Wie die Liebe kommt. —— .Lotte!" Er rief einmal, zweimal und zum dritten Male. Er belam keine Ant wort. Aergerlich nahm er seine weiße Eorridor, wo bereits die beiden Fahr- Davor feine Mutter. Sie schüttelte den Kopf. „Schon wieder radeln? Du solltest Gesund ist's sicher nicht. Und Lotte i,Was hat sie denn zu thun?" führte. Die Mutter warf einen klagenden Blick zur Decke. „Du lieber Himmel! Welche Frag«! Was bei uns zu thun ist! Was für nicht so dumm, Junge. Denkste ich solle alle Strümpfe allein stopfen, alle Wäsche selber flicken und nebenbei noch Er hob den Kopf. Trotz der Som mersonne. die durch eine geössneteZim- Antlitz streifte, sah er blaß aus. „Lotte fährt mit. Schon vierzehn Tage war sie nicht dabei. Ich Hab's ihr auch schon gesagt, also basta!" Ecke. „Herrjeh hab' Dich doch nicht," sagte Max achselzuckend. „Warst doch sonst nicht so! Bist Du fertig?" die Thür zu, Max," stotterte sie. Er gehorchte lachend. Es war aber ein heißer, ungewohnter Blut strom in seiner Stirn empor gekom men, als er die Scham, die Gluth der Schwester sah. Dummes Mädel! Er trat zurück und fuhr mit ge spreizten Fingern seiner unzufriedenen Mutter in plötzlich bessererLaune durch „Sei friedlich, Alte, und blas' keine Töne. Ich thu' ja doch, was ich will. Du ja auch. Sie wurde ganz weich vor dem la chenden hübschen Gesicht ihres Einzi gen. »Ja, ja, Jungchen, wenn ich Dich nicht hätte —" Sie trat seufzend in das Wohnzim- Er folgte nicht. Er schraubte me chanisch an seinem Rade herum und lauschte dabei nach Lotte's Zimmer thür. Ihm fiel plötzlich jener Tag ein. da er zum ersten Male die neue kleine Schwester gesehen hatte. Wie lange mochte das nun wohl schon her sein? Zwölf Jahre schon? Er Sekundaner mit dem ersten Flaum über den Lip pen, sie achtjährig, winzig klein und mcht. Aber die Mutter hatte ihm seiner kleinen, mutterlosen Tochter vorgeschwärmt, daß es ihm schließlich nur lieb sein tonnte, wenn die verlasse ne Wittwe zum zweiten Mal- glücklich werden wollte und einen braven Mann bekam. Und Lotte's Bater war viel zu gutmüthig und harmlos, als daß er dem Stiefsohn gegenüber etwa ein strenges Regiment hätte führen können. Also bekam Max einen neuen Bater, Lotte wieder eine Mutter, und die Jah re kamen und schwanden in Friede und Eintracht, so gut es eben gehen wollte. Man dachte kaum der Thatsache nach, daß es einstmals Tage gegeben, da Max und Lotte noch nicht Geschwister waren. Nur heute fiel's ihm wieder ein. Heute, als das alberne Mädel so zimperlich mit ihren nackten. Weißen SckiMern that, die doch eigentlich sehr Der junge Mann richtete sich aus seiner gebückten Stellung über dem Rade aus und fühlte, daß er einen ro then Kopf hatte. Darüber ärgerte er sich wieder. Er hatte alle Lust zu der gemeinsamen Radparthie verloren. Gerade wandte er sich seinem Zim die nxiße Mütze, das alberne Mädel sah todtschick aus, wie Max innerlich feststellte. «cht brüderlicher Liebenswürdigkeit an. „Weiß der Kuckuck, was so einToilette machen bei Euch Mädels lange dauert. Er neigte sich und tippte mit dem Finger gegen den Passentheil der Blcuse, unter dem rosige Haut durch- „Weg/ sagte sie und schlug ihm auf die Hand. „Sei nicht frech, Max!" Gleich darauf folgte «in LngsiTkcher thür. „Mutter will'S