Der gejagte ZSger. lch^Bn Es war richtige rabenschwarze Nacht. Wie ein Leichentuch hatten sich die schweren Wollen über die Schul der See war in undurchdringliches Düster gehüllt, als Carnaby mit sei nem Boot vom Gestade abstieß. Nur einige Augenblicke noch leistete ihm das flackernde Licht vom Fenster des Block häuschens und die Funken, welche aus dem Kamin emporwirbelten, von Wei tem Gesellschaft-, eine vorspringende Landspitze aber sperrte jählings das gen. So wenig Comsort die Blockhütte vuch bot, so war es doch hart, ihm in einer solchen Nacht zu entsagen und «in schweres Boot sechs Meilen hin und zurück zu befördern, zumal wenn man müde und steif von einer dreitä gigen Roihwildjagd im Gebirge war! Doch es war ein ehernes Muß, wenn Carnaby nicht verlieren wollte, wofür er und der alte Mackinnon, der getreue Waldsührer, so schwer gearbei tet hatten: das prächtigste Hirschhaupt und Geweih, das sie in einem Versteck gen zurückgelassen hatten. Sie hatten am Morgen des gewaltige Biest zur Strecke gebracht, und mit herzbrechen der Mühe hatten sie es durch unwirth samen Berg nach dem Gestade des obe ren Sees herab geschleift, in der Ab sicht, von da auf dem gewöhnlichen rung: denn Mackinnon hatte einen Unfall und verrenlte sich den einen Knöchel schlimm, daher mußte das Pony statt des Hirschhauptes und seines Riesengeweihes eine andere Last tragen. So war denn Mac für den Augen blick Invalid geworden, und jetzt saß «r in der Blockhütte vor dem Feuer, rauchte seine Pfeife und pflegte sein Bein, während Carnaby die Expedi tion in dieser schlimmen Nacht allein machen mußte. Das Bild seines warmsitzenden Gefährten wollte nicht für ihn die Nacht noch lälter und den Regen noch nasser. Doch es erschüt terte ihn keinen Augenblick in seinem denn Carnaby war ein echter Waidmann. rudern, ehe er die enge Fahrstraße er- Heimath im Schnee, S<XXI Fuß da Proben, wirbelnd in den See gestürzt kam. Als er endlich hier angelangt war, zog Earnaby das Boot an den glücklich den Haufen Steine und große Jagdtrophäe versteckt hatte. Mit Freude bemerkte er, daß das Versteck Plackerei gestaltete sich die Vesörde gerade gut genug für sein augenblick liches Bedürfniß. Ohne große Mühe erreichte er denselben. Eine der zwei liar; aber in der einen Ecke lag ein großer Haufe Blätter; in der Mitte des Haufens war eine Vertiefung zu wende Pfeife zwischen den Zähnen ste ckend, hörte er die eintönige Musil des sausenden Windes und deS klatschen den Regens, und seine Gedanken Mädchen im Osten, bis er endlich in Morpheus' Arme sank. W' ' s sterbende Feuer. Als dasselbe Fackelstumpf in das Wasser und ru derte los. Zu seiner Freude hatte wenigstens der Regen aufgehört; aber die Nacht Gefühl, als ob etwas Entsetzliches in Gestade zu bevölkern, und mit nervö ser Aengstlichkeit trachtete er, so oft er sich wieder einer vorspringenden Lan dmöglichst weitem Bogen um sie herum zufahren. Dann und wann lauschte er wieder? ter der Körperlast eines schweren Thieres. Dieses Geräusch erstarb au genblicklich; aber er vernahm es aber von einer ganz besonderin Selbsttäu schung befallen war, wie er sie noch nie gelannt, fo war es wohl der Berg löwe, dasselbe Biest, welches seinen Schlaf in der verlassenen Hütte gestört hatte und, beständig vom Geruch des tung, schließlich doch noch an dieJagd di« Unsichtbarkeit des Verfolgers in Verbindung mit der nächtlichen Ein gründlich erschütterte! Er hatte ganz vergessen, daß er sich' der engen Wasserstraße zwischen dem oberen und dem unteren See wie der näherte, welche stellenweise kaum zehn Fuß breit ist. Mit verdoppeltem Statte erreicht hatte! Es schüttelte ihn durch und durch; aber er nahm den ganzen Rest seines Muthes zu sammen und machte sogar einen Wenn irgendwo, so war hier die größ te Gefahr, daß das mysteriöse Etwas ihn erreichen würde, und