Gegen vier Uhr Morgens knallte im zweiten Stock des Cafe de Paris, das dem Kasino gegenüberliegt, ein Schuß. Reihe nach ab und weckt« alle Schläfer des Stockwerkes. Nur einen einzigen Gast konnte man Blutstropfen. In die er fest auf die Brust gepreßt hielt, umkrampfte er einen rothsammtnen hat! tln toi!" staunen folgte diesem „Was?" .Wie?" „Bank gesprengt?" ! „Und todt?" der?" Man schüttelte die Köpfe. Man lachte schließlich.^ „Platz da' Messieurs! Bitte! Im Namen de, Polizei!" Man wich beiseite. Der Sergeant der Karabinieri trat an die Leiche, sie zu Visitiren. Sowie er das roth sammtne Pompadourtäschchen be rührte, schlug der Daliegende noch ein- Täschchen los. Der Sergeant unter» suchte dasselbe. Die starte, rothseidem Zugschnur daran war zerschnitten. ES war leer. In den Taschen des Bei endeten fand sich ein wenig Revolver munition, ein blutbeflecktes Taschen tuch, dessen Flecken offenbar von einer kaum gestillten Kratzwunde auf der Wange des Todten herrührten, «in schweres texanisches Bowiemesser in gestickter Lederfcheide, ein wenig ame rikanische Scheidemünz« u. s. w., aber von einer größeren Geldsumme keine Spur. Ein Verbrechen im Zimmer war, nach dem Befund der Leiche, vollkommen «usgeschlossen. Aber was war mit ihm in der Zeit vom Schluß derSpieli um 11 Uhr bis zu seiner Ankunft im Cafe gegen 1 Uhr geschehen? Er hatte große Aufregung gezeigt. Sollte er dielleicht irgendwo überfallen und be raubt worden sein? Auch das war nicht denkbar. Er hatte ja im Speise saal mit den nur «inem Ueberfall keinen Gebrauch von seinem Schießeisen gemacht haben? Unmöglich! suchte nach dem Gelde. Endlich! Boila! Dort auk der blauseidenen Steppdecke des unberühr ten Bettes fand man. zwar nicht das Die Unterschrift lautete: „Tom Cul bertson". Der Wirth recognoscirte sie gleich als die eigenhändige Signatur Dolmetscher, der das Geschreibsel „Ich, Tom Enlbertson, aus Guada lupe County, Texas, war ein reicher Baumwollpflanzer. Während eines Aufenthaltes in New Jork lernte ich die junge, bildschöne Tochter «ines alten italienischen Biolinspielers To rini kennen. Marietta spielte die Guitarre. Ich gewann Marietta lieb, und sie wurde mein Weib. Auf der riges Weib. Ich alt; sie noch so jung und blühend. Jeden Wunsch erfüllte ich ihr. Aber ich war zu alt, zu ernst für sie. Marietta weinte viel. Sie hatte Heimweh. Ich ließ sie aber nicht von mir, denn ich liebte zu sehr. Ich Töchterchen. Ganz die Mutter. Aber Ich hatte nun die kleine Maud. Ich gelbe Fieber und sie starb. Ich blieb spielte ich. Ich hatte Unglück. Ma ich Glück im Sp!«l haben! Ich ver ich an Marietta. Ich konnte nicht an ders. Alle die rothen Lippen, die ich sah, lispelten mir: „Marietta". Alle Marietta. Mir war es schließlich so Kasino wollte, da o Gott! da sah ich Marietta! Auf dem Kasino platze sah ich sie! Am Arme eines Dandy! Ich schwur mir, daß sie's sei. Und sie war's! Mein Weib, Weib! Sie scherzte," kokettirte, lachte —so schamlos! O mein Gott! Ich traute meinen Augen, meinen Ohren ihn an die Schläfe uno schloß die Au gen. Aber das kalte Eisen schreckte mich