Den Manen Schillers. Pfau. > Was man in diesen Tagen des Ge denkens i!b«r Schiller sagen könnte, ist schon tausendmal gesagt worden, und , tausendmal b«ss«r, als ich es vermag. Legion ist die Zahl der Biographieen, die Forschung hat ihre Scheinwerfer in di« g«heimsten Falten des inneren wie des äußeren Lebens dieses Göt tersohnes gesenkt, nichts ist mehr ver borgen über ihn und von ihm. Dazu lebt er in nie verblassendem Bilde in den Herzen aller lesenden Deutschen, ja sein Einfluß erstreckt sich selbst auf Diejenigen, welche nie eine Zeile von ihm gesehen haben. Jedoch diese Tage fordern eine Schillerbetrachtung durch die Presse, und außerdem kann der Deutsche ja niemals genug erfahren von seinem Dichter, von w«lch«m mit Recht gesagt wurde, daß, wo im mer zwei Deutsch« weilen, der Schiller stets mitten unter ihn«n ist. Da «s rccht zu werden, so werden wir uns «uf eine kurz« und knapp« Schilderung seines Leb«nsganges beschränken und möglichst viel Material dazu zusam menzutragen uns bemühen. Eltern und Kindheit. Mußt er die Laufbahn nach des Ruhmes ein fluchtig Wild, <vif neilsiem Pfad be- Em. Geibel. Schiller ist aus kleinbürgerlichen Kreisen hervorgegangen. Der Vater, ursprünglich für das Studium be stimmt, mußt« aus Armuth zum Bar bierpinsel greifen, erhielt aber dabei betrachtet, erblickt das Werk d«s älte ren Schiller in blühender Pracht. Bon Mütterchen Schiller wissen wir leider viel zu wenig. Doch sagt Jacob Grimm in feiner berühmten Rede auf Schiller: „von ihrer Gemüthsart soll dir Sohn oi«l«s an sich gehabt haben, wie beinahe alle großen Dichter mehr den Müttern gleichen und ihnen die regere Phantasie verdanken." Sechs zehnjährig hatte die Bäckerstochter den o7men Lieutenant Schiller geheirathet. Sie bildete zu ihrem Manne d«n Ge gensatz, den das Weib zum Manne bilden soll. Einer gewissen Härte ih-> res Gatten setzte sie Milde und Dul- Kindern herrschte ein überaus inniges und zartes Verhältniß. Wychgran sagt: „Die Briefe, welche Mutter Schiller mit ihren Kindern gewechselt Briefe d«r Frau Rath (Göth«), die in Plaisanteri« gießt." Zu Marbach im schwäbischen Remsthal« würd« di«s«m Paar« am 10. November 1759 Friedrich Schiller Vaterstadt. Diese i/t eine Weihestätt« Schillermuseuin, fowi« «in Denkmal, dessen Hügel die Marbacher Bürger, «Lesammt, arm« und wohlhabend«, in freiwilliger Arbeit aufgeschüttet ha ben. Für keinen Kreuzer bezahlt« Arbeit wurde dabei verrichtet. Es ist ein Liebesw«rk. Es ist rühr«nd und die Marbach« ehrend. Mit fünf Jahren kommt unser Schiller nach Lorch und zu Pastor Moser in die erste Schule. Ihm hat d«r Dichter im „Pfarrer Moser" in den Räubern das Denkmal gesetzt. Dann ging's nach Ludwigsburg in die Lateinschule, bald darauf in Herzog Karl's Militärakademie, Karlsfchule genannt, ganz gegen den Wunsch der Eltern . Aber was konnte ein armer schwäbischer Ofsicier gegenüber dem Befehl« d«s brutalen Herzogs machen? Die Karlsfchule war halb militärische Drillanstalt, halb Gymnasium. Die jungen Leute wurden dort zu allen möglichen Berufen herangebildet, selbst zu Lakaien und zu Tanzmei stern, nur nicht zur Theologie, wohin der junge Schiller neigte. Schiller hat dort zuerst Juristerei, dann Medizin getrieben, und als Regimentsmedikus die Kost und die ganze Lebenshaltung. Auch Schiller erlitt „zwölf Stockfchlä- Carlos und noch glänzender im Tell Freiheits- und Volksliebe. Für den Dichter ist die harte Karlsfchule in vi« ler Beziehung ein Glück gewesen. lem, sie stählte den Charakter, sie bil- Sturm und Drang. Die Räuber sind auf der Karlsfchu le entstanden. Mit achtzehn Jahren hat sie Schiller concipirt, bis zum zwanzigsten Jahre vollendet. Heimlich im Walde oder in der nächtlichen Stil le des Schlafsaals hat er sie seinen Mitschülern vorgelesen. Fast in seiner ganzen Wildheit und ohne Namens nennung des Verfassers wurde das Werk von Dalberg in Mannheim am 13. Januar 1782 zuerst gegeben. Jff- Herzog eine 14tägige Arreststrafe auf erlegt hat, irrt ohne Mittel, oft hun gernd, in der Umgegend von Frank furt und Mannheim umher und fin det endlich das Asyl bei der hochherzi gen Frau von Wolzogen in Bauer den Fiesko und Kabale und Liebe vollendet, und im September 1783 finden wir Schiller als Theaterdich d«n Dicht« stets ein Rettungshafen Jugendbild Dichter schließlich 200 Thaler im Jahre (kurz einmal aufzuathmen von der seitheri gen Hungerleider«!, «s ihm gestattet«», Bücher zu besitzen, anstatt sie zu leihen, wurd«n nicht von Fürstenhand ge geben. Christian Friedrich schreibt an Schiller: „Der Anblick unserer Titel, edler Mann, bewege Sie nicht, dieses Anerbieten abzulehnen. Wir kennen ben einzelner Generationen, mehr als die Grenzen eines Erdballs umfassen. Sie haben hier nur Menschen, Ihre Brüder vor sich, nicht eitle Größen." Doch di«f« so «del dargereichte Gab« ward Schiller erst später zu Theil. Nach der Mannheimer Episod« tritt Körner als Ritter Schillers auf. Der Bater des späteren Freiheitssängers Theodor K. bietet ihm ein Asyl zuerst in Leipzig, dann in dem Gartenhäus chen zu Loschwitz b«i Dresden (Blase witz gegenüber, daher die „Gustel von Finanzminist«r, «r wird dtssen Bu senfreund. Köstlich ist der Briefwechsel der Beiden. Man lese das Gedicht Schillers, worin die Körner'sche Wä sche dem Carlos - Dichter so zu sagen um die Ohren klatscht, man lese die ler kommt im kritischen Moment da zu und rettet den Unglücklichen. Der selbst so arme Schiller gibt dem noch Aermeren seine Börse. Aus Freud« über diese edle That entsteht das un sterblich« G«dicht „An die Freude".) Unsere Zeit kennt solche Menschen nicht mehr, wie sie aus dem Schiller kreise von jener Zeit uns anmuthen, diese Körners und Reinholds, die Wolzogens und Lengefelds, Hovens und Dannekers (aus der Karlsfchult) Daggerstns (der dänisch« Dicht«), die Wilhelm von Humboldts und alle die Anderen, alle entzückende Menschen, zen Schiller ist ja auch nichts, gar nichts, was abstößt. Selbst Schopen hauer, der feine Kopf und glänzende war inzwischen entstanden und man ches herrliche Gedicht. Nach Weimar zog es ihn, der Stätte Göthe's. Durch dessen Fürsprache erhielt Schiller eine Geschichtsprofessur im benachbarten Jena. Di« „Geschichte des Abfalls der Niederlande" war Veranlassung dieser Ernennung. Aber das Amt bracht« weder B«foldung noch Nebeneinnah men, denn Schiller las „put»lic«", d. h. unentgeltlich. Die Studenten stürmten seinen Hörsaal, aber der Te stierte mußte von der Feder leben. Die Geschichte des 30jährigen Kriegs bracht« ihm das«ist« anständig« Ho norar. Es niren tOO Thaler. Li«b«ltiin. Kindern, neun Jahre älter, als der damals 