ein Auswei chen würde, und ein Ausweichen gab Mit verzweifelter Entschlossenheit hatte er erst die Ruder angezogen; klopfen, und kalter Schweiß umriesel te ihn. Dichter haben die Phantasie ei ne Himmelsgabe genannt; aber sie sein Grausen noch zu erhöhen, erscholl in diesem Moment von fern seeaus wärts das häßliche Spottgeschnatter einer Lumme. Doch dies httte wenigstens die Fol ge, die Spannung seiner Nerven zu mit dem Boot in die Enge ein, mit den Rudern fast gleichzeitig fahrend und tastend. Verwünscht! eS war ihm, als ob diese Enge gar kein Ende der Erleichterung sah er eS endlich wieder etwas Heller vor sich werden, und er wußte, daß er mit noch zwei der Dunkelheit in den Hintertheil des Bootes! Carnaby war es, als ob sei ne Kehle sich zuschnüre. Aber wenn jetzt die Aufbietung der ganzen Gei steskraft, vielleicht für einen fürch terlichen Kampf mit der Bestie und den Wogen zugleich! Der niederstürzende Gegenstand war schwer: denn das Boot tippte durch die Erschütterung seitlich, und by sofort auf die andere Seite und brachte das Boot wieder in Gleich stand. Dann aber ließ er die Ruder sinken und zog sein Jagdmesser, zum Kampf auf Leben und Tod mit die sem „blinden Passagier". Jetzt, der Gefahr so unmittelbar gegenüber, heit. kennen, die im Hinterth-il lauerte. Neues Bangen überlief ihn! Nach den Umrissen und dem Druck, den es übte, Warum es wohl nicht zum Angriff überging? Fühlte es sich jetzt seiner sicher und wartete nur auf einen un stens die wirkliche Gestalt seines Fein des hätte sehen können, so würde ihm daS wohl etwas Erleichterung gebracht haben; aber dafür war es noch immer los. Mit der Zeit schöpfte er etwas Be- Worden, sowohl durch den blinden Passagier wie durch daS eingeströmte Wasser, und eS verging beinahe eine Stunde noch, bis Carnaby daS Licht des BlockhäuschenS durch die Baum wipfel schimmern sah. Beinahe hätte er einen Freudenschrei ausgestoßen; aber er bezwang sich. Mit aller Aufbietung seiner Kraft ließ er die Spitze des Bootes an den Vorstrand laufen. Noch einen grau sigen Moment hatte er zu bestehen: beim Anstoß des Bootes schien die Gestalt im Hintertheil, in die Höhe zu springen! Carnaby, mit einem Sc^e genbewegung, sprang aber auf den Sand und rannte hilferufend dem Haus zu. Mackinnon war schon mit einer Laterne an der Thüre, und als er die unzusammenhängenden Rufe Carna bys vernahm, packte er, seine Fußver letzung ganz vergessend, eine Flinte und eilte, Carnaby die Laterne rei chend, dem Wassersaum zu. Alles war ruhig. „Großer Gott!" schrie Mackinnon, als das Licht auf den Bootshintertheil fiel, „das ist ja ein Mensch ein todter!" In der That! An eines der großen Hörner des Hirschhauptes gespießt, war ein beinahe nackter, nur mit etli chen Fetzen bekleideter Menschenlörper, mit langem, verwilderten Bart und Haupthaar, das sein Gesicht beinahe verbarg, und weit aufgerissenen, stie ren Augen zu sehen! Es war die Lei che eines alten Deutschen, der bis vor etwa einem Jahre in der Nachbarschaft ein Einsiedlerleben geführt hatte und dann im Wahnsinn in die Wildniß verschwunden und längst für todt ge halten worden war. Beim Einsprin gen in das Boot war die Hornspitze gerade in sein Herz gedrungen, und Carnaby blieb so vor einem Kampf mit einem Wahnsinnigen bewahrt! Komödie der Liebe. Ausgaben beliefen. Aber da er dann immer so große Ziffern als Antwort bekam, hört« er bald mit Fragen auf und machte im Stillen seine Berech nung«n. wie er es seit seiner Verlobung er ste erzogen hatte. Di« Mutter, Witt- Tochter «rzogen, als ob sie eine reiche Erbin wäre. Diese selbst besaß alle Talente, die ein junges Mädchen an- Fuß. Alles das besorgte die Mutier, der kleine Raum, in dem ihr Brauii gam jetzt zu arbeiten pflegte, war so eng und anspruchslos, daß sie ein rich daran empfand. Einst, als er sie dorthin geführt hatte