2 Nachts um dir zwölfte Stunde. wir gemacht in unserer kleinen Stadt im Weltwinkel. Und dessen waren wir uns naiiir «twas aristokratisch veranlagt war^ Im letzten Jahre aber hatte die von denen ich überhaupt von vorn hcr «in nicht begreise, daß Jemand sie mag, und wußte alles so eindriii^- Die Herren ihrerseits waren n'cht so schnell überzeugt. Natürlich, gegen den Schnaps waren sie alle. Schnaps trinken pfui! wer wollte wohl etwas so Ordinäres thun? Nein, den Schnaps gaben sie ohne weiteres allt preis. Um den Wein gab es dann schon Zank und Streit. Aber Doktor Halthausen ging als Sieger daraus hervor, wenigstens im Prinzip. Alle hiese Ausdrücke sind mir jetzt geläufig, «s wurde zu viel über diese Dinge ge sprochen. Aber um das heißgeliebte Bier schaarten sie sich alle als begei sterte Kämpfer. Es war wirklich so: hier Doktor Halthaufen uns Wasser dort die ganze übrige Männerwelt t>er Stadt und Bier. DaS heißt, das pvn der Leber und dem Herzen u. l> sie wollten nun einmal lieber ein Bier herz und eine Fettleber Häven und Magenerweiterung und all das andere schreckliche Zeug, als ihren Frühschop pen entbehren, und Doktor Halthausen seinerseits wollte lieber kaiies Wasser trinken, obgleich es doch eigentlich recht darüber konnten sie sich »ich: einigen. Einzelne sreilich, z. B. Vater, sin gen bereits an, mit der Abstinenz zu Doktor Holthausen gege.i sich M haben. Im engsten Familienkreise, besonders wenn Doktor Holthausen Abends bei uns war, äußerte Vaier sich zuweilen dahin, daß der junge Halthausen hatte sich nämlich sehr bei uns angefreundet, Vater michte ihn gerne wegen seiner vielseitigen Inter essen. So kam er manchmal des Vater, brachte neckte willen ist er gekommen." Es ist vielleicht unpassend, es so offen zu bekennen, aber ich sage es frei darum, ob es den anderen gefiel oder nicht, das mochte ich leiden. Ich „liebte ihn, weil er Gefahr bestand," angeheitert nach Hause kommen würde, selbst an Kaisers Geburtstag nicht, wo sogar mein netter, solider Vater So standen die Sachen, als im letz ten Winter wieder Kaisers Geburts tag herankam. Natürlich war daS Festessen längst verabredet, dergleichen ging ja immer tem Eifer beseelt, nur noch „gute Gei ster" unter uns walten zu lassen, die in einer Bowle nach Doktor Halt hausens Anschauungen sicher nicht wohnen und gedeihen konnten. So hatten wir denn nur mit guter Limo nade angestoßen und waren trotzdem sehr vergnügt gewesen, so vergnügt, daß es ziemlich spät geworden war, als wir uns endlich in unsere Mäntel und Kapuzen wickelten und den Heim weg antraten. Es war längst nach els Uhr. Das elektrische Licht war bereits erloschen, nur ein paar von den alten Petroleum laternen, die nicht abgeschafft worden waren, sondern immer die Nacht durch an einigen Straßenecken brannten, warfen ihr sehr spärliches und gelbes Licht auf den Schnee, so daß man sich wenigstens einigermaßen orientiren konnte. Für Mutter und mich war dieses ungewisse Dämmerlicht recht unange nehm. Unser großes, rings von alten Bäumen umgebenes Haus lag nämlich ganz einsam an der äußersten Grenze der Stadt, und es konnte leicht gesche hen, daß uns gerade irgend ein Nacht schwärmer begegnete. Indessen kamen wir glücklich und unbelästigt bis fast an unser Haus, und schon suchte Mutter in der Tasche nach dem Schlüssel, um auszuschlie ßen. Da, eben im Begriff, auf unsere ziemlich Hobe Treppe zuzugehen, prall förmliche Masse lag quer auf den Stu fen ein Mann? Kaum wagten wir zu athmen oder unS Zu rubren. Wir Für einen Hund aber war die schwarze Masse zu groß, für einen Ochsen zu klein, es blieb uns nur die war unter den gegebenen Verhältnissen wahrscheinlicher. Ganz behutsam traten wir