wohl nicht, daß ich fahre?" Er lachte. „Adieu, Muttchen!" „Bist Du böse?" Die Frau blickte auf. Sie sah das feine, blasse Gesichtchen und ihr Zorn legte sich. Aber schelten mußte sie des l«n die Leute dazu sagen?" Das Mädchen blickte sie verständniß los an und als die Mutter schwieg derholte Lotte fast flüsternd wie Max schimpfte schon wieder. „Ich soll wohl hier zum Bratapfel Bruder gehaltene Rad schwingend. Stunde?" Waldes. „Achtung," rief Max. „Wo willst Du dahin? Du fährst heute na, schön ist anders. Was hast Du denn? Warum bleibst Du denn nicht neben Sie fuhr langsamer und wollte sich umdrehen. Dabei streifte ihr Rad ei nen Baum und siel zur Seite. Lotte fiel mit. Sie saß aber sehr weich und gut am Rand des Chaussee grabens und um sie waren bunte Grä ser, dicker, grüner Klee und lichtblaue Vergißmeinnicht. „Alle Achtung, das hast Du ja groß artig gedeichselt." lachte er, sein Rad den?" „Bist Du verdreht? Nun bleibst Du basta?'"' Sie antwortete nicht. Aber es war eine große Angst in ihren Augen. Rings umher lein Mensch. Nur dem die Julisonne stand. Ein Bogel sang unweit des Bau mes. unter dem die Geschwister saßen. „Horch mal," sagte «r, „das ist ein Regenpfeifer, was?" Da mußte sie lachen. Er nannte nämlich jeden Bogel, den er nicht iannie, Regenpfeifer. Und viel Vögel wußt« er wahrhaf- „Nein, ein Buchfink. Max!" Sie sprach sehr leise. Er begann sich's bequem zu machen. „So ist's hübsch, Lotte!" Sie schüttelte sich. „Laß das, Max!" „Wo bist Du am litzlichsten, Lotte? Sie hatte die Augen zugemacht und lächelte. Ein seltsames Lächeln, weich, willenlos, süß. Er ließ das Gras jäh fallen. Ihm ts d Sie nickte. Als er ihr beim Bestei „Was hast Du denn heute?" fragte chen anzuschwärme«. Max merkte das jedes Mal. Solche Mädels sind ja zu dumm, um so was er sich. denlst Du jetzt?" „An was soll ich denn denlen?" „Na, vielleicht an Paul Richter, an den schönen Paul," höhnte er. trotzen. Er lachte schrill. „Also Du wärest wirtlich im Stan de, diesen Menschen zu heirathen."" Und in einer Art Bitterkeit setzte sie „Verlobt ist gut! Hast Du'ne Ah chen Jäger und mit der Wanda Hallendorf warst Du auch schon sehr weit." Er warf den Kopf zurück. „Die Affen! So was heirathct man doch nicht!"^ hester p d ch g Z „Warum nicht? Das ist doch klar! res!" „Was denn?" Er blickte auf. Er sah die kleine Schwester an, die doch eigentlich keine und ein guter Kamerad zugleich Einzelte, blasse Sonnenlichter huschten. Es war ein schlechter Fahrweg und die Räder stockten. Er nahm ihre Hände und als er ihr banges Gesichtchen sah, war seine Stimme, als ob er zu einem Kinde sprach. z D ' tl ch an diesem Richter findest, Lotte? Er aus, Max! Berstehst Du das? Mut- Er hielt sie aber fest. „Mach' Dir doch da nichts draus! Mutter meint das nicht so! Poltern ist ihre Art, Wenn sie auch so wenig sich in ihrem gut. Zu Dir ist sie's." Angst, ihre Scham, ihr seltsames We sen. „Und deshalb, Lotte, deshalb willst frei!" „Hast Du ihn lieb, Lotte? So lieb, daß Du ihm Alles, Alles jauchzend ge blühendes Leben, Mädchen?" ihr. „Hilf mir, Max, bitte, bitte, hilf mir doch!" Da konnte er gar nicht anders. Da mußte er thun, was eine dunkle Sehn sucht schon Wochen-, monatelang in ihm forderte. Er nahm die kleine Schwester