2 In dunklem Gold verlor er sich. Das Schweigen hing von Baum zu Baum, Wie vor sich selber bang und schwer. So groß war Stille hier und Traum, AI» ob der Wald verwunschen wär'. Gedämpftes Licht floß fahl und matt, Und nichts, das sich im Rund geregt, Hätt' manchmal nicht ein sterbend t Da brach mir jäh den jungen Muth Ein Bangen, das die Brust beklemmt: Hier kannt' ich jeden Baum sonst gut, Heut war mir jeder seltsam fremd! Kaum wagt' ich's noch, mich umzu sehn. Und trug's in mir wie Furcht und Last: Als müßt' noch einer nach mir gehn, Unheimlich schnell, ein stummer Gast. Aus Wipfeln zwingt das gvldne Blatt, Ein Gast, der kühl und körperlos Mir meinen Wald verwandelt! Hai. Der bald mit seiner stillen Hand Nicht bald in offne Weiten führtl.. Und rascher strebt der Fuß voran, Wie auf der Flucht vor Tod und Graun, Jn's fahle Licht des Wald«s schaun. Herschwimmt ein Ruf da liegt das Feld! Der Spaten blitzt bei Lied und Scher Tie vntkleistcn. nung Mit dem eigenen zu hal «ach der anderen Seite einige, die Hauptstraße des Stähtchens mit ein säumende Häuser grenzten. terscklupf in der Heimath sür Hei mathlose suchen. Pink, pink! scholl es hinter ihm vom schüttelnden Amboß her. wühlt eigentlich selbst nicht warum. Aber der Anblick reizt« ihn. ES war tete ja auch nichts auf ihn, weder Ar beit noch Menschen. Er war ja ein auch den Apfel! Hörst du?" Vegetarier zu besitzen, noch ein rechtes Verständniß für die Nützlichkeit des MLnnchenmachens. Sobald sie, be dunim! Gelle?" Und schon streichelte sie ihn wieder und überhäufte ihn mit Wurst versuchen!" hatte sich erhoben. „Gewiß! Aepfel fritzt ein Hund nicht." „Hm! Mit Wurst? Hörst du, Leo?" „Kusch dich! Pfui, Leo!" Sie bei dir?" Wie eine flüchtige Wolle glitt es „Willst du den Aepfel haben?" Lücke im Zaun hinaus. „Wo gehst du denn heute Abend hin?" „Ja!... Hm!... Wo wohnst du ..Ueberall!" Die Kleine sah ihn ein wenig ver ständnißlos an. Etwas wie Trauer stieg in ihrem lieben Gesichtchen auf. „Ja!... du mußt doch irgendwo ein Haus haben?... Wo deine Frau wohnt?" „Ich habe kein« Frau!" „Dann hast du wohl auch keine Kin der? Aber dann kannst du ja gar nicht Weihnachten feiern?" „Das thu' ich auch nicht!" „Nicht? Das auch nicht? Dann bist du aber ein sehr armer Mann, hör' mal!" Der Landstreicher schwieg. Aber die Wolke lag wieder auf seinem Ge sicht. „Darf ich dir was sagen?" Ihre Stimme hatte etwas Rührendes. „'s wird dunkel. Ich muß hinein, sonst bekomm' ich Schelte. Aber mor gen früh... da ich wieder hier sein im Garten. du?...^Und „Ganz gewiß!" „Gute Nacht!" Langsam, in sich gekehrt, schlug der Landstreicher den Weg zur Herberge am anderen Ende des Städtchens ein. An der Front des der Hauptstraße zugelehrten HauseS konnte man schon „Christian Gottlieb Lehrend." der Kleinen aus dem Garten. Der Urgroßvater hatte einst in der Fran zosenzeit das Geschäft begründet und es war von Jahr zu Jahr aufgeblüht und hatte den Besitz der Familie still aber sicher kräftig gemacht. Es war eines solchen. Eolonialwaaren, Klei derstoffe und Eisen« wie Galanterie waaren theilten sich friedlich in den Verkaufsraum. Und friedlich ging's auch hier zu. Herr und Frau Behrend trieften geradezu von lieben, warm Reklamebilder oder eingestaubte Bon bons, das Bauernvolk, wenn es Mon tags zum Markte kam. eine Tasse hei- ' Ter »Mi Sc» Japaner»„RettiiisiM". Herrn Behrend vor ein paar Jahren als Mitglied des Stadtverordneten collegiums erwählt. So stand ein ru nicht!" „Bertha ist so bleichsüchtig. Der Bertolds Ich habe die Miethe noch helfen, du allein, Bertold!" versucht! Alles vergeblich!" „Hilf uns, bitte!" du, Bertold? Nie! Gieb mir nur, dann geht'S auch wieder vorwärts!" „Du