noch ein paar Schritte näher. Ja, das Dunkle war ein Mensch. Seine Füße lagen auf der untersten, sein Kopf ruht aus der drit ten Stufe. hatte das Gesicht in Nein, da hatte sprecht. bät ios berauschte Mann entsetzlich! „Nein," flüsterte ich deshalb schau dernd, „rufen können wir auch nicht, ich. «st!M ti U Gelegenheiten hielt Vater aus bi- zu twöls slan! Twölf is de Klock! De Wünd geiht ut Norn! Wahrt Füer un Lich! —" Der Nachtwächter! Das war der Nachtwächters MU einem erleichter- eine keulenartige Waffe, aber dafür war die Welt jetzt doch zu modern, den Morgenstern ver um diesse nachflapen Tid mit das Fräueln alleen oppe Strat?" sagte er befremdet und tadelnd. „Ach," entgegnete Mutter hastig, „wir wären längst zu Hause, aber schaffen Sie den doch fort!" Der Nachtwächter sah nicht aus, als wenn ihm der Auftrag gelegen „Ja, eben deshalb!" flehten Mut- Treppenstufe aber lag in einsamer Pracht ein hellgrauer Hut. druck tiefster Verblüfftheit erst Mutter „dar steiht doch schieben: Doktor Halthusen!" Mutter gab die Karte zurück und nickte. „Es steht da," sagte sie. annerndags to mi nee, hier -kann ick ni klok ut warn!" Damit stapste er weiter, ich schloß unsere Hausthür auf „Gute Nacht, Lis," sagte Mutter, als wir drinnen auf der Flur standen. Sie küßte mich, was Mutter sonst sel ten that, und mir schien es, daß sie „Mutter," sagte ich stockend, „bitte, an." „Nein, mein Kind," sagte Mutter freundlich, „es geht Niemand etwas tern aufwerfen. Aber er ist ja eben falls bei dem Festessen gewesen und die Herren werden wohl schon wissen, wie es steht." „Aber das Letzte noch nicht, Mut ter." „Auch Vater nicht?" Mutter lächelte halb. „Auch Vater sie fort. Das braucht sich Niemand einzubil den. daß ich in dieser Nacht schlief. Ich weiß nicht, ob ich mehr traurig an, daß wirklich Doktor Halthausen berauscht auf unserer Treppe gelegen habe, war leider nicht möglich. Der Betrunkene war groß und schlank ge wesen, das stimmte. Er hatte einen grauen Ueberzieher gehabt den trug Doktor Halthausen auch. Vor allem aber kannte ich den unglückseligen Hut ganz genau. Oft und oft hatte er an unserem Hutständer auf dem Flur ge hangen und ich hatte mich immer ge freut, wenn ich ihn da hängen sah. Ach ja, den Hut kannte ich gut und die einmal vergaßen. Aber er! Ich war so enttäuscht, dies alles that mir so weh in meinem Herzen, daß ich es gar Und dann hatte ich auch ein sehr großes Mitleid mit ihm. Wenn auch Mutter und ich darüber schwiegen, wo von der Festtafel doch jedenfalls, daß Doktor Halthausen nicht nur Wein ge trunken hatte, sondern sogar sehr viel, zu viel Wein. Manche unter ihnen, die mit besonderer Begeisterung für für sorgen, daß die ganze Stadt über ihn lachte. Dann war er bei uns un möglich. Er mußte dann sortziehen, denn mit Fingern auf sich weisen lassen, konnte er natürlich nicht. Er zog dann ab wie ein entlarvter Heuch ler, was er doch gewiß nicht war. Ge heuchelt hatte er früher nicht, dessen fühlte ich mich sicher. Er hatte sich blos überschätzt, sich für stärker gehal ten, als er war. Ich sah eS alles ganz deutlich. Ich war ja nicht dumm. Hatte ich nicht gar studiren sollen? Also ich begriff den Zusammenhang ganz gut, nur viel Trotz konnte ich da bei nicht finden. Beinahe am meisten kränkte es mich, daß er sich eben unsere Treppe zum Nachtquartier ausgesucht hatte, konnte er nicht wenigstens nach Hause wanken und in aller Verborgen heit ausschlafen? Ich fühlte die Verpflichtung in mir, ihn zu verachten, aber ich konnte es nicht. Von all meinen widerstreiten den Gefühlen war das Mitleid doch Am nächsten Tage war es sehr un g-müthlich bei uns. Mutter war still und mir schien es, als folgten mir ihre wenig