ab. Ich lud die Waffe frisch. kicher. Ist's Marietta? fragte ich ies, geputztes Weib sitzen. Sie fächelte sich. Ob'S Marietta war? Ich trat Weib von der Place du Casino. Ich mich auch! „Murietta!" flüstere ich, „bist Du nicht die Tochter des Biolin spielers von dcrßowery in New Jork? BistDu nicht McriettaCulbertson aus Euadalupe County, Texcs? Bist Du fort. Ich hatte sie zurück. Ich bitte, ich in aufwallender Wuth, „Du bist's also! Du verspottest mich noch? Du willst keine Vergebung? Wohlan denn in's Gesicht, aber ich halte krampfhaft fest und fester, und ich wußte ja nicht, was ich that! ich erdrosselte das Weib! Sie sank mir aus den Händen, schlaff eine Leiche! Nun erwachte ich aus meinem den. Ich schleppte die Leiche tief in'i schenfutter verfangen und wollte nicht heraus. Und die Zeit drängte! Schon glaubt« ich Tritte und Stimmen zu hören. Da riß ich das Bowiemesser fchlagader durchzufchnneiden aber da! da! fiel mein Blick auf die Leiche, und wieder sehe ich die roth fammtne Pompadourtasche! Da blitzt Schnitt trenne ich die Tasche von der Leiche, öffne di« Tasche, und mir kni stert eine nagelneue TausendsrancS not« in den Fingern. „Tausend Francs!" flüsterte ich schaudernd. Im nächsten Moment aber sind all« mein« Selbstmordgedanken wie fortgeblasen! Die Spielwuth, die gr-mmige, rasend« Spielwuth, packt mich auf's neue! „Noth! Rouge!" schreit's in mir, „Rouge mußt Du setzen! Rouge! Di« Pompadourtasche wird D«in Talis man sein! Stecke sie ein! Auf! Setze Rouge! EL ist D«in Glück, Dein Glück!" Und ich .widerstehe nicht. Ich stecke das Messer ein. Ich steck- di« Pom padourtasche ein. Ich tupfe mir die Schmarre auf der Wang« vorsichtig mit d«m Taschentuch ab. Ich schleich« in's Kasino zurück, beschaue mich im nächsten Spiegel und dann hinein zur Trente et Quarante! Ich setze setze auf Roth! Ich gewinne! Setze wieder Rouge! Gewinne ge winn« gewinne, und, o mein Gott! Ich sprenge die Bank! Ich spreng« die Bank!! Und nun dieser Hohn! Dieser gräß liche, grimmige Hohn! Nun war ich reich, reich durch Marietta! Glücklich durch sie! Und sie todt! todt! Und ich ihr Mörder! Und di« Pompa dourtasche mein Talisman! Welch possenhaft«!, toller Hohn! Aber Hohn oder nicht Hohn «s war Thatsache! Ich war nicht von Sinnen. Ich war ganz vernünftig. So vernünftig, daß ich mir meinen Gewinn kalten Blutes in Tausend francsscheine einwechseln lassen konn te. Aber dann —! Aber dann —! Dann kam's! Die Furcht vor Ent deckung und die Marter des Gewis sens. Flucht war mein erster Ge danke. Er verflog wie Spreu vor dem Winde. Das Geld brannt« mir in d«r Tasch«. Jeder TausendfrancS note schrie einzeln: „Elender, verwor fener Weibermörder!" Und. alle Hun dert schrieen zusammen: „Elender, virworsener Weibermörder!" O, daß mein Herz abgestumpfter gewesen wäre! Daß ich einer von denen gewe sen wäre, die über Wtiberleichen tre ten können wie über Pflaster steine! Ich konnte daS nicht. Ich hatte zu rein, zu innig und im Alter zum er sten Male geliebt. Diese Liebe ver flackert nicht, verlos >,t und verascht nicht, wenn si« einmal Feuer fing, wie