bist v»rrllckt!" „Bertold! Ist es mein Haus oder deins?" „Hast du's schriftlich?" zischte «s „Nein! Aber als Vater starb .... „Haha! Zeugen! Zeugen!" „Dort oben, Bertold! Gott! Der Hat'S gehört. Noch einmal: gieb mir, ich es nicht mehr." „Dein exaltirtes Wesen .... ha ... Es thut mir leid. Ich that genug an „Beweise! Beweise!" „Du sollst an dies« Stunde denken! Wie ein Fluch soll's auf deinem Ge wissen liegen. Tag und Nacht bis zuletzt.... bis auch deine Stunde einmal kommt." Die Frau wandte sich um und wank te hinaus. Gleich darauf fiel die Haus thü ins Schloß. bleibende. „Ein vernünftig Wort ist mit der nicht zu sprechen. Jetzt aber wird's Zeit, daß ich zum Rathhause gehe." Einige Minuten später schritt Herr Bertold Behrend, freundlich nach allen Seilen grüßend, dem Marktplätze zu. Am anderen Morgen, es mochte acht te sich jedesmal eine gewisse Unruhe in dem Gesichtchen aus. Sie hatte sich eben zu ihrem munteren Spielgenossen „Guten Morgen!" Da sprang sie auf. Kindliche Freu de malte sich in ihren Zügen. „Das ist aber hübsch, daß du Wort hältst!" sagte sie und hüpfte näher. „Siehst du. ich habe gestern Abend im- Jch habe auch für dich beim lieben Gott gebetet. Kindern ist der liebe Gott gut und erfüllt ihnen, worum sie hübsch beten. Hier ..." sie griff in die Tasche, „hier habe ick> dir auch an der Tasche, „da ist noch etwas!" Ein zerknülltes Stückchen Papier wan derte in die Hand des Landstreichers. „Weißt du, was das ist? Na, rath' Ueber das Gesicht des Mannes zuckte „Steck' ihn nur ein! Der bringt Glück! Wenn ich fleißig gestrickt habe, krieg' ich jede Woche 'n Groschen. Je „Jeder Mensch! Ja .... ja, jeder in Gedanken draußen der am Zaun. „Siehst du! Vielleicht hast du nun auch Glück, und dann kaufst du dir ein kleines Häuschen und dann kannst du auch Weihnachten feiern. Nicht wahr?" Der Landstreicher nickte nur. Seine des, als käme von diesen unschuldigen Lippen Wärme und Licht wieder in seine dumpfe Seele. Wie gern hätte er Da reckte sie schon ihr Händchen „Adje! Ich muß hinein. Mutter „Ich dank' dir auch schön für alles. Ich will nun auch recht oft an dich denken!" Das Gesicht der Kleinen strahlte hell auf. „Wenn du ein Häuschen hast, schreibst du'S mir? Gelle?" sagte wichtig: „Wenn du schreibst ich heiße Und jetzt schoß sie wirklich fort. Der des Landes von einer Hügelwelle grüßte. Wieder sang heute d«r Telegraph vor allem, was hinter ihm lag. Dazu blies der Wind LberStoppeln und An ger eine herzfröhliche Note, und drü- Fest auftretend, schritt der Land- Tbür von der Wohnstube aufgerissen. „Was ist denn?" Er wandte sich nach ihr halb um. Die Thür des Geldschranks krachte zu. .Was? Unsinn!" Todt! Beide todt!" Schluchzend sank der Kopf der Frau auf die Tischplatte. Und wie Behrend sein Weib wollte anschauen, da prallte Tag und Nacht.... bis zuletzt!" Beweggrund ihrer grausamen That tonnte nur plötzlich eingetretene geisti ge Zerrlltung gewesen sein. Denn daß drückende Verhältnisse sie mit dem ein zigen Kinde in den Tod treiben konn ten, war bei der Wohlhabenheit ihres Bruders gänzlich ausgeschlossen. In diesem Sinne nahm denn auch Bertold Behrend, gefaßt wie einMann, die von allen Seiten sich, herandrär genden Theilnahmsbelundigung-n ent gegen. „Es war meine einzigste Schwester," sagte er mit abwärts gekehrten Blicken, „und sie wußte, daß ich an ihr hing. Aber ich darf ihr nicht zürnen, daß sie mir das angethan hat. Wir stehen alle in Gottes Hand!" Ein solches Begräbniß hatte Ler chenthal seit Jahren nicht gesehen. Das allgemein menschlich Erschütternde hatte hoch und niedrig zum Friedhof getrieben, einer Unglücklichen die letzte Ehre hienieder zu erweisen. Tief bewegte Worte