2 „Enten aus China." Pünktlich in stündlichen Zixischen daZ holprige Pflaster des Wirth schaftshofes, dann flogen die Stall thüren auf und die Knechte trugen I schwere, bis an den Rand gefüllte Wei denkörbe »och einem neben der Tenne gelegenen Verschlag, wo Frau Ma thilde Dührsen schon darauf brannte, sie in Empfang zu nehmen. Mathilde hatte sich dazu verpflichtet, diese rau hen, tiefschwarzen Torfsoden nach be stimmten Gesetzen der Symmetrie aus einander zu thürmen, und sie war kei neswegs die Person, eingegangene Verbindlichkeiten nicht zu erfüllen. Der Herr Inspektor Pinne behauptete zwar, sie wäre träge, aber das war ein Irrthum. Jeder kennt sich doch selbst am besten, und Tille Dührsen wußte genau, wie leicht sie sich bei einer Thätigkeit übernahm, die wahre Be friedigung gewährte. Klöße mit Pslaumensauce sind ein schönes Essen, und auch der Schweinstopf war ge nießbar gewesen heut' Mittag, denn das Außenmädchen hatte gekocht, weil Mamsell nach Rinnetamp gereist war zur Kindtause. Ein unerträglicher Druck in der Magengegend beunru higte Mathilde, deshalb zog sie ein grünes. bauchiges Fläschchen hervor und nahm einen kleinen Likör. Ge theilte Arbeit ist halbe Arbeit, wie xut hätte Tysche ihr helfen können, ober der durfte nicht auf den Hos, weil «r im vorigen Winter ein kleines Schaf gefunden und abzuliefern vergessen hatte! nun sagten sie gleich, er stahl. Unermüdlich legte Frau Dllhrsen jetzt Sode auf Sode, aber alles geht so lange wie es geht, mit einem Mal kam wieder dieses furchtbare Zwicken in der Magengegend. Sie wischte mtt zur Stärkung und begab sich in den Stall. Ping, ping klang es melodisch zu ihr herüber, nun hatten die Manns leute wieder den Hahn der Biertonne nicht ordentlich geschlossen. Die Lei dende überkam ein starker Drang, ih ren Herrn vor Schaden zu bewahren; sie schleppte sich mühsam über die Diele, um dann in unmittelbarer Nähe des Fasses aus einem Melthocker zu sammenzubrechen. Es war nicht mehr menschlich, sie wäre gestorben, wenn sie ihren Likör nicht gehabt hätte. Ein klapperndes Geräusch in der Gesinde stube machte sie erschrecken, aber ehe sie noch an eine Flucht recht denken konnte, stand schlank und rank, die Reilpeitsche im Stiefelfchaft, der Herr Jnfpekor Pinne vor ihr. „Na, Tille," fragte er erstaunt, .schon fertig mit der Arbeit?" „Mir ist so schlecht," wimmerte Frau Dührsen. „glnch Tisch sing zelnd ihr schwarzes Gesicht. „Darum ieine Angst nur nicht," meinte er trö stend, „jedes Schwein kriegt doch keine Nachdenklich sah Mathilde ihren Gebieter in der Richtung des Enten sialls verschwinden; ob sie ihn wohl ge richtlich belangen konnte? Grübeln verursacht Durst, sie ließ Bier in ein «maillirtes Trinkgefäß fließen und probirte. Schal und sauer, ihr Fläsch chen war ihr lieber. Von Schwache übermannt, hatte sie die Augen ge schlossen, aber den Hayn der Biertonne nicht, und so wogte der edle Gerstensaft bald genug als schaumgekröntes gelbes Meer zu ihren Füßen. „Elendes Dünnbier." sagte Tille El dachte lediglich an 22 Flaschen Rü- nach dem Vorwerk gebracht. „Wenn Herr Inspektor die Thiere in seine Ob» Hut nahm, konnte Frau Baronin beru higt sein, sie wußte, er würde sie hüten wie seine eigenen." Sonderbare Idee, Pinne war viel zu vornehm, um eigene Enten zu hüten, aber diese pflegte er. Wahrend er so zusah, wie dem „Schisse seiner Hoffnung" das allerbeste Fut terkorn mundete, klang es aus der Ferne wie Rädergerassel, und als er hastig auf den Hofplatz eilte, war es ein zweistühliger Kastenwagen mit dem Weinhändler Krah und allen sei nen Töchtern. „Nein, wie entzückend," rief der In spektor, „daß Sie mich besuchen." „Wir mußten wohl," sagte Fräulein Marie, ihm erröthend die Hand rei chend, „Papa hatte es ja versprochen." Zu solchen Förmlichkeiten hatten ihre Schwestern keine Zeit. „Himmlisch," jubelten sie, ihn um ringend, „ist doch das Landleben. „Stachelbeeren gibt es in Hülle und Fülle," erwiderte Pinne, sich sorgen voll den Schnurrbart streichend, „aber Mamsell ist verreist. Sie werden nichts Ordentliches zu essen bekommen." „Haben Sie denn kein Brot auf dem ' , ll d .s Nun, dann war keine Noth. „Nicht wahr, Marie, nicht wahr, Herr Pinne, dann dürfen wir