das sinnliche Strohfeuer der raschen Jugend! Und Weibermörder ich! Weibermörder ich! Und mein Trieb? Schandenlohn! Fort mit mir! Roth gewann, Roth soll wieder gewin nen! well, Weib, Welt, Clück und Schmerz ! ,v«>ll! Tom Culbertson." Hier endig'.e das Schreiben. Tod tenstille herrschte im Zimmer auf dem Flur —im ganze., Hause. Den Zuhörern grauste es. Man schaute in die letzten Reste des Mordgeldes. Be wundernd und kopfschüttelnd starrte man auf die Afchenflöckchen «ints Ber mögens. „Ein alter Danke« und Gewissen! „Der Geldteufel hat Dich verrückt gemacht. Alterten! Du hast im renen Weibe. Possar» und Tr. Sigl. Der verstorbene Besitzer des „Baye rischen Vaterlandes", Dr. Sigl, war sandle Ernst von Possart dem Dr. schießt, so wird man sagen, das baye rische Vaterland hat seinen besten Mann verloren, tödte ich aber Herrn WaS hast Du für einen Bock geschos sen". Sigl hatte damit die Lacher aus seiner Seite. In späteren Jahren hat sich Sigl mit Possart ausgesöhnt. —ln Gedanken. Ch«s: ~S!« Weggehen." Clerk: „Ich nehme daS Warten. Ein Brief aus Berlin! Von der lieben, guten Hertha. Agnes küßte das Schreiben, b«vor sie es erbrach. Sie hatte bei den liebenswürdigen Berliner Verwandten so selige Tage verlebt! Das große Erlebniß des letzten Jah res, diese zwei Wintermonate in Ber lin. So viel Abwechslung und Unter haltung. So viele neue Menschen, de nen sie begegn?! war. Alles so anders als hier in Wien: so unendlich viel freier, größer, eleganter, lebhafter. Hier, allein mit der guten Tante Ein- Doppelwaise Mutterstelle vertrat, schlief man ja sozusagen ein! Und durste nicht merken lassen, daß man's empfand. Nicht sagen, daß man Heimweh nach Berlin hatte, daß einem dort viel wohler zu Muthe gewesen war als hier. Das hätte Tante Emma furchtbar übelgenommen. Aber da^ durft«. Agnes öffnet das Schreiben ihrer Cousine Hertha, begann es zu lesen, riß plötzlich die Augen auf, so weit sie konnte, und wurde todtenblaß . . . . Was stand d«nn da, du mein Gott!? „Denke Dir, liebste Agnes: Profef also drei Tage. Eb«n war «r bei uns und hat eS uns gesagt. Ich habe ihm auf die Seele gebunden, Dich ja ge wiß und sicher zu besuchen, und hab« ihm D«in« Adresse aufgeschrieben. Er wird ohne Zweifel zu Dir kom men, und ich theile es Dir mit, damit Du an diesen Tagen zu Hause bleibst. Vielleicht willst Du ihn übrigens für «inen bestimmten Tag einladen? Du kannst ihm in'S Hotel schreiben, wenn Du magst." Agnes ließ den Brief in die Tasch« gleiten und begann erregt im Zimmer zum Zerspringen. „Morgen reist er ab." Der Brief war vorgestern Abend geschrieben worden. „Er" war also wohl schon da, war schon in Wien. Der Kon greß nahm morgen seinen Anfang. Ihm in's Hotel schreiben? Ja. wenn sie Muth hätte. So viel Muth wie Hertha. Aber den hatte sie leider nicht. Und vielleicht kam er auch oh ne das. Aus freien Antrieb. Er war ja so nett zu ihr g«w«sin in Berlin, hatte sie vor allen ander«» Damen ausgezeichnet. Alle hatten es bemerkt und beredet. Sie bildet« es sich ge wiß nicht blos ein! Und beim Ab- Bielleicht nahm er gar nur deshalb am Kongreß