hatte d«r Pfar rer Mutter und Tochter nachgerufen. Als draußen vor der offenen Gruft die Schulkameradinnen der Kleinen den Scheidegruß !?r sangen, da tönte lau tes Schluchzen aus der Menge. Kein Auge blieb trocken. Nur Bertold Beh- Seine Augen schienen sich da hinein zu bohren, als nähmen sie herzbrechenden Abschied von etwas Unvergeßlichem. Und jedermann ehrte diesen Schmerz des Bruders, dessen Leben tadellos vor allen offen dalag. Mit handbreitem, schwarzem Flor um Hut und Aermel erschien er am Stadtverordneten Platz, demüthig und still, wie es sich im Gotteshause ziemt. Er fühlte, daß aller Augen auf ihn gerichtet waren, und das that seinem Manch ernstes und treffliches Wort sprach heute der Pfarrer. Wußte er doch, daß er an einem solchen Tage die Herzen seiner Gemeinde fester in den Händen hielt! Auch von den „Entglei sten" draußen auf der Landstraße stehe! v l' ß B Die ersten Japaner in Berlin. geregter Freude zwei lleine Herren. Mein Mann ließ die Uhr all« zwölf Stunden durch schlagen zum Er- Thürchen erschienen war, um achtmal hintereinander seinen Namen zu rufen, waren unsere Gäste wie elektrisirt vom sten Mal an unserem Tisch. Die Wahrheit zu gestehen, hatt« ich absichtlich di« Herren zunächst allein zu mals ein'durchaus noch unbestimmter Begriff. Ob der Prinz und sein Ad jutant verstehen mit Messer. vorstelltet Muth. Bei Tisch hielt Herr Tassaka dort aus wurde aber erst an maßge benden Stellen angefragt, was man von ihrem Benehmen wohl zu erwar ten hätte. Man hatte den Besuch des Schah von Persien noch in zu frisch«! Erinnerung und wußte über japanische rin Augusta sehr beliebt gewesen. Im weiteren Verlauf der militäri schen Ausbildung wurde der Prinz zur Kriegsakademie, d«r Adjutant zum Generalstabe commandirt. Ihr Blei ben war noch auf Jahre hinaus berech net. Da spielte aber die Lieb« dem Prinzen einen bösen Er ver we faßte auch zu ihm «ine lebhaft« Zu neigung und wollte wohl nebenbei ganz gern« Prinzessin werden. Kita Schira Kawa bat seinen Neffen, den Kaiser von Japan, ihm die Apanage weiter zu gewähren, wenn er damit deutscher Großgrundbesitzer würde. Die umge hende Antwort war seine Abberufung. Lächelnden Auges, aber gewiß trüben Herzens gab er sein Abschiedsdiner. Allen Fragen und Anspielungen wußte et auszuweichen. Doch nach seiner Ab reise würd« di« Gesellschaft durch fol gende Anzeige unter den Familiennach richten gewöhnlicher Sterblicher über rascht: „Die Verlobung meiner Tochter Frau geb mit dem Prin zen Kita Schira Kawa von Japan be ehre ich mich usw. usw." Und darunter stand: „Mein« Verlobung mit der ver ehre ich mich usw. Prinz Kita Schira Kawa von Japan." D«r Adjutant, der nicht mit abberu fen war, würd« um Aufklärung be stürmt. Er wußte aber nichts Genaue res anzugeben, als daß wahrscheinlich der Vater für seine Tochter vom Prin zen diese Genugthuung gefordert hätte. Ob die Verlobung wieder aufgelöst wurde oder ob sie in der That gar nicht bestand, hat man nie erfahren. In sei nem H«imathland« hat d«r Prinz eine Prinzessin geheirathet. Während des japanisch-chinesischen Krieges ist er als Commandeur des Gard«corps in Kor«a gestorben. Toranossuke Tas saka ist noch einige Jahre in Deutsch land geblieben, dann ist auch er in Ja pan zu hohen militärischen Stellungen gelangt. Vielleicht spielt er eine füh rende Rolle in dem jetzigen Kriege. Japan, mit tiefem Wissen und mit allem neuzeitlichen Rüstzeug ausgestat tet, nimmt den Kampf gegen das ge waltigste Reich der Erd« auf und vor dreißig Jahren standen zwei seiner Vertreter in Hellem Staunen vor einer deutlcken Kuckucksuhr. Aus der Schule. Lehrer: langt; wer von Euch kann mir darüber etwas sagen? Also sprich, Gott