Milch und Butter aus dem Keller holen und Kaffee kochen in der Küche?" Wer könnte wohl seinen zukünftigen Schwägerinnen etwas abschlagen, wenn sie reizend sind und Elly, Nelly und Konstanze heißen? Fort stoben die drei Schwestern, die Zinnien, berochen die Rosen und setzten sich schließlich auf eine Bank vor dem Haufe. Doch Herrn Krah litt es nicht lange, er wollte mal nachsehen, wo seine Töchter mit dem Kaffee blie ben. gebeteten allein, und Fräulein Marie wiederholte, was vorhin ihre Schwe stern gesagt hatten: „Wie himmlisch ist doch das Land leben!" glitten, wo gerade die chinesischen En- Anblick machte ihm Muth. „Meine Zukunft liegt aus dem Wasser," scherz te er, nach einer Einleitung suchend. türlich nur wenn er Heirathen will." Selbstverständlich küßte Herr Pinne und ward dadurch zum Bräutigam, trägt?" schließlich hatte das Böse Zeit bis Grund, sich zu sorgen. Nur der alte Krah zog ein schiefes Gesicht, denn jede Schuld rächt sich auf Erden, und er «Ein rechter Mann lüht auf den Mund," zitirte der Inspektor, als er in den Wagen half. „Aus Wiederse slern, und Herr Pinne schwentti grü ßend seinen Hut. „Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, Elly, Nelly und Kon stanze!' lange und sang und trän! und wc,r der glücklichste Mann unter dem Monde, der schien nämlich gerade. Wer eine persönlich« Lebensausfas sung hat und die breite Heerstraße sen ihr Bestes wollte. Ihr lautes Ge schrecklichen Erkältung oder Schlim kam Tysche etwas wie Wuth, er that cken. Mechanisch verstreute Pinne sein Futter, er pfiff, er rief, und sie lamen, Sie rannten, sie schwammen, sie flogen färbtes Paar blieb aus, die chinesische Sorte der Baronin. Der Inspektor ward noch um eine Schattirung blas „Es ist alles in Richtigkeit," sagte er te der Inspektor sie an, „wissen Sie schon nicht mehr, daß ich Sie gestern hinausgeworfen habe?" Tysche sollte suchen helfen. er nur ohne Tille's Wissen in der Stadt „Alte Henne, ist zugelaufen heut' Morgen." „Ja, ja," das kannte Mathilde. „810 ß eine, mein Tyfche?" „Glaubst du vielleicht, ein ganzes Dutzend?" nicht unmöglich gewesen. Tille hatte Mißtrauen, sie legte sich auf den Fuß boden und blickte unter die Möbel. Da „Christian," jubelte Mathilde, Herr Dllhrsen griff sich die Vögel und schob ab, fröhlich und doch nicht Sit überlegte, was sie mit dem vie? Enten aus China 5 len Gelde anfangen wollte. Zuerst ein Schloß an der Thür, es gibt zu viel diebische Leute, und dann ein Schwein, das Schwein war der Wunsch ihres Lebens. Schließlich weckte sie ein brenzlicher Geruch aus ihren Tri»». men,' herrje der Braten. Nachdem sie mit bestem Appetit eine Keule und die Hälste desßrustfleisches perzehrt hatte, verging, wo nur Tysche blieb, aus lau ter Langeweile aß sie die zweite Keuk und bezwang auch noch das letzte Brustfleisch. Endlich hörte sie Chri „Wo ist das Geld?" rief sie ihm ent gegen, „wo sind die Dukaten?" Tysche zählte zwei funkelnde Zwan zigmarkstücke aus. „Mehr hatte er nicht, mehr konnte er nicht geben." „Armmüthige Geister." schalt Tille, wirtlich nicht mehr gegeben?" Tysche senkte den Blick um einZehn ,.Keinen Groschen, wenn ich aber ehrlich und fleißig sein will, darf ich wieder bei arbeiten." habt, das ist mir gestohlen." „Ach was!" „Wo ist es denn?" Also aus diese Art klärte sich die Ge schichte. sen." O, Mathilde Dührsen! Unterdessen saß Inspektor Pinne es mit ihrer Herkunft Humbug ist. Die echten starben während des Trans ports und diese stammen aus Ham neues Paar über Peking an mich ab gehn, aber ich bin jetzt skeptisch. So lange ich die Thiere nicht habe, halte ich diese Nachrichten sür Nun, fragte ich, da sie schwieg. Für „Enten" Herr Krah lachte. „Trink aus," rief er des Inspektors Glas füllend, „die ser Rüdesheimer ist kein solches Gift, wie der Rebensaft, den du mir gestern vorsetztest." „Und den ich von dir bezog, lieber Vater." „Wirklich, nun dann will ich fortan so schlechten Wein weggießen, anstatt „Dann ist ja alles gut. Prosit Elly, Nelly und Konstanze!" Maßhalte«. Nichts übertreiben! ist ein Wahl spruch des weisen Solon gewesen; wir ten. nicht Maß gehalten!" Ich habe über Kirche, doch mit maßlosem Wohlthun stiftet man mehr Böses als Gutes. So