wie eine Braut an's Herz und küßte ihre Lippen. „Meine süße, meine dumme Lott«!" Sie hielt ganz still. Alle Angst, alle Thränen wichen. „Und mich?" fragte er lächelnd, „mich könntest Du auch nicht so lieb Ihr Antlitz neigte sich vor seinen Blicken. „Dich hab' ich ja schon so lieb!" Also kam's, daß die Geschwister eln >Auf dem Winzerfest. Elm- v«n F. Wild«. „Schenk mir doch ein kleines bischer Liebe Liebe; sei doch nicht so schlecht zu mir!" des Gesicht bittend, verlangend. Sie biegt d:n feinen Kopf mit den blonden Defreggerslechten zurück. Die Arme stützt sie auf di« Tischplatte und sieht ihn an, keck trotzig. „Ich will nicht," sagt sie dann und wirft die Stahlketten ihres Sammt mieders schaukelnd hin und her. „Ich Herr!" da sind?'' „Dante sehr!" „Klug, vornehm, gewandt!" „Danke sehr!" „Aber ein Ehemann?" Sie zuckt die Achseln und schüttelt den Kopf. „O! Ich muß doch bitten!" Jetzt wird sie ernster. „Und dann ich! Ein ganz, ganz armes Mädchen." „Aber ein liebes, süßes!" Und er Positiv?." ken nach Haus zu ihren Angehöri gen. O diese Kluft zwischen ihm und de» Ihrigen! Ihr ganzes Gesicht strahlt vor Glück, als sie antwortet: „Ja, ich bin Dir Die Zeit vom vorjäh^ heran. „Nun bleiben wir zusammen -- was?" Sie nickt, dann schiebt sie ihn leise zurück und eilt davon. Lust! Hunte, lärmende Winzerlust und Winzerstimmung. Der Sekt moussirt im Glase. Franz Helmer sitzt mit seinen beiden Kollegen Er hebt das Glas und blickt in die und niedersteigen. „Der Sekt ist wie ein blondes Lieb was?" „Wenn's frisch und köstlich herbe ist!" „Wie Käthe Wallroth hm?" Da tanzt sie gerade an ihnen vor bei. Helmer wirft eine Konfettirolle nach ihr aus, so geschickt, daß die Tanzende sich verwickelt, daß sie ganz gefangen wird und verwirrt um sich blickt. „Sie sind verliebt, Franz!" „Ja!" „Das geht vorüber." Die beiden anderen lachen und schütteln den Sekt im Glase. „Winzerstimmung!" Der Morgen ist schon angebrochen. Müde Augen. Das heiß« Roth der Wangen zusammengeschrumpft in kleine Hitzflecken, die auf den Wangen brennen. Im Saal bis zu den elektrischen Bogenlampen hinauf sich schlän gelnde, dichte, blaue Staubwolken. Papierfetzen Atlasschleifen und zertretene Blumen über das Parkeit verstreut. „Nun ist's genug," sagt Franz Hel mer, indem er sich von den Herren ver abschiedet, „ich sehne mich nach meinem Bett." Käthe Wallroth walzt bis zum letz ten Moment. Helmer entreißt sie ih rem Tänzer und führt sie in die Gar „Es ist Zeit!" „Wie schade!" Er hält ihr den grauen Sackpaletot hin, und sie schlüpft mit den weißen, runden Armen in die weiten Aermel. Dann klappt er ihr zärtlich besorgt den Kragen hoch. „Wir nehmen einen Wagen." „Wir??" „Natürlich! Ich bring' Dich nach „Bitte nein!" Aber er klinkt den Wagenschlag auf. »Steig ein!" Und als er Miene macht, ihr zu folgen, sieht sie ihn groß an. Etwas Strenges, Zwingendes hat ihr Blick. Da tritt er zurück und klappt die Thür zu. » » » Käthe liegt noch lange mit wachen Augen, ehe sie Schlaf finden kann. Es war zu schön, das Fest, zu schön! Sie dehnt ihre weichen Glieder und drück! sich wohlig in die warmen Kissen. Bon einem kaufmännischen Verein aus wurde dieses Fest alljährlich ver anstaltet. Im vergangenen Jahr hatte sie Franz Helmer kennen gelernt. Die