und sie hinter ihm stehend zusah, wie er malte, wandt« er sich plötzlich sagie: chen Stunde zum Anfang von tausend «benso glücklichen?" Si« antwortete nicht sogleich und lange sie zurückdenken konnte, hatte sie ihre Mutter und ihre beiden älteren, verheiratheten Schwestern sagen ge hört: „Was Du auch sonst thust, aber schaffe Dir keine ökonomischen Sorgen dann mit dem unbekannten, mittello sen Künstler verlobte, überhäufte man sie mit höhnischen Schilderungen von solchen Ehen, wo die Frau jedes Jahr ein Kind gebar, der Mann dann früh da kam ein bebendes Gefühl über sie, sie schmiegte sich in seine Arme und flüsterte ein zuversichtliches „Ja!" Plänen erfuhr, wollte sie nichts davon wissen. Und des Abends, als man bei der Lampe zusammensaß, las sie dem Brautpaar Kiellands Novelle „Erotik und Idyll" mit vielen persönlichen Anmerkungen vor. Der Bräutigam gelesen werden sollte, stand er auf und schlich leise und verzweifelt davon. „Warum fühlt« «r all«in diese feste Zuversicht, daß, wenn sie blos Muth hätten, das Glück zu ergreifen, es ih nen auch treu bleiben würde?" werden wollt«. Allmählich nahm ihr Verhältniß einen mehr prosaischen und nüchternen Charakter an. Er sein Herz so lang« für seine Braut er füllt hatte; aber vergebens er fühl te, wie seine Liebe mit der Alltags verfliichtigen und er sich schon alt und gleichgültig fühlen sollte, ehe er seine Braut zum Altar führen konnte, war ihm unerträglich. Und in einem Aus bruch dieser Verzweiflung schickte er ihr den Ring zurück. schenke außer einem seiner Gemälde, welches sie ihn bat, als Andenken an die schön« Vergangenheit behalten zu dürfen. Die Welt verurtheilte ihn streng. Acht Jahre lang hatte er sie an sich ge war, verließ er sie! Er verantwortete sich nicht und ließ alles ruhig über sich ergehen. Er wußte ja doch, was die Welt nicht wußte, daß nicht eigentlich «r die Schuld an dem Bruch gehabt hatte. Die Jahre vergingen. Nachdem seine Verlobung gelöst war, widmete er sich hatte Gltkck. Er erhielt ein Stipen- Sein erster Gedanke war der, sie zu fliehen. Er wollte seine alte Wunde nicht wieder aufreißen. Aber dann kommen, wenn sie einige Jahre »er heirathet sind. Sie schien jedoch ganz zufrieden mit ihrer Welt zu sein; sie glaubte er^zu entnehmen, daß sie eine interessante Geschichte berichtete. Er verließ die Fensternische und stellte sich dicht hinter sie. Zugleich trat der Her: des Hauses an si« heran harrlich und ließ sich nicht abweisen. „Blos «in »eines Lied," bat er von Neuem. „Ich erinnere mich, wie ent zückend Ihre Stimme immer war!" „Oh, das werdenSie jetzt nicht mehr sagen," antwortete sie lächelnd. „Ich schast hat...." Di« alte Dame an ihrer Seite nickte lächelnd Beifall: „Nein, dann hat man wirklich nicht Zeit zum Singen!" Sieben Kinder und eine große Landwirthschaft! Er betrachtete ih ren Mann, den reichen Gutsbesitzer, der Musik nicht liebte. Es lag eine ganze Lebensgeschichte in diesen Wor zur Hälfte stirbt. Der Abend verfloß lebhaft und an genehm. Er konnte sich auf die Dauer bemerkte eine schnelle Veränderung in ihrer Art, sich zu benehmen, nachdem sie ihn erblickt hatt«. Einmal kam er ganz in ihre Nähe und sprach mit ei nem Bekannten über einen Roman, der neulich erschienen war. Er wandte sich mehrere Male nach der Seite, wo sie saß, und suchte halb zögernd ihren Blick. Aber sie blieb die ganze Zeit über still und theilnahmslos. Er hör te, wie Jemand sie fragte, ob sie das Buch kenne, und da schüttelte sie den Sänger trug Lieder aus Schumann's „Dichterliebe" vor. Sie saß ganz un berührt und starrte vor sich her mit lich weinte. Als sie später nach deinEßsaal ging, folgten seine Blicke ihr nach. Es war etwas Unschönes über sie gekommen in diesen Jahren; in dem Schnitt des Kleides, in ihret Frisur, in ihrem Gang und in ihrer Haltung lag etwas