theil, um nach Wien zu kommen und sie wiederzusehen. Wer weiß! Warum sollte er ihre Empfin dung nicht erwidern? Das kam ja alle Tag« vor: daß zwei Menschen vorstand. Sie hatt« ihr wenig von ihm erzählt. Wozu Und wenn er kam, würde Tante Emma ja alles sehen... Wenn er kam!! So märchenhaft süß klang's. Fast zu süß, um wahr sein zu können. am Vormittag schön, als wenn man Gäste zu Tisch erwartete. „Was hast du denn?" fragte die Tante halb mißbilligend. „Man zieht doch nicht sein bestes Kleid an. wenn „Das macht doch nichts", entgegnete Agnes «in bißchen gereizt. „Man kann ja wohl auch einmal für sich selbst erträglich aussehen wollen, nicht wahr?" Am Nachmittag schlug die Tante ei nen Ausgang vor. Einen Besuch, den sie einer befreundeten Dame abstatten wollte. Agnes sollte sie begleiten. Das junge Mädchen sagte nein da zu. Sie habe Kopfweh und wolle sich lieber «in bißchen hinlegen. Und so ging Tante Emma allein fort. Sie blieb drei Stunden weg. Wäh rend dieser drei Stunden wartete Ag nes unablässig. So wie sie einen Wa gen auf der Straße rollen hörte, stürz te sie ans Fenster. Doch kein einziger hielt am Thor ihres Hauses. Alle ka men näher, näher, rollten vorüber, und das Geklapper der Hufe, das Geräusch der Räder verloren sich wieder. Ein dachte Agnes mit H-rzilopfen. Rie- schäftigt, erwartungsvoll lauschend saß? händigte ihr das Abendblatt, den belanglosen Brief ein und ging gleich mllthig wied«r hinaus . . . und Agnes starrte die Zeitung, den Brief wie gei stesabwesend an. Wie ihr das Herz pochte bei jedem Klingeln draußen! Warten: was ist's? Wer ist's? Bis das Mädchen eintrat und ihr« Hoff nung zerstörte. Und der Zeiger der Wanduhr rückte unbarmherzig vor, die Zeit verging. . . Um acht Uhr klingelte es wieder. Agnes schreckte empor, als wenn ihr «in Schlag auf's Herz versetzt worden wäre. Vielleicht jetzt. Er hat nicht früher abkommen können. Und will den Tag nicht verstreichen lassen, ohne sie zu begrüßen. Draußen wurde geöffnet und ge men war. Agnes setzte sich still wieder an den Tisch und that, als wenn si« läse. Ach, ja, die Tante. Die hatte sie ganz und gar vergessen gehabt. Nun kam das Abendbrot wie eben alle Tage. Und Tante Emma erzählte, wie nett «s bei Frau Fröben gewesen, und daß deren Tochter Elise sehr be dauert hätte, daß Agnes nicht mitge kommen. ~Sj« wird dich morgenNach mittag besuchen," setzte di« Tante hin zu. Agnes fuhr aus ihrer Theilnahm losigkeit auf. „Wer?" fragte sie ver wirrt. „Elise? Mein Gott! Weßhalb denn?" Di« Tante sah sie erstaunt an. „Weshalb? Witt sie dich sehen will, „Aber es paßt mir morgen nicht!" stieß Agnes heraus. „Ich habe schon „Was denn?" Nun wußte sie nicht, was sie ant worten sollte: da sie doch weder aus gehen. noch sag«n konnte, daß sie Je die immer kam, wenn man sie am we „Jch habe nichts Besonderes vor," sagte sie am Ende. „Aber Elise kommt zu oft. Biel zu oft für mein Bedürf niß." Die Tante begann zu schelten. Sie wurde von Tag zuTag unliebenswür diger und ungeselliger. Elise sei ein so liebes, anhängliches Geschöpf. Und sie sollte dankbar sein für solche