21jährige Dichter. Das ist Schillers Laura. Die Rücksicht auf Eltern und G«schwist«r btwahrt« Sch. vor einem thörichten Schritt. Di« Frau Hauptmann ging später mit einem jungen Manne durch. Charlotte von Wolzogen, 16jährlg, Tochter seiner Wohlthäterin, war Schillers nächste Liebe. Es ging bald vorüber. Katherina Baumann, die ju- Gefühle nicht. Zwei anderen Schau- Sophie Albrecht, trat der Dichter da mals näher. Die Albrecht liebt« ihn sehr. Sie starb im Elend in Ham unglücklich verheirathet und wollte sich scheid«» lassen, um für Schiller frei zu werden. Aber die Scheidung wurde nicht gestattet. So lösten sich die Be ziehungen, wenn auch nicht schmerz los. Die Gedichte „Der Kampf" und „Resignation" entstanden um jene Zeit. —lm Körner'schen Hause tauchte die schöne Henriette von Arnim bald, daß Henriette noch mehrere an dere Verehrer hatte, daß sie mit ihm spielte. Alle dies« Affairen waren, abgesehen von den Beziehungen zu Frau von Kalb, doch mehr flüchtige Aufwallungen als ernste Liebe. Jedoch Frau v. Kalb kämpfte noch fort, als Charlotte von Lengefeld das Herz des Dichters bereits völlig eingenommen hatte. Schillers Ehe.^ Lengefeld. Stille wurden sie in der kleinen Kirche zu Wenigenjena getraut. Das soll, nach mehreren Angaben, Schillers letzter Besuch einer Kirche gewesen sein. Der Liebtsroman fentlich auf eine kleine Pension ange wiesen. Erst als Karl August dem Jenenser Professor 200 Thaler Gehalt zubilligte, wagte Sch. mit seiner Wer bung hervorzutreten. Das herrlich« Lied von txr Glocke (elf Jahre später entstanden) beweist uns, wie glücklich Charlotte ihren Schiller gemacht hat. Das Lied ist die herrlichste Schilde fühlt daß Stlbsterlebtes Mildes hatten sich in Schiller und fei- Klang hat es gegeben. Welch ein Glück für die Schillersche Dichtung und für uns, daß Schiller dies« Gattin be- Liebesroman den Anlaß zur „Glocke" gegeben. In Rudolstadt, dem Wohn sitz der Frau von Lengefeld, befand sich «ine bedeutende Glockengießerei. Dort w«ilte Schiller oft und da lernt« er die Technik des Glockengusses ken- ' nen. Der Gegenstand hat ihn lange > beschäftigt. An der Seite feiner treuen Gattin reifte derselbe zu jenem herrli chen Gedichte. Menschen, aber nicht über dem Durch schnitt. Schiller war der zärtlichste Gatte und Vater, wie er auch der gelmäßig Geldunteistützung schicken. Als Beweis, wie treu Schiller an sei ner Heimath Schwaben Hing, mag sten Kindes stattfand. Schillers Erst die beiden größten Dichter der Deut schen vereint hat, steht beispiellos da. Fast elf Jahre, zu Tod«^ zum Th«il in d«r ersten Begegnung zu suchen, welche am 7. S«pt«mb«r 1788 stattfand. Di«se Begegnung war von daß der Verfasser der Räuber und des Don Carlos Göthe damals in d«r M«inung der Zeitgenossen verdrängt cherweis« der einzige Mensch war, der Göthes Ueberlegenh«it als D!cht«r Während Göthes „Götz" erst 1804 cinxckt? damit «ine ungeheure Begei sterung. Daß der Dichter d«s „Tasso" sich nicht für die „Räuber" begeistern ist Göthe selbst «r - im Mai 1794, trafen sie Entfremdung dichterisch wenig pro duktiv gewesen. Göthe hatte das Dich ten sogar fast aufgegeben und sich lei- gewidmet. Schiller aber setzte damals „viel größere Hoffnungen auf feine historische, als auf feine poetische Thä tigkeit" (Wychgram). Kein Drama hat «7 in jenen