Über sein gewohntes, sehr be scheidene? Maß zu trinken. Zuerst war er immer sehr vergnügt und ainll- - l stern?" fragte sie. Blick mich sheste. Vater barsch. und dieser Halthausen nun gar —" Vater verschluckte den Rest ner Handarbeit und manche verstohlene Thräne siel darauf. Abends, als der Vater aus dem Bureau nach Hause gut kannte, und mein Herz sing an, sehr schnell zu schlagen. Dann ging die Hausthürglocke und Jemand, an sondern blickte uns unbefangen an, wie sonst. „Ich wollt« doch sehen, wie es Ihnen nach gestern ginge, Herr Rath/ Halth usen lachte belustigt „Aber Herr Si/th Herr Rath! Wie nur mitgegangen, weil ich das Ver gnügen Ihrer Gesellschaft genießen wollte. Sie waren ja gar nicht —" „Nein, nicht eine Spur!" fiel Vater mit sehr großem Nachdruck ein. „Frei lich, Selters habe ich nicht den ganzen Abend getrunken, wie Sie. Na, es kann schließlich noch dazu kommen, daß ich mir auch das angewöhne." Doktor Halthausen saß schon in sei ner gewohnten Sosaecke. Mutter und ich hatten uns während dieses ganien Gespräches halb verdutzt, halb lachend angesehen. Mir war, als fiele ein großer, schwerer Stein von meinem Herzen. „Haben Sie denn Ihren Hut wie der bekommen?" fragte Vater. Doktor Halthausen lachte. „Ja, „Hatten Sie den verloren?" fragte Mutter, und dann trafen sich wieder unsere Augen. muß der fremde Weinreisende gewesen WaS hast du denn, Lis? Ties ist doch nicht über die Maßen lächerlich?" Und daS mochte er wohl fragen. Ich saß und lachte lachte, —so lange, bis mir die Thränen über die Backen liefen und ich schließlich zum Herzbrechen weinte. Nun, da alles mich gequält hatte diese Nacht und die sen Tag. Das Weinen that nun so gut. Mir wurde so leicht davon. Mutter lief hinaus und holte Brau sepulver. Doktor Halthausen flößte es mir ein. Vater stand ganz be klommen dabei und wußte nicht, was er zu meinem Troste thun sollte. Und bei alledem kam eS, ohne daß wir es selbst recht wollten, heraus, was Mut ter und ich gestern Nachts um die zwölfte Stunde erlebt hatten. Und wenn wir es auch nicht ausdrücklich sagten, so hat doch Doktor Halthausen begriffen, waS in mir vorging, denn dieser Abend endete damit, daß er mich fragte, ob ich eine kleine, absti nente Doktorsfrau werden wollte, und daß ich sagte: „Ja. sehr gerne!" und daß Vater und Mutter sich freuten, einen so netten Schwiegersohn zu be kommen, wozu sie auch alle Ursache hatten. Hochzeit gibt es noch nicht. Wir müssen erst mehr Praxis haben. Vor läufig ist noch der andere Arzt am Ruder, der zur Frühfchoppenhvrde ge hört und Portwein zur Stärlung ver ordnet. Aber das schadet nicht. Wir kön nen warten. las Zubilitum »e« Morphium«. Es sind jetzt gerade 100 Jahre ver flossen, seitdem der Chemiker und Apo theter Friedrich Wilhelm Adam Ger sters, des Hosapothe'.ersCramer in Pa derborn, das Morphium erfand. Schon im Alterthum und sogar in vorgeschichtlicher Zeit waren betäuben de und schmerzstillende Mittel bekannt und wurden angewendet. So erzählt Homer in der Odyssee, daß Helena ih ren Gästen ein Mittel kredenzte „gegen Kummer und Groll und aller Leiden Gedächtniß". Viele Forscher nehmen an, daß der Dichter Mohnsaft meinte, den auch Hippokrates und nach ihm viele Aerzte des Orients den Kranken gaben. Heute werden mit Morphium na türlich bedeutend bessere Resultate er zielt; denn es ist nicht nur ein schmerzstillendes Mittel, sondern auch ein Heilmittel par excellence. Ja, ame rikanische Aerzte wollen bemerkt haben, daß das Wachsthum des Krebses nach Morphium - Einspritzungen still steht. Dagegen ist Morphium als Schlaf mittel gefährlich. Die Lustgefühle, die das Einschlafen begleiten, das sanfte das schmerzlose, nächtliche Dämmer leben