Freundin. „Mag sie in Gottes Namen kom men!" sagte Agnes resignirt, um der Sache ein Ende zu machen. Er mußte ja nicht gerade zur selben Stunde er scheinen. Bielleicht kam er schon am Bormittag. Und ewig würde Elise ja blieb entsetzlich lange und war sehr ge sprächig. Agnes verhielt sich äußerst schweigsam, hörte zerstreut zu und lauschie beständig angestrengt sedem Geräusch, das von draußen zu ihr drang. Abermals wurde wiederholt geklingelt. Wieder kam das Abend blatt. Dann eine alle Dame, die mit der Tante etwas zu besprechen hatte. Dann «ine Postkarte. Und wieder rückte der Zeiger der Uhr unbarmher zig vor. ... Acht Uhr. Elise brach endlich auf. Und als si« fort war. setzte man sich zum Abendbrot an den Tisch wie ge mal. Agnes zuckte zusammen. Biel leicht doch noch eine Botschaft von ihm. Zu einem Besuch war es zu spät ge worden. Es war keine Botschaft von ihm. Ein Schusterjunge hatte ein Paar re parirte Stiefel für die Tant« abgelie fert. Nie wurde sonst zu so vorgerück ter Stunde etwas gebracht. Gerade Stuhl zurück. Also auch der zweite Tag verloren. Und er blieb nur drei Tage. Morgen war der letzte Tag - - - „Ich w«rde allein sein," dachte sie. „Das ist besser. Man trägt es leichter, wenn Niemand dabei ist ... . Und und vorgestern. Völlig ereignißloS. Am Nachmittag um vier Uhr brach die Tant« zu ihrer Sitzung auf. „Willst du denn nicht auch ein wenig frische Luft schöpfen?" fragte sie. be vor sie wegging. „Du hockst nun schon d«n dritten Tag zu Hause und siehst miserabel aus." „Ja. ich will später einen Spazier gang machen." bemüht« sich Agnes zu sagen, um Nuhe zu hoben. Neu«. gar nicht anders möglich. Schon aus bloßer Höflichkeit. Freilich: wenn er sie liebte wie sie ihn .... er wäre schon am ersten Tag gekommen. Sie hatt« sich betrogen, hatte ein bißchen Galanterie und Wohlgefallen nach ih ren geheimen Wünschen gedeutet und Und dennoch wer weiß! Es konnte ja noch Liebe werden. Nur ihn wiedersehen. Alle»! sein mit ihm, al lerhand ihm sagen. Gefallen wollte sie ihm. Es konnte ja noch anders, konnte noch viel, viel besser werden. Nur kommen, kommen sollte «r zu ihr! Daß ihre Sehnsucht ihn nicht herzoa! Wenn man so heiß, so qualvoll heiß ersehnt und erwartet wurde! Daß man's nicht fühlte! Es war ihr un faßbar .... Sie warf «inen scheuen Blick nach der Wanduhr. UmGottes willen, schon sechs Uhr. Wenn die Zeit nur still stünde. Es war ein Feiertag heute. Und so kam weder di« Abendzeitung, noch wurde ein Brief gebracht. Die Klingel schrillte kein einziges Mal. In der Küche saß die Magd und nähte. So still war's im Haus und auf der Straße. Alles ausgeflogen, auf's Land oder sonst wohin. Jeder wollte sein Feiertagsvergnügen haben, wenn er konnte. Es war ein wunderschöner Frühlingstag. Um sieben Uhr rollte einWagen über das Straßenpflaster, kam näher, hielt am Thor. Agnes stürzte zum Fenster hin und beugte sich hinaus, so weit sie es thun konnte. Ein Herr und eine Dam« waren ausgestiegen. Fremde Leute. Der Kutscher warf den Schlag zu in ein lautes, verzweifeltes Weinen G«gen neun Uhr kam die Tante nach