trägt jedes Ding sein Maß in sich selber, das man nicht ungestraft iiber- Ein entsetzlich trauriges Kapitel in unserer heutigen Zeit bildet die Stei gerung der Zahl der Selbstmorde, die oft mit einer Leichtfertigkeit verübt werden, daß man schaudert vor so viel Verderbtheit des Menschengeschlechts. Gewiß, oft ist's trostloser Kummer, Noth, eine unheilbare Krankheit: schwerwiegende Beweggründe, von Trost zu finden, die Grenze inne zu Maßlose unterliegt ihr. Wie oft losigkeit durch die Welt, der dem Maß- Geist der Unersättlichkeit und Ueber lönnen, müssen wir uns doppelt an strengen im Erwerbsleben, wir reiben unsere Nerven und Körperkräfte auf, um unserer Ziigellosizkeit willen. Wir haben eben aus allen Gebieten und in allen Beziehungen des Lebens das richtige Maß, die Harmonie, verloren. Am schlimmsten ist, daß auch die junge Generation in dieser Ungebun denheit, diesem Mangel an Disciplin ihrer Begierden aufwächst. Wenn wir selber nicht Maß zu halten verstchen, Mutter mit ihren Kindern! In die sem Augenblick ist sie heftig um einer Kleinigkeit willen, in anderen läßt sie ihnen wirkliche Ungezogenheit durch, gehen, weil sie sich angegriffen fühlt. Wie soll das Kind bei diesem Beispiel sich beherrschen lernen! Maßhalten in allen Dingen! Nicht zu viel, nicht zu wenig! Ganz beson ders sollten wir Mütter diesen Spruch uns zur Lebensregel machen, damit wir auch unsere Kinder in seinem Sinn erziehen können und nicht -ittern müssen, daß sie beim kleinsten Anlaß die Herrschaft über sich verlieren, so bald sie unserer Hut entschlüpft sind. Aber auch um unserer selbst willen sollten wir Selbstsucht üben. Ein schönes Ebenmaß, Harmonie im We sen und Charakter, ist die höchste Schönheit, die eine Frau erringen kann. Wenn auch die freundlichen, gemüthlichen Zeiten vorüber sind, in denen die Frau im stillenFrieden ibres Gaules unaestört ihre Eigenart ent wickeln konnte, die rauhen Winde, die uns Frauen heut oft genug draußen ix der Melt umwehen, helfen dafür läßt. Gefahren der Ttraftenschleppe. Die hygienischen Nachtheile unl> Gefahren der Straßenschleppe schildert ein deutscher Beamter im Folgenden: Nach allen Richtungen versucht unsere Zeit das sanitäre Wohl zu för dern. Und doch gibt es ein Gebiet, vor welchem Hygiene, medizinische Wissenschast, Staat und Polizei Halt macht, nämlich das der gesundheits widrigen, die eigenen Trägerinnen fo- Mode. Ich will sie nicht gerade „modern" nennen, denn es hat zu allen Zeiten Auswüchse in der Frauenmode gege ben, nicht zuletzt im Mittelalter. Aber unsere Zeit ist eine andere geworden. Krankheiterreger, Staubwirbler und- Lustverpester gibt es beute ohnehin ge nug. Die Influenza hat sich bei uns eingebürgert, Cholera und Pest klopfen hier und da ungeladen und unerwartet Pflicht der Menschheit ist, wenigstens ihr vordem gesundes und kräftiges Kind deshalb kränklich und hinfällig wird, weil es von den schädlichen Ba zillen aufgenommen hat, welche sie selbst mit nach Haufe brachte, indem sie in eitler Selbstgefälligkeit ihre Kleider auf der Straße schleppen ließ. Wie schön nehmen sich die kurzen Lande aus! Warum ahmen die städ tischen Damen nicht diese schöne Sitte nach? Einige thun es wohl. die. das Gebot der Modewelt und das Gezische! und Geflüster ihrer Mitschwestern nicht achtend, ihren geraden Weg gehen. Aber die Mehrzahl unserer Frauen hat dys falsche Vorurtheil noch nicht abgelegt. Es bleibt nur übrig, im Wege der Gesetzgebung und Polizeiverordnung, welche' ja für viele weit geringfügigere Angelegenheiten tiefeinschneidenoe Be stimmungen enthält, gleich dem Vor bilde mancher bekannten Badeorte, das Tragen von Schleppkleidern kurzer hand zu verbieten oder unter Strafe zu stellen. Die Beseitigung dieser häßlichen Mode auf ein- oder andere Weise wäre eine erlösende That für das Wohl der Menschheit! Beruhigend. „Das Ver mögen der jungen Wittwe, die Sie passend, die Dame soll aber sehr jäh zornig sein und ihrem Seligen oft ge nug in den Haaren gelegen haben." Au s derSch u l e. Lehrer: Verluste können dem Menschen auch zum Vortheil gereichen. Woran denk' ich da wohl. Moritz? Moritzchen: An 'ne schiene Pleite, Herr Lehrer!
Significant historical Pennsylvania newspapers