fried. Schüler: B«i den« Mark, was sich mei Großmutter erspart hat, sein euch zwei Thaler drunter! Diehäßlicheßraut. Er ster Leutnant (ledig): Gratulire zur Verlobung, Herr Kamerad. Ha^ schön, Herr Doktor, richten Sie's ein, daß der Gerichtshof vor'm Urtheil erst iu Mittag ißt! Warum die Kinder Märchen lieben. Erwachsene wundern sich gerne üb«r tie Vorliebe der Kinder für Märchen. Dem gereiften Alter kommen diese leicht fade und geistlos vor, und sie führen diese Neigung gerne auf die lebhafte Phantasie des kindlichen Al ters zurück. Aber diese Auffassung dürste eine ganz irrthümliche sein. Kinder besitzen zumeist wenig oder gar keine Phantasie, denn die Thätigkeit dieser Gabe entwickelt sich zumeist aus der Erinnerung, die ein Kind nicht ha ben Wohl aber sind die ganze Umgebung eines Kindes und dessen ersten Erfahrungen wunderbar zu nen nen, und sie lassen ihm deshalb die et was später erzählten Märchen als für durchaus glaubhaft und natürlich er scheinen. Es l«bt eben selbst in einer Märchenwelt. Jenes Alter vermag noch nicht di« Unterschiede zwischen lebenden und todten Gegenständen zu erkennen. Steine sind für das Kind ebensowohl lebendig wie Pflanzen und Thiere, und die letzteren reden so gut wie Men schen. Hippolyte Talnes kleine Toch ter glaubte, daß der Mond hinter der Wolke Versteck spiele und zu gegeben«? Zeit von seiner Bonne zu Bett gebracht wird; das würde keinem Kinde wun derbar erscheinen: «in vor einen Pho nographen geführtes Kind wird hinter der Maschine einen redenden oder sin genden Menschen vermuthen. Die ab nen als einen erwachsenen Besucher; daß Pferde, Hunde und Katzen tan zen, sich Gegenstände Her- Schwäne, und noch leichter an den Wolf im Rothkäppchen und an den ge stiefelten Kater. Man darf dem Kinde den Märchen glauben nicht verkümmern. Nicht nur ist diese Zeit meist die glücklichste des sondern ein in der Wunder nannte hinzugesetzt. Andersens beste Märchen sind ganz frei erfunden. Mit der kältesten Ueberlegung und der be rechnetsten Psychologie kann in der Dichtkunst die elementarst« poetisch« G«walt verbunden sein. Den klassi schen Beweis dafür hat Gottfried Kel lers „Romeo und Julie auf dem Dor fe" geliefert. Schon der Titel zeigt den Ursprung des Werkes und die Lek tion des gebildeten Mannes, dennoch reißend« Meisterwerk geworden, das dem Verfasser von Paul Heyfe die Be zeichnung als „Shakespeare der No velle" eingetragen hat. Auch Keller selbst hat Märchen gedichtet, und zwar von ebenso durchdachter Anlage wi« Das Märchen führt in die Jugend zeit der Völker zurück, es senkt seine Die erste Tageszeitung in Japan erschien 1872, und schon 1890 war die Zahl der Zeitungen und Zeitschriften 716 mit 2,000,00!) Exemplaren Ge sammtauslage. Nominell ist Preßsrei heit gewährleistet, indeß erfolgt die Unterdrückung einer mißliebigen Zei tung ohne viele Umstände. Von son im Jahre 1890 18,720, davon 7473 selbstständige, 10,280 Sammelwerke und 223 Uebersetzungen. Seitdem hat die Literatur einen gewaltigen Auf schwung genommen. Von 189 S bis 1899 sollen durchschnittlich jährlich etwa 23,450 Werke erschienen sein. Die Tagespresse hat eine großartige Ent wicklung erlangt. Bekanntlich sind die Arbeitslöhne und die Papierhreis« in Japan sehr niedrig, ein Umstand, der der Verbreitung der Literatur sehr e»al»rwti»hei«. Ein Schüler israelitisch soll dekliniren: „Die todte Maus." Er zögert lange, ruft dann aber siegesg«- wiß: „todter Maufes!" „Todter Mauses" ist hier bereits stadtbekannte Redensart geworden! so schreibt «in Leser vom Schauplatz der That. Ouallficirt. „Was sagst rühmten di« Lehrer seine leicht« Fas sunosaab«!"
Significant historical Pennsylvania newspapers