Hause. „Wo steckst du denn?" fragte sie et was ungeduldig. „Hier," antwortete eine müde, wie tonlose Stimme aus dem völlig dunk len Salon, und etwas auf dem Sopha regte sich schwerfällig und mühselig. „Warum hockst du da im Finstern? Und der Tisch ist auch noch nicht ge deckt. Die Minna denkt an nichts, und du kümmerst dich auch um nichts. Mach fix. Ich bin sehr hungrig." Als der Schein der Lampe im Spei sezimmer auf das Gesicht des jungen Mädchens fiel, fuhr ihre Tante er schrocken zurück. „UmS Himmels wil len, Kind, wie siehst du denn aus? Hast du geweint? Oder bist du krank?" Sie schüttelte den Kopf. „810 ß müde, Tant«. Ich habe Stunden lang gelesen. Und davon thun mir die Augen weh." Als sie einander wie jeden Abend vor dem Zubettgehen «ine gute Nacht wünschten, sagte Agnes unoermittelt: „Wenn ich eine Höllenstrase ersinnen müßte, wüßte ich, waS ich wählen würde: vergebliches Warten." „Wie k»mmst du blos wieder dar auf?" entgegnete die Tante unzufrie denen Tons. „Es fiel mir nur so ein," versetzte Agnes und sah von der Tante weg. „Wahrscheinlich, weil ich von Aehnli chem gelesen habe.... Gute Nacht, Tante." Der nächste Morgen brachte zwei Briefe: einen Stadtpostbrief und ein Schreiben aus Berlin. Der erste ent hielt eine höfliche Entschuldigung: es sei ihm leider nicht möglich gewesen, der liebenswürdigen Einladung Folge zu leisten, so gern er es auch gewollt hätte. Er habe bis zum letzten Augen blick gehofft, kommen zu können: zu seinem größten Bedauern umsonst. Der leidige Congreß habe alle seine Zeit in Anspruch genommen. Der Congreß hatte täglich nur vier bis fünf Stunden getagt. Das hatte sie in der Zeitung gelesen. Langsam zerriß sie das Schreiben, das nichts enthielt als banale Höf lichkeitsphrasen und kein einziges herzliches Wort. Dann las sie den Brief aus Berlin. „Ach. Liebste," schrieb ihr .Hertha, „ich habe eine fürchterliche Dummheit ge macht. Du hast dich hoffentlich »in diesen Menschen nicht gekümmert, hast ihm nicht geschrieben? Soeben erfahre ich aus ganz sicherer Quelle, daß er in Begleitung nach Wien gereist ist. Man hat chn und die Dame zusammen fort für sie. Alles löste und erklärte sich so Nette Arbeit. Redakteur: weg." Etwas Anderes. Frau ei nes Vertheidigers: Wo bist Du so lange gewesen. Mann? Die Wahrheit will ich wissen! Du hast hier nicht den Staatsanwalt oder den Richter vor Dir! Beamter (der einem Fräulein einen Paß ausstellt, murmelnd): „Au gen: braun. Mund: sehr Nein. Teint: zart.. Fräulein (geschmeichelt): „Na, Sie sind aber auch 'n ganz hübscher Mensch, Herr Sekretär!" Schöne Aussicht. ... .Sie und von den 8S anwesenden Damen .. Ach, Herr Assessor, ewige Lieb' Ja s»l zig Mark!" nicht aus dem Sinn." Unterschätzt. F o r st m e i st e r: .Sie haben wohl in Ihrem Leben noch keinen Hasen ge troffen, Herr Zwickel?" Sonntagsjäger: „Doch: «in — Neuer Credit. Baron: „Apropos. Jean, haben Sie noch Schulden bei Ihrem Schuster?" Die ner: „Jawohl zwanzig Mark!" Baron (streng): ~Die müssen Sie so fort bezahlen!... Ich will mir nämlich
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