erzeugen beim Kranken das Ver langen nach steter Wiederholung, und ein schwacher Charakter kann auf diese Weise leicht zum Morphinisten werden. Durch HLufigeAnwendung verliert das Mittel seine Kraft, die Dosen müssen gesteigert werden und erzeugen einen Schwächezustand des Körpers und der Seele, der unter der Bezeichnung Mor phinismus den Schrecken der Umge bung des Kranken und seiner Aerzte bildet. Wenn man nach diesen 100 Jahren Morphium das Für und Wi der erwägt, so würde die Wagschale entschieden zuGunsten des Morphiums fallen. Denn wo gibt es einen Sehnsucht Z Von HanS Wchberg. Und das Hochs!? ist das Gcldl —I m Sommer ISO 4. „Zenzt, zahl'n! Zehn GlaS Bier!" ,^err- Durscht!" . ! Und flüchtige Mo g"g .ic blanden s L < Wohlgerüche. thenmassen entfaltet, bediente man sich zuerst der köstlichsten Räucherwerke. Freilich zuerst nur während des Gö tzendienstes oder zur Ehrung der Ver storbenen. Man träufelte duftende Essenzen in die bläulichen Dämpfe des Weihrauchs und bestrich mit kostba ren Salben die Hülle geliebter Tod ten. Da die Wohlgerüche also lediglich frommem Brauche dienten, verschmäh ten es die Priester nicht, sie selbst —- ten. Ganze Strecken Landes wurden nur zu diesem Zwecke mit den dazu sonderer Schätzung erfreuten. Kleopatra war die erste Beherrsche rin Aegyptens, die die Parfüme auch schwendend. Die Sitte, präparirte Wohlgerüche für kirchliche Zwecke zu benutzen, ge bräern. Moses stellie das Rezept zu ei nem besonders köstlichen Oele her, mit dem die Bundeslade gesalbt wurde. Im Laufe der Zeiten ward daS Verbrauch kostbarer Essenzen aller dings auch nicht die Verschwendungs sucht der Römer und Griechen erreich te. Weder die Satiren eines Sokra zu thun; vielleicht, weil die größere Ausdünstung des Körpers in heißeren Zonen das Bedürfniß nach wohlrie chenden Düften steigert. Zeichnet sich doch noch heute der Orient durch den größten Handel in Parfüm aus. Ba bylon war in früheren Zeiten der be kannteste Handelsplatz für „präparirte Wohlgerüche", die hauptsächlich auS Arabien und Indien kamen, bis der Untergang des römischen Kaiserreiches die Beziehungen der Völker unterein ander unterbrach. DaS Christenthum verachtete zuerst die „sinnlichen Genüsse" der Wohlge rüche; doch nahm die katholische Kir che sehr bald in ihren Kultus die Anwendung duftender Räucherwerke auf. Das erste Rosenöl brachten die Kreuzfahrer aus dem Gelobten Lan de mit. Es ist bis heute das Theuer ste unter allen Wohlgerüche» geblie ben. Nächst den Morgenländern verste hen eS die Franzosen am besten, den Gebrauch der schnellwelkenden Pflan zen in Oel und Essenzen festzuhalten: wie denn auch die Pariserinnen den ben. Der Geschmack in Bezug der Wohl gerüche wechselt; trotzdem werden Veilchen- und Rosendüfte stets beliebt bleiben. Die vornehmsten Damen lie ben auch meist das diskreteste Parfüm. DaS echte Eau de Cologne, das feine Hauptsubstanzen den Schweizer Trif ten verdankt, ist noch heute am besten in Köln zu haben, während für Blu menduft Nizza und Cannes Haupt- Handelsplätze find. Sonderbare« Lieblingsgericht. Ueber ein Lieblingsgericht Richards des Dritten gibt ein alter Küchenzettel Aufschluß, der sich in einer Londoner Sammlung befindet. Der „königliche Bösewicht" war ein besonderer Vereh- Mtz? In der Schlacht bei Liao yang wurde die ganze russische Artille rie von einem 600 Fuß hohen Berge aus telephonisch geleitet. Witterungs - Einfluß. Kellner, das Fleisch riecht ja! Gnä diger Herr, eS ist daS Gewitter, wel ches dem Fleische solchen Geruch ver leiht. — Das Gewitter, so, na, dann will ich lieber mit dem Diner warten» bis sich das Gewitter verzogen hat.
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