner Hhgieniker; sie sei andererseits so alt wie das Bestreben des schönen Ge schlechts, den eigenen Reiz durch Putz Trachten jener Urvölker zu berichten weiß, deren Damen zuerst Schleppen durch den Staub zogen, ist wenigstens geeignet, diesen Brauch in die Sphäre der Komik zu rücken. Und die Lächer lichkeit wirkt oft stärker als die ernste sten Vorbehaltungen. Im Wadailano fand Gustav Nach tigall bei den Frauen die Sitte, den perlengeschmückten Hüftenschal nach hinten eine Länge zu geben, daß er mehrere Ellen lang über den Boden schleift. In Dar Zijud und Dar Said sieht man nicht selten die Frauen von kleinen Sklaven begleitet, die ihnen diese luxuriöse Schleppe, die „Firde Endnrki" tragen. Am Tschad see schlingen die vornehmen Negerinnez» den üblichen Schal so um die Hüsten, daß er in Form einer langen Schleppe herabwallt. Die Damen lassen sich die Schleppen nachtragen, wenn der Boden naß und schmutzig ist, bei trockenem Wetter muß die Schleppe segen, Staub aufwirbeln und Aufsehen erregen. Es ließe sich die Zahl der Beispiele bedeu tend vermehren. Wir wollen jedoch nur noch einer afrikanischen Dieser Putz zählt zweifellos^zu?en ältesten des Menschengeschlechtes, da wir ihm bei Völkern auf der niedrig sten Kulturstufe begegnen, und in ihm haben wir auch zweifellos das Urbild der Schleppe vor uns. Gemüthlich. Richter: „Aus Liebe zum Nichtsthun sind Sie Ver brecher geworden!" Angeklagter: „Ist denn Liebe ein Verbrechen, Herr Stich, teri"
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