Trockenes, Prosaisches, Philisterhaf- Jh/Mann kam zu ihr heran und sprach mit ihr. Einmal faßte er sie um die Taille und flüsterte ihr etwas in da! Ohr; da sah sie zu ihm auf und lächelte ein freundliches, mildes Nein, unglücklich war sie nicht aber glücklich? Nach dem Souper setzte sie sich wie der auf daS Sopha und sprach mit ei ner anderen älteren Dame, und er und andere junge Künstler blieben bei einem interessanten Gespräch im Her renzimmer. Die Mnuten schwanden. Eine ängstlich« Unruhe überkam ihn. Soll ten sie wirklich ohne «in Wort, einen Blick, ein einziges Erinnerungszeichen an vergangene schöne Zeiten von ein ander gehen? Er näherte sich ihr mehrere Male aber es war ihm un möglich, er konnte nicht zu ihr spre chen. Was hatte er ihr auch zu sa gen? War nicht alles zu Ende zwi- Endlich stand sie auf und holte ih ren Mann, worauf sie sich beide verab schiedeten. Er that dasselbe und folgte ihr in das Entree. Eine unbeschreib liche Sehnsucht zog ihn an ihre Seite. Aber sie schien ihn nicht zu bemerken; sie zog sich ruhig an, nahm das Kleid sorgfältig auf und legte den Spitzen shawl über das Haar. Da fing drinnen Jemand von den zurückgebliebenen Gästen an zu singen. Es war eine Melodie zu den Schluß worten aus Ibsen's „Komödie de» Liebe". „Und ist mein Schifflein gestoßen auf Grund, So war es doch herrlich zu fahren! Di« Töne quollen stark hervor, ge- wandte er sich zu ihr, und ihre Blicke trafen sich. Sie war ganz ver wandelt. In ihren Augen stand die „Ja ist es nicht so?" flüsterte er Bttck! DaS Schwerst«. Schulze: .Alles gefällt mir bei der Vürgermei — Ein aufmerksamer Wirth. Fremder: „Sie haben hier drei Barometer aber jeder zeigt an ders!" Wirth: „Das haben wir so eingerichtet, um allen Wünschen unse- Bater und Kind. Liebe erfordert Gegenliebe. Dafür haben Kinder ein selten seines Gefühl. Sie lieben nur da, wo sie fühlen, daß ihnen aufrichtige Herzlichkeit, wahr haft selbstlose Liebe, gleichmäßig« Freundlichkeit entgegengebracht wer den. In den meisten Fällen hängt das Kind mehr an der Mutter als an dem Vater. Das ist natürlich. Die Mutter beschäftigt sich vom ersten Tage an mit dem Kinde, widmet sich ihm vollstän dig, hat auch immer Zeit und Interesse für seine Anliegen, ja sie leitet eigent lich, wenigstens in den ersten Jahren, sein« ganze Erziehung. Der Vater hat seinen Beruf, er ver bringt meist nur seine Mußestunden im Familienkreise. Er steht den Kin dern dadurch ferner und ist ihnen fremder, als die Mutter, die stündlich mit ihnen verkehrt. Die Mutter pflegt rücksichtsvoll dafür zu sorgen, daß die Kinder in Gegenwart des Vaters be sonders ruhig und artig sind. Den sich zurück oder halten sich still. Bar sches Wesen, ein rauhes Wort verscheu chen das Kind, ersticken sofort jeden Der Vater ist die oberste Instanz nn lieber Freund und Helfer, «in guter Kamerad ist, da fliegen ihm die Herzen seiner Kinder von selber zu. Herzlicher Jubel, stürmische Zärtlichkeit, vertrau liches Anschmiegen, eine warm« Zunei »u^ickschi««. Wohl die höflichste Form der Rück gabe von Manuskripten, di« zu der Aufnahme in «in Blatt nicht geeignet erscheinen, wenden die Chinesen an. Im Nachfolgenden der Wortlaut eines solchen Begleitschreibens aus der Feder eines bezopften Redakteurs: „Wir lasen Dein uns eingesandtes Manuskript mit unendlicher Wonne. Wir schwören Dir bei der geweihten Asche unserer Vorfahren, daß wir noch einem Einsender ein Manuskript mit diesem Text als Begleitschreiben retour gesandt. Am anderen Tage fanden sich zwei Herren aus der Redaktion ein die Zeugen des gekränkten Einsenders! oppel^si nnig. A.: „Möch kannten Lande kommen!" Höchster Realismus. Herr (im Theater): „Was war denn vorhin auf der Gallerie loS?" Logen schließer: „Ach, wie der Schauspieler Schmirl auf der Bühne starb, da ist
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