vier Jahren geschaffen, fein bedeutendstes dichterisches Werl jener Zeit war „Die Künstler", und er schreibt darüber an Körner: „Göth« hat viel Einfluß darauf, daß ich mein Gedicht gern recht vollendet wünsche." Nach der Befreundung mit Göth« beginnt Schillers große Schaffenspe riode: Wallensiein, Maria Stuart, Zungfrau, Braut von Messina, Tell, Demetrius. gehen, ohn« daß «twas in mir ge pflanzt worden wäre." Gntbe: „Es war ein Glück für mich, daß ich Schil ganze Jdeenmass« in Bewegung ge biacht." Göth«: „Alle acht Tage war Schiller ein Anderer, und ein vollen- Belesenheit, Gelehrsamkeit und Ur theil." Und w«r noch zweifeln konnte, welche Verehrung Göthe dem Freund« entgegenbrachte, der lesenden herrlichen Stanzen; wir fühlen, wie sein Herz bebt b«i der schmerzlich schö nen Erinnerung an die groß« Z«it. Schillers Arbeitsweise. Aepfel ihm ang«n«hm war, wissen wir von Göthe. Derselbe setzte sich einst an Schillers Schreibtisch und beklagte sich bald über Uebelkeit. Frau Charlotte öffnete eine Schublad« d«s Tisches und zeigte Göthe die faulenden Aepfel, Nacht. Als er den Fiesko umarbeitete, schloß er bei Tag die Läden und zün dcte Lichter an. Schillers Persönlichkeit, heitere Natur. Göthe sagte: „Schiller ! in den Jahren 1804 —05 täglich bei verkehrte, schrieb: „Ich halte > her." > Fast alle Schill«rbild«r, w«lche wir sind stark doch wird Jahre 1809 lautet: „Auffallend hat ten sich seine Züge (in den letzten Le bensjahren) verschönert. Die einge drückt« Naf« hatte sich zur Adlernase erhoben und ausgegossen waren über fcin ganzes Gesicht Lieblichkeit und Grobheit." „Schill«r war der größte Mann in Weimar", er maß sechs Fuß zwei Zoll. Er hatte röthliches Haar, welches lang und fein war. Die Hautfarbe weiß, er hatte etwas Steifes und nicht die mindeste Eleganz in sei ner TournUre." Doch hat Scharffen- Im bestätigt. Rietschel hat es auf dem ist. Erst sehr spät verlor Schiller ti schen Dialekt. Als «r den Schauspi«- las, wollten di« Hörer nicht glauben, daß der Räuberdichter dies Werk ver faßt habe. Die meisten gingen fort Schillers gräßlich« Aussprach« hatt« Ueber Schillers Adelung Ist zu „er nahm sie drei Jahre vor dem Tode so hin". Die Veranlassung Tharlottc Schiller, geb. von Lengrseld. Hofe bekleidet«. Schillers Gattin hatt«, einmal Zutritt »im Hofe, während ihre Schwester (Frau v. W.) fast den höch sten Rang besaß. Diese Stellung sei ner Gattin war die Ursache, weshalb der Bürger Schiller den Adelsbrief, zurückwies. Krankheit und Tod. Anfang 1791, im 32. Lebensjahre, Briefnxchstl davon, doch hatte er auch schwäbischen Heimath (1793). Den Sommer 1795 gestatteten ihm die stige Ueberanstrengung, das ewig« Aufpeitschen zur Arbeit das Uebel ver schlimmert haben muß, ist sicher. —- Am 29. April 1905 besuchte er noch das Theater. Dort stellte sich ein hef- Tag zu Tag steigerte. Am 8. Mai sagte «r zu Frau von Wolzogen, »es nicht erwartet, denn sie hatten ihn oft kränker gesehen. Die Oeffnung der Leiche zeigte, daß der linke Lungen war. Am 12. Mai umMitternacht würd« Schiller's Sarg von zwanzig jungen Gothe krank. Aber als die Freund« Jahr aus Jahr ein die Dichterfreunde. Schillers Schädel, bei dessen Betrach tung Göthe die berühmten Strophen dete Welt. Mit Recht, d«nn er hat
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