ganze Nacht tanzte er mit ihr, nur mit ihr; er wich nicht von ihrer Seite. Und sie verliebte sich in ihn Immer, wenn sie dann im Geschäft hinter ihren Büchern saß und Zahlen in die Rubriken kritzelte, dachte sie an ihn. Manchmal bekam sie solch: Seh n Fest kebrte wieder. Ihr klopfte das Herz. Ob er da sein würde? Ja er war gleich einer der ersten. Ein Leuchten ging über sein Gesicht, als er sie sah: und sie freute sich, sie war sehr glücklich. Aber, sie blieb zurückhaltend. Sie war trotzig, übermüthig, alles nur nicht sie selbst! Dafür war es ja auch Winzerfest, fast jeder spielte eine Rolle. Und sie durste sich nicht geben, wii sie wollte. In ihrem Herzen stritten die Zweifel an feiner Liebe, daß er starl genug sein würde, alle die Un annehmlichkeiten zu überwinden, die ihm in ihrer Familie begegnen müß ten. Dann aber wandern ihre Gedan- Doch er hatte sie wirklich lieb! Wie er gesprochen, sie angeschaut! Es Augen. Manches arme Mäd- Vielleicht! Und Käthe schließt die Augen, um von der Zukunft zu träumen. zu thun im Geschäft. Kä!A ZLallroth arbeitet angestrengt mit heißen Augen und blassen Wan gen. schüft zurück. Sie hat noch ein wenig Zeit, darum geht sie langsam, athmet die tlare, frische Winterluft ein und bleibt hier und da vor einem Schaufenster stehen. lacht! Sie hat so mit ihren Gedanken zu thun, daß sie den Betreffenden erst Da wird sie roth und giebt ihm die „Ich wußte, daß Sie diesen Weg nehmen zum Geschäft. Warum er laubten Sie denn lein Rendezvous? Sollte ich erst Sehnsucht betommen?" Käthe ist besangen und lann den ung d schwatzt man mit sich zu Rathe gehn. ' „Wie tragisch das klingt," entgegnet Helmer und dreht seine Schnurrbart- Wangen des Tirolermädchens?" „Ich habe viel zu arbeiten jetzt im Geschäft. Ich lann auch nur iibcr eine halbe Stunde verfügen." „Also trinten wir eine Tasse Kaffee." Käthe hatte ihre Jacke nur ausge dem hohen Stehkragen! Wie still und müde sie heute drein schaut! Wo sind die lachenden Schel diese Hier ein und dieselbe ist? Ist lönnte mich nicht leichthin amüsiren." Das Gespräch stockte. Flüchtig sah sie ihn dann an, aber „Aber, bitte schön!" „Vielleicht führt uns der Zufall bald nächsten Jahre W.nzer- Im Geschäft wartet die Arbeit. schen sie aus. Und Käthe Wallrath muß um Ur laub bitten so schmerzen sie die Au gen. r»r Meter englischen Ursprung», von der konstituirenden Versammlung des Jahres 179 V geschaffen wurde. Jetzt hat man indessen einen Brief von James Watt aus dem Jahre 1783 ge das Gesetz vom 10. December 1799 Ehefragen. In einer Ge sellschaft ist davon die Rede, was für eine Frau man am besten wählt. .Oh, Nebt, die Blonden, der andere das 1. Kapitänvon Schneidwih: „Als ich 'mal drüben in Afrika Para demarsch üben ließ, lam da fo'n Biest von Meinen wir 2. „Vorwärts marsch!" Da belam die Bestie zuerst einen Doppeltritt aus die Nasenspitzte, dann flog sie in einem 3. Bogen durch die Luft. Na, da hatte sie genug und ließ sich auf unserem Vorschlag. Tourist: Als» Aussicht haben? Wirth: Unvergleich lein Rosalie; ein Mal ist lein Mal!" Backfisch: „Ach, das sagen Sie brauchen Ihren Rock nicht zuzuknö psen, Herr Rechtsanwalt ich komme nur wegen betrügerisch« Bankrotts!"
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